Holzklötzchen und Haselnuss by Aello
Summary:

Jack feiert Weihnachten mit Charlie und Sara...


Categories: Stargate Filme > Stargate (Original) Characters: Jack O'Neill (Film)
Genre: Drama, Humor, X-Mas
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 3039 Read: 2497 Published: 14.01.12 Updated: 14.01.12
Story Notes:

Anmerkung: Für Emdol - Um eine große Kampagne hier in BaWü zu zitieren: "Mir könnet älles außer Hochdeutsch"...

Geschrieben für den Adventskalender des Stargate Palace 2006

Spielt vor dem SG Film

1. Holzklötzchen und Haselnuss by Aello

Holzklötzchen und Haselnuss by Aello

Irgendetwas war nicht in Ordnung. Irgendetwas war sogar ganz gewaltig nicht in Ordnung, ihm war nur nicht bewusst, was genau es war. Nicht, dass er fähig gewesen wäre, es zu reflektieren oder sich darüber überhaupt ernsthaft Gedanken zu machen. Es war nicht die übliche Unruhe, die ihn ergriff, bevor es kalt wurde und der erste Schnee fiel. Es war ein instinktives Empfinden, das sich meldete, wenn er den Blick in eine bestimmte Richtung wendete.

Seine Nackenhaare sträubten sich, seine Haltung wurde aufrechter und alle seine Sinne konzentrierten sich auf diesen einen Punkt. Wie gebannt starrte er minutenlang, die Pupillen derart geweitet, dass die braune Iris kaum noch erkennbar war, jederzeit bereit, anzugreifen - oder doch die Flucht zu ergreifen.

Etwas ging jenseits der großen Ebene in dem Gebäude vor, dass er nicht so recht begreifen konnte. Die Wesen verhielten sich äußerst seltsam, doch seit es kälter geworden und die ersten Blätter gefallen waren, hatten sie sich auch seltener heraus gewagt.

Sie waren größer als er, um einiges größer, zumindest zwei von ihnen. Zu Anfang hatte er nicht so recht begriffen, dass das Dritte zu den beiden Großen gehörte und wohl ihr Junges war.

Es war irgendwie anders. Es bewegte sich meist auf allen Vieren, war um einiges lauter und auch wesentlich unbeholfener. Dennoch schien es von allen Dreien der gefährlichste Gegner zu sein, denn es war sehr aufmerksam, aufmerksamer als die beiden Großen. Und er hatte sich gehütet, ihm zu nahe zu kommen.

Die Gelegenheit, die große Ebene nun ganz für sich alleine zu haben, musste er ausnutzen. Es drängte ihn, zu erforschen, was jenseits des Strauches auf der anderen Seite lag. In den vergangenen Tagen waren sie nicht heraus gekommen. Jetzt!, dachte er und setzte zum Sprung an.


***

Es knarzte kurz im Wohnzimmer und stirnrunzelnd sah Sara von der bemehlten Arbeitsplatte in der Küche auf und durch die Durchreiche hinüber.

Jack hatte den Wohnzimmertisch beiseite geschoben und saß, mit dem Rücken an das Sofa gelehnt mit ausgestreckten Beinen auf dem Boden. Ihm gegenüber kniete Charlie und stapelte seine Bauklötze zu einem wackeligen Turm. Jack versuchte sich ebenfalls darin, doch stellte er sich so schusselig an, dass sein Turm nach dem vierten Klötzchen einstürzte und ihn Charlie mit einer Mischung aus Mitleid und Vorwurf ansah und dabei die Stirn in Falten legte, genau wie es sein Vater tat.

"Du musst es so machen", erklärte Charlie altklug, nahm zwei Klötzchen in die Hand und legte sie übereinander.

Mit ernster Mine griff er nach zwei weiteren Klötzchen und strecke sie Jack hin.

"Und nun soll ich das nachmachen?", fragte Jack ernst.

Sara schüttelte unwillkürlich den Kopf, als Charlie heftig nickte und seinem Vater das erste Klötzchen in die Hand drückte. Stirnrunzelnd griff es Jack und sah Charlie fragend an, als er es auf den Stapel legte. "Richtig so?"

Charlie nickte begeistert und streckte ihm das zweite Stück Holz entgegen.

Immer noch lächelnd wandte sich Sara wieder der Arbeitsplatte zu und legte die restlichen Plätzchen auf das Blech. So entspannt, wie er gerade mit Charlie im Wohnzimmer saß, hatte sie Jack seit Wochen nicht gesehen. Vielleicht gab es tatsächlich so etwas wie den "Geist der Weihnacht", dachte sie. Und nach den anstrengenden Einsätzen der letzten Monate hatte er sich seinen Urlaub wirklich verdient.

Sie wischte ihre mehligen Hände an einem Handtuch ab und strich sich eine Locke aus der Stirn. Als sie den Backofen öffnete und das Blech hinein schob, hörte sie erst ein lautes Rumpeln, vom Einstürzen des Klötzchenturmes und dann Charlie vor Vergnügen glucksen und Jacks lautes, von Herzen kommendes Lachen. Schnell schloss sie die Backofentüre und stellte den Küchenwecker, um nachzusehen, was ihre beiden Jungs veranstalteten.

Bauklötze waren vom Sofa bis fast zur Terrassentüre in einer fast geraden Linie verstreut, so wie der Turm umgefallen war.

Charlie stand an der Terrassentüre, in der linken ein Holzklötzchen, und zog mit der anderen Hand mit der ganzen Kraft, die ein Vierjähriger aufbringen konnte, am Türgriff.

"Langsam, Großer", versuchte Jack, Charlies Tatendrang zu bremsen und ihn davon abzuhalten, die Terrassentüre zu öffnen. Vorsichtig legte er seine große Hand auf die viel kleinere seines Sohnes und löste behutsam die kleinen Finger vom Türgriff. "Ich glaube, da draußen gibt es nichts, was dich interessiert."

"Doch", trotzte Charlie und probierte, die größere Hand vom Türgriff wegzuschieben.

"Mami hat Kekse gemacht, Großer", versuchte es Jack erneut. "Komm, lass uns in die Küche gehen und ein Glas Milch trinken."

"Genau Charlie", pflichtete Sara Jack bei und streckte Charlie die Hand hin. "Lass uns ein Glas Milch trinken gehen."

"Ich will keine Milch!" Charlie stampfte mit dem Fuß auf und zog an Jacks Ärmel. "Ich will da raus!"

"Ich habe keine Ahnung, was er hat", erklärte Jack Sara, während er sich bemühte, Charlies Hand zu fassen. "Er hat vorher schon dauernd zur Terrassentüre raus gesehen."

Sara kniete sich neben Charlie und legte den Arm um seine Schultern. "Was hast du denn gesehen, Charlie? War es vielleicht Lizzie? Du weißt schon, das kleine schwarz-weiße Kätzchen von Andy von nebenan?"

Charlie schüttelte heftig den Kopf und schmiegte sich an seine Mutter. "Nein."

Jack seufzte. "Bei dem Wetter würde man noch nicht mal einen Hund vor die Türe jagen..."

"Jack", meinte Sara mit einem vorwurfsvollen Blick nach oben.

"Ist doch wahr", entgegnete Jack und zog die Stirn in Falten. "Es sind fast -5°C, der Himmel ist grau in grau - wenn es wenigstens Schnee hätte!"

Sie sahen sich einen Moment schweigend an.

"Da!", jubelte Charlie plötzlich und drückte seine Nase an die Scheibe der Terrassentüre.

Gleichzeitig sahen Sara und Jack durch die gläserne Türe in den Garten.

Am Stamm der großen Tanne saß, nun auch für Sara und Jack erkennbar, ein kleines, rotes Eichhörnchen, das zu ihnen herüber sah.

"Ist es nicht niedlich?", flüsterte Sara und griff nach dem Holzklötzchen, das Charlie immer noch in der Hand hielt und in ihre Seite presste. Aus dem Augenwinkel nahm Jack ihre Handbewegung wahr und griff nach dem Stück Holz. Ihre Hände berührten sich und Sara sah auf. Mit hochgezogener Augenbraue betrachtete Jack stumm das Holzklötzchen in seiner Hand, so als hätte er noch nie eines gesehen.

Sara fragte sich, an was er wohl gerade dachte. Sie kannte ihn jedoch viel zu gut, um ihn danach zu fragen. Manchmal war er so verschlossen und alles andere als redselig. Das brachte der Beruf mit sich, der mehr als nur ein Beruf, sondern viel mehr Berufung war. Über die Jahre hatte er sich verändert, war stiller und verschlossener geworden. Ernster, verantwortungsvoller und vor allem abgeklärter.

"Darf ich es streicheln?" Charlie wand sich in Saras Armen, die immer noch zu Jack sah.

"Nein, Charlie, du kannst es nicht streicheln", erklärte Sara und lächelte, als Jack verschämt das Holzklötzchen auf die Fensterbank legte. Er sah sie fragend an und zuckte mit den Schultern, doch sie lachte nur und wandte sich zu Charlie.

"Eichhörnchen mögen es nicht, wenn man sie streichelt", pflichtete Jack ihr bei.

"Aber ich bin ganz vorsichtig, Daddy!", versprach Charlie und sah Jack mit großen Augen an. "Bitte, ich möchte es so gerne streicheln."

Jack tätschelte Charlies Kopf und lächelte ihn an. "Dein vorsichtig kenne ich, Kumpel. Sag mal, Sara, hast du nicht noch ein paar Nüsse?"

Sara hob langsam den Kopf und grinste ihn anzüglich an. "Ich?"

Jacks Augenbraue hob sich und in seinen Mundwinkeln zuckte es verdächtig. Er warf einen Blick auf Charlie, der ihn erwartungsvoll ansah.

"Ach, du meinst... Reste vom Backen?", fragte Sara scheinheilig. "Natürlich, warum fragst du?"

"Vielleicht findet das Eichhörnchen seine Vorräte nicht mehr und wir könnten es füttern", schlug Jack vor. "Was hältst du davon, Charlie?"

Charlie befreite sich aus Saras Armen und hopste vergnügt im Wohnzimmer umher. "Au ja! Einhörnchen füttern!"

"Eichhörnchen, Kumpel, Eichhörnchen", verbesserte Jack und griff nach Saras Hand, um ihr aufzuhelfen. Betont langsam zog sie sich, an seinen Unterarmen Halt findend, an ihm hoch ohne den Blick von ihm abzuwenden. Als sie stand, legte Jack seinen Arm um ihre Taille. Sara lehnte sie sich vor, streifte mit ihrem Oberkörper seinen und hauchte ihm einen Kuss auf die Wange.

"Ich kenne auch so ein Einhörnchen", flüsterte sie, so dass Charlie sie nicht hören konnte und strich mit der Hand sanft über Jacks Pullover. "Aber das weiß immer, wo es seine..."

Jack verstärkte den Griff um Saras Hüfte. "Sara!", murmelte er und sah zu Charlie, der immer noch fröhlich herum tobte. "Doch nicht vor Charlie...", flüsterte er mit einem herausfordernden Grinsen.

Sie lehnte sich ein Stück zurück und sah Jack ernst an. "Mir ist es lieber, er sieht seine Eltern schmusen, als dass sie sich streiten."

Überzeugt von Saras weiblicher Logik zog er sie lächelnd an sich. Charlie, der wieder in Richtung Terrassentüre gestürmt kam, stoppte mitten im Lauf vor seinen Eltern und sah hoch zu ihnen. Erst ein wenig kritisch, doch dann erhellte sich seine Miene und er breitete die Arme aus und umarmte Jacks und Saras Beine. Lachend strich Jack über Charlies Kopf und löste sich von Sara. Er beugte sich zu Charlie herunter und umarmte ihn. "Dann lass uns mal nachsehen, wo Mami die Nüsse versteckt hat!" Zu Sara zwinkernd richtete er sich wieder auf und griff nach Charlies rechter Hand.

Saras Augenbraue hob sich und nach Charlies anderer Hand greifend, meinte sie lächelnd zu Jack: "Dann lass uns mal schnell nachsehen..."

Mit überschäumendem Enthusiasmus zog Charlie seine Eltern fröhlich plappernd zur Küche und bemerkte nicht, wie sie sich bedeutungsvolle Blicke zuwarfen.

"Jetzt gleich?", raunte Jack Sara zu und zwinkerte. "Oder kannst du noch warten, bis wir unseren kleinen Tierpfleger ins Bett gebracht haben?"

"Ich denke, das kann warten", erwiderte Sara und zwinkerte zurück.

Sie ließ Charlies Hand los und öffnete den Küchenschrank, um ihm ein paar Haselnüsse für das Eichhörnchen zu geben. An Jacks Beine gelehnt verfolgte Charlie gespannt jede ihrer Bewegungen, bis sie ihm endlich ein paar Nüsse auf die Handfläche legte. Vorsichtig klappte er seine Finger über die Nüsse und sah erwartungsvoll von Sara zu Jack.

Jack griff nach Charlies freier Hand, während Sara die Packung Nüsse wieder im Schrank verstaute. "Dann komm mal, Großer, die wilden Tiere füttern."

"Wird es mich beißen?", fragte Charlie und sah Jack ein wenig besorgt an.

"Nein, das denke ich nicht, Charlie." Grinsend strich Jack über Charlies Kopf. "Ich denke, dass es mehr Angst vor dir hat, als du vor ihm."

"Aber ich tu ihm doch nichts, Daddy, ich gebe ihm doch was zu essen." Er streckte Jack die Hand mit den Nüssen hin und sah ihn mit großen Augen an.

"Darüber wird es sich sicher freuen."

"Wirklich, Daddy? Meinst du, ich kann es dann streicheln?" Charlie war in seiner Begeisterung, den kleinen Nager anfassen zu wollen, kaum zu bremsen.

Jack stoppte, als sie die Terrassentüre erreicht hatten und sah seinen Sohn ernst an. "Ich glaube nicht, dass du es streicheln kannst, Charlie."

"Warum?"

Sara lachte innerlich, als sie von der Küche in den Flur ging, um Charlies Jacke zu holen und das Gespräch der beiden noch mit einem Ohr verfolgen konnte. Sie hatte sich schon gefragt, wann er Jack mit seinem neuen Lieblingswort nerven würde. Mit der Jacke in der Hand kam sie ins Wohnzimmer und sah Jack und Charlie vor der Terrassentüre stehen.

"Es ist das nicht gewohnt, so wie Andys Katze oder der Hund von diesem Jungen ein paar Häuser weiter."

"Warum?"

"Weil... es auf einem Baum lebt und nicht in einer Hundehütte."

"Aber Lizzie geht auch manchmal auf einen Baum."

Sara sah Jack lächelnd zu, wie er seinem Sohn die Welt der Erwachsenen erklärte - und wie Charlie diese Erklärungen mit seiner unschlagbaren Kinderlogik aushebelte.

"Äh, das stimmt, mein Großer, aber..." Hilfesuchend sah Jack zu ihr herüber.

"Andy hat Lizzie als ganz kleines Kätzchen bekommen und sie hat sich an ihn gewöhnt, Charlie", erklärte Sara schließlich und half Charlie, die gefütterte Jacke anzuziehen. "Sie hat sich daran gewöhnt, dass er sie manchmal streichelt und dass er ihr nichts Böses tut."

Charlie sah sie nachdenklich an, als sie den Reißverschluss nach oben zog. "Ich bin ganz lieb zu ihm."

"Ich weiß, Charlie." Sara tätschelte seine Wange. "Ich weiß."

Sie lächelte Jack zu und richtete sich auf. "Na, dann mal raus mit euch in die Kälte."

Grinsend öffnete Jack die Terrassentüre und schob Charlie mit sanftem Druck auf die Terrasse. "Also, Großer, dann lass uns mal deinem [i]Einhörnchen[/i] die Nüsse geben." Er grinste Sara mit hochgezogenen Augenbrauen an und zog die Ärmel seines Pullovers ein wenig nach unten.

"Es ist gar nicht kalt", hörte Sara Charlie noch plappern, als sie die Terrassentüre hinter Jack zuklappte. Sie schlang die Arme um ihren Oberkörper und sah zu, wie Vater und Sohn nebeneinander über den Rasen bis zu der Tanne liefen.

Charlie hielt seine rechte Hand stolz von sich gestreckt und rannte fast. Jack hatte die Hände in die Taschen gestopft und die Arme eng an den Körper gezogen und machte kleinere Schritte als sonst. Als sie an der Tanne angekommen waren, redete er auf Charlie ein, der ihn erst kritisch ansah und anschließend heftig nickte. Jack strich ihm mit der Hand über das Haar und Charlie warf die Nüsse auf den Boden. Während Jack sich schon zum Gehen wandte, zögerte der Junge noch und legte den Kopf in den Nacken, um in den Gipfel der Tanne zu sehen. Jack blieb stehen und drehte sich wieder um, etwas zu Charlie sagend. Er streckte die Hand aus und berührte seinen Sohn sanft an der Schulter. Charlies angespannte Körperhaltung entspannte sich mit einem Schlag und fast schon resigniert trottete er neben Jack, der ihm aufmunternd auf die Schulter klopfte und ihm gut zuredete, zurück zum Haus.

Sara konnte die Enttäuschung ihres Sohnes darüber, dass ihm das Eichhörnchen nicht aus der Hand gefressen hatte, fast körperlich spüren. Charlie tat ihr ein wenig Leid und sie hoffte, dass er wenigstens noch sehen konnte, wie es sich der kleine rötliche Nager die Nüsse holte, die er unter die Tanne gelegt hatte. Rasch zog sie die Terrassentüre auf, als die beiden den kleinen Absatz erklommen und die Terrasse betraten.

"Es ist gar nicht her gekommen", beschwerte sich Charlie und ließ sich von Sara bereitwillig aus der Jacke helfen.

"Vielleicht hat es sich gefürchtet", versuchte Jack, Charlie zu trösten. "Oder es ist schon schlafen gegangen."

Charlie warf seinem Vater einen misstrauischen Blick zu. "So früh?"

Sara lächelte wehmütig. Solange Jack daheim und nicht zu Einsätzen im Ausland unterwegs war, war es immer ein Kampf, Charlie ins Bett zu bekommen.

Wie Gedankenblitze kamen die Erinnerungen wieder hoch, klar, deutlich und schmerzhaft. Erinnerungen daran, wie Jack ihr vor mehr als zwei Jahren von seinem bevorstehenden Einsatz erzählt hatte. Wie sie sich zwei Wochen lang fast jeden Abend bis in die Nacht gestritten hatten, weil sie versucht hatte, ihn zum Bleiben zu überreden und er ihr klarzumachen versucht hatte, dass er seine Pflicht tun musste und würde. "Soll dein Sohn ohne Vater aufwachsen?", hatte sie ihn schließlich mit schneidendem Ton gefragt, als sie nicht mehr weiter wusste und es sofort bereut. Seinen verletzten Blick hatte sie die ganzen sechs Monate, in denen er zuerst seinen Dienst getan hatte und dann gefangen genommen worden war, nicht aus dem Kopf bekommen. Sie waren sich in die Arme gefallen und hatten sich geliebt, mit Tränen in den Augen und Furcht in den Herzen. Am nächsten Morgen hatte Jack an Charlies Bettchen gestanden und sich schweigend von seinem noch schlafenden Sohn verabschiedet.

Charlie war noch viel zu jung gewesen, um zu verstehen, was genau passiert war. Aber er war alt genug gewesen, um zu begreifen, dass sein Vater nicht mehr da war. Seitdem schien er ständig zu befürchten, Jack würde ihn wieder verlassen, wenn er ins Bett ginge.

Eine Berührung an der Schulter schreckte Sara aus ihren Gedanken. Sie hob den Kopf und Jack sah sie fragend an, während er noch immer sanft mit der Hand über ihre Schulter strich. "Alles in Ordnung?"

Sara lächelte zaghaft und schob die dunklen Gedanken beiseite. Sie war sich stets bewusst gewesen, dass die Armee für Jack wichtig war, vielleicht noch wichtiger als seine Familie. Das war nun mal der Preis, den sie zu zahlen hatte. Und die glücklichen Tage machten die Nächte wett, in denen sie, besorgt auf seine Rückkehr wartend, kaum einschlafen konnte.

Sie legte ihren Kopf zur Seite und berührte mit der Wange seine Hand an ihrer Schulter. "Ja, Jack, es ist alles in Ordnung." Sie tätschelte seine Hand und richtete sich auf.

Charlie seufzte tief und sah Sara mit großen Augen an. "Hat das Einhörnchen keinen Hunger?"

"Eichhörnchen", verbesserte Jack, griff nach der Jacke und zwinkerte Sara zu.

"Warum isst es die Nüsse nicht? Mag es keine Nüsse?"

"Ich weiß es nicht, Charlie", erklärte Sara und sah Jack nach, der Charlies Jacke zurück in den Flur brachte. "Aber ich bin sicher, wenn es später die Nüsse findet, wird es sich sehr freuen."

"Meinst du?"

"Wenn Mami das sagt, dann stimmt das", rief Jack aus dem Flur ins Wohnzimmer. "Wie lange müssen denn die Kekse noch im Ofen bleiben, Schatz? Ich finde, die riechen schon mehr als fertig."

Verschmitzt grinsend lugte er durch den Türrahmen und zwinkerte Charlie verschwörerisch zu. "Sollten wir sie nicht langsam aus dem Ofen nehmen?"

"Au ja!" Charlie klatschte begeistert in die Hände. "Ich will auch einen Keks!"

"Na, dann lass uns mal nachsehen, ob die Kekse schon fertig sind."

***

Nervös kauerte er auf seinem Ast. Das Herz raste in seiner Brust, seine Muskeln bebten vor Erregung und seine Nackenhaare waren noch immer gesträubt. Um ein Haar!

Er konnte die Nüsse, die sie ihm hingeworfen hatten, bis hier hoch riechen, aber er wagte nicht, den Baumstamm hinunter zu klettern, um sie sich zu holen. Was, wenn sie zurück kamen? Wenn es eine Falle war?

Unruhig bewegte er sich ein paar Schritte auf dem Ast vorwärts und spähte auf die Ebene hinaus. Es war keiner zu sehen. Vielleicht sollte er es doch wagen... Es war immerhin offensichtlich, dass sie sich zurückgezogen hatten.

Seinen ganzen Mut zusammennehmend kletterte er zwei Äste tiefer. Wieder kauerte er, angespannt lauernd, eine Weile auf dem vordersten Teil eines Astes und starrte in die gleiche Richtung wie zuvor. Als sich jedoch nach ein paar Minuten niemand zeigte, nahm er seinen ganzen Mut zusammen und kletterte den Stamm hinunter und schlich sich vorsichtig an die Nüsse heran.


***

Lächelnd stand Jack an den Türrahmen gelehnt und betrachtete seinen Sohn. Charlie saß auf den Boden gekauert und drückte seine Nase an der Glasscheibe platt. Es dämmerte bereits und das Eichhörnchen war auch schon längst wieder im Geäst der Tanne verschwunden, aber er brachte es einfach nicht übers Herz, ihn ins Bett zu schicken.

"Daddy?", fragte Charlie in die Stille, ohne sich umzudrehen. "Haben Eichhörnchen Namen?"


fin

Diese Geschichte wurde archiviert am http://stargatefanfic.de/viewstory.php?sid=1687