Die Atlanter by Selana
Summary: John Sheppard, Rhiana Remor und Rodney McKay begeben sich auf die Erde. John will das Geheimnis seiner Herkunft lösen und gerät in einen Strudel von Gewalt, Intrigen und Verschwörungen, die sich um das Geheimnis der Antiker auf der Erde drehen. Können Sheppard und seine Freunde da wieder heil herauskommen?
Categories: Stargate Atlantis, Stargate SG-1 Characters: John Sheppard, Multi-Chara, Own Character, Rodney McKay
Genre: Crossover, Friendship, General
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 16 Completed: Ja Word count: 28406 Read: 107035 Published: 17.01.12 Updated: 17.01.12
Story Notes:
Die Story um die Antiker auf der Erde ist selbstverständlich meine Erfindung und wird voraussichtlich so nicht in der Serie vorkommen.

1. Kapitel 1 by Selana

2. Kapitel 2 by Selana

3. Kapitel 3 by Selana

4. Kapitel 4 by Selana

5. Kapitel 5 by Selana

6. Kapitel 6 by Selana

7. Kapitel 7 by Selana

8. Kapitel 8 by Selana

9. Kapitel 9 by Selana

10. Kapitel 10 by Selana

11. Kapitel 11 by Selana

12. Kapitel 12 by Selana

13. Kapitel 13 by Selana

14. Kapitel 14 by Selana

15. Kapitel 15 by Selana

16. Kapitel 16 by Selana

Kapitel 1 by Selana
Author's Notes:
Staffel: Kurz nach „Die Belagerung“
Die Atlanter


Teil 1


Washington D.C.
Planet Erde

Nachdem General Jack O’Neill den Bericht zu Ende gelesen hatte, schlug er die Deckblätter zu und blickte mit einem Stirnerunzeln zu dem Mann auf, der vor seinem Schreibtisch stand und ihn gespannt ansah. Es war der gleiche junge Pilot, der ihn vor über einem Jahr in die Antarktis geflogen hatte und dann mit der Atlantis-Expedition in die Pegasus-Galaxis gereist war.
Und doch war etwas anders an ihm. Jack besaß eine große Menschenkenntnis und wusste sofort, dass es die Augen waren. Es waren Augen, die entsetzliches gesehen hatten. Der General hatte jeden Bericht aus der Pegasus-Galaxis gelesen und wusste, was passiert war. Auch wenn John Sheppard das äußerlich nicht anzusehen war, war er innerlich doch reifer geworden. Erst vor kurzem war er zum Colonel befördert worden und Jack war nicht ganz unschuldig daran gewesen. Auch wenn Dr. Weir, die Leiterin der Atlantis-Expedition, die anderen Generals regelrecht dazu gedrängt hatte, war er einer der Fürsprecher des Colonels gewesen.
Anfangs war er gegen Sheppards Teilnahme an der Expedition gewesen, doch Dr. Elizabeth Weir hatte darauf bestanden. Ein Entschluss, den die gute Doktorin nie hatte bereuen müssen, wie er wusste, nachdem er ihre persönlichen Berichte gelesen hatte. Der Colonel mochte ein etwas ungestümer und eigensinniger junger Mann sein, aber irgendwie erinnerte er ihn an sich selbst in jüngeren Jahren. Schließlich hatte Jack selbst einen ausdrücklichen Befehl von Vorgesetzten ignoriert, wenn sein Gewissen es ihm befohlen hatte. Und genau das tat Colonel Sheppard ebenfalls. Der General war außerdem nicht so dumm, einen guten Mann ins Abseits zu stellen, wenn er einen erkannte, und sollte dieser noch so schwierig sein. Doch die letzten Berichte über Sheppard gaben O’Neill mehr als einen Grund zur Besorgnis.
Sheppard hatte O’Neills Musterung gespannt über sich ergehen lassen. Schließlich war der General der neue Chef der Erdsicherheit, also sein höchster Vorgesetzter. Alle Nationen, die vom Stargate-Kommando wussten, hatten sich diesem neuen Kommando angeschlossen.
Ein verdammt wichtiger Job, wie Jack sich selbst eingestand. Und noch stressiger, als seine letzte Arbeit als Chef des Cheyenne-Mountain-Complexes in Colorado. Diese einjährige Aufgabe hatte ihn aber gründlich auf seinen jetzigen Job vorbereitet. Als Kommandeur der Erdsicherheit saß er zwar viel am Schreibtisch, war aber auch oft auf der ganzen Erde unterwegs, um alle Länder in das neue Kommando einzugliedern. Und er musste nicht mehr sein Leben riskieren. Das hatte er lange genug getan. Jetzt waren andere an der Reihe, schließlich war er nicht mehr der Jüngste, wie er ohne Bedauern sich selbst eingestand.
Einladend zeigte O’Neill auf den bequemen Stuhl gegenüber seinem Schreibtisch. „Setzen Sie sich doch, Colonel!“
Sheppard sah sich um und folgte wortlos der Einladung. Noch wusste er nicht, was er von dem General zu erwarten hatte, der ihn mehr als kritisch ansah. Elizabeth hatte ihm erzählt, dass O’Neill am Anfang Vorbehalte gegenüber seiner Teilnahme an der Expedition geäußert hatte. Unter der Hand hatte ihm Weir aber auch gesagt, dass der General selbst schon einen ausdrücklichen Befehl von Vorgesetzten ignoriert hatte. Sheppard hasste es inzwischen, immer mit diesem Eintrag konfrontiert zu werden, zumal er inzwischen erfahren hatte, dass diese Befehlsverweigerung im Grunde niemals stattgefunden hatte.
„Nun, Colonel“, begann O’Neill. „Wenn ich diese Berichte so lese: einige Ihrer Abenteuer können mit meinen Erlebnissen mit SG-1 durchaus mithalten. Sehr beeindruckend! Und Sie haben inzwischen mein vollstes Vertrauen errungen.“
Innerlich atmete Sheppard auf.
„Wenn nicht …“
Sheppards Atem stockte. Das musste ja kommen: „Sie meinen, weil sich herausgestellt hat, das ich ein Antiker bin und noch viele auf der Erde leben und im Geheimen gegen die Menschheit arbeiten? Ich versichere Ihnen, Sir, dass meine ganze Loyalität der Menschheit gehört. Was auch immer diese Arya Varta oder wie immer sie sich nennen mögen, tun, dass ist nicht meine Angelegenheit.“
„Aber wenn ich das richtig gelesen habe, ist Ihr eigener Vater der Anführer dieser Antiker.“
„Das mag sein, aber gleichzeitig haben Sie sicher auch gelesen, dass ich mich von ihnen losgesagt habe, Sir.“
„Ich habe alles ganz genau gelesen, Sheppard. Und ich habe beschlossen Ihnen eine Chance zu geben. Sie wollen diese vier Wochen Ihres Erdurlaubs bei Ihrer Familie verbringen, um einiges zu klären. Das kann ich verstehen und Sie haben meine Erlaubnis. Klären Sie alles zu Ihrer Zufriedenheit und kommen Sie dann zurück. Wenn Sie jedoch mein Vertrauen missbrauchen, werde ich Ihnen persönlich so in den Hintern treten, dass Sie von hier bis zur Pegasus-Galaxis fliegen. Haben Sie mich verstanden?“
Sheppard atmete innerlich auf. „Ja, Sir!“
„Noch etwas, Colonel!“
„Ja, Sir?“
„Ihre Freundin Rhiana Remor, diese Antikerin aus der Pegasus-Galaxis, haben Sie auf die Erde gebracht?“
„Ja, Sir, aber sie hat ihre Sicherheitsüberprüfung hinter sich gebracht. Sie ist keine Gefahr für die Erde.“
„Gut, heute Abend ist ein Empfang für einige Würdenträger der neuen Mitgliedsstaaten der Erdsicherheit. Ich erwarte Sie dort. Und bringen Sie ihre Freundin mit.“
„Sir?“
„Das ist ein Befehl. Ich verlange, dass Sie kommen, Colonel. Ab morgen können Sie dann in Urlaub fahren. Das ist alles, Sie können gehen.“
„Ja, Sir!“ Sheppard begriff, dass dies nur ein Vorwand des Generals war, um Rhiana kennen zu lernen. Er wollte sich ein eigenes Bild von ihr machen. Der Colonel stand auf, salutierte und verließ eiligen Schrittes den Raum.
O’Neill sah nachdenklich hinter ihm her. Natürlich war die Anwesenheit des Colonels nicht unbedingt erforderlich, doch er wollte diese geheimnisvolle Antikerin persönlich kennen lernen, um sie einschätzen zu können. Kein noch so guter Bericht konnte eine persönliche Begegnung ersetzen.
Dann dachte O’Neill an Samantha Carter, die auch anwesend sein würde und über sein Gesicht glitt ein erwartungsvolles Lächeln. Seit er das SGC verlassen hatte, waren sie ein Paar. Zwar gehörte das SGC noch zu seinem Zuständigkeitsbereich, doch nicht mehr unmittelbar. Er war sehr glücklich gewesen, als Sam ihrem Verlobten Pete den Laufpass gegeben hatte und noch glücklicher, als sie ihm erzählte, dass er der Grund gewesen war. Da hatte nichts mehr zwischen ihnen gestanden. Leider sahen sie sich viel zu wenig, doch diese wenigen gemeinsamen Stunden waren die schönsten Stunden in ihrer beider Leben geworden.

John Sheppard ging den langen Korridor entlang, der ihn zum Fahrstuhl bringen würde. Seine Gedanken weilten schon bei seiner Familie, die keine Ahnung hatte, dass er kommen würde. Beim Gedanken an seine Mutter erhellte sich sein Gesicht etwas. Mit ihr hatte er nie Probleme gehabt, doch leider tat sie immer alles, was sein Vater von ihr verlangte.
Fast mechanisch betrat er den Fahrstuhl und drückte den Knopf zum Erdgeschoss. Dort wartete Rhiana auf ihn. Sie würde bestimmt nicht erfreut sein, über die Einladung des Generals für heute Abend, doch er konnte den direkten Befehl seines Vorgesetzten nicht ignorieren.
„John, du macht nicht gerade ein glückliches Gesicht. Ist es so schlecht gelaufen?“ Rhiana saß in einem der bequemen Sessel in der Lobby und hatte in einer Zeitschrift gelesen. Sie trug ihr langes braunes Haar offen und hatte ein hellrotes Kostüm angezogen, das ihre schlanken Beine zur Geltung brachte. Neben ihr stand eine Tasse Cappuccino.
Sheppard lächelte bei dem Gedanken, wie sehr Rhiana schon Erdangewohnheiten angenommen hatte. Inzwischen hatte sie schon alle verschiedenen Kaffee-Sorten ausprobiert und entschieden, dass ihr der Cappuccino am besten schmeckte.
„Was?“ fragte sie, als sie sein Lächeln bemerkte.
„Oh! Ich dachte nur daran, wie sehr du schon von uns Gewohnheiten angenommen hast“, und zeigte dabei auf den Kaffee.
„Daran ist McKay schuld. Dauernd löchert er mich mit seinen Fragen über unsere Technik und Kultur. Dabei trinkt er dauernd Kaffee. Das muss wohl auf mich abgefärbt haben. Außerdem schmeckt Kaffee gut. Und ganz besonders diese Sorte hier“, sie zeigte auf ihre Tasse. „Wir müssen unbedingt eine Cappuccino-Maschine nach Atlantis mitnehmen.“
„Die bist zu viel mit McKay zusammen“, meinte Sheppard stirnerunzelnd. „Und nun ist McKay noch zur Erde mitgekommen.“
„Ich denke, hier habe ich meine Ruhe vor ihm. Er ist die ganze Zeit mit Colonel Carter beschäftigt und geht der Armen auf die Nerven“, meinte Rhiana. „Wie lief es bei dem General? Können wir gehen?“
„Es lief gut, aber ich fürchte, wir können erst morgen aufbrechen. Der General hat uns für heute Abend zu einem Empfang eingeladen. Ich denke, er will dich kennen lernen.“
„Um sich ein Bild von mir zu machen. Und ich habe nichts zum Anziehen!“ stöhnte sie entsetzt auf.
Sheppard glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Alles hatte er erwartet, nur nicht das. Anscheinend waren Frauen in allen Galaxien sich in einem ähnlich: sie hatten nie etwas zum Anziehen, selbst wenn die Kleiderschränke voll hingen.
„Dem können wir abhelfen“, meinte Sheppard. „Gehen wir einkaufen. Auch ich brauche eine Ausgeh-Uniform. Meine befindet sich nicht in Washington. Aber wir sind in Washington, der Stadt der Diplomaten, Politiker und Spione. Da gibt es Läden für alles. Für dich kaufen wir ein Kleid und ich leihe mir einfach eine Uniform aus.“
Sie machten sich sofort auf den Weg, um ein in Frage kommendes Geschäft zu suchen.

weiter: Kapitel 2
Kapitel 2 by Selana
Teil 2


Die Nacht brach schon herein, als sie sich auf den Weg zum Empfang machten. Die Einladungskarte hatte zu ihrer Überraschung am Empfang ihres Hotels auf sie gewartet.

Am Eingang mussten sie die übliche Kontrolle über sich ergehen lassen, denn ein Anschlag war nie auszuschließen. Als sie den Empfangs-Saal betraten, richteten sich viele Augen auf das attraktive Paar. John sah in seiner Ausgeh-Uniform blendend aus und seine Begleiterin zog das Auge jedes Mannes und den neidvollen Blick vieler Frauen auf sich. Rhianas dunkelrote Kleid war lang und einfach geschnitten, doch gerade dadurch betonte es ihre schlanke Figur aufs reizendste. Ihr langes dunkles Haar war zu einer kunstvollen Frisur hochgesteckt und ihre blauen Augen zogen jeden in ihren Bann.

„Colonel, schön, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind“, General O’Neill kam, in Begleitung einer wunderschönen Frau mit kurzen blonden Haaren, auf sie zu. „Kennen Sie Colonel Samantha Carter schon?“

„Ja, Sir. Colonel Carter gehörte zu unserem Begrüßungskommando, als wir das SGC betraten“, erklärte Sheppard. „Ich freue mich, Sie wieder zu sehen, Colonel.“
„Das Vergnügen ist ganz auf meiner Seite“, meinte Carter und lächelte den Colonel strahlend an.

Aus dem Hintergrund tauchte McKay auf. Das musste ja sein, dachte Sheppard vergnügt. Wo Carter ist, war McKay nicht weit.

Doch dann fielen ihm die Blicke auf, die der General und Carter miteinander wechselten. Sie waren wohl zusammen. Armer McKay, dann hatte er wohl keine Chance mehr bei Carter. Sheppard gab zu, dass sie eine Augenweide war. Sie hatte ein schlichtes, schwarzes knielanges Kleid mit Trägerärmeln angezogen, das ihr ausgezeichnet stand. Das kurze Haar hatte sie hochgesteckt und eine Perlenkette hinein geflochten. Kein Wunder, das der General auf sie stand. Beide gaben ein schönes Paar ab, wie John ohne Neid erkannte. Der General war immer noch ein gut aussehender Mann, auf den die Frauen flogen.

„Hallo John, Rhiana“, begrüßte Rodney die beiden. „Ich nahm an, ihr seid schon in Montana.“

„Morgen reisen wir ab“, antwortete Sheppard. „Der General war so freundlich, uns zu dem Empfang einzuladen.“

Carter sah John an. „Kommen Sie, Colonel. Ich führe Sie herum und stelle Sie einigen Leuten vor. Jack kann Ihrer Freundin solange einen Drink spendieren.“
Sheppard sah Rhiana an.

„Geh nur, ich bin sicher, dass ich bei dem General in guten Händen bin.“
John blickte den beiden hinterher, als O’Neill Rhiana galant den Arm reichte und mit ihr fort ging.

Carter legte ihm die Hand auf den Arm. „Kommen Sie, Sheppard. Jack hat nur einige Fragen an Miss Remor. Und ich vermute, dass Sie das geahnt haben, oder?“

„Nun ja, eigentlich schon“, antwortete John. „Allerdings verstehe ich es nicht. Rhiana ist keine Gefahr für unseren Planeten, was ich dem General auch schon gesagt habe.“

„Jack glaubt das, aber er macht sich gerne selbst ein Bild. Warum laden Sie und Rodney mich nicht zu einem Drink ein?“

„Aber gerne!“ Rodney drängte sich nach vorne und gab Carter den Arm.
Mit John auf der einen und McKay auf der anderen Seite, gingen sie zu der kleinen Bar, um sich etwas zu trinken zu holen.
„Rodney hat mir viel von Ihren Abenteuern erzählt, John. Darf ich Sie so nennen? Schließlich sind wir nicht im Dienst. Mich können Sie Sam nennen.“

„Gerne“, sagte John, dem Sam auf Anhieb sympathisch war. Er reichte ihr einen schlanken, mit Sekt gefüllten Kelch.

Sie prosteten sich zu und Rodney meinte. „Sam interessiert sich sehr für deine Vergangenheit, John.“

„Ich muss Sie da leider enttäuschen, Sam. An alles kann ich mich immer noch nicht erinnern. Allerdings kommt jeden Tag eine neue Erinnerung dazu. Es so, als lese ich in einem Buch, und mit jeder Seite, die ich lese, erweitert sich mein Wissen. Vieles ist noch unklar. Deshalb will ich ja nach Montana zum Stammsitz meiner Eltern. Wir besitzen dort eine große Ranch, auf der ich meistens die Ferien verbracht habe. Die übrige Zeit bin ich auf Schulen gewesen. Mein Vater wird mir einige Fragen zu beantworten haben. Doch ich verspreche, dass, was immer ich auch herausfinden werde, es dem SGC mitteilen werde. Meine ganze Loyalität gehört den Menschen auf der Erde und nicht irgendwelchen Antikern oder Arya Varta, wie sie sich hier nennen.“

Sam sah ihn nachdenklich an. „Auch ich glaube Ihnen, John. Doch wie Jack, bin ich auch sehr überrascht gewesen, als ich von Ihrer wahren Herkunft erfuhr. Vielleicht glauben Sie jetzt, uns gegenüber loyal sein zu müssen, doch was, wenn Ihre Erinnerung vollständig wieder da ist? Ist dann Blut nicht dicker als Wasser?“

„Sie können nicht mehr überrascht als ich sein“, John sah nachdenklich zu Boden. „Und ich kann Ihre Frage letztendlich nicht endgültig beantworten. Doch es muss einen guten Grund für meine Gedächtnislöschung gegeben haben. Dieser Grund wird Ausschlaggebend für mich sein. Doch wie auch immer, meinen Eid gegenüber der US-Regierung werde ich aus keinem Grund brechen.“

Carter sah ihn nachdenklich an und wechselte schließlich das Thema. Sie unterhielten sich noch über dies und das, bis Jack O’Neill und Rhiana wieder auftauchten. Der General machte einen zufriedenen Eindruck und auch Rhiana lächelte. John war erleichtert, dass Gespräch der beiden schien gut gelaufen zu sein.

„Hier bringe ich Ihnen Ihre Freundin wieder zurück, Colonel. Dafür nehme ich meine mit. Amüsiert euch noch gut, doch nun müssen Sam und ich uns um die anderen Gäste kümmern.“

Damit ließen die beiden einen belämmert dreinblickenden McKay zurück, der endlich kapiert hatte, wie der Hase lief.

„Das, …, dass, die beiden sind ein Paar?“ fragte er nicht gerade intelligent.

„Natürlich, dass hat doch ein Blinder gesehen“, antwortete John.

„Aber, das geht doch nicht! Er ist ihr Vorgesetzter.“

„Der aber nicht mehr am gleichen Arbeitsplatz ist“, erklärte John. „Hast du dir etwa Hoffnungen mit Carter gemacht?“

„Nun, nein, ja, ich weiß nicht genau. Als wir das letzte Mal zusammen gearbeitet haben, hat sie solche Andeutungen gemacht, aber nun kann ich diese Hoffnung wohl begraben.“

„Willst du ihre Freundschaft erhalten?“

„Aber ja! Das auf jeden Fall.“

„Dann sprich sie nicht darauf an. Arbeite mit ihr zusammen. Schließlich gehen wir ja zurück nach Atlantis.“

„Soll das etwa ein Trost für mich sein?“

„Nun ja, so in etwa“, meinte John.

Sie gingen durch die Räume und fanden Carter, die sich angeregt mit einem Mann unterhielt. Sie winkte die drei zu sich. „Darf ich Sie mit Colonel Han Sung-Joon vorstellen? Er ist vom südkoreanischen Militär zur Erdsicherheit gestoßen. Süd-Korea ist einer unserer neuen Partner.“

„Das ist uns bekannt“, meinte Rodney. „Wir haben zwei Wissenschaftler und einen Techniker in Atlantis, die aus Süd-Korea stammen.“

Carter stellte sie vor dem Koreaner vor: „Miss Rhiana Remor, Doktor Rodney McKay und Colonel John Sheppard.“

Colonel Han war ein Mann Anfang Vierzig, mit kurzen dunklen Haaren und einem stechenden Blick. Seine grauen Augen glitten von einem zum anderen.

Rhiana bemerkte, dass er John länger anblickte, als die anderen. Und das ließen sofort sämtliche Alarmglocken in ihr läuten.

Der Colonel sprach sehr gut englisch, allerdings mit einem leichten Akzent. „Ich bin erfreut, Sie kennen zu lernen, Colonel Sheppard“, begann er das Gespräch. „Die Berichte über Ihre Erlebnisse in der Pegasus-Galaxis lesen sich spannender, als jedes Buch. Ich bin sehr beeindruckt.“

„Vielen Dank“, sagte John und lächelte freundlich zurück. „Sie wissen von Atlantis?“

„Ja, selbstverständlich.“

„Sie unterstehen freiwillig dem Kommando von General O’Neill?“

„Ja, meine Regierung hat mich freigegeben, weil ich die Erde verteidigen will, wenn es notwendig sein sollte und nicht nur mein Land. In Zeiten wie diesen, sollte man alte Rivalitäten und Feindschaften untereinander vergessen. Leider sehen das nicht alle Völker so. Nord-Korea, obwohl es von der Gefahr der Ausseridischen unterrichtet wurde, hat es abgelehnt, der Erdsicherheit beizutreten.“

„Ich habe mich über die Politik und über die Völkern der Erde informiert“, sagte Rhiana. „Und ich verstehe beim besten Willen nicht, wie man so kurzsichtig sein kann und die Gefahren, die alle Menschen der Erde bedrohen, einfach ignorieren kann.“

Colonel Han sah Rhiana erstaunt an.

“Rhiana stammt nicht von dieser Welt”, erklärte Sheppard. „Ja, sogar nicht einmal aus dieser Galaxis. Sie ist in der Pegasus-Galaxis geboren worden.“

„Oh! Das ist fantastisch, Miss. Der einzige Außerirdische, dem ich bisher begegnet bin, ist Teal’c. Und er ist ein Jaffa und stammt aus der Milchstraße.“

„Ich bin auch über die Jaffa unterrichtet, ebenso über die Goa’uld, Colonel Han“, erklärte Rhiana. „Aber wie ich hörte, ist die Gefahr der Goa’uld so ziemlich gebannt.“

„Nun, nicht ganz. Es gibt immer noch einige System-Lords, zum Beispiel Baa’l, die glauben, Macht an sich reißen zu können. Und dann gibt es die neu gegründete Jaffa-Nation, die auch eigene Wege gehen will. Damit sind wir aber nicht so einverstanden und das wird noch manchen Ärger geben. Dazu kommt die neue Gefahr durch die Orii.“

Von den Orii hatte Sheppard auch gehört. Aufgestiegene Antiker, die alle vernichten wollten, die nicht an sie glauben wollten.

„Und nun haben wir noch die Wraith auf die Erde aufmerksam gemacht“, sagte Rhiana bedauernd.“

„Wie ich gehört habe, haben Sie denen mächtig eingeheizt“, meinte Han lächelnd.

„Nicht ganz“, sagte Sheppard. „Wir haben eine Schlacht gewonnen und die ärgste Gefahr für die Erde erst einmal gebannt, aber sie sind noch da und werden nicht aufgeben.“

„Und Sie wollen da wieder hin?“ fragte Han.

„Ja, selbstverständlich! Es ist meine Heimat“, sagte Rhiana.

„Und mein neues Zuhause, mit Menschen, die ich liebe und die auch mich mögen“, fügte John hinzu. „Nie würde ich sie im Stich lassen.“

Im Laufe des Abends lernten sie noch viele andere Personen kennen.

Der Abend schritt fort. Rhiana hatte schließlich genug. Die Beine taten ihr weh und auch sonst war sie müde. Sie nahm John zur Seite. „Können wir nicht endlich gehen? Meine Füße tun so weh.“

John warf einen bezeichnenden Blick auf ihre Schuhe. „Kein Wunder bei den Schuhen. Du hättest bequemere Schuhe anziehen sollen. Wie könnt ihr Frauen überhaupt mit so was laufen?“

„Das verstehe ich auch nicht. Auf Tengwar trägt man keine so abnormalen Schuhe“, Rhiana warf einen Blick auf die hohen Absätze. „Aber der Verkäufer sagte, dass ich sie unbedingt kaufen müsste.“

„Klar, sagte er das“, meinte John. Er warf einen Blick auf seine Uhr. Es war schon spät. Wenn sie noch etwas Schlaf abbekommen wollten, mussten sie gehen. Sie verabschiedeten sich von ihren Gastgebern und gingen ins Hotel zurück.

Am anderen Morgen beglichen sie die Rechnung, bestellten ein Taxi und ließen sich zu einem kleinen Flughafen fahren. Dort hatte John eine kleine Einmotorige gemietet, mit der sie nach Montana fliegen würden. Der Landsitz der Sheppards besaß einen kleinen Flugplatz, so dass John dort landen konnte. Am Flughafen würde sich dann noch Dr. Janus Martinez, ein zeitreisender Antiker zu ihnen gesellen.

Die Sonne ging gerade auf, als Janus, John und Rhiana in das Flugzeug stiegen und Sheppard den Motor startete. Er hatte schon oft so kleine Maschinen geflogen, so dass er den Start wie im Traum ausführen konnte.

Janus hatte sie natürlich ausgefragt, doch John hatte auf keine seiner Fragen geantwortet. Irgendwie vertraute er dem Mann noch immer nicht so richtig.

Während des Fluges fiel ihm auf, dass Rhiana sehr nachdenklich aussah. „Was hast du denn?“ fragte er sie.

„Es ist wegen Han.“

„Dieser koreanische Colonel? Was ist mit ihm. Er war doch sehr nett.“

„Das war er, aber ist dir nicht aufgefallen, wie er dich gemustert hat, als er sich unbeobachtet fühlte? Ich hatte den Eindruck, dass er dich kannte.“

„Sollte ich ihn dann nicht auch kennen?“

„Eigentlich schon, aber was ist, wenn er zu den Erinnerungen gehört, die du vergessen hast?“

„Du meinst er kennt mich von früher?“

Rhiana zuckte mit den Achseln. „Es war nur so ein Gefühl. Vielleicht bin ich einfach zu misstrauisch. Wie auch immer, wir sind nun auf dem Weg zu deiner Familie und werden Han kaum wieder sehen.“

„Ja, da hast du recht“, stimmte John ihr zu.

Die beiden ahnten nicht, wie sehr sie sich da täuschten.

weiter: Kapitel 3
Kapitel 3 by Selana
Teil 3


Montana,
Landsitz der Familie Sheppard

Das Anwesen der Sheppards lag in einem großen weiten Tal, in der Nähe der Stadt Cascade. Das Tal wurde eingerahmt von einer großen Hügelkette, die zu den Little Belt Mountains gehörten. Die Stadt lag am Eingang, während die Ranch den hinteren Teil des Tales einnahm. Um zu der Ranch zu kommen, mussten sie die Stadt überfliegen und dann Kurs auf die Landebahn nehmen, die hinter der Ranch lag.

So hatten Janus und Rhiana einen guten Blick auf das Anwesen. Das Haupthaus war ein großes zweistöckiges Gebäude mit zwei Flügeln. Hinzu kamen einige kleinere Gebäude: die Wohnhäuser der Angestellten, Lagerhäuser, Stallungen und Vorratsschuppen.

Hinter den Häusern lagen Felder und Wiesen, meistens eingezäunt, als Koppeln für die großen Pferdeherden, die unter ihnen grasten.

„Meine Familie züchtet Pferde“, erklärte John ihnen.

Natürlich landeten sie nicht unangemeldet auf dem Flugfeld. Janus hatte sein Kommen angekündigt, aber nicht verraten, dass er John mitbrachte. Sheppard hatte darauf bestanden. Er wollte zu gerne das Gesicht seines Vaters sehen, wenn er aus dem Flugzeug stieg.

Zu dem Flugplatz gehörte ein kleiner Tower. Dort meldete John seine Landung an. Er setzte die Einmotorige sanft auf der Landebahn auf und rollte die letzten Meter bis zum Ende des Flugfeldes.

Zwei Männer warteten auf sie, die John jedoch unbekannt waren. Das wunderte ihn nicht, denn er war einigen Jahre nicht mehr hier gewesen.

„Dr. Martinez, schön das Sie wieder da sind. Der Boss ist neugierig und erwartet Sie schon. Hatten Sie Erfolg bei der Suche?“ begrüßte einer der beiden Männer den Doktor. John beachtete er nicht, da er in seinen Augen nur der Pilot der Maschine war. Rhiana hingegen traf ein neugieriger Blick. „Sie haben einen Gast mitgebracht?“

„Ja, zu beiden Fragen“, antwortete Janus.

„Sie haben den Junior gefunden?“

„Bringen Sie mich einfach zum Boss, Peters, dann erfahren Sie alles.“

Anscheinend war der Mann nicht nur ein einfacher Angestellter. John sah ihn nun genauer an. Er war ein paar Jahre älter als Sheppard, mittelgroß, mit dunkelblonden kurzen Haaren. Seine Gestalt wirkte drahtig und durchtrainiert. John ahnte, dass er gefährlich werden konnte. Er tippte auf einen Leibwächter seines Vaters.

Jetzt blickte Peters auf John. „Folgen Sie mir, Doktor. Ihr Pilot kann sich in einem der Gästehäuser ausruhen, bis sie uns wieder verlassen.“

„Mein Pilot wird mit uns kommen, Peters“, sagte Janus in einem so bestimmenden Ton, dass Peters ihn überrascht anblickte. Ein abschätzender Blick traf Sheppard.

Peters ging voran. John kannte den Weg natürlich von früher. Nichts hatte sich verändert. Ihr Gepäck war noch im Flugzeug und würde von einigen Bediensteten geholt werden.

Das Hauptgebäude war von einer weiß gestrichenen Veranda umgeben. Neben dem Haus hatte ein begabter Gärtner kunstvoll ein Blumen- und Gemüsegarten angelegt. Dies war das Reich seiner Mutter. Auch hier hatte sich zum Glück nichts verändert.
Sie betraten eine ganz mit edlen Hölzern ausgetäfelte Eingangshalle. Eine große geschwungene Treppe führte zum zweiten Stockwerk hinauf.

Sie folgten Peters zum hinteren Teil der Halle, zu einer großen schweren Eichentür, in die Figuren und Symbole eingearbeitet waren. Er öffnete sie, trat zur Seite und machte eine einladende Geste.

Janus, John und Rhiana betraten einen großen, hellen und geschmackvoll eingerichteten Raum. Die eine Seite bestand ganz aus Glas und erlaubte einen Blick auf den großen Garten, mit Apfel- Birnen- und Kirschbäumen. Als Junge war John auf ihnen oft herumgeklettert. Die drei anderen Wände waren mit Bücherregalen voll gestopft. An einen mächtigen Schreibtisch aus Kirschholz saß ein Mann in mittleren Jahren vor einem großen Computer-Bildschirm. Bei ihrem Eintritt sah er auf.

„Dr. Martinez, da sind Sie ja!“ Der Mann stand auf und sie sahen, dass er groß und schlank war. Sein Haar war dunkelblond und kurz geschnitten.

John war mit Absicht hinter Janus geblieben und trat nun zur Seite. Als der Blick des Mannes auf ihn fiel, blieb er wie erstarrt stehen. In seine Augen trat ein ungläubiger Ausdruck, der sich dann in Freude verwandelte.

„John! Ich träume wohl!“ In den Mann kam Bewegung und mit wenigen Schritten war er heran und umarmte den total überraschten John.

Sheppard wusste nicht, was er machen sollte. Mit allem hatte er gerechnet, nur nicht mit einer solch freudigen Begrüßung.

Als der Mann ihn losließ, sagte er mit etwas belegter Stimme: „Hallo, Vater!“
Peters blickte nun ebenfalls ungläubig auf John. „Sie sind der verlorene Sohn?“
„Wenn Sie es so bezeichnen wollen…, Peters, richtig?“

„John! Meine Güte! Ich kann es nicht fassen! Peters, holen Sie sofort Mrs. Sheppard!“

„Ja, Sir!“ rief Peters und verließ eilig den Raum.

„Wo warst du denn nur, mein Sohn?“ fragte Sheppard Senior.

„In der Pegasus-Galaxis“, antwortete John trocken und ohne Rücksicht darauf, dass er mit einem Zivilisten sprach, der nicht ins Stargate-Programm eingeweiht war, denn eines wusste er mit Sicherheit: Sein Vater wusste vom Stargate und auch von der Atlantis-Mission.

„In der Pegasus-Galaxis? Machst du Scherze, Sohn?“

„Keineswegs, Vater. Ich bin hier, um einige Fragen beantwortet zu bekommen! Janus hat mir alles erzählt, von den Antikern, was ich bin und vor allem, was du bist.“

Sheppard Senior sah erst Janus, dann John an. “Du selbst wolltest das alles doch vergessen. Muss ich dich etwa daran erinnern? Und Sie, Doktor? Was haben Sie ihm gesagt?“

“Um Ihren Sohn zurückzubringen, musste ich dem Stargate-Kommando beitreten, durch das Stargate gehen, bzw. mit einem Raumschiff in eine andere Galaxis fliegen, Mr. Sheppard.“

In diesem Augenblick stürmte eine Frau durch die Tür. Wenn Rhiana sie auch noch nie gesehen hatte, so wusste sie doch sofort, dass dies Johns Mutter war. Die Ähnlichkeit der beiden war einfach zu groß. Auch Peters schien das nun aufzufallen, denn sein Blick wanderte von John zu der Frau und wieder zurück.

Mrs. Sheppard sagte nichts. Sie stürmte auf John zu und umarmte ihn so fest, als wollte sie ihn nie mehr loslassen. Und bei ihr erwiderte John diese Geste. „Mutter!“ sagte er mit etwas belegter Stimme.

„Ich habe mir solche Sorgen gemacht“, sagte sie schließlich, nachdem sie ihren Sohn wieder losgelassen hatte. „Warum hast du dich nie bei uns gemeldet?“ Dies klang nun wieder sehr vorwurfsvoll.

„Die Gelegenheit war nicht da“, sagte John, obwohl das nicht ganz richtig war.

„Das glaube ich nicht ganz, aber ich kann mir den Grund schon denken“, sagte Johns Mutter und warf einen strafenden Blick auf ihren Ehemann. Dann fiel ihr Blick auf Rhiana, die bisher nur stumm dabei gestanden hatte und bewegt der Familienzusammenführung zugesehen hatte. „Und wer Sie, meine Liebe?“

John legte den Arm um sie. „Das ist meine Freundin Rhiana Remor. Rhiana, das ist meine Mutter Vanessa und mein Vater Philipp Sheppard.“

Johns Eltern sahen sie neugierig an. „Deine Freundin?“ fragte Philipp und verzog leicht sein Gesicht.

„Willkommen in der Familie, Miss Remor. Ich muss sagen, mein Sohn hat einen guten Geschmack“, sagte dagegen Vanessa.

„Danke, doch nennen Sie mich ruhig Rhiana“, antwortete die Antikerin.

„Und wir sind Philipp und Vanessa“, sagte Johns Mutter lächelnd.

Philipp Sheppard sah seinen Sohn an. „Vanessa, warum zeigst du nicht Rhiana das Haus? John und ich haben einiges zu besprechen.“

„Das kann ich mir vorstellen“, meinte Vanessa. „Kommen Sie, meine Liebe!“

Rhiana warf noch einen Blick zurück, doch John hatte nur noch Augen für seinen Vater.

„Also, mein Sohn, was genau hat dir Dr. Martinez alles erzählt? Und was ist mit dieser Rhiana? Ich will dich ja nicht beleidigen, aber passt sie in unsere Familie?“ fing Philipp das Gespräch an, nachdem sie alleine waren.

Sheppard ging auf diese Bemerkung nicht ein. Er begann alles zu erzählen, was er erfahren hatte. Auch das Rhiana ebenfalls eine Antikerin war, ließ er nicht aus. „Wie du siehst, passt Rhiana durchaus in unsere Familie.“

„Das ist äußerst interessant“, meinte Sheppard schließlich, als John geendet hatte. „Wahre Antiker in der Pegasus-Galaxis.“

„Das müsste dich doch beruhigen, Vater. Damit habe ich mich schließlich nicht unter meiner Würde gebunden, oder?“

„John, du weißt, dass ich die Meinung der Saat Bhai nicht teile.“

„Nein, nicht so direkt, aber die Menschen siehst du trotzdem als Minderwertige an. Als Kind hast du mir immer eingetrichtert, niemals jemanden zu suchen, der nicht aus unserem Volk ist. Daran erinnere ich mich nun wieder. Es ist seltsam, aber seit ich mit Rhiana die Geistesverschmelzung eingegangen bin, kommen immer mehr Erinnerung hervor. Dieser Vorgang scheint eine Tür geöffnet zu haben. Ich beginne mich an Sachen zu erinnern, die ich vor einigen Tagen noch nicht wusste. Und ich begreife, dass ich es tatsächlich selbst war, der in meinem Bewusstsein herum manipulieren lies.“

„Gegen meinen ausdrücklichen Willen. Ich hoffe, du erinnerst dich auch daran?“ fragend sah er dabei seinen Sohn an.

„Ja, auch daran beginne ich mich zu erinnern. Und es war ein Fehler, dass erkenne ich jetzt. Ich begreife nicht, wie ich das machen konnte.“

„Du warst verzweifelt, und es schien dir der einzige Weg zu sein, um alles zu vergessen. Ich habe vergeblich versucht, dich davon abzuhalten.“

John überlegte lange. „Vielleicht habe ich dich falsch beurteilt. Bisher war ich immer der Meinung, dass du mich los haben wolltest.

„Das ist nicht wahr. Du bist mein Nachfolger. Das machte dich zum Ziel der Saat Bhai. Deshalb konnte ich dir nie die Aufmerksamkeit widmen, die ich gerne wollte. Es tut mir sehr leid, dass du darunter so gelitten hast. Aber das ist nun vorbei. Du gehörst zu uns. Und du kannst nun selbst auf dich aufpassen. Die Saat Bhai können mich nicht mehr erpressen. Ich gebe dir, wenn du es wünscht, zehn oder noch mehr Leibwächter zur Seite.“

John sah zu Boden und dann in die Augen seines Vaters. „Danke, aber ich bin durchaus in der Lage, auf mich selbst aufzupassen. Und ich kann nicht bleiben, Vater. Ich gehöre zum Atlantis-Team und werde in die Pegasus-Galaxis zurückkehren.“

„Aber!“ Philipp sah seinen Sohn ungläubig und entsetzt an. „Das kannst du nicht machen, Sohn.“

„Oh doch! Ich kann und ich werde.“

„Aber, deine Familie, das sind wir!“

„Nein, das seid ihr nie gewesen. Meine Familie ist jetzt in Atlantis. Sie haben mich so akzeptiert wie ich bin, auch wenn wir nicht immer der gleichen Meinung sind.“

„Das kann nicht dein Ernst sein. Es sind nur gewöhnliche Menschen. Und nun, da sie wissen, wer du bist, werden sie dir nicht mehr vertrauten.“

„Sprich nicht so von ihnen“, verteidigte Sheppard seine Freunde, obwohl er insgeheim die gleiche Befürchtung hegte. General O’Neill hatte es sogar angedeutet. „Es sind zudem viele darunter, die das ATA-Gen wie ich besitzen, wenn auch nicht so stark.“

„Mischlinge, nur ein Abglanz unserer Stärke.“

„Vater, ich kann nicht glauben, was ich da höre! Aber es bestärkt mich in meiner Meinung, dass ich zu den gewöhnlichen Menschen gehöre und nicht zu den Antikern. Es betrübt mich, dass auch du solche Vorurteile hast, aber Janus hat mich ja gewarnt.“

„Martinez ist ein Narr. Es ist im Grunde nicht wie wir.“

„Nein, er ist wie unser Volk einmal war“, John konnte es nicht glauben, was er da sagte. Nun dachte er von den Antikern schon als sein Volk. „Und vergiss eines nicht, Vater, er hat mich gefunden und zurückgebracht, damit wir wenigstens die Möglichkeit haben, uns auszusprechen.“

„Ja, dem stimme ich zu, doch bevor du dich endgültig entscheidest, gib mir die Chance dir alles zu zeigen. Vielleicht änderst du dann doch deine Meinung“, Philipp sah seinen Sohn so bittend an, dass dieser kaum ablehnen konnte.

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Kapitel 4 by Selana
Teil 4


„Na schön, Vater! Die nächsten vier Wochen bin ich sowieso hier. Da hast du genug Zeit, um mir alles zu zeigen. Doch was immer es auch ist, nichts wird meine Meinung ändern können.“

Philipp strahlte. „Schön, wir werden sehen. ich bin sicher, am Ende wirst du einsehen, dass du zu uns gehörst. Und Rhiana scheint nett zu sein und ist zudem eine von uns. Mehr kann ich nicht erwarten. Doch nun komm! Ich habe dich lange genug von deiner Mutter ferngehalten. Sie kann es sicher nicht erwarten, mit dir in aller Ruhe zu sprechen.“

John schluckte die Bemerkung die ihm, wegen der schnellen Meinungssänderung seines Vaters in Bezug auf Rhiana, auf der Zunge lag, hinunter und sagte stattdessen: „Weiß Mutter von meiner Gedächtnislöschung?“

„Nein, es hätte sie nur unnötig aufgeregt. Ich habe ihr gesagt, dass du mit deinen Geheimaufträgen für die US-Regierung so beschäftigt bist, dass du es nicht riskieren kannst, uns zu kontaktieren. Sie war mit deiner Entscheidung, den Menschen anstatt uns zu dienen, nie einverstanden. Vor dir hat sie das natürlich nie zugegeben. Sie hat immer dafür gebetet, dass du eines Tages gesund zu uns zurückkehrst und für unsere Sache eintrittst. Nun wird sie froh sein, das wir uns beide wenigstens wieder vertragen.“

Als John das hörte, bekam er ein schlechtes Gewissen. Seine Mutter hatte er nie verletzen wollen. Er wollte ihr seine Entscheidung gründlich erklären, vielleicht verstand sie es dann besser. Die beiden fanden Rhiana, Vanessa und Janus im Garten, unter einem Birnenbaum auf einer Bank sitzen. Rhiana sprach eifrig mit Vanessa und John war sicher, dass es um ihn ging.

Als sie näher kamen unterbrach Rhiana ihre Plauderei und sah ihnen gespannt entgegen. „Nun, habt ihr zwei euch ausgesprochen?“

Philipp sah John an. „Im Grunde schon. Doch es gibt noch vieles, was ich John zeigen muss. Es wäre schön, wenn John hier bleiben würde. Er gehört zu unserem Volk. Und Sie, meine Liebe, sind herzlich eingeladen auch zu bleiben. Und das, so lange Sie es wünschen. Auch ihr ganzes Leben lang, wenn Sie es möchten.“

John entging nicht, das Rhiana entsetzt zusammen zuckte und ihn dann ansah. Befürchtete sie, dass er hier bleiben könnte? Er beschloss sie gleich zu beruhigen. „Was immer Vater mir auch zeigen kann, es wird meinen Entschluss, zur Rückkehr nach Atlantis nicht ändern können.“

„Wir werden sehen, John“, meinte Philipp lächelnd. Es gab da einiges, was John noch nicht wusste, nicht wissen konnte, denn erst ab einem gewissen Alter wurden die Kinder in die letzten Geheimnisse eingewiesen. Und dieses Alter hatte John noch nicht erreicht gehabt, als er sie verlassen hatte.


Stargate-Center
Colorado

Nach ihrer Rückkehr aus Washington waren Sam und Rodney zu ihrer Arbeit im SGC zurückgekehrt. McKay hatte so viele Neuigkeiten und technischen Geräte der Antiker mitgebracht, dass sie Tage, wenn nicht Wochen damit beschäftigt sein würden, dass alles auszuwerten.

Rodney hatte sich dazu entschlossen, mit Sam auf kameradschaftlicher Basis zusammen zu arbeiten. Er wollte wenigstens hin und wieder mit ihr zusammenarbeiten und sie auch als Freundin nicht verlieren. Trotzdem war er enttäuscht darüber, dass Sam nun mit diesem etwas eigenartigen General zusammen war.

„So“, begann Sam, nachdem sie eine Weile schweigend neben einander gearbeitet hatten. „Dein Freund Sheppard ist also ein Antiker. Und das es noch irgendwo Antiker auf der Erde gibt, ist eine Sensation. Nachdem ich Sheppard nun kennen gelernt habe, denke ich, dass er ein netter und auch gut aussehender Mann ist. Doch davon abgesehen, glaubst du, dass wir ihm nun weiter vertrauen können?“

Rodney sah sie überrascht an. Mit einer solchen Frage hatte er bei Sam nicht gerechnet. „Ich mag ja bei manchen Sachen blind sein, aber hast du ihm nicht in Washington dein Vertrauen ausgesprochen, Sam?“

Ganz verstand Sam diese Bemerkung nicht. „Nun, ich konnte ihm ja schlecht ins Gesicht sagen, dass ich ihm nicht mehr recht vertraue, nach allem, was wir über die Antiker, bzw. über die Arya Varta gehört haben.“

„Konntest du nicht? Wieso nicht? Hat John das nicht verdient? Rodney sah sie aufgebracht an. Erst fing sie eine Affäre mit O’Neill an, was im Grunde verboten war, aber als General konnte man sich anscheinend alles erlauben, und nun beleidigte sie auch noch seinen besten Freund. „Ich habe bei jedem Einsatz mein Leben in Sheppards Hände gelegt und ich werde es auch in Zukunft tun.“

„Das ist ein großer Vertrauensbeweis. Hoffen wir, dass er es auch wert ist.“

„Ich möchte dich nun was fragen, Sam: vertraust du Teal’c?“

„Was ist das für eine Frage? Natürlich!“

„Aber er ist ein Jaffa, einer der viele unschuldige Menschen getötet hat.“

„Teal’c hat schon oft seine Loyalität bewiesen, auch wenn er ein Außerirdischer ist“, sagte Sam wütend.

„Warum gibst du dann Sheppard nicht die gleiche Chance? Er ist kein Außerirdischer und hat bewiesen, dass er auf unserer Seite steht.“

„Ja, bisher, aber was, wenn er sich auf seine Familie besinnt? Auch der General hatte diese Befürchtung.“

„Ach, hatte er? Dein General sollte vorsichtig mit seiner Befürchtung sein. Ich für meinen Teil vertraue John. Wir sind nun seine Familie.“

„Mein General?“ Sam sah ihn überrascht an.

Rodney vergaß seine Vorsätze und erwiderte: „Ich weiß, dass du und der General zusammen seid.“

„Das geht dich nichts an“, sagte Sam erbost. „Halte dich mit deiner Meinung dazu bitte zurück.“

„Du hast Recht, es geht mich nichts an. Wenden wir uns also unserer Arbeit zu und vergessen unsere privaten Meinungen“, sagte McKay noch immer aufgebracht darüber, weil alle anfingen John zu misstrauen. Er selbst hatte nicht den geringsten Zweifel darüber, wie John sich am Ende entscheiden würde.

Eine Stunde arbeiteten sie schweigend nebeneinander und sprachen nur, wenn es die Arbeit erforderte. Rodney war auch wütend auf sich, weil er sich hatte gehen lassen, wo er sich doch fest vorgenommen hatte, keine Bemerkungen über den General fallen zu lassen, aber das war nun nicht mehr zu ändern.

Plötzlich sah Sam auf. Sie schien die Auseinandersetzung schon vergessen zu haben. „Was ist eigentlich mit den Tengwar, zu denen Rhiana gehört?“

„Sie sind harmlos, wollen nur für sich leben, aber sie weigern sich, uns viel von ihrer Technologie zu geben. Wir haben nur das, was uns Rhiana gegeben hat. Das ist aber auch schon eine Menge. Dazu kommt noch ihre Hilfe bei der Erforschung vieler Geräte in Atlantis. Ohne sie wären wir noch lange nicht so weit mit der Erforschung der Stadt. Und natürlich das ZPM, dass uns ebenfalls viele neue Einblicke in die Stadt eröffnet.“

„Die Berichte über Atlantis hören sich faszinierend an, Rodney. Ich würde Atlantis zu gerne sehen.“

„Dann besuch uns doch einfach“, schlug Rodney begeistert vor. Die vorherige Auseinandersetzung war vergessen.

„Das wird nicht so einfach sein“, meinte Sam. „Es würde bedeuten, dass ich ein paar Wochen von der Erde weg bin und ich bin mir nicht sicher, ob der General mir so lange frei gibt.“

„Ach, du kannst ihn sicher zu allem überreden. Es gibt doch sicher viele im SGC, die deine Arbeit weiterführen können. Du kannst dir nicht vorstellen, was du in Atlantis alles Neues erfahren würdest. Vielleicht finden wir sogar eine wirksame Waffe gegen die Orii.“

„Es ist schon frustrierend. Da denkt man, die Gefahr mit den Goa’uld gebannt zu haben, da taucht schon eine noch größere Bedrohung auf.“

„Ja, und wie ich hörte, gibt es auch Probleme mit der neuen Jaffa-Nation“, meinte Rodney.

„Sie wollen sich nach allen Opfern nicht schon wieder reinreden lassen. Das ist zwar verständlich, doch der neue Führer des Rates hat alle Jaffa, die nicht so denken wie er und Einfluss hatten, ermorden lassen“, sagte Sam.

„Und die anderen Jaffa lassen sich das gefallen?“

„Sie haben nicht die Macht, es zu ändern.“

„Was ist mit Teal’c?“

„Er ist noch hin und her gerissen“, meinte Sam. „Soll er bei uns auf der Erde bleiben oder in den Jaffa-Rat eintreten? Nur er und Bra’tac haben noch genug Einfluss und Macht um Gerak aufzuhalten.“

„Und die Tok’ra?“

„Von ihnen hört man kaum noch etwas, seit mein Vater tot ist.“

„Ich hörte davon, Sam. Es tut mir sehr Leid um deinen Vater. Zwar habe ich ihn kaum gekannt, doch er schien sehr nett zu sein. Was kein Wunder ist, bei so einer Tochter wie dir.“

„Du brauchst mir nicht schön zu reden, Rodney. Ich werde mit dem General sprechen. Vielleicht gibt er mir frei für einen Besuch in Atlantis. Es würde mich schon reizen.“

Mit neuer Begeisterung machte sich Rodney an die Arbeit. Die nächsten Tage kamen sie nicht mehr auf ihre Auseinandersetzung zu sprechen. Vielleicht wollte Sam auch nicht mehr darauf zurückkommen.

Da erreichte sie ein Hilferuf von der Sheppard-Ranch. John Sheppard war entführt worden.

McKay und Carter waren entsetzt und Sam sprach mit General Landry, der Jack als Commander des Stützpunktes ersetzt hatte. Landry wiederum sprach mit Jack O’Neill, weil dieser Einsatz außerhalb des Stützpunktes sein würde. O’Neill gab ihnen die Erlaubnis für den Einsatz.

Es wurde ein Treffen in Great Falls, der größten Stadt in der Nähe der Ranch vereinbart. Sam und Rodney schlossen sich dem Rettungs-Team an, dass erst einmal die Lage erkunden wollte. Falls nötig, würden sie schnell weitere Hilfe vom SGC erhalten.

Ein Air-Force-Jet brachte sie und das Team nach Great Falls, Montana.

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Kapitel 5 by Selana
Teil 5.


Sheppard-Ranch
Ein paar Tage vorher

Nachdem Sheppard und Rhiana in eines der großen Gästezimmer der Ranch gezogen waren, zeigte John ihr die Ranch. Viele der Angestellten arbeiteten schon seit Jahren für die Sheppards und grüßten John freundlich. Schließlich kamen sie bei den Pferdeställen an und John kam auf eine Idee. „Kannst du reiten?“

„Reiten? Auf einem dieser seltsamen Tiere? Ich weiß nicht, bei uns gibt es keine Pferde, aber wir haben andere Reittiere. Sie sehen allerdings mehr wie Echsen aus.“

„Das wird nicht viel anders sein“, meinte John und versuchte sich in Gedanken vorzustellen wie es wäre, auf großen Echsen zu reiten. „Wir suchen dir einfach ein ganz frommes Tier aus. Ach, warum hast du mir nie von den Echsen erzählt?“

„Ich wusste nicht, dass du auf so was stehst. Wenn ich das nächste Mal meinen Vater besuche, kommst du mit und wir reiten aus.“

„Das hört sich cool an.“

Einer der Pferdebetreuer, der schon für sie gearbeitet hatte, als John noch ein Kind war, kam auf sie zu. „Der junge Herr John!“ rief er freudig. „Wie schön, dass es Ihnen gut geht.“

„Hallo, Ismael! Wie ich sehe arbeitest du immer noch für meinen Vater?“

„Natürlich, was sollte ich sonst tun. Die Pferde sind mein Leben. Was kann ich für Sie tun?“

„Wir möchten gerne ausreiten. Rhiana ist aber noch nie auf einem Pferd geritten.“

„Da wäre Randy gut. Er ist alt und bekommt sein Gnadenbrot. Randy ist erfahren und genau richtig für einen Anfänger.“

An das Pferd erinnerte sich John sehr gut. „Dann sattle ihn für Rhiana. Welches Pferd würdest du mir empfehlen?“

„Wie wäre es mit Nordstern?“

„Nordstern, ausgezeichnet“, freute sich John. „Er war jung und temperamentvoll, als ich das letzte Mal hier war.

„Das ist mehr als zehn Jahre, Herr John. Er wurde unser bestes Rennpferd. Inzwischen läuft er keine Rennen mehr, und verdient sein Futter als Zuchthengst.“

Ismael sattelte einen alten Braunen und den schwarzen rassigen Nordstern.

Nicht lange danach ritten die beiden aus dem Stall. John blieb dicht bei Rhiana und erklärte ihr, was sie machen musste, aber Randy schien zu ahnen, dass er eine unerfahrene Reiterin auf sich sitzen hatte und blieb ganz ruhig. Auf Grund seines Alters, war schnelles Laufen auch nicht mehr so sein Ding.

John beschloss Rhiana seinen Lieblingsplatz zu zeigen, den er als Kind immer aufgesucht hatte. Dorthin mussten sie etwa drei Stunden reiten, aber schon nach einer Stunde hatte sich Rhiana an das Pferd gewöhnt und das Reiten machte ihr große Freude.

Ein leichter Wind war von den Little Belt Mountains herübergezogen. Es war heiß und so brachte der Wind etwas Erfrischung mit sich.

Rhiana ließ sich die leichte Brise um die Nase wehen, ihr Haar, das zu einem Zopf geflochten war, wehte hinter ihr her. Auf dem Kopf trug sie etwas, dass John einen Cowboy-Hut genannt hatte und vorzüglich vor der stechenden Sonne schütze. Dazu Hosen aus einem blauen Stoff, mit Leder verstärkt, die Jeans genannt wurden und eine kurzärmelige rote Bluse, die gut zu ihren braunen Haaren passte.

Sheppard war ähnlich gekleidet und auch ihm machte der Ritt großen Spaß. Bevor sie aufgebrochen waren, hatten sie aus der Küche Verpflegung mitgenommen, die sie in den Satteltaschen verteilt hatten. Ein Gewehr nahm John auch mit, wegen den Schlangen, wie er betonte.

Sein Vater hatte von dem Ausflug erfahren und wollte ihnen Leibwächter mitgeben, doch John lehnte das entschieden ab. Rhiana und er wollten schließlich alleine sein.

Ihr Weg führte sie zuerst durch das Tal in Richtung der großen Stadt Great Falls, wo es auch einen öffentlichen Flugplatz gab. Dann bog John jedoch in ein kleines Seitental ab, dass zu dem kleinen See führte. Sheppard hatte den See durch Zufall auf einem seiner Erkundigungsritte in seiner Jugend entdeckt und niemanden davon erzählt. Es war sein kleines Geheimnis, denn dorthin hatte er sich immer zurückgezogen, wenn er Stress mit seinem Vater gehabt hatte.

Das kleine Tal führte in vielen Windungen durch die Berge, deren höchsten Gipfel immerhin 2800 m hoch waren. Schließlich endete das Tal vor einer Felswand. Rhiana dachte schon, dass John sich verirrt hätte, als er direkt auf einige große Gebüsche zuritt und sie zur Seite drückte. Dahinter sah sie eine kleine Höhle, in die John die Pferde hineinführte. Die Höhle war ein kleiner Tunnel, denn schon nach wenigen Metern kamen sie wieder ins Freie und der See lag vor ihnen.

Umrahmt von den hohen Bergen, fast verborgen unter großen Felsvorsprüngen, lag er eingebettet zwischen Blumen und Büschen, die in dieser Jahreszeit in allen Farben blühten. Der Tunnel führte direkt zu einem kleinen Sandstrand.

„Wunderschön!“ rief Rhiana aus. „Hier bleiben wir eine Weile. Komm!“ rief Rhiana und sprang mit einem Satz vom Pferd. „Lass uns den Staub des Rittes vom Körper spülen.“

„Gerne, aber erst, wenn die Pferde versorgt sind“, meinte John schmunzelnd und sprang mit einem Satz aus dem Sattel, um einen wunderschönen Tag mit Rhiana zu verbringen.

Es dunkelte schon, als sie spätabends zur Ranch zurückkehrten. Sheppards Vater erwartete ihn schon, als sie die Halle des großen Hauptgebäudes betraten.

„Da seid ihr ja endlich! Du musst dich sofort umziehen. Wir gehen heute Abend zu einem Treffen.“

„Gut! Rhiana und ich werden uns beeilen!“

„Tut mir leid, John, aber Rhiana ist nicht eingeladen“, ein bedauernder Blick traf die junge Frau.

„Was? Aber …!“

„Schon gut, John“, mischte sich Rhiana schnell ein. „Ich bin sicher, dein Vater hat seine Gründe. Ich werde mir einen gemütlichen Abend machen. Vielleicht freut sich deine Mutter über ein Gespräch von Frau zu Frau. Oder geht sie mit?“

„Nein, sie bleibt hier. Und ich bin sicher, dass sie sich über deine Gesellschaft freuen würde, Rhiana“, sagte Philipp.

„Gut, dann ist ja alles klar“, meinte sie.

Sie gingen hinauf in ihre Wohnung im zweiten Stock, wo sie sich duschten und umzogen. Eine halbe Stunde später war John unten in der Halle. Er trug nun eine schwarze Hose, ein passendes Hemd und eine bequeme Jacke.

In einem Zimmer im zweiten Stock stand Rhiana mit Vanessa an einem Fenster und sah den beiden Männern nach. „Hoffentlich versöhnt sich John wieder mit seinem Vater.“

„Da bin ich sicher“, meinte Vanessa. „John ist seinem Vater sehr ähnlich. Beide sind starke, aber gütige Männer. Philipp wollte nur das Beste für John. Sein Leben war in Gefahr und ist es heute noch. Die Saat Bhai geben keine Ruhe. Sie streben immer noch nach der Macht und würden alles tun, um meinen Mann auf ihre Seite zu ziehen. Das wird Philipp aber nie tun, eher würde er sterben, als den Konzil zu verraten.“

Rhiana sah Johns Mutter nachdenklich an. „Du siehst John sehr ähnlich, Vanessa. Wenn ich dich ansehe, sehe ich John vor mir.“

„Du liebst ihn, nicht wahr?“

„Ja, von ganzen Herzen.“

„John auch, dass hat er mir gestern verraten. Deshalb wünsche ich euch beiden alles Glück der Erde“, sie lächelte nachsichtig. „Besser noch alles Glück in unseren beiden Galaxien. Du musst mir verraten, wie es bei dir zu Hause ist, mein Kind.“

„Gerne, aber nur, wenn du mir kleine Geheimnisse aus Johns Kindheit verrätst.“

„Das mache ich doch gerne“, Vanessa lächelte vor sich hin, als sie so an Johns kleine Kinderstreiche dachte.

Rhiana sah die ältere Frau nachdenklich an. „Was ist eigentlich mit dir? War dein Leben denn nie in Gefahr? Immerhin bist du Philipps Frau.“

Vanessa lachte laut auf. „Philipp liebt mich, aber nicht so sehr, dass er deswegen den Saat Bhai beitreten würde. Das hätte er nur für seinen Sohn getan.“

„Oh!“ Rhiana sah sie ungläubig an.

„Mach kein so entsetztes Gesicht, mein Kind. So sind die Männer eben. Ihre Erben sind ihnen wichtiger, als ihre Frauen.“

„Nicht alle Männer, Vanessa. John würde alles für mich tun. Und ich würde mein Leben für ihn geben. Erst seit ich ihn kenne, ist mein Leben vollkommen.“

Vanessa sah sie an. „Vielleicht kenne ich meinen Sohn weniger, als ich dachte. Ich mache ich mir große Sorgen um ihn und hoffe, er geht zurück in die Pegasus-Galaxis. Ich wünschte fast, er wäre nie von dort fort gegangen.“

Das verstand Rhiana nicht ganz. „Ich sorge dafür, dass er wieder geht.“

Danach änderte Vanessa den Gesprächsthema und fing an, Anekdoten aus Johns Kindheit zu erzählen.


Inzwischen fuhr der Wagen mit John, Philipp und Peters, der sie begleitete, durch die dunkle Nacht. Die große Limousine wurde von einem Chauffeur gefahren und John war sicher, dass auch dieser ein Leibwächter war.

„Wohin geht es?“ fragte John neugierig.

„Das Konzil trifft sich auf meinen Vorschlag im Hause eines Freundes. Wie du weißt, bin ich der Vorsitzende. Deine Rückkehr verändert viel und die Mitglieder wollen wissen, wo du stehst.“

John fuhr verärgert auf. „Ich sagte dir doch, dass ich weiter dem Stargate-Kommando dienen und nach Atlantis zurückkehren werde.“

„Ja, mag sein, aber genau das ist es, was die übrigen Mitglieder beunruhigt. Sie wollen alles über Atlantis wissen und auch wie du zu ihnen stehst.“

„Ich werde keine Geheimnisse ausplaudern. Meinen Eid gegenüber der Regierung werde ich nicht brechen.“

„Es ist nicht deine Regierung, John“, sagte Philipp nun verärgert. „Du unterstehst den Gesetzen des Konzils.“

„Nicht mehr! Dreh sofort um!“ verlangte John.

„Das ist unmöglich, Sohn. Deine Weigerung vor das Konzil zu treten, würden die anderen Mitglieder als Verrat auffassen und ich könnte dich nicht mehr schützen.“

„Was heißt das? Bin ich euer Gefangener? Wenn ich ihren Anforderungen nicht genüge, tötet ihr mich dann? Ich hätte wissen müssen, dass du dich nicht verändert hast.“

„Alles hat sich verändert, John. Du bist nicht mehr der naive und harmlose Junge von früher, dem man alles durchgehen lässt. Erstens bist du mein Sohn und damit mein Nachfolger, zweitens bist du nun Geheimnisträger der US-Regierung und hast die alte Stadt der Vorfahren mit entdeckt. Was immer du der US-Regierung geschworen hast, es gilt uns gegenüber nicht.“

Johns Miene verdüsterte sich. Er hatte es geahnt. Tausend Gedanken schossen durch seinen Kopf. Er hätte niemals zurückkehren dürfen. Und was war mit Rhiana? Hatte er sie auch in Gefahr gebracht?

„Nun beruhige dich, John. Niemand sieht dich als Gefangenen an oder trachtet nach deinem Leben. Beantworte die Fragen des Konzils einfach aufrichtig und alles ist in Ordnung.“

„Schön“, sagte er. Die restliche Fahrt sprach keiner von ihnen ein Wort. John blickte nach draußen, doch es war so dunkel, dass er nichts erkennen konnte. Schließlich bog die Limousine von der Hauptstraße in einen kleinen Nebenweg ab, der durch ein großes Waldgebiet führte. Es war gespenstisch durch den Wald zu fahren. Man konnte die Stämme nur erahnen, weil die Scheinwerfer des Wagens die einzigen Lichtquellen waren.

Schließlich versperrte ihnen eine hohe Mauer den Weg. Der Fahrer sprach in ein Sprechgerät und das große eiserne Tor vor ihnen schwang lautlos zur Seite. Als der Wagen schließlich in einem großen Innenhof parkte, war John trotz allem erleichtert. Schließlich hatte er vieles durch gestanden, da sollte er in der Lage sein, auch die Fragen des Konzils zu beantworten.

Er folgte seinem Vater und Peters in das große dunkle Gebäude hinein. Niemand war in der Halle zu sehen. Die drei Männer durchquerten sie und Peters öffnete eine große schwere Holztür.

John fand sich in einem großen Raum wieder, der durch einen riesigen runden Tisch beherrscht wurde. In der Mitte war ein Freiraum gelassen worden, den man durch eine kleine Öffnung des Tisches betreten konnte. Alle Stühle, bis auf einen waren besetzt. Philipp Sheppard setzte sich auf den leeren Stuhl, während Peters sich an die Wand zurückzog. John wusste nicht, was er tun sollte, also blieb er einfach stehen.

„Treten Sie bitte in die Mitte, Mr. Sheppard“, John kam der Aufforderung nach und trat in den Kreis und sah die Männer und Frauen des Konzils der Reihe nach an. Die Konzil-Mitglieder blickten ihn neugierig, aber nicht ablehnend an.

„Ist das die neue Tafelrunde?“ fragte John. „Wer von Ihnen ist dann König Arthur?“

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Kapitel 6 by Selana
Teil 6


Einer der Männer lachte. „Dein Sohn hat Humor, Philipp.“

„Scheint so“, sagte Sheppard Senior nicht ohne Stolz in seiner Stimme.

„Ihr Vater hat Ihnen sicher erklärt, was wir von Ihnen wollen, John?“ fragte der gleiche Mann wieder.

„Ja, aber bevor wir hier groß zu diskutieren anfangen, möchte ich gleich klarstellen, dass ich nach Atlantis zurückkehren werde.“

Der Mann sah ihn abschätzend an. „Ihr Vater sagte so etwas. Bitte erklären Sie uns Ihre Gründe?“

Damit verriet er nicht zuviel. Also erklärte John in aller Ruhe, warum er nicht hier bleiben wollte. Als er der Reihe nach alle Konzil-Mitglieder anblickte, konnte er bei keinem eine Gefühlsregung feststellen. Das beunruhigte ihn etwas.

„Schön“, sagte der Sprecher wieder. „Wir verstehen. Die Stadt Atlantis interessiert uns sehr. Was können Sie uns über sie erzählen?“

„Nicht viel, das meiste unterliegt meiner Schweigepflicht. Doch ich bin sicher, dass Dr. Janus Martinez Ihnen gerne mehr erzählen wird. Er arbeitet für meinen Vater und befand sich in Atlantis.“

Der Mann sah John jetzt nicht gerade erfreut an. Er und auch die anderen Konzil-Mitglieder stellten noch weitere Fragen, die John beantwortete oder nicht, je nach dem ob er sie als geheim einstufte oder nicht.

Schließlich sagte der erste Sprecher wieder: „Sie dürfen gehen.“

„Geh zurück zum Wagen, John“, sagte Philipp Sheppard. „Ich komme bald nach.“

John ging mit etwas gemischten Gefühlen zum Wagen zurück. Peters folgte ihm.

„Nun“, wandte John sich an ihn. „Haben ich bestanden? Oder müssen Sie mich nun töten?“

„Ich weiß nicht, für wen Sie uns halten, John! Niemand wird hier getötet. Es ehrt Sie, dass Sie sich an Ihren Eid gebunden fühlen. An Ihrer Stelle würde ich wohl dasselbe tun.“

John war etwas überrascht. Es dauerte eine halbe Stunde bis Johns Vater zurückkam. „Was haben Sie gesagt?“

„Sie sind wie erwartet nicht ganz glücklich, verstehen aber deine Argumente. Es steht dir frei zu gehen und sie verlangen nur, dass du unsere Geheimnisse bewahrst.“

„Das Stargate-Kommando weiß von euch.“

„Das ist nicht mehr zu ändern, aber wir haben auch dort unsere Leute sitzen, die das Schlimmste verhindern können. Außerdem ist die Regierung der Vereinigten Staaten schon an uns herangetreten. Vor kurzem begannen Verhandlungen, die sicher für beide Seiten zur vollsten Zufriedenheit verlaufen werden.“

„Gut, wenn das so ist, werde ich kein Geheimnis verraten, dass ich von dir noch erfahre, sofern es sich nicht mit meinem Job überschneidet.“

„Da du ja nach Atlantis zurück willst, sehe ich da keine Gefahr“, meinte Philipp. „Die anderen Ratsmitglieder sehen das auch so. Vielleicht ist es wirklich besser, wenn du wieder gehst. Die Saat Bhai sind immer noch hinter dir her.“

„Das ist nun wieder etwas, dass ich nicht verstehe. Gut, ich bin dein Sohn und sie sehen in mir deinen Nachfolger. Aber wenn ich ausfalle, nimmt ein anderer meine Stelle ein. Warum verfolgen sie mich so hartnäckig.“

„Das ist etwas, das ich auch nicht so ganz verstehe. Ich habe meine besten Ermittler darauf angesetzt, den Grund zu erfahren. Trotzdem möchte ich dir gerne noch mehr zeigen, auch wenn du uns wieder verlässt.“

„Du hoffst also immer noch, dass ich meine Meinung doch noch ändere? Hoffe das lieber nicht, Vater.“

„Wir werden sehen, Sohn“, meinte Philipp.

Während der Rückfahrt sprachen sie nun nicht mehr viel. John dachte über das Konzil und die Antiker im Allgemeinen nach. Er fragte sich, was der wirkliche Grund für diese Befragung gewesen war. Er hatte den Mitgliedern nicht mehr gesagt, als sie von seinem Vater schon erfahren hatten. John war sich sicher, das der eigentliche Grund ein anderer war, und er grübelte darüber nach, was das sein könnte.


Eine Woche später

Eine ereignislose Woche verging. Philipp hatte seine Ankündigung, ihm mehr zu zeigen noch nicht wahr gemacht. Am heutigen Tag ritten John und Rhiana wieder einmal zu ihrem See. Wie üblich war es wieder ein wunderschöner strahlender Sommertag. Sie ritten gerade über eine Wiese, als John glaubte ein Geräusch zu hören. Er hielt Nordstern an und lauschte.

Rhiana schloss zu ihm auf. „Was ist los, John?“ fragte sie.

„Ich bin mir nicht sicher, doch ich dachte ein leises Geräusch gehört zu haben.“

Die junge Antikerin lauschte, doch sie hörte nichts. „Ich höre nichts.“

John sah nach oben. „Es kommt aus der Luft über uns.“

Nun glaubte auch Rhiana ein leichtes Sirren zu hören. Es war genau über ihnen. Auch die Pferde begannen zu scheuen.

„Weg hier!“ rief John, der erkannt hatte, was sich über ihnen befand.

Es war zu spät, denn in diesem Augenblick enttarnte sich ein Puddlejumper, der nur wenige Meter über ihnen schwebte. John und Rhiana hatten alle Hände voll zu tun, um die scheuenden Pferde zu beruhen.

John schaffte es, Nordstern zu beruhigen und griff nach seinem Gewehr am Sattel, während der Jumper direkt vor ihnen landete.

Das hintere Heck öffnete sich und fünf schwer bewaffnete Männer stürmten heraus und kreisten die beiden ein. Futuristisch aussehende Waffen richteten sich auf sie.
„Wirf das lächerliche Gewehr lieber weg und steig vom Pferd.“

John hatte das Gewehr zwar schon in der Hand, doch angesichts der Übermacht war es nicht ratsam, es auch zu benutzen. Schnell schob er das Gewehr zurück in die Scheide und stieg ab.

„Sheppard, in den Jumper!“

Also keine Verwechslung, die Männer wussten, wer er war.

„Was ist mit der Frau?“ fragte einer der Männer.

John konnte sich denken, wer die Männer waren. Der Jumper sprach eine deutliche Sprache. „Ihr gehört zu den Saat Bhai!“

Der Mann vor ihm grinste ihn nur an. „Rein da!“ wurde er erneut angefahren.

„Du solltest tun, was Jorgie sagt, John. Er ist nicht sehr geduldig.“

Überrascht blickte John den Sprecher an. „Colonel Han Sung-Joon! Sie gehören zu den Saat Bhai?”

“Richtig, John!”

“Für Sie immer noch Colonel Sheppard!“

„Seit wann so förmlich? Wir waren mal Freunde.“

„Daran kann ich mich nicht erinnern.“

„Nein, natürlich nicht, weil man dir die Erinnerung daran genommen hat.“

„Das habe ich mir selbst angetan, und Ich würde nie mit den Saat Bhai kooperieren!“

„Du wusstest nicht, dass ich zu ihnen gehöre.“

„Ein Spion also! Weiß mein Vater das?“

„Dein Vater!“ Han lachte schallend auf. „Dieser Trottel? Natürlich nicht!“

„Was wollt ihr von mir?“

„Zuerst einmal, dass du in diesen Jumper steigst.“

John sah zu Rhiana, die noch immer auf ihrem Pferd saß und ihn besorgt anblickte.

Han bemerkte den Blick. „Deine Freundin bleibt hier. Für sie haben wir keine Verwendung“, Han richtete blitzschnell seine Waffe auf die Antikerin und drückte ab. Rhiana wurde in die Brust getroffen und vom Pferd geschleudert und blieb reglos liegen.

„Rhiana, nein!“ John wollte zu ihr laufen, doch die Männer packten ihn und zerrten ihn brutal Richtung Jumper. Sheppard wollte sich rasend vor Zorn losreißen, doch gegen die Übermacht hatte er keine Chance.

„Lasst mich los, ihr verfluchten Mörder! Das werdet ihr mir büssen. Dafür werde ich euch alle töten!“

Im Jumper stießen sie ihn auf einen der Sitze und banden ihn fest. Han setzte sich hinter das Steuer und startete. Alles war so schnell gegangen, dass John es noch nicht richtig realisiert hatte.

Rhiana!

Sie war tot! Ermordet von diesen Bestien. Alles um ihn herum verschwamm. Er merkte kaum, dass der Jumper die Erdatmosphäre verließ und Kurs auf den Mond nahm.

Colonel Han blickte hin und wieder zurück, doch Sheppard saß apathisch in seinem Sitz und schien nichts von seiner Umgebung wahr zu nehmen. Der Schock um den Verlust seiner Freundin saß tief. Han bedauerte innerlich, dass er John das antun musste, doch er hatte keine andere Wahl gehabt. Die Frau wäre nur hinderlich gewesen.

Langsam wurde der Mond immer größer, bis er schließlich das ganze Sicht-Fenster einnahm. Han steuerte den Jumper um den Mond herum, auf die dunkle Seite zu, wo tief im Inneren eines Kraters der Stützpunkt der Saat Bhai lag. Niemand ahnte, dass es ihn gab. Niemand würde John Sheppard hier finden.

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Kapitel 7 by Selana
7. Teil


Das kleine Erdhörnchen huschte über den Boden und nutze dabei jede sich bietende Deckung aus. Sein Bau lag in der Nähe, doch Feinde lauerten überall. Plötzlich stutzte das kleine Wesen. Da lag etwas in seinem Weg, dass es noch nie gesehen hatte. Neugierig lief es hin und begann zu schnuppern. Da bewegte sich der Gegenstand und das kleine Tier lief angstvoll davon und verschwand blitzschnell in seinem sicheren Bau.

Ein lautes Stöhnen war zu hören, dann kam Bewegung in die reglose Gestalt. Sie schlug die Augen auf. Die Sonne brannte auf ihr ungeschütztes Gesicht und sie lag auf dem Boden. Sie fuhr sich über die Nase, die heftig brannte. Ein Sonnenbrand? Was war nur passiert? Warum lag sie so ungeschützt auf dem Boden?

Plötzlich kam die Erinnerung zurück. Der Puddlejumper! Dann hatte dieser Colonel auf sie geschossen und sie hatte angenommen, dass dies das Ende wäre. Das letzte, an das sie sich erinnerte, waren Johns Entsetzensschreie, als Colonel Han seine Waffe auf sie abfeuerte. Also hatte sie sich in ihm damals nicht getäuscht.

Doch warum lebte sie dann noch? Sie sah an sich herunter, doch sie konnte keine Verletzung erkennen. Trotzdem tat ihr jeder Knochen und jeder Nerv in ihrem Körper weh, und ihr Kopf schmerzte grauenhaft. Da ahnte sie, was sie getroffen hatte: eine auf höchste Stufe gestellte Antiker-Schockerwaffe. Aber sie lebte noch. Doch für die anderen hatte es sicher so ausgesehen, als hätte Han sie getötet. Warum hatte er das gemacht?

Was auch immer der Grund dafür war, sie war noch am Leben, doch John war entführt worden. Sie musste zurück zur Ranch und Johns Vater alarmieren. Die Entführer hatten einen Puddlejumper benutzt, was bedeutete, dass es Antiker gewesen waren, also kamen nur die Saat Bhai in Frage.

Rhiana sah sich um, doch die Pferde waren davongelaufen. Sie überlegte, wie weit es wohl bis zur Ranch war. Bestimmt zwei oder drei Meilen quer durch die Wildnis. Doch sie hatte keine andere Wahl als loszumarschieren, da auch ihr Handy beim Sturz zerbrochen war, wie sie missmutig feststellte. Zum Glück war ihr Orientierungssinn ausgezeichnet, so dass sie den Weg zurück finden würde.

Sie war sie am Ende ihrer Kräfte, als sie drei Stunden später die Ranch vor sich liegen sah. Die Nachwirkungen des Schockertreffers saßen ihr noch in allen Gliedern. Mit letzter Kraft stolperte sie auf den Hof und brach erschöpft zusammen. Dort fand sie einer der Diener und alarmierte den Wachdienst. Peters kam aus dem Haus gelaufen und trug die bewusstlose Frau ins Haus. Dann informierte er Philipp Sheppard.

Sheppard Senior kam in die Halle, wo man Rhiana auf eine Couch gelegt hatte und sich um sie kümmerte. „Was ist passiert?“ fragte er, als die junge Frau endlich die Augen aufschlug.

„Wir sind überfallen worden. Ein Jumper landete vor uns und hat John mitgenommen. Mich hat man mit einem Schocker ausgeschaltet und liegengelassen. Es war dieser koreanische Colonel Han Sung-Joon. John und ich haben ihn in Washington getroffen, wo er bei einem Empfang der Erd-Sicherheit anwesend war. General Jack O’Neill hat ihn uns vorgestellt.“

„Ich kenne den Colonel flüchtig“, sagte Sheppard. „Er ist einer von uns, aber ich hielt ihn bisher nicht für einen Saat Bhai.“

„Wir müssen John helfen!“ sagte Rhiana und ergriff den Arm von Sheppard.

„Ganz ruhig, Kindchen. Er ist mein Sohn, ich werde alles tun, um ihn zu finden.“

„Wir sollten das Stargate-Kommando informieren“, meinte Rhiana. „General O’Neill wird ihm helfen. Der General ist auch ein halber Antiker.“

„Er ist nur ein Mischling“, sagte Sheppard etwas verächtlich. „Und außerdem nicht gerade so gut auf uns zu sprechen. Der General führt die Verhandlungen auf Seite der Menschen mit unserem Volk. Nein, dass lassen wir lieber. Das ist unsere Sache und geht die Menschen nichts an.“

Rhiana sah ihn überrascht an, sagte aber. „Dann möchte mich nun ausruhen. Informiert ihr mich, wenn es etwas Neues gibt?“

„Aber natürlich, Kind! Ruh dich aus.“ Sheppard ging hinaus.

Rhiana stand mit Hilfe eines Bediensteten auf und ließ sich auf ihr Zimmer bringen, wo sich sofort hinlegte. Kaum war jedoch die Tür hinter dem Diener geschlossen, stand sie wieder auf und ging zu Johns Koffer. Dort, in einem geheimen Versteck lag ein Satelliten-Funkgerät, welches sie von Tengwar mitgebracht hatte. Damit nahm sie Verbindung zum Stargate-Kommando auf. Es sendete auf einer geheimen Frequenz, doch um ganz sicher zu gehen, verriet sie nicht ihren Namen. Vielleicht konnten die Antiker hier, es doch orten. Sie dachte nämlich nicht daran, die Suche nach John nur dessen Vater zu überlassen.

Es dauerte ein Weilchen bis sie Sam Carter an der Strippe hatte.

„Miss Remor, was kann ich für Sie tun?“ Carters Stimme klang neugierig.

„John, ich meine Colonel Sheppard wurde von den Saat Bhai entführt. Sie kamen mit einem Puddlejumper …“ Rhiana erzählte in aller Ausführlichkeit, was sich zugetragen hatte.

„Und nun bitte ich Sie um Hilfe, Colonel, bzw. das Stargate-Kommando. Johns Vater tut sicher alles, was in seiner Macht steht, aber das genügt mir nicht“, beendete Rhiana ihre Erzählung.

Am andere Ende war erst alles ruhig, dann erklang Rodney McKays Stimme auf. „Wir kommen zu dir, Rhiana. Wenn John in Gefahr ist, geht uns das alle an.“

Oh! Rhiana grinste vor sich hin. Also wich Rodney der guten Sam immer noch nicht von der Pelle. Die Ärmste! Rhiana konnte sich vorstellen, wie Rodney sie voll quatschte. Sie musste schließlich oft genug das Opfer spielen, wenn McKay mal wieder etwas von ihr erfahren wollte. Und Rhiana war nicht wie ihr Volk. Sie teilte ihr Wissen gerne mit den Atlanter.

„Ich werde mich mit General O’Neill in Verbindung setzen, Miss Remor. Rufen Sie mich in einer halben Stunde wieder an.“ Carter und beendete das Gespräch.

Die halbe Stunde ging elend langsam vorbei. Doch schließlich war es soweit und Rhiana wählte erneut. Diesmal wurde sie sofort weitergeleitet und hatte auch Carter gleich am Gerät.

„Alles ist in die Wege geleitet“, begann Sam. „Ein Air-Force-Jet wird uns nach Montana bringen. Wo soll er landen? Sagten Sie nicht, dass die Sheppard-Ranch einen Flugplatz besitzt?“

„Das hat sie, aber das halte ich nicht für eine gute Idee. Außerdem wird die Landebahn für einen Jet zu klein sein. In der Nähe gibt es eine Stadt. Sie heißt Great Falls. Dort gibt es einen Flughafen. Das ist weniger auffällig. Ich werde mich aus dem Haus schleichen und dort auf Sie warten. Wann kommen Sie an?“

„In genau drei Stunden“, sagte Carter.

„Ich bin dort“, versprach Rhiana.

Sie beendete das Gespräch und überlegte, wie lange sie zum Flughafen von Great Falls brauchte. Außerdem musste sie heimlich eines der Autos nehmen. Zum Glück hatte John ihr gezeigt, wie man es fuhr.

Inzwischen war es Mitternacht geworden. Die meisten Bewohner der Ranch waren zum schlafen gegangen. Das würde ihr helfen, heimlich die Ranch zu verlassen. Sie zog sich eine schwarze Hose, eine schwarze Bluse und Turnschuhe an. Dann nahm sie noch ihren kleinen handlichen Strahler mit. Eine kurze Jacke vervollständigte ihr Outfit.

Leise öffnete sie die Tür, doch draußen sah sie zu ihrem Ärger zwei Männer in der Nähe ihres Quartiers stehen. Wurde sie etwa überwacht? Leise schloss sie die Tür wieder und ging zum Fenster. Vom zweiten Stock aus war es für sie kein Problem nach unten zu klettern. Rhianas Ziel war einer der Schuppen, die außer Geräten noch zwei oder drei Geländewagen enthielten. Einen davon wollte sie nehmen. Da diese Autos von den Arbeitern benutzt wurden, steckte meist der Schlüssel.

Die junge Frau hatte Glück. Gleich beim ersten Jeep wurde sie fündig. Sie öffnete die Schuppentür und setzte sich hinter das Steuer und ließ den Motor an. Ihre einzige Sorge war, dass man den Motor hörte. Zum Glück waren die Fahrzeuge gut gewartet und der Motor lief leise und rund. Sie steuerte den Wagen hinaus und stieg nochmals aus, um die Schuppentür zu schließen. So würde man nicht auf Anhieb feststellen, was sie zu ihrem Ausflug benutzt hatte, falls man ihr Fehlen doch entdecken sollte.

Zur Sicherheit schaltete sie die Scheinwerfer ihres Jeeps nicht ein. Es war eine sternklare Nacht, der Halbmond verbreitete zusätzlich etwas Licht, so dass sie auch ohne Licht ihren Weg fand. Da sie solche Fahrzeuge nicht gewohnt war, fuhr sie äußerst vorsichtig.

Erst, als sie das Haupthaus weit hinter sich gelassen hatte, wagte sie das Licht einzuschalten. Nun konnte sie auch schneller fahren. Der Nebenweg führte direkt zurück zur Hauptstraße.

Nun fuhr sie so schnell es die Verkehrsregeln erlaubten, denn sie wollte keine Verkehrsstreife auf sich aufmerksam machen. Schließlich besaß sie keinen Führerschein. Doch alles ging gut. Bald erreichte sie die kleine Stadt mit dem seltsamen Namen Ulm. John hatte ihr erzählt, dass die Gründer der Stadt aus dem Land Deutschland gekommen waren, aus einer gleichnamigen Stadt in diesem Land, das viele tausende Kilometer entfernt auf einem anderen Kontinent lag.

Als sie die ersten Lichter von Great Falls auftauchen sah, atmete sie erleichtert auf. Nun musste sie nur noch den Flughafen finden. Ein Wegweiser sagte ihr, dass sie auf dem richtigen Weg war. Der Flugplatz lag auf ihrer Seite der Stadt. Sie bog von der Hauptstraße ab und fuhr die Straße zum Flughafen entlang. Great Falls besaß nur einen kleinen Airport und dementsprechend war zu dieser späten Stunden nicht viel los. Der kleine Tower war jedoch hell beleuchtet.

Sie bog auf einen Parkplatz ab und stellte ihren Wagen in eine Parklücke und verließ das Fahrzeug. Dann ging sie zum Gebäude hinüber. Niemand hielt sich in der Halle auf und bis zur Ankunft des Jets war noch eine Stunde Zeit. Sie setzte sich in den Sessel und wartete.

Rhiana musste eingedöst sein, denn plötzlich schreckte sie Lärm auf. Ein Air-Force-Jet war im Landeanflug und Rhiana rannte aus dem Gebäude hinaus zum Rollfeld, wo der Jet gerade elegant aufsetzte. Drei Gestalten verließen das Flugzeug und liefen über das Landefeld zum Gebäude hinüber.

Die junge Antikerin lief auf sie zu und fing sie ab. Es waren Sam Carter und Rodney McKay. Den anderen kannte sie nicht.

„Rhiana“, Rodney umarmte sie erleichtert. „Wir haben einige Scanns gemacht und Satellitenbilder ausgewertet. Es gibt keine Spur. Vielleicht sollten wir uns mit Johns Vater in Verbindung setzen.“

Die Antikerin blickte auf den ihr unbekannten Mann und Sam stellte ihn vor. „Das ist Colonel Cameron Mitchell.“

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Kapitel 8 by Selana
Teil 8


Die dunkle Seite des Mondes
Basis der Saat Bhai

John Sheppard lief ruhelos in seiner fensterlosen Zelle umher, die nur eine Liege enthielt. Doch das bemerkte er gar nicht.

Er konnte es immer noch nicht begreifen.

Diese Mörder!

John ballte die Hände zu Fäusten und schlug gegen die Wand, doch er erreichte damit nur, dass er sich die Hand verletzte. Sein einziger Gedanke galt Rhiana, die so gewissenlos von Colonel Han ermordet worden war. Ohne Grund, ohne Notwendigkeit, da sie keine Gefahr dargestellt hatte. Er konnte und wollte es einfach nicht begreifen, dass sie nicht mehr da war. Sie war die einzige Frau gewesen, die er wirklich geliebt hatte. Alle anderen Beziehungen waren eher oberflächlich gewesen und hatten ihm nie viel bedeutet.

Diese Tat würden sie bedauern, dass schwor er bei sich. Besonders Colonel Han, Rhianas Mörder, würde den Tag bedauern, an dem er geboren worden war. Solange man ihn nicht herausforderte, war er ein liebenswerter und freundlicher Mensch, doch diejenigen, die ihn herausforderten, lernten seine dunkle Seite kennen.

Rhianas Tod änderte alles. Irgendwie würde er es schaffen zu fliehen. Dann wollte er seinen Abschied bei der Airforce einreichen und zu seinem Vater gehen. Zusammen würden sie die Saat Bhai vernichteten. Jeden einzelnen von ihnen.

Ein Geräusch ließ ihn herumfahren. Vor dem Energieschirm stand Colonel Han Sung-Joon und blickte ihn abschätzend an. Türen gab es in diesem Gefängnis nicht.

Alle Kraft und Selbstbeherrschung zusammennehmend, sah John den Colonel kalt an. „Was auch immer Sie von mir wollen, ich werde Ihnen nichts sagen.“

Colonel Han antwortete nicht, dafür nahm er einen kleinen Gegenstand aus seiner Tasche und tippte einige Zahlen ein, dann wandte er sich an John. „So, nun können wir reden, ohne abgehört zu werden.“

„Abgehört von wem?“

„Von den Saat Bhai natürlich.“

John lachte auf. „Sie sind ein Saat Bhai!“

„Nicht wirklich! Ich bin das, was du einen Doppelagenten nennen würdest, John.“

„Für Sie immer noch Colonel Sheppard!“

Han hörte nicht auf ihn. „Wir waren einmal Freunde, John! Und daran hat sich im Grunde nichts geändert. Nur kannst du dich nicht mehr daran erinnern.“

„Und als besonderen Beweis Ihrer Freundschaft, töten Sie meine Freundin! Und dafür, was auch immer Ihre Gründe waren, werde ich Sie töten“, sagte John mit soviel Kälte in der Stimme, das Han erschauderte.

„Miss Remor ist nicht tot. Ich ließ es nur so aussehen. Meine Begleiter hätten sie getötet, wenn ich nicht auf sie geschossen hätte. Und der sofortige Abflug des Jumpers verhinderte, dass sie es überprüfen konnten.“

John glaubte sich verhört zu haben. „Rhiana lebt? Sie ist nicht tot?“

„Ich habe sie nur betäubt. Das Aufwachen wird nicht gerade angenehm gewesen sein, aber dafür ist sie noch am Leben. Eigentlich müsste sie inzwischen eure Ranch erreicht haben.“

Warum sollte ich Ihnen glauben, Colonel?“

„Ich kann dir nur mein Wort geben. Lass mich dir etwas erklären. Seit meiner Jugend gehöre ich zu den Saat Bhai, aber nicht aus Überzeugung. Dein Vater weiß nichts davon. Wir kennen uns nur flüchtig. Ein anderes Ratsmitglied gab mir den Auftrag Zeus zu enttarnen.“

„Zeus? Den Göttervater der griechischen Sagenwelt?“

„Zeus ist nur der Tarnname für den Anführer der Saat Bhai. Niemand, nicht einmal die Saat Bhai, kennen seine Identität. Vielleicht abgesehen von Zeus engsten Vertrauten. Er fungiert im Geheimen und ist auch für deine Verfolgung verantwortlich. Mein Auftragsgeber ist überzeugt, dass es sich bei Zeus um ein hohes Tier in unseren Reihen handelt, vielleicht gehört er sogar zu den Arya-Varta.“

„Weiß mein Vater wer Zeus ist?“

„Nein, aber auch er hat seine Agenten losgeschickt, um ihn zu enttarnen. Wir hoffen, wenn man dem Übel den Kopf abschlägt, dass es sich dann von selbst heilt.“

„Wo lebt ihr denn?“ fragte John. „Wenn man Zeus vernichtet, nimmt einfach ein anderer seinen Platz ein.“

„Vielleicht, vielleicht auch nicht.“

„Was geschieht nun?“

„Ich werde dir zur Flucht verhelfen.“

„Wie? Dann bist du enttarnt, wenn es stimmt, was du sagst. Und warum lässt du mich überhaupt entführen, wenn du mich dann wieder frei lässt?“

„Weil nicht ich dich entführen lies, sondern Zeus. Die einzige Möglichkeit dich zu retten war, dafür zu sorgen, dass ich den Auftrag erhielt. Leider lässt sich meine Enttarnung nicht vermeiden, doch ich kann dich nicht in ihren Händen lassen. Sie würden dich töten oder deinen Vater zwingen, für sie zu arbeiten. Beides können wir nicht zu lasen.“

„Wir?“

„Mein Auftraggeber und ich.“

„Wer ist das?

„Das braucht dich noch nicht zu interessieren.“

„Und wie wollen wir entkommen?“ erkundigte sich John.

„Ich habe diese Zeit ausgesucht, weil jetzt die meisten schlafen. Meine Schlüsselkarte öffnet jede Tür in diesem Stützpunkt. Die Überwachungskameras auf unserem Weg habe ich ebenfalls ausgeschaltet. Wir haben genau 15 Minuten, bis das bemerkt wird. Wir werden einen Jumper klauen und abhauen. Danach werde ich mich offiziell den Arya-Varta anschließen.“

„Werden sie sich nicht an dir rächen wollen?“

„Sicher, so wie an dir auch.“

„Vielleicht kommst du mit mir nach Atlantis?“ schlug John vor. Wenn Rhiana wirklich noch am Leben war, war es doch besser nach Atlantis zurückzukehren. Natürlich vertraute er Han noch nicht. Das alles konnte auch eine geschickt eingefädelte Falle sein. Dagegen sprach, dass er ja schon ein Gefangener der Saat Bhai war. Er beschloss erst einmal abzuwarten. Sollte Han ihn anlügen, dann würde John ihn ohne Gnade töten.

Colonel Han ahnte wohl, was in Johns Kopf vor sich ging. „Ich sagte dir die Wahrheit. Komm jetzt! Wir können uns im Jumper unterhalten. Dann werde ich dir noch einiges erzählen, an das du dich noch nicht erinnern kannst.“

„Ich kann mich an alles erinnern.“

„Wirklich? Auch an mich?“

„Nein!“

„Wie kannst du dann sicher sein, alles zu wissen. Es ist nicht wahr, dass du selbst dafür gesorgt hast, dass du die Erinnerung verlierst. Soviel ich herausfinden konnte, nahm man dich gefangen und die Erinnerungen wurden dir gewaltsam genommen.“

„Hm! Das würde einiges erklären“, meinte John. „Ich war schon immer im Zweifel, dass ich mir freiwillig die Erinnerung nehmen lies. Doch warum nur der ganze Aufwand?“

Han deaktivierte das Kraftfeld, so dass John die Zelle verlassen konnte. Als er einen Schritt auf Han zumachte, wich dieser zurück und richtete seine Strahlenwaffe auf John. „Du machst doch keine Dummheiten?“

John grinste nun hinterhältig. „Nein, nur wenn du mich angelogen hast. Wo sind die Jumper?“

„Folge mir!“ Han ging voran und John schloss sich ihm wortlos an. John gestand Han großen Mut zu, ihm den Rücken zuzukehren. Hoffnung machte sich in ihm breit. Vielleicht sagte Han die Wahrheit und Rhiana lebte wirklich noch.

Sie mussten einige Schleusen passieren, die aber jedes Mal anstandslos von Han mit seiner Karte geöffnet wurden. Schließlich standen sie vor einer letzten Tür. Als diese sich öffnete, sahen sie fünf Jumper in einer Halle stehen.

Sie gingen zu einem, dessen hintere Heckklappe geöffnet war. Sheppard nahm im Pilotensitz Platz und konnte den Jumper ohne Probleme starten. Dieses Modell unterschied sich nicht von denen, die sie in Atlantis gefunden hatten. Allerdings waren die Symbole auf dem integrierten DHD anders. Aber das verwunderte Sheppard nicht, denn sie befanden sich schließlich in einer anderen Galaxis.

Über ihnen öffnete sich die Hangardecke und er ließ den Jumper nach oben schweben. In diesem Moment heulten Sirenen los. Das Öffnen des Daches hatte den Alarm ausgelöst.

„Es wäre auch zu einfach gewesen“, meinte Sheppard seufzend und suchte den Himmel ab. Das Schiff reagierte auch hier auf seine Gedanken und zeigte ihm, was er sehen wollte

„Wohin fliegen wir?“ fragte Colonel Han.

„Zur Erde natürlich“, antwortete Sheppard. „Sofern wir das schaffen.“

Sie hielten sich dicht an die Mondoberfläche. Sheppard steuerte die, der Erde zugewandte Seite des Mondes an. Doch er hatte die Rechnung ohne den Wirt gemacht. Vor ihnen enttarnten sich vier Jumper, versperrten ihnen den Weg und eröffneten das Feuer. Ihr Jumper wurde durchgeschüttelt, kleine Explosionen erschütterten das Schiff. Han stürmte zu einem Schrank und holte einen Feuerlöscher heraus und löschte die kleinen Brände.

„Sie haben geahnt, wohin wir wollen“, meinte John wütend. Was für ein Narr er doch war. Das hätte er sich auch denken können.

„Wohin jetzt?“

John sah Han an. „Wir suchen uns ein Versteck und versuchen es später nochmals.“

„Das Schiff hat eine Tarnung!“

„Glaubst du etwa, das hätte ich vergessen?“ rief John. Der Qualm und Rauch der gelöschten Brände lies ihn husten. „Die Tarnung war schon beim Abflug defekt!“

Da fiel ihm etwas ein, dass ihn schmunzeln lies. „Wir verstecken uns in einem Krater und hoffen, dass uns kein Monster verschluckt.“

„Was für ein Monster?“ fragte Han erstaunt.

„Das Szenarium stimmt und einer von uns hat sogar den richtigen Nachnamen“, scherzte John weiter.

Han begriff gar nichts mehr, ließ den talentierten Piloten aber gewähren. John hatte schon immer gewusst, was er tat.

Doch dann blieben ihm die Worte im Halse stecken. John flog so waghalsig, dass ihm die Haare zu Berge standen. Manchmal so nah über Kraterränder oder kleine Erhebungen der Mondoberfläche, dass Han mehr als einmal die Augen schloss. Er war ein guter Pilot, aber John war um einiges besser. Doch der beste Pilot konnte einen Fehler machen.

Endlich fand Sheppard, was er suchte. Die Verfolger hatte er abgehängt und vor ihm tauchte ein tiefer Canon auf. Mit voller Geschwindigkeit flog er hinein, raste am Grund dahin, bis er die Höhle sah. Der Jumper schoss mit Höchstgeschwindigkeit hinein, bremste im vollen Flug ab und wurde von John in letzter Sekunde abgebremst und weich aufgesetzt.

„Das hast du mit Absicht gemacht“, brachte Han mit Mühe kreidebleich heraus.

„Was meinst du?“ fragte John unschuldig. Selbst wenn Rhiana noch lebte und Han alles nur eingefädelt hatte, um sie beide zu retten, hatte er diesen kleinen Schrecken mehr als verdient.

Der Eingang, durch den er herein geflogen war, sah winzig aus. Ringsum erblickten sie Wände, die in einem seltsamen Licht leuchteten.

„Das sind Erze, die uns vor der Ortung schützen“, erklärte John und zeigte auf den Display vor ihm in der Luft.

„Woher wusstest du von den Erzen?“

„Und du willst ein Antiker sein?“

Han sah sein Gegenüber böse an und studierte dann die Anzeige und erkannte, was John meinte. „Dann können wir hier in Ruhe abwarten.“

„Vorerst wenigsten“, meinte John. Er stellte den Antrieb ab, schaltete alle Systeme bis auf die notwendigsten ab und packte plötzlich Han am Kragen. „Und nun einige Erklärungen bitte. Warum kennen wir uns von früher und warum erinnere ich mich nicht?“

„Wir sind zusammen auf die Militärschule gegangen“, erklärte Han krächzend, weil er fast keine Luft bekam. „Du, weil du dich von deinem Vater lossagen wolltest, ich weil ich von meinen Leuten hingeschickt wurde.“

„Das kann nicht sein. Ich ging in Amerika zur Schule, du aber stammst aus Süd-Korea. Außerdem bist du einige Jahre älter als ich.“

John stieß Han von sich. „Wenn du mich anlügst, bist du ein toter Mann. Besonders, wenn du in Bezug auf Rhiana gelogen hast.“

„Sie lebt noch, ich schwöre es dir. Wie ich schon erwähnte, wurde ich bei den Saat Bhai in Korea eingeschleust. Und da ich wie ein Koreaner aussehe und auch solch einen Namen trage, wurden meine Unterlagen gefälscht und bei der koreanischen Armee angemeldet. Meine falschen Papiere hielten jeder Überprüfung stand. Ich machte Karriere in der süd-koreanischen Armee und wurde schließlich zur neuen Erd-Sicherheit versetzt. Und was unser Alter angeht: das Geburtsdatum in deinen Papieren stimmt nicht ganz. Wir Antiker leben länger, als die normalen Menschen.“

„Wirklich? Und wie alt bin ich dann wirklich?“

„Das finde nur selbst heraus.“

„Und du bist ein Spion für die Antiker in der Erdsicherheit?“

„Ja, du hast versprochen, unsere Geheimnisse zu bewahren.“

„Nur, wenn sie nicht die Sicherheit der Erde gefährden.“

„Wie sollte das die Sicherheit der Erde gefährden?“

„Das weiß ich noch nicht, doch erzähle einfach weiter“, insgeheim wollte John jedoch Hans Identität dem Stargate-Kommando mitteilen.

„In der amerikanischen Militärschule wurden wir Freunde und auch später hielten wir Kontakt zueinander. Dann warst du plötzlich verschwunden. Meine Kontakte bei deiner Familie erzählten mir, dass du dein Gedächtnis manipulieren ließest, weil du mit uns nichts mehr zu tun haben wollest. Das kam mir seltsam vor, denn so etwas passte nicht zu dir. Also stellte ich Nachforschungen an. Ich bekam nie heraus, wo du warst. Du kannst dir sicher meine Überraschung vorstellen, als ich dich auf dem Empfang sah.“

„Und was ist nun mit Zeus?“

„Leider habe ich seine Identität bis heute noch nicht ermitteln können. Doch ich bin ihm auf den Fersen. Eine heiße Spur führt in die USA. Ich bin sicher, Zeus ist Amerikaner.“

„Ich werde dir helfen Zeus zu enttarnen. Mein Vater wird froh sein, wenn dieses Durcheinander um meine Person geklärt ist, und wir nicht immer mit Mordanschlägen auf mich rechnen müssen.“ John verstummte und dachte an Rhiana. Er besaß eine gute Menschenkenntnis und hoffte, dass er sich in Han nicht täuschte, auch wenn er kein Star Wars-Fan zu sein schien.

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Kapitel 9 by Selana
Teil 9


Rhiana, McKay, Carter und Mitchell trafen kurz vor Sonnenaufgang auf der Sheppard-Ranch ein. Es war schon so hell, dass sie Einzelheiten ausmachen konnten. Der Himmel war wolkenlos und es versprach ein weiterer schöner Sommertag zu werden. Rhiana hatte für das jedoch keinen Blick. Ihre Gedanken weilten bei John und sie hoffte, dass es ihm gut ging. Er dachte sicher, sie wäre tot und sie konnte sich vorstellen, wie er sich nun fühlen musste.

Als sie in den Hof einfuhren, erschienen die ersten Frühaufsteher. Auf einer Ranch wurde früh mit der Arbeit angefangen. Manch seltsamer Blick traf die Neuankömmlinge, doch da Rhiana dabei war, kümmerte sich keiner um sie.

Als sie die große Halle betraten kam ihnen Peters entgegen. „Miss Remor! Wo waren Sie denn? Wir haben uns schon Sorgen gemacht.“ Da fiel sein Blick auf Rhianas Begleiter.

„Das sind Colonel Samantha Carter, Colonel Cameron Mitchell und Dr. Rodney McKay vom Stargate-Kommando. Sie … !“

„Hatte ich nicht gesagt, dass ich deren Hilfe nicht möchte?“ Die aufgebrachte Stimme kam von oben und alle drehten sich erstaunt herum.

„Und ich dachte, dass jede Hilfe willkommen wäre, um John zu retten“, Rhiana war Johns Vater zwar keine Rechenschaft schuldig, aber immerhin respektierte sie ihn.

Alle sahen erstaunt auf den großen schlanken Mann, der die Treppe mit eiligen Schritten herunterkam und sie wütend anfunkelte.

Nur die Augen ähneln denen von John, dachte McKay, als er den Mann neugierig musterte. Das war also Johns Vater, der Anführer der Arya-Varta.

Weitere Schritte waren zu hören. „Haben Sie John gefunden?“

McKay blickte die schöne Frau mit offenem Mund an. Das war Johns Mutter ohne Zweifel. Die Ähnlichkeit war frappierend. Sie machte einen erstaunlich jugendlichen Eindruck auf Rodney. McKay fragte sich unwillkürlich, wie alt die Antiker wurden.

Vanessa Sheppard legte ihre Hand auf den Arm ihres Mannes. Sie machte einen gefassten Eindruck, doch man konnte sehen, dass sie geweint hatte. „Vielleicht kann uns das Stargate-Kommando helfen. Du hast selbst gesagt, dass unsere Mittel nicht ausreichen John zu finden. Er ist unser einziges Kind.“

Nun sprach zum ersten Mal Colonel Mitchell. Er war ein großer schlanker Mann, anfangs vierzig und seit kurzem der Leiter von SG-1. „Madam, das Stargate-Kommando verfügt über ausreichende Mittel, die ganze Erde abzusuchen. Wir finden Ihren Sohn.“

Vanessa schenke Mitchell ein strahlendes Lächeln, das gleiche Lächeln mit dem Sheppard alle verzaubern konnte, dachte Rhiana. Er hatte das also von seiner Mutter geerbt.

„Nennen Sie mich Vanessa. Ich mag das Madam nicht.“

Rodney sah wie Sheppard das Gesicht verzog. Er schien es nicht zu mögen, dass seine Frau so vertraulich mit ihnen sprach. Er wusste von John, dass sein Vater die allgemeine Meinung der Antiker vertrat, mit normalen Menschen so wenig wie möglich zu verkehren. Vanessa Sheppard schien da anders zu sein.

Sheppard sah Mitchell etwas mitleidig an. „Und Sie glauben also, dass ihr Menschen mehr finden könnt, als wir mit unserer überlegenen Technik?“

Bevor Mitchell darauf etwas erwidern konnte, sprach sein Funkgerät an. Jemand vom Stargate-Kommando war am anderen Ende und teilte ihm mit, dass Satelliten auf der Mondoberfläche Blitze gesehen hatten. Mitchell begriff sofort, was das bedeutete.

„Colonel Sheppard ist nicht auf der Erde. Das Stargate-Kommando hat eben Blitze auf dem Mond entdeckt. Das könnte von einem Kampf herstammen. Sie schicken uns sechs X-302-Gleiter her. Mit denen werden wir zum Mond fliegen und nach dem Rechten sehen. Wie Sie sehen, sind wir Menschen doch zu etwas nütze, Mr. Sheppard.“

„X-302-Gleiter?“ fragte Vanessa neugierig.

„Raumgleiter, die wir gebaut haben“, erklärte Carter. „Sie basieren auf Goa’uld- und Erdtechnologie und verfügen über einen Hyperantrieb.“

„Das ist erstaunlich! Ich bin überrascht. Fast glaube ich, dass mein Sohn die richtige Wahl getroffen hat, indem er sie unterstützt.“

„Mit sie meinen Sie die Menschheit, Mrs. Sheppard?“ fragte Rodney.

„Selbstverständlich.“

„Wann werden die Gleiter hier sein?“ fragte McKay.

„Jede Minute! Für einen dieser Gleiter ist das keine Entfernung.“ Carter hatte kaum ausgesprochen, als sechs kleine Raumschiffe am Himmel auftauchten. Sie besaßen die Form von Raubvögeln mit ausgebreiteten Schwingen und kreisten über die Ranch. Sicher würden bald wieder Meldungen über UFO’s in den Medien auftauchen, doch darauf konnten sie im Moment keine Rücksicht nehmen.

Mitchell befahl einem der Piloten zu landen. Er wollte selbst das Steuer übernehmen. Carter, McKay und Rhiana sollten auf ihre Rückkehr warten. Rhiana bestand aber darauf mitzufliegen.

Mitchell gab nach kurzer Diskussion nach und befahl seinem Copiloten auszusteigen und Platz für Rhiana zu machen. Er warf einen Blick nach hinten. „Sie wissen, worauf Sie sich da einlassen, Miss?“

„Aber ja! Fliegen Sie los! Jede vergeudete Minute kann über Johns Leben entscheiden.“

„Nur mit der Ruhe“, sagte Mitchell.“

Sie zogen leichte Raumanzüge an und stiegen ein. Mitchell schloss das Cockpit des kleinen Flugzeuges und hob ab. Rhiana warf einen Blick zurück und sah Philipp und Vanessa Sheppard, sowie McKay, Carter, Peters und einige Ranch-Arbeiter im Hof stehen und ihnen nachblicken.

Mitchell warf einen Blick zurück. Rhiana saß hinter ihm und grinste ihn an. Cameron fragte sich, warum er sich hatte überreden lassen, sie mitzunehmen. Doch wer konnte einer Frau wie ihr schon etwas abschlagen? Sheppard war ein Glückspilz.

Inzwischen hatte der X-302 die Erdumlaufbahn erreicht und flog Richtung Mond.

Colonel Mitchell aktivierte sein Sprechgerät. „Wir machen einen kleinen Sprung.“

Alle Piloten bestätigten. Da Rhiana sich mit dem Antrieb nicht auskannte, musste Mitchell die Arbeit alleine machen. Nur kurze Zeit später war der Hyperraumantrieb startbereit. „Fertig zum Sprung!“

Auch die anderen Piloten gaben ihre Sprungbereitschaft bekannt und als Mitchell den entsprechenden Display drückte, öffnete sich vor ihm ein Spalt im Raum und sein X-302 sprang hinein, um nur Sekunden später dicht über der Mondoberfläche aufzutauchen. Neben Cameron erschienen nacheinander die anderen Gleiter.

„Alles klar“, sagte Mitchell. „Machen wir uns auf die Suche.“

Als Mitchell den Raum scannte, fand er sofort die Spuren des Luftkampfes.

„Wir sind bei den Koordinaten“, meldete einer der anderen Piloten.

Plötzlich tauchten aus dem Nichts einige Puddlejumper auf und eröffneten das Feuer auf sie. Camerons Gleiter wurde durchgeschüttelt, als der erste Schuss ihn traf. Nur den starken Asgard-Schilden war es zu verdanken, dass sie den Treffer überlebten. Doch einen zweiten Treffer würden sie nicht überstehen.

Cameron flog einen Salto und entging so der zweiten Granate. Auch die anderen X-302 versuchten auszuweichen. Einer der Raumgleiter wurde gleichzeitig von zwei Drohnen getroffen. Entsetzt beobachteten Cameron und Rhiana, wie das Flugzeug sich in einen großen Feuerball verwandelte. Ein zweiter Gleiter wurde schwer getroffen und stürzte zur Mondoberfläche hinab. Mitchell sah noch, dass der Pilot eine Bruchlandung zustande brachte. Eine erstaunliche Leistung. Gleich darauf verließen zwei Gestalten in Raumanzügen das Gefährt und gingen hinter Mondgestein in Deckung. Keine Sekunde zu früh, denn schon verging der Gleiter in einer Explosion.

„Rhiana, festhalten!“ Mitchell zog seinen X-302 hoch und griff einen der beiden Jumper an, die es auf ihn abgesehen hatten. Sein abgeschossener Torpedo traf den Jumper und schüttelte ihn durch. Eine Weile wog der Kampf hin und her ohne groß einer Seite den Vorteil zu geben, doch es war offensichtlich, dass die Antiker-Flugzeuge den vier übrigen Erdschiffen weit überlegen waren. Früher oder später würden sie den Kampf verlieren.

Da erschien ein weiterer Jumper. Zu ihrer aller Überraschung griff der dazugekommene Puddlejumper jedoch die feindlichen Schiffe an und als zwei der Drohnen einen Jumper gleichzeitig trafen, verging dieser in einer Explosion.

„Das ist John!“ jubelte Rhiana, als sie sah, dass der Jumperpilot sein Fluggerät in einer so engen Kurve wendete und so dicht über der Mondoberfläche dahin schoss, dass sie alle vor Schreck die Luft anhielten. Das Ergebnis war jedoch, das der Jumper hinter einem feindlichen Schiff auftauchte und das Feuer eröffnete. „Nur er fliegt so waghalsig.“

Da ertönte auch schon Johns Stimme über dem Funkkanal. „Jumper an alle X-302s! Hier spricht Colonel John Sheppard.“

Noch immer waren die Feinde in der Übermacht und Mitchell wollte nicht riskieren, dass noch ein weiterer X-302 abgeschossen wurde. „Mitchell an Flotte! Rückzug zur Erde!“

Jeder der Piloten gab die Bestätigung. Sie setzten sich ab und wurden von den Jumpern verfolgt. Doch im Gegensatz zu den Jumpern konnten die Erd-Piloten sich mit einem Sprung in den Hyperraum in Sicherheit bringen.

„Roger! Doch vorher retten wir noch die Insassen des abgeschossenen X-302.“ John flog dicht über den Kraterrand und sah zwei Gestalten winken.

„John!“

„Rhiana, du lebst!“

Han verzog das Gesicht. Hatte ihm Sheppard etwa nicht geglaubt?

„Natürlich lebe ich noch! Ich bin froh, dass du es auch tust.“

„Wir decken den Luftraum über Ihnen, Colonel“, sagte Mitchell, der als einziger zurückgeblieben war.

„Einverstanden, dann rette ich die beiden!“ John landete dicht neben den zwei Gestalten, die aus ihrer Deckung aufgetaucht waren.

Nun kam das Problem. Zwar war der Jumper selbst Luftdicht, doch nicht die Cockpit-Tür. Also musste es schnell gehen. „Hört mich jemand?“

„Laut und deutlich, Colonel Sheppard! Schön, Ihre Stimme zu hören.“

„Ich nehme Sie beide mit, aber Sie müssen schnell machen. Wenn ich die hintere Klappe öffne, kommt so schnell es geht herein und schließt die Tür wieder. Außerdem fliegen noch feindliche Jumper durch die Gegend.“

„Verstanden, Colonel!“

„Bereit?“ fragte John.

„Ja!“

John öffnete die hintere Hecktür und spürte, wie die Luft sofort aus dem vorderen Teil zu entweichen begann und hielt unwillkürlich die Luft an.

„Wir sind drin und die Tür ist wieder geschlossen. Ich erneuere die ausgetretene Luft!“ hörte er einen der Geretteten sagen.

Nur Sekunden später traten zwei Männer in die Pilotenkanzel.

„Alles in Ordnung?“ fragte John.

„Ja“, der Sprecher, anscheinend der Pilot, und sein Begleiter nahmen die hinderlichen Helme ab.

„Das war Rettung in letzter Sekunde“, meinte der Pilot. „Oberst Helmut Schneider von der Erdsicherheit“, stellte er sich vor. „Und das ist mein Copilot Major Luigi Salvatori.

Sheppard nickte dem Deutschen und dem Italiener freundlich zu. „Das war gekonnt, wie Sie den Gleiter zur Landung gebracht haben, Oberst.“

„Sie haben das beobachtet? Danke für Ihr Lob, aber meine Flugkünste können mit Ihren nicht mithalten, Colonel.“

John lächelte. „Wie ich sehe, kennen Sie meinen Namen schon. Mein Begleiter ist Colonel Han Sung-Joon. Er hat mich befreit. Doch nun sucht euch bitte Sitzplätze. Ich starte.“

John startete und Mitchells X-302 schloss sich ihm als Eskorte an. Sie checkten den Luftraum, doch kein Jumper war zu sehen. Sie mussten sich alle zurückgezogen haben, als die X-302 geflüchtet waren, um so von ihnen abzulenken oder aber die Erdschiffe verfolgt haben.

Rhiana, die alles über Funk gehört hatte sagte: „Wie kannst du Colonel Han vertrauen, John! Er hat auf mich geschossen und dich entführt.“

„Er hat mich auch befreit. Wir können ihm vertrauen.“

„Ich hoffe, du irrst dich nicht, John“, sagte Rhiana und beobachtete weiter den Luftraum, weil sie jeden Moment damit rechnete, angegriffen zu werden.

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Kapitel 10 by Selana
Teil 10


Während des Fluges erzählte John seinen Begleitern, wie es ihm auf dem Mond ergangen war und wie sie aus der Höhle entkommen waren. Über Funk hörten Rhiana und Mitchell zu.


Einige Zeit vorher.

Sheppard und Colonel Han hatten Raumanzüge angezogen und den Jumper verlassen. Am Ausgang der Höhle blieben die beiden Männer stehen und sahen sich vorsichtig um. Die Erze in der Höhle verhinderten, dass man sie oder den Jumper orten konnte, aber auch sie konnten nicht sehen, ob die Verfolger noch da waren.

Han hatte ein kleines Ortungsgerät dabei, das einem Lebenszeichen-Detektor täuschend ähnlich sah. Dieses Gerät registrierte jedoch Energiesignale jedweder Art.
Um sich nicht zu verraten, benutzten die beiden Flüchtlinge das Funkgerät nicht, da das hätte abgehört werden können. Sheppard vergaß nicht, dass er es mit Antikern zu tun hatte. Han und er verständigten sich mit Handzeichen, was hervorragend klappte.

Einmal schoss ein Jumper über ihr Versteck hinweg, ohne die beiden zu entdeckten. Schließlich kehrten sie zu ihrem Jumper zurück.

„Wir können noch keine Flucht wagen“, meinte John, als er erleichtert den Helm abnahm. Den Anzug ließen sie jedoch an. Es war ein leichter kaum zu spürender antikischer Anzug, aus einem John ungekannten Material. Wenn das alles vorbei war, würde er Rhiana bitten, solche Anzüge nach Atlantis zu holen. Vielleicht konnte er sie auch von seinem Vater bekommen.

Dann fiel ihm auf, dass er nicht mehr daran zweifelte, dass Rhiana lebte. Er konnte es nicht erklären, aber irgendwie hatte er das Gefühl, dass er Han tatsächlich schon lange kannte und ihm auch vertrauen konnte.

„Mein Vater wird mich bestimmt schon suchen“, meinte John.

„Ja, aber ganz sicher nur auf der Erde. Die Mondstation ist ihm unbekannt. Ich selbst habe erst davon erfahren, als wir den Auftrag bekamen, dich zu entführen.“

„Was wollt ihr eigentlich von mir? Mich töten?“

„Nein, Zeus wollte dich sehen. Seine Gründe kenne ich nicht.“

„Dann hätten wir nicht fliehen sollen, wenn Zeus zur Mondstation kommt. Das wäre doch die Gelegenheit gewesen, seine Identität herauszufinden.“

„Du wärst dann niemals wieder entkommen. Dieses Risiko wollte ich nicht eingehen.“

„Das Risiko wolltest du nicht eingehen? Das wäre doch eher mein Risiko gewesen.“

„Sobald Zeus dich gehabt hätte, wäre ich niemals mehr in der Lage gewesen, dich zu befreien. Wie gesagt, darauf wollte ich nicht warten.“

„Warum hast du mich dann erst auf den Mond bringen lassen?“ fragte Sheppard.

„Um die Station zu sehen. Nun kann ich meinen Auftraggebern den Standort mitteilen und wir können das Nest ausheben. Laut unserem Vertrag dürfen die Saat Bhai nämlich keine solche Anlage besitzen.“

„Na schön! Und was machen wir jetzt?“

„Wir warten eine weitere Stunde und sehen dann erneut nach“, schlug Han vor.

Sie nützten die Zeit, um etwas aus den Vorräten zu essen und Han erzählte John Sachen aus ihrer angeblichen gemeinsamen Studienzeit, an die sich John aber noch immer nicht erinnern konnte.

So verging die Stunde ziemlich schnell und sie zogen erneut den Helm über. Diesmal orteten sie nichts mehr und so beschlossen sie zu starten. Es war schon ärgerlich, dass die Tarnung des Jumpers nicht mehr funktionierte. Sonst hätten sie dieses Versteckspiel nicht durchführen müssen.

Erneut setzte sich John hinter das Steuer und startete den Antrieb. Langsam schwebte der Jumper zum Ausgang der Höhle. Han überwachte das Display.

Gerade, als sie die Schattenseite verließen, ortete Han mehrere Luftfahrzeuge und dazwischen Energieentladungen. Ein Luftkampf schien entbrannt zu sein. Doch wer gegen wen? Sie beschlossen nachzusehen.

„Das sind unsere X-302 im Kampf gegen Puddlejumper. Da! Gerade haben sie einen abgeschossen.“

John blickte auf den Bildschirm. „Wir greifen ein.“


„Den Rest kennt ihr“, beendete Han seine Erzählung.

Inzwischen hatten sie fast die Strecke zwischen Erde und Mond hinter sich gebracht. Und noch immer war kein Verfolger in Sicht.

Oberst Schneider war fasziniert von dem Antiker-Raumschiff und ließ sich von John alles genau erklären. Selbst besaß der Oberst leider nicht das Antiker-Gen, sonst hätte er sich gerne zur Atlantis-Mission gemeldet.

„Sie können das auch ohne Gen“, meinte John.

„Aber dann muss man Wissenschafter, Arzt, Techniker oder dergleichen sein. Ich aber gehöre zum Militär.“

„Ich suche immer gute Militärs“, sagte John. „Wenn Sie wirklich nach Atlantis wollen, Oberst, lege ich ein gutes Wort für Sie ein. Mir ist es egal, wenn Sie nicht dem US-Militär angehören. Und in Atlantis könnten Sie sich von Beckett die Gen-Therapie verpassen lassen. Wenn Sie Glück haben, schlägt sie bei Ihnen an.“

„Das würden Sie für mich tun?“ fragte Schneider.

„Wenn Sie es wirklich wollen, dann ja.“

„Wohin fliegen wir?“ fragte Han schließlich, als sie sich der Erde näherten.

„Ich fliege zu der Ranch meiner Eltern. Die X-302 kann dann zur Basis zurückkehren.“ Colonel Mitchells Stimme erklang. „Verstanden! Ich folge ihnen. Wir werden dem Stargate-Kommando alles genau berichten und den Saat Bhai-Stützpunkt ausräuchern.“

„Ich weiß nicht, ob die Erdsicherheit das tun sollte“ meinte John. „Mein Volk ist nun, da seine Existenz bekannt ist, so etwas wie eine neue Macht. Wir sollten meinem Vater und dem Konzil diese Arbeit überlassen.“

„Das entscheidet General O’Neill und der Präsident“, erwiderte Mitchell.

Über der Erde flogen sie den amerikanischen Luftraum an und informierten das Stargate-Kommando über ihr Flugziel. Über Funk hörten Sie, dass die übrigen X-302 sicher zurückgekommen waren. Mitchells X-302 und ein zweiter Gleiter landeten neben Sheppards Jumper auf der Landebahn der Sheppard-Ranch.

Sheppard stellte den Antrieb ab und sicherte ihn, doch dann hielt ihn nichts mehr im Raumschiff. Er verließ den Jumper so eilig, dass er den Oberst fast über den Haufen rannte.

Rhiana war aus dem Gleiter gestiegen und lief auf ihn. Die beiden fielen sich überglücklich in die Arme und küssten sich.

Aus dem Haus kamen McKay und Carter gelaufen. Sie sahen grinsend zu und McKay meinte: „Muss Liebe schön sein.“

„Er hat sie für tot gehalten“, meinte Colonel Han.

Cameron Mitchell meinte schließlich. „Ich nehme den Oberst auf. Der Major kann in die andere X-302 steigen. Wir sehen uns vielleicht später.“

Der Oberst dankte seinen Rettern und verabschiedete sich herzlich von Sheppard, der versprach sich für ihn einzusetzen.

Cameron und der Oberst stiegen in das Flugzeug und langsam rollte die Flugmaschine die Landbahn entlang und hob nach einer kurzen Strecke ab. Der zweite Gleiter, der den italienischen Copiloten aufgenommen hatte, startete nur Sekunden später.

Jetzt erschienen auch Johns Eltern.

Vanessa Sheppard fiel ihrem Sohn überglücklich in die Arme. „Mein Junge, ich habe mir solche Sorgen gemacht. Mehr, als in all den Jahren, wo ich nichts von dir gehört habe. Haben sie dir auch nichts getan?“

„Nein, Mutter! Und das verdanke ich Colonel Han Sung-Joon. Er hat mich gerettet.“

Vanessa blickte den Colonel dankbar an und dieser gab den Blick lächelnd zurück.

Philipp Sheppard umarmte seinen Sohn ebenfalls und sah dann Han an. „Ich glaube, wir kennen uns schon, Colonel.“

„Ja, Sir! Ich arbeite als Agent für das Konzil, und habe mich bei den Saat Bhai eingeschlichen.“

„Den Saat Bhai? Als Agent? Aber nicht für mich, und ich dachte bisher, der Vorsitzende des Konzils zu sein.“

„Nein, nicht für Sie, Sir, sondern für ein anderes Konzil-Mitglied, dessen Namen ich nicht nennen möchte.“

„So? Dann hat dieser Jemand wohl viel zu verbergen?“

„Er hat nur das Wohl der Arya Varta im Sinn, Sir.“

John wandte sich an seinen Vater: „Was gedenkst du nun gegen die Saat Bhai zu unternehmen? Du hast mir nie etwas von dem geheimnisvollen Anführer erzählt, der Zeus genannt wird.“

„Obwohl ich nun schon viele Jahre bei den Saat Bhai bin, ist es mir nicht gelungen Zeus Identität herauszufinden. Irgendwie versteht er es immer wieder, sich unsichtbar zu machen“, warf Han ein.

„Nun“, Philipp Sheppard rieb sich nachdenklich das Kinn. „Er ist ein Fuchs. Seit Jahren versuchen meine Agenten ihn zu enttarnen, leider ebenso ohne Erfolg. Ich habe nun Janus auf ihn angesetzt. Vielleicht hat er mehr Glück. Immerhin hat er auch dich gefunden, John.“

„Und ich weiß nicht, ob ich noch länger bleiben möchte, Vater.“ John sah seine Eltern traurig an. „Selbst in der Pegasus-Galaxis ist es nicht gefährlicher. Und dort versuchen wenigstens nicht, die eigenen Leute mich zu töten.“

„Hast du uns nicht von dem Mordanschlag erzählt?“ fragte Philipp.

„Ja, doch es war ein Saat Bhai und nun bin ich gewarnt. Es tut mir leid, aber ich glaube, ich werde mit Rhiana zum Stargate-Center und dann nach Atlantis zurückkehren.“

McKay sah ihn an. „Bist du sicher? Wir könnten hier noch viel lernen.“

„Glaub mir eines, Rodney“, ein Seitenblick traf seinen Vater, „Hier sind sie genauso zugeknöpft wie auf Tengwar.“

„Sohn!“ Philipp sah seinen Sohn strafend an.

„Ist es nicht so, Vater? Du gibst dich mit den normalen Menschen ab, aber im Grunde deines Herzens siehst du sie als Minderwertig an.“

„Nicht gerade Minderwertig, aber nicht so wie wir.“

„So kann und will ich aber nicht leben. Tut mir leid. Länger, als bis Morgen bleiben wir nicht mehr hier.“

John wanderte über das Grundstück der Ranch. Jemand, dessen Gesicht nicht zu erkennen war, begleitete ihn. Sie lachten und scherzten miteinander. Vor einem unscheinbaren Schuppen blieben sie stehen und gingen hinein. Allerlei Farmgeräte wurden hier gelagert, und hinten an der Wand, stand ein großer Schrank. Zu diesem gingen sie und öffneten die Tür, die lautlos aufging. Der Schrank war innen sehr geräumig, aber leer. Sein Begleiter sagte laut etwas, dass John aber nicht verstehen konnte. Plötzlich erhellte ein Lichtstrahl den Innenraum. John und sein Begleiter fanden sich in einer riesigen unterirdischen Anlage wieder. Sie gingen ein paar Schritte, als Sheppard plötzlich stehen blieb. Ein unheimliches Gefühl machte sich in ihm breit. Etwas Furchtbares geschah hier unten. Er traute sich nicht, auch nur einen weiteren Schritt zu machen.

„Was hast du denn, John?“ fragte sein Begleiter in scheinheiligem Tonfall.

„Ich gehe nicht weiter!“

„Aber du musst. Komm!“ Seine Stimme hatte nun einen einschmeichelnden Ton angenommen. „Deine Bestimmung erwartet dich!“

Doch John war nicht in der Lage auch nur einen Schritt zu machen. Das Grauen und die Angst hielt ihn davon ab.

„Das nützt dir nichts!“ rief sein Begleiter. Sein Gesicht war nur eine formlose schwarze Masse und John wich erschrocken zurück und er wollte zurück ins Licht laufen. Doch etwas hatte ihn von hinten gepackt. „Niemand stellt sich mir in den Weg.“ Die Stimme hörte sich wie ein Donnerschlag an. John drohte zu ersticken. Dunkelheit breitete sich in seinen Gedanken aus …

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Kapitel 11 by Selana
Teil 11


John fuhr in seinem Bett hoch. Zuerst wusste er nicht, wo er war, doch dann begriff er, dass alles nur ein böser Traum gewesen war.

Rhiana, die neben ihm im Bett lag, wachte auf. „John, was hast du denn?“ Sie sah, dass er schweißgebadet war.

„Es war wohl nur ein Alptraum“, er erzählte ihr den Traum.

„Hm, ich glaube, dass war mehr als ein Traum, John. Es war eine Vision oder eher noch eine Erinnerung, die bisher tief in dir vergraben war.“

„Dann hat Han also Recht! Es gibt noch vergrabene Erinnerungen in mir.“

„Die sich langsam aber sicher zurück zur Oberfläche zurückarbeiten. Ich bin sicher, dass du die nächste Zeit noch mehr solcher Träume hast.“

„Aber was war das dann für eine Erinnerung? Sie war furchtbar, nein, mehr als das! Sie war beängstigend. Und so real. Noch nie im Leben habe ich eine solche Angst verspürt. Und seltsam ist, dass ich den Schuppen kenne. Er steht abseits auf dem Grundstück, am Rande eines Waldgebietes. Ich werde morgen hingehen. Wenn das kein Alptraum war, gibt es auf der Ranch eine verborgene Anlage.“

„Warum fragst du nicht einfach deinen Vater danach?“

„Er hat es mir bisher verheimlicht. Allerdings erwähnte er einmal, dass es noch Sachen gäbe, von denen ich keine Ahnung hätte. Vielleicht gehört die Anlage dazu. Trotzdem gehe ich dem Traum zuerst alleine auf den Grund. Wenn es doch nur ein Traum war, dann möchte ich meinen Vater nicht damit belästigen.“

„Es ist noch mitten der Nacht“, meinte Rhiana ganz schläfrig und rieb sich über die Augen. „Im dunklen kannst du doch nichts sehen. Lass uns erst noch etwas schlafen. Und wenn die Sonne aufgegangen ist, gehen wir zusammen.“

John gab nach. Doch während Rhiana sofort wieder einschlief, wollte bei ihm der Schlaf nicht kommen. Nachdem er sich zwei Stunden von einer Seite zur anderen gedreht hatte, beschloss er loszuziehen. Ohne Rhiana, die er nicht unnötig wecken wollte, wegen einem dummen Traum. Und was sollte ihm auf der Ranch seines Vaters schon passieren?

Leise zog er sich eine dunkle Hose, einen schwarzen Pullover und seine schwarze Lederjacke an. Dann holte er noch eine Taschenlampe heraus und schlich sich zum Fenster. Ohne es zu wissen, benutze er den gleichen Weg, den auch Rhiana genommen hatte.

Draußen war es noch stockdunkel. Nur die schmale Sichel des Mondes spendete etwas Licht. Trotzdem fand er seinen Weg mit traumwandlerischer Sicherheit. Er schlich sich in den Stall und sattelte Nordstern, der ihn mit einem Schnauben begrüßte.

Am Horizont graute der Morgen, als er vor dem Schuppen stand und ihn öffnete. Er sah aus wie in seinem Traum, auch der Schrank stand da. Das haute ihn erst einmal um. Vielleicht sollte er doch Hilfe holen?

Warum hatte sein Vater ihm nie etwas davon erzählt? Es konnte nur bedeuten, dass er ihm nicht 100%ig vertraute. Wahrscheinlich, weil er zum Stargate-Kommando zurückkehren und den Arya Varta den Rücken zukehren wollte.

Mit zögernden Schritten ging er auf den Schrank zu und öffnete vorsichtig die Tür. Sie musste gut geölt sein, denn sie lies sich lautlos öffnen. Wie in seinem Traum war der Schrank leer. Sheppard machte einen Schritt hinein. Wie sollte es nun weitergehen?

„Was nun?“ fragte er laut.

„Stimme erkannt, Identität John Sheppard.“

Ein Lichtstrahl hüllte ihn ein und im nächsten Augenblick fand er sich in dem Gang aus seinem Traum wieder. Er war leer und etwa 20 m lang. Auf beiden Seiten zweigten Türen ab. Jede war nur mit einer Code-Karte zu öffnen, die er aber nicht besaß.

Pech gehabt!

Trotzdem ging er an jeder Tür vorbei. Und da entdeckte er ganz hinten eine Tür ohne Code-Karte, die aber mit einem Handflächen-Scanner ausgestattet war. Ohne große Hoffnung legte er seine Hand darauf. Zu seiner Überraschung öffnete sich die Tür. Das konnte nur bedeuten, dass er schon hier unten gewesen war und seine Biodaten gespeichert waren. Wie bei dem Computer im Schrank.

Verblüfft blickte er auf die vielen Puddlejumper und das Raumschiff, dass die Größe der Daedalus besaß. Die Halle, in der die Schiffe standen, war riesig. Leute liefen umher oder arbeiteten an den Schiffen, Computern oder sonstigen Gegenständen.

Er hatte jedoch keine Zeit, den Anblick zu verarbeiten, denn plötzlich stürmten von allen Seiten bewaffnete Männer und Frauen auf ihn zu. Sein Eindringen war nicht unbemerkt geblieben. Wahrscheinlich hatte er einen stummen Alarm ausgelöst oder war über Monitore beobachtet worden.

„Mr. Sheppard!“ Einer der Wachen schien ihn zu kennen. „Wir haben nicht damit gerechnet, Sie so schnell wieder zu sehen. Ihr Vater meinte, Sie kämen vielleicht nie zurück. Weiß er, dass Sie hier sind?“

„Nun, nicht, dass ich hier unten bin“, antwortete John.

„Dann muss ich Sie leider bitten mitzukommen, bis wir Ihren Vater informiert haben.“

Es blieb ihm keine andere Wahl, als dem Sprecher und zwei Wachen in einen kleinen Raum zu folgen. Nur ein Tisch und zwei Stühle standen darin. Auf einen der Stühle setzte sich John und wartete. Sein Vater würde ihm einiges zu erklären haben.

Es dauerte eine halbe Stunde bis Sheppard Sen. auftauchte. Der Ärger stand ihm ins Gesicht geschrieben. „Wie kommst du hier herein, John?“

„Wie konntest du mir das hier unten verschweigen?“

„Ich bin derjenige, der hier fragt! Also?“

„Letzte Nacht hatte ich einen Traum. Du kannst es auch eine Rückerinnerung nennen. Es sieht so aus, als hätte ich noch mehr versteckte Erinnerungen, die nun langsam zum Vorschein kommen. In dem Traum sah ich mich mit einem Unbekannten nach hier unten gehen. Sein Gesicht konnte ich nicht erkennen, doch er schien mir vertraut zu sein. Ich frage mich, was alles noch in mir versteckt ist. Was hast du mir sonst noch alles verschweigen, Vater?“

„Nichts! Was sollte ich dir verschweigen? Du selbst hast deine Erinnerungen löschen lassen.“

„Nein, das habe ich nicht! Da bin ich mir nun ganz sicher. Jemand, den ich gut kenne, hat mir das gewaltsam angetan. Das waren auch die versteckten Ängste, die mich in meinem Traum fast überwältigt haben. Jemandes Erinnerung gewaltsam löschen ist eine Vergewaltigung des Geistes.“

Philipp sah seinen Sohn nachdenklich an. „Wenn das stimmt, was du vermutest, wäre das ungeheuerlich. Wer kann das gewesen sein? Wenn du ihn kennst, dann muss er sich in deiner Nähe, unserer Nähe aufgehalten haben. Außerdem muss er diese Anlage kennen. Und das bedeutet, dass es einen Spion der Saat Bhai in unserer unmittelbaren Umgebung gibt. Ich werde sofort eine Überprüfung aller Leute einleiten.“

„Vergiss auch nicht diejenigen, die während meiner Abwesenheit gekündigt haben“, schlug John vor. „Doch nun sag mir: du hast hier unten diese Streitmacht, diese vielen Raumschiffe. Ist dir bekannt gewesen, dass die Erde mehrmals von den Goa’uld angegriffen und fast vernichtet wurde?“

„Ja, das wussten wir.“

„Warum habt ihr nicht eingegriffen? Wenn Apophis damals die Erde erobert und die Großstädte in Schutt und Asche verwandelt hätte, wärt auch ihr betroffen gewesen.“

„Die Menschen konnten sich gut selbst helfen. Was geht uns ihr Ärger an? Und glaub mir eines, wir haben für unser Volk Vorsorge getroffen. Außerdem wollten wir das Stargate-Programm kippen, doch die Normalen haben das verhindert. Besonders dein verehrter General O’Neill hat sich da hervorgehoben.“

„General O’Neill ist einer von uns. Er hat das antikische Gen“, sagte John.

„Er ist ein Mischling, John, wie alle Menschen, die das Gen besitzen.“

„Was ändert das? Weißt du, ich verabscheue deine Ansichten. Nun wird mir zum zweiten Mal klar, warum ich mich von euch getrennt habe. Wir sind doch nichts Besseres als sie. Der einzige Unterschied ist, dass unser Volk älter ist und somit weiser sein sollte. Doch alles, was ich sehe ist Ignoranz, Voreingenommenheit und Arroganz. Ich schäme mich für mein Volk. Wir sollten Vorbilder sein! Lehrer, die sie auf den rechten Weg bringen.“

„Du sprichst von Dingen, die du nicht verstehst, Sohn! Du sprichst wie Konzil-Mitglied Masui Kimura. Ihr würdet gut zueinander passen.“

„Wer ist dieser Kimura?“ fragte John.

„Du kennst ihn. Er ist derjenige, der dich in der Nacht damals verhört hat.“

„Und ich dachte, er hätte was gegen mich“, meinte John überrascht.

„Nein, er hat dich nur getestet. Mein Entschluss aber steht fest. Die Arya Varta-Nation wird sich aus allem Ärger mit den Menschen, den Goa’uld oder allen anderen Außerirdischen heraushalten. Sie haben die Goa’uld und wer weiß nicht noch alles, auf sich aufmerksam gemacht. Also müssen sie die Suppe selbst auslöffeln, die sie sich eingebrockt haben.“

„Du besitzt aber die Macht, um ihnen zu helfen. Also, wenn dir wirklich etwas an mir liegt, dann hilf uns.“

„Ist dir bewusst, dass du von uns sprichst und die Normalen meinst?“ fragte Philipp Sheppard. „Ich sehe, du hast dich tatsächlich gegen uns entschieden, Sohn. Meine Antwort bleibt aber gleich: nein!“

„Dann sind wir geschiedene Leute, Vater! Ich werde mit meinen Begleitern so schnell wie möglich die Ranch verlassen und zum Stargate-Center zurückkehren. Es ist besser für uns alle.“

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Kapitel 12 by Selana
Teil 12


Das kann ich leider nicht zulassen, Sohn! Tut mir aufrichtig leid! Ich hatte gehofft, das, was ich nun tun muss, vermeiden zu können.“

„Was meinst du damit?“ fragte John perplex.

„Du wirst hier bleiben, bis ich entschieden habe, was ich mit dir mache.“

„Das ist nicht dein Ernst, Vater!“ sagte John und stand auf, um den kleinen Raum zu verlassen. „Ich werde jetzt gehen.“

John kam jedoch nicht einmal bis zur Tür, als Philipp einen Strahler hob und auf seinen Sohn schoss. Bewusstlos blieb John liegen.

„Das hätte nicht nochmals passieren dürfen, aber er ist stärker, als ich dachte. Er wird die Blockade vollständig durchbrechen.“

„Das hat noch niemand geschafft, Mr. Sheppard“, sagte einer der Wächter. „Ihr Sohn ist etwas Besonderes.“

„Ich befürchte, ein toter besonderer Mann! Gib den Befehl, seine Begleiter töten zu lassen. Sie dürfen die Ranch nicht verlassen.“

„Ja, Sir!“ sagte der Wächter und ging hinaus, um den Befehl weiterzugeben.

Sheppard warf einen bedauernden Blick auf John und wandte sich dann an den zweiten Wächter. „Schaff ihn in eine sichere Zelle. Ich muss mir noch überlegen, was ich mit ihm mache.“


Rhiana wusste nicht, was sie geweckt hatte. John! Er war in großer Gefahr. Sein Bett war leer. Ein Blick auf die Uhr belehrte sie, dass sie gerade eine gute Stunde geschlafen hatte. Rhiana ahnte sofort, dass etwas Schlimmes passiert sein musste und dass sie die Ranch auf der Stelle verlassen mussten. Deshalb packte sie in Eile alles zusammen, was unbedingt nötig war, ganz besonders die Waffen.

In den beiden Zimmern neben dem ihrem schliefen McKay und Carter. Sie streckte den Kopf aus ihrem Zimmer. Zum Glück waren diesmal keine Wächter zu sehen. Sie klopfte erst bei Carter, dann bei Rodney an die Tür. Beide erschienen schlaftrunken und zerzausten Haaren im Eingang und sahen sie erstaunt an. Es war ein Bild für die Götter, und wäre der Anlass nicht so ernst, hätte sie darüber schmunzeln können.

„Rhiana, es ist 4.15 Uhr. Was machst du schon so früh auf“, fragte Rodney und gähnte herzhaft.

„Zieht euch an. Wir müssen sofort die Ranch verlassen!“

„Warum denn? Ich hatte gerade einen wundervollen Traum. Und wo ist John?“ protestierte Rodney.

„Er ist verschwunden. Packt eure Sachen! Ich erkläre euch alles unterwegs. Wir dürfen keine Sekunde länger warten.“

Carter war es gewohnt Befehle zu gehorchen, auch wenn Rhiana ihr nichts zu sagen hatte. Sie merkte am Ton der jungen Frau, dass sie keinen Scherz machte. Ihre Sachen waren schnell gepackt, Rodney fügte sich brummend.

Rhiana tigerte im Gang auf und ab und hoffte, dass die beiden schnell fertig wurden.
Schließlich erschien Carter. „Ist McKay noch nicht fertig.“

Die junge Antikerin rollte nur mit den Augen. Es dauerte weitere unendlich lange fünf Minuten, bis der Wissenschaftler erschien. „Ein alter Mann ist doch kein D-Zug“, beschwerte er sich.

Rhiana wusste zwar nicht was ein D-Zug war, aber drängte die beiden hinaus. Noch war alles ruhig im Ranchhaus. Sie schafften es ungesehen zu einer kleinen Seitentür zu gelangen und über den hinteren Hof zu eilen.

Inzwischen ging langsam die Sonne auf und die Gefahr gesehen zu werden wurde immer größer. Sie erreichten einen Schuppen, als vor dem Ranchhaus vier Geländewagen mit quietschenden Reifen hielten. Bewaffnete Gestalten sprangen aus den Fahrzeugen und liefen auf das Haupthaus zu. Einige liefen um das Haus herum, anscheinend mit der Absicht zu verhindern, dass jemand von hinten das Gebäude verlassen konnte.

Carter sah Rhiana an. „Woher wussten Sie das?“

„Keine Zeit für Erklärungen. Sie entdecken gleich, dass wir nicht mehr im Haus sind. John hat mir einen Schuppen mit Fahrzeugen gezeigt, welche die Arbeiter benutzen, um die Zäune zu kontrollieren. Wir holen uns eines der Fahrzeuge. Sie ahnen sicher nicht, dass wir von dem Schuppen wissen.“

Geduckt und jede Deckung ausnützend, führte Rhiana sie zu dem abgelegenen Schuppen. Dort fanden sie die erwähnten Autos. Ein Arbeiter war schon erschienen, um mit seiner Tätigkeit zu beginnen. Rhiana machten kurzen Prozess. Sie holte ihren kleinen Strahler heraus und zielte auf den Mann und schoss ihn nieder.

McKay blickte die Antikerin entsetzt an. „Rhiana, was machst du denn?“

„Er ist nur bewusstlos und wacht in ein bis zwei Stunden wieder auf. Dann sind wir aber über alle Berge.“ Sie warf Carter und McKay identische Strahler zu und drängte sie dazu in das Fahrzeug zu steigen.

„Ich bin kein guter Fahrer“, sagte Rhiana. „Jemand von euch sollte das Steuer übernehmen.“

Wortlos klemmte Carter sich hinter das Steuer. McKay setzte sich neben sie und Rhiana nahm hinten Platz.

McKay hielt es nicht mehr aus und wandte sich an die Antikerin. „Rhiana! Was um Himmels Willen ist geschehen?“

„Das weiß ich auch nicht so genau. Was ich weiß ist, dass John in Gefahr ist.“

„Schon wieder“, unterbrach McKay sie. „Der Mann hat ein Talent dafür. Auf der Erde ist es ja fast noch schlimmer, als in der Pegasus-Galaxis.“

„Rodney, halt den Mund und lass Rhiana erzählen“, unterbrach Carter ihn während sie den Motor anließ und losfuhr.

Rhiana blickte sie dankbar an. „Seit John und ich in Atlantis die Gedankenverbindung eingegangen sind, ist mir das schon öfters passiert. Manchmal weiß ich einfach, wie es ihm geht. Es ist nicht zu erklären. Ich wachte auf und wusste, dass John und wir in Gefahr schweben. In der Nacht hatte er eine Vision, eigentlich eine zurückkommende Erinnerung. Er sah eine unterirdische Anlage unter der Ranch. Wir wollten das heute Morgen überprüfen, doch John hat wohl nicht auf mich gewartet.“

„Dann müssen wir herausfinden, was mit Sheppard passiert ist“, meinte Carter.

„Weißt du, wo diese Anlage ist?“

„Nein, John sprach von einem Schuppen in der Nähe eines Waldes, in einem abgelegenen Teil der Ranch.“

„Das kann überall sein“, meinte McKay.

„Wir sollten uns erst einmal in Sicherheit bringen und Hilfe holen. Was ist mit dem Stargate-Kommando? Können wir sie nicht um Hilfe bitten?“ fragte McKay.

„Wenn wir sie erreichen“, meinte Carter.

„Ich habe noch das Satelliten-Telefon, aber ich weiß nicht, ob wir nicht abgehört werden können.“ Rhiana war gar nicht dafür, dass sie John einfach zurückließen, doch in einem musste sie McKay zustimmen: wenn man sie auch noch fing, halfen sie John damit nicht. „Johns Vater muss etwas damit zu tun haben.“

Carter sah sie an. „Wie kommen Sie darauf?“

„Es ist nur so eine Ahnung.“

Carter stellte sich vor wie es wäre, wenn ihr Vater versuchte hätte, ihr etwas anzutun. Aber welche andere Erklärung gab es sonst? Die bewaffneten Männer hatten eindeutig mit der Ranch zu tun gehabt, denn sie hatten den Sheppard-Schriftzug an einem der Wagen lesen können. Was mochte nur in Johns Vater gefahren sein? Doch was, wenn er nichts damit zu tun hatte und es ein Überfall auf die Ranch gewesen war?

Diese Möglichkeit war nicht auszuschließen und Carter sprach es laut aus.

„Dann wären auch Johns Eltern in Gefahr“, meinte Rhiana. „Was sollen wir nur tun?“

„Was ist mit den anderen Konzil-Mitgliedern?“ fragte McKay. „Können wir uns nicht an sie wenden?“

„Ja, dass ist eine gute Idee“, sagte Rhiana. „John hat mir die Handy-Nummer dieses Colonel Han Sung-Joon gegeben. „Ich könnte ihn anrufen.“

Inzwischen fuhren sie durch ein kleines Bergtal. Rhiana hatte plötzlich das untrügliche Gefühl von Gefahr. Als sie an einen kleinen Bergeinschnitt vorbei fuhren, reagierte sie sofort. „Da rein, Sam! Schnell!“

Carter reagierte instinktiv und riss das Steuerrad herum und fuhr in den Einschnitt hinein.

„Motor aus und Ruhe!“

Kaum hatte Carter den Motor abgestellt, tauchten auch schon zwei Jeeps auf. Jedes der Fahrzeuge kam von einer anderen Ende des Tales und trafen sich nun in der Mitte.

Beide Fahrer hielten an und stellten die Motoren ab. „Habt ihr etwas gesehen?“

„Nein, sie können hier nicht durchgekommen sein. Wahrscheinlich sind sie Richtung Stadt gefahren. Weißt du, warum der Boss die drei tot sehen will?“

„Nein, und das geht weder dich noch mich etwas an“, herrschte der erste Fahrer seinen Kollegen an.

„Man wird ja noch mal fragen dürfen“, antwortete der Fragende beleidigt.

Der erste Mann sagte beschwichtigend. „Der Junior hat wohl sein Gedächtnis zurückbekommen und der Boss wird gezwungen sein, das Problem nun endgültig zu lösen.“

„Mann oh Mann! Ich möchte nicht in seiner Haut stecken. Der eigene Sohn!“

„Ja, aber wie gesagt geht uns das nichts an. Wir führen nur unsere Befehle aus. Dieses Tal ist also sauber. Fahren wir zum nächsten.“ Damit stellte er den Motor wieder an und fuhr los. Der zweite Fahrer wendete und fuhr seinem Kollegen hinterher.

Rhiana, Carter und McKay hatten atemlos gelauscht und sahen sich nun entsetzt an. Jetzt wussten sie es! Johns Vater hatte Dreck am Stecken und hatte die Killer auf sie gehetzt. Und John wurde von seinem eigenen Vater festgehalten.

„Wie sind die uns so schnell auf die Spur gekommen?“ fragte Carter.

„Keine Ahnung. Wir müssen Colonel Han benachrichtigen!“ Rhiana holte ihr Funkgerät heraus, dass sie den Erdbedingungen angepasst hatten und wählte Colonel Hans Nummer. Es dauerte nicht lange und sie hörte seine tiefe Stimme. Rhiana erzählte was passiert war und was sie vermuteten.

Stille herrschte in der Leitung. „Colonel, sind Sie noch da?“

„Ja, aber das ist so ungeheuerlich, was Sie da sagen, dass ich es erst verdauen musste. John wird von seinem eigenen Vater gefangen gehalten?“

„Können Sie uns helfen?“

„Natürlich! Ich trommle eine Mannschaft zusammen und wir holen Sie. Das dauert aber etwas. Können Sie sich irgendwo verstecken?“

„Ja, ich kenne ein Versteck, dass nur John und ich kennen“, sagte Rhiana. „Wir sind schon auf dem Weg dorthin.“

„Gut, verstecken Sie sich dort. In genau zwei Stunden melden Sie sich wieder bei mir. Wir werden Sie anpeilen und holen.“

„In Ordnung, aber beeilen Sie sich bitte. Jede Minute kann über Johns Leben entscheiden“, sagte Rhiana und schaltete das Funkgerät ab.

„Wo ist dieses Versteck?“ fragte Carter.

„Mit den Pferden brauchten wir immer drei Stunden für einen Weg, aber mit dem Jeep sind wir bald da“, sie zeigte Carter, wo sie fahren mussten. Etwa fünfzehn Minuten später erreichten sie den Taleinschnitt. Mit dem Jeep war es nicht einfach den engen Windungen des Tales zu folgen, doch Carter schaffte jede Hürde mit Bravour. Schließlich lag der See vor ihnen.

„Das ist also euer Liebesnest“, fragte Carter schmunzelnd. „Ich muss zugeben, es ist sehr romantisch. Fast so wie Jacks Haus in den Bergen.“ Sie verstummte, als sie die Blicke der beiden sah.

Rodney verzog das Gesicht, enthielt sich aber eines Kommentars. Er wollte nichts mehr über O’Neill und Carter hören. Dass die beiden zusammen waren, wurmte ihn immer noch.

„Ich dachte ihr beiden wüsstet, dass Jack und ich zusammen sind?“

„Na klar, aber Rodney hat sich insgeheim Hoffnungen gemacht“, verriet Rhiana.

McKay hielt den Atem an, als er Rhianas Verrat hörte. „Das ist nicht wahr!“ rief er aus. „Nun ja, vielleicht doch, aber nun, da ich es weiß, möchte ich einfach weiterhin dein Freund sein, Sam. Ohne Hintergedanke und so.“

„Wir sind doch Freunde, Rodney, das waren wir schon immer. Aber nicht mehr.“

„Jetzt sollten wir den Jeep verstecken“, sagte Rhiana. „Nicht das wir noch aus der Luft geortet werden.“

Ja, die Antikerin hatte Recht, also holten sie Zweige und versteckten den Jeep. Sie selbst setzten sich in den Schutz der Felsen und hoffte, dass man sie nicht durch Zufall aus der Luft ortete und warteten bis die vereinbarte Zeit um war.

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Kapitel 13 by Selana
Teil 13


Sheppard überlegte, wie oft er schon in solchen oder ähnlichen Zellen aufgewacht war. Doch diesmal hatte er dies seinem eigenen Vater zu verdanken. Inzwischen war auch der Rest seiner Erinnerung zurückgekommen. Was der letzte Auslöser gewesen war, wusste er nicht. Vielleicht der Verrat seines Vaters? Er hatte erneut einen Wachtraum gehabt. Diesmal sah er sich in einem Labor, in einem Stuhl sitzend, einen seltsam verkabelten Helm auf dem Kopf. Auch die Angst war wieder da. Allerdings nicht die Angst sein Leben zu verlieren, sondern alles zu vergessen, was sein bisheriges Leben ausgemacht hatte. Dann tauchte derjenige auf, dem er das zu verdanken hatte.

Einige Jahre vorher.

„Du hättest deine Nase aus den Sachen herauslassen sollen, die dich nichts angehen“, der Klang der Stimme hörte sich emotionslos an.

„Ich soll das ignorieren? Du hast uns alle verraten!“ rief John und versuchte sich verzweifelt aus dem Stuhl zu befreien, doch die Bänder hielten ihn unerbittlich fest. Nicht einmal den kleinsten Finger konnte er rühren.

„Nein, ich versuche unser Volk zu retten“, sagte der Sprecher.

„Retten? Du führst uns in den Untergang!“

„Warum musstest du auch beharrlich sein, John, warum?“ Nun klang der Sprecher ärgerlich. „Das alles müsste nicht passieren, wenn du auf mich gehört hättest. Ich gebe dir noch eine letzte Chance. Schließ dich uns an, und das alles hier muss nicht geschehen.“

„Ich soll vergessen, was ich herausgefunden habe? Das kann ich nicht, ich werde es dem Konzil mitteilen und du bist erledigt. Kimura wird dafür sorgen, das du als Konzil-Führer abgesetzt wirst. Er ist der ehrlichste von allen und wird mir glauben.“

„Nichts dergleichen wird er tun, denn du wirst dich in Kürze an nichts mehr erinnern können. Dein Leben kann ich verschonen, weil du mein Sohn bist, doch ich muss dafür sorgen, dass du uns nicht zur Gefahr werden kannst. Es tut mir leid, dass ich es tun muss, doch du lässt mir ja keine andere Wahl. Niemand, den wir dieser Behandlung unterzogen haben, bekam seine Erinnerung jemals zurück.“

„Du tust mir das an, deinem eigenen Sohn?“

„Warum tust du mir das an? Mir, deinem Vater?“

„Du bist Zeus, der Anführer der Saat Bhai! Diese Leute, die ich über alles verachte. Und mit deinem Plan könntest du es tatsächlich schaffen, die Arya Varta zu entmachten.“

„Ich sehe schon, du bist total verblendet, mein Sohn. Schuld ist Kimura, dieser Narr! Er hat dir diese Flausen in den Kopf gesetzt Zeus zu finden. Und erstaunlicherweise hast du es dann auch noch geschafft! Ich müsste stolz darauf sein, doch leider nicht unter diesen Umständen. Und keine Sorge über dein zukünftiges Leben! Alles nehme ich dir nicht weg. Aber alles, über die Arya Varta-Nation wirst du vergessen haben. Aber ich werde dafür sorgen, dass deine Vorgesetzten in der US-Armee dich in einer dir entsprechenden Position einsetzen. Afghanistan etwa, wo du weiterhin fliegen kannst. Es wäre schließlich eine Vergeudung deiner Talente, wenn du nicht mehr fliegen könntest.“

„Vater!“

Philipp Sheppard, alias Zeus gab dem Wissenschaftler ein Zeichen. Das Flehen seines Sohnes ignorierte er. In ein paar Stunden würde alles vorbei sein.


Gegenwart

John schlug mit der Faust auf seine Liege. Sein eigener Vater war Zeus. Er konnte es immer noch nicht fassen. Und doch war es so. Jede Erinnerung war wieder da. Auch seine Erlebnisse mit Colonel Han. Selbst seine bisher angenommenen Erlebnisse auf der Air-Force-Akademie waren teilweise korrigiert worden. Jedes Ereignis, dass irgendwie mit den Antikern zu tun hatte, war penibel gelöscht und mit anderen Erinnerungen aufgefüllt worden: zum Beispiel Erlebnisse mit Studienkollegen, die es nicht gab, ersetzten die Erlebnisse mit Han. Sie hatten ganze Arbeit geleistet und sein Gehirn total umgekrempelt. Und einige seiner Vorgesetzten hatten da mitgespielt, weil sie Antiker waren.

Und er hatte geglaubt mit dem Eintritt in die Air-Force die Bevormundung seines Vaters los zu sein, doch in Wirklichkeit hatte er im Geheimen alles kontrolliert. Jeden Schritt in seinem Leben. Er fühlte sich verraten, gedemütigt und ausgenutzt.

Trotzdem waren seine Gefühl gespalten, denn was immer Philipp auch getan hatte, er war sein Vater. Diese Vergewaltigung seines Geistes konnte er ihm aber nicht verzeihen. Sollte er hier noch einmal lebend herauskommen, was er inzwischen bezweifelte, würden sie geschiedene Leute sein. Niemals in seinem Leben wollte er noch ein Wort mit ihm wechseln.

Und seine Mutter? Was war mit ihr? Wusste sie alles oder war auch sie ahnungslos? Getäuscht von den Ränken und Hinterlisten ihres Mannes?

Dann fiel ihm Rhiana ein, McKay und Carter, die sich auf der Ranch aufhielten? Was war mit ihnen? Wie lange war er überhaupt bewusstlos gewesen?

Man ließ ihn in Ruhe. Nur einmal war ihm auf einem Tablett Essen gebracht worden. Doch keiner ließ sich auf ein Gespräch mit ihm ein. Eigentlich hatte er keinen Hunger, der war ihm gründlich vergangen, doch er zwang sich alles zu essen. Er musste bei Kräften bleiben. Vergiftetes Essen befürchtete er nicht. Das hatte sein Vater nicht nötig. Er konnte einfach befehlen, ihn umzubringen.

Als er wieder Geräusche vor der Tür hörte, hoffte er fast, dass es nicht weiteres Essen war, das gebracht wurde. Als er seinen Vater sah, stand er auf.

„Hallo, Vater! Oder sollte ich lieber Zeus sagen?“

Philipp Sheppard lächelte nicht. Sein Gesicht drückte Bestürzung aus. „Du weißt es also wieder. Mein Gott, John!“

„Nimm Gott nicht in den Mund. Erstens glaubst du nicht an ihn, und zweitens würde er dir bestimmt nicht helfen. Was du mir angetan hast, werde ich dir mein Leben lang nicht verzeihen, auch wenn ich denke, dass es nur noch kurz sein wird“, John sprach dies ohne Bedauern aus. Zuviel war auf ihn eingestützt. Er wollte nur noch, dass alles ein Ende hatte, egal wie.

„Du hast es dir selbst zuzuschreiben. Es war die einzige Möglichkeit, dein Leben zu retten. Noch nie hat es jemand geschafft, die Blockade zu durchbrechen. Ich bin beeindruckt!“

„Darauf kann ich verzichten. Also, bringen wir es hinter uns. Töte mich, oder lass mich töten, wenn du selbst zu feige dazu bist.“

„Du scheinst wirklich lebensmüde zu sein, John. Leider werde ich deinem Wunsch entsprechen müssen. Aber ich verspreche dir, dass du nicht leiden musst. Schließlich bist du mein Sohn.“

John wir nun doch geschockt, wie leicht sein Vater das Todesurteil über ihn sprach. „Erfüll mir noch einen letzten Wunsch. Weiß Mutter über alles Bescheid?“

„Nein, sie hat keine Ahnung. Es würde sie auch nur unnötig aufregen. Du weißt doch, wie ängstlich sie ist.“

Das beruhigte John nun doch. Seine Mutter hatte immer einen besonderen Platz in seinem Herzen gehabt. Und mit der Gewissheit zu sterben, dass auch sie ihn betrogen hatte, hätte er nicht ertragen. „Wie willst du ihr dann den Mord an mir erklären?“

„Aber das war doch ich nicht, sondern die Saat Bhai. Wir werden beide sehr wütend und traurig sein über deinen Tod.“

„Was ist mit den ganzen Mordanschlägen auf mich?“ fragte John schockiert über die Kaltblütigkeit seines Vaters. Wie war es möglich, dass dieser Mann sein Erzeuger war?

„Was ist mit den Mordanschlägen auf mich?“

„Die, in deiner Kindheit waren fingiert. Du warst nie in Gefahr. Es diente nur dazu, die anderen Konzil-Mitglieder in die Irre zu führen. Niemand wird mich je verdächtigen Zeus zu sein, schließlich bin ich derjenige, der am meisten von ihm zugesetzt bekommen hat. Und nun tötet er sogar meinen über alles geliebten Sohn.“

John schüttelte angesichts dieser Bosheit den Kopf. „Und die Anschläge in letzter Zeit?“

„Natürlich ließ ich dich überwachen. Als ich mitbekam, dass du dich der Atlantis-Expedition angeschlossen hast, nutzte ich die erste Gelegenheit, um meinen Agenten hinzuschicken. Ich befahl ihm dich zu töten, sollte er den geringsten Verdacht bekommen, dass deine Erinnerungen zurückkommen könnten.“

„Und Janus?“

„Nur ein Alibi. Ich hatte nie angenommen, dass er dich finden würde. Doch sein Forschen war der Anfang des Übels. Er hat irgendwie damit zu tun, dass deine Erinnerung zukamen, oder?“

„Er stellte die Vermutung auf, dass ich ein Antiker sein könnte.“

„Ich werde wohl auch Janus töten müssen. Er ist zu gründlich.“

„Was ist mit meinen Freunden? Rhiana!“

„Auch sie werden sterben.“

„Sie hat nichts damit zu tun. Das kannst du nicht machen.“

„Alles kann ich machen. Du hast noch ein paar Stunden Zeit, um mit deinem Gewissen ins Reine zu kommen. Morgen wird das Urteil vollstreckt. Hast du noch einen letzten Wunsch?“

„Ja, geh mir aus den Augen!“ Damit wandte sich John um und drehte seinem Vater den Rücken zu.

Philipp Sheppard sah seinen Sohn bedauernd an. Er bedauerte den letzten Schritt tun zu müssen. John war ein fähiger Mann und er wäre ein Gewinn für ihre Sache gewesen. Doch er hatte keine andere Wahl, da sein erster Plan ihn mundtot zu machen, schief gelaufen war und er sich ihnen auch nicht anschließen wollte. John war zu gefährlich und das Wissen, dass er Zeus war, durfte er keinem verraten. Nur so war gewährleistet, dass die Saat Bhai siegen würden. Nicht mit Gewalt, nein Gewalt hatte er schon immer verabscheut, sondern heimlich still und leise. Langsam und unmerklich wurde ein Arya Varta in wichtiger Position von einem Saat Bhai ersetzt. Dies würde so lange gehen, bis es zu spät war. Und waren alle Schlüsselpositionen von ihnen besetzt, hatte die Arya Varta nichts mehr zu sagen. Sie würden sich beugen müssen oder sterben. Ja, dass nannte Philipp eine freundliche Übernahme.

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Kapitel 14 by Selana
Teil 14


Das leise Geräusch eines getarnten Puddlejumper schreckte sie auf. Zum Glück wussten sie, das es sich dabei um Colonel Hans Jumper handelte, denn sie hatten wie vereinbart Kontakt aufgenommen und Han und seinem Team den Weg gewiesen.

Rhiana betrat als erste den Jumper, gefolgt von Carter und McKay. Han Sung-Joon saß am Steuer des Fluggerätes und sah ihnen entgegen. „Sie müssen mir den Weg weisen, Rhiana.“

„Genau weiß ich es auch nicht. John meinte der Schuppen stände abseits, am Rande eines Waldes.“

„So viele Waldgebiete gibt es nicht an der Grenze der Ranch“, meinte Han und startete den Jumper. „Fliegen wir einfach alle getarnt ab.“

„Wollen Sie nur mit einem Schiff angreifen?“ fragte McKay in etwas verschrecktem Tonfall. „In diesem Falle sind wir schon so gut wie tot.“

Han sah ihn genervt an. In seinen Augen hatte ein Wissenschafter nichts bei einem Einsatz zu suchen. „Keine Sorge, Dr. McKay! Ich würde es mir nie erlauben, Ihr wertvolles Leben in Gefahr zu bringen. Schließlich sind Sie der schlauste Mann in Atlantis und ohne Sie sind die anderen ganz sicher verloren.“

Rhiana verkniff sich ein Grinsen und McKay wusste nicht, ob dieser Han das Ernst meinte oder ihn auf den Arm nahm. So beschloss er einfach, es als Kompliment zu nehmen. Schließlich stimmte es ja: er war der Klügste und ein Genie obendrein. Ohne ihn würde Atlantis doch nie funktionieren.

„Dann bin ich ja beruhigt“, sagte er deshalb. „Und wie sieht die Verstärkung aus?“

Im Luftraum über der Ranch warten zehn getarnte Jumper auf mein Zeichen, um loszuschlagen.“

„Zehn Jumper? Wie viele haben Sie denn?“ fragte McKay.

„Mehr, als sie zählen können“, das war natürlich übertrieben.

„Ich kann sehr weit zählen“.

„Die genaue Zahl kenne ich auch nicht.“

„Wer hat sie dann zur Verfügung gestellt?“ fragte Rhiana.

„Konzil-Mitglied Masui Kimura und noch jemand, dessen Namen ich aber nicht nenne. Beide sind sehr an Johns Wohlergehen interessiert. Was meine Auftraggeber am meisten interessiert ist, warum Sheppard Sen. seinen eigenen Sohn gefangen nimmt und euch drei töten lassen will.“

„Ich habe da einen Verdacht, den ich gar nicht auszusprechen wage“, sagte Rhiana. „Wir müssen John herausholen. Nur er kann uns genaues sagen.“

Sie überflogen nun getarnt die Ranch an ihren äußeren Grenzen. Nachdem sie das riesige Grundstück fast umrundet hatten, fiel ihnen ein Schuppen am Rande eines Waldes auf.

„Das sieht viel versprechend aus“, meinte McKay. „Leider entdecke ich keine Energie-Signaturen.“

„Die sind getarnt. Unsere Technik ist sehr fortschrittlich.“

„Wem sagen Sie das?“ sagte McKay. „Ihr Antiker seid schließlich der Grund, warum wir nach Atlantis gegangen sind.“ Er warf Han einen vernichtenden Blick zu. „Dabei hätten wir lieber vor unserer Haustüre suchen sollen.“

„Für Vorwürfe ist später noch Zeit“, meinte Han. „Wir landen und sehen nach, ob die Hütte die ist, die wir suchen.“

Im Tarnmodus setzte der Jumper vor der Hütte auf. Kaum war die hintere Heckklappe geöffnet, sprang Rhiana auch schon mit gezogenem Strahler aus dem Jumper und hinein in die Hütte. Sie konnte gerade noch zur Seite springen, als ein Strahl auf sie zuschoss.

„In Deckung!“ rief sie den anderen zu. „Wir sind hier wohl richtig.“

Han fluchte wegen Rhianas übereilter Aktion, doch nun musste er das Beste daraus mache. Er sprach einen Befehl in sein Funkgerät und die auf der Lauer liegenden Jumper enttarnten sich. Einige landeten und entließen eine ganze Streitmacht, die sofort in den Kampf eingriff. Der kleine Raum war schnell erobert und eine Sprengladung angebracht.

Die ganze Hütte flog in die Luft und ließ einen Krater zurück, aber auch einen Eingang zu den unterirdischen Anlagen. Colonel Han ließ die Trümmer beiseite räumen und befahl seinen Männern den selbst geschaffenen Einlass zu sichern. Die Anlage erwies sich als großräumig, doch schien sie nicht so stark mit Sicherheitskräften besetzt zu sein. Großer Widerstand schlug ihnen nicht entgegen.

Anscheinend hatte Sheppard Sen. nicht mit einem massiven Angriff gerechnet, zumindest nicht so schnell. Das meiste Personal erwies sich als Techniker, Wissenschafter und Ingeneure.

„Schwärmt aus! Durchsucht jeden Raum! Bringt mir John Sheppard! Und falls sein Vater da ist, auch ihn“, befahl Colonel Han seinen Leuten.


John Sheppard wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, bis er wieder Geräusche hörte. Wahrscheinlich kamen sie nun, um ihn zu holen.

Nun gut, wenn es keine Rettung mehr gab, wollte er dem Tod so tapfer wie möglich ins Auge schauen. Er bedauerte nur, dass er Rhiana nicht noch einmal sehen konnte, und hoffte, dass ihr und den anderen die Flucht gelungen war.

Entschlossen stand er auf und wartete. Die Geräusche wurden lauter und verklangen wieder. Was bedeutete das?

Schließlich hörte er nichts mehr.

Aber nur kurze Zeit später klangen erneut Laute auf. Diesmal glaubte er Schreie zu vernehmen. Das ging nicht mit normalen Dingen zu. Bekam er etwa Hilfe?

Neue Hoffnung machte sich in ihm breit. Er war noch jung und wollte noch nicht sterben. Als sich nun Geräusche dem Zellentrakt näherten, erwartete er die Ankömmlinge mit gemischten Gefühlen. War es Freund oder Feind?

Die Tür wurde aufgerissen und er sah in das Gesicht von Peters.

Nicht gut!

Kein Freund!

„Tut mir Leid, Junior. Im Grunde habe ich nichts gegen dich, aber der Chef hat mir genaue Anweisungen gegeben. Du darfst hier nicht lebend heraus!“ Peters hob den Strahler und wollte abdrücken.

John war einen Schritt zurück gewichen, obwohl er wusste, dass das keinen Sinn hatte, als Peters von hinten von einem Strahl getroffen wurde und zu Boden ging.
Überrascht blickte er in das Gesicht von Rhiana, die ihm soeben das Leben gerettet hatte. Überglücklich fielen die beiden sich in die Arme. Doch sie wurden sofort in die Realität zurückgeholt.

Zwei Männer tauchten auf. „Miss Rhiana! Wir haben keine Zeit! Sie und Mr. Sheppard müssen uns sofort folgen. Es ist nicht sicher.“

John sah die Männer überrascht an.

„Das sind Leute von Colonel Han“, erklärte ihm Rhiana. „Und sie haben recht. Komm!“

Da gab es nichts weiter zu diskutieren. So schnell ihn seine Füße trugen, folgte John seinen drei Rettern durch die Gänge. Unterwegs informierte einer der Männer über Funk Colonel Han, dass sie den Gesuchten gefunden hatten und mit ihm auf dem Rückweg waren.

Sofort gab Colonel Han den Befehl zum Rückzug. Philipp Sheppard hielt sich nicht in der Anlage auf und es war möglich, dass er Verstärkung schickte und es zu einem blutigen Kampf kommen konnte. Das wollte Han unter allen Umständen vermeiden. Bei ihrem Angriff hatten sie nur Betäubungsstrahler verwendet.

Im Jumper kam John erst richtig zum Bewusstsein, dass er gerettet war. „Danke“, sagte John zu allen.

„Gern geschehen“, lautete die allgemeine Antwort.

Sheppard sah nun Han an, als sähe er ihn zum ersten Mal. Endlich konnte er sich an alle Einsätze und Begegnungen erinnern, die sie hatten. Und auch, dass sie gute Freunde waren.

„Sung, ich glaube ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich erinnere mich wieder an alles.“ Sung-Joon war der Vorname des Colonels, denn wie in Korea üblich, kam bei ihnen zuerst der Nachname.

„Du kannst dich wieder erinnern?“

„An alles!“ sagte er niedergeschmettert. Jetzt, da die Anspannung und auch die Furcht vor dem Tode allmählich verklangen, traf ihn die Wahrheit wie ein Schlag.

Rhiana legte ihm fürsorglich die Hand auf den Arm. „Willst uns alles erzählen?“

„Was gibt es zu erzählen? Das mein eigener Vater mein Gedächtnis gelöscht hat, mich heute töten lassen wollte und er Zeus ist?“

Die anderen, außer Rhiana sahen ihn an, als hätte er den Verstand verloren. „Zeus?“

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Kapitel 15 by Selana
Teil 15


Han glaubte sich verhört zu haben. „Dein Vater ist Zeus?“

„Ja, habe ich doch eben gesagt. Die ganzen Mord- und Entführungsversuche in meiner Kindheit waren von ihm fingiert, um davon abzulenken, dass er Zeus ist. Wer hätte schon den Mann verdächtigt, der dauernd um das Leben seines Sohnes fürchten muss?“

„Das ist absolut genial“, sagte Han.

„Genial!“ Sheppard flippte fast aus. „Bist du wahnsinnig? Mein eigener Vater ist der Anführer der Saat Bhai und wollte mich töten, und du findest das genial?“

„Ganz ruhig, John, setz dich wieder“, sagte Rhiana und hielt ihn fest. „Han meinte das nicht so.“

„Natürlich meinte ich das nicht so, John“, sagte Han schnell.

John hatte sich wieder beruhigt. Selbstverständlich wusste er, wie Han das gemeint hatte, aber das alles war einfach zu viel für ihn. Er setzte sich in einen Sessel und rührte sich den ganzen weiteren Flug nicht mehr.

Rhiana sah ihn besorgt an. Ihr John war total durcheinander, aber das war nur zu verständlich. Sie versuchte sich lieber nicht vorzustellen, was es für sie bedeuten würde, wenn ihr Vater so etwas getan hätte. Ihre Leute mochten ihre Fehler haben, aber gegen die Saat Bhai waren sie Waisenknaben. Aber sie wollte dafür sorgen, dass John sich wieder beruhigte. Er brauchte einfach nur etwas Zeit und viel Verständnis, und sie besaß beides.

Schließlich landete der Jumper und alle verließen still und nachdenklich das Fluggerät. Das Grundstück war groß und abgeschirmt.

„Wer wohnt hier?“ fragte Carter.

„Konzil-Mitglied Masui Kimura, einer meiner Auftraggeber“, antwortete Han.

„Was wollen wir hier.“

„Mr. Kimura wird viele Fragen an John haben. Danach könnt ihr alle gehen, wohin ihr wollt.“

„Wir werden ins Stargate-Center zurückkehren“, sagte Carter.

„Wir auch“, sagte John. Er hatte sich wieder etwas gefangen und sah Han fragend an. „Ich bin bereit, deinem Boss alle Fragen zu beantworten. Schließlich verdanke ich ihm mein Leben.“

„Das wird ihn freuen. Komm! Es wird nicht lange dauern. Ihr anderen könnt in einem schönen Aufenthaltsraum warten. Ich werde dafür sorgen, dass ihr reichlich Essen und Trinken bekommt.“

„Das wäre toll“, ließ sich McKay vernehmen. „Ich bin nämlich am verhungern.“

„Ach wirklich?“ fragte Rhiana. „Das ist wirklich grauenhaft.“

Den anderen war nicht zum Scherzen zumute. Was sie in den letzten Stunden durchgemacht und erfahren hatten, ging allen an die Nerven.

Konzil-Mitglied Masui Kimura, ein kleiner Mann in mittleren Jahren, erwartete John Sheppard in seinem Wohnzimmer und sah ihm erwartungsvoll entgegen. Das ganze Zimmer war im rustikalen Stil mit Holz eingefasst. An den Wänden hingen wertvolle Gobelins und Ölgemälde, welche Portraits von Männern und Frauen zeigten, aber auch Landschaften.

Kimura erhob sich aus dem Sessel, in dem er gesessen und gelesen hatte. „Setzen Sie sich doch, John“, einladend zeigte Kimura auf einen zweiten bequem aussehenden Sessel. „Möchten Sie etwas trinken? Einen Cognac vielleicht oder Whiskey?“

„Nein, danke, ich möchte einen klaren Kopf behalten.“

„Dann wäre ein Espresso das Richtige für Sie. Keine Widerrede, so wie sie aussehen, können Sie etwas Anregendes vertragen.“ Er ließ keinen Widerspruch gelten und bestellte bei seinem Diener zwei Tassen.

„Also, John! Sie wundern sich sicher über mein Eingreifen?“

„Nein, ich erinnere mich wieder an alles. Auch daran, dass ich Ihren Rat früher immer geschätzt habe.“

Kimura strahlte. „Das freut mich. Doch kommen wir lieber gleich zur Sache. Die Zeit drängt. Ihr Vater ist wirklich Zeus und wollte sie töten? Das ist so ungeheuerlich, dass ich es einfach nicht glauben kann.“

„Was glauben Sie, wie mir es geht?“ fragte John.

Der Diener brachte die dampfenden Tassen und John nahm einen Schluck von dem heißen starken Gebräu. „Was genau wollen Sie wissen?“

Kimura sah ihn mit einem stechenden Blick an. „Ich schätze Sie sehr, auch wenn Sie das nicht wissen können. Seit vielen Jahren verfolge ich Ihren Werdegang. Wie Ihr Vater, konnte ich nicht verstehen, warum Sie Ihre Talente und Fähigkeiten an die Menschen verschwenden.“ Als Kimura Johns ablehnenden Gesichtsausdruck sah, schwächte er ab. „Verschwenden ist etwas unglücklich ausgedrückt. Ich meinte, dass Sie ihre Talente auch Ihrem Volk zur Verfügung stellen sollten.“

„Das tue ich doch. Die Menschen sind auch unser Volk, das jüngere Volk eben. Wenn ich ihnen helfe, helfe ich auch uns“, versuchte John seine Beweggründe zu erklären.

„Wir sehen das etwas anders, aber es ist Ihre Entscheidung. Was ich aber wissen muss, sind die Pläne Ihres Vater und was Sie nun vorhaben.“

Ohne zu zögern erzählte John Kimura von dem Plan seines Vaters, die Arya Varta von innen zu unterwandern und so die Saat Bhai an die Macht zu bringen. Er kam sich deswegen nicht wie ein Verräter vor, denn alles, für das sein Vater stand bekämpfte er selbst.

Kimura hörte ruhig zu und unterbrach John kein einziges Mal. Sein Gesichtsausdruck wurde aber immer düsterer. „Das wird uns vor ein großes Problem stellen“, meinte Kimura schließlich, als John geendet hat. „Die meisten Arya Varta werden uns keinen Glauben schenken, wenn wir ohne Beweise gegen Ihren Vater vorgehen. Er ist in der Bevölkerung sehr beliebt. Aber da wir nun gewarnt sind, werden wir Beweise gegen Ihren Vater sammeln und erst dann gegen ihn öffentlich vorgehen, wenn wir stark genug sind. Auf jeden Fall aber müssen wir jeden Mann und jede Frau in wichtigen Positionen überprüfen. Ein Grund zur Absetzung wird uns schon einfallen, wenn Verdacht besteht, dass es sich um einen Saat Bhai handelt. Und wenn es soweit ist, brauchen wir Sie, John! Das kann noch Jahre dauern, doch meine Frage ist: stehen Sie uns dann zur Verfügung? Wenn Sie als Philipps Sohn auf unserer Seite stehen, haben wir große Chancen.“

John sah zu Boden und ließ sich alles durch den Kopf gehen. Kimura meinte es gut, dass wusste er. Für den Anfang konnte er nach Atlantis zurückkehren. Was später war, würde man dann schon sehen.

Entschlossen sah er Kimura an. „Wenn Sie mich brauchen, bin ich da.“

Kimura atmete erleichtert auf. „Das ist wunderbar, John! Dann sollten Sie nun zum Stargate-Kommando und später nach Atlantis zurückkehren. Ich gebe Ihnen einen Vertrauten als Leibwächter mit: Colonel Han Sung-Joon. Sie beide kennen sich und Sie können ihm Ihr Leben anvertrauen.“

„Ich brauche keinen Leibwächter!“

„Oh, doch! Wir wollen, dass Sie am Leben bleiben, um eines Tages das Konzil anzuführen. Ich werde Ihnen für Dr. Beckett eine Technik mitgeben, mit der er in Zukunft das Gen eines jeden Menschen genau analysieren kann. Jeder, der wie Sie das Gen zu 100% hat, ist verdächtig. Damit kann er bei jedem Neuankömmling einen echten Antiker herausfiltern.“

„Na, schön!“ John gab sich geschlagen. Han war schließlich ein guter Freund aus Studienzeiten.

„Noch etwas! Halten Sie Ihre Identität so gut es geht geheim.“

„Einverstanden. Dr. Weir, Dr. Beckett und General O’Neill werden die einzigen sein, die alles erfahren. Dazu diejenigen, die schon Bescheid wissen.“

„Wie Sie wollen, aber vergessen Sie nicht, dass es hier um Ihr Leben geht.“

„Das werde ich nicht, Mr. Kimura und vielen Dank für alles. Und bitte waren Sie Dr. Janus Martinez. Sein Leben ist in Gefahr.“

„Sie brauchen mir nicht zu danken. Und wir waren Janus selbstverständlich. Bleiben Sie am Leben und kommen Sie, wenn wir Sie rufen.“

Aufrichtig dankbar schüttelte John Kimura die Hand. „Bevor Sie nun gehen, habe ich noch eine Überraschung für Sie“, Kimura lächelte ihn geheimnisvoll an.

John hörte hinter sich ein leises Geräusch und drehte sich um. Er glaubte seinen Augen nicht trauen zu können.

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Kapitel 16 by Selana
Teil 16


„Mutter, du?“

Vanessa Sheppard trat hinter dem Vorhang hervor, hinter dem sie bisher stillschweigend gesessen und dem Gespräch mit Kimura und ihrem Sohn gelauscht hatte.

„Aber, ich verstehe nicht? Was machst du hier?“

„Kimura und ich sind Verbündete.“

„Jetzt verstehe ich. Han sprach von zwei Auftraggebern. Du bist der zweite Auftraggeber?“

Vanessa lächelte selbstbewusst. Sie machte auf einmal einen viel selbstsicheren Eindruck. „Ich bin nicht die gehorsame und ängstliche Ehefrau, wie mein Mann und du bisher geglaubt haben. Vielleicht war ich das am Anfang unserer Ehe, denn ich liebte meinen Mann aufrichtig, und auf eine besondere Art tue ich es immer noch. Als du geboren warst und die Anschläge auf dein Leben begannen, wurde ich hellhörig. Philipp sprach dauernd davon die Saat Bhai zu bekämpfen. Und er gab auch entsprechende Befehle. Durch Zufall wurde ich aber Zeuge, wie er einen gegebenen Befehl heimlich wieder rückgängig machte. Dabei gelang es ihm das immer so zu verschleiern, dass es nicht auffiel. Offiziell verfolgte er die Saat Bhai, doch inoffiziell geschah nichts. Zuerst stellte ich ihn zur Rede, doch er meinte nur, dass das etwas sei, dass ich nicht verstehen würde und alles nur zu deinem Schutz geschehe. Ich verstand Philipp nicht, doch ich liebte ihn und sprach ihn nicht mehr darauf an. Heimlich beobachtete ich aber weiter, was er tat. Ich stellte fest, dass er das öfters machte. Da verstand ich die Welt nicht mehr und wandte mich an Masui. Er ist ein alter Freund meines Vaters und so etwas wie ein Onkel für mich.“

„Warum hast du mich nicht eingeweiht?“ fragte John.

„Du warst ja nie da, und dann bist du auch noch spurlos verschwunden. Masui und ich machten uns die größten Sorgen. Dann bemerkte ich bei Philipp, dass seine Sorge um dein Verschwinden nicht so groß war, wie er vorgab. Es war nicht viel, nur hin und wieder ein Blick, eine dahingeworfene Bemerkung. Das machte mich noch mehr misstrauisch. Masui und ich begannen Philipp für einen Spion von Zeus zu halten und stellten weitere Nachforschungen an. Wir wussten, dass du anders als Philipp bist, konnten uns jedoch nie erklären, warum du so einfach von der Bildfläche verschwandest. Ich habe mir jedoch nie vorstellen können, dass Philipp dir etwas antun könnte.“

„Da haben wir uns ganz schön geirrt“, meinte John.

„Als Han dich dann auf dem Empfang traf und uns das mitteilte, waren wir ganz aus dem Häuschen“, sagte Vanessa.

„Warum hast du mich bei meiner Ankunft nicht eingeweiht?“

„Ich wusste nicht, ob ich dir vertrauen kann, John. Und das galt auch für Rhiana.“

„Was?“

„Du musst doch zugeben, dass du dich ganz schön seltsam verhalten hast. Ich ahnte ja nicht, was dein Vater dir angetan hatte.“

„Und nun stellt sich heraus, dass Vater kein Spion für Zeus ist, sondern Zeus selbst. Was wirst du nun machen, Mutter?“

„Selbstverständlich das, was ich immer getan habe: die kleine gehorsame Ehefrau spielen.“

„Du willst gegen Zeus spionieren? Aber Mutter, bist du Wahnsinnig? Wenn er das herausfindet, tötet er dich.“

Vanessa legte ihrem Sohn beruhigend die Hand auf die Schulter. „Das mache ich doch schon seit über vierzig Jahre. Er wird jeden verdächtigen, nur mich nicht. Mach dir keine Sorgen.“

„Du bist gut, wie soll ich mir da keine Sorgen machen?“

„Bei jedem Erdkontakt wirst du einen Bericht erhalten, damit du weißt, dass es mir gut geht. Wie sollen wir sonst gegen Philipp Beweise finden? Es ist unsere beste Chance. Und außerdem weißt du dann, wie ich mich all die Jahre gefühlt habe, als du so einfach verschwunden warst.“

John sah den energischen Blick in den Augen seiner Mutter. Die Frau vor ihm schien eine ganz andere Frau zu sein, als die, die er bisher gekannt hatte. Und wenn er ehrlich war, gefiel ihm diese neue Mutter viel besser. „Versprich mir vorsichtig zu sein, Mutter.“

Vanessa umarmte ihren Sohn und drückte ihn fest an sich. „Das bin ich und du bitte auch, ja?“

„Das verspreche ich dir.“

Mutter und Sohn trennten sich nur widerwillig, doch es wurde Zeit zu gehen. Für beide, denn sicher gab Philipp den Befehl das Haus Kimuras zu beobachten und dann war es besser, dass man seine Mutter nicht sah.

An der Tür drehte er sich nochmals herum und sah seine Mutter neben Kimura stehen. Sie winkte ihm zu. Er winkte zurück und ging dann schnell hinaus. Das Geheimnis seiner Mutter würde er in seinem Herzen tragen und niemanden sagen. Nur Rhiana wollte er einweihen. Je weniger Leute davon wussten, desto besser.

Draußen wartete Han auf ihn und sah ihn verschwörerisch lächelnd an. „So, dann werde ich dich also nach Atlantis begleiten. Ich bin schon sehr gespannt auf die legendäre Stadt der Vorfahren.“

„Du weißt schon alles?“

„Selbstverständlich. Und Ich habe das Diagnose-Programm für Dr. Beckett.“

Sie gingen zu den anderen und Han flog den Puddlejumper zur Stargate-Basis in Colorado.


Vier Wochen später
Atlantis-Basis

Die Daedalus hatte sie nach Atlantis gebracht. Sheppard hatte General O’Neill über alles in Kenntnis gesetzt. Nur das, mit seiner Mutter hatte er verschwiegen. Er erklärte ihm auch, dass er eines Tages das Stargate-Kommando verlassen würde, um seiner Bestimmung zu gehorchen.

O’Neill war damit einverstanden, denn das würde ihnen einen Partner geben, auf den die Menschen sich verlassen konnten. Jack hatte Sheppard auch erzählt, dass die Erdsicherheit noch immer mit den Arya Varta Verhandlungen führte. Philipp Sheppard war ihr Hauptverhandlungspartner, doch dank John wusste O’Neill nun von dessen Plänen. Deshalb hatte O’Neill darauf bestanden, dass alle Verträge auch von anderen Konzil-Mitgliedern, allen voran Masui Kimura, unterzeichnet werden mussten. Nur mit der Unterschrift aller Konzil-Mitglieder war ein Vertrag gültig.

John war erstaunt über die Dreistigkeit seines Vaters, doch da niemand ihn eines Verbrechens angeklagt hatte, übte er seinen Vorsitz im Konzil weiterhin aus, als wäre nichts geschehen.

O’Neill wusste, dass es innerhalb der Arya Varta-Nation Machtkämpfe geben würde. Philipp Sheppard würde nicht so einfach von der Spitze vertreiben lassen. Einige Konzil-Mitglieder waren auf dessen Seite und hielten Kimuras Anschuldigungen als Versuch, Sheppard von der Spitze zu drängen. Kimura gab jedoch nicht auf. Und ein erkannter Gegner war ein Gegner, den man bekämpfen konnte. Und von seinem Trumpf im Ärmel ahnten die wenigsten etwas.

Mit der Daedalus kam neues Personal und Nachschub an Lebensmittel, Medikamente und sonstige nützlichen Dingen in die Stadt. John und Rhiana zeigten Colonel Han alles. Colonel Caldwell war natürlich wütend gewesen, dass sich noch ein Ranggleicher in Atlantis aufhielt, doch als Han ihm versicherte, dass er nicht die Absicht hatte, das Kommando zu übernehmen, hatte er sich wieder beruhigt.

Han sah sich staunend um. So eindrucksvoll hatte er sich Atlantis nicht vorgestellt. Er konnte es kaum fassen.

In ihrem Büro wartete Dr. Elizabeth Weir auf sie.

John stellte Han Elizabeth vor.

Elizabeth begrüßte den Colonel herzlich. „Willkommen in Atlantis, Colonel“, und an John gewandt. „Ich hoffe, alles lief zufrieden stellend?“ Als sie Johns Gesichtsausdruck sah, begriff sie sofort, dass es leider wohl nicht so war.

„Elizabeth, wir müssen reden. Holen Sie bitte noch Carson zu der Besprechung.“

Dr. Weir sah ihn erstaunt an, rief aber wie gewünscht nach Beckett.

John wartete bis Beckett da war, dann sah er beide an. „Elizabeth, schalten Sie bitte alle Überwachungsgeräte aus. Was ich nun erzähle, ist nur für die Ohren der hier Anwesenden gedacht. Als erstes möchte ich erklären, wer Colonel Han Sung-Joon wirklich ist. Er ist wie ich ein Antiker und … mein Leibwächter und wird deshalb zu meinem Team gehören.“

„Leibwächter? Für Sie?“ Jetzt war Elizabeth mehr als neugierig.

John fing an, alles in aller Ausführlichkeit zu erzählen. Als er fertig war, hätte man eine Stecknadel fallen hören.

„Und General O’Neill ist mit Ihrer Entscheidung, uns eines Tages zu verlassen, einverstanden?“ fragte Weir.

„Ja, dass ist er. Ich hoffe, Sie auch?“

„Nur ungern, aber es ist Ihr Leben und Ihre Entscheidung, John“, sagte Elizabeth, hoffte aber insgeheim, dass dieser Tag noch in weiter Zukunft liegen würde.

„Schön!“ Zum ersten Mal konnte John wieder lächeln. „Bis dahin werden noch einige Jahre und viele gemeinsame Abenteuer vergehen. Ich freue mich, wieder hier in Atlantis zu sein, bei der einzigen wahren Familie, die ich bisher hatte. Noch etwas! Zu niemanden sonst ein Wort.“

„Selbstverständlich!“ bestätigten ihm Elizabeth und Carson.

„Dann denke ich, kann ich Sie entlassen“, sagte Elizabeth. „Ich bin sicher, die Neuankömmlinge habe noch einiges zu erledigen. Colonel Han, ich hoffe auf eine gute Zusammenarbeit.“

„Das hoffe ich auch“, meinte Han und lächelte Elizabeth freundlich an.

„John kann Ihnen ein Quartier anweisen und auch die Stadt zeigen. Ich bin sicher, dass es hier viel gibt, dass selbst Sie, als Antiker, noch in Erstaunen versetzen wird.“

„Da bin ich ganz sicher“, meinte Han. „Es ist schließlich die Stadt der Vorfahren.“

„Und ich werde mir das Computer-Programm ansehen“, meinte Carson.

John und Rhiana brachten Han in den Wohnbereich. Er zeigte Han ein Quartier, dass er bewohnen konnte. „Dort ist das Quartier von Rhiana und mir“, John wies auf eine Tür ihnen gegenüber. „Ich nehme an, du willst in unsere Nähe wohnen, als mein Leibwächter“, meinte er dann grinsend.

„Selbstverständlich, und nimm es bitte nicht auf die leichte Schulter. Jetzt ist dein Leben noch mehr in Gefahr.“

„Ich werde dir helfen, sein Leben zu schützen, auch gegen seinen Willen“, meinte Rhiana.

„Davon bin ich überzeugt“, sagte Han. Er sah sich im Quartier um. „Ich werde mich einrichten. Dann könnt ihr mir etwas von der Stadt zeigen und auf einen Kaffee einladen.“

„Mit dem größten Vergnügen“, antwortete John. „Komm in einer Stunde in unser Quartier. Rhiana kann dann ihre neue Capuccino-Maschine ausprobieren.“ Er sah auf Rhiana. „Sagen wir lieber in zwei Stunden.“

„Wie du befiehlst“, Han sah dem verliebten Paar lächelnd hinterher. Er gönnte John sein Glück mit Rhiana. Sein Freund hatte bisher kein leichtes Leben gehabt. Und dann, Han lächelte vor sich hin, es gab verdammt hübsche Frauen in Atlantis. Ihm fiel dabei sofort Teyla ein, die zu Johns Team gehörte. Er hatte sie bei der Ankunft kurz kennen gelernt. Han begann sich auf seinen ersten Einsatz mit dem AR-1-Team zu freuen. Die Zukunft in Atlantis versprach interessant zu werden.


Planet Erde

Philipp Sheppard schäumte innerlich vor Wut. Alles war schief gelaufen. Sein lieber Sohn hatte ihn schmählich an das Konzil verraten. Zum Glück hatten die meisten das als einen Versuch Kimuras angesehen, um ihn zu entmachten. Doch dieser Narr war gefährlich und durfte nicht unterschätzt werden. Sicher würde er alles versuchen, um Beweise gegen ihn zu sammeln. Doch das würde er zu verhindern wissen.

Sheppard blickte auf, als sein Frau aufgelöst in den Raum eilte. „Philipp, das stimmt doch nicht, was Masui über dich sagt, oder?“

Philipp wischte die Tränen aus den Augen seiner Frau. „Aber Liebling, wie kannst du das nur glauben? Jetzt siehst du, was für ein hintertriebener Mann das ist, den du wie einen Onkel verehrst.“

„Natürlich hast du wie immer Recht, ich hätte dir glauben sollen. Und ich glaubte keine Sekunde an deine Schuld, Schatz, aber sag mir, was ist mit John?“

„Mach dir keine Sorgen um ihn. Er ist sicher in Atlantis angekommen. Ich habe jemand bei seinem Rückflug eingeschleust, der auf ihn aufpasst. Er ist in guten Händen.“

„Da bin ich aber erleichtert“, meinte Vanessa und lächelte ihn tapfer an. „Möchtest du jetzt was essen?“

„Aber ja, mein kleiner Liebling. Was gibt es denn?“

Dein Lieblingsessen selbstverständlich.“

„Was würde ich nur ohne dich machen, Schatz?“ Sheppard umarmte sie.

Vanessa erwiderte seine Umarmung. Ihr triumphierendes Lächeln sah er natürlich nicht. Die Neuigkeit des Spions würde sie gleich Kimura mitteilen. Er konnte es dann nach Atlantis weiterleiten.

Ende
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