Unintended Choice by Lenari
Summary: Jack ist nicht ganz er selbst und verschwindet dann auch noch für einige Tage. Daniel bekommt natürlich in den vollkommen falschen Hals. Das Chaos und Schmalz da vorprogrammiert ist, scheint wohl verständlich.
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara
Genre: PoV, Romance, Slash, Songfic, Vignette
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 4 Completed: Ja Word count: 27653 Read: 19565 Published: 03.01.12 Updated: 03.01.12
Story Notes:
Diese Geschichte wurde ursprünglich auf der (ehemaligen) Seite 'More-than-just-Friends' veröffentlicht!

1. Kapitel 1 by Lenari

2. Kapitel 2 by Lenari

3. Kapitel 3 by Lenari

4. Kapitel 4 by Lenari

Kapitel 1 by Lenari
Author's Notes:
Spoiler: fünfte Staffel

Anmerkung: Der Anfang könnte etwas verwirrend sein, aber davon sollte sich keiner abschrecken lassen. Nicht wirklich jedenfalls. Ihr wisst ja auch, was ihr zu tun habt, schickt massig Feedback. Wird auch garantiert beantwortet. Na ja, ansonsten gibt es eigentlich nicht viel mehr zu sagen. Ist halt das Typische bei einer Slash zwischen Jack und Daniel. Das Lied müsste euch ja eigentlich auch bekannt vorkommen. Ich jedenfalls finde es total geil und das Video dazu auch, dass von einem netten Slasher dazu gemacht wurde. Dankt der Wissenschaft für die Erfindung der Computertechnologie und des Internets.
Unintended Choice


Kapitel 1:

You could be my unintended choice

To live my life extended

You could be the one I always love

 

Als ich nach Hause kam, saß er an seinem Laptop, tippte flink über die Tasten und kontrollierte immer wieder seine Aufzeichnungen. So verbissen hatte ich ihn lange nicht mehr gesehen, auf jeden Fall nicht, wenn es um Bürokram ging. Ich schälte mich aus meiner Jacke. Draußen war es eiskalt geworden. Der Herbst hielt Einzug und auch der Winter würde nicht mehr lange auf sich warten lassen. Ich mochte diese Jahreszeiten nicht besonders, doch Jack schon. Er war es nie anders gewöhnt gewesen. Bis jetzt schien dieser mich noch nicht bemerkt zu haben und wenn doch, dann ignorierte er mich erfolgreich. Ich trat hinter in und schlang meine Arme um seinen Hals, vergrub mein kaltes Gesicht in seinem warmen Nacken. Er fuhr unwillkürlich zusammen.

„He Jack!“, begrüßte ich ihn und wollte einen Begrüßungskuss erhaschen, so wie sonst auch, doch die erhoffte Geste blieb aus. Er schrieb nach dem kurzen Schock einfach weiter an seinem Bericht. Nur ein knappes „He!“ brachte er heraus. So knauserig war er sonst nicht mit seinen Worten. Ein frustriertes Seufzen verließ meine Kehle. Ich warf einen Blick auf den Computerbildschirm. Er arbeitete wie vermutet an einem Bericht und der Ablage nach zu urteilen, war er schon eine Weile dabei. Vier Berichte lagen bereits dort und drei weitere würden ganz offensichtlich noch folgen. Was mich zu der Frage brachte, wieso er seinen freien Tag ausgerechnet für so etwas opferte. Das war doch krank, selbst für meinen Geschmack.

Plötzlich bat er: „Hol mir mal einen Kaffee, ich kann gerade nicht weg. Danke!“ Ich sah ihm verwundert entgegen, tat dann doch noch, worum er mich gebeten hatte. Er war sicher nur im Stress, deswegen die abwesende Haltung. Obwohl, er könnte diesen Kram auch noch später beenden. Wir waren ewig nicht zu Hause gewesen, ich wollte endlich meinen Spaß mit ihm. Die Maschine hatte er angestellt und das schwarze Gebräu war auch bereits durchgelaufen, ich musste nur noch etwas davon in eine Tasse geben. Besser gesagt in zwei, denn ich konnte auch etwas davon gebrauchen.

„Warum schreibst du deine Berichte ausgerechnet heute?“, setzte ich zu einer Unterhaltung an, während ich die zwei Becher in die Wohnstube balancierte, wo er im Sessel saß, und eine neben dem Laptop abstellte. „Morgen...“

Ich wurde schroff von ihm unterbrochen: „Hammond braucht sie morgen. Irgend so ein Regierungsding. Was auch immer! Ich muss das heute fertig haben, also nerve mich nicht, OK! Hast du selbst nicht auch noch etwas zu erledigen? Lies oder so, nur sei leise.“ Er sah mich dabei nicht einmal an. Er klemmte sich den Bleistift zwischen die Lippen und tippte wieder etwas in den Laptop ein. Ich schnaufte verärgert, nahm ein Schluck meines Kaffees, schnappte mir mein Buch, dass auf der Anrichte lag und machte es mir auf der Couch gemütlich. Ich beschloss, ihn zu ignorieren. Was er konnte, schaffte ich schon lange.

Dabei hatte ich mich doch so auf einen gemütlichen Abend mit ihm gefreut. Vielleicht eine Partie Schach - das Spiel von vor drei Wochen war noch angefangen und grinste einen förmlich von der Kommode aus an - oder einen Film - obwohl wir uns darüber wohl nicht einig geworden wären. Auf jeden Fall ganz viele Zärtlichkeiten und ausnehmend guter Sex. Massig Streicheleinheiten und Küsse. Doch dieser Traum zerplatzte gerade wie eine Seifenblase zu Schaum. Ich würde mich wohl oder übel mit dem geschriebenen Wort zufrieden geben müssen. Zum ersten Mal hatte ich keine sonderlich große Lust darauf.

 

Eine halbe Stunde später fielen mir immer wider fast die Augen zu. Ich würde sicherlich einschlafen, wenn ich nicht bald etwas Bewegung bekam. Eine ganz spezielle Art von Sport. Ein Blick zu Jack verriet mir jedoch, dass ich wohl doch eher alleine zu Bett gehen würde. Ich streckte meine müden Knochen und setzte mich auf. Jack schmiss gerade den fertigen Bericht in die Ablage, nachdem er ihn sorgfältig abgeheftet hatte. Vielleicht würde es nicht mehr das werden, was ich erhofft hatte, aber vielleicht war wenigstens ein kleiner Quicky drin. Fragen kostete ja nichts.

„Was hältst du von einer Pause?“, fragte ich zaghaft, darauf gefasst, gleich ein mürrisches Nein entgegengeschleudert zu bekommen. Das wäre bei Jack durchaus nicht weiter verwunderlich.

„Gute Idee!“, entgegnete Jack zu meiner Überraschung und streckte sich ebenfalls, so dass seine Gelenke knackten. Das jagte mir einen Schauer über den Rücken. Von diesem Geräusch bekam ich immer wieder eine Gänsehaut, doch er hatte es ja nicht absichtlich gemacht. Nahm ich jedenfalls an. Er erhob sich und verschwand in Richtung Bad. Ich sah ihm nach, warf einen Blick auf die enge Jeans in welcher sein fester, knackiger Hintern steckte. Ich liebte diesen Anblick, schmolz förmlich dabei dahin. Das machte wieder weg, dass er mich halb ignoriert und leicht beleidigt hatte. Bei diesem Anblick würde ich ihm alles verzeihen. Einige Zeit später kam er zurück und setzte sich wieder an seinen Platz, um den nächsten Bericht in Angriff zu nehmen. Ich starrte ihn perplex an.

„War es das schon?“, hakte ich verwirrt nach. „Ich dachte, wir könnten vielleicht...“

Wieder unterbrach er mich entnervt: „Daniel, wenn ich das heute nicht fertig bekomme, reißt Hammond mir den Kopf ab und dann werde ich Monate zu keiner Pause mehr kommen. Außerdem hat er damit gedroht, mich mitzunehmen, wenn ich das hier nicht bis morgen fertig und auf seinem Schreibtisch abgeliefert habe. Das willst du sicher auch nicht, also hör auf mich zu stören. Lies weiter oder geh ins Bett, das ist mir gleich. Ich brauche eh noch eine ganze Weile.“ Der Ton in seiner Stimme duldete keine Widerworte, aber wie so oft schreckte selbst das mich nicht ab. Nicht, wenn er mich dabei nicht ansah. Ich wollte nicht sauer auf ihn sein, nicht heute. Also versuchte ich es versöhnlich.

„Kann ich dir denn nicht irgendwie helfen?“, wollte ich wissen, doch er schüttelte nur den Kopf. Damit war auch dieses Thema für ihn gegessen. Jack würdigte mich immer noch keines Blickes. Wieder ein Seufzer von mir. Heute war wohl nicht mehr vernünftig mit ihm zu reden, also nahm ich seinen, wenn auch ziemlich schroffen, Rad an und trottete ins Schlafzimmer. Ich zog mich aus, schlenderte ins Bad, um mir meine Zähne zu putzen und machte dann noch einen Abstecher in Richtung Küche, um mir eine Flasche Wasser zu holen, auch wenn mir zum ersten Mal in meinem Leben ein Bier lieber gewesen wäre. Leider war keines im Kühlschrank.

Ich tat das natürlich auch in der stillen Hoffnung, dass er seine Arbeit vergessen würde, wenn er mich erst einmal halbnackt durchs Haus wuseln sah. Falls er überhaupt auf mich achtete, hieß es. Sonst zog dieser Trick eigentlich immer. Natürlich war dem ausgerechnet heute nicht so, denn er hatte seine Augen gerade interessiert auf die Mitschrift vor ihm gerichtet. OK, jetzt hätte ich ihn am Liebsten angeschrieen, doch in dieser passiven Haltung hätte ihn das wahrscheinlich nicht einmal gejuckt. Außerdem war ich viel zu müde, um mich jetzt noch zu streiten.

„Hast du schon etwas gegessen?“, fragte ich, als ich den Kopf in den Kühlschrank steckte, der natürlich so gut wie leer war. Kein Wunder, ich hatte nichts zu Essen mitgebracht, weil ich dachte, er würde einkaufen fahren, was er natürlich nicht getan hatte.

„Was haben wir denn noch?“, hakte Jack nach. Auf einmal war er wieder die Ruhe selbst und die Freundlichkeit in Person. Manchmal wurde ich aus ihm einfach nicht schlau. Er hatte meist schlimmere Stimmungsschwankungen als eine Hochschwangere. Es war oft zum Verzweifeln. Das war einer dieser Momente.

„Kalte Pizza von gestern und Zaziki.“, berichtete ich ihm, holte beides in weiser Voraussicht heraus, da ich seine Antwort bereits kannte. Er war immer leicht zu durchschauen, wenn es um solche Fragen ging und nicht sehr wählerisch mit dem, was er in sich hineinstopfte. Ein Wunder, dass er überhaupt noch diese klasse Figur behalten hatte.

Aus der Wohnstube kam ein Einfaches: „Klingt gut!“ Ich verteilte die letzten fünf Stücken Pizza auf einem Teller, gab etwas von dem Zaziki darüber und stellte es ihm auf den Couchtisch neben seinen Laptop. In diesem Augenblick fragte ich mich zum ersten Mal, warum er nicht einfach ins Arbeitszimmer gegangen war. Wahrscheinlich nur, weil ich mich dort bereits seit längerem ausgebreitet hatte. Ohne auch nur einmal aufzusehen oder sich gar zu bedanken, nahm er eines der Dreiecke zur Hand und biss genüsslich hinein.

Ich konnte nicht begreifen, wie er so etwas nur runter bekam. Also, ich hatte nun wirklich schon einen extravaganten Geschmack, aber das bekam selbst ich nicht in den Mund. Jack schlang halt alles in sich hinein, wenn er hungrig war. Mit vollem Mund bedankte er sich dann schließlich doch noch bei mir. Wenigstens bewies er soviel Anstand. Gleichzeitig war es aber auch mein Stichwort, mich diskret zurückzuziehen. Ich konnte nicht bestreiten, dass ich gekränkt war, doch da ich wusste, dass ich mich des Öfteren ähnlich aufführte - wenn auch nicht ganz so ausfallend - nahm ich es ihm nicht übel. Er ließ sich halt leicht von mir ablenken - dieser Wirkung auf ihn war ich mir durchaus bewusst - also sorgte er dafür, dass es gar nicht erst soweit kam.

Dennoch zutiefst enttäuscht, legte ich mich ins Bett. Es schien plötzlich so riesig und leer, dass mir gleich fröstelte. Ich hatte gehofft, wo er doch frei hatte, dass wir etwas mehr Zeit miteinander verbringen würden. Es musste ja nicht unbedingt Sex sein. Etwas kuscheln wäre auch OK gewesen. Die letzten Monate waren für uns alle nicht leicht gewesen, doch er schien schon die ganze Zeit irgendwie abwesend, als wäre er gar nicht wirklich anwesend. Er verheimlichte ganz offensichtlich etwas. Nur was? Ich ging die Tage durch, an denen ich ihm besser aus dem Weg gehen sollte, die Tage, an denen er mir aus dem Weg ging, doch dieser hier war einfach nicht dabei.

Vielleicht hätte ich ihn darauf ansprechen sollen, doch ich ließ es lieber, denn ich wollte ihn nicht verärgern und auch nicht, dass Hammond ihn noch am Ende mit zu dieser Besprechung schleifte, wo immer es auch hingehen sollte, nur weil ich seine Zeit gestohlen hatte. Wir hatten so schon zu wenig Zeit füreinander und die nächsten Tage hatten wir wenigstens etwas Luft in unserem Terminplaner. Mit diesen Gedanken im Hinterkopf, schlief ich letztendlich doch noch ein, obwohl ich es zuerst bezweifelt hatte.

 

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Als ich den letzten Bericht weglegte und endlich alles erledigt hatte, war es bereits weit nach Mitternacht. Drei Uhr fünfundzwanzig wie mich meine Armbanduhr schmerzlich darauf hinwies. Ich klappte den Laptop zu und streckte meine müden Knochen. Ich war vollkommen erschlagen, aber ich hatte das hier endlich einmal erledigen müssen. Im Grunde war es auch nicht Hammond gewesen, der unbedingt wollte, dass ich meinen freien Tag opferte, mehr war es mein eigener Gedanke gewesen. Das würde ihn sicherlich etwas besänftigen, wenn ich ihn um einen persönlichen Gefallen und noch etwas mehr Urlaub bat. Nicht, dass ich nicht noch genug freie Tage übrig hatte. Wir kamen nicht viel raus und dann meist auch nur kurz oder gar nicht. Doch jetzt brauchte ich dringend Urlaub.

Ich hatte heute Morgen einen Anruf erhalten - ich wollte gar nicht daran denken - und jetzt musste ich dringend für ein paar Tage verschwinden. Es traf mich schwer, dass ich Daniel deswegen anlügen musste, doch er hätte es mit Sicherheit nicht verstanden. Außerdem hatte ich ihn nicht damit belästigen wollen. Es ging ihn ja schließlich auch nichts an. OK, wir lebten zusammen und hatten beschlossen, immer ehrlich zueinander zu sein, nichtsdestotrotz in diesem speziellen Fall ging es einfach nicht anders. Ich konnte es ihm nicht anvertrauen. Niemanden. Eventuell hätte es mir geholfen, doch ihm ganz sicher nur geschadet.

Dem ungeachtet plagte mich ein schlechtes Gewissen. Ich hatte ihm versprochen, mehr Zeit mit ihm zu verbringen, ihn nach allen Regeln der Kunst zu verführen und ihn nicht mehr aus dem Bett kommen zu lassen, stattdessen hatte ich ihn ignoriert, angeblafft und wie irgendeinen Menschen behandelt, zu dem ich keinen Bezug hatte. Aber auch das hatte ich tun müssen. Wenn ich mich jetzt hätte mit ihm befassen müssen, wäre mir es sicherlich noch schwerer gefallen, ihn zu belügen. Ich lief so zwar schon Gefahr genug, dass ich ihn verlieren könnte, doch ich hatte auch noch dieses Risiko eingehen müssen. Wenn er mich jetzt hasste, würde ich ihm das ganz und gar nicht übel nehmen. Es wäre sein gutes Recht. Ich konnte mich ja selbst nicht dafür ausstehen.

Manchmal war er ähnlich drauf, aber er beachtete mich wenigstens noch. Ich hätte vielleicht doch etwas mehr Diskretion walten lassen sollen. Doch, wenn alles glatt ging, würde das als eine meiner Launen abgehakt werden. Er dürfte nur nie erfahren, dass ich ihn belog. Das könnte alles zunichte machen. Wenn er nur nicht so verdammt appetitlich aussehen würde. Wie hatte ich das nur vor unserer Beziehung ausgehalten? Ich musste blind gewesen sein. Ich beschloss, schlafen zu gehen. Daniel hatte einen tiefen Schlaf - ein Glück. Er würde mit der größten Wahrscheinlichkeit nicht aufwachen und mit mir reden wollen.

Es waren also durchaus noch ein paar - genauer gesagt drei - Stunden Schlaf drin. Ich trank den letzten Schluck meines kalten Kaffees aus und ging ins Schlafzimmer. Daniel schlief tief und fest - ganz wie ich vermutet hatte - murmelte im Schlaf etwas Unverständliches sowie seufzte hörbar. Zu meinem Glück schnarchte er auch nicht. Manchmal tat er das, wenn ihn wieder seine Allergien plagten und er andauernd niesen musste. Mich störte das normalerweise wenig, denn ich schlief auch bei ohrenbetäubendem Lärm oder machte es mir auf der Couch bequem. Letztes öfter. Ich betrachtete ihn mir genau. Er schlummerte friedlich vor sich hin.

„Gute Nacht, Daniel.“, hauchte ich ihm entgegen, platzierte einen Kuss auf seiner Stirn und fuhr ihm liebevoll übers Haar. Gesten der Zuneigung, die er wahrscheinlich nicht einmal mitbekam. Ich zog mich aus, schlüpfte zu ihm unter die Decke. Wenn er aufwachte, würde ich wahrscheinlich längst wieder weg sein. Ich hatte bereits gepackt und die Tasche im Auto verstaut. Er sollte es nicht mitbekommen. Ich würde ihn anrufen, sobald ich ankam. Er lag auf der Seite, wie immer, das Gesicht von mir abgewandt. Ich lag auf dem Rücken, den Blick an die Decke gerichtet, die Arme hinter dem Kopf verschränkt und mein rechtes Bein leicht angewinkelt.

Ich konnte nicht schlafen, auch wenn ich noch so müde war. Das Koffein strömte immer noch durch meinen Körper. Außerdem hatte ich mich so sehr auf die Nacht mit Daniel gefreut, dass ich höchstwahrscheinlich vor zermürbendem Verlangen nach ihm kein Auge zumachen könnte, auch wenn ich es selbst noch so sehr wollte. Durchaus hatte ich bereits mit dem Gedanken gespielt, ihn zu wecken, doch er schlief einfach zu friedlich, ich brachte es nicht übers Herz, ihn aus seinen anscheinend höchst angenehmen Träumen zu reißen. Besonders da ich nicht wusste, ob er erfreut gewesen wäre, mich zu sehen, geschweige denn ebenfalls bereit war, es hemmungslos mit mir zu treiben. Daniel konnte, wenn er wollte, ziemlich nachtragend sein.

„Jack?“, nuschelte er verschlafen, drehte sich zu mir um und lächelte mich an. Glücklich umarmte er mich, schmiegte sich an meine Seite. Meinen Hals liebkosend fuhr er fort: „Ich... dachte schon,... du kommst... gar nicht... mehr.“ Er lag nun halb auf mir und hatte anscheinend die Absicht, sein ganzes Gewicht auf mich zu verlagern, denn auch der Rest von ihm bahnte sich seinen Weg auf meinen Leib. Anscheinend hatte ich ihn doch geweckt oder er hatte gar nicht geschlafen, sondern die ganze Zeit auf mich gewartet. Augenscheinlich hatte ihn die gleiche Vorfreude wach gehalten, die auch mich nicht schlafen ließ. Wir hatten die Nächte einfach zu lange in getrennten Betten verbracht.

Das würde sich heute Nacht zwar ändern, aber da ich gehen würde - es waren nur ein paar Tage - würde uns das hier reichen müssen. Ein Grund mehr, es in vollen Zügen zu genießen. Er begann mich auf seine ganz spezielle Art und Weise zu verwöhnen. An Schlaf würde in dieser Nacht wohl nicht mehr zu denken sein. Seine Hand wanderte über meinen Oberkörper, spielte mit meinen Brusthaaren. Ich wusste nicht wieso, aber er mochte sie. Ich hatte es lieber glatt, was bei seinem makellosen Körper durchaus der Fall war. Ich stöhnte auf, als er an meinem Ohrläppchen zu saugen und zu knabbern begann. Das war mit eine der empfindlichsten Stellen meines Körpers - ihm war das durchaus bewusst - damit hatte er mich immer wieder in der Hand.

Ich ließ ihn gewähren. Was er auch vorhatte, ich würde ihn um nichts in der Welt aufhalten. Diese Berührungen mussten ihn genauso erregen wie mich, denn auch er seufzte zufrieden. Seine wachsende Erektion konnte ich ganz deutlich an meinem Oberschenkel spüren, meine eigene machte sich auch bereits bemerkbar. Ich streichelte über seinen makellosen Rücken, tastete mich an seiner Wirbelsäule entlang bis hinab zu dem Bündchen seiner Shorts. Meine Hand schlüpfte unter den leichten Stoff und liebkoste das feste Fleisch seines Hinterns. Ich packte vor Erregung fester zu, als er begann, meine Brustwarzen mit Hand und Zunge zu massieren, eine von ihnen in den Mund zu nehmen und daran zu saugen, während die andere durch kreisende Bewegungen seines Zeigefingers stimuliert wurde.

Es war ein berauschendes Gefühl, auch wenn wir uns nur gegenseitig berührten, lang noch nicht so weit waren, wie wir wollte. Das Vorspiel allein war schon ein kleiner Höhepunkt für sich und wir schlugen uns meist allein damit durch den Tag. Auf Mission oder wenn wir in der Basis festsaßen, war das alles, was wir haben konnten und wir hatten mit der Zeit gelernt, dieses Quäntchen zu einem intensiven Erlebnis zu gestalten. Eigentlich war ich nicht der Typ, der gerne kuschelte, der sich allein mit Streicheleinheiten zufrieden gab, doch mit Daniel genoss ich es geradezu, machte für ihn immer wieder eine Ausnahme. Seine zärtliche Ader war einfach ansteckend. Dafür liebte ich ihn.

Außerdem wusste ich, dass es ihm nur halb soviel Spaß machte, mit mir zu schlafen, wenn ich das Tempo und den Aufwand fürs Vorspiel angab. Ich für meinen Teil bevorzugte die kurzen, ekstatischen Augenblicke zwischen uns, wenn wir einfach nur wie wilde Tiere übereinander herfielen und wir uns einfach nahmen, was wir vom anderen begehrten. Meist war diese Art von Lustspiel nach einem Streit vorprogrammiert, was mich eventuell immer wieder dazu verleitete, mich mit ihm in die Haare zu kriegen. Nicht absichtlich, doch unterbewusst sicherlich schon. Wir nahmen gegenseitig aufeinander Rücksicht, stellten unsere eigenen Vorlieben auch mal für die anderen zurück. Obwohl wir dabei nie wirklich zu kurz kamen. Wir zogen diese Varianten des jeweiligen Liebesspiels halt nur vor.

„Jack, ich will dich!“, stöhnte Daniel plötzlich auf. Es war eigentlich untypisch, dass ausgerechnet er das sagte - normalerweise war nur ich so forsch. Er zeigte es durch seine Küsse, seine Berührungen, seine Handlungen, doch er war sonst eigentlich nie so direkt gewesen. Nichtsdestotrotz konnte ich nicht behaupten, dass mir diese Veränderung nicht gefiel. Er sah mich an. Seine Augen waren ein dunkles Blau voller Leidenschaft und Verlangen. Mir gefiel es ausnehmend gut, wenn er mich so anblickte. Ich küsste ihn sanft auf die Stirn, arbeitete mich über die Nase und die Wangen zu seinem Mund vor. Seine vollen Lippen trafen die Meinigen, unsere Zungen duellierten sich, kämpften um die Vorherrschaft. Letztendlich musste wir uns beide geschlagen geben und küssten uns wieder nur.

Wir brachen, während der ganzen Zeit, den Augenkontakt nicht ab. Ich liebte es, ihn zu beobachten, wenn wir miteinander schliefen oder uns einfach nur gegenseitig mit dem Mund verwöhnten. Ich brauchte das, musste ihn sehen, konnte niemals genug von ihm bekommen. Daniel drehte sich langsam auf den Rücken, zog mich mit sich, so dass ich schließlich auf ihm lag. Er wusste, dass ich es lieber oben mochte, ließ mir das Vergnügen, ihn kontrollieren zu wollen. Indirekt hatte er mir dadurch zwar den größten Teil der Macht über ihn entzogen, doch solange der Gedanke in meinem Bewusstsein war, konnte ich das gut und gerne verkraften. Ich dominierte schließlich nicht über ihn, wir waren gleichwertig - sowohl im Bett als auch im alltäglichen Leben. Anders würde eine Beziehung zwischen uns auch nicht funktionieren. Es würde mir auch nie gelingen, ihn hundertprozentig zu besitzen.

Langsam begann ich mich auf ihm zu bewegen, während meine Lippen über seinen Hals und seine Schultern wanderten, sein Ohr liebkosten, und ihm zu Teil werden ließen, was auch er mir angetan hatte. Er stöhnte genüsslich auf und packte mit beiden Händen meinen Po etwas fester, als ich ihm zärtlich in die Schulter biss. Er schmeckte so gut, roch nach... eben nach Daniel. Ich liebte seinen Geruch, seinen Geschmack und seine Sensibilität, die er so oft an den Tag legte. Besonders, wenn wir uns liebten. Wie schon gesagt, zog ich die wilde, hemmungslose Leidenschaft zwischen uns vor - Quickys, wenn wir absolut keine Zeit hatte oder unser Verlangen nicht länger zurückhalten konnten.

Ohne seine Sanftheit und Ruhe wäre uns sicherlich im Bett schnell langweilig geworden, wenn wir überhaupt je bis da gekommen wären. Wir ließen uns Zeit, überstürzten nichts und genossen einfach die intimen Berührungen des anderen. Entschlossen hatte ich meine Erkundung seines Körpers bis zu seine harten Brustwarzen fortgeführt, welche jetzt von meinen Fingern umspielt und gereizt wurden. Einige Augenblicke ließ ich ihn mein ganzes Gewicht spüren, so wie er es bei mir sonst immer vollführte, während ich ihn weiterhin stimulierte. Dann übernahm mein Mund die Arbeit meiner Hände und kümmerte sich abwechselnd um die Nippel. Abermals stöhnte Daniel meinen Namen. Immer wieder verließ dieser leise - als nicht mehr als ein Flüstern - seine Kehle.

Ich ließ von den empfindlichen Knospen ab und fuhr mit meiner Zunge eine gerade Linie zwischen seinen Brustmuskeln hindurch zu seinem Bauchnabel. Ich drang in ihn ein, knabberte leicht daran. Sein Stöhnen wurde lauter. Seine Hände, die zuvor noch über meinen Rücken gefahren waren und sich dann in die Laken gekrallt hatten, versuchten mich noch ein Stück weiter nach unten zu drücken, doch ich überschritt die Grenze nicht. Soweit waren wir noch nicht, er würde noch etwas aushalten müssen. Als ihm dies bewusst wurde, zog er meinen Kopf zu seinem hoch und küsste mich verlangend. Er war so ziemlich mit seiner Geduld am Ende, vor allem, da mein Mund nicht dahin wanderte, wo er ihn haben wollte.

„Willst du mich, Daniel?“, hauchte ich ihm ins Ohr, nachdem sich meine Lippen dahin vorgewagt hatten. Ich wusste, dass er mich trotz seines in Ekstase versetzten Körpers, hören konnte.

„Ja!“, keuchte er, als ich ihm zärtlich ins Ohrläppchen biss, danach eine Spur aus Küssen auf seinen Hals legte.

Zwischen den Liebkosungen fragte ich herausfordernd: „Wie?“ Als Antwort versenkte er seine Zähne in meiner Schulter, fügte mir lüsterne Schmerzen damit zu. Ich keuchte, packte die Laken fester. Er zeigte mir, dass er immer noch die Kontrolle über mich hatte, auch wenn es nicht so aussah. Ich hätte ihm jeden Wunsch erfüllt, das wusste er nur zu gut. Er wirbelte sich mit mir herum und setzte sich auf mich. Wieder trafen sich unsere Lippen, unsere Zungen kämpften erneut um die Vorherrschaft und unsere Hände erforschten einander voller Begierde. Ich mochte es ebenso, wenn er die Kontrolle übernahm. Das machte mich vielleicht sogar noch etwas mehr an. Natürlich würde ich ihm das nie unter die Nase reiben. Das würde ihm den Spaß nehmen.

„Lass das meine Sorge sein.“, erwiderte er leidenschaftlich in einen Kuss hinein. Sein Mund wanderte an mir hinab, verwöhnte jeden Zentimeter meiner über das Maß gereizten Haut. Wieder zärtlich und sanft, ohne Hast. Das brachte mich zum Verzweifeln. Es war frustrierend, so wundervoll es sich auch anfühlte, denn je mehr Zeit er sich ließ, desto ungeduldiger wurde ich. Nicht, dass ich nicht genau dieses Gefühl brauchte, um richtig auf Touren zu kommen - ich war nie sehr beharrlich gewesen, wenn es um dieses Thema ging. Daher rührte meine Vorliebe für die wilde und kürzere Variante dieses Liebesspiels.

Besonders um solch eine Uhrzeit, wo ich unbedingt noch ein paar Minuten Schlaf gebrauchen könnte. Soviel würden es letztendlich - wenn überhaupt - nur werden. Daniel war bei meinem Bauchnabel angelangt, liebkoste diesen, so wie ich es zuvor getan hatte, stimulierte gleichzeitig meine Brustwarzen und streichelte über die hypersensiblen Seiten meines Brustkorbes. Wieder entwich mir ein zufriedener Seufzer, gefolgt von seinem Namen. OH Gott, bitte, ließ ihn schnellstmöglich dort weitermachen, wo er eigentlich schon die ganze Zeit hin wollte. Ich drohte innerlich zu explodieren. Endlich, er machte sich an meiner Boxershorts zu schaffen, zog sie mir mit quälender Langsamkeit von den Hüften, befreite mich aus meinem Gefängnis aus Stoff.

„Daniel!“, stöhnte ich bettelnd. Er sah zu mir auf und grinste mir triumphierend entgegen. Er würde mich bis zum letzten Augenblick peinigen und wir beide würden es genießen. Ich würde es ihm später heimzahlen. Jetzt jedoch war ich erst einmal an der Reihe und er leistete wirklich ganze Arbeit darin, mich zu tyrannisieren. Erst fuhr er mit seiner rauen Zunge über meine bereits beträchtliche Erektion, dann leckte er in kreisenden Bewegungen über die Eichel. Ich wagte nicht, ihn zu berühren. So war es viel aufregender. Außerdem lief ich Gefahr, ihm unbeabsichtigt wehzutun, denn ich verlor endgültig die Kontrolle, als er mich ganz in sich aufnahm. Ich sog scharf die Luft ein, warf meinen Kopf in den Nacken, beugte mich unter ihm auf und krallte mich fester in das Laken, bis es auf einer Seite zu reißen begann. Ich hatte mich nie zuvor gleichzeitig so unbesiegbar und so hilflos gefühlt wie in diesem Augenblick.

Er begann seinen Kopf auf und ab zu bewegen, mich mit dem Mund und seiner Zunge zu massieren. Ich spürte, wie all das Blut aus meinem Körper in meine Unterleib schoss, sich pulsierend in meiner Männlichkeit staute - jeden klaren Gedanken im Keim erstickte. OH ja,... ich war im Himmel! Anstatt zu atmen, keuchte ich nur noch vor mich hin, stöhnte seinen Namen immer lauter hinaus, ließ ihn einfach unkontrolliert meiner Kehle entweichen. Mein Herz raste, drohte von Ekstase aus der Brust zu springen oder noch schlimmer, einfach auszusetzen. Nicht, dass mir nicht so ein vollkommener Tod nicht gefallen hätte, doch nicht ausgerechnet heute. Nicht, wenn ich den halben Tag hatte damit verbringen müssen, Berichte zu schreiben. Auch, wenn es allein meine Schuld war, dass es überhaupt so gelaufen war. Nach einem Wochenende im Bett vielleicht, aber das auch erst in ein paar Jährchen.

Mein Körper wurde immer mehr von wohliger Hitze erfüllt. In mir stauten sich unbändige und unkontrollierbare Energien auf, die sich in einem unbeschreiblich gewaltigen Orgasmus in meinen Lenden entluden. Ich kam hart in seinen Mund und er schluckte alles, was er kriegen konnte, leckte mich danach sauber. Noch immer zuckten kleinere Stromstöße durch meinen Körper, ließen mich innerlich erschauern. Ich hatte die Augen weiterhin geschlossen, das Laken hing in Fetzen unter meinen Händen. Vergeblich versuchte ich meinen Körper wieder unter Kontrolle zu bekommen. Er ließ mich durch einen heftigen, leidenschaftlichen Kuss von mir selbst probieren. Ich spürte ganz deutlich seine Erektion an meinem Bauch und wusste, dass ich jetzt an der Reihe war, ihm seine Qualen zu erleichtern. Das Problem bestand lediglich darin, dass ich mich nicht bewegen konnte. Meine Hände und Füße gehorchen mir nicht. Noch nicht. Doch Daniel war längst dabei, mich wieder zu stimulieren, diesen Zustand zu ändern.

Zärtlich flüsterte er mir ins Ohr: „Ich liebe es, wenn du meinen Namen schreist!“ Ich schlug schlagartig die Augen auf und starrte ihm verblüfft entgegen. Hatte ich das? Meine Kehle fühlte sich jedenfalls rau und gereizt an. Ich konnte mich nicht daran erinnern, das getan zu haben, dem ungeachtet war es nicht das erste Mal gewesen, dass er mich mit seinem Mund um den Verstand gebracht hatte. Ich vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge und seufzte genüsslich hinein. Das verschaffte mir die nötige Erleichterung, um mich wieder halbwegs in den Griff zu kriegen, mich zu sammeln, um mich letztendlich mit ihm abermals um einhundertachtzig Grad herumzuwälzen, so dass er jetzt wieder auf dem Rücken und ich über ihm lag.

„Du liebst noch etwas ganz anderes.“, hauchte ich ihm zu, glitt in seine Boxershorts und begann seine Männlichkeit zu streicheln. Lustvoll stöhnte er in meinen Mund, als ich diesen mit meinen Lippen versiegelte. Ein erneutes Kussgefecht entstand.

„Ich möchte dich ganz, Jack!“, entgegnete Daniel ernst und ergriff meine Hände, verschränkte diese in den Seinigen, zog sie neben seinen Kopf. Er überließ mir die Entscheidung. Ich hatte gewusst, dass es irgendwann darauf hinauslaufen würde und jedes Mal hatte ich mich innerlich darauf eingestellt, es wenigstens seinetwegen zu versuchen, auch wenn ich es bis jetzt noch nicht hatte übers Herz bringen können - heute jedoch nicht. Ich hatte nicht mehr mit Sex gerechnet, schon gar nicht mit dieser ekstatischen Variante. Ich konnte nicht. Ich wollte ihm wirklich diesen Wunsch erfüllen, doch ich fühlte mich nicht bereit dazu. Mein Gesicht vergrub ich in seiner Schulter, wagte nicht, ihn anzusehen, während ich ihm diesen Wunsch verweigerte. Wieso fiel mir dieser Schritt denn so schwer? Was war schon dabei? Es erinnerte mich an längst vergangene Zeiten - an die schlimmsten Monate meines Lebens.

An Dinge, an die ich einfach nicht erinnert werden wollte. Bilder der Vergangenheit schossen in mein Gedächtnis - ungeheuerliche, grause Szenen voller Gewalt und Pein. Scham stieg in mir auf, ich füllte mich schmutzig, voller Angst. So wollte ich mich nicht so fühlen, ich hasste es, dass er mich mit ein paar Worten soweit bringen konnte, dass ich mich schwach und hilflos fühlte. Er verstand es, er hatte es mir gesagt, als ich ihm einmal davon erzählte, was passiert war. Es war so lange her, doch noch heute holten mich die Bilder von damals ein. Die Eindrücke, die sie hinterlassen hatten, prägten noch heute mein Handeln, besonders wenn um intime Tatsachen ging, in denen Daniel eine wesentliche Rolle spielte. Begebenheiten wie diese eben. Er flüsterte mir zu, dass es OK sei, doch ich schenkte seinen Worten diesmal keinen Glauben. Dennoch zwang ich mich, ihn anzusehen und… starrte auf meinen Laptop. Ich war doch tatsächlich eingeschlafen.

 

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Mitten in der Nacht wachte ich wieder auf. Die Zahlen auf dem Funkwecker wiesen mich darauf hin, dass es bereits drei Uhr in der Früh war. Ich griff hinter mich, doch Jack lag nicht an seinem gewohnten Platz. Arbeitete er etwa immer noch an diesen Berichten? Ich musste nachsehen gehen. Verschlafen erhob ich mich und schlurfte in die Wohnstube. Dort saß Jack immer noch und heftete gerade seinen anscheinend letzten Bericht in eine Mappe. Der Laptop war bereits heruntergefahren und der Bildschirm heruntergeklappt. Er sah mich an, lächelte. Seine braunen Augen nahmen mich gefangen, strahlten soviel Wärme und Geborgenheit aus. Kaum das er den Bericht weggelegt hatte, hielt ich es nicht mehr aus und stürzte mich wie ein wildes Tier auf ihn, nahm seine Lippen mit den Meinigen gefangen.

Ich wusste, wie sehr er leidenschaftlichen Sex voller Ekstase genoss, dass er nicht immer die Geduld für ein langes und ausgiebiges Vorspiel aufbringen konnte und diesmal ging es mir genauso. Es kam mir vor, als wären wir eine Ewigkeit getrennt gewesen. Ich wollte ihn und das sofort. Das er den Kuss bereitwillig erwiderte, ließ keinen Zweifel daran, dass es ihm genauso erging. Er schlang seine Arme um mich und zog mich auf seinen Schoss. Ich liebte es, wenn er die Kontrolle übernahm. Nicht, dass ich nicht jederzeit einlenken könnte, doch es war ein aufregendes Gefühl, wenn er der Aktive von uns beiden war. Jedes Mal ließ er sich etwas anderes einfallen, um unser Liebesspiel interessant zu machen. Dafür schenkte ich ihm Nächte wie diese.

Mir persönlich bereitete es mehr Freude, wenn wir uns langsam annäherten, uns gegenseitig erkundeten und uns gegenseitig mit dem Mund verwöhnten, doch ich bezweifelte stark, dass Jack dazu bereit sein würde, zumal er sicherlich noch etwas Schlaf gebrauchen könnte. Vielleicht war es wirklich nur ein Quicky, der uns an diesem Abend fehlte. Wir hatten ja noch die nächsten zwei Tage Zeit, um uns näher zu erforschen. Zumindest nahm ich das stark an, hoffte ich doch inständig, dass Hammond nicht so grausam sein würde, uns wieder zu trennen. OK, er wusste nichts von uns - keiner von ihnen, auch wenn Janet etwas ahnte - aber trotzdem wäre es unfair.

Jacks Lippen an meinem Ohr ließen mich dieses Problem sofort vergessen. Jetzt war keine Zeit, um über weit entfernte Probleme zu philosophieren, im Moment ging es nur um ihn, mich und wilden Sex. Ich presste meine Lippen stärker auf die Seinigen, drang mit der Zunge in ihn ein, erkundigte ihn ausgiebig, so wie er mich. Wir kämpften um die Vorherrschaft und mussten uns letztendlich beide geschlagen geben. Ungeduldig zehrten meine Hände an seinem Pullover, zogen ihm diesen über den Kopf, das T-Shirt gleich hinterher. Ich war ihm nicht mehr böse - ich konnte einfach nicht lange auf ihn sauer sein.

Als Nächstes machte ich mich an seiner Hose zu schaffen, was weitaus komplizierter war, denn Jack hatte wieder begonnen, mich zu küssen und darüber hinaus saß ich auch noch auf seinem Schoss. Nachdem ich endlich den Knopf der Jeans auf hatte, erhob ich mich und befreite ihn ganz von dem engen Stoff. Seine Shorts folgten nur Augenblicke später. Wieder verloren wir uns in einem Kussgefecht, abermals zog er mich auf seinen Schoss, aber nicht ehe er mich nicht aus meinem Gefängnis aus Stoff befreit hatte. Ich begann mich auf ihm zu bewegen, spürte seine beträchtliche Erektion, so wie er die Meinige.

„Verzeih mir, Daniel!“, hauchte Jack mir ins Ohr, begann erneut daran zu knabbern. Ich ließ ihn durch ein lautes Stöhnen wissen, dass ich es ihm nicht mehr übel nahm. Im Enddefekt hatte ich trotzdem noch bekommen, was ich wollte. Zumindest würde ich das bald. Er packte meinen Po fest mit beiden Händen presste seinen Unterleib fordernder gegen den Meinigen. Ich übernahm auf die stumme Bitte hin die Kontrolle über unser Liebesspiel und ging vor ihm in die Knie. Jack lehnte sich in freudiger Erwartung des Kommenden zurück. Während ich seinen Bauchnabel mit der Zunge verwöhnte, mit seinen Brustwarzen zu spielen begann, griff meine freie Hand nach hinten und tastete ins Leere hinein nach dem Zaziki. Ich hatte unbändige Lust auf Sauereien.

Dabei riss ich den Stapel Berichte vom Tisch, was Jack aber nicht zu stören schien und fand schließlich doch, wonach ich gesucht hatte. Ich gab etwas von der Soße auf seinen Bauch, umrahmte damit seinen Nabel und begann es von ihm abzulecken. Jack stöhnte genüsslich auf, wand sich unter meinen Liebkosungen. Ich wanderte zu seinem erregten Glied hinunter und umspielte die Eichel mit meiner Zunge, ehe ich sie kurz in meinen Mund einsaugte. Jacks Hände krallten sich in den Lehnen des Sessels fest. Es gab nur eines, was er mehr genoss als das Gefühl, wenn ich es ihm mit dem Mund besorgte und dass war, mich ganz zu spüren. Besonders, wenn er dabei etwas gröber, fast schon gewalttätig, werden durfte. Heute würde ich ihm das erlauben.

„Ich will, dass du mich eroberst, Jack!“, hauchte ich auf seine Erektion und platzierte kleine Küsse auf dem Schaft. Das ließ er sich nicht zweimal sagen. Sofort hatte er die Augen weit aufgerissen - ich war sonst nicht so forsch - sich aufrecht hingesetzt, mich zu sich hochgezogen und zu küssen begonnen. Wir erhoben uns, nur um uns gleich wieder auf der Couch niederzulassen. Jack drehte mich auf den Rücken, begann diesen und meine Schultern zu küssen. Es war erregend, ihn nicht dabei beobachten zu können. Jede Berührung war gleich tausendmal intensiver. Jack hatte die Vorliebe, mir dabei zuzusehen, wie ich kam, mich dabei zu beobachten, wenn ich ihm einen blies oder runterholte. Das erregte ihn noch zusätzlich. Er konnte sich an mir nicht satt sehen.

Manchmal war ich genauso, doch genauso faszinierte es mich, wenn ich nicht sah, was passieren würde, wenn ich mich einfach treiben und von ihm überraschen ließ. Langsam glaube ich auch, dass ich verstehe, warum er es so lieber mag. Er will sehen, dass ich es bin, der da in seinen Armen liegt und niemand anderes. Er will nicht daran erinnert werden, dass es auch einmal anders war, dass solch ein Akt mal nichts mit Liebe zu tun gehabt hatte, sondern lediglich mit rauer Gewalt. Ich konnte nicht nachvollziehen, wie er sich jedes Mal fühlen musste, wenn er es mir nur mit dem Mund besorgte - auch das hatte man einmal von ihm verlangt - also bat ich ihn um das andere erst gar nicht. Wenn er soweit war, würde er es mich schon wissen lassen.

Manchmal fühlte ich mich schon etwas benachteiligt, wenn er in mich eindrang, ich dass aber nicht bei ihm wagen konnte, doch oft kam es nicht einmal dazu, also war es auch OK. Er machte es auf andere Art und Weise wieder wett. Zum Beispiel verlängerte er das Vorspiel mir zuliebe über das Maß hinaus, bringt mich mehr als einmal zum Orgasmus, ohne eine Gegenleistung zu verlangen und macht etwas, dass eigentlich gegen seine Natur ist - er kuschelt mit mir. Ich glaube auch, dass er langsam sein Vergnügen daran gefunden hatte. Nicht so sehr wie an dem wilden und leidenschaftlichen Lustspiel, aber dennoch.

Ich griff unter die Couch, wo eigentlich noch eine Tube Gel versteckt sein müsste. Auch wenn Jack sonst etwas penibel mit Sauberkeit in seinen vier Wänden sein konnte, störte es ihn doch nicht, wenn unser Zubehör überall im Haus verstreut herumlag. Wir wussten schließlich nie, wann wir es brauchen würden und wo. Gerade als sich meine Finger um die Tube schlossen, biss dieser mir genüsslich ins Hinterteil. Er mochte es, wenn ich mich anspannte. Er meinte, er würde mich dann am Liebsten auffressen. Ich hatte nur gelacht, doch das verging mir, als Janet seine Bissspuren an meinem ganzen Körper entdeckte und ich mir schnell eine Ausrede hatte einfallen lassen müssen.

Seit diesem Tag war er vorsichtiger geworden, biss mich nur noch selten, doch diesmal würde sicherlich wieder ein Abdruck zurückbleiben. Ich seufzte erregt und Jack nahm das als Aufforderung, gleich noch einmal in die andere Backe zu beißen, ehe er sich die Tube mit dem Gel aus meiner Hand angelte und etwas davon auf meine Hand träufeln ließ. Das kalte Gel jagte mir einen Schauer über den Rücken und Jack jagte mit seiner Zunge und seinem Finger, welcher ohne Vorwarnung in mich eindrang, gleich noch einen hinterher. Er bereitete mich vor. Zu seinem Finger gesellte sich bald darauf ein Zweiter. Ich begann seinen Namen zu flüstern und erst als ich zu wimmern begann, zog der diese aus mir zurück, nur um gleich darauf mit seiner Männlichkeit ganz in mich hineinzustoßen.

„Verdammt Daniel, entspann dich, sonst ist es vorbei, bevor es beginnt!“, stieß er unter zusammengepressten Zähnen hervor. Ich versuchte mich locker zu machen, doch ich war vor Vorfreude einfach zu angespannt. Die lange Trockenpause hatte mich ganz verrückt gemacht. Mir erging es auch nicht anders als ihm. Er hatte sofort den Punkt getroffen und auch ich wäre beinahe gekommen. Jack blieb ruhig liegen, streichelte über meinen Bauch, bis wir uns wieder etwas beruhigt hatten und begann dann langsam, sich in mir zu bewegen. Ich streckte mich ihm entgegen, um ihn noch ein Stückchen mehr in mich aufnehmen zu können. Eine seiner Hände wanderte mit der Meinigen zu meiner Errektion und umschloss diese fest. Das Gel verteilte sich zwischen meinen Fingern und auf dem Schaft.

Langsam begannen sich unsere Hände zu bewegen. Was ihn ebenso anturnte war, wenn ich ihm dabei half, es mir selbst zu besorgen oder ihn einfach nur wie einen Voyeur dabei zusehen ließ. Das hatte ich bis jetzt nur einmal zugelassen und nie zu Ende gebracht. Allein seine bloße Anwesenheit ließ mich verrückt werden. Ich hatte einfach die Finger nicht von ihm lassen können und wenn er ehrlich war, hatte bei ihm auch nicht mehr viel gefehlt und er wäre über mich hergefallen. Dieser Gedanke erregte mich noch mehr, aber auch die Tatsache, dass Jack das Tempo erhöhte. Blut rauschte in meinen Ohren, meine Lenden fingen Feuer - ich glaubte von innen heraus zu verbrennen.

„Jack!“, stöhnte ich immer wieder laut auf. Abermals erhöhte er die Geschwindigkeit, wurde fast grob, stieß kräftig in mich hinein, bis er in mir kam. Das brachte mich dann auch zum Höhepunkt. Ich ergoss mich zuckend über unsere Hände. An diese Nacht werde ich mich noch Wochen danach erinnern und ich denke, dass ich während dieser Zeit wohl keinen hierher einladen könnte, wenn ich uns nicht verraten wollte. Die anderen waren so schon misstrauisch genug. Sie mussten ja nicht alles wissen. Wir brachen erschöpft zusammen. Jacks verschmierte Hand kraulte wieder meinen Bauch. Ich genoss diese kleinen Zärtlichkeiten und schloss die Augen. Als ich zu frieren begann, öffnete sich zu wieder... und starrte auf mein Kopfkissen. Es war alles nur ein wunderschöner Traum gewesen.

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Kapitel 2 by Lenari

Kapitel 2:

You could be the one who listen

To my impales incortations

You could be the one I always love

 

Endlich fertig! Drei Uhr morgens und endlich ist der letzte Bericht geschafft. Wenn ich nicht eingeschlafen wäre, könnte ich schon längst im Bett liegen und tief und fest schlummern. Na ja, dann eben jetzt. Ich entschloss mich jedoch, die Nacht auf der Couch zu verbringen, um Daniel nicht zu wecken oder es darauf ankommen zu lassen, ihm doch noch zu nahe zu kommen. Nicht, dass es nicht genau das war, was ich wollte, doch mittlerweile hielt ich es für besser, wenn ich mit Intimitäten bis nach meinem kleinen Abstecher wartete. Ich hatte die Befürchtung, mich nicht loseisen zu können. Außerdem musste ich mir erst darüber im Klaren sein, was ich wirklich wollte, und er würde sofort bemerken, dass etwas ganz und gar nicht stimmte.

Kaum das ich es mir auf der Couch bequem gemacht hatte, taumelte Daniel ins Wohnzimmer, als hätte er gewusst, dass ich genau in diesem Augenblick fertig geworden war. Das fahle Licht der Straßenlaterne fiel durch das große Wohnstubenfenster und spendete spärliches Licht, in welchem Daniels blaue Augen fast schwarz wirkten. Schatten tanzten auf seinem makellosen Oberkörper - er gab mehr von sich preis, als ich verkraften konnte. Wieso hatte er nicht einfach durchschlafen können? Wieso musste er ausgerechnet jetzt hier auftauchen? Es quälte mich, ihn dort so verloren stehen zu sehen, wie er mich ansah und nicht wusste, was er tun oder sagen sollte. Also machte ich für ihn den ersten Schritt.

Ich schlug die Decke hinter mir zurück und meinte: „Komm schon her!“ Er schlüpfte hinter mich und ich deckte ihn zu. Er kuschelte sich an mich schlang seinen Arm um meine Taille. Ich spürte seinen warmen Atem in meinem Nacken, seine Lippen auf meiner Haut, seine Brust an meinem Rücken und seine Männlichkeit an meinem Po. Es fühlte sich so gut an. Normalerweise übernahm ich den Part des Beschützers, desjenigen, der den anderen in den Arm schloss, doch auch so gefiel es mir. Es gab mir das Gefühl, dass wir auch das hier durchstehen würden, dass uns nichts und niemand trennen könnte. Nicht einmal ich selbst.

„Wollen wir nicht lieber ins Bett gehen?“, fragte Daniel zaghaft. Seine Finger fuhren dabei in großen Kreisen über meinen Bauch, wo ich besonders anfällig für seine Berührungen war - fast so sehr wie am Hals.

„Nein, ich bleibe hier.“, gab ich festentschlossen zurück, obwohl ich viel lieber mit ihm in unser warmes Liebesnest geflüchtet und nie mehr daraus hervor gekrochen wäre. Daniel begann meinen Nacken und meine Schulter zu küssen - versuchte mich mit allen Mitteln umzustimmen. Ich drohte die Kontrolle über mich zu verlieren und gerade heute Abend hatte ich genau das zu unterbinden versucht.

„Aber die Couch ist doch so unbequem und beengend. Unser riesiges, kuscheliges Bett wäre doch viel schöner.“, versuchte er es erneut, mich umzustimmen. Seine Hand wanderte tiefer, dahin, wo ich sie den ganzen Abend hatte spüren wollen. Wieso tat er mir das nur an? Ich drohte nachzugeben, mein Schutzwall bröckelte unter seinen Fingern dahin und seine Küsse schlugen wie Granaten in meine eigentlich unnachgiebige Festung ein. Ich drohte, die Schlacht zu verlieren. Gott, selbst in solchen Situationen dachte ich noch wie ein Militär. Ich musste hart bleiben. Ich hatte weit schlimmere Folter überstanden, dann hielt ich auch das durch. Oder?

„Ich bin zu müde, um mich noch zu bewegen.“, entgegnete ich und nahm seine Hand in meine, damit er nicht noch mehr Schaden anrichten konnte. Das war ein Wink mit dem Zaunpfahl, so dass er es aufgab, mich zu verführen. Jedenfalls im Moment. Dafür begann er sicher zu schmollen und sich zu fragen, warum ich ihn die ganze Zeit ignorierte und ihn nicht mehr attraktiv fand.

Vorsichtig wollte er wissen: „Was ist los mit dir, Jack? Du bist in letzter Zeit so komisch.“

„Ich hatte heute einen anstrengenden Tag, Daniel. Ich bin einfach nur müde.“, wandte ich mich heraus. Versuchte es zumindest. Das er mir das nicht abkaufte, war mir dabei von Anfang an klar gewesen.

„Du bist schon die letzten Tage so. Für uns alle war es nicht leicht, doch du scheinst dir alles noch mehr zu Herzen zu nehmen.“, wandte Daniel ein. Er hatte es also bemerkt. Ich hätte wissen müssen, dass er mitbekam, dass ich nicht ganz bei der Sache gewesen war, seit ich die Einladung zum Treffen erhalten hatte. Bei all dem Stress hatte ich natürlich total vergessen, Hammond um Urlaub zu bitten und jetzt flüchtete ich mich mit fertigen Berichten in Sicherheit. Vielleicht sollte ich es ihm sagen, doch das würde auch nichts unproblematischer machen. Es war so schon kompliziert genug, ich wollte ihn nicht auch noch mit hineinziehen, obwohl er einer der Gründe war, der alles so verwirrend machte.

„Es geht mir gut, Daniel, ich schwöre es. Ich denke, ich brauche einfach nur ein paar Tage Urlaub. Mach dir um mich mal keine Sorgen. Ein paar Kleinigkeiten kriegen einen Jack O’Neill nicht unter.“ Ich musste ihn nur davon überzeugen, dass da nichts war. Ein fast unmögliches Unterfangen.

„Bist du sicher, dass es dir gut geht?“, hakte er unsicher nach. Ich drehte mich zu ihm um und streichelte ihm über die Wange, während ich in dem tiefen Blau seiner Augen versank. Gott, wie sehr ich diesen Mann doch liebte.

Dann antwortete ich überzeugt: „Ich bin mir sicher!“ Ein leichtes Lächeln huschte über seine vollen, weichen Lippen - ein Zeichen, dass er mir glaubte. Womit hatte ich diesen Mann bloß verdient? Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn, da alles andere mich wahrscheinlich sofort willenlos gemacht hätte. Ich brauchte dringend noch etwas Schlaf, sonst würde es knapp werden, mit Hammond zu sprechen und danach meine Maschine noch zu kriegen und das, bevor Daniel erwachte. Ich wollte ihn ja auch nicht anlügen, ihn so hintergehen - Gewissensbisse hatte ich ja so schon genug - aber ich sah einfach keinen anderen Weg, um ihn nicht noch mehr zu verletzten. Er würde es einfach nicht verstehen. Schnell fügte ich noch hinzu: „Und jetzt schlaf endlich!“ Dann drehte ich mich wieder um.

„Jack?“, fragte Daniel leise, kaum, dass ich meine Augen geschlossen hatte.

„Hmpf!“, war alles, was ich noch herausbrachte, denn sonst würde er mich gar nicht mehr in Ruhe lassen und ich konnte vergessen, rechtzeitig wach zu werden.

„Halt mich fest.“, bat er flehend, klang fast wehleidig. Ich konnte nicht anders, als ihm diesen Wunsch zu erfüllen. Mit ihm in den Armen und seinem süßlichen Duft in der Nase würde ich sicherlich eh schneller ins Land der Träume abdriften. Wir drehten uns beide auf die andere Seite und ich schloss ihn in eine sanfte Umarmung. Seine weiche Haut kribbelte unter meinen Fingern, als ich beruhigend darüber strich. Er fühlte sich so gut an, so jung und lebendig. Ich liebte ihn allein dafür schon abgöttisch.

„Jack?“, hakte Daniel leicht schläfrig nach. Meine Berührungen taten seine Wirkung. Auch ich wusste, was ich tun musste, um ihn mir willig zu machen.

„Hmpf!“, kam es abermals von mir.

„Liebst du mich noch?“, fragte Daniel gerade heraus. Auf einen Schlag war ich wieder hellwach. Ich hätte doch ahnen müssen, dass diese Frage noch folgen würde. Ich kuschelte mich noch enger an meinen jungen Freund heran und küsste ihn liebevoll auf die Schulter und den Hals. Er schmeckte so gut, dass ich gar nicht wieder aufhören wollte, doch ich musste mich zusammennehmen, seinetwillen.

Zärtlich gab ich zurück: „Natürlich liebe ich dich immer noch! Was soll die dumme Frage? Ich werde dich immer lieben, sonst würde ich sicher nicht meinen Job für dich riskieren. Du bist mein Leben, Daniel, der Sinn meines Daseins. Egal, was noch kommen mag, ich werde dich nie wieder verlassen, das verspreche ich dir.“ Er wandte sein Gesicht zu mir und fing meine Lippen mit den Seinigen ein. Eine Besiegelung meines Versprechens und seine Erwiderung, es mir gleich zu tun. Danach versuchten wir beide endlich zu schlafen.

 

Am nächsten Morgen war ich schon früh wach. Ich hatte nicht wirklich Schlaf finden können. Zu meinem Glück jedoch wachte Daniel so schnell nicht mehr auf, wenn er erst einmal eingeschlafen war. Ich zog mich schnell um, schrieb einen kurzen Abschiedsbrief in dem ich ihm alles erklärte und kniete mich dann vor ihn hin. Er schlief so friedlich. Während ich im Bad war, hatte er sich umgedreht, so dass ich jetzt in sein wundervolles Gesicht sehen konnte. Seine tiefblauen Augen waren fest geschlossen, was eigentlich schade war, denn ich hätte gern noch ein letztes Mal hineingesehen. Ich fuhr ihm durch sein zerzaustes Haar. Es war länger als sonst, aber nicht so sehr wie am Anfang, als wir uns kennen lernten. Das ließ ihn viel stärker wirken und um einiges attraktiver.

Außerdem zierten Bartstoppeln sein Gesicht, was ihn fast unwiderstehlich machte. Eigentlich stand ich mehr auf glatte Gesichter, doch bei Daniel gefiel mir einfach alles. Egal ob langes oder kurzes Haar, einfaches T-Shirt oder spießiger Anzug, er sah einfach in allem gut aus. Ja, selbst Uniformen wirkten an ihm sexy. Ich fragte mich, wie er wohl in meiner Galauniform aussehen würde. Tja, lange anhaben würde er sie wohl eher nicht. Wenn ich wollte, konnte ich ziemlich flink und hartnäckig sein, um zu bekommen, was ich wollte. Besonders, wenn es darum ging, einen Ägyptologen auszupacken. Ich schüttelte den Gedanken ab, denn ich musste endlich los. Ich durfte mein Flugzeug nicht verpassen und zu Hammond musste ich schließlich auch noch.

„Schlaf gut, Süßer, und sei mir nicht böse. Ich brauche dich nämlich.“, flüsterte ich ihm lächelnd zu. Mit einem Kuss auf die Stirn verabschiedete ich mich von Daniel, schnappte mir meine Berichte, die immer noch auf dem Tisch lagen, und verließ das Haus. Umso schneller ich wegkam, desto leichter würde es mir fallen. OK, ich vermisste ihn schon jetzt, doch das hing sicher nur mit meinem schlechten Gewissen und einem Überschuss an Sexualhormonen zusammen. Irgendwie würde ich auch das überleben. Ich stieg entschieden in mein Auto und fuhr los. Von der Basis aus, könnte mich ja jemand anderes zum Flughafen fahren. Ich würde schon einen Soldaten dazu verdonnert bekommen

 

Ich fuhr los und war zwanzig Minuten später im Cayenne-Mountain, auf dem Weg zum General. Dieser war zu meinem Glück gerade nicht in einer wichtigen Besprechung. Auch mein Klopfen folgte die Aufforderung einzutreten. Augenscheinlich war er sehr erstaunt, mich zu so früher Stunde schon hier zu sehen.

„Colonel, wie ich sehe, sind sie heute auch schon unter die Arbeitstiere gegangen? Ihre Schicht…“, scherzte er grinsend. Anscheinend hatte er einen guten Tag. Perfekt!

Ich unterbrach ihn höflich: „Ich weiß. Ich bin hier, weil ich eine Bitte an sie habe. Ich brauche dringend eine Woche Urlaub. Ab sofort. Ist etwas Persönliches.“

„Und die Berichte sollen mich milde stimme, nicht wahr?“, folgerte Hammond und deutete mit der Hand wage in die Richtung, wo sich die Akten in meinen Händen befanden. Ich legte ihm diese auf den Tisch. Ich war wohl leicht zu durchschauen. Kein Wunder, ich wusste nicht mehr, wo mir der Kopf stand.

„So in etwa.“, stimmte ich ihm zu. „Waren eh längst überfällig.“ Für Smalltalk hatte ich eigentlich keine Zeit mehr. OK, laut meiner Uhr, auf welche ich alle paar Sekunden schielte, blieben mir noch circa zwei Stunden Zeit, bis mein Flieger mir vor der Nase wegflog, aber ich wollte nicht unbedingt jemanden aus meinem Team begegnen. Teal’c war auf jeden Fall hier, auch wenn er um diese Uhrzeit sicherlich noch meditieren würde oder was er sonst so in seiner Freizeit tat, wenn wir nicht gerade bis zum Hals in ernsten Schwierigkeiten steckten. So wie ich Sam kannte, wuselte diese hier auch irgendwo herum. Manchmal kam es mir so vor, als hätte sie gar kein anderes zu Hause mehr. Bei Daniel war das damals auch der Fall gewesen, bis ich ihn mir erzogen hatte. Wobei wir wieder beim Thema wären.

„Kann ich mir sicher sein, dass sie nichts Dummes vorhaben, Jack?“, hakte der General nach. Er benutzte meinen Vornamen, was er sonst nur tat, wenn er sich ernsthafte Sorgen um mich machte oder ich mich wohl wissentlich wie der letzte Idiot benahm und seine Autorität untergrub. Ich hasste das - dann hätte ich ja genauso gut mit meinem Vater reden können, denn genauso klang er manchmal.

„Ich nehme an, dass sie sich sicher sein können, George.“, gab ich zurück, ohne weder nein noch ja zu sagen. Ich wusste selbst noch nicht, ob ich nicht irgendwelche Dummheiten machte. So etwas plante ich normalerweise nämlich nicht vorher. Alles andere hätte er mir wahrscheinlich sowieso nicht geglaubt.

„Wenn das so ist, gehen sie!“, erlaubte Hammond mir dann doch den Urlaub. Ich dachte langsam schon, er würde nie ja sagen. Ich wollte schon gehen, als er mich doch noch einmal zurückhielt: „Ach, Colonel, eins noch: Tun sie nichts, was sie später bereuen könnten.“

Ich erwiderte nachdenklich: „Ich denke, das habe ich schon, Sir!“ Dann schloss ich die Tür hinter mir. George wusste nichts von meiner Beziehung zu Daniel - ist so ein Regelding, sonst hätte er es wahrscheinlich längst erfahren - aber er konnte sich denken, was meine Bemerkung zu bedeuten hatte, auch wenn er es rein freundschaftlich interpretieren würde. Ich lief förmlich den Gang hinunter, um zu den Fahrstühlen zu gelangen. Nur noch raus aus dieser Basis, weit weg von diesem Berg. Als ich endlich in dem Aufzug verschwand, atmete ich erleichtert auf. Ich war keinem von ihnen begegnet. Doch zu früh gefreut. Im Letzten Augenblick kam Samantha dann doch noch in die Kabine gestürmt. Die Lifttüren schlossen sich hinter ihr.

„Colonel, sie schon hier?“, fragte sie überrascht und betätigte den Knopf für das Sublevel neunzehn. Offenbar ein Abstecher in der Cafeteria, um sich einen Kaffee und einen blauen Wackelpudding zu genehmigen. So wie sie aussah, hatte sie das auch nötig. Sicher hatte sie wieder die ganze Nacht durchgearbeitet.

„Bin auf dem Sprung. Ich habe nur schnell was vorbeigebracht und mir eine Woche Urlaub geholt. Washington ruft.“, erklärte ich ihr grob, sah sie dabei aber dabei nicht an, sondern an ihr vorbei.

Darauf erwiderte sie: „Lassen sie mich raten: Was Persönliches?“

„Yepp!“, antwortete ich ernst und blickte auf die Uhr. Konnte dieser verdammte Fahrstuhl nicht schneller fahren. Ich wollte mich nicht rechtfertigen müssen. Ich wusste nicht wieso, aber wenn Daniel oder sie mich ansahen, hatte ich immer das Bedürfnis, mich ihnen erklären zu müssen. Das war langsam wie verhext. So etwas hatte ich nicht einmal meinen Vorgesetzten gegenüber. Es war zum Verzweifeln, besonders in diesem Augenblick.

„Das wird Daniel sicher überhaupt nicht gefallen.“, bemerkte sie laut nachdenkend. Ich blickte sie perplex an. Sie wusste nichts von der Beziehung zwischen mir und Daniel. Ich hatte es einfach nicht übers Herz gebracht, es ihr anzuvertrauen. Woher sollte ich auch wissen, wie sie darauf reagieren würde. Sam hatte nichts gegen Schwule - sie war eigentlich immer sehr aufgeschlossen - doch das mit uns war einfach etwas anderes. Wir waren ja auch nicht wirklich homosexuell, nur leicht verquer, was uns anging. Zumindest Daniel, denn ich hatte schon immer diese Ader gehabt. Ein weiterer Grund, warum ich es ihr nicht sagen wollte. Carter war mehr als neugierig und sicher würde ich irgendwann mit der Sprache herausrücken. Das wollte ich jedoch nicht. Das machte nur Probleme. Ich hoffte nur, sie ahnte nichts. Vielleicht hatte Daniel ihr etwas gesagt. Nein, das würde er nicht.

Ich versuchte, so zu klingen, als hätte ich nicht ganz verstanden, was sie gesagt hatte, als ich nachhakte: „Was?“ Ich hatte nur nicht verstanden, was sie damit zum Ausdruck bringen wollte.

„Na ja, er wollte doch unbedingt auf diesen Planeten. Sie wissen schon, der mit den vielen Ruinen und komischen Skulpturen. Sie hatten ihm versprochen, dass wir uns das mal ansehen würden.“, verdeutlichte Sam die Sache. Ach das! Das hätte sie doch auch gleich sagen können. Im selben Moment, wo mir sozusagen ein Licht aufging, öffneten sich die Türen des Fahrstuhls.

„Gehen sie doch mit ihm, Carter. Ich bin sicher, sie bekommen das auch ganz gut ohne mich hin.“, überließ ich ihr meinen Platz als Kommandant von SG-1 und lobte sie obendrein sogar noch. Ein Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie aus dem Aufzug trat.

„Ja, Sir! Danke, Sir!“, sagte sie freudig, dann waren auch die Türen schon wieder zu und der Lift setzte sich in Bewegung. Diesmal zu meinem Haltepunkt, der Oberfläche. Ich hatte es überlebt. Jetzt musste ich nur noch zum Flughafen. Hoffentlich war kein Stau. Ich hasste es, zum Flugzeug hetzen zu müssen. Wer wusste schon, wo ich später landen würde. Ist alles schon einmal vorgekommen.

 

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Ich schnappte mir zum x-ten Mal das Telefon und wählte seine Nummer, nur um sie gleich wieder zu löschen. Ich wusste ja nicht einmal, dass ich zu ihm sagen sollte, wenn er dann endlich mal abnahm. Ich wollte doch nicht übers Telefon mit ihm streiten, aber ich konnte es ihm auch nicht einfach so durchgehen lassen, dass er mich angelogen hatte. Wenn er nicht wollte, würde er eh nicht mit mir reden. Vielleicht hatte er auch gar keine Zeit. OK, es war Abend geworden, doch woher sollte ich schon wissen, was er da wollte. Er hatte mir schließlich nichts gesagt. Sein Brief war auch nicht gerade informativ gewesen. Nur eine Anreihung von Entschuldigungen und die Mitteilung, dass er dringend nach Washington musste. Soviel hatte ich dann auch von Hammond und Sam erfahren.

Noch einmal wählte ich seine Nummer. Diesmal zögerte ich nicht und drückte auf den Knopf, damit das Telefon zu wählen begann. Alles Möglich konnte passieren. Er könnte sich abweisend verhalten, er könnte beleidigt sein, weil ich ihm hinterher telefonierte oder ich könnte anfangen, ihm Vorwürfe zu machen, warum er mich angelogen oder hier zurückgelassen hatte. Ich fühlte mich ausgeschlossen, dabei hatte er mir doch versprochen, immer ehrlich mit mir zu sein, auch wenn es wehtun würde. Wir könnten auch heftig streiten. Dann würde einer von uns auflegen und keiner würde den anderen zurückrufen. Wir würden alles nur verschlimmern. Beim ersten Klingeln waren all diese Gedanken wie weggewischt. Kurz darauf nahm jemand ab. Laute Musik und viele Menschen drangen durch die Ohrmuschel.

„Anthony.“, meldete sich eine männliche Stimme, die mir vollkommen unbekannt war. Ich erstarrte förmlich in der Bewegung. Dann legte ich hastig wieder auf. Hatte ich etwa ausversehen die falsche Nummer gewählt? War Jack etwa nicht allein in Washington? War er dort, um sich mit einem anderen zu treffen? Betrog er mich? Vielleicht. Ich konnte es mir zwar nicht vorstellen, doch etwas in meinem Kopf sagte mir, dass es dennoch im Bereich des Möglichen lag. Aber so war Jack doch nicht. Er war anständig und treu. Es musste einfach die falsche Nummer gewesen sein. Alles andere musste ich um unserer Liebe Willen ausschließen. Kaum, dass ich aufgelegt hatte, klingelte mein Handy. Ungläubig blickte ich es an. Jacks Name leuchtete auf. Wieder zögerte ich. Erst nach dem fünften Klingeln griff ich danach und nahm ab.

„He!“, begrüßte ich ihn heiser. Auf einmal hatte ich eine ganz trockene Kehle. Meine Hände zitterten. Ich war nervös, weil ich nicht wusste, wie das ausgehen würde. Ich hatte jedoch das Gefühl, dass wir nicht auf einen gemeinsamen Nenner kommen würden. Ein Telefonat war einfach nicht das Richtige, das zu klären.

„He!“, entgegnete Jack verhalten. Vermutlich wusste er auch nicht so recht, wie er sich mir gegenüber verhalten sollte. Ich blickte mich suchend in meiner Wohnung um und erblickte ein Bild von uns beiden. Ich hatte es bei ihm einfach nicht mehr ausgehalten. Alles hatte mich an ihn erinnert. Hier war es jedoch auch nicht viel besser. Vielleicht sollte ich auch etwas Urlaub machen - von den Erinnerungen an ihn. General Hammond hatte zu meinem Glück die Mission nicht abgebrochen, sondern Sam das Kommando übergeben. Arbeit würde mich sicher ablenken und die Zeit würde auch viel schneller vergehen, bis Jack wiederkam. Auf alles gefasst, hakte dieser kleinlaut nach: „Sauer?“ Ich stand auf und nahm das Foto von uns zur Hand. Es zeigte uns bei O’Malleys, wie wir uns gerade darum stritten, wer beim Billard beginnen durfte. Ich hatte gewonnen. Konnte ich ihm überhaupt sauer sein?

„Etwas!“, gab ich ehrlich zurück. Mein anfänglicher Ärger auf ihn, war wirklich so gut wie verflogen, doch die Unsicherheit blieb. Was, wenn er mich wirklich nicht mehr liebte und das alles nur gesagt hatte, weil er wollte, dass ich endlich meinen Mund hielt. Nein, so war Jack nicht. OK, er war so, aber nicht, was unsere Beziehung anging. Bei Gefühlen log er nicht, nur was andere Dinge anging. Zum Beispiel seine kleine Reise nach Washington. Er hätte mir dabei ruhig sagen könne, dass er weg musste. Ich hätte das schon verstanden. Ach was, ich machte mir selbst etwas vor. Ich hätte es nicht verstanden. Ihm war es sicher schwer gefallen, das zu tun - ich kannte doch meine Wirkung auf ihn das war aber noch lange keine Entschuldigung.

„Daniel, es... du weißt schon.“, stotterte Jack vor sich hin. Ja, mir war klar, was er meinte. Er wollte sich entschuldigen. Er tat das so oft, langsam sollte er gelernt haben, wie das ging.

Mit eisiger Stimme gab ich zurück: „Ich weiß!“ Ich war von mir selbst überrascht, dass ich distanziert klingen konnte. Das wollte ich doch gar nicht. Es tat mir in der Seele weh, mich mit ihm zu streiten. Ich wollte ihn einfach nur lieben - küssen, berühren, mit ihm reden, es wild mit ihm treiben. Ich wollte Sex mit ihm, jetzt. Doch das konnte ich nicht haben, denn er war meilenweit entfernt. Das wurmte mich am Meisten. Er war einfach wieder gegangen, ohne mich ausreichend befriedigt zu haben. Die letzte Nacht war schön gewesen, keine Frage, aber es war nicht das gewesen, was ich gewollt hatte. Ich wollte das, was ich geträumt hatte, ich wollte unanständig sein.

„Also, doch sauer.“, folgerte Jack gefasst, dennoch zitterte seine Stimme leicht. Ich hatte ihn verletzt, wie er mich gekränkt hatte. Angst, mich zu verlieren, stieg sicherlich in ihm auf. Auch ich fürchtete mich davor, dass er irgendwann gehen könnte. Vielleicht war ich deswegen so abweisend, um ihm das nicht zu zeigen. Ich hatte mich an seine ständige Gegenwart gewöhnt - ich liebte ihn doch so sehr. Für einfach alles. Und ich liebte ihn so, wie er war. „Wir reden darüber, wenn ich nach Hause komme, OK?“ Laute Geräusche drangen plötzlich durch den Hörer zu mir hindurch. Musik und Stimmen, genau wie bei dem anderen Mann, der ans Telefon ging. Hatte ich mich vielleicht doch nicht verwählt? War Jack nicht alleine dort? Betrog er mich doch? Sollte ich ihn fragen? Ich wusste es nicht. Wahrscheinlich würde er mir sowieso nicht antworten oder mir unterstellen, ich würde ihm nicht vertrauen. Aber das tat ich doch, oder?

„OK! Wie lange bleibst du weg?“, wechselte ich das Thema, da ich jetzt wirklich nicht noch mehr gekränkt werden wollte. Ich zweifelte so schon genug an unserer Beziehung, auch wenn es eigentlich keinen Grund dafür gab. Einerseits hatte ich das Bedürfnis, ihn anzuschreien, zu schlagen und für immer aus seinem Leben zu verschwinden, doch auf der anderen Seite liebte ich ihn so sehr, dass ich ihm am Liebsten nachfliegen würde, nur um ihn endlich flachzulegen. Resignierend entschloss ich mich für gar nichts von beidem. Es war doch nur eine Woche und es würde schon nicht so schlimm sein, wie ich glaubte. Unsere Beziehung hatte schon so einiges überstanden, wieso dann nicht auch das, was immer es auch sein mochte.

„In ein paar Tagen, wenn alles geregelt ist.“, gab er geknickt zurück. Ich glaubte, Jack am anderen Ende der Leitung weinen zu sehen, auf jeden Fall klang seine Stimme danach. Damit brach er mir das Herz. Nein, er ging nicht fremd. Auf keinen Fall. Jack war treu, das wusste ich doch. Niemals würde er das machen. Ich musste aufhören, so zu denken. Wieder konnte ich Lokalgeräusche hören. Wie es aussah, wollte er noch einen Trinken gehen oder war es gerade. Er hatte wohl keinen so schönen Tag gehabt. Etwas anderes kam gar nicht in Frage. Zögernd fügte er hinzu: „Ich vermisse dich!“

„Ich vermisse dich auch, Jack.“, während ich das sagte, kam mir die Tränen. Er klang so verloren, als wüsste er nicht, was er machen sollte. Ich wollte bei ihm sein, ihn in den Arm nehmen - ihm zeigen, dass wir alles zusammen bewältigen könnten. Oh Gott, wie sehr ich mich nach ihm sehnte. Ich blickte wieder auf das Foto in meiner Hand und ich wusste, dass sich alles schon wieder klären würde. Er würde mir von selbst sagen, warum er in Washington war, auch wenn es nicht sofort wäre.

„Amüsiere dich, solange ich weg bin, Daniel. Ich will keinen Planeten mit Ruinen sehen, wenn ich wiederkomme.“, scherzte Jack. Er wollte die ganze verzwickte Situation auflockern und es klappte. Ein Lächeln huschte sogar über meine Lippen.

„Versprochen!“, gab ich zurück und legte auf. Im Moment gab es eh nichts mehr zu sagen und ich nahm auch an, dass Jack kurz angebunden war. Er klang zumindest so, als müsste er dringend noch irgendwo hin. Sicher ein wichtiger Termin.

 

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„Jack, nun mach schon, wir haben nicht den ganzen Abend Zeit!“, riss Rick Anthony mich aus den Gedanken. Ich starrte immer noch auf das Telefon in meinen Händen. Ich hatte ihn verletzt. Daniel! Mein Leben, meine Liebe, mein ein und alles. Ich hatte mir doch geschworen, es nie wieder zu tun, ihn nie wieder absichtlich leiden zu lassen und nun... Ich war so ein Vollidiot, so ein Scheißkerl. Er hatte alles Recht darauf, sauer auf mich zu sein, mich für das, was ich getan hatte, zu verabscheuen, doch aus irgendeinem Grund ließ er es mir dennoch durchgehen. Er traute mir! Ich belog und betrog ihn - jedenfalls im geistigen Sinne - und er glaubte dennoch daran, dass es schon nichts zu bedeuten hatte. Womit hatte ich ihn nur verdient?

Sobald ich zurück war, würde ich alles wieder gutmachen und, wenn ich mich dazu bereit fühlte, ihm auch von Taylor erzählen. Ich war mir sicher, er würde es verstehen, er würde mir keine Vorwürfe machen, denn im Grunde tat ich das hier auch für uns. Die letzten Jahre hatte ich mich immer wieder erfolgreich davor gedrückt, an diesen Treffen teilzunehmen, doch diesmal nicht. Etwas hatte sich geändert - ich hatte mich geändert. Ich war endlich erwachsen geworden und hatte den Mut dazu gefunden, mich meiner Vergangenheit zu stellen. Nicht nur Taylor, auch dem, was danach passierte, was alles zwischen Daniel und mir so unendlich kompliziert machte.

„Bin ja schon fertig.“, gab ich zurück, riss meinen Blick von dem Handy los und steckte es zurück in die Jackentasche. Dann betrat ich wieder die überfüllte Bar, welche längst mit Zigarettenqualm und Alkoholgeruch getränkt war. Tief sog ich den Dunst in mich auf, beruhigte mich gleich ein wenig. Zu oft hatte ich solche Lokale schon besucht, dass es oft sogar schon wie eine Wohltat war, den Mief einzuatmen, der immer vorherrschte. Wir kehrten zu unserem Tisch zurück. Zwei weitere Freunde warteten auf und. Maxim Price und Joannes Kent. Beides ehemalige Kameraden von mir. Ich kannte sie gut, doch sie wusste nicht, wie ich zu Taylor gestanden hatte.

Dieses Geheimnis teilte lediglich Rick mit mir. Auch er war in meiner Einheit gewesen, jedoch ausgestiegen, nachdem im Irak alles so unglaublich schiefgelaufen war. Verübeln konnte es ihm nicht. Er führte jetzt ein besseres Leben, hatte eine Frau, drei Kinder und einen gut bezahlten Job als Anwalt in einer renommierten Kanzlei. Auch ein Grund, warum ich hier war. Ich würde mein Testament ändern lassen, Vorkehrungen treffen müssen, falls ich starb. Ich konnte nicht damit rechnen, Daniel noch mal zu erwischen. Mit aller größter Wahrscheinlichkeit waren sie auf einer Mission. Ich wusste doch, dass er nicht ruhig bleiben könnte, solange ich nicht da war und auch, wie ungern General Hammond Änderungen im Zeitplan hasste.

„Jack, träum nicht!“, riss man mich abermals aus den Gedanken. Diesmal war es Maxim.

„Man, man, man! Da muss dir ja eine Frau wirklich angetan haben.“, fügte Joannes hinzu und grinste vielsagend. Das er damit vollkommen falsch lag, band ich ihm lieber nicht auf die Nase. Ich konnte schließlich nicht sagen, wie sie reagieren würden. Sie waren oft nicht das, was man weltoffen nannte.

Ich wehrte ab: „Ach Quatsch! Ich schwelge im Moment nur in Erinnerungen an unseren Verrückten Haufen. Das waren damals vielleicht Zeiten.“ Ich kannte die beiden gut genug, um zu wissen, dass sie sich davon ablenken lassen würden. Auf alten Kamelen herumreiten, war schon immer eine ihrer Stärken gewesen. Damit verbrachten wir letztendlich auch den ganzen Abend. Es tat gut, mal wieder mit ihnen zusammen zu sein, aber mir fehlten meine Freunde. Mir fehlte Daniel!

 

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Das Geräusch des Schlüssels, der ins Schlüsselloch gesteckt wurde, ließ mich aufhorchen. Ich hielt in der Bewegung in ne und lugte um die Ecke. Der sich stapelnde Abwasch war vergessen. Es konnte eigentlich nur einer sein, der dieses Haus betreten wollte: Jack O’Neill! Wir hatten schließlich jeweils einen Ersatzschlüssel für die Wohnung des anderen und ich befand mich momentan in seinen vier Wänden. Ich hatte es in meinem Loft einfach nicht mehr ausgehalten. Hier war es zwar auch nicht besser gewesen, aber wenigstens lenkte mich die Hausarbeit bis jetzt ab. Ich war auch erst gestern Abend von einer dreitägigen Mission zurückgekehrt. Sam hatte ihre Sache ganz gut gemacht, doch ich vermisste schon bei Beginn Jacks sarkastische Sprüche und seinen leicht makaberen Humor, den er immer an den Tag legte. Die Tür ging auf und er trat ein. In der einen Hand hielt er seinen Reisetasche und in der anderen eine mittelgroße Tüte. Er sah verdammt gut aus. Hinter sich schloss er die Tür mit dem Fuß und sah dann auch endlich mich an. Sein Blick blieb wie hypnotisiert auf mir haften.

„Daniel!“, hauchte er überrascht. Er blieb regungslos stehen, schien abzuwarten, wie ich auf ihn reagieren würde. Ehrlich gesagt, wusste ich es nicht. Ich hatte ja nicht einmal damit gerechnet, dass er ausgerechnet heute zurückkam. Auch ich war wie erstarrt. Ich sah seine Unsicherheit in seinen Augen, spürte meine eigene in mir aufkeimen. Doch da war noch etwas anderes in mir - Verlangen. Sein bloßer Anblick erregte mich. Er erinnerte mich daran, dass wir kaum Zeit für einander gehabt hatten und wie sehr ich ihn begehrt und vermisst hatte. Plötzlich fiel all meine Unsicherheit von mir ab. Meine Leidenschaft hatte den innerlichen Kampf gewonnen. Ich stürmte auf ihn zu und fiel ihm um den Hals. Ich fing seine Lippen mit den Meinigen ein, liebkoste diese heftig.

Sein starkes Kreuz prallte gegen die Tür, seine Tasche fiel zu Boden. Im ersten Moment war er so perplex, dass er nicht einmal auf mich reagierte, doch kaum, dass er die Hände frei hatte, schloss er mich in eine feste Umarmung. Es tat so gut, ihn zu schmecken, ihn zu berühren, sein Aftershave zu riechen und seinen Atem auf meinem Gesicht zu spüren. Seine Sachen waren kalt - genau wie seine Hände. Das jagte mir kleine Schauer über meinen nackten Rücken. Ich wusste nicht, wieso, aber in seinem Haus sparte ich mir immer das T-Shirt. Wahrscheinlich, weil ich es eh nie lange anbehalten würde. Wir lösten uns atemlos voneinander und er drückte mich noch fester an sich, verbarg sein kaltes Gesicht in meiner Halsbeuge. Ich war so unendlich froh, dass er wieder hier bei mir war, dass ich ihm seine Notlüge längst verziehen hatte und all meine anfängliche Eifersucht - mein Misstrauen ihm gegenüber - dahinschwand.

„OH Gott, ich habe dich so vermisst!“, presste ich hervor. Ich spürte sein Herz rasen. Er sah mir aus seinen rehbraunen Augen sanft entgegen und lächelte verliebt. Dennoch blieb sein Blick eine Spur unsicher und irgendwie schuldbewusst.

„Daniel, ich...“, begann Jack zögernd, sich zu erklären, doch ich brachte ihn zum Schweigen, indem ich ihm zwei Finger auf seine heißen Lippen legte. Ich wollte nichts hören. Nicht heute Nacht. Ich hatte ihn endlich wieder und diesen annähernd perfekten Augenblick wollte ich jetzt nicht mit unnötigem Gerede zerstören. Er konnte es mir später erklären, wenn wir beide dazu in der Lage wären, zu reden und zuzuhören. Ich zumindest war zu Letzterem nicht mehr in der Lage. Viel zu sehr sehnte ich mich nach seinem Körper. Ich wollte ihn und das sofort.

Sanft entgegnete ich: „Ist schon OK, ich verstehe es. Mach so etwas nur nicht wieder, verstanden?“ Jack nickte nur, dann folgte ein zärtlicher Kuss des Verstehens zwischen uns, voller unausgesprochener Beschwörungen und Liebesgeständnissen. Seine Hände wanderten über meinen Rücken, massierten sanft meine angespannten Muskeln. Ich glaubte schon, mich in seinen Berührungen, seinem Kuss zu verlieren, als er sich von mir löste.

„Ich habe dir etwas mitgebracht.“, meinte Jack schließlich, hob die Tüte vom Boden auf und fischte einen Lederbeutel daraus hervor. Auch ohne diesen zu öffnen, wusste ich, was sich darin befand. Neues Ausgrabungswerkzeug. Meines war wirklich schon sehr abgegriffen - es stammte auch noch von meinen Eltern. Das war deren letztes Geschenk an mich gewesen, in der weisen Voraussicht, ich würde irgendwann genau den Job machen, den ich nun mal besetzte. Es war mein wertvollster Besitz, gleich neben Jack. Dieser sah mich abwartend an. Ich nahm es entgegen und befühlte das weiche Leder. Es erinnerte mich verdächtig an die gebräunte Haut meines Liebhabers, der gerade die Jacke ablegte. Genauso sanft und fest. Ich drohte sogar in Tränen auszubrechen, so gerührt war ich über das Geschenk. Überschwänglich dankte ich ihm mit einem erneuten Lippenbekenntnis. Ich würde sein Geschenk genauso in Ehren halten, wie das meiner Eltern.

Dennoch fragte ich mit gespieltem Misstrauen: „Versuchst du, mich zu bestechen?“

„Ja!“, antwortete er lächelnd und schnappte sich seine Reisetasche. „Scheint ja auch zu funktionieren.“ Er hatte doch jetzt nicht allen Ernstes vor, auszupacken? Sofort nahm ich ihm die Tasche wieder ab und ließ sie abermals zu Boden fallen. Er blickte mich nur verständnislos an. Normalerweise war ich nicht so konsequent, wenn es um irgendwelche Dinge ging. OK, auf Missionen, wenn ich die ethischen Grundsätze in Gefahr sah, aber nicht in unserer Beziehung zueinander. Heute jedoch würde das anders sein, denn irgendjemand musste ja die Führung übernehmen.

„Glaubst du wirklich, du kommst mir so einfach davon?“, fragte ich gerade heraus und fügte fest - ohne eine Widerrede duldend - hinzu: „Ins Bett! Sofort!“ Ich ergriff Jacks Hand und zog ihn mit mir in Richtung Schlafzimmer. Meine forsche Art hatte ihn völlig unerwartet getroffen. Er war es von mir einfach nicht gewöhnt, dass ich die Zügel in die Hand nahm. Noch einmal würde ich ihn jedenfalls nicht so einfach davonkommen lassen, auch wenn ich gegen meine Natur handeln und die Initiative übernehmen musste. Ihn machte das an, das wusste ich genau, besonders, wenn ich es kaum erwarten konnte, ihn zu spüren. Ganz und ohne Hemmungen. Ich ließ mich mit ihm aufs Bett fallen und begann wieder, ihn zu küssen, während ich mich auf ihn legte. Schon nach wenigen Augenblicken waren Pullover und T-Shirt bei ihm verschwunden. Längst hatte Jack den ersten Schock überwunden und genoss meine sanfte Aggressivität.

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Kapitel 3 by Lenari

Kapitel 3:

Course where was the one who challenged

All my dreams and all my valance

He could never be as good as you

 

„Es tut mir echt leid, Daniel.“, versuchte ich mich bei ihm zu entschuldigen und vergrub mein Gesicht in seiner Halsbeuge. Ich wagte es nicht, ihn anzusehen. Wie sollte man sich denn auch für so etwas entschuldigen? Es hatte alles so gut angefangen - alles hatte gestimmt. Daniel war nicht sauer gewesen, hatte sich über mein kleines Versöhnungsgeschenk gefreut und sogar einen Witz gerissen und war dann wie ein Tier über mich hergefallen. So, wie ich es mir immer schon gewünscht hatte. Ich hatte mich so sehr auf ihn gefreut. Als ich ihn so dastehen sah in seiner Bermudas, wollte ich ihn nur noch ganz besitzen, ihn küssen, berühren, am ganzen Körper verwöhnen. So lange waren wir getrennt gewesen, eine Ewigkeit hatten wir uns schon nicht mehr geliebt und meine Lenden brannten vor Verlangen nach ihm.

Dem Ungeachtet war jegliche Reaktion meinerseits auf seine Reize ausgeblieben. Ich wünschte mir nichts sehnlichster als ihn zu vernaschen, doch mein kleiner - sonst eigentlich hundertprozentig zuverlässiger - Freund wollte diesmal einfach nicht mitspielen. Irgendetwas belastete mich immer noch. Vielleicht die Tatsache, dass ich ihn angelogen hatte, eventuell das, was ich in Washington geklärt hatte oder einfach nur Taylor. Selbst jetzt ging er mir nicht aus dem Kopf. Nicht, dass ich Daniel mit ihm verglich oder mir gar vorstellte, mit diesem zu schlafen, sondern vielmehr, ob ich es wagen konnte, mit Daniel genauso weit zu gehen, wie ich es mit ihm gegangen war. Und dazu noch Taylor endlich hinter mir, die Vergangenheit ruhen zu lassen.

Ich fuhr fort: „Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Langsam glaube ich, ich habe verlernt, wie das geht.“ Der Scherz sollte die ganze Situation wieder auflockern, doch er erzielte nicht ganz seine Wirkung. Jedenfalls nicht bei Daniel. Es war halt noch nie vorgekommen, dass ich versagt hatte. Vielleicht lag es an dem Stress der letzten Tage, eventuell wurde ich aber auch einfach nur alt. Letzteres wollte ich erst gar nicht in Erwägung ziehen.

„Was ist los, Jack?“, wollte Daniel wissen. Sollte ich ihm das wirklich sagen? Nein, nicht heute Abend. Später vielleicht. Im Moment wollte ich ihn nicht kränken. Nicht noch mehr, jedenfalls. Er fragte sich sicher, ob ich ihn überhaupt noch attraktiv fand - was durchaus der Fall war - ob es an ihm lag, dass ich keinen hoch bekam. Verdammt, er war es nun gar nicht.

„Nichts, was ich nicht wieder in den Griff kriege.“, versicherte ich ihm und sah ihm endlich wieder in den Augen. Ich hoffte, er konnte darin lesen, was ich für ihn fühlte. „Und jetzt entspann dich.“ Wenn ich meinem Verlangen schon nicht Abhilfe verschaffen konnte, dann doch wenigstens dem Seinigen. Vielleicht brachte mich das ja dann doch auf andere Gedanken. Ich sah ihm an, dass er zu einem Protest ansetzten wollte, doch ich erstickte jegliche Aufwiegelung im Keim, indem ich ihm einen leidenschaftlichen Kuss aufdrückte. Zum Reden war später noch genug Zeit. Jetzt wurde erst einmal gehandelt. Mein Mund wanderte über seinen Hals, seine Brust hinunter bis hin zu seinem Bauchnabel.

Keine der empfindlichen Stellen seines makellosen Körpers wurden dabei von mir ausgelassen. Leises Stöhnen bestätigte mich in meinem Vorhaben. Selbst wenn Daniel noch innerlich gegen meine Behandlung protestieren sollte - das war meistens der Fall, wie er mir mal verraten hatte - war er jedoch längst schon zu schwach, um mich an dem zu hindern, was ich ihm antat. Er war mir verfallen, hatte sich hoffnungslos in meinen Berührungen verloren. Ich umfasste seine Hände, die sich im Laken verkrampft hatten und gab ihm so zu verstehen, dass ich da war und er sich ohne Hemmungen fallen lassen konnte. Seine Finger verschränkten mit den Meinigen.

Sein Bauch hob und senkte sich schnell unter meinen Küssen. Die Zeit auf dem fremden Planeten hatte ihm eine makellose Bräune beschert. Ich konnte mir geradezu vorstellen, wie er mit nacktem Oberkörper und einer Bandana auf dem Kopf vor einer alten Steintafel oder einer Mauer gestanden und sich die Zeichnungen, Schriftzeichen oder was auch immer betrachtet hatte. Wahrscheinlich hatte er wieder an seiner Unterlippe geknabbert, immer wieder in irgendwelchen Büchern nachgeschlagen und seinen perfekten Körper gestreckt. Was hätte ich nicht alles dafür gegeben, das hätte mit ansehen zu können. Ob Carter etwas davon auf Video gebannt hatte. Sicherlich nicht. Wieso sollte sie auch, schließlich war sie nicht verrückt nach diesem knackigen Archäologenhintern.

„Jack!“, wisperte Daniel verzweifelt. Anscheinend hatte ich ihn genug gequält. Mit einer Spur aus Lippenbekenntnissen wanderte ich ein letztes Mal nach oben, um seine heißen Lippen einzufangen und ihn schmecken zu können. Seine Finger lösten sich aus den Meinigen, als ich mich für Augenblicke mit meinem ganzen Gewicht auf ihn legte. Seine Arme schlangen sich um meine Taille und drückten mich noch enger an ihn. Während ich ihn küsste, streichelte ich mit dem Daumen seine Wange. Er mochte es, wenn ich auf diese einfach Weise zärtlich zu ihm war. Dann blickte ich ihm tief in die Augen. Ein dunkles Blau stach mir entgegen. Ich war vollkommen vernarrt in diese Augen, besonders wenn sie vor Verlangen glühten, so wie in diesem Moment. Ich riss mich - wenn auch nur widerwillig - aus seiner Umarmung und nahm mein Vorhaben wieder auf.

Ein zufriedener Seufzer entglitt Daniel, als ich mich neben ihm nieder ließ. Ich liebte es, wenn er sprachlos war, denn das passierte einfach zu selten. Ich war auch geschafft, auch wenn es mich nicht ganz so ausgelaugt hatte wie ihn. Manchmal übertraf ich mich selbst. Er kuschelte sich zufrieden an mich und schloss die Augen. Daniel brauchte nie lange, um einzuschlafen, das wusste ich aus Erfahrung. Wir brauchten ja nicht einmal Sex gehabt haben. Sobald er lag, war er auch schon eingedöst. Er schlief natürlich friedlicher, wenn all seine Spannungen von mir abgebaut worden waren, aber auch so wirkte er oft wie ein kleines Kind, wenn er träumte. Aber jetzt würden ihn wenigstens keine Alpträume verfolgen. Auch er hatte eine ganze Menge zu verarbeiten, nicht nur ich. Ich vergaß das manchmal.

„Schlaf schön!“, hauchte ich Daniel zu und küsste ihn auf die Stirn. Wenn er so weiter machte, wurde ich irgendwann noch mal ein stinklangweiliger Pantoffelheld.

„Du auch, Jack.“, murmelte er verschlafen und schlang seinen Arm ganz um meine Taille, zog mich noch enger an sich, Er war angenehm war, seine Haut so richtig schön aufgeheizt. Wie hatte ich nur freiwillig auf dieses Gefühl, ihn im Arm zu halten, verzichten können. Ich war wirklich ein richtiger Volltrottel. Wie hielt er es nur mit mir aus? Ich musste ihm bei Gelegenheit dafür danken, dass er sich meiner angenommen hatte, aber morgen - vielmehr heute - früh, würde erst einmal ein Frühstück drin sein, um ihm für seine große Nachsicht zu danken. Er allein hatte die Nacht nicht zu einer einzigen Katastrophe werden lassen. Jetzt musste ich aber erst einmal schlafen, bevor ich überhaupt keinen Schlaf mehr bekam.

 

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Als ich am nächsten Morgen aufwachte, strahlte die Sonne ins Zimmer und kitzelte mich sanft wach. Ich griff neben mich, um den Tag mit dem Spüren von warmer, weicher Haut zu beginnen, doch die andere Seite des Bettes war leer. Ich sah auf, doch auch im Rest des Zimmers war Jack nicht zu erblicken. Dafür stach mir ein Zettel mit meinem Namen darauf ins Auge. Ich klappte ihn auf und las: Morgen Schlafmütze! Bin Frühstück holen. Wage es ja nicht, aufzustehen, bis ich wieder da bin! Jack! Wie süß von ihm. Vielleicht hatte ich mir wirklich unnötig Gedanken gemacht. Er wäre doch sicher nicht zu mir zurückgekommen und hätte diese unglaubliche Sache mit seiner Zunge getan, wenn er mich nicht mehr lieben, geschweige denn attraktiv finden würde. Oder? Sicher nicht! Jack riskierte alles, weil er mit mir zusammen war, er würde seinen geliebten Job nicht aus einer Laune heraus aufs Spiel setzten.

Und schon gar nicht eine Freundschaft wie unsere. Außerdem war er nicht der Typ, der jemanden betrügen würde. OK, anschwindeln ja, aber auch nur, wenn es sein Job verlangte. Jack war eine treue Seele, er würde mich nie so verletzten. Ich versuchte mir doch tatsächlich selbst Mut zu machen und mir die letzten Zweifel zu nehmen, obwohl das doch eigentlich nicht so sein dürfte. Aber er hatte mich belogen und ich wollte immer noch wissen, was er in Washington gewollt hatte, wo er genau gewesen war. Gestern Abend hatte ich ihn davonkommen lassen, weil ich es nicht mehr ausgehalten hatte, ihn nicht zu berühren, doch jetzt konnte ich zur Not wieder mit dem Verlangen umgehen, wenn es wichtig erschien. Und das war wichtig.

Ich konnte nicht länger tatenlos herumliegen und warten, dass Jack zurückkehrte, ich musste etwas tun. Nur etwas aufräumen, mehr nicht. Jack war nie besonders unordentlich gewesen - lag wohl mit der disziplinarischen Erziehung im Militär zusammen, aber wenn sie sich liebten, dann war Unordnung praktisch vorprogrammiert. Klamotten lagen auf dem Boden verstreut herum, die Kissen waren dazwischen geworfen worden und sie hatten sogar einen Stuhl umgehauen. An das konnte Daniel sich gar nicht mehr erinnern. Er zog sich erst einmal wieder an und sammelte dann Jacks Klamotten auf, der sich anscheinend neue gesucht hatte. Sie rochen nach einer Mischung aus Schweiß, Aftershave und Flugzeug. Kein wunder also, dass er sie nicht noch einmal anziehen wollte.

Ich würde sie schnell zusammen mit den anderen Sachen in die Waschmaschine stopfen. Die Tasche stand noch genau da, wo ich sie hatte fallen lassen. Er hatte sich nicht einmal die Mühe gemacht, sie wenigstens beiseite zu räumen. Ich kam an der Küche vorbei und warf einen Blick hinein. Der Tisch war bereits gedeckt und er hatte eine seiner letzten Rosen geopfert, um sie als Dekoration auf den Tisch zu stellen. Jack war nicht nur ein ausgesprochen guter Hausmann - er hatte ja irgendwie alleine überleben müssen - sondern auch ein hervorragender Gärtner, wenn er Lust dazu hatte. Oder, wenn ich ihm die nötige Zeit schenkte. Er hatte mich sicher damit überraschen wollen - als kleine Wiedergutmachung für gestern Abend nahm ich an. Aber wofür, ich hatte auch so noch meine richtige Dosis Jack erhalten, nur er war unbefriedigt aus der Sache herausgekommen.

Als ich den Reißverschluss der Tasche aufzog, drang mir ein starker Geruch entgegen. Eine Mischung aus Alkohol und kaltem Zigarettenqual erfüllte die Luft. War er etwa doch in dieser Bar gewesen? Hatte ich mich doch nicht verwählt, als ich ihn anrief und dieser fremde Mann heran ging? War Jack vielleicht doch mit einem anderen dort gewesen? Einem Liebhaber? Oder einem Mann, den er erst dort getroffen hatte? Eventuell sogar eine verflossene Liebe? Nein, so etwas durfte ich ihm nicht unterstellen. Sicher war es nur ein Freund von ihm gewesen und er würde mir heute alles erklären. Ich musste ihm vertrauen. Die stinkigen Sachen holte ich erst einmal heraus. Darunter Hose, T-Shirt und Pullover. Ich leerte erst einmal die Taschen und stieß dabei auf ein Stück Papier - ein Foto.

Trug er etwa ein Foto von mir mit sich herum? Als Erstes kam die Rückseite zum Vorschein. Darauf stand in einer mir unbekannten Handschrift geschrieben: Ich gehöre dir! Was hatte das denn jetzt schon wieder zu bedeuten? Als ich das Foto umdrehte, traf mich fast der Schlag. Es war ein Mann darauf abgebildet, den ich nicht kannte, doch er sah mir verdammt ähnlich. Man würde mich nicht wirklich mit ihm verwechseln, doch er hatte ebenso helles Haar und blaue Augen - auf jeden Fall nahm ich das an, denn zumindest schwarz weiß wirkte es so. Was zum Teufel hatte das Foto eines fremden Mannes in seiner Hosentasche verloren und warum zum Teufel sah es so aus, als würde er es immer mit sicher herumschleppen? Hatte er etwa doch einen Liebhaber?

Der Mann auf dem Foto war halbnackt, hielt einen Cowboyhut in der und auch sonst war er gekleidet wie diese Sorte Mann. Das Foto sah aus wie aus einem schlechten Zeitschriftencover kopiert. Jack hatte doch aber gesagt, er wolle nach Washington. War er stattdessen zu diesem Typen gefahren? Betrog er mich wirklich? Ich sank auf die Knie, war unfähig, mich zu bewegen. Diesen Schock konnte ich nicht so einfach verdauen. Dieser Mann sah mir ähnlich, war im selben Alter wie ich? Was bot er ihm, was ich ihm nicht geben konnte? Tat er Dinge, die ich nicht wollte? Aber was hatte ich Jack je abschlagen können? Gott, durch ihn war ich erst so verrucht geworden und was tat dieser Mistkerl? Er betrog mich einfach! Ich begann zu zittern, merkte wie die ersten Tränen in meine Augen traten. Ich wollte nicht weinen, wollte mir diese Blöße nicht geben. Wenn Jack mich so sah, würde er mich für schwach und weinerlich halten.

Vielleicht war ihm die Beziehung zu mir doch nicht so wichtig, wie er immer beteuerte. Eventuell war ich wirklich nur eine Notlösung, weil er im Moment keine Frau bekommen konnte, die er wollte. Seine Flirts mit weiblichen Marines waren auch wirklich nicht zu übersehen. Aber warum dann noch einen Liebhaber. Reichte ihm denn einer nicht? War ich für ihn nicht erfüllend genug. Hatte er deswegen gestern Abend versagt, weil er die ganze Woche mit diesem Typen gevögelt hatte, der auch noch Soldat war, wie ich unschwer an der Hundemarke erkennen konnte? Noch mehr begann ich zu weinen. Tränen liefen mir in Strömen die Wangen hinunter. Im selben Augenblick ging die Tür auf und Jack trat ein. Er rieb sich die kalten Finger, blieb aber wie angewurzelt stehen, als er mich sah. Er schien nicht zu verstehen, warum ich dort auf dem Boden saß und weinte.

„Daniel, was ist denn los?“, fragte er irritiert. „Solange war ich nun auch nicht weg und außerdem hatte ich dir gesagt, dass du liegen bleiben sollst.“ Ein breites Grinsen zierte sein Gesicht, doch es erstarb als ich aufsah und ihm aus leeren Augen kalt entgegenblickte. Ich musste ein erschreckendes Bild für ihn abgegeben haben. Jetzt erst bemerkte er das Foto in meinen zittrigen Händen und seine Mine versteinerte sich. Ich zwang mich, aufzustehen, auch wenn sich meine Beine wie Wackelpudding anfühlten und meine Knie jeden Augenblick nachzugeben drohte. Er konnte sich denken, was in mir vorgehen musste. Geistesabwesend ließ er die Brötchen zu Boden fallen, welche mit einem überlauten Knall auf den Boden aufprallten. Stotternd fuhr er fort: „Daniel, ich... ich kann das erklären. Ich... er...“

„Sag mir nur eines“, unterbrach ich ihn eisig, „hast du mit diesem Mann geschlafen?“ Meine Tränen waren versiegt, der Schmerz, welcher zuvor noch meinen Brustkorb erfüllt hatte, war dem dumpfen Pochen meines tauben Herzens gewichen und alles schien auf einmal so klar. Ich brauchte nur noch eine ehrliche Antwort von Jack. Ich würde erkennen, wenn er log. Er wusste das, also würde er es gar nicht erst versuchen. Einen Moment sah er mir noch in die Augen, dann konnte er meinem Blick nicht mehr standhalten und sah zu Boden.

„Ja.“, gab er schließlich zu und vergrub seine Hände in den Hosentaschen. Ich wusste, dass er sie dort zu Fäusten ballte. Ich warf einen erneuten Blick auf das Foto, auch wenn es mich quälte, in dieses Gesicht zu sehen und zu wissen, dass dieser Mann mit meinem Jack geschlafen hatte. O’Neill fand seine Sprache wieder und setzte an: „Aber...“ Er versuchte, sich herauszuwinden, wusste jedoch nicht wie. Es gab auch nichts mehr zu sagen. Jedenfalls im Moment nicht. Ehrlich gesagt, wollte ich auch gar nichts mehr von ihm hören, schon gar keine Ausflüchte und leeren Versprechungen. Das verkraftete ich nicht mehr.

Nüchtern meinte ich: „Es ist wohl besser, wenn ich jetzt gehe.“ Mit diesen Worten ließ ich das Foto fallen, trat an Jack vorbei, nahm mir meine Jacke, zog mir meine Schuhe an und verließ sein Haus, vielleicht sogar sein Leben. Er sah mir nach, ich spürte seine Blicke auf meiner Haut, doch ich drehte mich nicht um. Sein Anblick hätte meinen Stolz und meine letzte Würde wahrscheinlich gebrochen. Ich hätte in seiner Gegenwart eh nicht mehr lange standgehalten und wäre zusammengebrochen. Ich musste weg von ihm, im Augenblick war er Gift für mich und meine Seele.

 

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Ich sah ihm nach, als er mein Leben verließ. Vielleicht sogar für immer. Ich hatte Mist gebaut - gewaltige Scheiße! Das war für uns zuviel gewesen. Wieso hatte ich nicht einfach lügen können? Warum hatte ich dieses beschissene Foto eigentlich immer noch bei mir? Daniel hätte es schon längst finden können, es gab so viele Gelegenheiten. Ich hatte es immer bei mir wie das von Charlie, doch normalerweise versteckte ich es in meiner Jacke. Wieso nicht auch dieses Mal? War es denn so schwer gewesen? Ich hätte Daniel von Anfang an einweihen sollen, ich hätte ihm von Taylor erzählen müssen, doch ich hatte es nicht übers Herz gebracht. Allein an ihn zu denken, schmerzte noch heute. Daniel hätte es auch sicher nicht verstanden, dass ich schon einmal jemanden vor ihm gehabt hatte. Ich war sein Erster, wieso konnte er dann nicht auch mein Erster sein?

Mein Blick fiel auf den kleinen Lederbeutel, der noch immer auf dem Wohnzimmertisch lag, dort wo Daniel ihn gestern Abend abgelegt hatte. Ich ging zu ihm und berührte vorsichtig, fast schüchtern, das weiche Leder. Es erinnerte mich an Daniels Haut, wenn ich ihm über den Rücken strich, mit meinen Fingern große Kreise über sein muskulöses Kreuz zog. Ich nahm es zur Hand und öffnete die Schnalle, welche das Bündel zusammenhielt. Ich hatte fast einen Tag gebraucht, dieses Geschenk zu finden, und jetzt würde er es wahrscheinlich nie benutzen. Er würde nie die handgearbeiteten Griffe zwischen seinen Fingern spüren, nie die weichen Borsten über Stein oder andere Dinge gleiten lassen und er würde nie meinen weichen Kern unter meiner rauen Schale damit freilegen.

Ich taumelte zur Tür und lehnte mich mit der Stirn gegen das kalte Holz. Sachen lagen auf dem Boden verstreut, Brötchen rollten aus der Plastiktüte, doch das nahm ich nur am Rande war. Genauso wie das Klingeln meines Handys. Ich wollte jetzt mit niemanden sprechen, wollte keinen sehen oder hören. Dennoch fischte ich das Mobiltelefon geistesabwesend aus meiner Jacke und nahm ab. Ich meldete mich mit einem knappen O’Neill. Am anderen Ende war Rick, der mir mitteilte, dass er voraussichtlich Ende dieser Woche bei mir vorbeischauen würde, um endlich mal Daniel kennen zu lernen. Ich traute mich nicht, ihm zu sagen, dass daraus nichts mehr werden würde. Ich brachte es einfach nicht übers Herz. Vielleicht, weil noch nicht alles verloren war, eventuell aber auch nur, weil ich mir selbst nicht eingestehen wollte, dass ich Daniel vertrieben hatte.

„Alles in Ordnung, Jack?“, fragte er am anderen Ende, als ich nichts darauf erwiderte.

„Klar, alles Bestens.“, entgegnete ich und versuchte normal zu klingen, was mir wohl nicht ganz gelang. Mir kamen langsam aber sicher die Tränen. Immer mehr bohrte sich der Gedanke in meinen Kopf, dass ich den Menschen, den ich über alles liebte, für immer verlieren würde, wenn ich nicht bald etwas unternahm. Noch immer war mein Blick starr auf das Bündel in meiner Hand gerichtet und nasse Tränen ließen sich darauf nieder, saugten sich in dem Leder fest, verdunkelten es, wie es bei Daniels Augen immer geschah, wenn ich ihn küsste. Er sprudelte dann immer geradezu über vor Leidenschaft und Verlangen. Ich konnte meine Trauer nicht länger zurückhalten und wenn ich nicht am Telefon in Tränen ausbrechen und einen verdammten Heulkrampf bekommen wollte, musste ich Rick jetzt irgendwie abwimmeln. Mit bebender Stimme fügte ich hinzu: „Hör mal, mir passt es im Moment gar nicht. Ich rufe dich zurück.“

„Natürlich.“ Ich legte auf und ließ mich mit dem Rücken an der Tür hinunterrutschen, bis ich mit angewinkelten Knien auf dem Boden saß. Ich raufte mir das Haar, drückte den kleinen Beutel an meine Brust, als wäre es alles, was mir von Daniel noch geblieben war - was auch irgendwie zutraf - und erste Tränen rollten meine Wangen hinunter. Lange hatte ich nicht mehr geweint - ich konnte mich nicht einmal mehr daran erinnern. Das letzte Mal musste nach Charlies Tod gewesen, sein, bevor ich nach Abydos aufbrach. Bevor ich Daniel - meinem Leben - begegnete. Mein Herz verkrampfte sich, ich bekam kaum noch Luft. Die Sehnsucht und der Schmerz raubten mir den Atem. Ich hatte den Wunsch zu sterben. Das Haus erschien auf einmal so groß und leer, als würde es mich verschlingen wollen. Ich musste hier raus! Ich schnappte mir den Haustürschlüssel und schlug die Tür hinter mir zu. Ohne Daniel würde ich hierher heute nicht mehr zurückkehren, das nahm ich mir vor.

 

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Jack stand jetzt schon geschlagene zwei Stunden vor dem Haus, in welchem mein Loft lag und sah einfach nur zu mir hinauf. Es regnete in Strömen, doch das schien ihn wenig zu stören. Dieser sture Hund hatte nicht vor, wegzugehen, ehe ich ihn nicht angehört hatte. Das hatte er mir gesagt, als er verzweifelt an meine Tür geklopft hatte. Das, obwohl er einen Schlüssel hatte. Er wollte ihn anscheinend nicht benutzten. Er ließ mir die Entscheidung, ob ich mir seine Erklärung anhörte oder nicht. Ich wusste ehrlich gesagt nicht, was ich tun sollte. Sein Anblick brach mir das Herz, nichtsdestotrotz konnte ich nicht vergessen, dass er dafür verantwortlich war, dass ich jetzt so litt.

Wie würde es jetzt nur mit uns weitergehen? Unsere Beziehung hatte er ruiniert und vielleicht sogar unsere Freundschaft. Wir würden nicht mehr miteinander arbeiten können. Eventuell sollte ich mich versetzten lassen, ein anderes Team oder ganz mit den Reisen aufhören. Wir würden uns dann nur noch ab und zu über den Weg laufen und damit könnte ich sicher leben. Ach was! Ich machte mir damit doch nur selbst etwas vor. Ich liebte diesen verdammten Mistkerl, auch wenn ich ihn am Liebsten hassen würde. Ich könnte es doch niemals ertragen, ihn zu sehen und ihn dennoch nicht berühren zu können. Das würde mich früher oder später umbringen.

„Willst du ihn nicht doch anhören?“, riss Sam, welche bei mir war, mich aus meinen Gedanken. „Vielleicht gibt es für alles ja eine plausible Erklärung. Ich kenne Jack, er würde dich nicht einfach so hintergehen. Das ist nicht sein Stil und das weißt du.“ Sie stand am Fenster und blickte nach draußen, in ihrer Hand hielt sie eine Tasse dampfenden Kaffees und sie wirkte leicht übermüdet und angespannt. Ich hatte jetzt noch ein schlechtes Gewissen, sie geweckt zu haben, wenn ich sie ansah, aber ich hatte nicht alleine sein können. Sie wusste von uns beiden schon eine ganze Weile. Ich hatte mich mal verquatscht. Sie war zuerst geschockt gewesen, doch dann hatte sie sich für uns gefreut. Es tat gut, mit ihr darüber reden zu können. Jack ahnte nicht, dass sie etwas wusste, denn Sam konnte sich gut verstellen. Sie war wirklich eine gute Freundin.

„Vor ein paar Stunden hätte ich dafür auch die Hand ins Feuer gelegt, doch jetzt... Er hat nicht gelogen, als er mir bestätigte, dass er mit diesem Mann geschlafen hat. Er konnte mich ja nicht einmal ansehen.“, antwortete ich und schon wieder kamen mir die Tränen. Ich musste elend aussehen. Die Stirn auf die Hände gestützt und die Ellenbogen wiederum auf die Oberschenkel, dazu noch meine verheulten Augen und Tränen, die einfach nicht versiegen wollten. Wie hatte ich mir nur von ihm so wehtun lassen können? „Ich kann mir jetzt einfach nicht anhören, wie leid es ihm tut und das so etwas nie wieder passieren wird. Wie soll ich ihm denn bitte schön jetzt noch glauben?“

„Was, wenn du dich irrst?“, hakte Sam nach. „Jack hat schon einmal geschafft, uns anzulügen.“

„Das war was anderes. Außerdem, wieso sollte er das tun? Er hatte keinen Grund dazu.“, wehrte ich ab. Nein, so dumm konnte Jack nun wirklich nicht gewesen sein. Er hätte sofort begonnen, sich zu verteidigen, mir diesen Unsinn wieder auszureden. Die Tatsache, dass er es einfach zugab, ohne sich zu verteidigen, irritierte mich zwar etwas, doch vielleicht gab es auch nicht mehr zu sagen. Das war alles gewesen, was ich hatte wissen wollen. Außerdem hatte er mich gehen lassen. Was also wollte er jetzt hier? Konnte er nicht einfach wieder verschwinden und mich in meinem Schmerz alleine lassen? War das zu viel verlangt? Er hatte doch den Mist gebaut, musste er mich jetzt noch mehr quälen, indem er mich hier aufsuchte, wo ich Zuflucht in meine Traurigkeit gesucht hatte?

Sam erwiderte entschlossen: „Ich werde jetzt mit Jack reden gehen und wenn mir seine Erklärung gefällt, werde ich ihn zu dir schicken und du wirst dir gefälligst alles anhören, was er zu sagen hat, kapiert!“ Sie war übermüdet und gereizt, ihr zu widersprechen, hätte eh nicht viel gebracht. Außerdem konnte Sam, wenn sie wollte, stur wie ein Esel werden. Damit war sie auch schon aus meiner Wohnung verschwunden, aber nicht, ohne sich vorher den Wohnungsschlüssel zu schnappen. Sie wollte wohl nicht, dass ich verschwand, während sie mit Jack sprach oder sie für ihren Verrat aussperrte. Was erhoffte sie sich eigentlich davon, es ging sie doch gar nichts an? Das war eine Sache zwischen Jack und mir. Dadurch, dass ich sie anrief, hatte ich es aber gleichzeitig auch zu ihrem Problem gemacht, soviel musste ich mir eingestehen.

Ich warf einen Blick aus dem Fenster. Unsere Blicke trafen sich fast sofort. Auch Jack sah so aus, als hätte er geweint, und dass, obwohl er keinen Grund dazu gehabt hatte. Er war schließlich mit diesem Cowboy fremdgegangen, hatte mich eiskalt betrogen, mich angelogen und dann so getan, als wäre nichts gewesen, als würde es nicht an mir liegen, dass er keinen hochgekriegt hatte. Wie sollte man auch noch Lust auf etwas haben, dass man die ganze Woche von einem anderen bekam? Das, was er mit seiner Zunge getan hatte, hätte mich stutzig machen sollen. So einfallsreich war er sonst nie gewesen. Er hatte das bestimmt von diesem Miststück gelernt. So musste es sein, etwas anderes war vollkommen unmöglich.

Sam war jetzt zu ihm getreten. Kaum, dass sie neben ihm stand, war sie auch schon bis auf die Knochen durchnässt. Sie trug nur einen dicken Pullover, also würde sie sicher bald krank werden. Jack war wie immer Gentleman und reichte ihr seine, welche diese natürlich auch entgegen nahm. Dann begannen sie sich zu unterhalten. Eine Weile redete einfach nur Jack - seine wundervollen Lippen bewegten sich, Regentropfen perlten von ihnen ab und saugten sich in seinem Pullover fest. Jack trug diesen oft in letzter Zeit und erst jetzt fiel mir wieder ein, dass ich ihn ihm gekauft hatte. Wir waren auf der Suche nach einem Geschenk für Cassandra gewesen und da hatte ich ihn dazu überredet, ihn mal anzuziehen.

Das hatte zu einer wilden Fummelei in der Umkleide geführt. Wir hatten dort heute noch Hausverbot. Das war ein toller Nachmittag gewesen, unser erstes offizielles Date, wenn man es so nahm. Wenn uns jemand erkannt hätte, das wäre ein Theater geworden. Jack hätte seinen Job verlieren können. Seit diesem Tag waren wir vorsichtiger in der Öffentlichkeit, aber wahrscheinlich machte die Geheimhaltung erst die Spannung in unserer Beziehung aus. Ohne das wäre uns wahrscheinlich schnell langweilig geworden. Zumindest Jack, der keinen Alltag ertragen konnte, würde mich bald satt haben. So hatte es wenigstens etwas gedauert, bis ihn anderes Fleisch wieder gereizt hatte. Ich hätte doch wissen müssen, dass ich ihn niemals hätte halten können.

Jetzt stellte Sam einige Fragen, schien aber immer noch gefasst zu sein, als würde sie ihm glauben, was er ihr erzählte. Er stand ihr Rede und Antwort. Das würde bedeuten, dass er als Nächstes mit mir reden wollen würde. Ich konnte ihm doch nicht gegenübertreten, entweder ich brach in Tränen aus oder ich schlug auf ihn ein. Ich wusste nämlich nicht, ob ich sauer auf ihn sein sollte oder traurig, weil er mich betrogen hatte. Andererseits würde ich am Liebsten über ihn herfallen, denn er sah immer noch so verdammt gut aus, besonders, wenn er verletzt war und seine Augen, die eines kleinen Jungen waren, der ausversehen eine Fensterscheibe mit dem Fußball eingeschlossen hatte. Wie sollte man diesem Anblick standhalten, wie sollte man da einen Menschen hassen? Wie sollte ich nur Jack für das Verabscheuen, was er getan hatte, wenn er doch mein Mitleid erregte? Sam und er setzten sich in Bewegung. Sie kamen zu mir. Anscheinend hatte er bei ihr bestanden. 

 

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Ich hatte Carter alles erzählt: Die Sache mit Taylor, wieso ich nach Washington geflogen war, wie es dazu kam, dass Daniel das Foto fand, warum ich es immer noch mit mir herumtrug. Letzteres war wohl von allem am Schwersten gewesen. Es war mir aber sicherlich leichter gefallen, es ihr zu sagen, als es Daniel erzählen zu müssen. Ich fragte mich, wie lange Sam über uns schon Bescheid wusste oder ob Daniel sie eben erst eingeweiht hatte, doch sie schien die ganze Geschichte ganz locker zu sehen. Vielleicht hatte sie auch einfach nicht mehr den Nerv dazu, sich künstlich aufzuregen, denn Daniel schien sie aus ihrem verdienten Schlaf gerissen zu haben, nachdem sie wieder einmal eine Nacht durchgearbeitet hatte. Die Arme. Mit ihrer Hilfe war ich aber wenigstens in die Wohnung gelangt, doch Daniel zu überzeugen, würde sicherlich schwerer werden.

Wenn er es darauf anlegte, konnte er wirklich extrem stur werden. Vielleicht hatte ich Glück und er glaubte mir auf Anhieb. Zur Not würde ich ihm mein ganzes Herz ausschütten, so schwer mir dies auch viel. Da musste ich jetzt durch. Als ich vor ihn trat, blieb mir die Luft fast weg. Er wirkte auf einmal so anders, so verletzlich und ängstlich. Das hatte ich zu verantworten. Die geknickte Haltung, die geröteten Augen, das gebrochene Herz und die leblosen Augen - das kam alles nur, weil ich ihn enttäuscht und zutiefst gekränkt hatte. Am Liebsten hätte ich all das zurückgenommen, hätte die Zeit noch mal zurückgedreht und mit ihm geredet, anstatt mich von ihm verführen zu lassen. Wieso konnte ich diesem Mann auch nur so schwer widerstehen?

„Jack.“, sagte er nur knapp und blickte mir starr ins Gesicht. Ich wollte nicht, dass er länger so kalt zu mir war. Ich würde ihm alles erzählen, auch wenn ich damit Gefahr lief, ihn dennoch zu verlieren. Wie sollte ich denn bitte schön wissen, wie er auf solch eine Neuigkeit reagieren würde. Er war immer sehr nachsichtig mit mir gewesen und auch er hatte ein Vorleben geführt, nur bestand es nur aus Frauen, nicht aber auch aus Männern. Zumindest nicht das ich wüsste.

„Daniel.“, gab ich zurück und wandte mich dann Sam zu: „Könntest du uns alleine lassen?“

„Natürlich. Ich werde im Schlafzimmer warten, nur für den Fall, dass Daniel sich überlegt, dich zu erschlagen.“, scherzte sie und zog sich in den Nebenraum zurück. Ich war mir sicher, sie blieb nur, weil sie sich dort ausruhen und vielleicht noch etwas Schlaf finden konnte. Ich bat ihn, sich zu setzten. Widerwillig tat er das dann auch, hielt jedoch gebührenden Abstand zu mir. Na ja, wenigstens sah er mich noch an. Ein kleiner Trost, wenn man bedachte, was ich ihm angetan hatte.

„Wenn du jetzt sagen willst, dass es dir Leid tut, dann kannst du dir das sparen. Ich werde dir deine schlappen Entschuldigungen nicht mehr abkaufen.“, sagte Daniel kalt.

Ich erwiderte ernst: „Das habe ich nicht vor. Ich habe nichts getan, was in irgendeiner Weise verwerflich war. Ich habe mit ihm geschlafen und ich bereue es nicht.“ Das war hart, aber die Wahrheit. Ich hätte es vielleicht nicht sagen sollen, denn Daniel fasste es sofort falsch auf. Das hätte ich wahrscheinlich auch. Ich war halt nicht gut in so etwas. Das lag mir einfach nicht.

„Was willst du dann noch hier? Ich werde dir nicht verzeihen, dass du mich betrogen hast, da kannst du noch so einen Dackelblick aussetzten.“, blaffte er mich an und sprang auf. „Wenn du mir nicht mehr zu sagen hast, dann kannst du gerne wieder gehen.“ Sturer Hund. Ich hatte aber auch wirklich total falsch angefangen, aber ich war auch nicht hier, um mich für alles zu entschuldigen, was ich früher getan hatte. Wenn ich das tun würde, wäre ich nächstes Jahr noch nicht fertig und soviel Zeit hatten wir nicht mehr. Wir konnten jeden Tag zugrunde gehen.

„Auch wenn du mir nicht glaubst, aber ich habe dich nicht betrogen!“, schrie ich zurück. Damit hatte ich Daniel ungeteilte Aufmerksamkeit, denn er verstand nicht, wie das gehen sollte. Irritiert blickte er mich an. Ich bat ihn noch einmal, sich zu setzten, und fuhr dann gefasster fort: „Das Foto, dass du gefunden hast, ist zwanzig Jahre alt und wenn du auf das Datum gesehen hättest, dann wäre dir das auch aufgefallen. Ich habe diesen Mann genau vor zwanzig Jahren verloren und exakt aus diesem Grund war ich in Washington. Ich traf mich dort mit dem, was von unserer alten Einheit noch übrig war, und gedachte aller, die wir verloren hatten. Ein Grund, warum ich dich nicht mitnehmen konnte. Außerdem weiß nur einer von ihnen von meiner damaligen und momentanen Neigung. Sein Name ist Rick Anthony, du hattest ihn ausversehen am Telefon.“

„Dann war das nicht... du hast mich nicht...“, stotterte Daniel perplex vor sich her.

„Genau das!“, bestätigte ich ihm.

„Wieso hast du das denn nicht gleich gesagt?“, hakte er sanft nach. Er schien mir nicht länger böse zu sein, zumindest redete er jetzt wieder mit mir. Bei ihm konnte man sich da nie ganz sicher sein. „Du hättest mit mir doch darüber reden können, ich hätte es verstanden.“

„Eben das konnte ich nicht.“, erwiderte ich ernst. „Ich wollte dich nicht verletzten und ich wollte genauso wenig, dass mir wehgetan wird. Tja, aber ich Volltrottel habe es dennoch hinbekommen, dass wir uns beide Scheiße fühlen. Langsam hätte ich damit einen Platz im Ginnesbuch der Rekorde bekommen müssen.“ Sarkasmus in allen Ehren, denn wie sehr er auch nicht in eine Situation mit einfließen sollte, desto besser passte er doch hinein. Zum ersten Mal, seit ich heute Morgen aufgewacht war und ihn beim Schlafen beobachtet hatte, sah ich Daniel wieder lächeln. Ein ehrliches Lachen, das bewirkte, dass ich mich gleich noch einmal in ihn verliebte.

Wieder ernst fuhr ich fort: „Daniel, immer wenn ich nach einer fantastischen Nacht morgens aufwache, habe ich den Gedanken im Kopf, dass du nicht mehr da, dass du einfach gegangen sein könntest. Ich hatte einfach Angst, dass ich dich wegen Taylor verlieren würde, dass du mich dann nicht mehr lieben könntest. So ein Gefühl hatte ich vorher noch nie und das verunsichert mich.“ Während ich das sagte, sah ich ihn nicht an, starrte nur auf meine ineinander verkrampften Hände. Es fiel mir schon schwer genug, ihm das überhaupt zu gestehen, ich konnte nicht auch noch seinem Blick standhalten, der zwischen Gerührtheit und Mitleid sicher immer wieder hin und her schwanken würde. Gefühlssachen waren halt nicht mein Ding und, wenn es speziell um unsere Beziehung ging, Daniels ebenso wenig. Mit diesem Geständnis hatte er mich ganz und gar in der Hand, auch wenn er diesen Trumpf wohl nie ausspielen würde. Das wäre nicht Daniels Art.

„Und Sarah? Hattest du nicht bei ihr…“, fragte er zögerlich. Ich unterbrach ihn, bevor er sich hätte länger quälen müssen: „Bei ihr war es mehr das Gefühl, dass sie immer da sein würde, wenn ich aufwachte. Vielleicht hat es mich deswegen auch so überraschend getroffen, als sie einfach ging. Ich hatte nicht damit gerechnet.“ Dieses Thema war hart für ihn, das wusste ich nur zu gut. Sarah ist ein wichtiger Teil meines Lebens gewesen - war es immer noch - und irgendwie sah er sie immer noch als eine Art Konkurrenz an. Ähnlich ging es mir bei Shau’ri. Es war nicht wirklich zu vergleichen, doch es kam der Sache verdammt nahe. Es traf mich nicht ganz so hart, denn ich konnte ihn nicht mehr an die Frau seines Herzens verlieren, aber selbst wenn: Lieber an sie, als an irgendjemanden sonst.

„Und dieser…“, hakte Daniel nach.

„Ich war damals fünfundzwanzig. Da habe ich über so etwas nie viel nachgedacht. Ich habe die Zeit mit ihm einfach nur in vollen Zügen genossen. Verdammt, ich dachte, dass ich jeden Tag draufgehen würde. Es herrschte Krieg.“, erwiderte ich ehrlich. „Ich kann dir auch nicht sagen, warum ich nach all den Jahren noch an ihn denken muss, aber wenn ich zwischen euch wählen müsste, würde ich ohne zu zögern dich nehmen. Aber genug davon, ich will jetzt einfach nur noch mit dir nach Hause.“ Jetzt konnte ich ihn auch wieder ansehen. In seinen Augen las ich, dass noch längst nicht alles geklärt war, doch ebenso dass die Informationen, die ich ihm gegeben hatte, zumindest im Moment für ihn genügten, um mir zu glauben. Aber einen Kuss konnte ich im Augenblick wohl noch nicht erwarten, obwohl meine Lippen nach den Seinigen brannten.

„Wieso, wir können doch hier bleiben.“, wehrte Daniel ab und zwinkerte mir verführerisch zu. Anscheinend lag ich mit meiner Annahme doch falsch. Ich würde bei Bedarf sogar noch mehr von ihm bekommen - er verlangte es sogar irgendwie von mir - und ich konnte nicht behaupten, dass ich deswegen unglücklich war. Ganz im Gegenteil, ich wollte ihn genauso sehr. Da war nur ein Problem: Sam!

„Ich denke nicht, dass Sam dein Bett räumen wird und ich bin viel zu alt für die Couch.“, scherzte ich, während ich mich erhob und stöhnte, um meine Aussage zu bekräftigen. Ich war bis auf die Knochen durchnässt und ich wollte endlich aus meinen Klamotten heraus und ein heißes Bad mit einem noch heißeren Daniel nehmen, jedoch nicht hier, wo Sam hineinplatzten könnte. Ich wollte schon das Schlafzimmer betreten, als Daniel mich zurückhielt.

Er begann: „Jack, ich…“, brachte es aber nicht zu Ende.

„Ja, ich weiß.“, entgegnete ich sanft und strich ihm zärtlich über die Wange. Ein Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab, ehe diese meinen Mund einfingen, um diese wollüstig zu verwöhnen. Wir waren nur ein paar Stunden getrennt gewesen - aufzehrende, zermürbende Stunden - doch es kam mir so vor, als hätte ich ihn wochenlang nicht mehr gesehen. Das war unser wirkliches Wiedersehen nach all der Zeit, die wir getrennt gewesen waren. So hätte es schon vor einer Woche sein müssen, so hätten wir einander begrüßen müssen, nicht meine abwesende Haltung, die ich an den Tag gelegt hatte. Dieses innerliche Kribbeln, diese sanften Berührungen, die einen willenlos machten und all die winzigen Stromstöße, die durch meinen Körper jagten, wenn sich unsere Zungen trafen. All das hatte ich so sehr vermisst. Ich hatte solch eine Sehnsucht nach ihm verspürt. Seine heißen Lippen taten meinem kalten Gesicht unsagbar gut, sie warme Haut unter seinem Pullover ließ meine eisigen Finger auftauen und seine Hände ließen kleinere Schauer über meinen Rücken laufen.

Daniel löste sich von mir und meinte grinsend: „Da freut sich ja jemand sehr, mich wiederzuhaben.“ Zuerst verstand ich nicht ganz, doch dann merkte ich auch, dass meine Hose unangenehm zu spannen begann. Wurde ja auch mal Zeit. Wir musste schnellstmöglich zu mir nach Hause, sonst würde ich auf dem Weg dorthin meine Finger schon nicht mehr von ihm lassen können oder im schlimmsten Fall sogar vor verlangen platzen.

„Ach, dass ist nur dein Geschenk.“, wehrte ich lapidar ab und zog den Lederbeutel aus der Jackentasche. Dieser war ebenfalls ziemlich durchnässt. Daniel nahm ihn mir ab und betrachtete ihn lächelnd. Ich stupste ihn neckisch an der Nase an, wo sich ein Regentropfen festgesetzt hatte. Daniel wusste schon, was das für später zu bedeuten hatte, was sein Grinsen nur noch verbreiterte. Dann betrat ich das Schlafzimmer. Sam lag zusammengerollt auf dem Bett und schlief friedlich. Ich nahm auf der Bettkante platz und strich ihr einer ihrer nassen, blonden Haarsträhnen aus dem Gesicht. Sie sah wirklich niedlich aus, wenn sie schlief.

„He, wir haben alles geklärt, sie können jetzt nach Hause gehen.“, flüsterte ich ihr zu.

„Mhmm!“, entgegnete sie nur und rollte sich noch etwas mehr zusammen. Es sah nicht so aus, als wollte sie in den nächsten Stunden aus dem Bett verschwinden. Ganz, wie ich vermutet hatte.

„OK, dann eben nicht. Schlafen sie sich ordentlich aus, wir sehen uns dann später.“ Ich gab ihr einen Gutenachtkuss auf die Stirn und dankte ihr flüsternd für alles, während ich sie zudeckte. Wir würden ihr einfach einen Schlüssel dalassen, damit sie jederzeit gehen konnte. Daniel warf ihr einen misstrauischen Blick zu und überprüfte akribisch jede meiner Bewegungen, die ich ausführte. Ich musste ihn heute Abend wohl erst einmal davon überzeugen, wie viel er mir wirklich bedeutete und dass ich niemand anderen außer ihn brauchte, geschweige denn wollte. Ich trat auf ihn zu und sagte: „Geh dich auch verabschieden.“ Ich hauchte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange und verließ zum Zeichen meines Vertrauens das Zimmer.

Zuvor hörte ich jedoch Carter noch murmeln: „Sie schulden mir was, Sir!“

weiter: Kapitel 4

Kapitel 4 by Lenari

Kapitel 4:

I’ll be where as soon as I can

But I’m be losing if you are broken

This is the love, the life I had before

Before you

 

Wir hatten uns darauf geeinigt, dass wir etwas auf Abstand gehen würden, jedenfalls den Tag über. Erstens, weil wir nicht wussten, wann Sam gedachte, aufzuwachen und hier her zu kommen, um uns den Schlüssel zu bringen, zweitens, weil wir immer mal wieder überraschenden Besuch von Cassandra oder einem anderen Bekannten bekamen, und drittens, weil es im Dunkeln, im Schein des Kaminfeuers viel mehr Spaß machte, einander zu verführen. So beschränkten wir uns auf Kleinigkeiten, wie Händchen halten, verführerische Blicke und Andeutungen, gegenseitiges Füttern beim Essen sowie sanfte Küsse und Streicheleinheiten. Es war wieder wie früher, als wir beide nicht so Recht etwas mit uns anzufangen wussten und ich Daniel die nötige Zeit lassen wollte, sich daran zu gewöhnen, mit einem Mann zusammen zu sein. Außerdem musste auch ich mich erst einmal wieder darauf einstellen.

Wir hatten es uns letztendlich auf der Couch bequem gemacht. Daniel hatte den Kopf auf meine Brust gebettet und ich hatte meine Arme um ihn geschlungen, massierte zärtlich seinen angespannten Rücken. Wir redeten viel, sahen uns dabei jedoch kaum an. Es war so irgendwie angenehmer für mich. Ich erzählte ihm von Taylor, beantwortete brav alle seine Fragen. Es fiel mir doch leichter, darüber zu reden, als ich angenommen hatte. Daniel war geduldig und er verstand auch, wenn ihm einiges nicht anvertrauen wollte. Ich wollte ihm schließlich auch nicht wehtun. Wir kamen auch wieder auf die Zeit im Irak zu sprechen, auf meine Gefangenschaft und all den Scheiß, den ich dort erlebt hatte. Außer Taylor und dem Psychologen, der mich danach betreute, war er der Einzige, der davon wusste.

„Jack?“, fragte Daniel nach einer Weile des Schweigens. Ich hatte schon angenommen, er wäre eingeschlafen.

„Hm.“, meinte ich mundfaul. Mir war irgendwie nicht mehr nach Reden, aber er konnte davon nie genug bekommen. Wie konnte ein Mann nur so ein Mitteilungsbedürfnis haben? Aber, wenn er das wollte, würde ich ihn nicht aufhalten. Ich musste schließlich zugeben, dass ich es genoss, ihm zuzuhören, den Klang seiner Stimme zu vernehmen und mich dabei in seinem Anblick zu verlieren. Vielleicht stritten wir deswegen so oft. Er sah niedlich aus, wenn er wütend war und fuchtelte immer so unbeholfen mit den Händen umher. Richtig putzig. Er sah zu mir auf und unsere Blicke trafen sich, versanken ineinander.

„Woher hattest du den Trick mit der Zunge?“, wollte Daniel unverblümt wissen. „Ich meine, das hast du vorher noch nie gemacht, nicht so jedenfalls.“ Etwas verlegen war er schon, dabei dachte ich eigentlich, ich hätte ihm zumindest in dieser Beziehung das Schamgefühl ausgetrieben.

„Aus irgend so einer Frauenzeitschrift.“, erwiderte ich lapidar. „Zwanzig Arten ihren Freund so richtig zu verwöhnen. Wenn ich ehrlich bin, hätten das einige meiner Liebschaften auch mal lesen können. Das war wirklich ausführlich beschrieben. Erst hatte ich ja mit dem Gedanken gespielt, sie Cassy mitzubringen, doch nachdem ich das gelesen hatte, ließ ich es doch. Die Kleine kommt sonst nur auf dumme Gedanken.“

„Wir waren in ihrem Alter schlimmer.“, erinnerte Jackson mich an meine verwegene Jugend. OK, ich war wirklich alles andere als brav gewesen, aber das waren auch andere Zeiten gewesen. Mit freier Liebe und so. Da nahm man das noch nicht so ernst. Außerdem war ich jung und wusste es nicht besser. Was konnte ich denn dafür, dass ich so umwerfend aussah? Mein Hintern war nun mal in den Top Ten die Nummer eins. Jetzt konnte man das wohl nicht mehr behaupten.

„Du auf jeden Fall.“, neckte ich ihn, während ich ihn zu kitzeln begann. Er wand sich unter meinen Händen, doch entkam er mir nicht, denn mit meinen Beinen hielt ich ihn an mich gedrückt. Er lachte und schrie, versuchte auch mich zu malträtieren, doch im Gegensatz zu ihm, war ich nicht annähernd so kitzlig.

Irgendwann rief er vollkommen außer Atem: „Stopp! Ich gebe auf! Gnade!“ Ich ließ von ihm ab und zog ihn an mich. Sein Herz schlug wild in seiner Brust, sein Atem ging schwer und stoßweise. Auch ich war vollkommen aus der Puste. Wieder trafen sich unsere Blicke. Diesmal lag Daniel richtig auf mir, hatte seinen Unterleib an den Meinigen gepresst. Meine Hände umfassten seinen knackigen Hintern und packten neckisch zu, zogen ihn noch enger an mich. Unsere Münder trafen sich, umfingen einander in einem wollüstigen Kuss. Erst knabberten wir nur an den Lippen des anderen, dann streifte seine Zunge die Meinige und diese seichte Berührung artete in ein Duell aus, das keiner von uns verlieren wollte.

Einvernehmend gaben wir uns geschlagen, als ich beschloss, dass Daniel einfach zuviel Stoff an seinem Körper trug. Pullover und T-Shirt erledigten sich gleichzeitig, das mit der Hose konnte jedoch noch etwas warten, obwohl ich mich nicht beherrschen konnte und sie wenigstens schon öffnen musste. Ich fühlte mich wie ein kleines Kind zu Weihnachten. Versöhnungssex war immer schon das Schönste gewesen, besonders mit ihm. Wir stritten uns ja auch mehr, als alles andere, vielleicht klappte es im Bett deshalb so gut. Wir konnten unseren Ärger auf den jeweils anderen auf produktive Art loswerden.

Wir setzten uns auf, damit auch Daniel mich von meinen Klamotten befreien konnte. Grinsend musterte er mich von oben bis unten. Wahrscheinlich suchte er nach Kratzspuren, Bissen oder Knutschflecken - irgendetwas, das mich doch noch verraten konnte. Nach einer halben Ewigkeit schien ich dann den Test bestanden zu haben, denn seine Lippen fingen wieder die Meinigen ein. Es gab nur einen, der mir all das zufügen durfte, und das war er. Er setzte sich richtig auf mich, ließ fordernd seine Hüften kreisen. Ich spürte, wie erregt er war, wie sehr ich es selbst wollte. Gott, verdammt, ich konnte diesem Mann einfach nicht widerstehen. Er brachte mich um den letzten Funken verstand, der mir noch geblieben war und ich genoss es sogar.

„Ich will dich ganz, Daniel!“, hauchte ich ihm entgegen, als wir uns lösten und eine seiner Hände in meiner Hose verschwand. Ich zog scharf die Luft ein, als seine Finger unter den Stoff meiner Boxershorts gelangten und sich um den Schaft meines Gemächts schlangen. Ich liebte es, wenn er gleichzeitig zärtlich und doch bestimmend war, wenn er aktiv die Kontrolle übernahm.

„Bist du dir sicher, Jack?“, hakte Daniel nach. Ich wusste, er wollte mir nicht wehtun, dass es ihm zwar wichtig war, er es jedoch nicht erzwingen würde. Das war nicht seine Art. Er ließ mir die Zeit, so wie ich ihm diesen Freiraum eingeräumt hatte. Ungeachtet dessen glaubte ich, bereit zu sein. Das war jetzt über zwanzig Jahre her und wenn ich ehrlich war, hatte es mir vor meiner Gefangenschaft sogar gefallen, wieso nicht auch jetzt. Ich musste die Vergangenheit loslassen. Ich konnte nicht länger auf Kosten von Daniel an Taylor festhalten. Das war nicht fair und mehr als dumm.

„Ich war mir einer Sache noch niemals im Leben so sicher.“ Es war ein langer, leidenschaftlicher, alle Zweifel erstickender Kuss, der zwischen uns folgte und jede weitere Erwiderung seinerseits im Keim erstickte. Wir hatten die ganze Sache ins Schlafzimmer verlegt. Zwar hatten wir warten wollen, bis es richtig dunkel war, doch nach dem, was ich gerade gesagt hatte, war es für Daniel nicht mehr auszuhalten gewesen. Um ehrlich zu sein, für mich auch nicht. Ich wollte es endlich hinter mir haben, um es beim nächsten Mal genießen zu können. Diesmal würde es sicherlich nicht der Fall sein, denn die Erinnerungen stiegen bereits jetzt wieder hoch. Irgendwo zwischen Couch und Bett waren unsere Hosen abhanden gekommen. Wir ließen uns auf dem Bett nieder.

Diesmal war ich es, der oben lag und Daniel unter mir. Wir betrachteten uns eine Weile einfach nur stumm und tauschten schüchterne Küsse aus. Seine Augen wirkten dunkler als sonst, leidenschaftlicher und verlangender. Ich konnte ihm förmlich ansehen, wie sehr er mich doch begehrte, aber auch, dass er mich nicht bedrängt, mir die Zeit geben wollte, die ich brauchte. Er schien sogar nervös zu sein, was ich sehr niedlich fand. Sicher überschlugen sich auch unnütze Gedanken in seinem Kopf, die ihn zögern ließen. Ich war bereits - jedenfalls soweit man das sein konnte. Zugegeben, ich hatte immer noch Angst. Ich fürchtete mich davor, es nicht durchziehen zu können und ihn damit zu verletzten. Eigentlich genauso bescheuert, denn er würde es sicher verstehen.

Langsam aber sicher glitten Daniels Hände meinen Rücken hinab und umfassten meinen Hintern. Ich spannte augenblicklich meine Muskeln an - eine Art Abwehrreaktion auf seine Berührungen - entkrampfte mich jedoch wieder, als er mich abermals küsste. Er gab mir die Bestätigung, dass er da war, dass diese Sache nichts mit meiner Vergangenheit zu schaffen hatte. Es war einfach nur der Gedanke daran gewesen, der mich so hatte reagieren lassen, nicht der Kontakt an sich. Ich würde es schon überstehen, ich hatte schließlich auch die vier Monate in diesem stinkenden Gefängnis im Irak ausgehalten. Außerdem war es Daniel, ich hatte vor ihm nichts zu befürchten. Na ja, vielleicht nur, dass er richtig gut sein könnte.

„Du kannst immer noch nein sagen, wenn du nicht willst.“, sagte er ernst. Wieso fragte er noch, ich hatte mich doch längst entschieden? Mit einem glühenden Kuss brachte ich ihn zum Schweigen. Ich griff zur Seite und zog die Nachttischschublade auf. Mit einem gezielten Griff holte ich eine kleine Tube heraus. Wir würden das Gleitmittel brauchen. Daniel nahm es mir ab, bevor wir uns um einhundertachtzig Grad drehten, so dass er nun oben lag. Mein Hals wurde von ihm in Beschlag genommen, seine Lippen wanderten über meine Schultern, meine Brust, zu meinem Bauch. Er wollte mich damit ablenken, ich sollte nicht mehr daran denken, wofür seine Hände sich vorbereiteten. Es half auch, denn schon bald war ich ganz in seinen Zärtlichkeiten versunken.

Seine Hände ließ er wieder ganz langsam mit einfließen. Ich merkte seine Finger erst, als sie in mich eindrangen und ich durch den leichten Druck erregt wurde. Scharf zog ich die Luft ein. Ich hatte ganz vergessen, wie gut sich das anfühlte. Dennoch bahnten sich erste Bilder jener Nächte in dem Gefangenenlager wieder in mein Bewusstsein. Es war stockfinstere Nacht, man konnte kaum die Hand vor Augen sehen. Nur der Mond warf sein fahles Licht durch die Eisenlucke in der Decke. Es war kalt gewesen und ich hatte gefroren, während man bei Tag vor Hitze fast umkam. Dann hörte ich Schritte, laute Stimmen und Gelächter. Sie kamen sonst nur am Tag, was mir zu Recht Sorgen gemacht hatte. Sie waren zu viert gewesen. Zwei hielten mich und die anderen beiden...

Ich verdrängte die Gedanken daran, versuchte mich auf Daniel zu konzentrieren. Ich hatte ich gemerkt, wie er mich auf den Rücken gedreht hatte. Er lag jetzt über mir, bereitete mich vor. Meine Hände hatten sich im Laken festgekrallt. Es kostete mich Überwindung, doch ich schaffte es, eine zu lösen, um Licht zu machen. Ich brauchte die Gewissheit, dass es nicht wie damals war, dass sich nicht alles wiederholte. Daniel hielt inne, warf mir einen besorgten Blick zu. Ich wusste es, auch wenn ich ihn nicht ansah. Meine Augen waren schließlich immer noch geschlossen. Vorsichtig legte er sich auf mich. Ich spürte seinen schweren Körper, seine sich anspannenden Muskeln und seine Männlichkeit, die sich fordernd gegen meinen Po drückte.

Daniels Hände umfassten die Meinigen. Ich spürte das kühle Gel und seine Wärme. Langsam öffnete ich die Augen, blickte in das wundervolle Blau seiner Augen. Nein, es war wirklich nicht so wie damals, denn er war nicht dort gewesen. Seine Gegenwart war alles, was ich brauchte, um es durchzustehen, vielleicht sogar Vergnügen dabei zu empfinden. Ich musste bloß für einen Moment die Bilder der Vergangenheit loswerden. Daniel küsste mich sanft auf den Mund, brach dabei den Augenkontakt nicht ab. Dabei begann er sich auf mir zu bewegen, langsam in mich einzudringen. Ich schloss wieder die Augen, drückte mein Gesicht ins Kissen. Ich wollte nicht, dass er sah, wie ich mich fühlte, dass er sich Vorwürfe machte, weil es so aussehen könnte, als würde er mir Schmerz zufügen.

„Ich bin da, Jack!“, hauchte er mir zu. „Ich bin bei dir!“ Ich hörte ihn kaum, driftete schon wieder in meine Erinnerungen ab. Ich hatte gespürt, wie man an mir riss, mich gegen die kalte Betonwand gedrückt hatte. Ich hatte die Gesichter nicht erkennen können, sie hatten im Dunkeln gelegen. Die Hose war mir hinuntergerissen worden und ich hatte sofort gewusst, was auf mich zukommen würde. Ich hatte versuchte mich loszureißen, doch sie waren stärker als ich gewesen. Als ich einen von ihnen in mich eindringen gespürt hatte, kniff ich fest die Augen zusammen, so wie auch in diesem Augenblick. Ich rief mir Daniels Gesicht ins Gedächtnis, seine sanften Augen, die so voller Liebe waren, seinen vollen, sinnlichen Mund, von dem ich nicht genug bekommen konnte - sein ganzes Antlitz, das ehrlicher und treuer nicht sein konnte.

Ich sah ihn wieder an, zog sein Gesicht zu mir, küsste ihn überschwänglich und stieg mit in seinen Rhythmus ein. Wenn ich ebenfalls Gefallen an diesem Akt vollsten Vertrauens empfinden wollte, musste ich mich allein darauf konzentrieren. Ich durfte nicht länger vor etwas Angst haben, dass so unglaublich sein konnte. Ich riss eine meiner Hände los, tastete das Bett nach dem Gleitgel ab. Daniel und ich hatte da so eine Angewohnheit entwickelt, was das anging. Es war schon zur Gewohnheit geworden, dass wir sie immer nur auf die linke Seite legten. Letztendlich fand und öffnete ich sie, um erst meine und dann auch Daniels Hand zu beschmieren, diese zu meinem Gemächt zu dirigieren.

Ich spürte das ungleichmäßige Schlagen seines Herzens, wie sein Puls raste, glaubte nicht nur mein mit Adrenalin in meinen Ohren und Testosteron angereichertes Blut rauschen zu hören, sondern auch seines. Er keuchte meinen Namen, flüsterte ihn mir auf eine Art ins Ohr, die mich noch zusätzlich erregte. Ich wollte es, ließ keine anderen Gefühle als Verlangen und Ekstase zu. Sonst hatte Nichts Platz in diesem perfekten Augenblick. Seine Hand bewegte sich in exakt dem gleichen Rhythmus wie seine Lenden. Ich spürte, dass es für ihn gleich so weit sein würde, dass er schon am Rande der Klippe stand und zu fallen drohte. Ich verstärkte seinen Griff um meine Männlichkeit, brachte ihn dazu, mich zu ihm zu treiben, bis wir beide gleichzeitig mit einem lauten Schrei explodierten.

Es war, als würde mein Körper in Flammen stehen - nicht zu vergleichen mit dem, was ich fühlte, wenn ich in ihn eindrang. Es war viel intensiver, viel persönlicher und viel erregender. Ich kam in Daniels Hand, so wie er in mir, dann brach er erschöpft auf mir zusammen. Sein warmer Atem kitzelte in meinem Nacken, sein verschwitzter Körper klebte an dem Meinigen, bebte auf mir, und flüchtige Küsse fluteten meinen Rücken. Ich hatte mein Gesicht im Kissen vergraben, entspannte mich langsam von der aufreibenden Leidenschaft unserer Vereinigung.

Sein Mund wanderte zu seinem Ohr, knabberte leicht daran und keuchte geschafft hinein: „Alles in Ordnung, Jack?“ Ich nickte nur, war nicht in der Lage auch nur ein vernünftiges Wort hervorzubringen. Er legte sich neben mich - ich spürte seinen besorgten Blick auf mir ruhen. Eigentlich hatte ich keine Kraft mehr, mich zu bewegen - mein Körper hatte längst auf Standby geschaltet - dennoch zwang ich mich dazu, mich in seine Arme zu rollen. Er hatte mich wirklich schon oft dazu gebracht, mich vollkommen erschlagen zu fühlen, doch das übertraf alles bei Weitem. Ich wurde wohl langsam zu alt für so etwas. Er hätte wirklich etwas mehr Rücksicht nehmen können. Nicht auf meine psychische, sondern auf meine physische Kondition. Nichtsdestotrotz hatte ich mich lange nicht mehr so befriedigt und wohl gefühlt. Daniel deckte uns zu und kuschelte sich dann an meine Brust. So müde ich auch war, ich wollte jetzt nicht einschlafen, genoss lieber seine Gegenwart und diesen perfekten Augenblick uneingeschränkten Glücks.

„WOW!“, stieß ich hervor, nachdem ich endlich meine Stimme wieder gefunden hatte. „Das war... WOW!“

„Ja, das hattest du schon mal.“, lachte Daniel und begann verspielt meine Brust zu kraulen. Das förderte nicht gerade die Tatsache, dass ich wach bleiben wollte. Er erntete für diese Bemerkung einen Kniff in die Seite, was ihn nur noch mehr kichern ließ. Gerade nach dem Liebesspiel war er äußerst empfindlich. Normalerweise nutzte ich diesen Umstand gnadenlos aus, doch ein Überfall pro Tag schien genug.

„Bilde dir nichts darauf ein, so gut warst du auch nun wieder nicht.“, neckte ich ihn stockend. Dass es sich dabei nur um einen Scherz handelte, merkte er schon allein daran, dass ich ihm danach einen Kuss auf die Stirn gab, mich sonst aber nicht bewegte. Ich war einfach zu fertig und das war ihm auch bewusst. Jetzt war er es, der mich zu malträtieren begann. Der Nachteil unseres Liebesspiels: Es machte auch mich viel empfindsamer für intensive Berührungen - besonders die seiner Hände. Wacher wurde ich dadurch jedoch auch nicht, mit einem langen, fordernden Kuss brachte ich ihn dazu, von mir abzulassen. Jedenfalls in der Hinsicht, dass er es unterließ, mich weiterhin zu ärgern. Ich zog ihn ganz fest an mich.

„Und es ist wirklich alles in Ordnung, Jack?“, fragte Daniel noch einmal, als wir uns wieder nur in den Armen lagen.

Ich antwortete friedlich: „Solange ich morgen neben dir aufwache, ja.“ Zur Bestätigung, dass das der Fall sein würde, küsste er mich auf die Brust und kuschelte sich noch enger an mich. Ich hätte nie erwartet, dass ausgerechnet er mich zähmen würde, doch er hatte es geschafft. Aber das Wichtigste war wohl, dass es mir gefiel.

 

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„Ich kann alleine laufen, Carter!“, hörten wir Jack schon von weitem diskutieren. Er konnte manchmal wirklich aufbrausend werden, wenn er nicht bekam, was er wollte oder wenn er ihm etwas überhaupt nicht passte. Die Tür wurde aufgeschlossen und meine beiden besten Freunde kamen hinein. Ich warf unserem Besuch einen vielsagenden Blick zu. An seinem Grinsen konnte ich erkennen, dass Jack wohl früher auch schon so gewesen sein musste. Das Stargateprogramm hatte ihn also nicht wirklich verdorben.

„Janet sagte aber, sie sollen ihr Knie schonen, Sir!“, protestierte Sam, ließ jedoch von ihm ab. Knie? Erst jetzt bemerkte ich, dass Jack humpelte. Sofort war ich bei ihm und unser Besuch war so gut wie vergessen. Ich machte mir halt Sorgen. Normalerweise verletzte er sich nur, wenn ich dabei war - also auf Mission - aber sie waren nicht unterwegs gewesen. Er hatte nur schnell ein paar Berichte schreiben wollen. Er hatte gemeint, ich würde ihn ablenken. OK, vielleicht etwas, schließlich hatte ich es vorgezogen, in Shorts herumzulaufen und die Heizungen bis zum Anschlag aufzudrehen, anstatt mir etwas überzuziehen. Ich hatte Urlaub, wieso auch nicht.

„Was ist passiert?“, fragte ich fast hysterisch, als ich vor Jack stand, welcher gerade die Tür ins Schloss fallen ließ und den Reißverschluss seiner Jacke öffnete. Weitere Verletzungen schien er nicht zu haben, zumindest waren seine Hände und sein wundervolles Gesicht noch ganz. Aber genauere Untersuchungen würde ich wohl erst noch anstreben müssen.

„Ach nichts!“, wehrte er lapidar ab. „Teal’c hat nur mein Knie zertrümmert.“ Der Sarkasmus in Jacks Stimme war nicht zu überhören oder gar zu ignorieren.

„So schlimm ist es nun auch wieder nicht. Sie haben sich lediglich eine leichte Zerrung zugezogen.“, wandte Sam verteidigend ein. „Außerdem hat er sich mindestens fünfzig Mal entschuldigt.“ Während sie das sagte, zog auch sie ihre Jacke aus.

„Es waren drei Mal und keines mehr.“ Jetzt spielte Jack den Klugscheißer, also nahm er alles nicht so wild. Sicher machte er sich irgendwie seinen Spaß daraus und er würde das Teal’c noch eine ganze Weile vorhalten. Er hatte halt einen eigenwilligen Humor.

Ich lenkte ein: „Mein armer Schatz. Tut es sehr doll weh?“ Damit hatte ich auf einmal seine volle Aufmerksamkeit und die Diskussion mit Sam war beendet. Eine weichere Tonlage als sonst, ein besorgter Blick und eine schüchternde Berührung wirkten immer noch Wunder. Sofort setzte er sein Mitleid erregendes Gesicht auf, wurde zu einem kleinen Jungen, dem der große, böse Teal’c arg doll wehgetan hatte. Meine Besorgnis zu erregen, war ihm noch nie sonderlich schwer gefallen.

„Etwas!“, meinte er jämmerlich. „Ein Kuss macht es bestimmt besser.“ Dieser Aufforderung kam ich sofort nach. Diese Zärtlichkeit hatte er sowieso verdient. Ich wusste durch unseren Besuch jetzt alles und ich verstand nun auch Jacks Verhalten in den letzten Wochen. Er hatte sich irgendwie immer noch die Schuld an Taylors Tod gegeben, auch hatte er sich vor der Intimität mit ihm auf eine Art sogar geekelt. Wenn ich diese schlimmen Dinge erlebt hätte, ich hätte mich wahrscheinlich nicht anders gefühlt und gehandelt als er. Auf eine Art konnte ich froh sein, dass diese Zeit bereits zwanzig Jahre zurücklag, denn sonst hätte Jack sicherlich auch vor meiner Liebe eine gewisse Abscheu gehabt.

Tatsächlich war das immer noch der Fall, aber ich war mir sicher, auch das würde sich irgendwann auch legen. Nach unserer letzten gemeinsamen Nacht konnte ich mir gewiss sein. Er hatte schließlich das zugelassen, was er sonst immer nicht gewollt hatte, ich durfte ihn nehmen, mich ganz in ihm vergraben. Es war wunderschön gewesen, auch wenn es innerlich ebenso geschmerzt hatte. Da war schließlich immer noch der Gedanke, dass ich ihm wehtun könnte. Nicht körperlich, aber dafür geistig. Jack war halt ein Mensch, der nicht vergessen konnte, nicht für ewig jedenfalls. So legte ich all meine Leidenschaft und Hingabe in diesen Kuss, ohne das er verlangend oder gar aufdringlich wirkte. Er blieb weiterhin zärtlich schüchtern. Wir mussten Rücksicht auf die beiden anderen nehmen.

Als wir uns lösten, fragte Jack überrascht: „WOW, womit habe ich den denn verdient?“ Ich war wohl doch etwas über die Strenge geschlagen, denn Jack lehnte nun an der Tür, gegen welche ich ihn gedrückt hatte.

„Dafür, dass du nicht gelogen hast.“, erwiderte ich sanft. Er sah mir perplex entgegen. Er schien nicht ganz zu wissen, was ich damit meinte, wie auch, er schien unseren Besuch noch nicht bemerkt zu haben. Wenn Jack wütend war, konnte nur ich seine Aufmerksamkeit auf mich ziehen, alle anderen blendete er einfach aus. Wohl ein Grund mehr, warum diese dann seine Wut abbekommen, sobald sie doch den Mund aufmachten.

„Bei was?“, fragte er nach. Ich fand es sehr niedlich, wenn Jack auf der Leitung stand oder von Anfang an Sams oder meinen Ausführungen nicht folgen konnte. Dann zog er immer so aufreizend die Augenbrauen hoch und seine Augen leuchteten.

„Taylor!“, antwortete ich. Schlagartig wurde der Ausdruck in seinem Gesicht ernst, auch wenn die leichte Verwirrung blieb. Einen Moment sah er mich einfach nur an, dann blickte er an mir vorbei und sah zum ersten Mal unseren Besuch, Rick Anthony, direkt an. Er wirkte sehr überrascht, seinen Freund zu sehen. Ich war auch nicht minder erstaunt gewesen, besonders da er alles über mich zu wissen schien, doch ich nahm an, Jack hätte gewusst, dass Rick vorbeikommen würde.

„He!“, begrüßte Jack ihn knapp, sah dann zwischen uns hin und her, ehe er mich mit einem flüchtigen Kuss auf den Mund stehen ließ, um zu seinem Freund zu humpeln und diesen zur Begrüßung zu umarmen. „Lange nicht gesehen, was machst du hier?“

„Ich habe schon geahnt, dass du mir am Telefon kein Stück zugehört hast. Ich habe auch schon gehört, warum. Du lernst es nie, was?“, gab Rick zurück. Ein breites Grinsen lag auf dessen Lippen.

„He, ich bin ja noch jung.“, winkte Jack ab. Sam räusperte sich neben mir. Jack stellte sie einander vor: „Ach Rick, das ist Samantha Carter. Sam, das ist Rick Anthony.“ Während sich unsere Freunde - konnte ich das schon sagen - beschnupperten, trat ich zu Jack und lenkte seine Aufmerksamkeit mit sanfter Gewalt wieder auf mich.

„Du solltest dich endlich setzen, alter Mann. Ich hol dir auch ein schönes, kühles Blondes.“, hauchte ich ihm zu, während ich mit dem Finger über seine Brust fuhr, die nur von einer Lage dickem Stoff versteckt wurde.

„Wieso, ich habe Sam doch schon?“, entgegnete er grinsend. Ich nahm ihm seinen Scherz ausnahmsweise nicht übel, dennoch tat ich etwas beleidigt und verschränkte die Arme vor der Brust, sah demonstrativ weg. Er nahm meinen Kopf zwischen seine Hände und zwang mich, ihn anzusehen. „Sagte ich Sam? Ich meinte natürlich dich!“

 

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Es war schon spät, als wir uns endlich dazu entschlossen, uns Schlafen zu legen. Ich hatte sogar Sam davon überzeugen können, dass sie heute Abend hier blieb und nicht extra nach Hause fuhr. Daniel war längst auf meinem Schoß eingeschlafen. Irgendwann hatte ich begonnen, ihn zu kraulen und damit gleichzeitig auch meine Hände zu beschäftigen. Das ist da nicht nur beim Kopf geblieben war, schien wohl nur verständlich. Ich konnte einfach nicht die Finger von diesem knackigen Archäologen lassen. Das war, als würde ich mich absichtlich selbst quälen. Ich schaffte es, mich von ihm zu befreien und setzte mich neben ihn auf den niedrigen Couchtisch.

Mein Knie protestierte schmerzhaft, doch ich ignorierte es einfach. Einen Moment beobachtete ich ihn einfach nur, wie er versuchte, nicht aufzuwachen. Er kugelte sich noch ein Stückchen ein, vergrub das Gesicht in den Polstern des Sofas, kniff seine Augen zusammen und grummelte leise vor sich hin. Die Decke, die ich ihm umgelegt hatte, ruhte dabei fest zwischen seinen Fingern. Er sah aus wie ein kleiner Junge, der sich vehement sträubte, aufzustehen und in sein Bett zu gehen. Ich streichelte Daniel die Wange, küsste ihn auf die Stirn. Aus dem Grummeln wurde ein zufriedener Seufzer und ein Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus.

„Daniel, aufstehen.“, hauchte ich ihm sanft zu. „Komm, Schlafmütze, ab ins Bett.“ Er zog sich zum Protest die Decke über den Kopf. Es war morgens schon schwer genug, ihn aus den Federn zu kriegen, doch solch ein Akt erwies sich meist als schier unmöglich. Sonst hatte ich ihn ja auch immer schlafen lassen und gehofft, er würde von alleine zur Vernunft kommen. Wenn er sich einsam fühlte, weckte ihn das immer von ganz alleine. Doch diesmal konnten wir unmöglich darauf warten. Ich versuchte es gleich noch einmal, nachdem ich ihm die Decke vom Gesicht gezogen hatte: „Daniel, wir brauchen die Couch oder willst du, dass Sam heute Nacht bei mir schläft. Also, ich hätte nichts dagegen. Ist auch mal eine Abwechslung. Sie schnarcht wenigstens nicht.“ Wenn gutes Zureden nichts mehr half, musste ich halt schwerere Geschütze auffahren. Eifersucht war da ein hervorragender Antrieb und darüber hinaus liebte ich es, ihn zu ärgern. Er war niedlich, wenn er schmollte. Heute schien es jedoch nicht zu funktionieren.

„Mach doch, was du nicht lassen kannst, nur lass mich schlafen.“, gab er murmelnd zurück und drehte sich um. Da blieb dann nur noch eines, wenn das auch nicht funktionierte, würde ich wirklich mit Carter in einem Bett schlafen müssen, denn mein Knie würde diese Couch keine fünf Minuten überleben. Nicht, dass ich mir große Sorgen machen müsste - nicht mehr - aber ich hatte mich so an Daniel gewöhnt, dass ich womöglich kein Auge mehr zumachen würde. Nichts gegen Sam, aber sie würde sicher nicht mit mir kuscheln. Das würde dann doch zu weit gehen. Daniel würde mir am nächsten Morgen wahrscheinlich den Kopf abreißen. Damit hatte ich nur noch einen Trumpf im Ärmel. Wenn das auch nicht zog, musste ich wohl Sam und Rick überreden, in unserem Bett zu schlafen und mir das Gästezimmer zu überlassen.

Ich beugte mich über ihn und flüsterte: „Fein, dann gibt es heute halt keinen Sex. Wenn du drei Wochen warten kannst, bitte.“ Ich hatte mich noch gar nicht ganz erhoben - ich war heute einfach zu langsam - da schlug Daniel auch schon die Decke zurück und setzte sich ruckartig auf.

„Bin wach.“, ließ er mich wissen, auch wenn er nicht so aussah. Sam konnte sich ein Lachen kaum verkneifen, denn sie hielt sich die Hand vor den Mund, als ich zu ihr hinüber spähe. Rick schüttelte lediglich resignierend den Kopf. Ich humpelte los, als Daniel sich erst einmal den Schlaf aus den Augen rieb und blieb bei meinem alten Kameraden stehen.

„Tu nichts, was ich nicht auch tun würde.“, flüsterte ich ihm mit einem wissenden Grinsen zu. Er war geschieden, genau wie ich, und wir hatten in den meisten Dingen den gleichen Geschmack. Sams Affinität für ältere Männer war auch nicht gerade zu übersehen. Ich würde die beiden nie verkuppeln, aber bei solch guten Fügungen, wer konnte da schon widerstehen. Außerdem schuldete ich ihr noch einen Gefallen. Rick wollte gerade etwas erwidern, als Daniel sich demonstrativ zwischen uns drängelte und mich mit sich schleifte. Wie hätte ich mich wehren können, ich hatte alle Hände damit zu tun, mit ihm Schritt zu halten und dabei mein Knie so wenig wie möglich zu strapazieren.

So schafften wir es ins Schlafzimmer. Ich ließ mich erledigt aufs Bett fallen. Eigentlich war ich fiel zu müde, um über Daniel herzufallen, doch das hatte uns früher auch nie davon abgehalten, es dennoch miteinander zu treiben. Wir hielten uns einfach gegenseitig wach. Ich hoffte bloß, er erwartete keine akrobatischen Übungen, sonst würden wir nicht sehr weit kommen. Mein Knie würde da nicht mitspielen. Daniel ließ sich auf mir nieder.

 

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„OK, runter mit den Klamotten, es werden keine Gefangenen gemacht.“, witzelte ich und zog Jacks T-Shirt nach oben, um mich mit dem Gesicht in seinem Bauch vergraben zu können. Ich spürte, wie er ein Lachen zu unterdrücken versuchte, als ich ihn verspielt mit meiner Zunge kitzelte. Es wurde jedoch mit einem schmerzvollen Aufstöhnen begleitet - ich war ausversehen an Jacks schlimmes Knie gekommen. Schuldbewusst sah ich zu ihm auf, doch in seinen Augen erkannte ich, dass er mir nicht böse war. War ja schließlich auch seine Idee gewesen. Jack zog mich zu sich hoch und küsste mich auf den Mund.

„Sieht so aus, als müssten wir das auf ein anderes Mal verschieben.“, meinte er und vergrub sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Kleine Küsse überschütteten meine Schulter. Seine ganz spezielle Art, sich zu entschuldigen. Ich rollte mich zur Seite und kuschelte mich an ihn. Mein Zeigefinger fuhr dabei in kleinen Kreisen über seinen Bauch. Einfach nur nebeneinander einzuschlafen, war auch etwas Schönes. Darauf würde ich die nächsten drei Wochen aber auch verzichten müssen. Na ja, Hauptsache er war bei mir. Solange ich ihn in meiner Nähe hatte, war alles andere unwichtig.

„Schon OK. Ich denke sowieso nicht, dass die anderen gerne unsere Schreie hören wollen.“, entgegnete ich verständnisvoll. Darüber hinaus wollte ich ihn auch ärgern, denn er war immer derjenige, der die Kontrolle verlor und es nicht einmal mitbekam.

Er wehrte beleidigt ab: „Ich schreie nicht.“ Nebenbei setzte er sich auf und zog sein T-Shirt ganz aus. Seine gebräunte Haut spannte über seinen Rückenmuskeln und ich konnte einfach nicht widerstehen - ich biss ihm genüsslich in die Schulter.

„Argh... Verdammt, Daniel!“, stieß er laut hervor, so dass es wahrscheinlich das ganze Haus gehört hatte. Sam lachte sich jetzt bestimmt halb kaputt und Rick schüttelte bestimmt wieder resignierend mit den Schultern. Es würden sicherlich Rückstände bleiben. Hofften wir nur, dass Janet nicht so eine gründliche Untersuchung vornahm und diesen kleinen Ausrutscher übersah. Jack mochte es nämlich nicht, dass ich ihn biss, weil er Janet schon einmal Rede und Antwort hatte stehen müssen, als seine Schultern von Bissspuren übersät gewesen waren. Nichtsdestotrotz stand er darauf - er bestritt es dennoch. Ich grinste ihm triumphierend entgegen, was seinen wütenden Blick für weitere Schuldgefühle unschädlich machte. 

„Ich sagte doch, du schreist.“, erwiderte ich nur unschuldig. Seufzend ließ Jack sich zurück ins Kissen sinken und rieb sich erst einmal seine schmerzende Schulter. Er hatte nicht mehr genug Kraft, um mit mir zu diskutieren. OK, jetzt plagten mich doch leichte Gewissensbisse, also half ich ihm kurzerhand dabei, sich der Hose zu entledigen, ehe ich mich zu entkleiden begann. Mittendrin fiel mir ein, dass wir Jacks Knie wenigstens über Nacht noch einmal kühlen sollten. Es sollte ja nicht anschwellen. Ich wollte ihn schließlich bei mir haben und nicht zu Hause im Bett, wo ich ihn nicht im Auge hatte. Schnell krabbelte ich aus dem Bett und sagte, bevor ich das Schlafzimmer verließ: „Ich hole nur noch schnell einen neuen Kühlaku. Sonst noch einen Wunsch?“

„Ein heiles Knie.“, rief Jack mir nach. Ich schloss grinsend meine Schlüsse aus dieser Bemerkung und tapste in die Küche, wo ich Sam vorfand, die gerade im Begriff war, unseren Kühlschrank zu plündern. Ich stemmte meine Hände in die Hüften, machte mich so gerade, wie ich konnte, um größer zu wirken und räusperte mich hörbar. Keinen Wimpernschlag später war sie zur Eissäule erstarrt. Langsam drehte sie sich um und blickte mich schuldbewusst an. Anscheinend kam es in die Mode, Dinge zu unternehmen, die Gewissensbisse hervorriefen. Im gleichen Augenblick prustete ich los und auch sie grinste erleichtert.

„Man, hast du mir einen Schrecken eingejagt. Ich dachte schon, es wäre Jack.“, kicherte sie und wandte sich wieder dem Kühlschrank zu. Ich griff über sie hinweg und öffnete das Gefrierfach, wo ich den eisigen Kühlaku hervorzauberte. Von weitem hörte ich Jack nach mir rufen. Ich war ihm wohl eindeutig zu lange weg. Carter witzelte: „Ich glaube, da hat jemand nach dir geläutet.“

„Wenn er krank ist, nervt er ganz schön. Wenn ich ihn nicht lieben würde, ich hätte ihn schon längst...“, begann ich, ließ den Rest des Satzes aber offen. Sie konnte sich auch so schon denken, was ich meinte. Meine Handbewegung mit dem Kühlaku sprach Bände. Ich schnappte mir ein frisches Handtuch vom Haken und wickelte es darum. Sein Knie sollte ja nicht gleich abfrieren. Außerdem kramte ich im Sanitätsschrank nach einer Binde. Ich wusste, wie Jack wühlen konnte, besonders wenn er am Einschlafen war. „Ich werde dann mal wieder. Wenn er warten muss, wird er unausstehlich. Er hat einfach keine Geduld. Versuch wenigstens die Hälfte des Essens im Kühlschrank zu lassen, OK.“ Sam schnappte sich beleidigt den Waschlappen von der Abwäsche und warf damit nach mir, doch ich war längst um die Ecke verschwunden.

Als ich ins Schlafzimmer zurückkehrte, saß Jack bereits und war im Begriff gewesen, aufzustehen. Er hatte echt keine Ausdauer. Kurzerhand setzte ich mich auf seinen Schoß und küsste ihn stürmisch. Ihm hatte etwas auf den Lippen gelegen, dass sich sicher schmollend und eifersüchtig angehört hätte. Solchen Überlegungen musste man von vornherein Einhalt gebieten. Es war in letzter Zeit einfach zuviel Eifersucht aufgekommen, dass es jetzt erst einmal reichte. Seine Hände wanderten zielstrebig meinen Rücken hinab, in meine offene Jeans. Er zog mich noch ein Stückchen näher an sich heran und ließ sich dann langsam nach hinten sinken. Um weiteren verhängnisvollen Untaten vorzubeugen, kühlte ich im wahrsten Sinne des Wortes sein Gemüt, indem ich ihm den Kühlaku auf die Brust drückte. Sofort schubste er mich fluchend von sich herunter, so dass ich neben ihm auf dem Bett landete.

„Daniel, was soll der Scheiß?“, blaffte Jack mich an, doch er war nicht wütend - das erkannte ich an dem unterdrückten Lachen. Er hatte sich einfach nur erschrocken. Er mochte es nicht, wenn man ihn quasi eiskalt erwischte, ihn unvorbereitet traf.

Unschuldig entgegnete ich: „Was denn? Ich wollte dir doch nur etwas Gutes tun.“

„Aber doch nicht so.“, erwiderte Jack und machte es sich wieder auf seiner Seite des Bettes bequem. Ich schnappte mir ein Kissen und legte es unter sein Bein, ehe ich eine dünne Lage Binde, dann den Kühlaku und zu guter Letzt wieder Binde um sein Knie wickelte. Mit einem abschließenden Heilungskuss vollendete ich mein Werk und sammelte unsere Klamotten auf, die auf dem Boden verstreut lagen. Dabei fiel ein Zettel aus Jacks Hosentasche. Genauer gesagt ein Foto. Ich erstarrte zur Salzsäule. Wieder standen da diese verhängnisvollen Worte: „Ich gehöre dir!“ Zögernd hob ich es an und blickte demjenigen ins Gesicht, der dort mit Cowboyhut abgebildet war. Sofort erkannte ich, dass es sich nicht um dasselbe Foto handelte, wie vor ein paar Tagen und auch nicht um den gleichen Mann. Dieser hier hatte eine verblüffende Ähnlichkeit mit Jack.

„Oh, richtig.“, meinte dieser. „Hätte ich doch beinahe vergessen. Das wollte ich dir ja noch zeigen.“ Ich antwortete nicht, starrte nur weiterhin auf das schwarzweiße Bild. Er trug Taylors Foto nicht mehr bei sich. Eigentlich sollte mich das doch freuen, oder? Ich hätte ihm mehr Vertrauen entgegenbringen sollen. Als hatte er meine Gedanken lesen können, meinte Jack sanft: „Ist schon OK, Daniel. Ich hätte wahrscheinlich nicht anders reagiert. Komm her!“ Ich nahm neben ihm auf der Bettkante platz und er zog das Foto aus meinen Fingern, danach schloss er mich in seine Arme. „Weißt du, damals habe ich mich darin wie ein Clown gefühlt und heute muss ich zugeben, dass ich auch so aussah. Das passte einfach nicht zu mir, aber es passte zu Taylor. Ich wollte es dir zeigen, damit du weißt, dass diese Zeiten lange vorbei sind und ich aus der Haut des naiven Jack O’Neill schon lange herausgewachsen bin.“

„Du siehst nicht aus wie ein Clown.“, gab ich nach einer Weile zögernd zurück und nahm ihm das Foto wieder aus den Händen, um es mir noch eingehender zu betrachten. „Du scheinst dich nur nicht sonderlich wohl in deiner Haut gefühlt zu haben. Trotz allem siehst du als Cowboy niedlich aus.“

„Niedlich?“, empörte er sich. „Sexy, meinetwegen, aber doch nicht niedlich. Wenn das wirklich so ist, muss ich dieses Foto sofort vernichten.“ Er versuchte es mir wegzunehmen, doch ich war schneller. Ich löste mich von ihm und krabbelte vorsichtig über hin hinüber auf meine Seite des Bettes, wo ich das Bild hinter meinem Rücken versteckte.

„Ich möchte es behalten.“, entgegnete ich und warf ihm einen bettelnden Hundeblick zu. Jack konnte der kindlichen Stimme und meinem Augengeklimper unmöglich widerstehen. Nach einem kurzen Zögern gab er sich dann auch geschlagen.

„OK, aber da fehlt noch etwas.“, erwiderte er und hielt mir die flache Hand entgegen, wollte, dass ich ihm das Bild überreiche. Ich musterte ihn kurz skeptisch, dann beschloss ich, ihm doch zu trauen. Er kramte einen Kuli aus dem Nachtschrank - ich fragte mich, was er da noch alles aufbewahrte - ich hatte nie hineingesehen - und schrieb eine Widmung auf die Rückseite. Danach gab er es mir wieder und ich konnte endlich lesen, was er mir mitzuteilen hatte, dass ich nie wieder vergessen durfte. „Für Daniel. Ich gehöre dir! In Liebe Jack.“ Ich sah auf und unsere Blicke trafen sich. Das war mit Abstand das schönste Geschenk, das mir je ein Mensch gemacht hatte. Ich würde dieses Foto nie wieder hergeben. Mir kamen sogar die Tränen, so gerührt war ich. Jack zog mich schützend an sich und flüsterte mir zu: „Ich liebe dich Daniel. Du hast mir ein neues Leben geschenkt. Ich danke dir, dass du mich erwählt hast.“

Ein Kuss aufs Haar folgte und ich begann noch mehr vor Freude zu weinen. Stürmisch begann ich ihn zu küssen. Anders hätte ich ihm unmöglich danken können, denn meine Stimme war versiegt. Das Einzige, was ich noch herausbekommen hätte, wäre sinnloses Gestammel gewesen. Worte waren sowieso überflüssig, wir verstanden einander auch so. Mit den Daumen wischte Jack mir die Tränen von den Wangen, nahm meine Zunge bereitwillig in sich auf und tanzte mit ihr den Tanz der Leidenschaft und des Verlangens. Als wir uns atemlos vom anderen lösten, waren meine Tränen versiegt und das Foto hatte einen Platz auf Jacks Nachttisch gefunden. Ich hatte nicht einmal bemerkt, wie er es mir abgenommen hatte. Zufrieden kuschelte ich mich an ihn, nachdem ich die Decke über uns ausgebreitet hatte.

„Ich liebe dich auch, Jack O’Neill.“, gestand ich ihm mit einem abschließenden Kuss. Es war zwar schade, dass ich ihm nicht auf unsere ganz spezielle Art hatte denken können, doch dazu hatten wir noch genügend Gelegenheiten.

ENDE

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