Freunde und Verräter by Selana
Summary: Die Saat Bhai sind in der Pegasus-Galaxis. Sie machen Jagd auf John und Rhiana, doch die beiden können fliehen. Ein Fremder, angeblich von Johns Mutter geschickt, hilft ihnen zur Flucht. Als sie von ihm erfahren, dass es einen Stützpunkt der Saat Bhai in der Pegasus-Galaxis gibt, wollen die Atlanter diesen zerstören. Gelingt es ihnen oder ist alles eine groß angelegte Falle der Saat Bhai?
Categories: Stargate Atlantis Characters: John Sheppard, Multi-Chara, Own Character, Rodney McKay, Ronon Dex, Teyla Emmagan
Genre: Action, Friendship, General
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 7 Completed: Ja Word count: 18033 Read: 41752 Published: 01.12.11 Updated: 01.12.11

1. Kapitel 1 by Selana

2. Kapitel 2 by Selana

3. Kapitel 3 by Selana

4. Kapitel 4 by Selana

5. Kapitel 5 by Selana

6. Kapitel 6 by Selana

7. Kapitel 7 by Selana

Kapitel 1 by Selana
Freunde und Verräter


Teil 1

Colonel John Sheppard stand auf der Aussichtsplattform des Hotels auf Kula 3, das ihnen als Unterkunft diente. Kula war ein etwas abseits gelegener Planet in der Pegasus-Galaxis. Die Bewohner hatten seit über 400 Jahren keinen Besuch der Wraith mehr gehabt und so eine hohe Zivilisation aufbauen können, die der Erde in nichts nachstand. Die Daedalus, unter dem Kommando von Colonel Caldwell, hatte die Welt durch Zufall entdeckt.

Sheppards Team befand sich zu dem Zeitpunkt an Bord und so hatte sie Kontakt aufgenommen, um die Kula zu überzeugen, ihren Kampf gegen die Wraith zu unterstützen. Er dachte auch an die vergangenen Wochen zurück, als er auf der Erde gewesen war. Auf der Erde gab es noch Antiker und sein Vater war der Kanzler der Arya-Varta, wie sich die Antiker der Erde selbst nannten. Leider stellte sich heraus, dass sein Vater gleichzeitig noch der Anführer der Saat Bhai war, eine Gruppe Abtrünniger, die über die Erde herrschen wollten. Er hatte das herausgefunden und deshalb hatte sein Vater nicht davor zurückgeschreckt ihn töten zu lassen, weil John seine Ansichten nicht teilte. Zum Glück hatten die Arya-Varta und seine Geliebte Rhiana Remor, ihn gerettet. Rhiana war ebenfalls eine Antikerin, aber sie stammte aus der Pegasus-Galaxis vom Planeten Tengwar. Das lag nun schon Monate zurück und John war nach Atlantis zurückgekehrt.

So in Gedanken vertieft übersah er fast die atemberaubende Aussicht, die sich ihm hier bot: die Kristallberge, die in der goldenen Sonne in allen Farben leuchteten, und der purpurne See zu seinen Füßen. Die Häuser der Stadt, erbaut aus dem kristallähnlichen Material der Berge, leuchteten und blitzten in allen Farben des Regenbogens, sobald ein Sonnenstrahl auf sie fiel. Sheppard war fasziniert von dem Anblick der Kristallstadt und kam sich vor wie im Inneren eines Diamanten.

Als er leise Schritte hörte, drehte er schnell den Kopf. John sah seinen Freund Colonel Han Sung-Joon und Rhiana Remor auf sich zukommen. Sung hielt sich für so etwas wie seinen Leibwächter. Solange er ihm genügend Freiraum ließ, hatte John nichts dagegen.

Die Antikerin sah sogar in der Armeeuniform atemberaubend aus und John spürte, wie sein Herz anfing, schneller zu schlagen. Rhiana trat lächelnd auf ihn zu, während Han ein ernstes Gesicht zur Schau trug. „John, das ist sehr unvernünftig von dir. Du weißt, dass deine Mutter uns gewarnt hat, dass sich ein Spion in Atlantis aufhält. Noch ist es uns nicht gelungen, seine Identität zu erfahren. Und bis dahin ist dein Leben weiter in Gefahr.“

Han war ihm von seiner Mutter und Ratsmitglied Masui Kimura mitgegeben worden. Seine Mutter spionierte heimlich für Kimura gegen ihren Mann Philipp. Beide arbeiteten darauf hin, Philipp öffentlich als Saat Bhai zu enttarnen, was ihnen bisher noch nicht gelungen war. John war das gar nicht recht, denn sollte Philipp je von Vanessas Doppelspiel erfahren, würde er Johns Mutter ohne zu zögern töten.

„Han, ich weiß deine Fürsorge zu schätzen, aber was soll mir hier schon geschehen?“

„Nicht alle Antiker lieben dich. Der Spion könnte auch den Auftrag haben, dich zu töten. Du bist viel zu wichtig für uns und unsere Bewegung, als das du dich solch einem Risiko aussetzen kannst.“

„Zu Befehl, Colonel“, sagte Sheppard lächelnd.

„Han hat Recht, John. Du bist viel zu leichtsinnig“, meinte auch Rhiana. „Aber ich werde dafür sorgen, dass du in Zukunft vorsichtiger bist.“

Sie legte ihm leicht die Hand auf den Arm, und die Berührung ließ ihn für den Augenblick alle Sorgen vergessen. Wie gut, dass es sie gab. Sheppard konnte sich ein Leben ohne Rhiana nicht mehr vorstellen.

„Sie sind gerade aus der Beratung zurückgekehrt, John. Ich bin sicher, dass sie positiv für uns entscheiden werden“, meinte Rhiana. „Kommt, gehen wir!“ Sie hängte sich bei John ein, und zusammen verließen sie, gefolgt von Han, der vor sich hingrinste, die Aussichtsplattform.

Mit dem Lift fuhren sie ins 20. Stockwerk hinunter und betraten den Sitzungssaal. Die Kula erwarteten sie schon. Sheppard, Rhiana und Han betraten den Kreis innerhalb der Runde. Die Kula schauten sie ernst an. Fast kam es Sheppard vor, als stünde er vor einem Tribunal, dass gerade ein Urteil über ihn gefällt hatte.

Der Sprecher, ein schon etwas älterer Kula erhob sich. „Colonel Sheppard, wir haben Ihre Rede mit Interesse gehört und uns ausführlich beraten. Wir Kula sind nur eine kleine Gemeinde und bisher von dem Unheil verschont geblieben. Aber auch wir wissen von der Gefahr, die von den Wraith ausgeht. Sie haben uns Ihre Möglichkeiten gezeigt und wir denken, zusammen können wir uns gegen die Wraith behaupten. Wenn sich noch viele Welten uns anschließen, können wir vielleicht eines Tages die Wraith besiegen. Deshalb sind wir zu dem Schluss gekommen, Sie zu unterstützen. Wir haben nicht viel, aber was wir haben, steht Ihnen bei Bedarf zur Verfügung. Wir erwarten allerdings auch, sollten die Wraith unseren Planeten angreifen, von Ihnen Unterstützung. Können Sie uns dies versprechen?“

„Ja“, meinte Sheppard erleichtert. „Das können wir. Sollten Sie wirklich Unterstützung und Hilfe benötigen, werden wir Ihnen zur Hilfe eilen. Die näheren Einzelheiten können Sie dann mit Dr. Elizabeth Weir besprechen. Sie wird sich mit Ihnen in Verbindung setzen und Sie in den nächsten Tagen besuchen.“

„Gut, dann ist es beschlossene Sache.“

Guten Mutes verließen Sheppard und seine Begleiter den Sitzungssaal. Wieder eine Welt, die auf ihrer Seite stand. So konnten sie beruhigt nach Atlantis zurückfliegen.

Während Han schon zur Daedalus zurückbeamte, mussten Sheppard und Rhiana noch einen Besuch machen. Sie würden Han später folgen.

Eine Stunde später waren auch Sheppard und Rhiana bereit zu gehen. Von der Daedalus kam jedoch die Nachricht, dass der Asgardtransporter ausgefallen war. Eine Fehlfunktion, die sich niemand erklären konnte. Die Kula stellten ihnen deshalb ein Shuttle zur Verfügung, dass sie zur Daedalus bringen konnte. Als sie ins Freie traten, wartete das Shuttle schon auf sie. Die beiden stiegen ein und setzten sich. Der Pilot schaltete den Antrieb ein und langsam hob das Shuttle ab. In kürzester Zeit hatten sie die Atmosphäre verlassen. Die Daedalus befand sich auf der anderen Seite des Planeten.

Die Passagiere genossen die Aussicht auf die Welt unter ihnen. Wie ein bläulich glitzerndes Juwel schwebte sie unter ihnen. Sie hörten, wie der Pilot Verbindung mit der Daedalus aufnahm.

Sheppard erkannte die Stimme von Han. Plötzlich verstummte die Stimme des Colonels.

Kurze Zeit später rief der Pilot seine Passagiere aufgeregt nach vorne. „Colonel Sheppard, genau über uns entsteht ein Hyperraumfenster!“

„Wo?“ Sheppard sprang aus seinem Sitz und lief zu dem Piloten. Er sah aus dem Fenster des Shuttles.

Tatsächlich! Genau über ihnen erschien das Hyperraumfenster, aus dem gleich darauf ein Raumschiff hervor schoss. Es war ein Antikerschiff. John hatte ein solches in dem geheimen Stützpunkt seines Vaters auf der Erde gesehen. Das sah nicht gut aus. Wahrscheinlich war auch der Ausfall des Transporters auf der Daedalus kein Zufall gewesen.

„Senden Sie einen Notruf an die Daedalus“, befahl Sheppard.

„Die Verbindung wurde unterbrochen, Colonel“, gab der Kula Auskunft. „Jemand stört unsere Frequenz. Das muss das fremde Schiff getan haben.“

Vor ihnen wurde der Raumer immer größer. Er war ungefähr so groß wie die Daedalus. Ohne Vorwarnung eröffnete das Schiff das Feuer auf sie. Ein Ruck ging durch das kleine Shuttle, doch es war offensichtlich nur ein Warnschuss gewesen. Ein paar Jumper verließen das Mutterschiff und kreisten das Shuttle ein. Sie trieben es auf einen weit geöffneten Hangar zu.

„Sie wollen offensichtlich, dass wir hineinfliegen“, vermutete der Pilot. Er sah fragend zu Sheppard an. „Was soll ich tun?“

Ein weiterer leichter Treffer unterstrich die Aufforderung. Sheppard wusste, wann er sich geschlagen geben musste. „Landen Sie!“ befahl er dem Kula.

Während der Pilot das Shuttle langsam in den Hangar hineinflog, sah sich Sheppard um.

„Verdammt!“ fluchte er. „Wo bleibt die Daedalus? Sie müssen das Hyperraumfenster doch bemerkt haben.“

Rhiana war neben Sheppard aufgetaucht. Ihre Blicke trafen sich.

„Was auch immer geschieht, Rhiana. Wir sind zusammen.“

Ihr Shuttle verschwand in dem Hangar des Schiffes und der Pilot landete es sicher. Die Tore schlossen sich mit einem hässlichen Geräusch, und Sheppard hatte das Gefühl, das es endgültig war. Soldaten stürmten in die Halle und umstellten das Shuttle.

Sie waren gefangen.

Der Pilot sah Sheppard fragend an. Sheppard nickte ihm beruhigend zu. „Öffnen Sie die Tür. Es hat wohl keinen Zweck, sich zu wehren.“

Auf den zögernden Knopfdruck des Piloten hin, öffnete sich zischend die Außentür, und sofort stürmten Soldaten in das Innere des Shuttles.

weiter: Kapitel 2
Kapitel 2 by Selana
Teil 2

„Mitkommen!“ befahl einer von ihnen. Wohl oder übel mussten die drei gehorchen.

Gefolgt von Rhiana und dem Piloten, stieg Sheppard als Erster aus dem Shuttle. Die Soldaten standen Spalier und ließen die drei passieren. Am Ende der Gasse stand eine Gestalt, ganz in Schwarz gekleidet. Ihr Haar leuchtete golden, und die Frau lächelte Sheppard triumphierend an.

„Hallo, Colonel Sheppard. Willkommen an Bord der Pandora. Es ist mir eine besondere Freude, Sie und Ihre kleine Freundin als meine Gäste begrüßen zu dürfen.“

„Ich glaube nicht, dass wir schon das Vergnügen hatten“, erwiderte John gelassen.

„Oh, wie unhöflich von mir. Ich bin Lara Hunter. Ihr verehrter Vater hat mich geschickt, um Sie nach Hause zu holen, John.“

„Ich will mit meinem Vater nichts mehr zu tun haben.“

„Aber er mit Ihnen. Sie sind ein Verräter unseres Volkes und müssen abgeurteilt werden.“

„Wie bitte?“

„Ihr Vater hat den Rat davon überzeugt, dass Sie unser Volk verraten haben. Es wurde fast einstimmig beschlossen, Sie vor Gericht zu stellen.“

„Fast?“

„Es gab nur zwei Gegenstimmen, die von Masui Kimura und einem weiteren Mitglied des Rates, der aber unter Kimuras Einfluss steht.“

John konnte nicht glauben, was er da hörte. Was war auf der Erde geschehen? Sobald er in Atlantis war, musste er sich mit seiner Mutter in Verbindung setzen. Sofern er es schaffte, aus diesem Schlamassel heil herauszukommen.

„Wenn Sie auf Hilfe Ihrer menschlichen Freunde hoffen, muss ich Sie enttäuschen, Colonel. Wir befinden uns inzwischen schon wieder im Hyperraum, und niemand wird uns finden.“ Sie wandte sich an ihre Leute. “Bringt ihn und die Frau die vorbereitete Zelle. Wir werden uns später ausführlich mit ihnen beschäftigen. Den Piloten tötet.“

„Nein! Das dürfen Sie nicht! rief Sheppard entsetzt. „Er ist nur ein einfacher Pilot.“

Lara weidete sich an Sheppards Entsetzen und lachte dann laut auf. Er hätte sich nicht mit Ihnen einlassen sollen, John!“

Sheppard und Rhiana wurden gepackt und fortgeführt. Der Pilot schrie, doch John konnte ihm nicht helfen. Der arme Mann verschwand aus ihrem Blickfeld. Das würde die Frau büßen, das schwor John sich selbst. Die Zellentür schloss sich zischend hinter ihnen.

Rhiana und Sheppard blickten sich sekundenlang wortlos an. „Du hättest nichts für ihn tun können, John.“

Sheppard nahm Rhiana in die Arme: „Sie wird dafür bezahlen und wir werden von hier fortkommen, das verspreche ich dir.“

Lange standen sie so da und umarmten sich.



„Verdammt!“ Han blickte wütend auf die Anlage, aus welcher die Stimme des Shuttlepiloten geklungen und dann so plötzlich abgebrochen war. Er drehte sich herum und blickte Colonel Caldwell, den Kommandanten an.

„Lassen Sie uns mit Höchstgeschwindigkeit zum letzten Standort des Shuttles fliegen“, Colonel. „Ich fürchte John ist in Gefahr. Ich hätte ihn nicht alleine auf der Oberfläche lassen sollen.“

Caldwell sah den Antiker an. Eigentlich hatte der Mann ihm nichts zu befehlen. Doch es ging um das Leben Sheppards, also gab er an den Steuermann die entsprechenden Befehle weiter.

Die Daedalus beschleunigte, und der Steuermann konzentrierte sich auf die Anzeigen. Plötzlich stutzte er. „Colonel Caldwell, ein Hyperraumfenster hat sich aufgebaut. Ich kann auch das dazugehörige Schiff orten: ein unbekanntes Schiff.“

„Zeigen!“ befahl Caldwell. Auf dem großen Panorama-Schirm, der die ganze Vorderseite der Zentrale ausfüllte, erschien der Weltraum. Deutlich erkannte Caldwell das Hyperraumfenster und das Schiff. Es flog gerade wieder in das Fenster hinein.

Mit Höchstgeschwindigkeit näherten sie sich der Stelle, doch sie kamen zu spät. Das Fenster schloss sich genau in dem Augenblick, als sie es erreichten.

Han blickte dem verschwundenen Schiff sprachlos hinterher. Er hatte die Bauart erkannt. Ein Schiff seines Volkes. Das konnte nur eines bedeuten: die Saat Bhai hatten John!

„Ortungsoffizier, ist das Shuttle mit dem Colonel noch da?“ erkundigte Han sich ohne große Hoffnung.

Die Offizierin beschäftigte sich einen Augenblick mit ihren Anzeigen, bevor sie antwortete. „Nein, Colonel. Das Shuttle ist verschwunden.“

„Dann wurden Colonel Sheppard und Rhiana entführt.“ Han wusste im ersten Moment nicht, was sie tun sollten, doch dann fuhr er entschlossen herum. „Lasst mich an die Anzeigen. Vielleicht kann ich ihre Spur finden.“



Auf dem Planeten Makar

Teyla Emmagan dachte an das Gespräch, das sie vor kurzem mit ihrem Freund Geros geführt hatte. Teyla befand sich im Auftrag ihres Volkes auf Makar, um Handel zu treiben. Dabei hatte Geros ihr von einem unbekannten Raumschiff erzählt, das vor kurzem hier gewesen war. Einige Besatzungs-Mitglieder hatten sich nach der alten Stadt Atlantis erkundigt und besonders nach einigen ihrer Bewohner. Dabei war der Name John Sheppard gefallen. Die Fremden suchten John.

Und das fand Teyla sehr beunruhigend. Sie nahm Verbindung mit Atlantis auf und informierte Dr. Weir darüber. Dabei erfuhr sie die entsetzliche Neuigkeit, dass Sheppard von einem unbekannten Antiker-Raumschiff entführt worden war. Das konnte nur das Schiff sein, das Geros erwähnt hatte.

Sie unterbrach die Verbindung. Die Athosianerin hielt sich im Schatten eines Gebäudes verborgen und beobachtete die Umgebung. Seit einiger Zeit hatte sie das Gefühl von einem Mann verfolgt zu werden.

Da war dieser Mann wieder. Bisher hatte sie ihn nur von weitem gesehen. Sie beschloss, den Spieß umzudrehen. Die Athosianerin bewegte sich lautlos im Schatten vorwärts. Der Mann schien es nicht zu bemerken. Sie konnte sich lautlos wie eine Schlange und genauso geschmeidig bewegen.

Der Mann war jetzt noch etwa drei Meter von ihr entfernt und wandte ihr den Rücken zu. Sie hob entschlossen ihr Messer, ein Satz, und ihre Arme umschlangen den Hals des Menschen.

Teyla zog ihn in den Schatten. „Keinen Laut oder ich steche zu!“ Ihr Messer saß drohend an der Kehle des Mannes.

Dieser wagte nicht, sich zu rühren. „Ich lasse Sie los, aber wenn Sie eine verdächtige Bewegung machen, steche ich zu.“

Teyla ließ vorsichtig den Hals des Mannes los. „Umdrehen!“ befahl sie.

Der Mann gehorchte. Er hatte dunkelbraune Haare und blaue Augen, die sie nun durchdringend musterten. Sein Gesicht war ebenmäßig geschnitten, seine Gestalt schlank, und doch machte er einen kräftigen Eindruck. Wahrscheinlich trieb er viel Sport.

Die Athosianerin und der Fremde musterten sich schweigend. Schließlich war es der Mann, der die Stille durchbrach. „Teyla, nehme ich an?“ Die Athosianerin nickte.

„Mein Name ist Jordan und ich weiß, wo Sie Colonel Sheppard finden können.“ Seine Stimme klang tief und hörte sich sympathisch an.

Teyla hob das Messer etwas an. „Woher wissen Sie das von Colonel Sheppard?“

„Das ist eine lange Geschichte, aber Sie müssen mir einfach vertrauen. Ich bin Ihre einzige Chance Sheppard zu finden. Bitte stecken Sie endlich das Messer weg, bevor wir hier ein Aufsehen erregen.“

Widerstrebend gehorchte Teyla und ließ das Messer wieder verschwinden. „Warum sollte ich Ihnen vertrauen?“

„Ich kenne das Codewort“, er sagte eine Zahlenkomination auf, die Teyla bestätigte, dass von der Erde von Johns Mutter kommen musste.

„Kommen Sie, meine Liebe. Hier ist es zu gefährlich. Wir müssen diesen Planeten sofort verlassen. Ich habe ein kleines Schiff, das uns sicher an unser Ziel bringen wird“, fuhr der Fremde fort.

Teyla wurde wieder misstrauisch. „Schiff? Ziel? Wohin wollen Sie mich bringen? Sie glauben doch nicht, dass ich so einfach mit Ihnen gehe und in eine Falle tappe?“ Sie legte ihre Hand unwillkürlich auf ihr Messer. Das kühle Metall gab ihr ein beruhigendes Gefühl. Jetzt hätte sie Ronon gebrauchen können, doch der war nicht da. Der geheimnisvolle Fremde, der sich Jordan nannte, sah es, lächelte aber nur dazu.

„Es ist keine Falle. Wenn Sie es wünschen, gehe ich voraus. Dann haben Sie mich immer im Blickfeld. Alles was ich tue, dient nur dem Zweck, m … dem Colonel zu helfen.“ Jordan drehte sich um und ging einfach davon.

Zögernd folgte ihm Teyla. Er kannte den Code und etwas sagte ihr, dass sie Jordan vertrauen konnte. Sie beschloss, dass etwas Misstrauen nicht schaden konnte.

Die beiden erreichten bald darauf das Sternentor. Jordan gab eine Adresse ein und ging hindurch. Teyla folgte ihm. Sie hoffte, dass ihr Gefühl sie nicht in die Irre geführt hatte und sie in eine Falle lief.

Als sie aus dem Wurmloch trat, fand sie sich in einer ihr unbekannten Welt wieder. Das Tor stand mitten auf einem Geröllfeld. Dicht daneben stand ein kleines Raumschiff. Es ähnelte entfernt einem Jumper, war aber viel länger und mindestens dreimal so groß.

„Ist das Ihr Schiff?“

Jordan lächelte leicht: „Es ist eine Spezialanfertigung, nur für mich gemacht. Klein, aber ungeheuer wendig und trotz seiner Größe so kampfstark wie ein großer Kreuzer. Mit einem Hyperraum-Antrieb.“

Teyla sah Jordan von der Seite an. Wenn er solch ein Schiff besaß, konnte er nur eine wichtige Persönlichkeit sein. Das gab Teyla noch mehr Rätsel auf. Etwas irritiert sah Teyla Jordan hinterher, der in seinem Schiff verschwand. Sie folgte Jordan in das Innere.

„Willkommen an Bord der Excalibur 3, Teyla. Jetzt setzen Sie sich und schnallen sich bitte an. Es geht los.“

Kaum hatte sie Platz genommen, startete die Excalibur auch schon. Der Planet blieb zurück, und das Schiff verschwand wenig später im Hyperraum.

„Wo fliegen wir hin?“ fragte Teyla.

„Wir müssen Colonel Sheppard und Rhiana retten. Ich denke, das ist auch Ihre Aufgabe, oder?“

„Allerdings. Der Colonel ist ein guter Freund und Kampfgefährte. Wir könnten aber Hilfe von Atlantis holen.“

„Das dauert zu lange. Hören Sie, ich weiß, wo wir sie finden werden. Auf einem kleinen, unscheinbaren Planeten.“

„Woher wissen Sie das?“

„Ich darf Ihnen leider nicht alles sagen. Vertrauen Sie mir einfach, Teyla.“

„Na gut, aber nur unter der Bedingung, dass Sie mir später alles erklären.“

„Wenn die Zeit gekommen ist, dann erfahren Sie alles.“

Damit gab sich die Athosianerin im Moment zufrieden, und die nächste Zeit verbrachten sie schweigend, jeder seinen eigenen Gedanken nachhängend.

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Kapitel 3 by Selana
Teil 3

Auf der Pandora

„Sehen Sie sich das genau an, Sheppard.“ Lara Hunter zeigte auf den Bildschirm in der Zentrale ihres Schiffes. Dort war ein kleiner Planet zu erkennen. Blaugrün schimmerte er zu ihnen herauf. Unwillkürlich dachte John an die Erde. Allerdings zeigte der Planet nicht die gewohnten Kontinente, sondern nur einen Einzigen, der von Osten nach Westen den ganzen Planeten umspannte. Dadurch sah er aus wie ein Gürtel, der den Planeten zusammenhielt. Der Rest war eine Wasserwüste. Der Kontinent schien ein einziger Dschungel zu sein, unterbrochen von Flüssen, Seen und einigen Bergen.

Sie hatten Rhiana in der Zelle gelassen und nur Sheppard geholt. Jetzt saß er gefesselt in einem Sessel. Plötzlich wusste John, dass er die Welt kannte. Es lebte eine kleine Kolonie Menschen dort, die ihm und seinem Team geholfen hatten. Als Dank hatten die Atlanter ihnen Medizin und technische Geräte geliefert. Ihm schwante Böses.

„Dort unten leben Freunde von Ihnen, nicht wahr?“ fuhr Lara fort. „Der Planet liegt auf unserem Weg zur Erde, deshalb machen wir diesen kleinen Abstecher.“

Lara kam zu ihm herüber und beugte sich über ihn. John roch ihr Parfüm, und ihre langen, blonden Haare kitzelten seine Wangen.

Lara packte ihn am Haar und zog ihm den Kopf in den Nacken. „Ihre Freunde da unten werden eine Überraschung erleben, Sheppard. Gleich hat ihre letzte Stunde geschlagen.“

„Sie sind verrückt, Lara. Was Sie vorhaben, ist Massenmord. Diese Menschen haben Ihnen nichts getan.“

„Sie haben Ihnen geholfen! Und das genügt“, ihre Augen funkelten fanatisch. „Was wissen Sie schon? Die Normalen sind unwichtig. Was zählt, ist die Sache und die Macht. Beides haben Sie verraten.“

Sie ließ Sheppards Kopf los und wandte sich zu ihrer Besatzung um. „Habt ihr die Siedlung endlich ausgemacht?“ herrschte sie ihre Leute an.

„Ja, Miss Hunter. Wir stehen genau darüber.“

„Sehr gut. Angriff!“

Sheppard saß so nahe am Bildschirm, dass er alles gut sehen konnte. Unten am Boden konnte er jetzt eine kleine Siedlung erkennen. Die Häuser waren so geschickt in die Landschaft integriert, dass man sie auf den ersten Blick übersah. Nur wenn man sehr genau hinsah, war der Ort als solcher zu erkennen.

Die Menschen wurden von dem Angriff total überrascht. Die Pandora benutzte ihre Waffen gnadenlos, und richtete große Zerstörung an, bevor die Menschen die ersten Abwehrschüsse vom Boden aus abfeuern konnten.

Sheppard versuchte verzweifelt seine Fesseln abzuschütteln, doch sie saßen zu fest.

Da erschütterte ein erster Treffer die Pandora. Die Atlanter hatten den Siedler auch Abwehrwaffen geliefert, um im Falle eines Angriffes der Wraith wenigsten eine kleine Chance zu haben. Obwohl der Schütze gut gezielt hatte, erreichte er im ersten Moment nicht viel damit. Die Pandora flog einen neuen Angriff.

Doch Lara und ihre Leute hatten es in ihrer Überheblichkeit nicht für nötig gehalten, den Schutzschild aufzubauen. Dies rächte sich jetzt.

Als die Pandora erneut über sie flog, hatte der Schütze an der Kanone sich eingeschossen. Gleich vier Treffer erschütterten das Schiff und brachten es ins Schlingern.

„Schäden am rechten Heck!“

Der Pilot versuchte das Schiff in den Griff zu bekommen, was ihm am Anfang auch gelang.

Lara Hunters wütende Stimme war durch das Chaos zu hören. Sheppard sah den Dschungelboden auf sich zuschießen und schloss in Erwartung des Aufpralls die Augen. Doch dieser blieb aus. Da wagte er es wieder, die Augen zu öffnen. Der Boden kam immer noch näher, doch der Pilot schien sein Handwerk zu verstehen. Der Absturz vollzog sich kontrolliert, der Pilot hatte das Schiff in eine Gerade gebracht und versuchte eine Notlandung. Doch überall war nur undurchdringlicher Dschungel zu sehen.

„Ich muss es riskieren!“ rief der Pilot. „Ich kann das Schiff nicht mehr länger halten. Festhalten!“

Sheppard brauchte das wohl als Einziger nicht zu tun, denn er war noch immer an den Sessel gefesselt. Der Boden kam immer näher, das Schiff berührte die Kronen der Bäume und köpfte bei seinem Flug die Gipfel vieler Baumriesen, bis es schließlich nach einer Ewigkeit, wie es Sheppard erschien, mit einem Krachen zwischen den Bäumen stecken blieb. Sheppard fühlte, wie er nach vorne geschleudert wurde, doch die Fesseln hielten ihn. Er wurde zurückgeschleudert und spürte, wie eine Schmerzwelle durch seinen Rücken schoss, dann war Ruhe.

Eine Ruhe, die gespenstisch wirkte. Sheppard lag in seinem zertrümmerten Sessel, seine Fesseln waren jetzt verrutscht, und er versuchte aufzustehen. Der Schmerz, der dabei durch seinen Körper fuhr, war mörderisch, und er blieb einen Moment bewegungslos liegen. Doch dann ignorierte er den Schmerz und sah sich um. John sah bewegungslose Gestalten und einige, die anfingen, sich zu rühren. Er sah Lara Hunter reglos in einer Ecke liegen. Das Schiff selbst schien gut heruntergekommen zu sein, denn außer einigen rauchenden Computern sah er keine große Zerstörungen.

Rhiana!

Der Gedanke durchzuckte ihn wie ein Schlag, und ohne auf seinen schmerzenden Rücken zu achten, machte er sich auf den Weg zu seiner Zelle. Es war nicht weit.

Mit klopfendem Herzen öffnete er die Tür. „Rhiana!“ rief er in die Dunkelheit hinein.

„John?“ Im nächsten Augenblick lag sie in seinen Armen, und er fühlte sich so glücklich und erleichtert wie schon lange nicht mehr. Rhiana berührte seinen lädierten Rücken, was ihm einen leichten Schmerzensschrei entlockte.

„John?“ hörte er Rhiana besorgt fragen. „Bist du verletzt?“

„Es ist nur der Rücken. Was ist mit dir?“

„Mir fehlt nichts.“

„Dann komm! Wir müssen das Schiff sofort verlassen. Es ist unsere Chance zur Flucht, denn das noch herrschende Chaos wird sich bald legen.“

Durch das einsetzende Durcheinander suchten sie sich einen Weg nach draußen. Sie folgten einfach einigen Menschen, die nach draußen rannten. Im allgemeinen Chaos achtete niemand auf sie. Rhiana stützte ihn. Im Dschungel ließen sie sich ins hohe Gras sinken.



An Bord der Excalibur

Teyla war sich nicht sicher, wie Jordan auf einen Anruf nach Atlantis reagieren würde. Deshalb wartete sie sicherheitshalber, bis er sich zur Ruhe begab.

Da sie sich mit Antiker-Funkgeräten auskannte, war es nicht schwierig für sie, eine Hyperraum-Verbindung nach Atlantis herzustellen.

Sie erzählte Dr. Weir die Neuigkeit. „Sie sind also mit diesem Jordan alleine unterwegs, Teyla? Ist das nicht leichtsinnig?“

„Ich hoffe nicht, aber es ist eine Chance den Colonel und Rhiana zu finden. Natürlich versuche ich noch die Daedalus zu erreichen. Vielleicht können sie das Schiff orten und uns folgen.“

Teyla beendete das Gespräch, doch die Daedalus meldete sich nicht. Das war bedauerlich.

Sie bemerkte nicht, dass Jordan sie die ganze Zeit belauscht hatte, doch er stellte sie nicht zur Rede. Still lächelte er vor sich hin.

Teyla beschloss sich noch etwas ausruhen, bevor sie in wenigen Stunden ihr Ziel erreichen würden.



Im Dschungel

Rhiana streckte Sheppard ihren Arm entgegen, um ihm aus einem Schlammloch zu helfen. Seit Stunden kämpften sie sich durch den Dschungel. Was von oben noch idyllisch ausgesehen hatte, entpuppte sich hier unten als die Hölle.

Gerade liefen sie noch über festen Dschungelboden, da hatte dieser einfach unter ihnen nachgegeben, und sie waren in dieses übel riechende Schlammloch gefallen. Halb schwimmend, halb kriechend hatten sie es zurück auf festen Boden geschafft.

Sheppard hatte Rhiana auf das Trockene geschoben und half ihm heraus. Nun lagen sie beide, über und über mit dem grünschwarzen Schlamm bedeckt, auf dem Boden und keuchten um die Wette.

Rhiana starrte in Sheppards schlammverschmiertes Gesicht und brach in Gelächter aus. Nach kurzem Zögern stimmte John darin ein, denn Rhiana sah nicht besser aus.

„Ich glaube, uns beiden würde ein Bad nicht schaden“, meinte John trocken. Sein Rücken tat immer noch weh, aber inzwischen spürte er sämtliche Knochen im Leib, so dass dieser eine Schmerz nicht weiter auffiel. „Komm weiter, Rhiana, hier können wir nicht bleiben. Vielleicht finden wir bald die Siedlung. Es müsste nicht mehr all zu weit sein.“

Eine weitere Stunde kämpften sie sich durch den Dschungel, bis sie plötzlich wie erstarrt stehen blieben. Vor ihnen öffnete sich der Urwald zu einer kleinen Lichtung. Darin befand sich ein kleiner runder See, der von einem Fluss gespeist wurde. Munter vor sich hin plätschernd floss er einem fernen Ziel entgegen, vielleicht das Meer oder ein größerer Strom.

Mit einem Satz stürzte sich Sheppard ins Wasser, um den Dreck und den Schlamm abzuspülen. Rhiana blieb zögernd am Ufer stehen. Es konnten sich gefährliche Tiere im Wasser befinden.

Sheppard war dies im Moment egal. Er winkte ihr zu: „Komm herein, Rhiana. Das Wasser ist herrlich.“ Spielerisch spritzte er sie nass.

„John!“ rief Rhiana mit gespieltem Entsetzen. Doch dann zog sie schnell die schmutzigen Kleider aus und folgte ihm in den See.

John hatte Recht, es fühlte sich wundervoll an. Neckend bespritzten sie sich gegenseitig mit Wasser und amüsierten sich dabei königlich.

Im Wasser schwammen Fische, die sich ihnen zutraulich näherten. Dieses wurde dreien von ihnen zum Verhängnis. Sheppard konnte sie mühelos fangen und ans Ufer werfen.

„Tut mir Leid, Freunde, entweder ihr oder wir.“

Mit Hölzchen gelang es Sheppard mühsam ein kleines Feuer zu entfachen, über dessen Flammen sie die Fische brieten. Sie schmecken herrlich.

„Wo hast du gelernt, so Feuer zu machen?“ fragte Rhiana, nachdem sie gegessen hatten.

„Als Kind war ich bei den Pfadfindern“, scherzte John. Und auf Rhianas fragenden Blick hin, fügte er hinzu. „Solche Sachen lernt man bei der Ausbildung der Air-Force. Da wurden wir vier Wochen ohne Nahrung und Ausrüstung ausgesetzt, und um zu überleben, mussten wir uns solche Methoden aneignen. Später erfuhren wir dann allerdings, dass man uns dauernd unter Beobachtung hatte. Wir hätten nicht verloren gehen können. Da wir dies aber nicht wussten, war es für uns tödlicher Ernst.“

„Ich glaube, das sollten wir Antiker mit unseren Soldaten auch machen“, meinte Rhiana lachend.

„Schaden würde es bestimmt nicht“, stimmte John zu.

Rhiana warf einen besorgten Blick in die Höhe. „Was meinst du, wie lange wird es wohl noch hell sein?“

John sah nach dem Stand der Sonne. „Bestimmt noch einige Stunden. Weißt du, der Fluss hat mich auf eine Idee gebracht. Ich werde ein Floß bauen, damit wir den Fluss als Transportmittel benutzen können.“

„Auch so ein Pfadfindertrick?“ fragte Rhiana schelmisch.

„Ja, genau.“

„Wie willst du eines bauen?“

John zeigte auf einige kleinere Baumstämme, die der Fluss als Treibgut mitführte und auf den Dschungel. „Dieses Holz werden wir benutzen und mit Lianen aus dem Wald können wir es zusammenbinden. Es wird zwar einfach sein, aber völlig ausreichen, um uns zu transportieren.“

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Kapitel 4 by Selana
Teil 4

An Bord der Excalibur

Entsetzt blickten Jordan und Teyla auf die Verwüstung unter ihnen. Jemand hatte die Siedlung ziemlich zerstört.

„Es gibt Überlebende“, sagte Teyla, die unter dem Schiff Menschen ausmachte, die zu ihnen hochblickten. Sie hielten Waffen in den Händen, deshalb war Teyla froh, dass die Excalibur wie ein Jumper aussah, auch wenn etwas größer. „Sollen wir landen?“

„Ja. Vielleicht können wir noch helfen.“

Die Excalibur setzte zur Landung an. Die Menschen kamen auf sie zu, als sie ausstiegen. Wenig später umringten die Überlebenden sie.

„Was hat das zu bedeuten, Teyla? Ein Raumschiff hat uns ohne Grund angegriffen.“

Teyla ließ sich das Raumschiff beschreiben.

„Das ist ein Schiff antikischer Bauart, wie es die Saat Bhai verwenden“, sagte Jordan.

„Was weißt du über die Saat Bhai?“ fragte Teyla ihren Begleiter erstaunt.

„Das werde ich zu gegebener Zeit erzählen“, er wandte sich wieder an die Menschen. „Was ist mit dem Schiff passiert.“

„Ich habe es abgeschossen“, sagte einer der Männer stolz. „Mithilfe eurer Waffen gegen die Wraith.“

„Abgeschossen?“ Teyla wurde blass. „Colonel Sheppard und Rhiana waren wahrscheinlich als Gefangene an Bord. Wir verfolgen die Entführer, um die beiden zu befreien.“

„Das tut mir Leid“, meinte der stolze Schütze. „Aber es ging um das Leben der Menschen hier. Das Schiff flog in diese Richtung. Es musste wahrscheinlich notlanden.“

„Dann fliegen wir hinterher“, sagte Jordan.

„Können wir euch helfen? Wir könnten Hilfe aus Atlantis kommen lassen“, bot Teyla an.

„Das wäre erwünscht“, meinte der Mann wieder. „Wir haben viele Verletzte und einige, die unter Schock stehen. Von den Toten gar nicht zu reden.“

„Wir werden Atlantis informieren, dann ist auch gleich für unsere Suche nach dem Colonel Verstärkung da.“

Das Schiff startete und Teyla setzte sich mit Atlantis in Verbindung. Dr. Weir versprach das Team von Dr. Beckett zu schicken und auch Verstärkung für die Suche nach den beiden Entführten.

Die Excalibur suchte systematisch die ganze Umgebung ab. Schließlich fanden sie, was sie suchten, denn die Spur der Verwüstung war nicht zu übersehen. Von dem Raumschiff selbst fanden sie jedoch nichts.

„Entweder es ist schon wieder gestartet, oder es ist getarnt worden“, meinte Jordan enttäuscht.

„Was ist mit Lebenszeichen von den beiden?“

„Lebenszeichen sind genug zu finden, aber bei der Vielzahl der Tierwelt ist es schwer. Wir müssen schon ganz in ihrer Nähe sein, um sie zu finden.“

„Dann suchen wir eben alles systematisch ab“, meinte Teyla.



Im Dschungel

Sie hatten Stunden gebraucht, um das provisorische Floß zu bauen, doch jetzt sah es recht ordentlich aus. Sheppard hatte so lange gesucht, bis er zwei passende Astgabeln gefunden hatte. Darüber spannten sie Stoffreste und bekamen so zwei ganz passable Paddel. Manchmal war es doch ganz nützlich, früher immer MacGyver angesehen zu haben. Sie stießen sich vom Ufer ab, und langsam trieb ihr Floß in die Flussmitte, wo es ruhig von der Strömung fortgetragen wurde. Sheppard musste nur hin und wieder die Richtung korrigieren, um das Floß in der Flussmitte zu halten.

Inzwischen war die Nacht hereingebrochen, doch die Sterne leuchteten hell, und der riesige Mond des Planeten bildete eine natürliche Lichtquelle. Er war mindestens viermal so groß wie der Erdmond. Da es zudem noch Dreiviertelmond war, wurde die Nacht hell erleuchtet.

Sie saßen in der Mitte des Floßes, und Rhiana lehnte sich an Johns breite Schultern. Es war schön, so zu treiben. Vergessen waren alle Sorgen. Sie gaben sich dem Augenblick hin und genossen die Zweisamkeit.

Die Zeit verging. Sheppard schrak auf. Etwas hatte seine Aufmerksamkeit erregt. Rhiana schlief an seiner Schulter, und die Nacht war durchdrungen mit den vielfältigen Geräuschen des Dschungels. Auch hier, auf einer fernen Welt, hörten diese sich ähnlich an, wie auf der Erde.

Doch halt, etwas war anders. Von einer Sekunde zur anderen hatten die Geräusche aufgehört. Etwas musste die Tiere erschreckt haben. Sekundenlang war es, als hielte die Natur den Atem an.

Sheppard lauschte. Da, urplötzlich brachen die Rufe der Tiere wieder los, jedoch sehr viel stärker und lauter.

Alarmrufe!

Sheppard ergriff sein Paddel und steuerte das Ufer an. Er rüttelte sanft an der Schulter seiner Begleiterin: „Wach auf, Rhiana!“

„John? Was ist los? Warum sind wir am Ufer?“

„Etwas hat die Tiere erschreckt. Wir sollten uns besser verstecken.“

Sie zogen das Floß in den Schutz überhängender Äste, damit es nicht zu sehen war, und versteckten sich im dichten Unterholz. Kaum hatten sie das getan, teilte sich am anderen Ufer das Unterholz und einige Gestalten traten hervor. Wären sie auf dem Floß geblieben, hätte man sie unweigerlich entdeckt.

„Lara Hunter“, flüsterte Sheppard überrascht. „Wie ist das möglich?“

„Sie müssen unserer Spur gefolgt sein, oder aber es ist Zufall.“

„Ich glaube nicht an solche Zufälle. Sie ist fanatisch und gibt nicht auf. Lara wird nicht eher ruhen, bis einer von uns beiden tot ist oder ich wieder ihr Gefangener bin.“

„Was machen wir jetzt?“

„Erst einmal abwarten. Auf dem Fluss weiterzufahren ist jetzt zu gefährlich. Doch leise jetzt! Sie kommen näher.“

In der Tat führte der Weg der Saat Bhai-Soldaten dicht an ihnen vorbei. Nur das Wasser war zwischen ihnen. Als Lara Hunter auf gleicher Höhe mit ihnen war, blieb sie abrupt stehen. Ihr Blick schweifte über das Wasser und das Versteck hinweg. Die Verborgenen wagten kaum zu atmen. Laras Blick schien das Unterholz durchbohren zu wollen. Sheppard glaubte, ihren Blick auf sich zu spüren. Doch dann ging sie weiter. Kurze Zeit später war die Verfolger John und Rhianas Blicken entschwunden.

Sheppard und Rhiana atmeten erleichtert auf.

„Puh!“ Rhiana sah John an. „Ich spürte ihren Blick wie eine Messerspitze auf mir ruhen.“

„Ja, ich hatte den gleichen Eindruck. Diese Frau strahlt eine Kälte aus, die körperlich zu spüren ist.“

„Wir Antiker sagen dazu negative Aura. Bei manchen Menschen und Antiker ist sie so stark, dass ein sensibler Mensch sie fühlen kann. Negativ wie positiv.“

„Du hältst mich also für so sensibel?“

„Ja“, gab Rhiana zurück.

„Schau, schau“, erklang eine spöttische Stimme hinter ihnen. „Fast tut es mir Leid, euch Turteltauben stören zu müssen.“

Die beiden fuhren erschreckt herum und sahen sich Lara und ihren Soldaten gegenüber, die sie grinsend ansahen. Wie hatten sie es nur geschafft, sich unbemerkt anzuschleichen?

„Aufstehen!“ befahl Lara ihnen.

„Wie haben Sie uns gefunden?“ fragte Sheppard.

„Lebenszeichen-Detektor.“

„Ich verstehe. Pech für uns“, meinte Sheppard, wütend auf sich selbst, weil er nicht daran gedacht hatte.

„Und Glück für uns“, Lara wandte sich an ihre Leute. „Fesselt sie. Und wehe, ihr lasst sie wieder entkommen.“

Sie banden Sheppard die Hände auf dem Rücken zusammen und die von Rhiana nach vorne. Dadurch machte John mehr als einmal unliebsame Bekanntschaft mit dem Waldboden, was seinen Bewachern nur schadenfrohes Gelächter entlockte.

Rhiana blickte wütend auf die Antiker, denen es Spaß machte, einen der ihren zu quälen. Stundenlang folgten sie ohne Pause dem Flusslauf, und als sie endlich Rast machten, fiel Sheppard erschöpft zu Boden. Er wäre gar nicht in der Lage gewesen zu fliehen. Sein Rücken schmerzte wieder höllisch und machte jede Bewegung zur Qual. Doch seine Bewacher waren unerbittlich und wollten kein Risiko eingehen. Sheppard und Rhiana wurden an Bäume gebunden, und so war jede Hoffnung auf Flucht zunichte gemacht.

Gegen Mittag des anderen Tages erreichten sie das Meer. Der Fluss, dem sie die ganze Zeit gefolgt waren, war in den letzten Stunden immer breiter und zum reißenden Strom geworden. Hier nun stürzte er terrassenartig in die Tiefe, bevor er ins Meer floss.

Gebildet wurden die verschiedenen Terrassen von Felsabhängen, die den Fluss dadurch in mindestens zehn verschiedene Wasserfälle aufteilten, die sich stufenweise nach unten ergossen. Die Höhe der Fälle, von ihrem Standort aus bis zum Meer betrug wenigstens zwei Kilometer. Manche fielen senkrecht, andere wieder flacher nach unten. Der Anblick nahm die Menschen so gefangen, dass sie fast vergaßen, weshalb sie hier waren.

„Wie kommen wir da hinunter, Miss Hunter?“ fragte einer der Saat Bhai-Soldaten. Doch darauf wusste auch sie keine Antwort.

„Wir könnten versuchen, die Fälle zu umgehen“, schlug einer vor.

„Das ist viel zu weit“, meinte ein anderer, und würde uns Tage kosten.“

„Wir warten einfach hier oben, bis uns die Pandora findet“, sagte Lara.

John kniff die Augen zusammen. Zusammen mit Rhiana stand er dicht am Abgrund. Hoch oben am Himmel sah er etwas. Es kam näher und wurde größer: ein Raumschiff, das aussah ein übergroßer Jumper.

Rhiana hatte es ebenfalls bemerkt.

Auch die Saat Bhai-Soldaten hatten das fremde Raumschiff gesichtet und zeigten aufgeregt nach oben. Ein weiteres Schiff tauchte am Horizont auf: die Pandora.

Es schien das fremde Schiff zu verfolgen. Dicht über den Köpfen der Menschen spielte sich ein erbitterter Luftkampf ab. Das unbekannte Raumschiff flog jetzt so dicht über sie hinweg, dass die Menschen sich unwillkürlich duckten. Die Luftbewegung, verursacht durch das Schiff, war deutlich zu spüren und fegte sie fast in die Tiefe.

Das Raumschiff verschwand über dem Dschungel, und sie dachten schon, es sei abgestürzt, doch zwei oder drei Minuten später tauchte es wieder auf, stieg fast senkrecht in den Himmel und verschwand in Sekundenbruchteilen im Weltraum. Wer immer der Fremde auch gewesen war, er setzte sich ab. Die Pandora setzte zur Verfolgung an.

Sheppard und Rhiana sahen ihm bedauernd hinterher, während sie jetzt von den Saat Bhai von der Kante weggezogen wurden.

Lara Hunter konnte es sich nicht verkneifen, Sheppard triumphierend darauf hinzuweisen, dass die Pandora repariert war und bald abfliegen würde.

Die Saat Bhai beschlossen, hier auf den Klippen, in nächster Nähe der Fälle, zu bleiben, bis die Pandora zurückkam. Um zu verhindern, dass die Gefangenen im letzten Augenblick noch in den Dschungel flohen, wurden sie an einen großen Felsen gefesselt.

Während die Saat Bhai auf die Pandora warteten, glaubte Rhiana, hinter sich ein Geräusch zu hören. Sie wandte unauffällig den Kopf und erstarrte. Rhiana sah genau in das Gesicht Teylas, die sie beschwörend ansah. Wie kam ihre Freundin hierher?

Rhiana fiel das fremde Raumschiff ein. Die Athosianerin hob ihren linken Zeigefinger an den Mund und bedeutete Rhiana damit, ruhig zu sein. Gleichzeitig bemerkte die Antikerin, wie sich die Stricke um ihre Brust lockerten. Rhiana sah nach vorne.

Keiner der Saat Bhai sah zu ihnen herüber, weil in diesem Augenblick auch die Pandora über ihnen auftauchte.

Rhiana spürte Teylas Hand an ihrer Schulter, die ihr bedeutete, leise mitzukommen. Ohne einen Laut zu verursachen, verschwand Rhiana nach links, hinter den Felsen. Aus den Augenwinkeln bemerkte sie, dass John das Gleiche rechts tat.

Hinter dem Felsen trafen sie sich. Rhiana bemerkte einen ihr unbekannten Mann, der offensichtlich John befreit hatte. Geduckt folgten sie dem Fremden und der Athosianerin.

Da erklang hinter ihnen Geschrei auf. Ihre Flucht war bemerkt worden. Ihre Retter ließen sich davon jedoch nicht beirren. Langsam näherten sie sich dem Abgrund und damit den Wasserfällen, deren Tosen mit jedem Schritt lauter wurde und eine Verständigung unmöglich machte.

Am ersten Fall kletterten sie nach unten. Sie standen bald darauf auf einer kleinen Plattform. Das Wasser schoss an ihnen vorbei in die Tiefe. Nach oben ging es nur etwa drei, nach unten aber mindestens zwanzig Meter. Sie saßen in der Falle.

Über ihnen konnten in jedem Augenblick die Saat Bhai-Soldaten auftauchen und sie entdecken.

Sheppard sah die beiden fragend an. Der Fremde und Teyla lächelten beruhigend. Teyla machte einen Schritt und verschwand hinter dem Wasserfall, der Mann folgte ihr. John und Rhiana fragten nicht lange, sondern beeilten sich, ihnen nachzugehen.

Das Wasser traf sie sekundenlang mit so unglaublicher Wucht, dass sie Mühe hatten, auf den Beinen zu bleiben.

Sheppard trat auf seine Retter zu: „Wer immer Sie sind, ich danke Ihnen und Teyla für unsere Rettung. Wie habt ihr uns überhaupt gefunden?“

„Sie können mich Jordan nennen. Ich arbeite für Ihre Mutter. Ich wurde hierher gesandt, um Sie und Rhiana zu retten. Aber es ist jetzt keine Zeit, die Einzelheiten zu besprechen. Wir sollten schnellstens weitergehen, bevor unsere Verfolger herausfinden, wohin wir verschwunden sind.“

„Dasselbe sagte er zu mir, Colonel“, fügte Teyla hinzu. „Wir können von hier aus unterhalb der Wasserfälle nach unten ans Meer klettern. Es gibt ein verschlungenes Höhlensystem. Jordan und ich sind auf diesem Weg schon nach oben gekommen, also schaffen wir es auch nach unten. Und dann müsste auch bald die Verstärkung da sein, die Dr. Weir schicken wollte“, sagte Teyla.“

Die nächste Stunde verbrachten sie mit dem Abstieg durch die Höhlen hinter den Wasserfällen. Es war ein sehr gefährlicher Weg. Mehr als einmal drohte einer von ihnen auszurutschen und abzustürzen. Als sie endlich total erschöpft und durchnässt unten ankamen, atmeten alle erleichtert auf.

Sie unterquerten den letzten Wasserfall und warfen einen Blick nach oben. Die Pandora suchte noch immer nach ihnen, allerdings schwebte sie über dem Dschungel.

Natürlich vermuteten sie, dass sie in den Dschungel geflohen waren. Hier unten hatten sie noch nicht nachgesehen. Wie hätten sie auch die Wasserfälle überwinden sollen? Auf die Idee, dass die Fälle unterhalb zu durchqueren waren, waren sie noch nicht gekommen.

Jordan versicherte ihnen, dass sie auch nicht mit einem Lebenszeichen-Detektor zu finden wären. Er hatte jedem von ihnen ein kleines Gerät an die Brust geheftet, das dies verhindern sollte.

Schließlich hatten sie es geschafft. Das Meer schlug in leichten Wellen an das Ufer. Ein märchenhafter Sandstrand lud geradezu zum Verweilen ein. Sie wagten es allerdings nicht, über den Sand zu laufen, aus Furcht, von den Soldaten von oben doch noch entdeckt zu werden.

Nachdem sie die die Pandora nicht mehr sahen, schlichen sie im Schutz von Felsen auf den Dschungel zu, der sich hier unten in einiger Entfernung zu den Wasserfällen fortsetzte. Sie erreichten den Urwald bald darauf und riskierten es endlich, sich im Schutz der Bäume etwas auszuruhen.

Als sie wieder etwas zu Atem gekommen waren, konnte John seine Neugierde nicht mehr unterdrücken. Er musterte Jordan, der ihm gegenüber saß. Etwas an ihm erschien ihm vertraut.

Auch Rhiana blickte ihn unentwegt an. Die Stille wurde schon fast peinlich, und so beschloss Sheppard, den Anfang zu machen.

„Also, Jordan. Erzählen Sie bitte von Anfang an.“

Etwas schien Jordan die Sprache verschlagen zu haben, doch endlich stahl sich ein Lächeln über seine Züge, das Rhiana bekannt vorkam.

„Sie heißen also Jordan. Und wie weiter?“ half Sheppard nach.

„Nur Jordan.“

Sheppard runzelte die Stirn. Das gefiel ihm nicht. Warum verheimlichte Jordan ihnen seinen Nachnamen? Hatte er etwas zu verbergen?

Jordan beugte sich vor. „Hören Sie, Sheppard. In Atlantis werde ich Ihnen alles erklären, dann verstehen Sie es. Ich kann Ihnen im Moment nur sagen, dass ich den Auftrag erhalten habe, Sie und Rhiana zu retten. Ich fand Teyla und wir haben Sie gefunden, also stimmten meine Informationen. Und nur das zählt.“

Sheppard blieb misstrauisch. „Sie sprechen in Rätseln, und das erweckt nicht gerade mein Vertrauen. Doch ich will mich für den Moment zu frieden geben, da sie unser beiden Leben gerettet haben. War das vorhin Ihr Schiff, welches vor der Pandora geflohen ist?“

„Ja, Teyla und ich wandten eine kleine List an. Wir sahen Sie und Rhiana auf der Klippe stehen. So täuschten wir unsere Flucht vor und sprangen in den Hyperraum. Doch wir kamen im Tarnmodus zurück.“

„Der Jumper sah ungewöhnlich aus.“

„Es ist eine Spezialanfertigung Ihres Freundes Janus. Doch jetzt sollten wir weitergehen, damit wir das Schiff erreichen.“

John gab es auf, weiter in Jordan zu dringen. Er würde doch nur erfahren: zu gegebener Zeit.



An Bord des Saat Bhai-Kreuzers Pandora

Lara Hunter schäumte vor Wut. „Trottel! Unfähiger Narr! Bin ich denn nur von Versagern umgeben? Finden Sie diesen Verräter und die, die ihm geholfen haben! Aber schnell, sonst lernen Sie mich kennen.“

Der so gemaßregelte Offizier verschwand schnellstens. Innerlich schäumte er vor Wut über diese arrogante Agentin. Schließlich war es genauso ihre Schuld, dass Sheppard und seine Freundin entkommen waren. Aber wie üblich gab der Oberste die Schuld an seine Untergebenen weiter.

Lara lief wie ein gefangener Tiger in der Zentrale der Pandora auf und ab. Eine Katastrophe folgte auf die andere. Sie konnte unmöglich ohne Sheppard zur Erde zurückkehren. Sie würde diesen Verräter eigenhändig umbringen, das schwor sich Lara.

„Warte, Sheppard! Ich bekomme dich, dann möge dir Gott, sofern du an ihn glaubst, gnädig sein.“

Ein Offizier überreichte Lara eine Nachricht und unterbrach ihre Gedanken. Der Kommandant des Schiffes wünschte, sie in der Offiziersmesse zu sprechen. Umgehend! Was bildete sich der Kerl ein? Aufs Neue wütend werdend, machte sich Lara auf den Weg zur Messe. Vielleicht hatte der Captain auch eine gute Neuigkeit für sie.



Im Dschungel

Sie mussten nicht weit gehen. Trotz der Vielfalt des Lebens um sie herum, hatten sie bisher nur kleine Tiere zu Gesicht bekommen. Einem Raubtier, das ihnen gefährlich werden konnte, waren sie bisher nicht begegnet. Entweder gab es das nicht, oder aber, was wahrscheinlicher war, sie hatten einfach Glück gehabt.

Schließlich erreichten sie die Excalibur und gingen an Bord. Jordan schaltete den Antrieb ein und startete das Schiff. Noch immer befanden sie sich im Tarnmodus. Vielleicht würde die Pandora sie so nicht orten können.

Sie flogen dicht am Sternentor vorbei. In diesem Moment wurde dieses aktiviert und nur Sekunden später schossen vier Jumper hervor. Die Verstärkung von Atlantis war da.

Jordan enttarnte ihr Schiff.

„Hier spricht John Sheppard an Bord der Excalibur.“

„Hier ist Major Lorne, ich freue mich, Ihre Stimme zu hören, Sir.“ Einen Augenblick später füllte das Gesicht des Majors den Bildschirm aus. „Sind Sie und Miss Remor in Ordnung?“

„Ja, dank Teyla und Jordan, dem Besitzer des Schiffes hier.“

„Was ist passiert, Sir?“ fragte Lorne.

„Das ist eine lange Geschichte, Major. Wir werden sie nur einmal, und zwar in Atlantis erzählen.“

„Gut, Sir! Haben Sie Befehle?“

„Allerdings! Irgendwo fliegt noch das Raumschiff der Saat Bhai herum. Seien Sie also vorsichtig, Major!“

„Verstanden, Sir. Was werden Sie nun tun?“

„Nach Atlantis zurückkehren. Durch das Sternentor passt die Excalibur leider nicht, aber mit Hyperantrieb sind wir in ein paar Stunden dort. Informieren Sie Weir und versuchen Sie den Verbleib der Pandora festzustellen, doch äußerste Vorsicht bitte.“

„Ja, Sir!“ Lorne unterbrach die Verbindung und die vier Jumper änderten den Kurs, während die Excalibur in den Weltraum flog und das Hyperraum-Fenster aktivierte.

Einige Stunden später erreichten sie Atlantis, wo es schon große Neuigkeiten gab.

Die vier Jumper waren zurück. Lorne berichtete, dass sie keine Spur der Pandora gefunden hatten. Sie musste geflohen sein, als die Verstärkung von Atlantis eingetroffen war.

Dr. Becketts Team hatten den überfallenen Menschen jede erdenkliche Hilfe zu Teil kommen lassen und auch die Daedalus war zurück.

Alle hatten sich in Dr. Weirs Büro versammelt und nachdem alles Wichtige gesagt war, ruhten nun alle Augen erwartungsvoll auf dem Fremden, der sich Jordan nannte.

„Sie sind dran“, sagte Dr. Weir. „Erzählen Sie uns Ihre Geschichte.“

„Mein Name ist Jordan Sheppard.“ Er machte eine Pause. „Ja, ich bin ein Verwandter von John. Ein Cousin dritten Grades. Wir sind eine große Familie, John wird das bestätigen.“

Sheppard sah Jordan überrascht an. „Es stimmt, meine Familie ist sehr weitläufig. Und die meisten Mitglieder kenne ich nicht, da ich nie an einem der vielen Familientreffen teilgenommen habe.“

„Unsere Familie hatte vor kurzem wieder so ein Treffen. Dein Vater versuchte, uns gegen dich aufzubringen. Er sagte, dass alles, was Kimura behauptete, eine Lüge wäre und du von ihm gekauft wurdest, um gegen die eigene Familie zu arbeiten. Da du nie anwesend warst und auch für die Normalen arbeitest, glaubten ihm viele.“

„Du aber nicht?“

„Nein, denn in den Jahren, als du weg warst, habe ich mich oft mit Vanessa getroffen. Sie sah in mir so etwas wie einen Ersatzsohn. Nun hat sie mich ins Vertrauen gesetzt und gab mir den Auftrag in die Pegasus-Galaxis zu reisen, um dir beizustehen. Die Excalibur machte das möglich. Sie hat auch herausgefunden, dass es eine geheime Basis der Saat Bhai gibt. Sie hat es bei deinem Vater ausspioniert. Ich habe auch die genauen Koordinaten.“

„Eine Basis?“ fragte Weir entsetzt.

„Das dürfen wir nicht zulassen“, sagte John. „Die Saat Bhai dürfen keinen Fuß in die Pegasus-Galaxis setzen. Wir müssen die Station vernichten, falls sie existiert.“

„Woher wissen wir, dass du die Wahrheit sagst?“ fragte Han. „Mir bist du nämlich total unbekannt.“

„Natürlich warst du die ganze Zeit mit Vanessa zusammen? Und hast auch immer an allen Familientreffen teilgenommen?“

„Nein, so gut wie nie. Und bei einem Familientreffen war ich nie anwesend“, gab Han zu.

„Hier“, Jordan übergab Weir eine Daten-CD. „Da steht alles drin und eine Probe meiner DNA wird beweisen, dass ich mit John verwandt bin.“

Damit war alles gesagt und die Anwesenden verließen nacheinander den Raum.
Einen Tag später bestätigte Dr. Beckett, dass Jordan die Wahrheit gesagt hatte. Er war eindeutig mit Sheppard verwandt. Und die CD bestätigte, dass auch das andere der Wahrheit entsprach.

„Es ist also die Bestätigung, dass mein lieber Vater das Konzil tatsächlich überzeugt hat, ich wäre ein Verräter.“

„Er hat zwei Drittel des Konzils auf seiner Seite. Ich fürchte, du kannst dich auf der Erde nicht mehr frei bewegen. Allerdings hat General O’Neill versichert, dass er dir Leibwächter zur Verfügung stellt, wenn du auf die Erde willst.“

„Bei diesem Stand ist es wohl besser, ich bleibe hier oder höchstens im Stargate-Center. Ich hoffe nur, dass meine Mutter noch sicher ist“, meinte Sheppard.

„Anscheinend.“

Sheppard las weiter. „Den Spion haben wir immer noch nicht gefunden. Allerdings muss er auf der Daedalus sein. Ich glaube nicht, dass der Ausfall des Asgard-Beamstrahls kurz vor unserer Entführung ein Zufall war.“

„Das glaube ich auch nicht.“

Sie drehten sich um. Jordan stand in der Tür.

„Aber den Spion kennst du nicht zufällig?“ fragte Han. Er traute diesem aus dem Nichts aufgetauchten Fremden überhaupt nicht. Auch wenn er vorgab, ein entfernter Verwandter aus Johns großer Familie zu sein. Die Nachricht war allerdings eindeutig von Johns Mutter geschrieben worden. Und sie hatte bestätigt, dass Jordan von ihr geschickt worden war.

„Nein, den kenne ich nicht. Vanessa hat mir nur gesagt, dass er sich OMEGA nennt. Seine Identität ist so geheim, wie die von Zeus es war. Die Excalibur ist startbereit. Wenn ihr wollt, können wir gleich losfliegen.“

„Du erlaubst, Cousin, dass wir erst Dr. Weir informieren? Ohne Elizabeths Erlaubnis werden wir nirgendwo hinfliegen“, sagte Sheppard.

„Natürlich.“

John, Han und Jordan gingen zu Elizabeths Büro und informierten sie über die Neuigkeiten. Elizabeth war nicht sehr froh zu hören, dass Johns Leben nun noch mehr in Gefahr war. Gleichzeitig bedeutete das aber auch für sie, dass sie ihren militärischen Führer noch länger behalten würde, denn so schnell würde er nun nicht mehr zur Erde zurückkehren.

weiter: Kapitel 5
Kapitel 5 by Selana
Teil 5

Einige Stunden später

Auf den Langstreckenscannern der Excalibur war deutlich das Schiff der Saat Bhai zu sehen. Die Pandora kreiste um einen Planeten.

„Ob sie uns entdeckt haben?“ fragte Teyla.

„Das glaube ich nicht“, antwortete Jordan. „Die Abschirmung ist hundertprozentig.“

Die Scanner registrieren vier Planeten. Der Zweite hatte eine atembare Atmosphäre.

„Es fliegt in die Atmosphäre“, sagte Jordan. „Es scheint landen zu wollen.“

Sie beschlossen dem Schiff zu folgen.

„Von meinem ersten Besuch weiß ich, dass es dort unten Menschen gibt. Sie nennen sich selbst Madril und scheinen unberührt von den Wraith zu sein, denn als ich mich unauffällig unter sie mischte, erfuhr ich, dass es die Wraith nur in ihrer Legende gibt“, erklärte Jordan.

„Vielleicht ist das fehlende Sternentor der Grund dafür“, vermutete Sheppard. „Ohne Tor werden die Wraith nicht mehr hergekommen sein.“

„Ja, das denke ich auch“, stimmte Rhiana zu.

„Nach Erdstandard leben die Menschen im Mittelalter. Sie wissen nichts von anderen Welten und deshalb sollten wir vorsichtig sein, wenn wir hinuntergehen“, sagte Jordan.

„Kein Problem“, meinte Sheppard. „Dann verkleiden wir uns einfach.“

Gesagt getan, schon kurze Zeit später sah die Gruppe aus wie die Menschen auf dem Planeten. Sheppard trug ein langes Gewand, das bis auf den Boden reichte. Dazu einen Umhang, und um den Kopf hatte er ein turbanähnliches Tuch geschlungen. Das Gewand wurde an der Taille mit einem breiten Gürtel zusammengehalten.

„Ich finde, ich sehe wie Obi-Wan Kenobi aus“, sagte Sheppard, als er an sich heruntersah.

Die anderen grinsten nur, auch wenn nicht alle wussten, wer Obi-Wan Kenobi war, denn schließlich sahen sie nicht anders aus.

„Das hat wenigstens den Vorteil, dass wir unter den langen Gewändern unsere Waffen verbergen können“, meinte Ronon. „Und mein Schwert kann ich offen tragen.“

Sheppard, Rhiana und Teyla trugen noch ihre kurzen Kampfstöcke in einer Scheide, die sie auf dem Rücken festbanden. Auf die P90 verzichteten sie, dafür nahmen sie aber handliche Antikerstrahler mit, die sich leicht unter dem Gewand verstecken ließen.

Im Tarnmodus drangen sie in die Atmosphäre ein. Sie flogen so niedrig, dass sie fast das Wasser des riesigen Ozeans streiften, um schließlich den Kontinent zu erreichen, der auch das Ziel der Pandora zu sein schien. Vor ihnen tauchte ein Mittelgebirge auf, deren höchste Berge gerade eintausend Meter in die Höhe ragten. Die Landschaft unter ihnen war lieblich und schien sehr fruchtbar zu sein. Täler, eingebettet in niedrige Hügel, lösten sich untereinander ab. Hin und wieder überflogen sie kleine Dörfer. Von Zeit zu Zeit sahen sie auf den Hügeln, von den manche erloschene Vulkane zu sein schienen, die schroffen Zinnen einer mittelalterlichen Burg hervorragen.

„Die große Burg scheint ihr Ziel zu sein“, sagte Teyla.

„Richtig“, bestätigte Jordan.

Vor ihnen öffnete sich wieder ein breites Tal, ein Fluss floss mitten hindurch, links und rechts erhoben sich steile Felswände, die manchmal bis zu dreihundert Meter in die Höhe ragten. Am Eingang des Tales stand auf einem einsamen Berg die riesige Burganlage.

Das Tal selbst endete in einer Sackgasse. Dort setzten sie die Excalibur auf und ließen die Tarnung eingeschaltet. Sie waren weit genug von der Burg entfernt und dank des Schutzschildes würden selbst die Antiker das Schiff nicht orten können. Das bedeutete für die Gruppe aber einen langen Fußmarsch, doch sie wollten kein Risiko eingehen. Ihr Ziel war es zuerst die Anlage auszukundschaften.

Sollte sich in der Burg wirklich eine große Anlage der Saat Bhai befinden, wie Jordan vermutete, würden sie anschließend Verstärkung holen und erst dann die Anlage vernichten. Den Saat Bhai durfte es nicht gelingen auch noch in der Pegasus-Galaxis Fuß zu fassen. Die Bedrohung durch die Wraith war Ärger genug.

„Schön, nicht wahr?“ schwärmte Rhiana.

Sheppard war stehen geblieben, um die Landschaft zu bewundern. Vor ihnen wand sich träge der Fluss durch das Tal. Ringsum lagen grüne Wiesen, die gelbe Sonne ging gerade auf und übergoss alles mit goldenem Licht. An den Flussufern stiegen die Felswände steil nach oben. Karg und bizarr anzusehen, ein kleines Naturwunder.

Rhiana wandte ihren Blick Sheppard zu. Ihre Augen strahlten das aus, was sie empfand: unendliche Liebe zu dem Mann an ihrer Seite. Der Blick ihrer Augen zog ihn magisch an. Ihre Lippen fanden sich zu einem Kuss, die Welt um sie herum schien zu versinken. Es existierte nichts mehr außer ihnen.

Etwas abseits standen Han und Teyla und warfen sich viel sagende Blicke zu. Sie gönnten dem Paar den Augenblick der Zweisamkeit, doch die Realität holte sie schnell ein.

Jordan tauchte neben ihnen auf. Er stockte, als er das Paar sah, das sich noch eng umschlungen hielt und ein Lächeln stahl sich auf sein Gesicht. Er trat zu ihnen. „Ich störe euch zwei nur ungern, aber wir sollten aufbrechen.“

John und Rhiana fuhren auseinander.

Jordan hatte Recht, bis zu ihrem Ziel waren es noch einige Kilometer.

„Die Bewohner dieser Welt benutzen Reittiere, ähnlich unseren Pferden. Es gibt nicht weit von hier ein kleines Dorf. Wir könnten dort Tiere kaufen.“

„Kaufen? Mit was denn?“ fragte Sheppard.

Jordan zog ein paar Steine aus der Tasche. Es waren bunte Halbedelsteine der verschiedensten Arten und Formen. „Darin sind sie interessiert.“

„Woher weißt du das?“ fragte John.

„Vergiss nicht, dass ich schon einmal hier war.“

„Ach ja! Stimmt!“

Sie beschlossen, das kleine Dorf aufzusuchen. Das Dorf lag zwischen blühenden Bäumen, umgeben von Feldern. Ein kleiner Bach, der in den großen Fluss mündete, floss mitten zwischen den Häusern hindurch. Sie sahen einige Menschen auf den umliegenden Feldern arbeiten.

Als diese die kleine Gruppe bemerkte, tragen ihnen einige Menschen entgegen. Sie trugen einfache Bekleidung, doch sie waren mit Schwert und Bogen bewaffnet.

John hob grüßend die Hand. „Wir sind friedliche Wanderer von einem benachbarten Dorf. Mein Name ist John Sheppard, das sind Rhiana, Teyla, Ronon, Han und Jordan.“

„Und was wollt ihr in unserem Dorf? Es sind gefährliche Zeiten für Wanderer.“

„Wir hofften, dass ihr uns vielleicht einige Reittiere verkaufen könnten. Wir können bezahlen“, Jordan öffnete die Hand und zeigte die Steine.

Das Gesicht des Sprechers leuchtete gierig auf. „Kommt mit, ich kann euch das Gewünschte verkaufen.“

Während sie auf das Dorf zugingen, sprach John mit dem Mann. „Warum sagtest du gefährliche Zeiten?“

„Es werden immer wieder Reisende überfallen und die Dämonen auf der verwunschenen Burg sind aktiv.“

Oh! Der Mann meinte sicher die Saat Bhai. Der Dorfbewohner führte sie zu einem großen Haus, an das einige Stallungen angebaut waren. Davor befanden sich Koppeln, in den sich die Reittiere tummelten. Sie sahen tatsächlich aus wie Pferde. Der Unterschied bestand darin, dass sie anstelle eines Felles ein Federkleid besaßen und auf dem länglichen Schädel zwei kurze Hörner trugen, die direkt über den Augen waagrecht aus dem Schädel wuchsen. Anstelle von Mähnen besaßen die Tiere am langen, schlanken Hals Kämme.

„Das sind meine besten Tiere“, erklärte der Besitzer stolz.

John kannte sich mit Pferden bestens aus, und da diese Tiere sicher nicht viel anders waren, begutachtet er sie. Er musste dem Besitzer zustimmen. Nun begann das unvermeidliche Feilschen um die Anus, wie die Tiere hießen. Doch schließlich wurden sie sich einig und John war sicher, dass der ehemalige Besitzer in seinen Augen ein gutes Geschäft gemacht hatte. Das war John jedoch egal, da die Halbedelsteine für sie nicht viel Wert besaßen.

Inzwischen hatten sich einige Schaulustige eingefunden, die den Verkauf neugierig verfolgt hatten. Einer von ihnen warnte sie noch vor Lin-Nakor, einem Räuberhauptmann, der in letzter Zeit viel von sich reden gemacht hatte, weil er immer wieder Reisende überfiel. Sie versprachen vorsichtig zu sein.

Kurze Zeit später waren sie in den Sätteln und unterwegs. Sie hielten sich mehr oder weniger gut auf den Anus. John, Rhiana und Jordan waren gute Reiter. Die anderen gewöhnten sich mit der Zeit an die ungewohnte Fortbewegungsart.

Auf jeden Fall erreichten sie am Abend das Talende. Nur noch ein Hügel war vor ihnen und dahinter musste dann die Burg liegen. Sie beschlossen die Nacht hier zu verbringen und schlugen am Ufer des Flusses ihr Lager auf. Sie befürchteten nicht, entdeckt zu werden. Selbst wenn die Saat Bhai sie sahen, würden sie für eine Gruppe Eingeborener gehalten werden.

Mit den ersten Sonnenstrahlen brachen sie das Lager ab und machten sich wieder auf den Weg. Die Anus stellten sich als sehr ausdauernd heraus. Es war herrlich, so durch die Gegend zu reiten. Der Wind umspielte ihre Gesichter, und Sheppard dachte zum ersten Mal daran, wie schön es wäre, so unbeschwert zu reiten, ohne Verantwortung, und nur in den Tag hinein zu leben. Doch als er an die Saat Bhai und die Wraith dachte, erkannte er, wie selbstsüchtig dies wäre, und ein leichtes Gefühl von schlechtem Gewissen beschlich ihn.

Zum ersten Mal stießen sie nun auf Eingeborene. Es waren ein Mann und eine Frau. Die Reiter hielten an, und Sheppard übernahm wieder die Unterhaltung. Von dem Paar erfuhren sie, dass sie sich schon ganz in der Nähe der Burg aufhielten. Sie erklärten ihnen auch den weiteren Weg.

Das Paar sah den Reitern nach, bis sie ihrem Blickfeld entschwunden waren.

„Ich glaube nicht, dass sie zurückkommen“, meinte der Mann mit echtem Bedauern in der Stimme.

„Du hast recht, doch lass uns jetzt weitergehen.“ Die Frau ließ den Arm ihres Mannes, den sie umklammerte los und wandte sich in die entgegen gesetzte Richtung.

Sheppard und seine kleine Gruppe folgten inzwischen schweigend dem Weg. Von der Landschaft sahen sie im Moment nichts, denn der Weg führte durch einen Wald. Endlich erreichten sie die Weggabelung.

Ronon ritt vorne. Er zügelte sein rostrotes Anu und wandte sich den anderen zu. „Links?“

„Richtig“, bestätigte John, „der linke Weg muss einen Hügel hinauf führen, und oben soll die Burg zu sehen sein.“

„Still!“ befahl Han. Er hatte etwas gehört.

Nachdem sie kurz gelauscht hatten, konnten sie es auch hören. Irgendwo in der Nähe setzte ein Gleiter zur Landung an.

„Wir sind auf dem richtigen Weg“, John trieb sein blaues Anu an und ritt in den linken Weg hinein. Die anderen folgten ihm. Nach kurzer Zeit stieg der Weg an, und gleich darauf öffnete sich vor ihnen der Wald. Sie standen am Rand einer großen Grasfläche. Sie blickten wie auf Kommando nach oben, aber das Raumschiff war nirgends zu sehen.

„Seht ihr die Burg?“ fragte Jordan.

„Bis jetzt noch nicht. Der Eingeborene meinte, dass wir sie erst auf dem Gipfel sehen können“, erwiderte John. Er blickte nach oben. Der Weg führte durch die blühende Vegetation, dann ging es einen leichten Hang hinauf. „Dort oben müssten wir die Burg sehen können. Lasst uns hinauf reiten .“

„Dann los!“ Rhiana preschte los, die anderen folgten etwas langsamer nach. Rhiana erreichte als Erste den Gipfel und hielt ihr Anu überwältigt an.

Rhiana stand nicht nur auf der Spitze eines einzelnen Hügels, sondern befand sich am Ende des Mittelgebirges. Ihr Berg war ein Ausläufer eines Höhenzuges. Auf ihrer rechten Seite erstreckten sich weitere Bergrücken. Direkt unter ihr breitete sich eine riesige Ebene aus. Unmittelbar vor ihr erhob sich ein einzelner großer Kegelberg, der einmal zu dem Höhenrücken gehört haben musste, aber im Laufe der Jahrtausende abgebrochen war. Isoliert von den anderen Bergen ragte er vor ihr auf. So etwas nannte man einen Zeugenberg.

Auf der Spitze des Hügels entdeckte Rhiana die riesige Burg, mehr schon ein Schloss. Stolz streckte es seine Zinnen nach oben, und die Dächer der einzelnen Türme leuchteten in der Sonne.

„Da steht sie!“ sagte John neben ihr bewundernd. Er und die anderen hatten die Spitze erreicht und betrachteten das beeindruckende Panorama. Das Schloss schien zum Greifen nahe zu sein.

John riss sich mühsam von dem Anblick los und blickte nach unten. „Wie kommen wir da hinunter?“

Jordan, der das gehört hatte, zeigte nach vorne. „Dort, siehst du das nicht, John? Das ist ein Pfad, der nach unten führt.“

Sheppards Blick folgte dem Hinweis von Jordan. Sein Cousin hatte Recht. Ein schmaler Pfad führte in vielen Windungen hinunter ins Tal. „Es ist wohl sicherer, wenn wir die Tiere am Zügel führen“, meinte er schließlich.



An Bord der Pandora, einige Zeit vorher.

Lara Hunter stand am großen Hauptbildschirm und beobachtete den Einflug in das Sonnensystem. Hier, auf dem einzigen erdähnlichen Planeten, gab es einen geheimen Stützpunkt der Saat Bhai. Noch immer war sie wütend, dass Sheppard die Flucht gelungen war und sie Hals über Kopf fliehen mussten. Doch die Atlanter ahnten wenigstens nichts von diesem Stützpunkt.

Ihr Verbindungsagent in Atlantis, der sich Omega nannte, hatte zumindest nichts dergleichen gehört. Lara hatte keine Ahnung, wer Omega war, ob es sich dabei um einen Mann oder eine Frau handelte, aber das war im Grunde auch egal. Sie würde Omega mit allen ihr zu Verfügung stehenden Mitteln beschützen, wenn es sein musste, würde sie sogar über Leichen gehen. Der Agent war das einzige Verbindungsglied der Saat Bhai in Atlantis. Und nichts war wichtiger, als dessen Identität zu schützen.

„Wir erreichen die Umlaufbahn des Planeten“, unterbrach Captain Yamara ihre Gedanken. „Der Stützpunkt liegt auf dem Westkontinent.“

Als ob Lara das nicht selbst wusste, auch wenn es ihr erster Besuch in der Station war. Sie beobachtete, wie das Schiff in die Atmosphäre eindrang und über den riesigen Ozean flog und dann den Kontinent ansteuerte. Dabei überflogen sie eine liebliche Landschaft, bis am Horizont endlich die Umrisse einer riesigen Burg auftauchten.

„Dort drin liegt der Stützpunkt“, erklärte Yamara ihr. „Wir haben einen Teil des Bergkegels ausgehöhlt und einen großen Hangar für die Pandora und einige kleine Beiboote geschaffen. Niemand soll das Schiff entdecken.“

„Ist der Planet bewohnt?“

„Ja, es gibt eine menschliche primitive Kultur. Wir kümmern uns jedoch nicht um sie und die Eingeborenen halten uns für Dämonen. Hin und wieder gaukeln wir ihnen etwas vor, damit sie sich nicht der Burg nähern. Die vormaligen Besitzer haben wir einfach vertrieben oder halten sie als Sklaven in der Burg.“

Die Pandora schwebte jetzt genau über den höchsten Türmen der Burg und der Pilot ließ das Schiff langsam absinken. Unterhalb des Schlosses öffnete sich im Berg das Tor zu einem riesigen Hangar, in das die Pandora hineinschwebte und in der Mitte der riesigen Halle aufsetzte.

Vor dem Raumschiff wartete ein Mann mit kurzen braunen Haaren auf sie. „Miss Hunter, nehme ich an? Herzlich willkommen in der Pegasus-Galaxis! Mein Name ist Pierce LaSalle. Ich bin der Leiter dieser Station.“

„Ich freue mich, Sie kennen zu lernen, Mr. LaSalle“, sagte Lara, auch wenn das nicht ehrlich gemeint war. Doch den Leiter einer solchen wichtigen Station sollte man lieber auf seiner Seite wissen. Sie schenke ihm ein Lächeln, das Eisberge zum Schmelzen bringen würde. „Ich habe schon viel von Ihren gehört.“

Sie schien den richtigen Ton getroffen zu haben, denn LaSalle lächelte sie freundlich an. „Ich hörte von dem Malheur mit Sheppard. Dieser Verräter scheint alle Götter auf seiner Seite zu haben.“

„Auch ihn wird das Glück einmal verlassen, … Pierce. Darf ich Sie so nennen?“ Ihr Lächeln wurde noch liebenswürdiger.

LaSalle konnte ihrem falschen Charme nicht widerstehen. „Natürlich dürfen Sie das, meine Liebe. Ich fühle mich sehr geehrt.“

„Dann dürfen Sie mich Lara nennen.“ Sie folgte LaSalle in das Innere der Burg.

Als Erstes durchquerten sie eine große Vorhalle, an deren Wänden sie Wappen und Bilder der früheren Besitzer erkennen konnte. Nachdem sie die Ahnenhalle durchquert hatten, erreichten sie eine große Treppe, die nach unten führte. Ein riesiges Kellergewölbe erwartete sie. In diesen Kellerräumen und Verließen hatten sich die Saat Bhai mehr oder weniger eingerichtet. Sie betraten einen großen Raum, an dessen Wänden unzählige Computer installiert waren.

„Das ist das Herz unserer Anlage“, erklärte LaSalle ihr. „Von hier aus überwachen wir die ganze Burg und auch das umliegende Gelände. Wir wollen schließlich keine unliebsamen Überraschungen erleben. In den Räumen oben befinden sich die Quartiere der Besatzung und weiter unten in den Verließen haben wir noch einige Laboratorien eingerichtet.“

„Laboratorien?“ fragte Lara erstaunt.

„Natürlich! Wir führen hier einige sehr geheime Experimente durch.“

Diese Experimente interessierten Lara, und LaSalle versprach, ihr später alles zu zeigen.

„Sie müssen mir unbedingt alles von zu Hause erzählen, denn hier erreichen uns die Neuigkeiten nur sehr spärlich“, verlangte LaSalle, als sie wieder nach oben gingen.

„Selbstverständlich. Wie wäre es bei einem Glas Wein und einem guten Essen? Ehrlich gesagt, bin ich am Verhungern.“

„Wo sind nur meine Manieren? Bitte folgen Sie mir in die Messe, liebste Lara. Später zeige ich Ihnen ihr Quartier. Selbstverständlich bekommen Sie das komfortabelste Quartier zur Verfügung gestellt.“



Zur selben Zeit

Vorsichtig ging Sheppard, sein Reittier am Zügel führend, den steilen Pfad hinunter. Das Anu zeigte weder Furcht noch bereitete es ihm Schwierigkeiten, den schmalen Weg nach unten zu klettern. Hin und wieder bröckelte ein Stein unter ihren Tritten ab und stürzte mit lautem Poltern ins Tal hinunter. Der Pfad führte sie in schmalen Windungen dem Talboden entgegen, sodass der Weg schließlich doppelt so lang wurde, wie er von oben ausgesehen hatte.

Als sie festen Boden unter den Füßen hatten, stand allen die Erleichterung ins Gesicht geschrieben.

„Colonel“, wandte sich Teyla an Sheppard, „haben Sie einen Plan?“ Sie zeigte auf die Burg, die jetzt seitlich vor ihnen aufragte. Der Pfad hatte sie von der Burg entfernt, und um sie zu erreichen, mussten sie durch ein kleines Seitental zurückgehen.

Auch schien sich die Weglänge verdoppelt zu haben, was wohl daran lag, dass die Entfernung zur Burg von oben betrachtet optisch näher ausgesehen hatte.

„Wir können doch nicht einfach auf die Burg zureiten“, sprach Teyla weiter.

Sheppards Blick schweifte zu der Burg hinüber. „Nun, Teyla, genau das werden wir aber machen. Sehen Sie uns doch an! Was sehen Sie?“

Teyla musterte ihr Gegenüber ausgiebig und meinte. „Eine Gruppe Eingeborener.“

Sheppard nickte. „Sehen Sie! Und genau das werden die Saat Bhai auch sehen. Sie werden nicht weiter auf uns achten.“

„Und wenn doch?“

Dann haben wir Pech gehabt und werden uns etwas Neues einfallen lassen.“

Sie schwangen sich wieder auf ihre Reittiere und weiter ging es. Ronon ritt an den Anfang der Gruppe, und immer wieder ertappte er sich dabei, die Felswände über sich zu beobachten. Die Wände waren nicht sehr hoch und mit Bäumen bewachsen. Es mochte sein sechster Sinn sein, der ihn warnte. Ronon konnte es sich nicht erklären, es war ein Kribbeln in allen Knochen, welches ihn immer dann erfasste, wenn sich Gefahr näherte. Ein Überbleibsel aus der Zeit, die er auf der Flucht vor den Wraith verbracht hatte. Und dieses Gefühl hatte ihm schon oft das Leben gerettet.

Als Ronon eine leichte Bewegung über sich bemerkte, hielt er sein Reittier an. Er lenkte es neben das von Sheppard. „Sheppard, da oben auf den Felswänden ist etwas. Ich habe eine Bewegung gesehen.“

Sheppard sah Ronon besorgt an. „Sind Sie sicher, Ronon? Vielleicht war es nur der Wind, der durch die Bäume strich?“

Ronon zuckten mit den Schultern. „Ich bin mir nicht sicher. Auf jeden Fall sollten wir vorsichtig sein. Ich möchte an die Räuberbande erinnern, vor der uns der vorherige Besitzer unserer Reittiere gewarnt hat.“

John hielt sein Anu mit einem Ruck an den Zügeln an. „Sie haben recht, Ronon! Wir sollten auf alle Fälle unsere Waffen bereithalten.“ Er wandte sich an die anderen. „Ronon glaubt, eine Bewegung über uns gesehen zu haben. Vielleicht war es nur der Wind, aber es könnten auch diese Räuber sein, vor denen uns die Einheimischen gewarnt haben. Bleibt dicht zusammen und haltet die Waffen bereit.“

Sie trieben die Anus wieder an und ritten weiter. Vor ihnen wurde das Tal enger, die Wände rückten näher zusammen.

Ronon meinte, dass dies eine ideale Stelle für einen Überfall wäre. „Sollte jemand die Absicht haben, uns zu überfallen, dann hier. Die Wände stehen so dicht beisammen, dass wir nicht ausweichen können“, fügte er hinzu.

„Ich reite voraus“, schlug Jordan vor. „Wenn nichts passiert, kommt ihr nach.“

„Dann reite ich mit“, sagte Ronon.

Sheppard stimmte dem Vorschlag zu. „Seid vorsichtig!“

Sie beobachteten wie die zwei Männer ihre Tiere antrieben und vorsichtig in den Hohlweg hinein ritten. Ronon und Jordan ließen keinen Blick von der Höhe, doch nichts regte sich. Langsam begann Ronon zu glauben, dass er sich alles nur eingebildet hatte. Sie ließen die engste Stelle hinter sich, dann öffnete sich das Tal vor ihnen, und sie blickten auf die Ebene, auf welcher der Burgberg unübersehbar emporragte.

Ronon drehte sein Tier herum und ritt soweit zurück, dass er Sheppard sehen konnte, und winkte ihm zu. Der Colonel hatte auf dieses Zeichen gewartet und nickte den anderen zu.

„Es scheint alles in Ordnung zu sein. Lasst uns weiter reiten.“ Sein Anu setzte sich gehorsam in Bewegung, Teyla, Rhiana und Han folgten ihm.

Die Wände rückten näher, und Sheppard überkam ein ungutes Gefühl. Die Wipfel der Bäume schlossen sich über ihnen und bildeten so ein Blätterdach. In etwa zwanzig Metern Entfernung warteten Ronon und Jordan auf sie.

Plötzlich wurde es lebendig um sie herum, der Wald über ihnen schien zum Leben zu erwachen. Über sich erahnte Sheppard eine Bewegung, doch bevor er reagieren konnten, stürzte sich etwas Schweres auf ihn und warf ihn aus dem Sattel seines Reittieres. John schlug hart mit dem Kopf auf und hatte Mühe, nicht das Bewusstsein zu verlieren. Als er endlich wieder klar denken konnte, blickte er auf die Spitzen von vier langen Schwertern dicht vor seinem Gesicht.

weiter: Kapitel 6
Kapitel 6 by Selana
Teil 6

John wagte nicht mehr, sich zu rühren. Sheppard hörte Teyla wütend aufschreien und Rhianas ebenso erregte Stimme. Er wollte sich aufrichten, doch als die Schwertspitzen drohend näher kamen, blieb er am Boden liegen.

Eine Gestalt erschien in seinem Blickfeld, es war ein Eingeborener. Der Mann trug im Gegensatz zu allen anderen Bewohnern keine Kopfbedeckung. Sheppard glaubte, so etwas wie Belustigung im Gesicht seines Gegenübers zu sehen. Der Mann war etwa in seinem Alter, und besaß kurzes aschblondes Haar. Seine Augen funkelten ihn im tiefsten Blau an.

Der Mann gab seinen Leuten ein Zeichen und die Schwertspitzen verschwanden. Sheppard wurde gepackt und hochgezogen.

„John!“ Rhiana blickte erleichtert zu ihm herüber. Sheppard sah, dass die Frauen unverletzt waren und atmete erleichtert auf. Er blickte wieder den Einheimischen an.

Eine weitere Gruppe brachte Jordan und Ronon herbei, die etwas mitgenommen aussahen. Sie hatten sich wohl gewehrt, aber die Übermacht war zu groß gewesen.

Sein Gegenüber ließ Sheppard keine Sekunde aus den Augen. Jetzt überzog ein leichtes Lächeln dessen Gesicht. „Sie sind der Anführer, nicht wahr?“

„Ja, Colonel John Sheppard. Und wer sind Sie?”

„Lin-Nakor“, stellte der Mann sich vor.

„Der Räuberhauptmann!“ entfuhr es Ronon erstaunt.

Lin-Nakor sah Ronon amüsiert an. „Ja, manche nennen mich so.“

„Dann stimmt das nicht?“ fragte Sheppard.

„Ja und nein, ich versuche nur, mein Eigentum zurückzubekommen. Und dafür brauche ich Ihre Hilfe, Fremder von einem anderen Stern.“

Jetzt war Sheppard noch mehr erstaunt. „Woher wissen Sie das wieder?“

„Ich weiß noch viel mehr“, dabei sah er Jordan prüfend an. „Und ich weiß, dass Sie nicht zu den Fremden in meiner Burg gehören. Deshalb haben wir Sie angehalten“, er gab seinen Leuten einen Wink.

Diese ließen Sheppard los und senkten auch die Waffen, die sie drohend auf den Rest der Gruppe gerichtet hatten.

„Wie meinen Sie das?“ fragte Sheppard jetzt neugierig werdend.

Lin-Nakor zeigte auf die Burg. „Sie gehört mir. Die Fremden von den Sternen haben sie einfach besetzt. Sie vertrieben uns oder nahmen meine Leute gefangen. Meine Landsleute nennen die Fremden Dämonen. Auch ich wurde gefangen, doch mir gelang mit ein paar Getreuen die Flucht. Das war vor einer Sonnenumdrehung. Ich sammelte noch einige Freunde um mich. Um alle zu ernähren, muss ich manchmal zu unlauteren Mitteln greifen, das gebe ich zu. Aber ich überfalle nur solche, die auch Geld haben.“

„Ein Robin Hood also“, sagte Sheppard. „Sie überfallen die Reichen und geben es den Armen.“

„Ich weiß nicht, was ein Robin Hood ist, aber es ist richtig, was Sie da sagen. Verzeihen Sie die ungewöhnliche Kontaktaufnahme, aber ich wollte kein Risiko eingehen.“ Er zögerte einen Moment kurz und strich sich über das Haar. „Sie können ebenfalls unsere Hilfe gebrauchen.“

Sheppard stimmte dem zu. Lin-Nakor neigte sich zu ihm herüber. „Sie haben wunderbare Frauen dabei.“

„Danke! Darf ich vorstellen? Rhiana Remor, meine Lebensgefährtin, Teyla Emmagan und das sind Ronon Dex, Han Sung-Joon und Jordan Sheppard. Er ist ein Verwandter von mir.“

Lin-Nakor sah Jordan wieder an. „Ja, das ist er.“

„Haben Sie schon einen Plan?“ fragte Sheppard.

„Ja. Wir kennen einen geheimen Zugang zur Burg. Sind wir erst einmal im Inneren, brauchen wir Ihre Hilfe, um die Fremden zu vertreiben.“

„Wenn Sie es wirklich fertig bringen, uns ungesehen in das Innere der Burg zu bringen, sollte der Rest kein Problem sein. Wir können leicht Verstärkung von unserer Heimatwelt holen.“

„Das wird vielleicht nicht nötig sein.“ Lin-Nakor sah ihn geheimnisvoll an. „Lassen Sie sich überraschen.“

„Dann sollten wir keine Zeit mehr verlieren“, meinte Sheppard.

Lin-Nakors Leute hatten inzwischen die Reittiere herbeigeschafft, und alle saßen auf. Sheppard lenkte sein Reittier neben das von Lin-Nakor. „Sie sagten etwas von einem geheimen Zugang.“

„Es gibt einen Fluchttunnel aus der Burg. Meine Vorfahren legten ihn an, für den Fall, dass die Burg von Feinden erobert werden sollte. Durch diesen gelang mir auch die Flucht. Er beginnt weit vor dem Schloss und endet im Inneren der Burg. Allerdings müssen wir weit unter die Erde. Das bedeutet, dass wir die Tiere zurücklassen müssen. Schaffen das die Frauen?“

Jetzt musste Sheppard lachen. „Besser als mancher Mann!“

„Wenn Sie meinen! Versuchen wir es.“ Lin-Nakor lenkte sein Anu um einen Felsen herum. Der Einheimische sprang mit einem Satz vom Rücken des Anu und hantierte am Fuße des Felsens herum. Er schob einige Blätter und auch einige kleine Steine und Dreck zur Seite. Ein Holzverschlag kam zum Vorschein. Lin-Nakor hob ihn hoch.

Sheppard sprang ebenfalls vom Anu und trat neben den Mann. Er schaute nach unten. Eine Holztreppe führte hinunter, und daran schloss sich ein Gang an. Die Treppe sah nicht gerade vertrauenswürdig aus.

John warf einen Blick zur Burg hinüber. Nur die oberen Zinnen waren noch zu sehen. Der Colonel schätzte die Entfernung auf einen Kilometer. Soweit würden sie unterhalb der Erde gehen müssen. Und das bei nicht gerade vertrauenswürdigen Bedingungen, denn wer wusste schon, ob der Tunnel nicht einstürzte. Oder weiter vorne nicht schon eingestützt war und den Weg versperrte?

Doch sie hatten keine andere Wahl. Außerdem war Lin-Nakor vor einem Jahr mit Freunden diesen Weg gegangen.

Zwei der Einheimischen blieben bei den Tieren zurück. Lin-Nakor stieg als erster in die Unterwelt, und Sheppard folgte ihm als nächster. Vorsichtig setzte er einen Fuß vor den anderen und war erleichtert, als er die Treppe sicher hinter sich hatte. Er blieb stehen und drehte sich um. „Rhiana, du bist die nächste. Sei vorsichtig.“.

Sie kamen nur langsam voran. Die Luft war stickig und heiß. Es roch modrig. Dies war jedoch nicht verwunderlich, schließlich wurde der Gang selten benutzt. Einmal war der Gang sogar eingestürzt, und sie hatten den Weg frei räumen müssen. Von Zeit zu Zeit knackte es in den alten Holzbalken und jedes Mal warfen sie einen erschrockenen Blick in die Höhe. Hoffentlich hielt die Decke!

Sheppard marschierte mit unbewegtem Gesicht durch den Gang. Innerlich fühlte er sich jedoch bei weitem nicht so selbstsicher, wie er sich äußerlich gab. Unter der Erde fühlte er sich nie so wohl. John hoffte, dass sie inzwischen das Meiste des Weges hinter sich hatten. Ihm kam es jedenfalls so vor, als würden sie schon seit Ewigkeiten durch diese unheimliche Unterwelt wandern.

Lin-Nakor, der etwas vor ihm ging, blieb plötzlich stehen.

"Was haben Sie, Lin-Nakor?" fragte Sheppard.

Der Madril hob die Hand und bedeutete Sheppard zu schweigen. Er schien in sich hineinzulauschen.

Sheppard wartete!

Schließlich entspannte sich Lin-Nakor, dann drehte er sich zu Sheppard herum. "Wir können weitergehen."

"Was war los?" fragte Sheppard nochmals.

Lin-Nakor schüttelte nur den Kopf und ging wortlos weiter.

Sheppard folge ihm wütend. Er hatte es nicht gerne, einfach ignoriert zu werden.

Der Madril wandte sich an Sheppard: "Wir sind da. Das Ende des Tunnels. Es wird Zeit, dass wir uns äußerlich etwas verändern. Was glauben Sie würde geschehen, wenn wir als Madril verkleidet die Burg betreten?"

„Keine Ahnung“, sagte Sheppard.

„Alle Madril, die hier als Diener und Sklaven arbeiten, tragen Bekleidung der Fremden. Deshalb werden wir uns jetzt umziehen."

Lin-Nakor sprach mit seinen Leuten. Sheppard und seine Mannschaft zogen die langen Übergewänder der Madril aus und die Bekleidung, die ihnen von Lin-Nakors Männern gereicht wurde, an. Jetzt sahen sie aus, wie die Saat-Bhai, die Sheppard an Bord der Pandora gesehen hatte.

Sheppard musterte seine Streitmacht eingehend: "Dann kann es ja losgehen, Herrschaften."

Sheppard und Lin-Nakor öffneten vorsichtig die Tür, die im Moment noch den Zugang zur Burg versperrte. Sie kamen in einem gefüllten Kleiderschrank heraus. Sie schoben die Bekleidung etwas zur Seite und öffneten die äußere Tür.

"Sollen wir?" fragte Sheppard und als Lin-Nakor nickte, sah Sheppard vorsichtig hinaus. Der Schrank stand in einem Gang. Zu ihrem Glück war niemand zu sehen. Die beiden schlüpften ins Freie und traten zur Seite, damit auch die anderen den Schrank verlassen konnten.

Sheppard bemerkte mehrere verschlossene Türen. Eine von diesen öffnete sich leise und eine Gestalt trat heraus. Es war ein Madril.

Lin-Nakor trat zu ihm und sprach leise mit ihm. Sheppard fragte sich, wie der Madril von ihrer Ankunft wissen konnte.

"Glauben Sie nicht, dass man uns schon lange gesehen hat, Sheppard? Sicher werden die Gänge überwacht", warf Ronon ein.

Lin-Nakor hatte die Wörter gehört. „Nein, meine Leute haben dafür gesorgt, dass niemand unsere Ankunft bemerkt hat.“

„Wie?“ wollte Sheppard wissen.

„Das erzähle ich zu gegebener Zeit. Jetzt sollten wir meine Leute befreien. Sie wissen, dass wir kommen.“

Sheppard fragte nicht, wie sie das wissen konnten. Er hätte doch nur gehört: alles zu seiner Zeit. Sie folgten ihrem Führer durch enge dunkle Gänge. John vermutete, dass diese Gänge von den Saat Bhai nicht genutzt wurden. Deshalb gab es wohl auch keine Überwachungsgeräte.

Schließlich blieben sie vor einer Tür stehen. „Dahinter ist eine Unterkunft meiner Leute“, erklärte ihnen Lin-Nakor.

„Da kommen wir aber nicht rein“, meinte Sheppard und zeigte auf das Kästchen, das nur mit Code-Karte zu öffnen war.

"Mag sein, aber wir haben keine andere Wahl."

"Wenn nicht im Guten, dann eben mit Gewalt", meinte Ronon und hob seinen Strahler.

"Was wollen Sie machen, Ronon?" fragte Jordan besorgt.

Sheppard wollte Ronon zurückhalten, doch es war schon zu spät. Ronon drückte auf den Abzug und schoss. Das Kästchen zerschmolz. "Jetzt können wir eintreten."

"Wenn man uns bisher noch nicht bemerkt hat, dann spätestens jetzt", meinte Jordan. "Wäre das nicht auch anders gegangen?"

"Wie denn?" Ronon schüttelte den Kopf und trat gegen die Tür, die sich jetzt leicht öffnen ließ.

Wie zur Antwort leuchteten überall rote Lichter auf und ein schrilles Alarmsignal war zu hören. Sheppard verfluchte innerlich Ronons eigenmächtiges Handeln.

"Sehen Sie? Das haben Sie mit Ihrer Gewaltaktion erreicht, Ronon“, meinte Jordan.

"Ach was!" Ronon winkte ab und trat ein. Der Raum war riesig. Es schien der Wohnbereich vieler Lebewesen zu sein. Es fiel jedoch sofort auf, dass alle Fenster vergittert waren. Die Madril, die sich ihm Raum aufhielten, sahen die Neuankömmlinge neugierig an.

"Hier werden meine Leute festgehalten, wenn Sie nicht für die Fremden arbeiten müssen", erklärte ihnen Lin-Nakor.

Zumindest war der Wohnbereich behaglich eingerichtet - wenn man ein Madril war.

Lin-Nakor sprach mit seinen Leuten, denn es galt, keine Zeit zu verlieren. Die Madril ließen alles stehen und liegen und folgten Lin-Nakor. So schnell sie konnten, verließen sie den Wohnbereich durch die gewaltsam geöffnete Tür und verschwanden in einem der Geheimgänge. Nur Sekunden später tauchten auch schon die ersten Wachen auf. Vor der gewaltsam aufgebrochenen Tür blieben sie stehen.

Die Fliehenden waren inzwischen schon weiter geeilt. Doch nun waren die Saat Bhai gewarnt und ließen sich nicht mehr so leicht abschütteln. Die Wachen waren ihnen dich auf den Fersen.

Vor ihnen öffnete sich eine Wandtür und die Flüchtenden sahen sich einer Anzahl Wachposten gegenüber. Anscheinend kannten die Saat Bhai auch entsprechende Geheimgänge.

Die Atlanter zogen nun ihre Strahler hervor und es kam zu einem erbitterten Schusswechsel, die Sheppards Gruppe für sich entschied. Doch im Gegensatz zu ihnen hatten die Saat Bhai keine Betäubungswaffen verwendet. Einige der Madril lagen tot am Boden.

Lin-Nakor wandte sich an Sheppard: "Ohne Sie und Ihre überlegenen Waffen wären wir jetzt schon verloren gewesen. Vielen Dank! Meine Leute lenken die Wachen nun weiter ab, während ich Sie und Ihre Freunde in das Herz der Burg führe. Ich kenne die Zentrale von meiner Gefangenschaft her und weiß, wie wir ungesehen hineinkommen."

"Eine Frage, Lin-Nakor. Warum haben Ihre Leute nicht die Geheimgänge zur Flucht benutzt? Warum blieben sie hier?" wandte sich Jordan an den Madril.

„Anfangs flüchteten sie, aber die Fremden haben einfach wieder neue Gefangene gemacht und gedroht viele von uns umzubringen, wenn wir uns weigern für sie zu arbeiten. Seitdem warten wir auf eine Gelegenheit, unsere Freiheit zurück zu bekommen. Als ich Sie und Ihre Gruppe sah, ahnte ich, dass das die Gelegenheit war, auf die ich immer gewartet hatte."

Lin-Nakor führte sie durch geheime Gänge und endlich zurück auf einen breiten Hauptgang. Er zeigte auf eine Tür in ihrer Nähe. "Wir sind da! Das da vorne ist die Zentrale."

"Wie kommen wir hinein?" Jordan warf Ronon einen bedeutsamen Blick zu. "Wieder auf Ihre Art, Ronon?"

"Nein, ganz normal", entgegnete Ronon und zeigte nach vorne.

Als die anderen Ronons Blick folgten, sahen sie zwei Männer aus der Tür der Zentrale kommen. Sie nützten die Chance und liefen los. Bevor sich die Tür schließen konnte, hatten sie diese erreicht. Die beiden Männer waren leicht zu überwältigen. Die Anwesenden in der Schaltzentrale sahen überrascht auf, als die Angreifer hereinstürmten und sich im Raum verteilten.

"Was soll das?" fragte einer. Er sah sie genauer an. "Wer sind Sie überhaupt? Ich habe Sie noch nie hier gesehen. Und was macht der Eingeborene hier?"

Die Gruppe richtete ihre Waffen auf die Saat Bhai. "Treten Sie weg von den Computern", befahl Sheppard hart. „Und lasst die Waffen fallen.“

„Das Gleiche wollte ich gerade zu Ihnen sagen, Sheppard!“

Die kalte Stimme ließ Sheppard herumfahren. Er sah sich Lara Hunter und acht weiteren Männern gegenüber, die Waffen auf sie gerichtet hatten. „Wir haben Sie hier erwartet.“

Sheppard überwand die Überraschung jedoch schnell. Bevor Lara und ihre Männer es sich versahen, waren sie in ein Handgemenge verwickelt. Teyla, Han, Jordan, Ronon und Rhiana reagierten genauso schnell. Sie griffen die Wachposten an. Auch Lin-Nakor setzte sich zur Wehr.

Sheppard hatte keine Zeit sich um die anderen zu kümmern. Ein Schuss aus dem Strahler betäubte einen der Wachposten. Ein Geräusch veranlasste ihn dazu, sich instinktiv umzudrehen. Ein großer Mann, fast einen Kopf größer als er, stand mit einem Strahler in der Hand hinter ihm. John verschwendete keine Zeit, warf sich mit einem Satz vorwärts und drehte sich Sprung, um seinem Angreifer die Waffe aus der Hand zu treten.

Sein Gegner ließ überrascht die Waffe fallen, fasste sich aber schnell wieder. Kaum hatte John wieder Boden unter den Füßen, griff der Wächter an, schlang die Arme um Sheppards Schultern und schob ihn rückwärts. Doch John war genauso schnell. Er schob ein Bein zwischen die Füße seines Gegners und setzte zu einer Drehbewegung an, die den Griff um seine Arme schwächen sollte.

Sein Gegner stieß seine Stirn in Johns Gesicht, was diesen halb betäubte. Sein Gegenüber riss eine Hand los und schlug zu, aber Sheppard wich dem Schlag aus, und trat mit beiden Füßen gegen die Brust des Mannes, was diesen nach hinten schleuderte. Er kam jedoch schnell wieder auf die Beine. John schlug wieder zu und seine Rechte traf den Mann im Gesicht, schnell ließ er einen linken Haken folgen. Dies genügte, der Mann stürzte bewusstlos zu Boden.

Rhiana sah sich inzwischen Lara Hunter gegenüber. Die Antikerin hatte ihren Strahler nicht zur Hand, doch sie griff blitzschnell hinter sich und zog ihre beiden Kampfstöcke heraus. Sie war froh, mit John und Teyla die letzten Monate so viel geübt zu haben. Sie sprang auf Lara zu und schlug ihr den Strahler aus der Hand. Lara schrie vor Schmerz und Wut auf.

„Du kleine Hexe! Das wirst du büßen! Das kann ich auch!“ Ihr Schlag traf Rhianas linke Hand von unten und schleuderte einen ihrer Stöcke in weitem Bogen in den Gang hinein.

Lara hechtete hinterher und bekam den Stock zu fassen. Sie verwandelte ihren Sturz in eine Rolle und stand gewandt wieder auf den Beinen. Nun standen sich die beiden Frauen kampfbereit gegenüber.

weiter: Kapitel 7
Kapitel 7 by Selana
Teil 7

Ihre Stöcke schlugen aufeinander. Beide Kämpferinnen waren gleich stark und Sieger würde diejenige sein mit der größten Ausdauer oder mit dem größeren Glück. Rhiana verbannte jeden störenden Gedanken aus ihrem Kopf und konzentrierte alle Kraft und alles, war sie je gelernt hatte auf ihre Gegnerin. John und Teyla waren gute Lehrer gewesen. Rhiana war eine Meisterin im Umgang mit dem Stock geworden.

Schließlich war das Glück auf Rhianas Seite. Lara machte einen Ausfallschritt rückwärts, um dem Hieb der anderen auszuweichen und stolperte. Rhiana war sofort zur Stelle und nützte die Schwäche der Gegnerin gnadenlos aus. Der Kampf dauerte schon zu lange. Es wurde Zeit ihn zu beenden. Ihr Stock sauste von unten nach oben, traf den ihrer Gegnerin und schleuderte ihn im hohen Bogen davon. Er flog weit den Gang hinunter, unerreichbar für Lara.

Lara war einen Moment starr vor Überraschung, überwand den Moment jedoch blitzschnell. Als Rhianas Stock heruntersauste, warf sie sich zur Seite und die Waffe schlug nur wenige Zentimeter neben ihr auf den Boden. Lara rollte sich um ihre Achse und war blitzschnell auf den Beinen und ging in Abwehrstellung. Rhiana folgte ihr und als Lara mit dem Fuß zuschlug, wich sie ihrerseits aus. Die andere war zu langsam gewesen. Der Kampf hatte sie ermüdet.

Auch Rhiana fühlte diese Müdigkeit in allen Gliedern, doch noch war keine Zeit auszuruhen. Ihr Stock fuhr herum und traf Lara in die Seite, diese stieß einen Schmerzschrei aus und als Rhianas Stock sie ein zweites Mal traf, begriff Lara, dass sie nicht siegen konnte. Dieses Mal war sie einer Stärkeren begegnet oder jemanden mit mehr Glück.

Ohne zu überlegen, rollte Lara sich mehrmals um sich selbst und kam somit aus der Reichweite von Rhianas Schlagstock. Nur noch wenige Meter trennten sie vom Ende des Ganges und dahinter wusste sie eine Geheimtür. Mit einem Schrei, der ihre ganze Wut ausdrückte, sprang sie zurück und lief davon.

Mit wenigen Sätzen war Rhiana an der Ecke, doch von Lara nichts mehr zu sehen. Wahrscheinlich war sie in einen Geheimgang geflüchtet. Rhiana sah sich schwer atmend um. Sie sah alle Wachposten am Boden liegen. Ihre Gruppe hatte gewonnen.

Die Männer am Computer hatten ängstlich zugesehen. Nur sahen sie wieder Waffen auf sich gerichtet und gehorchten widerstrebend. Sie sahen mit entsetzten Augen zu, wie die Angreifer ihre wertvollen Computer mit gezielten Schüssen zerstörten.

"Was tun Sie da?" rief einer.

"Sehen Sie das nicht? Wir zerstören Ihre Anlage und jetzt hinaus mit euch!" befahl Sheppard. "Bestellt schöne Grüße an meinen Vater."

"Und wer sind Sie?"

"Wir kommen aus Atlantis. Ich bin Colonel John Sheppard."

"Atlantis? Sheppard? Ich verstehe nicht!"

Sheppard ließ sich auf kein weiteres Gespräch mehr ein und scheuchte die Angestellten nach draußen.

"Wohin jetzt?" fragte Sheppard Lin-Nakor, doch bevor der Madril antworten konnte, schlug dicht neben ihnen ein Energiestrahl ein. Erschrocken fuhren sie herum. Eine weitere Einheit Soldaten tauchte auf.

Schnell schlugen sie die Tür zu der Zentrale zu. "Was jetzt?" fragte Ronon.

"Gebt auf!" forderte sie von draußen eine Stimme auf. "Ihr kommt hier nicht mehr heraus. Es gibt nur diesen einen Ausgang."

"Stimmt das?" fragte Sheppard Lin-Nakor.

Der Madril lächelte nur hintergründig. "Es gibt immer einen zweiten Ausweg. Folgt mir!"

"Mit anderen Worten: Es gibt auch hier einen Geheimgang?" vermutete Jordan.

Zur Bestätigung seiner Worte öffnete Lin-Nakor eine geheime Tür in der Wand: Diesmal in den Wandmalereien verborgen. "Bis sie draußen merken, dass wir nicht mehr hier sind, sind wir schon lange in Sicherheit", versprach Lin-Nakor und ging voraus.

Die anderen folgten ihm kopfschüttelnd. Wie viele solcher Gänge mochte es hier wohl geben? Wahrscheinlich war jeder Raum in der Burg damit durchzogen. Die Madril schienen ein seltsames Volk zu sein.

Lin-Nakor führte sie über Treppen, Gänge und Flure, er schien jedoch genau zu wissen, wo sie sich gerade befanden. Schließlich trafen sie in einem großen Raum auf weitere Angehörige seines Volkes. Hauptsächlich Frauen und einige wenige Kinder, die sich nicht am Kampf gegen die Saat Bhai beteiligt hatten.

Nun würden sie sich als erstes überlegen müssen, wie sie die Saat Bhai vertreiben konnten.

"Wir könnten uns einen nach dem anderen schnappen", schlug Ronon vor.

„Ich habe eine bessere Idee“, sagte Lin-Nakor. „Das erklärt Ihnen auch, woher ich wusste, dass Sie Fremde aus dem Weltraum sind. Und auch, weshalb meine Leute wussten, dass wir kommen.“

Lin-Nakor erklärte, was er vorhatte. Die anderen hörten gebannt zu und kamen aus dem Staunen nicht mehr heraus.



LaSalle stand in der zerstörten Überwachungszentrale und fluchte. "Wie konnte das geschehen?"

Lara Hunter stand daneben. Der Alarm hatte sie hierher geführt. „Das war Sheppard. Er ist hier gewesen.“ Noch immer ärgerte es sie, dass sie den Kampf gegen die Geliebte von Sheppard verloren hatte. Doch es gab ein Wiedersehen und dann würde es anders ausgehen.

Eine bedrückende Atmosphäre durchzog plötzlich den Raum. War es Furcht? Aber wo vor sollte sie sich fürchten?

"Spüren Sie es auch, Miss Hunter?" fragte LaSalle.

Laras Denken beherrschte auf einmal dieses Unbehagen? Sie nickte zustimmend.

Eine Explosion erschütterte die Burg, gleich darauf noch eine.

"Was war das?" fragte Lara.

LaSalle aktivierte sein Com-Link. Die Antwort kam postwendend. "Unsere ganze Energieversorgung wurde zerstört, Sir. Alle Systeme arbeiten im Moment auf Notreserve."

"Wie ist das möglich, Gomez?" fragte LaSalle seinen Mann.

"Es müssen Sheppards Leute gewesen sein. Sie haben überall Bomben gelegt."

Plötzlich gingen alle Lichter aus und aufgeregte Stimmen waren aus dem Com-Link zu hören. "Was ist los, Gomez?" rief LaSalle.

"Sir, wir werden von einer großen Übermacht angegriffen. Wir müssen uns zurückziehen. Die Notversorgung ist auch zerstört worden." Gomez Stimme war fast nicht mehr zu verstehen.

LaSalle und Lara Hunter sahen sich erschrocken an. Sheppard musste mit einer ganzen Streitmacht gekommen sein und sie hatten nichts bemerkt.

"Kommen Sie, Lara! Sehen wir uns das selbst an."

Sie liefen aus der zerstörten Sicherheitszentrale. Im Gang kamen ihnen aufgeregte Leute entgegen.

"Sir, die Übermacht der Angreifer ist zu groß. Wir haben keine Ahnung, woher sie auf einmal gekommen sind."

Weitere Explosion erschütterten die Burg. Die Grundmauern erbebten.

"Sheppard muss verrückt geworden sein. Er will die ganze Burg zerstören."

Lara Hunter sah LaSalle an: "Wir müssen die Pandora in Sicherheit bringen."

"Sie haben recht, Lara. Rufen Sie das Schiff, Leroi, und sagen Sie ihnen, dass wir auf dem Weg sind", befahl er einem seiner Männer. Gleichzeitig liefen sie los, um das Schiff zu erreichen. „Ich befehle die vollständige Evakuierung des Stützpunktes.“

Eine weitere Explosion erschütterte die Burg und auch der Gang, durch den sie liefen, zeigte schon erste Risse. Steine fielen aus der Decke, doch die Flüchtenden hatten Glück und wie durch ein Wunder wurde niemand verletzt.

Sie erreichten die Pandora, wo inzwischen die ersten Flüchtlinge eingetroffen waren. Alles Personal war schon an Bord oder im Begriff einzusteigen. "Raus hier", befahl LaSalle, nachdem der Letzte eingestiegen war.

Das Schiff startete. Sogar schon im Innenhof der Burg sah man die Beschädigungen. Einer der Türme stand in Flammen. Nun sahen sie auch die Jumper-Flotte, die immer wieder Angriffe gegen die Burg flogen. Bald stand die ganze Burg in Flammen. Ihr Stützpunkt war verloren. Doch zum Glück gelang ihnen die Flucht in den Weltraum. „Diese Wahnsinnigen", sagte LaSalle erschüttert. "Sie haben tatsächlich die ganze Burg zerstört. Sheppard muss total verrückt geworden sein."

"Ob er dabei den Tod gefunden hat?" fragte einer seiner Leute.

"Das glaube ich nicht", antwortete Lara. "Dieser Fuchs hat sicher für sich und seine Leute einen Fluchtweg freigehalten. Wir werden noch öfters von ihm hören. Eigentlich sollte ich wütend auf ihn sein, weil er den Stützpunkt zerstört hat, doch ehrlich gesagt, bin ich beeindruckt. Ich freue mich, auf ein weiteres Wiedersehen. Zum Glück wissen die Atlanter nicht, dass wir noch einen zweiten Stützpunkt haben. Fliegen wir dorthin."

Sheppard ließ die Madril keine Sekunde aus den Augen. Eine ganze Gruppe hatte einen Kreis gebildet und hielten sich an den Händen fest. Die Stille, die im Raum herrschte, war fast greifbar.

Ronon kam zu ihm. "Sheppard, das müssen Sie sich ansehen." Er flüsterte, denn sie wollte die Madril nicht stören.

Sheppard folgte Ronon auf den Balkon des Zimmers. Das Zimmer und der dazugehörige Balkon befanden sich auf einem der hohen Türme der Burg. So konnten sie das herrliche Panorama geniesen.

Jordan, Rhiana und Han befanden sich auch auf dem Balkon und blickten nach unten. Sheppard folgte ihrem Blick und sah die Pandora aus dem großen Hangartor fliegen. Sie schoss Luftlöcher in den Himmel.

Ronon lachte: "Lin-Nakors Plan funktioniert tatsächlich. Sie haben die Burg verlassen, als wäre eine ganze Wraith-Flotte hinter ihnen her."

"Ja", stimmte Sheppard zu. "Was mögen die Telepathen ihnen nur suggeriert haben?"

"Etwas das so furchtbar ist, dass sie keine andere Möglichkeit hatten, als die Burg sofort zu verlassen", ertönte hinter ihnen eine Stimme.

Sheppard drehte sich herum und sah Lin-Nakor hinter sich stehen. "Was?" fragte er.

„Wie ich schon sagte, fast alle Madril sind das, was Sie Telepathen nennen. Wir haben die Köpfe der Fremden mit Bildern gefüllt. Sie denken, die Burg würde angegriffen. Dazu kommen noch Explosionen. Dies geht so weit, dass sie die Burg in Schutt und Asche liegen sehen."

"Warum wirken diese Bilder nicht auf uns?"

"Wir verhindern das."

Sheppard schüttelte den Kopf. "Das muss ungeheuer anstrengend sein."

"Ja, und nur gemeinsam können wir das machen. In Zukunft soll kein Fremder von außerhalb, mein Volk beherrschen. Zumindest nicht, wenn ich es verhindern kann. Mein Volk hat gelernt, mit dieser Fähigkeit umzugehen. Es ist verboten, die Gedanken des anderen gegen dessen Willen zu lesen."

„Bei uns taten Sie das aber“, sagte Sheppard.

„Aber nur mit Widerwillen und weil mir keine andere Wahl blieb.“

"Ich hoffe, dass Sie diese Fähigkeiten nur zum Wohle Ihres Volkes einsetzen werden, Lin-Nakor?"

"Das werde ich, Sheppard. Wir könnten Verbündete werden."

"Das ist eine gute Idee", erwiderte Sheppard beeindruckt. "Unsere Aufgabe hier ist nun beendet. Wir werden Sie jetzt verlassen. Aber wir kommen wieder, wenn Sie es erlauben."

"Leben Sie wohl, mein Freund. Sie sind jederzeit willkommen“, sagte Lin-Nakor.

"Danke für alles. Unsere Reittiere gehören Ihnen. Wir haben keine Verwendung mehr für sie, da wir ein Shuttle gefunden haben, mit dem wir zu unserem versteckten Raumschiff fliegen können.“

Lin-Nakor nickte dankend. „Sie sollten Jordan fragen, wer er wirklich ist, Sheppard. Er hat sie nämlich angelogen.“

John sah ihn überrascht an. „Wer ist er dann?“

„Fragen Sie ihn das selbst, aber keine Sorge, er meint es ehrlich. Nur bei seiner Identität hat er nicht die Wahrheit gesagt.“



Atlantis

Die Excalibur hatte sicher Atlantis erreicht. Weir erzählte ihnen, dass der Spion an Bord der Daedalus gefasst worden war. Es war einer der Techniker gewesen.

Nachdem sie Weir alles berichtet hatten, gingen sie in ihr Quartier. Dorthin hatten sie Jordan bestellt. Es wurde Zeit, dass dieser ihnen die Wahrheit sagte.

Jordan kam herein. Er sah Sheppard und Rhiana an, und wusste sofort, dass etwas nicht stimmte.

„Lin-Nakor hat uns erzählt, dass du uns in Bezug auf deine Identität angelogen hast“, begann Sheppard ohne Umschweife. „Du wirst dieses Quartier nicht verlassen, bevor wir nicht alles wissen.

Jordan sah sich im Raum um. Er hatte gewusst, dass dieser Zeitpunkt kommen würde. „Was ich jetzt zu euch sage, muss unter uns bleiben. Kein Außenstehender darf etwas davon erfahren. Seid ihr damit einverstanden? Auch Weir und die anderen nicht.“

„Fang an, Jordan“, verlangte Sheppard.

Jordan sah Sheppard tief in die Augen, dann ruhte sein Blick fast zärtlich auf Rhiana.

„Es ist schwer, einen Anfang zu finden“, begann Jordan. „Ich werde damit beginnen, dass ich erkläre, wer ich bin. Mein Name ist Jordan Sheppard, aber ich bin nicht dein Cousin.“

„Ich wurde im Jahre 2006 geboren, ein Jahr in eurer Zukunft. Und ich komme 41 Jahre aus der Zukunft.“

Die beiden sahen ihn ungläubig an, denn sie ahnten plötzlich, auf was Jordan hinaus wollte.

„Ja, ihr seid meine Eltern. Das mag sich unglaublich anhören, aber es entspricht der Wahrheit. Ich bin Wissenschaftler und einer meiner Lehrer war Janus. Er baute diese Zeitmaschine, die in der Excalibur eingebaut wurde. Es war immer mein Wunsch, in diese Zeit zu reisen, wo alles begann. Doch du, Vater hast das immer verboten und meintest nur: alles zu seiner Zeit. Dann, eines Tages bist du zu mir gekommen, und gabst mir überraschend die Erlaubnis zu dieser Reise. Alles über eure Entführung hast du selbst aufgeschrieben. Deshalb wußte ich auch so gut Bescheid.“

„Ich selbst habe dir das gegeben?“

„Ja, doch ich darf nichts Näheres über die Zukunft sagen. Es geht auch darum, dass man nichts in der Zeit verändern darf. Niemand weiß, was man dadurch alles auslösen kann.“

„Aber warum bist du überhaupt das Risiko eingegangen?“ fragte Sheppard.

„Ich musste es tun. Nicht nur, dass ihr meine Eltern seid, ohne euch wäre ich ja nie geboren worden. Hätte man euch zur Erde geschafft, wäret ihr getötet worden. Die ganze Zukunft hätte anders ausgesehen. Die Saat Bhai hätten gewonnen.“

„Nein, das glaube ich nicht. Wären wir ausgefallen, hätten andere unsere Stelle eingenommen.“

„Nein, Vater. Niemand hätte deine Stelle eingenommen. Glaub mir das. Du bist der große Führer der Zukunft, dem alle folgen werden. Du hast das Konzil geeinigt und die Saat Bhai besiegt. Ohne dich und Rhiana wäre das alles nicht geschehen.“

Rhiana und Sheppard hatten sich noch nicht von der Überraschung erholt, ihrem erwachsenen Sohn gegenüberzustehen. Rhiana fühlte, dass Jordan die Wahrheit gesagt hatte. Waren das die Instinkte einer zukünftigen Mutter? Sie sah John an. Nun, wenn sie es recht überlegte, dann wäre ein Sohn und vielleicht sogar eine Tochter von John genau das, was sie wollte.

„Und wie passt meine Mutter da rein? Sie hat doch deine Identität bestätigt.“

„Ich habe ihr gesagt, wer ich bin. Wir kamen darüber überein, dass es besser wäre, wenn ihr beide nicht die ganze Wahrheit kennt. Leider haben wir nicht mit den Madril gerechnet.“

„So ist das. Du erlaubst, dass wir uns erst von dieser Überraschung erholen dürfen? Und wie lange wirst du hier bleiben? Ich meine, wann willst du in deine Zeit zurückkehren? Deine Aufgabe hier ist ja erledigt.“

„Nicht mehr lange, denn ich werde zu Hause erwartet, aber wir werden uns ja bald wieder sehen“, meinte er grinsend. „Auch wenn ich dann viel jünger sein werde.“

„Das ist Schade, aber ich verstehe dich“, sagte Sheppard enttäuscht.“

„Gut, das wäre geklärt. Und so lange ich hier bin, lassen wir es dabei, dass ich dein Cousin bin.“

"Ja, das wird wohl besser sein", antwortete er. Dann stand er auf und warf noch einen kurzen Blick zurück zu seinen Eltern, bevor er ihr Quartier verließ.

Rhiana ergriff Johns Arm und sah zu ihm auf. Ihre Blicke trafen sich und keiner von beiden brauchte ein Wort zu sagen.

Sheppard flüsterte Rhiana zu: "Wie wäre es mit einem Abendessen zu zweit?"

"Gerne, John. Und anschließend müssen wir noch dafür sorgen, dass Jordan geboren wird."



Irgendwo in Atlantis.

Omega triumphierte! Alles hatte hervorragend geklappt. Alle glaubten, dass der Spion gefunden worden war. Niemand ahnte, dass dieser nur ein von ihm vorgeschobener Südenbock gewesen war. Keiner kam auf die Idee ihn zu verdächtigen. Nun konnte er in Ruhe weiter arbeiten.

E N D E
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