Don't Touch by Athor
Summary: Der Colonel kann es nicht fassen, dass Daniel sie schon wieder in Schwierigkeiten gebracht hat und dies, obwohl er ihm einen eindeutigen Befehl gab!
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1)
Genre: Action, Hurt/Comfort, Romance, Sequel
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 4708 Read: 2236 Published: 01.12.11 Updated: 01.12.11

1. Kapitel 1 by Athor

Kapitel 1 by Athor
Don't Touch


„Verdammt Daniel, wie oft muss ich dir noch sagen, dass man mit den Augen schaut und nicht mit den Fingern! Welchen Teil meines Befehles, nichts anzufassen, hattest du nicht verstanden?“ Jack O’Neill war außer sich und er funkelte den Archäologen wütend an.

 

„Jack, ich habe nichts angefasst! Dieses Mal kannst du mir wirklich nicht die Schuld geben, für das, was passiert ist!“ Daniels Stimme klang gereizt. Seit über einer Stunde musste er sich schon die Meckereien des Colonels anhören. Dabei hatte alles ganz harmlos angefangen.

 

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Es sollte die letzte Mission von SG-1 für diese Woche sein. Nur mal schnell auf P57X33 hüpfen und nachschauen, ob es bei den verlassenen Tempelanlagen Hinweise auf die Antiker gab, dann zurückkehren und für den Rest der Woche ausspannen. Ihr nächster Einsatz war erst wieder in 10 Tagen geplant. Die letzten Wochen waren anstrengend gewesen und vor allem Daniel hatte oftmals bis spät in die Nacht gearbeitet und meistens im SGC übernachtet. Jack und er freuten sich darauf, die nächsten Tage in Ruhe miteinander verbringen zu können.

 

Nachdem SG-1 den Planeten betreten hatte, teilte Jack O’Neill sie in zwei Gruppen auf. Major Carter und Teal’c sollten an verschiedenen Stellen Erdproben entnehmen, während er Daniel zu dem alten Tempel begleiten wollte. Es versprach zwar nicht gerade aufregend zu werden, aber er wollte den Wissenschaftler lieber selber im Auge behalten. Zu gut kannte er das Talent des jungen Mannes, in Schwierigkeiten zu geraten.

 

Daniel war begeistert von dem gut erhaltenen Tempelinneren und machte sich sofort an die Arbeit. Zuerst nahm er die Götzenbildnisse und die Tongefäße mit seiner Videokamera auf, danach ging er zu den Schriftzeichen über. Unterdessen ließ Jack sich gelangweilt zu Boden sinken. Mit dem Rücken an eine Wand gelehnt sah er aus halb geschlossenen Augen dem Archäologen bei der Arbeit zu.

 

Die Inschriften gaben zwar keine Aufschlüsse über die Antiker, aber sie erzählten die Geschichte des Volkes, welches früher diesen Planeten bewohnt hatte. Den Schriften und den Bauten zur Folge handelte es sich um Menschen, die man mit den Inkas der Erde vergleichen konnte. Der Wissenschaftler studierte fasziniert die Tempelwände, als ihm etwas auffiel. Aufgeregt rief er den Colonel zu sich. Als dieser bei ihm war wollte Daniel ihm den kleinen Hebel zeigen, den er in der Wandnische entdeckt hatte. Dabei passierte es!

 

Die Hand des Archäologen deutete ausgestreckt in Richtung des Hebels, als Jack O Neill seine Besorgnis kund tat:

„Ah, Daniel, ... nicht anfassen!“, dabei gab er ihm, zur Bekräftigung seiner Worte, einen kleinen Klaps auf die Hand. Dies hätte er besser nicht getan, denn dadurch streifte sie für einen Moment den Hebel. Erstaunlich, dass der Mechanismus nach all den Jahren noch intakt war. Butterweich glitt der Hebel nach unten. Sie konnten beide deutlich das schnarrende Geräusch hören. Doch da war es bereits zu spät. Überraschend klappte der Boden unter ihnen weg und sie fielen. Unsanft landeten sie auf einer Art Rutsche. Jack kam sich vor wie ein Holzstamm der zum Fluss geleitet wurde. Die rasante Tour verlief tief unter dem Tempel, durch unterirdische Gänge. Sie holten sich mehrere Prellungen, als sie gegen die Seitenteile der Bahn geworfen wurden. Ihre Schussfahrt fand ein jähes Ende, als sie den Abschluss der Strecke erreichten. Abermals stürzten sie in die Tiefe. Der Aufprall war hart und beide blieben benommen liegen.

 

„Daniel, nimm gefälligst deine Beine von meinem Bauch!“ Verärgert versuchte O’Neill die Beine des Archäologen von sich runter zu schieben.

„Tschuldige Jack, ich konnte mir nicht gerade aussuchen wo ich lande. Wo sind wir hier überhaupt?“, suchend tastete Daniels Hand über den Boden. Um sie herum war alles dunkel. Kein Lichteinfall war zu sehen. Dem Klang ihrer Stimmen nach zu urteilen mussten sie sich in einer Höhle befinden. Daniel schwang vorsichtig seine Beine von Jack. Bemühte sich, den Älteren so schnell wie möglich freizugeben. Eine falsche Bewegung, ein kleiner Tritt und einem erneuten Wutausbruch des Colonels stand nichts im Wege.

 

Jack O’Neill wollte schnellstmöglich aufstehen. Sein Rücken brachte ihn fast um. Hier schienen unzählige Stöcke auf dem Boden zu liegen und diese waren nicht gerade ein bequemes Polster. Sobald er von Daniels Gewicht befreit war, mühte er sich auf die Beine.

„Kommst du an deine Taschenlampe, Daniel?“ Langsam streckte und dehnte O’Neill sich. Versuchte die Wirbel in seinem schmerzenden Rücken, wieder an ihre ursprünglichen Stellen zu bringen.

Die Suche des Wissenschaftlers wurde von Erfolg gekrönt. Intuitiv hielt er den Lichtkegel in die Richtung, wo er seinen Freund vermutete.

„Gott, Daniel, was soll das werden? Willst du, dass ich erblinde? Nimm das verdammte Licht runter!“ Schützend riss Jack die Arme vors Gesicht und kniff seine Augen zusammen.

„Sorry, Jack!“, stammelte Daniel betroffen. Schnell ließ er den Lichtschein weitergleiten.

„Grund Gütiger ....“, keuchte er, als die Lampe Teile des Bodens erhellte.

Das Bild, das sich dem Colonel bot, als dieser die Augen öffnete, ließ auch ihn scharf die Luft einziehen. Überall auf dem Boden lagen Knochenreste.

 

„Ist es das, wofür ich es halte?“ Jacks Stimme klang gepresst. Sein Blick richtete sich starr auf Daniel, der sich gebückt hatte, um einen der Knochen näher zu betrachten.

„Wenn du meinst, ob diese Knochen von Menschen stammen, dann muss ich dir leider Recht geben“, seufzend warf Daniel den Knochen zurück.

„UH! Und woran sind die gestorben?“ Jack hob fragend die Augenbraue und sah den Archäologen abwartend an.

„Tja, ich weiß nicht, Jack. Einige der Fundstücke sind reichlich beschädigt.“ Suchend glitt das Licht der Lampe weiter über den Boden, „Ich schätze, da haben wir deine Antwort.“ In der spärlichen Beleuchtung konnte man deutlich die Skelette mehrerer Kreaturen sehen, die einst Krokodilen sehr nahe gekommen waren.

„Wow, haben wir ein Glück, dass die Viecher schon tot sind!“, entfuhr es Jack beim Anblick der riesigen Knochengebilde. „Sie sind doch tot, ... Daniel?“ O’Neill versuchte die Unsicherheit, die in seiner Stimme mitschwang, zu verbergen. Zuviel hatten sie in den letzten Jahren schon erlebt.

„Ja, Jack! Ich glaube schon. Sie sehen jedenfalls reichlich tot aus.“ Daniel Jackson hoffte sehr, dass dies der Wahrheit entsprach. Sein Bedarf an unliebsamen Überraschungen war fürs erste gedeckt und O’Neill ging es scheinbar nicht anders. Der Archäologe wollte nur noch schnell weg von hier.

„Gut! ... Das ist gut. ... Also“, Jack klatschte kräftig in die Hände, „wie kommen wir hier heraus?“

Ungewollt musste Daniel schmunzeln. Manchmal konnte sein Freund wirklich Gedanken lesen.

 

Der Wissenschaftler richtete den Lichtschein nach oben und suchte die Seitenwände ihres Gefängnisses ab. Nach einer nähren Untersuchung konnten sie feststellen, dass sie in einer Art Grube gelandet waren. Diese war jedoch nicht so tief, wie sie zuerst befürchtet hatten. Unter Zuhilfenahme von Daniel, als Räuberleiter, gelang es Jack O’Neill den Rand zu erreichen und sich in die Höhe zu stemmen. Einen Moment blieb er am Rand liegen, um wieder zu Atem zu kommen. Als sich dieser wieder reguliert hatte, sucht er das Seil aus seinem Rucksack. Dabei fiel ihm seine Taschenlampe in die Hand. Nachdem er Licht hatte und sehen konnte was er tat, war es ihm möglich, den Wissenschaftler zügig aus der Senke zu befreien. Sie hatten recht gehabt, sie befanden sich tatsächlich in einer Höhle.

 

„Und, Daniel, wo geht es jetzt hier raus?“, suchend leuchtete der Colonel die Wände vor ihnen ab.

„Da! Dort ist so etwas wie ein Pfad.“ Aufgeregt deutete der Archäologe an das entgegengesetzte Ende.

Sie folgten dem Pfad und nach einiger Zeit konnten sie einen Luftzug verspüren. Ein paar Minuten später sahen sie einen schwachen Lichtschein und kurz darauf traten sie ins Freie. Zu ihrer großen Überraschung wucherte um sie herum ein üppiger Dschungel. Der Pfad verlor sich hier und man konnte deutlich sehen, dass schon jahrelang kein Mensch mehr diesen Ort betreten hatte.

 

Die Freude über die wiedergewonnene Freiheit währte nicht lange. Sie versuchten mit Hilfe ihrer Kommunikatoren Kontakt zu Carter und Teal’c zu bekommen, aber auf Grund einer aufziehenden Schlechtwetterfront war der Empfang gestört. Wenigstens konnten sie das MALP orten, so dass sie wussten in welcher Richtung das Stargate stand. Schweigend machten sie sich auf den Rückweg.

 

Der dichte Bewuchs erschwerte ihr Fortkommen erheblich. Dies und der einsetzende Nieselregen sorgten dafür, dass Jacks Stimmung abermals gegen Nullpunkt sank.

Na toll, jetzt fängt es auch noch an zu regnen. Der Tag entwickelt sich ja großartig. Fehlt nur noch, dass wir am nächsten Busch auf einen Trupp Jaffa treffen. Dann ist mein Glück perfekt!. Der Frust steigerte sich allmählich und was gab es Besseres, als Daniel an seinem Ärger teilhaben zu lassen. Dieser war letztendlich Schuld an ihrer ganzen Misere.

„Daniel, wenn du doch einmal die Finger von Dingen lassen könntest, die dich nichts angehen!“ Jack wusste, dass er damit einen Streit vom Zaun brechen würde, aber es war ihm nicht nur egal, nein, er freute sich geradezu darauf. Wenn er hier rumlaufen musste, wo ihm jeder Knochen im Leib wehtat, wollte er wenigstens dafür sorgen, dass dem Jüngeren nicht entging, in was für eine Lage er sie gebracht hatte.

 

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Eine Stunde später kehrte das Streitgespräch zu seinem Ausgangspunkt zurück. In den letzten 60 Minuten hatte O’Neill einige mehr oder weniger gerechtfertige Beispiele angeführt, um dem Wissenschaftler vor Augen zu führen, wie oft er sich und das Team schon in Schwierigkeiten gebracht hatte.

 

Obwohl Daniel Jackson wusste, dass es die Umstände waren, die Jack solche Dinge sagen ließen, konnte er es nicht verhindern selbst in Rage zu geraten. Er hatte keine Lust den Sündenbock zu spielen, nur damit der Colonel seinen Frust an ihm abbauen konnte. Wider besseren Wissens ging er auf die Diskussion ein.

Ein Wort gab das andere und es fielen eine Menge Kommentare, von denen er jetzt schon wusste, dass sie ihnen hinterher leid tun würden. Als Jack O’Neill ihm aufs Neue vorwarf, seinen Befehl missachtet zu haben, reagierte er barscher als beabsichtigt. Wütend über seinen Einwand, griff der Ältere achtlos in einen Busch und wollte diesen zur Seite drücken. Der Archäologe hörte den überraschten Ausruf seines Freundes und sah etwas Pelziges aus dem Gewächs fallen. Eilig machte sich das kleine Wesen aus dem Staub.

 

„Jack, alles klar?“ Erschrocken trat der Wissenschaftler an O’Neill heran, der stehen geblieben war. Beide betrachteten die Hand des Colonels, wo sich deutlich eine Bisswunde abzeichnete.

„Ich glaube schon. Das kleine Mistvieh hat mich doch tatsächlich gebissen!“ Verblüfft musterte er die kleine, leicht blutende Wunde.

„Meinst du, du kannst weiter?“, fragend blieb Daniels Blick an der Hand des Älteren haften.

„Daniel, das ist nur ein Kratzer. Mich hat nicht etwa ein Löwe angefallen.“ Jacks Stimme triefte vor Sarkasmus. „Und wenn du mich nicht abgelenkt hättest wäre wahrscheinlich gar nichts passiert“, setzte er noch mit einem provozierenden Unterton hinzu.

„Willst du mir jetzt etwa die Schuld dafür geben, dass du gebissen wurdest?“ Der junge Mann konnte es nicht fassen.

 

„Natürlich bist du Schuld“, entgegnete Jack ruhig und mit der allergrößten Selbstverständlichkeit. Für ihn bestand nicht der mindeste Zweifel daran und er wusste gar nicht, worüber sich der Wissenschaftler so aufregte. Er hörte, wie der Jüngere tief nach Luft schnappte, um sich für eine entsprechende Antwort zu rüsten und Jack O’Neill drehte sich weg, um weiter zu laufen. Sollte Daniel doch anderer Meinung sein. Er kam nur wenige Schritte weit. Plötzlich wurde ihm schwindelig. Er fühlte, dass er schwankte. Dankbar umarmte er den Baum, der ihm am nächsten stand. Langsam ließ er sich an dessen Stamm zu Boden gleiten.

 

„Jack, was ist mit dir?“ Der Wissenschaftler hatte alles beobachtet und kam besorgt näher

„Nichts!... Ich bin in Ordnung. Ich brauche nur ... eine kurze Pause,“ versuchte Jack seinen Freund zu beruhigen. Dann lehnte er den Kopf an den Baum und schloss die Augen.

Mist, das darf doch alles nicht wahr sein. Wusste doch, dass dieser Tag nichts Gutes bringt. Wenn jetzt wenigstens Carter hier wäre! Du steckst definitiv in Schwierigkeiten, O’Neill!

Jack spürte wie sich sein Magen zusammenzog und Übelkeit in ihm aufstieg. Er versuchte ruhig zu bleiben und konzentrierte sich auf seine Atmung. Es gelang und langsam ging das Gefühl zurück. Er wusste, dass er Hilfe brauchte. Der Biss war längst nicht so harmlos, wie er zunächst angenommen hatte. Seine Hand fühlte sich taub an und die Wunde pochte.

 

Er wünschte sich, dass Carter da wäre. Normalerweise war er auf die Erste-Hilfe-Kenntnisse des Majors nicht erpicht, aber momentan könnten sie sich als äußerst nützlich erweisen. Außerdem war sie auf Situationen wie diese trainiert. Sie wüsste sich zu helfen. Doch bei Daniel war es sich da nicht so sicher. Er musste weiter ... Nur noch einen kleinen Moment ausruhen!

 

Daniel bemerkte das Flattern von Jacks Augenlidern und dessen Bemühungen, seine Atmung zu kontrollieren und zog daraus die richtigen Schlüsse.

„Lass mich nochmal deine Hand sehen.“, bat er den am Baum sitzenden Mann.

„Mir geht es gut. Wir können gleich weiter!“, erwiderte O’Neill eisern. Doch die weiterhin geschlossenen Augen straften seine Worte Lügen.

„Jack, gib mir deine Hand!“, beharrte der Wissenschaftler nun eindringlicher.

„Ist das ein Antrag, Daniel?“ Schwer öffnete Jack O’Neill ein Auge und blickte seinen Freund an. Ein verunglücktes Lächeln zog über sein Gesicht. Dann gab er nach und reichte dem Archäologen die Hand. Eingehend betrachtete der Jüngere die Verletzung.

 

Um die Bisswunde herum hatte sich eine Beule gebildet, deren Mittelpunkt sich dunkel verfärbt hatte. Ansonsten war die Hand gerötet, heiß und leicht geschwollen. Verdammt, dass sieht nicht gut aus!, dachte Daniel sich, sprach es aber nicht laut aus. Ihm fiel ein, was er mal über Vergiftungen durch Schlangenbisse gelesen hatte. Deren Opfer verfärbten sich oft schwarz, da das Gift das Bluteiweiß gerinnen ließ. Es war ein schleichender Prozess und schritt fort, je weiter sich das Gift im Blutkreislauf verteilte. Jacks Wunde erinnerte stark an die Bilder die er gesehen hatte. Es gab nur eines was er machten konnte. Er musste verhindern, dass das Gift weiterwanderte. Nach kurzem Überlegen nahm er seine Bandana aus der Weste und band den Arm, knapp oberhalb der Wunde, ab.

 

„Was machst du?“, fragte Jack und lauschte auf die Geräusche. Abermals hatte er die Augen geschlossen, da es ihn anstrengte sie offen zu halten.

„Nichts weiter, Jack! Ich suche nur etwas Verbandmaterial. Wir müssen deine Hand verbinden. Ruhe dich noch etwas aus!“ Daniel war bemüht so gelassen wie möglich zu klingen. Er musste dem Älteren noch früh genug erklären, was er vorhatte. Doch vorläufig wollte er erst einmal alle Vorbereitungen treffen. Aus dem Augenwinkel sah er O’Neill verstehend nicken.

 

Der Wissenschaftler nahm seinen Rucksack von den Schultern und begann sein Erste-Hilfe-Set zu suchen. Er würde nach dem kleinen Eingriff Verbandsmaterial brauchen. Außerdem wollte er sicherheitshalber ein Antibiotikum spritzen. Sorgsam überprüfte er den Inhalt der kleinen Tasche. Zwei Verbände, drei Ampullen Morphium, drei Ampullen Amoxicillin, mehrere Spritzen und Kanülen, sowie weiteres Material. Damit würde er vorerst über die Runden kommen. Er entnahm eine der Amoxicillin-Ampullen und brach sie vorsichtig an dem markierten Punkt am Flaschenhals auf. Er erschrak leicht, als er den dumpfen Knack hörte, mit dem das Glas nachgab. Seine Finger waren vor Aufregung ganz kalt. Er packte die Kanüle schwerfällig aus ihrer Hülle und steckte sie auf die Spritze. Er fluchte, als er versuchte die Flüssigkeit aufzuziehen und sich immer wieder Luftblasen bildeten. Doch nach mehrmaligem Klopfen am Spritzengehäuse hatte er es geschafft, alle Bläschen loszuwerden. Genauso wie er es bei Doktor Fraiser schon zig mal gesehen hatte, drückte er den Kolben soweit durch, bis ein wenig des Impfstoffes aus der Nadelöffnung tropfte. Sorgfältig stülpte er die Kappe wieder auf die Nadel und legte die vorbereitete Spritze beiseite. Dann breitete er eines der sterilen Tücher neben Jack aus. Er packte einen der Verbände aus der Folie und platzierte ihn auf dem Tuch. Zusammen mit der Schere und dem Leukoplast, welche er ebenfalls benötigen würde. Ein prüfender Blick verriet ihm, dass er alle Utensilien zusammen hatte. Es fehlte nur noch das Messer. Es dauerte einen Moment, bis er es in seiner Weste gefunden hatte. Seine Hände zitterten leicht als er die Klinge, zum Desinfizieren, mit Alkohol übergoss.

 

Im Gedanken geht er alles noch mal durch. Der Wissenschaftler weiß, dass wenn er erst mal angefangen hat, alles zügig ablaufen muss. Ein Gedanke durchzuckt ihn. Wie kriege ich das Gift aus der Wunde? Ihm war klar, dass es keine gute Idee wäre, direkt mit der Substanz in Kontakt zu kommen. Es hätte fatale Folgen für sie beide, wenn er sich auch noch infizieren würde. Wer sollte ihnen dann noch helfen können? Er brauchte etwas, womit er die Wunde aussaugen konnte, ohne selbst damit in Berührung zu kommen. Etwas wie...., tastend ging seine Hand über seine Hose und seinen Weste, ... ein Stift!

Schnell schraubte er seinen Kugelschreiber auseinander und entfernte die Mine. Zufrieden blies er durch das leere Röhrchen. Dies müsste gehen! Rasch ließ er etwas von dem Alkohol durchlaufen und legte es zu den anderen Sachen auf das Tuch. Es war komplett.

 

Sanft berührte er seinen Freund an der Schulter.

„Jack, komm, wir müssen dich hinlegen.“ Daniel konnte spüren, wie O’Neill ihn prüfend ansah.

„Wieso?“, wollte dieser von ihm wissen.

„Ich muss die Wunde reinigen und das geht besser, wenn du liegst,“ fügte der Wissenschaftler leise erklärend hinzu.

Er sah, wie Jack O’Neills Blicke über das Tuch glitten und an dem Messer haften blieben. Zu Daniels Verwunderung sagte er keinen weiteren Ton. Stattdessen nickte er und begann sich vorsichtig, mit Daniels Hilfe, hinzulegen.

Der Archäologe zog seine Jacke aus und schob sie dem Älteren behutsam unter den Kopf.

„Das wird unangenehm werden, Jack. Aber wir müssen das Gift aus deiner Hand bekommen.“ Daniel Jackson versuchte so souverän wie möglich zu klingen. Sein Herz begann wild zu klopfen.

„Fang endlich an, Daniel!“ Der Jüngere fühlte, wie sich der Blick des Colonels in sein Gesicht bohrte und er konnte dessen Einverständnis darin lesen. Trotzdem überkam ihn für einen Moment das Gefühl, dass er es nicht schaffen würde. Er spürte, wie seine Hand zu zittern anfing.

 

O’Neill sah, wie der Archäologe ins Stocken geriet. Ihm war klar, was das Kommende Daniel für Überwindung kosten musste. Ebenso sicher war er sich jedoch, dass er ohne die Hilfe seines Freundes kaum eine Chance haben würde. Es musste ihm gelingen, ihn abzulenken.

„Na los, Daniel! Bist du nun ein Doktor oder nicht?“, fragte er ihn betont flapsig und bemühte sich dabei so herausfordernd wie möglich auszusehen. Es wirkte!

 

Der Wissenschaftler atmete mehrere Male tief ein und stieß die Luft zwischen den Lippen wieder aus. Allmählich erlangte er, über die in ihm aufkeimende Panik, die Kontrolle zurück. Jack brauchte ihn, und er würde es schaffen! Das Messer lag ruhig in seiner Hand, als er den Schnitt ansetzte.

 

Jacks Körper bäumte sich auf und Daniel konnte sehen, wie der Ältere die Zähne zusammenbiss. Er merkte, wie sein Freund das Bewusstsein verlor und

bemühte sich, die Sache so schnell wie möglich zu Ende zu bringen. Er arbeitete zügig und es ging besser, als er erwartet hatte. Kurz darauf war es geschafft und Jacks Hand war sauber verbunden. Die Spritze zu setzen, kam ihm dahingegen nur noch wie ein Kinderspiel vor. Als auch dieses erledigt war, überlegte Daniel sich wie er weiter vorgehen sollte.

 

Mit einem kurzen Blick entschloss er sich zuerst einmal die Erste-Hilfe Materialien wieder einzusammeln. Danach wollte der Archäologe noch einmal versuchen mit Sam und Teal’c Kontakt aufzunehmen. Abermals war nur ein Rauschen zu hören. Besorgt stellte der Wissenschaftler fest, dass der Sturm weiter zunahm. Jack und er würden hier nicht bleiben können. Sie benötigten einen Unterschlupf. In einiger Entfernung konnte er so etwas wie einen kleinen Felsvorsprung ausmachen. Bis dahin würde er es mit Jack sicher schaffen.

 

Unverzüglich packte er seinen Rucksack zusammen. Sie durften keine Zeit mehr verlieren. Der Regen nahm ständig zu und das Letzte, was Jack gebrauchen konnte, war durchnässte Kleidung. Er war erleichtert als er feststellte, dass sein Freund wieder zu sich kam. So würden sie es wesentlich einfacher haben, die Deckung zu erreichen.

 

Er assistierte ihm, als O’Neill den Versuch unternahm sich aufzusetzen.

„Hu, was ist passiert, Daniel?“, irritiert schaute sich der Colonel um.

„Du bist gebissen worden, Jack. Erinnerst du dich?“ Der Wissenschaftler fühlte, dass sein Freund noch sehr schwach war und griff unter dessen Schulter.

„Komm, wir müssen schauen, dass wir dich aus dem Regen bekommen.“ Der Archäologe stemmte Jack O’Neill nach oben.

 

Nur mühsam kamen sie vorwärts und der Ältere hing schwer in Daniels Arm. Der Wissenschaftler befürchtete schon, O’Neill würde es nicht schaffen, doch mit letzter Kraft erreichten sie den Felsvorsprung. Vorsichtig ließ der Archäologe seinen Freund, an die Felswand gelehnt, zu Boden sinken. Dann gaben auch seine Beine nach. Er merkte wie viel Kraft es ihn gekostet hatte, sie beide hierher zu geleiten. Trotzdem brachte er noch die Energie auf sicherzustellen, dass der Colonel im Trockenen lag. Erst als die dünne Alu-Decke über Jack ausgebreitet war und er nichts mehr für seinen Freund tun konnte, schlief Daniel erschöpft ein.

 

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Daniel riss die Augen auf. Ein Stöhnen hatte ihn geweckte und er musste sich einen Moment orientieren, bis ihm alles wieder einfiel. Er befand sich mit dem verletzten Jack O’Neill immer noch auf P57X33.Der Wissenschaftler hatte keine Vorstellung wie lange er geschlafen hatte, jedoch begann es bereits dunkel zu werden und es regnete in Strömen. Er spürte Jacks Kopf, der an seiner Schulter lag. Und abermals drang ein Seufzer aus dessen Mund. Der Körper neben ihm bebte und im Halbdunkel konnte er sehen, dass sein Freund Schüttelfrost hatte. Nachdem er Jacks Stirn befühlt und festgestellt hatte, dass diese glühte, beschloss er, ihm erneut eine Antibiotikaspritze zu geben. Im Licht der Taschenlampe machte er die Injektion zurecht und verabreichte sie.

 

Jack registrierte den Einstich in seinen Arm und er fühlte, wie sein Ärmel wieder runtergerollt wurde. Ihm war kalt und er zitterte, doch gleichzeitig hatte er das Gefühl innerlich zu verbrennen. Es fiel ihm schwer, die Augen zu öffnen. Endlich gelang es ihm. Direkt über ihm befand sich Daniels besorgtes Gesicht. Zu seiner Überraschung stellte er fest, dass er in dessen Schoß lag.

„Hi.“ Er erschrak, als er seine eigene Stimme kaum wiedererkannte. Das kleine Wort war nichts weiter als ein Krächzen.

„Hi!“, bekam er leise zur Antwort. Der Wissenschaftler war gerade dabei Jacks Stirn mit einem feuchten Tuch zu kühlen.

„Durst!“ Das Sprechen bereitete ihm Schwierigkeiten. Doch er hatte das dringende Bedürfnis etwas zu trinken. Er konnte beobachten, wie der Archäologe nach seiner Wasserflasche griff und war dankbar, als dieser ihm beim Aufrichten half. Nachdem er getrunken hatte, wurde er von Daniel wieder zurück auf dessen Schoß gebettet.

„Wie fühlst du dich, Jack?“ Die Stimme seines Freundes schien von weit weg zu kommen und Jack O’Neill brauchte seine ganze Konzentration um zu antworten.

„Kalt!“, brachte er fröstelnd raus.

„Ich weiß! Du musst durchhalten, Jack. Es wird bald besser.“ Er bekam gerade noch mit, wie die Jacke des Wissenschaftlers über ihm ausgebreitet wurde, dann holte ihn das Dunkel wieder ein.

 

Es wurde eine lange Nacht für den Archäologen. Mit den wenigen Mitteln, die ihm zur Verfügung standen, versuchte er es Jack so komfortabel wie möglich zu machen. Die ganze Nacht hindurch hoffte er, mit Hilfe der feuchten Tücher, das Fieber zu senken. Trotz seines Bemühens konnte er nicht verhindern, dass es in den frühen Morgenstunden aufs Neue anstieg. Als der Schüttelfrost zunahm verabreichte er ihre letzte Amoxicillin-Spritze. Dann lagerte er Jack der Länge nach gegen die Felswand und legte sich schützend davor. Er hoffte, durch diese Maßnahme, den Freund wenigstens etwas mit Wärme versorgen zu können.

 

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Daniel erwachte, weil er ein Motorengeräusch zu hören glaubte. Seine Kleidung war durch die Nässe in der Luft klamm und er fühlte sich steifgefroren, als er vorsichtig von O’Neill wegrutschte. Jacks Gesicht war kreidebleich und immer noch vom Fieber gezeichnet. Er war gerade dabei seine Jacke fester um den Colonel zu wickeln, als das Geräusch zurückkehrte. So schnell er konnte kroch er aus dem Unterstand und spähte in den Himmel. Ein Stein fiel ihm vom Herzen, als er die Silhouette des U.A.V. ausmachen konnte. Winkend versuchte er auf sich aufmerksam zu machen und bemerkte erleichtert, wie das Flugzeug beidrehte. Die kleine Kamera an Bord hatte ihn erfasst. Es überflog ihn noch zweimal, bevor es zwischen den Bäumen verschwand. Daniel war beruhigt. Er war entdeckt worden. Und mittels der Aufzeichnungen, über die Flugbahn des U.A.V., würde Sam ausrechnen können, wo er und Jack sich befanden. Endlich würde Hilfe kommen.

 

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Epilog:

 

Es hatte trotzdem noch drei Stunden gedauert, bis die Rettungsmannschaft sie erreichte. Nie war Daniel über Janets Anblick glücklicher gewesen, als in diesem Moment. Erst als Jack sicher auf der Trage lag und mit dem Nötigsten versorgt war, fiel die Anspannung beim Wissenschaftler schlagartig ab. Die Strapazen der letzten Stunden übermannten ihn und still brach er zusammen.

 

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Es war Abend im SGC. Daniel hatte nach seinem Zusammenbruch für mehrere Stunden fest geschlafen. Er war so erschöpft gewesen, dass er weder seine Rückführung, noch die von Jack, mitbekommen hatte. Erst in der Krankenstation war er wieder aufgewacht.

 

Nachdem Janet ihm versichert hatte, dass Jack wieder vollständig in Ordnung kommen würde, konnte sie ihn mühsam zu einer Dusche und einem Kleiderwechsel überreden. Nur ungern verließ er die medizinische Abteilung und erledigte beides in Rekordzeit.

 

Bei seiner Rückkehr hatte Jack immer noch nicht das Bewusstsein wiedererlangt. Daniel war aufs höchste beunruhigt, doch die Ärztin versicherte ihm abermals, dass alles in bester Ordnung war. Dem Laborteam war es gelungen, den Gifttypus zu bestimmen und die Infusionen mit dem Gegenmittel liefen. Die Behandlung schlug offensichtlich an, da das Fieber begonnen hatte zu sinken.

 

Da der Archäologe sich nicht vertreiben ließ, willigte Doktor Fraiser schließlich notgedrungen ein, dass er an Jacks Bett bleiben durfte. Wobei sie es lieber gesehen hätte, wenn er sich selbst noch etwas Ruhe gegönnt hätte.

 

Still saß Daniel Jackson auf seinem Stuhl und lauschte den Apparaten um sich herum. Durch die Nachtschicht bedingt, war es ruhig auf der Station und in einem unbeobachteten Moment konnte der Wissenschaftler nicht widerstehen und strich seinem Freund sanft eine Haarsträhne aus dem blassen Gesicht.

 

Der Archäologe wusste, dass Jack bald wieder ganz der Alte sein würde, als er ihn mit matter Stimme flüstern hörte: „ Na, Daniel, schaust du schon wieder mit den Fingern?“

 

ENDE

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