Göttlicher Wind by Fermina
Summary: SG-1 stolpert aus dem Stargate heraus mitten hinein in eine Art außerirdische Fremdenlegion. Unfreiwillig rekrutiert muss man sich nun für den Kampf im Dienste einer unbekannten Rasse rüsten, die sich auf den ersten Blick als wertvoller Verbündeter der Menschheit erweisen könnte. Doch was steckt wirklich dahinter?
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara, Samantha Carter (SG-1), Teal’c (SG-1)
Genre: Friendship, General
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 2 Completed: Ja Word count: 11420 Read: 9165 Published: 22.11.11 Updated: 22.11.11

1. Kapitel 1 by Fermina

2. Kapitel 2 by Fermina

Kapitel 1 by Fermina
Author's Notes:
Das hier ist Teil 1 von insgesamt 2 Teilen. Diese Fanfic ist eine verrückte Idee die mir bei einem Mittagessen mit meiner Chaoten Familie in den Sinn kam und während der langen Stunden, die ich jede Woche in einem Pizza Taxi Auto verbringe in meinem Kopf zu einer vollständigen Geschichte heranreifte. (Nur schreiben konnte ich während des Autofahrens leider nicht *FG* ….) Da die siebte Staffel ja bekanntlich so „Jack-light“ ist, habe ich dieses mal eine Geschichte aus Jacks Perspektive geschrieben um alle Fans ein wenig zu entschädigen *G*… Den Begriff „Lhari“ habe ich aus einem Science Fiction Roman von Marion Zimmer Bradley („Die Farben des Alls (1963)“) genommen und für meine Zwecke verwendet. Ich habe dieses Wort nicht erfunden! Ich habe es nur verwendet, weil es so gut klang… *Bedankt sich noch ganz lieb bei Greyfinchen fürs Betalesen und bei Antares für eine hilfreiche zweite Meinung!*
Göttlicher Wind


Jack O’Neill betrat den Planeten PX2-561 und das erste, das er wahrnahm, war der Geruch von kürzlich gefallenem Regen. Sehen konnte er nicht besonders viel, da die Abendsonne, die zwischen dicken, violetten Regenwolken und dem Horizont stand, ihn blendete.
Hinter sich hörte er seine Teammitglieder aus dem Stargate treten. Im selben Moment schob sich ein Stück Wolke vor die Sonne und zu seiner Überraschung sah er vor sich ein Meer von Zelten, die sorgfältig in gleichmäßigen Abständen nebeneinander errichtet worden waren.

Er wollte sich gerade fragend an Carter wenden, als sich rasch ein Dutzend Männer von rechts und links näherte, ihnen die Waffen abnahmen und dann Fesseln anlegten.
Alles ging so schnell, dass sie noch nicht einmal Zeit hatten, sich zu wehren.
„Das sind wohl die neuen…!“, sagte einer der Männer zu den anderen.
Wieder ein anderer befahl in einem schroffen Tonfall: „Schafft sie weg! Die nächste Gruppe wird in Kürze eintreffen!“
Sprachlos und schockiert über diesen Empfang wurde SG-1 vom Stargate weggezerrt. Jack wusste nicht, wie ihm geschah, als er auch schon mit den anderen in eines der Zelte gesperrt wurde. Schritte entfernten sich und SG-1 war allein.

„Carter?“, fragte Jack in einem übertriebenen scharfen Tonfall, denn er war ein wenig sauer. Hatte Carter nicht gesagt, dass es auf diesem Planeten keine intelligenten Lebewesen gab?
„Ich kann es mir auch nicht erklären, Sir! Als ich das M.A.L.P. vor drei Stunden durch das Stargate schickte, war von alledem nichts zu sehen…“
„Fakt ist, dass es hier doch Menschen zu geben scheint und wir sind ganz offensichtlich ihre Gefangenen!“, fasste Daniel zusammen.
‚Klugscheißer!’, dachte Jack, sagte es aber nicht laut, um die Konfrontation mit dem Archäologen zu vermeiden. Er blickte zu Teal’c hinüber, der damit beschäftigt war, die Zeltwände zu untersuchen.
Schließlich drehte der sich um.
„Es gibt keinen Ausweg, O’Neill. Auch der Ausgang ist verschwunden. Das Zelt ist zudem aus einem Material gefertigt, das ich noch niemals gesehen habe. Auch als Primus unter Apophis nicht.“
„Wo kam die Stargate-Adresse überhaupt her?“, fragte Jack und setzte sich auf den kalten Boden.
„Nun, sie stammt von dem Planeten, auf dem wir vor zwei Monaten waren. Ich glaube es war, P5Y-712.“, sagte Daniel und nahm sein Kopftuch ab um sich auf demselben nieder zu lassen.
„Daniel, ich habe doch längst nicht alle Adressen im Kopf. Hatte der Planet auch einen richtigen Namen?“
„Nein Jack, aber es war der Planet, auf dem du über eine Steinspitze gestolpert bist, die sich wenig später als Teil eines dreitausend Jahre alten unterirdischen Tempels entpuppte.“, sagte Daniel mit hoch gezogenen Augenbrauen.
„Ach ja…“, sagte Jack auf seinen Zeh blickend, den er sich an jenem Tag nicht gerade unempfindlich gestoßen hatte.
„Sir, genau genommen war dort kaum etwas, außer eben dieser Stargate Adresse. Die Goa’uld sind vielleicht noch nie hier gewesen, da der Tempel seit so langer Zeit von niemandem mehr betreten wurde.“

Von draußen hörten sie in einiger Entfernung, wie sich das Stargate erneut aktivierte.
„Es macht aber jetzt Sinn, warum das letzte Chevron zuerst nicht einrasten wollte. Das Sternentor auf diesem Planeten war besetzt. Es sind wohl immer wieder Menschen durchgeschickt worden und für die Männer, die uns gefangen genommen hatten, muss es wohl so ausgesehen haben, als seien wir nur vier weitere Gefangene…“, bedeutete Carter.
„Wir haben unser C4 noch!“, sagte Teal’c plötzlich.
„Bist du verrückt, T.? Wir können uns nicht aus dem Zelt sprengen – ohne Deckung!“, Jack schüttelte den Kopf. „Wir müssen warten, bis sich eine günstige Gelegenheit ergibt, dann schlagen wir uns zum Tor durch.“
Jack schaute zu Carter, Daniel und Teal’c und bemerkte, dass sie noch weniger an seine Worte glaubten als er. Schließlich brummele er: „Na, irgendwas wird uns schon einfallen!“

Langsam wurde es empfindlich kalt und bald richtete sich Jack wieder auf.
‚Wir hätten uns wärmer anziehen müssen’, dachte er. Aber Carter hatte doch gesagt, dass die Temperaturen frühlingshaft seinen, zumindest laut den Angaben, die das M.A.L.P gemacht hatte.
„Das M.A.L.P!!“, sagte Jack laut. „Wo ist das überhaupt hingekommen? Ich habe es gar nicht gesehen…“
In diesem Moment öffnete sich das Zelt an einer Seite und ein klein gewachsener Mann wurde in das Innere gestoßen. Jack sprang auf und wollte die Männer draußen daran hindern, das Zelt wieder zu verschließen. Vergeblich schlug er gegen die Zeltwand, die kein bisschen nachgab. Er hörte sie nur sagen: „Dieses Zelt ist jetzt voll. Zehn weitere sind noch zu füllen. Kommen die Lieferungen jetzt regelmäßig…?“ Die Stimme entfernte sich und Jack drehte sich zu dem kleinen Mann um.
Der saß zitternd in einer Ecke.
„Na gut, Daniel, versuch du mal, dich mit ihm anzufreunden!“, seufzte Jack und setzte sich wieder auf den kalten Boden. Aus welchen Gründen auch immer machte er einen schrecklichen Eindruck auf den kleinen Mann. Bei Teal’c konnte er das ja noch verstehen, aber er konnte doch keiner Fliege etwas zu Leide tun…!
Aus den Augenwinkeln beobachtete er Daniel, der sich langsam von seinem Tuch erhob und sich im Schneidersitz vorsichtig vor den Mann setzte.



***



Das Gespräch blieb weitgehend ergebnislos. Als sich heraus stellte, dass der Mann stumm war, versuchte der Archäologe durch Ja und Nein Fragen etwas zu erfahren. Leider gelang es Daniel jedoch nur eine interessante Information aus dem kleinen Mann heraus zu bekommen: Er war offensichtlich freiwillig hier.

Die Temperatur hatte sich weiterhin verringert und Jack merkte langsam, wie seine Zehen taub wurden Nach einigen Stunden wurden ihnen Decken und einige Nahrung ohne weiteren Kommentar ins Zelt geschoben. Jack überlegte immer wieder, was sie wohl mit ihnen vorhatten und warum der kleine Mann freiwillig hier her gekommen war. Irgendwann schlief er ein.

Am nächsten Morgen wurden sie unsanft geweckt. Viele Männer stürmten ihr Zelt und legten sie in Ketten.
Als sie aus dem Zelt geführt wurden, bemerkte Jack, dass dieser Planet zwei Sonnen hatte. Grob wurden sie zu Boden gestoßen und sahen mit an, wie die Zelte abgebaut wurden. Auf Zurufe reagierten die Arbeiter nicht und Jack versuchte vergeblich, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.
Die Zelte wurden auf Plattformen verstaut, die ein paar Zentimeter über dem Boden schwebten und auf eine höher entwickelte Zivilisation schließen ließen. Jack konnte sich nicht erinnern, jemals ähnliche Geräte gesehen zu haben.

Als die Zelte verstaut worden waren, konnte Jack die anderen Gefangenen sehen. Sie waren alle Menschen, soviel stand fest. Dennoch schienen sie alle aus unterschiedlichen Kulturen zu stammen. Er brauchte nicht einmal Daniel, um das zu sehen. Sie trugen unterschiedliche Kleidung und waren oft von unterschiedlicher Hautfarbe und Statur. Und zu seiner Überraschung schienen alle ganz ruhig zu sein. Brav saßen sie nebeneinander und nicht einer wehrte sich gegen die Behandlung durch die Männer, die nun letzte Vorbereitungen für einen Aufbruch trafen.
„Sir!“, riss Carter ihn aus seinen Gedanken. Sie nickte mit dem Kopf in die Richtung in der die Arbeiter damit begannen, einen Menschen nach dem anderen aufzuscheuchen und in eine Richtung zu treiben.
Erst überlegte Jack, sich gegen den Aufbruch zu wehren, um so die Aufmerksamkeit endgültig auf sich zu ziehen, entschied sich dann aber dagegen und folgte der langen Reihe von Menschen und Transportplattformen.



***



Sie bewegten sich zielstrebig in östlicher Richtung - wenn das tatsächlich Osten war - vom Stargate weg auf einen Berg zu. An dem Berg selbst war nichts Ungewöhnliches zu entdecken, aber er passte irgendwie nicht in die Landschaft, denn es gab nur diesen einen Berg im Umkreis von 360°. Der Rest war Ebene. Er wirkte wie eine schlechte Kulisse in einer Schulaufführung. Schwarz und dunkel hob er sich von dem hellen Boden der Ebene ab. Zu dem Schwarz des Berges gesellten sich bald dicke Wolken und es fing an, zu schneien. Jack fröstelte und Carter, die neben ihm lief, sah auch schon nicht mehr so frisch aus.
Sie fing seinen Blick auf und fragte flüsternd: „Schon irgendeinen Plan, Sir?“
Jack schüttelte den Kopf.
„Ich will wissen, wohin sie uns führen! Vielleicht bekommen wir dann auch mal die zu Gesicht, die diese Menschen anleiten, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass die da das Ganze in der Hand haben!“ Er nickte in Richtung ihres Antreibers und wischte sich dann mit dem Ärmel Schneeflocken von seinen Augenbrauen.
Die weißen Flocken tanzten auf und ab und wurden dichter, so dass es immer schwieriger wurde, gegen sie anzukommen.
Nach einer Stunde vergeblichen Vorwärtskommens gab der Treiber, der sich gestern so schroff aufgeführt hatte, das Zeichen, das Lager aufzuschlagen. Die Arbeiter spurten und schlugen hastig die Zelte auf.
Bald befand sich SG-1 wieder innerhalb eines Zeltes. Der kleine Mann von gestern wurde auch dieses Mal wieder in ihr Zelt gestoßen.

Zu Jacks Erstaunen, benahm er sich erneut genau so schreckhaft wie am vorigen Tag.
„Was ist denn bloß los mit ihm?“, fragte er Daniel.
„Ich weiß es auch nicht. Er benimmt sich, als hätte er uns noch niemals gesehen…“, bemerkte Daniel.
Carter lächelte ihn an und sagte: „Wir sind es, erkennst du uns nicht mehr? Du warst gestern schon einmal mit uns in einem Zelt!“
Der kleine Mann machte nun einen überraschten Eindruck.
„Vielleicht leidet er an Gedächtnisverlust.“, vermutete Teal’c kühl.
Sie diskutierten eine Weile darüber, was wohl mit dem kleinen Mann geschehen war. Eigentlich war die Diskussion unnötig, aber keinem fiel ein, wie sie fliehen konnten, also war das ein willkommenes Thema.
Umso mehr zuckten alle zusammen, als sich aus der Ecke jemand räusperte.
„Verzeihung!“, sagte der kleine Mann.
„Du kannst sprechen?“, fragte Jack entgeistert.
„Verzeihung!“, sagte der Mann dieses Mal entschuldigend.
„Du brauchst dich nicht zu entschuldigen!“, sagte Daniel höflich. „Aber sag uns, warum kannst du auf einmal sprechen?“
„Ich kann schon immer sprechen.“
„Willst du uns auf den Arm nehmen?“, fragte Jack in einem etwas wütenden Tonfall. „Gestern konntest du es noch nicht!“
„Das mag daran liegen, dass ich gestern nicht mit euch in einem Zelt war. Wahrscheinlich wart ihr gestern mit meinem Tsuin Jascha in einem Zelt.“, sagte der kleine Mann nun immer mutiger.
Fragend schaute Jack in Daniels Richtung. Er hatte nicht den blassesten Schimmer, was Tsuin zu bedeuten hatte. Daniel, der den Blick schon zur Genüge kannte, übersetzte:
„Zwilling; das kommt definitiv aus dem Asiatischen. Ich weiß nur gerade nicht, welche Sprache das genau ist.“
„Nicht so wichtig Daniel…“
„Wie heißt du denn?“, fragte Carter interessiert.
„Jaron!“
„Wenigsten einer, der mit uns redet. Diese Arbeiter reden keinen Ton mit uns!“, sagte Jack und trat näher an Jaron heran.
„Oh, das dürfen sie auch nicht. Es ist ihnen untersagt, mit den Auserwählten zu sprechen!“
„Auserwählten?“, fragte Daniel. „Wir sind Auserwählte? Wie meinst du das?“
Jaron war sichtlich verwirrt. „Aber…“
Jack wurde es nun zu bunt. „Hör zu, Jaron. Wir sind durch Zufall in die Sache hier rein geraten. Wir kommen von der Erde und wollten den Planeten erforschen, als man uns gefangen nahm. Wir müssen dringend wissen, wohin man uns bringt!“
„Zur Plattform. Von dort aus treten wir durch ein Tor die Reise in die Welt unserer Retter an.“
„Wer sind eure Retter? Wie werden sie genannt?“, fragte Daniel und rieb sich die Füße.
„Ihr müsst wirklich von weit her kommen, wenn ihr die Lhari nicht kennt. Sie haben uns vor dreitausend Jahren aus der Gefangenschaft befreit und uns ein neues Zuhause gegeben.“
„Wer hatte euch denn gefangen gehalten?“
„Ein schrecklicher Herrscher mit dem Namen Yu! Die Lhari haben ihn besiegt und uns errettet.“
„Ah Yu, der alte Schlangenkopf!“, sagte Jack nickend. Dann drehte er sich zu Daniel, Teal’c und Carter um.
„Hört zu, wenn diese Lhari Yu in die Flucht schlagen konnten, dann mussten sie schon damals sehr fortgeschritten sein. Ich schlage vor, dass wir erst mal so tun, als ob wir zum Rest dieser Auserwählten gehören, um möglichst nah an die Lhari heran zu kommen. Vielleicht haben sie Waffen, die uns im Kampf gegen Anubis helfen könnten!“
Zustimmendes nicken. Nur Daniel machte ein zweifelndes Gesicht.
„Jack, vielleicht sollten wir erst einmal in Erfahrung bringen, wozu diese Menschen überhaupt auserwählt sind!“
Jaron, der offenbar mit angehört hatte, was sie gesagt hatten, mischte sich ein: „Wir sind diejenigen, die unseren Rettern helfen dürfen, gegen den neuen Feind zu kämpfen! Im Gegenzug erhalten unsere Familien daheim Wohlstand und Ehre. Mein Bruder und ich sind nicht die ältesten unter den Söhnen meiner Mutter und so beschlossen wir, uns freiwillig zu melden. Wir hatten Glück und wurden auserwählt!“
„Dein Bruder sah aber nicht besonders fröhlich darüber aus, als wir ihn gestern trafen!“, bemerkte Jack. „Außerdem ist er stumm – hat man ihn überhaupt gefragt?“
„Wäre er nicht mitgekommen, so wäre Schande über ihn gekommen.“
„Verstehe!“, brummte Jack.

Das ständige Auf- und Abbauen des Lagers und das Weiterziehen in Richtung des Berges wurde langsam aber sicher zur Routine. Das Wetter bot die einzige Abwechslung. Der Wechsel von Sonne, Regen und Schnee machte nicht nur Jack zu schaffen.

Jaron sahen sie nach dem Zusammentreffen an jenem Tag nicht mehr wieder.



***



Zwei Tage später erreichten sie den Fuß des Berges. Die Fluggeräte mit dem Gepäck wurden voraus geschickt und dann begann der Aufstieg. Er war hart und je höher sie kamen, desto stärker blies der Wind. Der Berg bestand aus einem seltsamen Gestein. Carter hatte auch keine Idee, was es sein konnte.

Auf schmalen Pfaden kletterten sie immer an der Felswand entlang. Spitze Steine zerrissen Jack die Hose und verletzten seine Beine. Bald sah seine Kleidung auch nicht mehr viel besser aus als die von Jascha und Jaron.
Wenn Jack vom Berg hinab auf die Ebene schaute, so konnte er in der Ferne das Stargate erkennen. General Hammond müsste bald Nachforschungen anstellen, da sie schon lange überfällig waren. Vielleicht hatte er bereits versucht, das Gate anzuwählen, um SG-6 zu schicken, um sie gegebenenfalls zu retten…
Wann würden sie zurück zur Erde reisen können? Er zwang sich zur Vernunft. Diese Mühe konnte vielleicht mit Waffen bezahlt werden, die eines Tages die Erde retten könnten, also musste er durchhalten.
Teal’c, Carter und Daniel sagten kein Wort. Jeder von ihnen schien sich bewusst, dass es wichtig war, nicht aufzugeben.

Eine ganze Weile später erreichten sie endlich die Spitze des Berges. Es gab eine große Plattform, die so glatt war, dass man den Eindruck bekam, auf einem Spiegel zu stehen. Aber das erstaunlichste war nicht die spiegelglatte Oberfläche des Berges, sondern viel mehr, was darauf stand.
Es hatte eine ähnliche Form wie ein Stargate, nur waren andere Symbole darauf zu sehen. Die Farbe war von einem glänzenden Weiß, das an das Innere einer Muschel erinnerte.
Carter schob sich ein wenig näher an Jack heran und flüsterte:
„Sir, das ist eine Art Stargate. Wenn diese Lhari Stargates selber bauen können, dann müssen sie wirklich fortgeschritten sein! Sie erinnern sich, dass die Tollaner auch ihr eigenes Tor gebaut hatten…“
„Abwarten, Major!“, zischte Jack zurück, denn in diesem Moment trat der Anführer, mit dem sie schon bei ihrer Ankunft auf diesem Planeten Bekanntschaft gemacht hatten, vor das Tor. Er trug seltsame Handschuhe, die von derselben weiß-glänzenden Farbe waren, wie das Tor. Er kreuzte die Hände und eine runde Scheibe erschien wie aus Geisterhand in der Luft. Er legte seine rechte Hand auf die Scheibe und aktivierte das Tor.
Das Schimmern war wie immer, musste Jack erleichtert feststellen.
Die Arbeiter machten sich nun daran, einen Menschen nach dem anderen durch das Tor zu schleusen. Schließlich war auch SG-1 an der Reihe und Jack machte den bekannten Schritt durch das Tor, das irgendwie größer zu sein schien, als die normalen Stargates.

Der Anblick, der sich Jack bot, als er auf der anderen Seite aus dem Tor kam, war ungewohnt. Jack verstand nun, dass das, was auf der Spitze des Berges auf dem anderen Planeten gewesen war, nur einen Vorgeschmack dargestellt hatte. Auf dieser Seite war nämlich ausschließlich alles aus Spiegelglas und diesem perlen-farbenden Zeug gebaut.
Es wurde gewartet, bis alle durch das Tor gekommen waren. Irgendwie kam es ihm so vor, als wären es weniger Menschen, als zu dem Zeitpunkt, als sie zum Berg aufgebrochen waren.
Hatten es nicht alle geschafft?
Es kam ihm der Gedanke, dass längst nicht alle in so guter körperlicher Verfassung gewesen waren. Manche wirkten wie Bauern, die es gewohnt waren hart zu arbeiten, andere hatten einen körperlich schwächeren Eindruck auf Jack gemacht.
War dieser Weg vom Tor auf den Berg eine Art Aussiebungsprozess gewesen?
Wenn die Lhari so weit entwickelt waren, warum hatte man ihnen mit großen Transportern den beschwerlichen Weg nicht erspart?
Er hätte gerne gewusst, was die anderen darüber dachten, aber an reden war jetzt nicht zu denken, denn schon wurden sie wieder vorwärts getrieben.

Sie liefen eine lange Straße entlang. Wenigstens sah es aus, wie eine Straße. Rechts und links von ihnen befanden sich hohe, schlanke, runde Bauten mit länglichen Fenstern und spitzen, niedlichen Kuppeln, ansonsten aber ohne große Verzierung. Überall war Glas und jenes perlen-artige Material. Es blendete stark und Jack kniff die Augen zusammen. Hier und da blieben vereinzelt Menschen stehen, um ihnen zu zuwinken. Aber nirgendwo konnte Jack die Lhari entdecken.
Wo steckten sie?
Oder waren sie unsichtbar?
Jack schüttelte den Kopf über diesen absurden Gedanken. Er schaute in den nachtschwarzen Himmel und konnte einen anderen Planeten entdecken. Ob es der Planet gewesen war, den sie gerade verlassen hatten?
Mit den anderen wurden sie nun in eine Halle gebracht, in der Nachtlager aufgeschlagen waren. Die weichen Decken wirkten merkwürdig auf dem kalten Boden und die glatten Wände verstärkten den Kontrast.
Der Anführer der Arbeiter brüllte nun in den Raum: „Begeben Sie sich gleich in die Versammlungshalle, um Ihre erste Unterrichtseinheit zu empfangen.“

Jack konnte sich nicht helfen, dieser Mann erinnerte ihn einfach an seinen ersten Vorgesetzten in der Grundausbildung.
Auf seinem Lager fand er trockene Kleidung. Es war eine Art Overall in einer blassgrauen Farbe.
„Grau? So was Geschmackloses! Gibt es auch welche in einer anderen Farbe?“, knurrte Jack, zog ihn aber dann dennoch an. Der Rest tat es ihm gleich. Sie waren dankbar für die trockene und saubere Kleidung.
Dann reihten sie sich in die Gruppe, die in Richtung Versammlungshalle lief, ein.
Still setzten sich die Männer im Schneidersitz nebeneinander vor das große Podest, welches etwas nach links gerückt auf einer Bühne stand.
Jack war gespannt, was sie jetzt wohl erwarten würde. Dieser Schreihals von Anführer schien offenbar die Erlaubnis zu haben, zu den Auserwählten zu sprechen. Wenig später betrat dieser auch schon durch eine kleine Tür, die plötzlich in der Wand erschienen war, das Podest. Alle Augen richteten sich auf ihn.

Er begann seine Rede.
„Willkommen, Auserwählte. Ich werde Ihr Ausbilder für die nächsten drei Tage sein. Am vierten Tage werden Sie die Ehre haben, für die Lhari Ihren Mut unter Beweis zu stellen.“
„Eine Ausbildung in drei Tagen?!“, fragte Daniel leise und zweifelnd neben ihm.
Nach einer kurzen, dramatischen Pause fuhr er fort: „Ich werde Ihnen nun einen kleinen Film zeigen, der sie darauf vorbereiten soll, was sie erwartet!“

Es wurde schlagartig dunkel in der Halle. Ein Film begann sich vor Jacks Augen abzuspulen. Es war aber kein normales Abspielgerät – soviel stand für ihn fest. Die Filmsequenzen wirkten irgendwie 3-D – zum Anfassen echt.
Bald wurde klar, worum es in ihrer Ausbildung gehen würde: Sie würden Piloten für raumschiffartige Flugobjekte werden.
Als Jack kurz den Blick abwendete und zu Daniel schaute, sah er, wie der gar nicht begeistert von der Sache war. Jack fand, dass es Daniel ganz gut tun würde, ein wenig Ahnung vom Fliegen zu bekommen.

Der Film dauerte sehr lange, aber an Inhalt fehlte es gewaltig. Der Film war beunruhigend; er handelte von der Befreiung der Menschen auf irgendeinem Planeten XYZ durch die Lhari und wie wichtig die Lhari auch weiterhin für das Fortbestehen der Menschen seien. Wenn der Krieg verloren würde, dann wäre das der Untergang. Als Fliegerpiloten würden sie den Lhari ihre Dankbarkeit zeigen und ihrer Familie Ehre bringen…
Irgendwie fand Jack das alles eigenartig. Während der Vorstellung kam ihm einige Male der Begriff Kriegspropaganda in den Sinn. Wozu diente die Vorstellung wirklich? Der Gedanke wurde jedoch jedes Mal wieder durch weitere Bilder des Filmes verdrängt….

Selbst nach dem Ende der Vorführung wunderte Jack sich noch, dass man in dem Film keinen einzigen Lhari gesehen hatte. Ihm war auf einmal ganz schummerig zu Mute. Jack merkte, wie er den starken Drang verspürte, sofort in eines dieser Flugzeuge zu steigen und für die Lhari zu kämpfen.
Er wies sich zurecht und beschloss, da die Veranstaltung zu Ende war, ins Bett zu gehen. Diesen Gedanken hatten wohl alle. Er fiel in einen festen, traumlosen Schlaf und erwachte erst, als am nächsten Morgen eine Glocke läutete.



***



Er richtete sich auf und gähnte. Neben ihm saß Carter auf ihrem Lager und untersuchte eine Wunde an ihrem rechten Bein, die sie sich wohl bei dem beschwerlichen Aufstieg zugezogen hatte. Als sie seinen Blick bemerkte, sagte sie: „Guten Morgen, Colonel. Haben sie einigermaßen geschlafen? Ich habe mich heute Morgen schon ein wenig umgesehen. Wir sind hier einem riesigen Komplex gelandet, der wohl nur der Ausbildung und der Planung von kriegerischen Maßnahmen dient. Ich schätze dieser Gebäudekomplex ist ungefähr so groß wie unser Pentagon.“
Jack gähnte wieder.
„Und, haben sie einen Lhari zu Gesicht bekommen?“
„Nein, Sir!“
„Aber ich O’Neill!“, sagte eine Stimme hinter ihm. Jack drehte sich um und sah Teal’c hinter sich stehen.
Carter machte große Augen.
„Ja, und, Teal’c? Spann uns nicht auf die lange Folter!“
„Ich habe nicht vor, euch zu foltern O’Neill.“
„Naa, du weißt schon, was ich meine. Wie sah er nun aus?“
„Ich war gerade auf dem Weg zu den sanitären Anlagen, als am Ende des Ganges etwas Weißes um die Ecke glitt. Ich folgte ihm und sah, wie ein schlankes Wesen mit einem länglichen Kopf hinter einer Tür verschwand. Mehr konnte ich nicht erkennen.“
„Das ist ja nicht gerade viel.“ Er nahm das blassgraue Ding von Overall und zog es sich über.
Nachdem er gerade den Reisverschluss geschlossen hatten, kam Daniel und unterrichtete sie davon, dass die erste Lektion, wie er es nannte, in wenigen Momenten beginnen würde.

Jack fluchte. Er hatte sich schon auf eine Dusche gefreut, aber vor allen Dingen musste er dringend aufs Klo.
„Geht nur schon vor!“, sagte er dann. „Ich geh eben noch aufs Klo und komme dann gleich. Wo ist denn das Klo, Teal’c?“
„Die sanitären Anlagen befinden sich den Gang runter, an der Abzweigung links und dann scharf rechts, O’Neill.“
„Danke T.“

Jack beeilte sich. Zum Glück hatte der schroffe Aufseher nicht bemerkt, dass er nicht wie die anderen in den merkwürdigen Saal gegangen, sondern an ihm vorbei geschlichen war.

Es war merkwürdig still.
Fast Krankenhaus-Atmosphäre.
Er fand die Toilette, nur konnte er nicht herausfinden, welche Tür für Mann und welche für Frau vorgesehen war. Die Schriftzeichen darauf hatte er noch niemals gesehen.
Er entschied sich für die linke Tür und öffnete sie übertrieben vorsichtig.
Was er dort zu sehen bekam ließ ihn daran zweifeln, dass er hier richtig war.
Der Raum war rund und auf der Höhe von etwa 1,50m wölbte sich die Wand ein Kreis nach innen und ergab eine waagerechte Fläche, auf der man sitzen konnte. Im Abstand von 1m gab es Löcher, deren Zweck Jack nur erraten konnte.
Schnell schloss er die Tür wieder und öffnete die rechte. Erleichtert sah er hier einige Zellen und fand Klos vor, die für seine Wahrnehmung wirklich wie Toiletten aussahen.
Zum Glück war gerade kein Lhari in der Lhari Toilette gewesen, dachte Jack und erwischte sich dabei, wie er darüber nachdachte, wie wohl Asgard Toiletten aussahen.

Nachdem er zur Toilette gegangen war und sich frisch gemacht hatte, wollte er zu den anderen in den großen Saal. Vorsichtig öffnete er die Tür und schloss sie genauso vorsichtig auch wieder hinter sich. Lief dann den Gang entlang und hörte gerade noch rechtzeitig Stimmen. Er stoppte und drückte sich gegen die Wand. Er wusste nicht, was man mit ihm machen würde, wenn man ihn entdeckte.
Langsam schob Jack den Kopf etwas vor und schaute um die Ecke. Dort sah er einen kleinen, ziemlich alten Mann, der etwas hinkte und einen – Lhari, der sich in seinem perl-weißen Umhang kaum von der Wand hinter ihm abhob. Zumindest ähnelte dieses Wesen Teal’cs Beschreibung. Er war doppelt so groß wie der Hinkemann und mit dem länglichen Kopf hätte er Bart von den Simpsons Konkurrenz machen können.
Jack musste über den Vergleich grinsen, wurde dann aber bald wieder ernst, als er den alten Hinkemann, der aussah, als sei er asiatischen Ursprungs, mit leiser Stimme sagen hörte:
„Die neuen Auserwählten scheinen genauso eifrig zu sein, wie die letzten. Wir können neue Erfolge erwarten.“
Jack hörte den Lhari ein seltsames Geräusch machen, dass wie Blubbern klang. Offenbar war das ihre Art zu kommunizieren, denn Hinkemann antwortete höflich:
„Ja, natürlich, da haben Sie vollkommen Recht.“ Dann waren sie auch schon hinter der nächsten Ecke verschwunden.
Jack hatte keine Zeit darüber nachzudenken, was die zwei da gerade besprochen hatten. Er musste die anderen finden, damit er nicht soviel vom Unterricht verpasste.

Schneller als erwartet fand er den großen Saal. Der eigentliche Unterricht schien noch nicht begonnen zu haben, denn alle Menschen saßen im Schneidersitz und meditierten. Er entdeckte seine Teammitglieder in der hinteren, linken Ecke.
Leise setzte er sich zu ihnen. Sie hatten ihn noch nicht einmal bemerkt, also beschloss Jack einfach mit zu machen.
Obwohl er zuvor noch nie richtig meditiert hatte, konnte er sich ohne große Schwierigkeiten entspannen. Er merkte wie sein Kopf langsam leer wurde und er an nichts mehr dachte. Da war nur noch ein großes schwarzes Loch...

…mit einem Ruck kam er wieder zu sich. Was zum Teufel war das gewesen? Er merkte, dass Carter, Teal’c und Daniel ähnlich verwirrt waren.
Teal’c fand als erster wieder zu Worten und sagte: „Das war die tiefste Meditation, die ich jemals erlebt habe. Sogar tiefer als mein Kelnoreem.“
„Du hast Recht, Teal’c…“, murmelte Daniel nachdenklich. „Es kam mir mehr wie eine Hypnose vor…“
„Ihr habt noch nicht einmal gemerkt, wie ich mich zu euch gesetzt habe! Habe ich außer diesem Meditationszeug irgendetwas verpasst?“
„Nein, Sir!“, sagte Carter.

Der Aufseher machte ein Zeichen und sofort kehrte Ruhe in den Saal ein.
„Sie werden jetzt alle mit mir mitkommen und Ihre erste Flugstunde erhalten!“

Nach einer halben Ewigkeit, die sie hinter dem Aufseher durch die Gänge gelaufen waren, kamen sie nach draußen. Vor ihnen lag ein Platz und es standen etwa 20 Flugobjekte in zwei Reihen nebeneinander. Der Aufseher teilte jedem ein Objekt zu und es stieg einer nach dem anderen ein.
Jack wunderte sich nicht schlecht, als er ins Innere des Flugobjektes kam. Von außen hatte es sehr modern ausgesehen, aber von innen erinnerte es ihn stark an ein Flugzeug aus dem 2. Weltkrieg von Mitsubishi.
Er nahm sich vor, mit Carter darüber zu sprechen, wenn der Trainingsflug zu Ende war.
Aus einem Lautsprecher neben ihm ertönten jetzt Anweisungen, wie das Flugobjekt zu bedienen sei. Jack hatte fast keine Schwierigkeiten und startete ohne Probleme.
Während des Fluges bemerkte er, dass das Cockpit auch wirklich nur so aussah wie aus dem zweiten Weltkrieg. Viele Modifikationen machten das Objekt schneller, wendiger und vor allen Dingen konnte man mit ihnen auch in den Weltraum starten.
Jack stellte sich in Gedanken schon vor, wie viele das SGC bei den Lhari bestellen würde, als er merkte, dass keinerlei Waffen an Bord waren. Er dachte bei sich, dass man sie bestimmt für diese Übungsflüge abmontiert hatte, damit die Schüler sich nicht gegenseitig abschossen.
Jack schaute aus dem Cockpit heraus auf den Mond, denn ein Mond war es, das stand jetzt fest. Es gab eine künstliche Atmosphäre, wie Carter es ihm erklärt hatte.
Dort unten gab es vom Stargate ausgehend eine große Stadt mit vielen von diesen spitzen Türmchen, die er schon bei seiner Ankunft bemerkt hatte. Viele der Türmchen sahen aus, wie Stecknadeln auf einem Nadelkissen.

Schließlich bekamen alle den Befehl, wieder zur Basis zurückzukehren. Jack hatte den Flug genossen und aus irgendeinem Grund freute er sich schon auf seinen Einsatz. Er konnte es sich nicht erklären, denn er hatte so viele Einsätze geflogen, dass er sich geschworen hatte, nie wieder in ein Kriegsflugzeug zu steigen.

Auch Carter war es aufgefallen, dass das Innere des Flugzeuges den Flugzeug Typen, die im Zweiten Weltkrieg hergestellt wurden, sehr ähnlich waren.
Wie konnten die Lhari ihre Geschichte kennen?
Die Menschen, die sie „errettet“ hatten, waren alle schon vor tausenden von Jahren von der Erde entführt worden. Jack kam das alles sehr seltsam vor. Aber noch seltsamer kam ihm vor, dass alle sich sehr auf ihren Einsatz im Krieg gegen den Feind der Lhari freuten – sogar Daniel.

Die Tage vergingen und die meiste Zeit verbrachte SG-1 mit der Vorbereitung auf ihren Fliegereinsatz. Alle hatten sich darauf geeinigt, dass man mit der Verhandlung mit den Lhari bis nach dem Einsatz warten sollte.
Die zahlreichen Filme und Meditationen machten Jack benommen und müde, die Probeflüge hingegen konnte er kaum erwarten. Sie gaben ihm ein gutes Gefühl und langsam aber sicher glaubte er, dass er die ultimative Zufriedenheit mit dem Kampfeinsatz gegen den Feind der Lhari erlangen könne.
Das Manöver, das sie immer wieder übten, war einfach. Wie ein Netz sollten sie steil aus der Luft die feindlichen Knotenpunkte im Sturzflug ansteuern und zerstören. Da war es egal, dass sie nichts über die Feinde an sich wussten.

Schließlich war der Tag des Kampfes gekommen. Der Einsatz sollte am Nachmittag stattfinden. An diesem Tag wurden sie nicht durch die langen Gänge geführt, sondern auf schwebenden Transportern zum Abflughafen gefahren.
Rechts und links standen Hunderte von Menschen und winkten und jubelten ihnen zu. Jack fühlte sich schon fast wie ein Held verehrt.
Wie würde es erst werden, wenn sie mit einer hohen Erfolgsquote zum Mond zurückkehren würden?

Der Flugplatz war viel zu schnell erreicht und sie wurden aus dem Transporter auf den Flugplatz gebeten.
Jack merkte, dass dies eine ganz andere Ecke des Platzes war. Sonst kamen sie am Ende des Gebäudekomplexes immer direkt zu den Flugobjekten. Doch dieses Mal standen sie auf der anderen Seite.
Überall waren Menschen und durch eine Gasse wurden sie zu einem abgesperrten Stück gebracht. Jack dröhnte der Lärm in den Ohren und sein Blick fiel auf zwanzig Laternen aus Stein, die fein säuberlich in einer Reihe aufgestellt waren. Ein fernöstlicher Touch war zu erkennen, denn Jack hatte diese Art von Bauweise schon mal auf Fotos von Häusern in Asien gesehen.

Eine für Jack unverständliche Zeremonie begann.
Eine Art Priester sprach einen langen Text in einer Sprache, die Jack nicht kannte und ließ sie dann einer nach dem anderen niederknien und legte die Hände auf den Kopf des jeweiligen. Dann mussten sie jeweils eine Kerze anzünden, die dann in eine der Laternen gestellt wurde. Jack wollte zuerst Daniel fragen, der neben ihm kniete, was das zu bedeuten hatte. Aber der war so in sich gesunken, dass Jack gar nicht erst den Versuch startete ihn irgendetwas zu fragen und er schob es bis nach dem Angriff auf.
Denn das Wichtigste überhaupt für Jack war, dass der Angriff erfolgreich verlaufen würde und dass die Lhari stolz auf ihn sein könnten.

Als sie dann endlich zu ihren Flugobjekten gefahren wurden, wünschte er seinem Team noch viel Glück, aber die antworteten nicht. Sie waren still und lächelten vor sich hin.
Nun war Jack etwas verunsichert.
Die letzten Tage waren sie immer stiller und ruhiger geworden, aber das hatte er als nicht so schlimm empfunden, da auch er sein Ruhe haben wollte, aber warum antworteten sie jetzt nicht mehr?
„Carter!“, schrie er seinen Major an.
„Was ist mit Ihnen?“
Sie antwortete ihm nicht, schien ihn noch nicht einmal gehört zu haben.
„Teal’c!....T!!!“, rief er den Jaffa.
„Daniel?!“
Keiner seiner Freunde regte sich.
Eine leichte Panik stieg in ihm hoch.
Was war geschehen?
Wie Marionetten bewegten sich alle Kämpfer auf ihre Flugobjekte zu. Alle lächelten und konnten es kaum erwarten einzusteigen.

Jack wollte protestieren.
Waren sie einer Gehirnwäsche zum Opfer gefallen?
Er fühlte sich wie aus einem Traum aufgewacht.
Die Realität prügelte auf ihn ein und er hielt sich den Kopf, der sich nun anfühlte, als würde er zerspringen. War er der einzige, der merkte, was hier gespielt wurde?
„Verdammt noch mal Carter! Wachen Sie auf!“, schrie er verzweifelt ein letztes Mal.

Wie hatte es soweit kommen können?
Warum war er der einzige, der merkte, dass irgendetwas nicht stimmte?
Alles lief nun wie in Zeitlupe ab. Seine Gedanken wirbelten durch seinen Kopf und ihm wurde schwindelig.
Plötzlich fiel ihm ein, dass er sich nach der ersten Meditation schummerig gefühlt hatte.
Richtig – er war ja zu spät gekommen, weil er noch auf der Toilette gewesen war. Dabei hatte er ja auch den Lhari und den Menschen miteinander sprechen hören. Der Mensch hatte sie als weitere Lieferung bezeichnet.
Was war mit den Menschen vor ihnen passiert?
Alle ihm Kampf gefallen?
Warum war keiner zurückgekehrt?
Die Laternen schossen ihm nun in den Kopf. Wofür waren diese Laternen?
Wie Gräber, meldete sich sein Unterbewusstsein.
Waren sie eben lebendig beerdigt worden?

Mit all diesen Gedanken im Kopf merkte er gerade noch, wie er von einem Helfer in sein Flugobjekt geschoben wurde.
Er wollte rufen und sich wehren, aber was würde mit seinen Freunden geschehen, wenn sie ohne ihn starteten?
Sie wussten nicht, was geschehen war. Sie glaubten, sie würden die größte Heldentat aller Zeiten vollbringen.

weiter: Kapitel 2
Kapitel 2 by Fermina
Author's Notes:
Spoiler: „Unnatural Selection“
Anmerkung: Dies ist Teil 2 von 2. … Den Begriff „Lhari“ habe ich aus einem Science Fiction Roman von Marion Zimmer Bradley („Die Farben des Alls (1963)“) und für meine Zwecke verwendet. Ich habe diesen Begriff nicht erfunden! Ich habe ihn nur genommen, weil er so gut klang. *G* - Vielen Dank an Greyfinchen, die mich als meine Beta und mit einem guten Abschluss der Geschichte tatkräftig unterstützt hat :o-)

Inhalt: Jack erkennt, dass er und sein Team manipuliert wurden. Trotzdem fühlt man sich der Sache verpflichtet und alte Schulden werden beglichen, als SG-1 gegen den längst besiegt geglaubten Feind antreten muss. Doch schnell bemerkt man, dass es allein kein Ankommen gegen die Übermacht gibt...
Kapitel 2

Die erste Fliegerstaffel von zehn Maschinen war gerade geschlossen gestartet und nun bekamen sie den Befehl zu starten.
Jack führte mit den anderen den Befehl aus. Nebenbei machte er sich ununterbrochen Gedanken, wie er seine Freunde aus diesem Zustand aufwecken konnte. Er hatte keine Ahnung von Hypnose.
Was würde seine Freunde dazu bringen, zu erkennen, was eigentlich los war?

Immer näher kamen sie dem Planeten, der seltsam schimmerte. Noch konnte Jack nicht sehen, was die weit entfernten Sonnen dort reflektierte.
Schon hatten sie die Atmosphäre durchdrungen. Langsam wurde die Zeit knapp.
In der Ferne konnte Jack mit Schrecken ansehen, wie die zehn Flieger der ersten Staffel wie in den letzten Tagen so oft schon geprobt, sich vom höchsten Punkt auf die Planeten Oberfläche hinabstürzten.
Nur dass sie nicht im letzten Moment abdrehten, sondern in einer riesigen Explosion auf dem Planeten zerschellten.

Mit dem Schrecken kam ihm blitzartig ein Einfall.
Er musste schneller sein als sie.
Schon machte sich seine Staffel zum Sturzflug bereit und flog noch einmal so hoch wie es ging. Jack flog nicht ganz so hoch und setzte früher zum Sturzflug an, als alle anderen.
Er stellte schnell fest, dass Daniel, Teal’c und Carter in hinten in einer Art Dreiecks Form flogen und sich auch so im Sturzflug auf den Planeten zusteuerten.
Jack musste eine Entscheidung treffen.
Er konnte nicht alle retten, dazu war seine Maschine nicht schnell genug. Es würde nur für die letzten vier reichen.
Er hatte einen ungefähren Vorsprung von 1000m. Kurz vor dem Planeten drehte er ab und flog waagerecht so schnell es ging parallel zur Planeten Oberfläche an den letzten vier Flugobjekten vorbei und schrie dabei in Funkgerät.
„Daniel, Teal’c, Carter! Wachen sie auf! Dies ist eine Selbstmordaktion. Sie müssen sich erinnern!“
Mehr fiel Jack nicht ein.
Er hoffte nur, dass dieses Durcheinanderbringen der Befehle die Gehirnwäsche unwirksam werden lies und das Muster störte.
Er hoffte, dass seine Freunde in der letzten Sekunde die ganze Sache wie er hinterfragen würden und ihr Unterbewusstsein sie retten würde. Auch, dass er so nah an ihrer Nase vorbeiflog, würde sie vielleicht zu hochziehen ihrer Flugobjekte bewegen.

Bevor er seine Maschine wieder höher fliegen ließ, fiel sein Blick auf den Planeten, der in wenigen Sekunden seine volle Aufmerksamkeit erlangte.
Er hatte sich niemals wirklich die Frage gestellt, wer eigentlich die Feinde der Lhari waren.
Er bekam nun trotzdem eine Antwort auf diese Frage:
Es gab einen Grund, warum der Planet so seltsam glitzerte.
Die Formen der Gebäude der Lhari waren deutlich zu erkennen, aber sie waren nicht in dem perlweißen, glatten Material, sondern viele hatten einen metallischen Schimmer angenommen, der sich mit der perlweißen Farbe mischte.
Er flog noch ein bisschen näher an die Oberfläche heran und bemerkte viele Bewegungen auf dem Planeten, als ob sich viele winzige Insekten über eine Beute hermachten...
Replikatoren
Jack konnte seinen Augen nicht trauen.
Hatten sie nicht alle Replikatoren vor einiger Zeit in diesem Zeitblasen-Dingsbums eingeschlossen?

Seine Gedanken wurden jäh abgelenkt, als er Explosionen hinter sich hörte. Er flog mit seiner Maschine eine Kurve und stellte erleichtert fest, dass seine Freunde nicht in den Tod geflogen waren.

„Colonel, was ist geschehen?“, hörte er Carters Stimme aus dem Funkgerät.
„Gott sei Dank, ihr seid am Leben!“, seufzte Jack.
„Fliegen wir zum Mond zurück, O’Neill“, sagte Teal’c bestimmt
„Geht klar T. Nur müssen wir außerhalb der Lhari Stadt landen, sonst wundern die sich, dass wir noch da sind.“

Alle landeten etwa 10 km von der Lhari Stadt entfernt in einem Mondkrater.
Überrascht merkte Jack, dass außer ihnen Carter, Teal’c und Daniel noch ein weiteres Flugobjekt folgte und er staunte nicht schlecht, als Jaron diesem entstieg.
Er rannte auf die Gruppe zu.
„Was fällt euch ein!“, fing er laut an zu schimpfen.
„Du hast Schande über mich und meine Familie gebracht. Jascha ist ganz umsonst den Heldentod gestorben, wenn ich als sein Tsuin überlebt habe und feige meine Mission nicht erfüllt habe!“
Er wollte gegen Jacks Brust trommeln, wurde von Teal’c aber zurückgehalten.
Daniel, der offenbar endlich wieder zu vollem Bewusstsein gekommen war, fragte: „Du wusstest von Anfang an, dass du sterben würdest?“
„Natürlich! Man hat uns gefragt, ob wir dieses Opfer für die Lhari bringen wollen. Ein Berater des Anführers der Lhari hat den Menschen meines Planeten eine Geschichte aus seiner Welt erzählt. Er sagte, dass einst sein Land aus den Tränen einer Göttin geformt, von Angreifern eines mächtigen Herrschers überrannt worden wäre, wenn nicht die göttlichen Winde gekommen und die hunderttausend Feinde in den Tod geschickt hätten. 500 Jahre später haben Männer wie mein Bruder und ich erneut gegen mächtige Angreifer gekämpft. Wie sie werden auch wir zu göttlichen Winden und erlangen so unsere Ehre!“
„Jack, er spricht von Japan! Im zweiten Weltkrieg haben die Japaner mit sogenannten Kamikaze-Aktionen amerikanische Schiffe und Militärstützpunkte zerstört….“, wollte Daniel erklären.
„Das weiß ich jetzt auch!“, unterbrach Jack Daniel. „Jetzt macht es auch langsam Sinn, warum das Innere aussah wie eine Mitsubishi A6M Zero. Diesen Berater von den Lhari würde ich mir gerne mal genauer ansehen!“

Jack machte eine kleine Pause und fuhr dann fort: „Übrigens konnte ich herausfinden, wer der Feind der Lhari wirklich ist.“
„Wer ist es?!“, fragte Sam.
„Replikatoren!“
Alle machten große Augen.
„Ich dachte, wir hätten vergangenes Jahr alle in der Zeitblase eingeschlossen, Sir!“
„Das ist korrekt.“, sagte Teal’c.
„Anscheinend haben die Asgard ein paar von den verdammten Viechern vergessen!“, sagte Jack grimmig.
„Was werden wir jetzt tun, Jack?“, fragte Daniel.
Sam antwortete anstatt des Colonels.
„Theoretisch könnten wir einfach versuchen, mit den Flugobjekten hier auf den Planeten zu kommen, den wir vor fünf Tagen durch das Lhari-Stargate verlassen haben. Aber dann ist das Problem mit den Replikatoren nicht gelöst. Und wenn das Problem nicht gelöst wird, dann kann es irgendwann wieder unser Problem werden!“
„Richtig, Major!“ Jack kratzte sich am Kopf.
„Wir könnten versuchen, mit den Lhari zu sprechen und zu verhandeln“, schlug Daniel vor.
„Vergiss es, Daniel! Die Lhari verständigen sich mit Blubbern. Wir müssen uns erst diesen alten Mann vorknöpfen, der die Lhari mit diesem Mist beraten hat! Jaron, weißt du den Namen des alten Mannes, der euch die Legende von seiner Heimat erzählt hat?“
Jaron, der sich offenbar schon damit abgefunden hatte, dass er keinen Heldentod gestorben war, antwortete: „Sein Name ist Warumono!“
„Danke,…hm… also der Plan ist, dass wir uns gefangen nehmen lassen und nach Warumono verlangen. Wir konfrontieren ihn dann mit unserem Wissen vom Zweiten Weltkrieg und schauen, wie er reagiert.“, schlug Jack vor.
Daniel legte seine Stirn in Falten und fügte hinzu: „Wir sollten dabei nicht erwähnen, dass wir Amerikaner sind, Jack. Nur um nicht noch unnötige Spannungen aufkommen zu lassen!“
„Und wie lassen wir uns jetzt gefangen nehmen, Sir?“
„Gute Frage, Carter. Ich glaube, wir werden einfach auf den Abflugplatz zurückkehren. Da werden die bestimmt nicht schlecht gucken!“



***



Jack sollte Recht behalten.
Als sie mit ihren Maschinen landeten, kamen etwa 25 aufgeregte Helfer auf sie zugestürmt und zerrten sie in den Gebäudekomplex. Jack ärgerte sich ein wenig über die Behandlung, waren sie doch während der Ausbildung vorsichtig und wie zerbrechliches Porzellan behandelt worden.
Als sie in eine Art Zelle geführt worden waren, verlangte Jack nach Warumono. Dieser Wunsch wurde ihnen nicht sofort erfüllt. Zuerst mussten sie sich einige Stunden mit dem schroffen Oberaufseher herumärgern, der sie immer wieder und wieder verhörte.
Irgendwann wurde es Jack zu bunt. Als der Aufseher für eine Pause den Raum verlies, verteilte Jack die Rollen.
„Jaron, du tust so, als ginge es dir sterbenselend. Daniel, du beugst dich über ihn. Carter, Teal’c, wenn dieser Kerl den Raum noch einmal betritt, überwältigen wir von rechts und links die beiden Helfer und nehmen den Kerl als Geisel…und jetzt guckt mal nicht so – das klappt schon! Das klappt immer!“

Es klappte tatsächlich, nur dass sie die Helfer nicht überwältigen mussten, da der Aufseher dieses Mal sowieso allein in die Zelle gekommen war, weil er nicht geglaubt hatte, dass sie eine Gefahr darstellten.
„So, und jetzt bring uns Warumono!“, knurrte Jack in das Ohr des Mannes.
„Er spricht nie mit Gefangenen!“, sagte der Mann in einem leicht verzweifelten Tonfall.
„Sag ihm, dass es mit dem Krieg gegen Amerika zu tun hat. Dann wird der uns aus lauter Neugier gar nicht schnell genug sehen wollen!“, sagte Jack und schubste ihn in Richtung Tür.

Eine halbe Stunde später wurden sie durch die ewigen Gänge geführt, die diesen Komplex ausmachten. Sie wurden in einen Raum gebracht, der ganz anders war, als alle anderen Räume, die sie bereits in dem Komplex zu Gesicht bekommen hatten.
Er war nicht perlweiß glänzend, sondern hellbraun mit kleinen Holzbrettern, die vom Boden zur Decke gingen. Es gab einen Fußboden, der mit Matten ausgelegt war und einen niedrigen länglichen Holztisch mit sechs Sitzkissen. Auf dem Tisch stand ein Tee-Service.

Daniel stoppte plötzlich abrupt.
„Wenn wir es uns nicht gleich mit dem alten Mann verscherzen wollen, sollten wir unsere Schuhe ausziehen!“ Er machte den Anfang und zog seine Stiefel aus und stellte sie vor die Tür.
„Häh, warum denn das?“, fragte Jack
„Wenn ich das richtig sehe, dann ist der Fußboden hier ein Tatami Fußboden. Das sind die traditionellen Reisstrohmatten, die man früher überall in den japanischen Häusern vorfand.“
Alle zogen sich die Schuhe aus und betraten den Raum. Jack empfand diesen außergewöhnlichen Fußboden als sehr angenehm.

Warumono ließ nicht lange auf sich warten. Hinkend betrat er den Raum.
Er war uralt.
Jetzt, wo Jack ihm gegenüber stand, konnte er die vielen Falten in seinem bräunlichen Gesicht sehen. Seine Augen hatten tiefe Ringe, die ihn sehr müde aussehen ließen. Sein Blick schien leer.
Als er dem SG-1 Team gegenüber stand, strich er sich über seinen schneeweißen, struppigen Bart.
„Setzten Sie sich doch“, sagte er und wies mit seinem Gehstock auf die Sitzkissen. Daniel verbeugte sich höflich, was Jack total übertrieben fand.

„Woher kommen Sie?“, fragte er langsam und in einem gebrochenen Englisch. „Was wissen Sie über ‚den Krieg gegen Amerika’?“ Er ließ sich umständlich und vorsichtig auf einem freien Sitzkissen nieder.
Daniel hielt es wohl für richtig, dass er antworten sollte und das war Jack nur recht. Er hätte eh nicht gewusst, was er hätte sagen sollen, ohne die Vereinigten Staaten zu erwähnen.
„Wir kommen von der Erde.“, antwortete Daniel.
Man konnte ein leichtes Aufflackern in Warumonos Augen erkennen.
„Wir sind durch Zufall hier her gekommen und Ihrer Gehirnwäsche zum Opfer gefallen.“
„…die uns fast das Leben gekostet hätte!“, mischte Jack sich nun doch ein und fing sich einen verärgerten Blick von Daniel ein.
„Das tut mir leid!“, sagte Warumono.
„Alle, die an dem Programm teilgenommen haben, wussten was auf sie zukommen würde. Sie sind in Ehre gestorben.“
Plötzlich wurde das alte Gesicht des Mannes von Trauer erfüllt.
„Sie stammen auch von der Erde, oder?“, fragte Carter vorsichtig.
„Ja, das ist richtig. Ich bin Japaner. Ich bin, genauso wie Sie, durch Zufall und vor langer Zeit hier her gekommen.“
„Wie ist das passiert?! Damals war das Stargate auf der Erde noch nicht aktiv!“, fragte sie.
„Ich bin nicht durch das Stargate hier her gekommen. Ich war im Krieg bei Mitsubishi im Maschinenbau beschäftigt, als ich gefragt wurde, ob ich für unser Land kämpfen wollte. Ich willigte ein und so wurde ich Kampfpilot und gehörte später zu den fünf Soldaten, die am 25.10.1944 zum ersten Kamikaze Einsatz in den Leyte Golf geschickt wurden. Nur erreichte ich, im Gegensatz zu meinem Bruder und den drei Kameraden, niemals das Ziel. Meine Maschine verlor an Treibstoff und so stürzte ich ins Meer. In der Ferne konnte ich erkennen, wie meine Kameraden und mein Bruder starben, während ich am Leben war…“ Er machte eine Pause und Jack glaubte eine Träne im linken Auge des alten Mannes aufblitzen zu sehen.
„…lange trieb ich im Meer. Es war bitter kalt und irgendwann wurde ich bewusstlos. Ich wäre wohl ertrunken…wäre nicht in jener Nacht eine Lhari- Flotte an der Erde vorbei geflogen. Aus irgendeinem Grund sahen mich wohl Aufklärer dieser Flotte im Meer herumtreiben und erretteten mich. Die Lhari nahmen mich mit auf ihren Planeten und übergaben mich später Menschen auf einem anderen Planeten ihres Sonnensystems. Ich lebte und arbeitete dort und baute mir ein neues Leben auf.“
„Aber wie kam es denn, dass Sie Berater der Lhari wurden?“, fragte Daniel.
„Vor einem Jahr tauchten diese spinnenartigen Roboter im Sonnensystem der Lhari auf.“
„Wir bezeichnen sie als Replikatoren.“, fügte Teal’c hinzu.
„Ihr kennt diesen Feind auch?“, fragte Warumono verwundert.
„Wir werden es Ihnen später erläutern!“, sagte Carter.
„Diese Replikatoren fielen wie eine Horde Heuschrecken über den Planeten der Lhari her. Ihr müsst wissen, dass die Lhari keine einfach humanoide Lebensform sind. Ihre Zellen haben einen hohen Anteil von besonderen Stoffen. Sie bestehen zum größten Teil aus Metall! Die Replikatoren fressen metallische Stoffe und so fielen ihnen binnen kürzester Zeit 3/4 der Lhari Bevölkerung zum Opfer. Sie wurden grausam abgeschlachtet. Nachdem diese Spinnen die Lhari gefressen hatten, machten sie sich über ihre Städte her und keine Waffe der Lhari konnte sie bezwingen. Sie starteten mehrere Angriffe mit unbemannten Fliegern, aber die Replikatoren assimilierten ihre Waffen und lenkten sie gegen die Lhari.“

Er nahm die Teekanne und schüttete jedem eine Tasse Tee ein.
„So kam es, dass zum ersten Mal in der Geschichte der Lhari-Menschen Beziehung sich die Lhari an uns wendeten und unsere Hilfe erbaten. Da ich schon Erfahrung mit dem Krieg hatte, bot ich meine Dienste an. Ich lernte die Sprache der Lhari und wurde ihr ganz persönlicher Berater. Es zeigte sich, dass die Replikatoren die Maschinen und Bomben, die ich nach dem Vorbild jener aus dem Krieg anfertigte, wahrscheinlich aufgrund ihrer primitiven Grundlage, nicht als Bedrohung ansahen und wir erfolgreich so einige der Spinnen zum Teufel jagen konnten.“
Er trank einen Schluck und seufzte dann.
„Nur waren die einfachen Bomben, die abgeworfen wurden, nicht zielgenau und vor allen Dingen nicht stark genug…So kamen mir die Kamikaze Angriffe aus meiner Vergangenheit in den Sinn, die unter den Lhari sehr viel Anklang fanden. Durch sie gelang es uns, den größtmöglichen Schaden anzurichten. Die Ausbildung von Kamikaze Piloten begann…aber… ich versichere Ihnen, dass jeder von den Piloten wusste, was auf ihn zukommt!“
„Ich glaube, dass das trotzdem nicht der richtige Weg sein kann!“, sagte Daniel ruhig und schaute Warumono direkt in die Augen.
„Japan hat den Krieg trotz aller Opfer und Bemühungen verloren!“
Der alte Mann drehte sich weg.
„Ich habe mir oft Gedanken darüber gemacht, was auf der Erde während meines Aufenthaltes hier wohl alles geschehen sein mag!“
„Das werden Sie noch erfahren. Sie werden Japan wieder sehen können!“, sagte Jack, der Warumono leid tat.
„Warum habt ihr euch gefangen nehmen lassen, wenn ihr doch ganz leicht mit den erstklassigen Maschinen hättet entkommen können?!“, fragte Warumono nun.
Carter stellte ihre Teetasse hin.
„Wir haben schon gegen die Replikatoren gekämpft und sie so gut wie besiegt. Wir sind auf unseren zahlreichen Reisen durch das Sternentor auf eine Spezies gestoßen, die sich die Asgard nennen. Letztes Jahr ist es uns gelungen, die Replikatoren in einer Zeitblase einzuschließen, die ihre Weiterentwicklung sehr verlangsamt. Wir hatten gedacht, dass wir alle Replikatoren eingeschlossen hätten.“
„Haben wir aber offensichtlich nicht!“, sagte Daniel.
„Die Tatsache, dass hier noch Replikatoren sind, ist sehr gefährlich!“, sagte nun Teal’c.
„Sie könnten sich wieder zu einer Plage entwickeln, die das Universum bedroht!“
„Deswegen wollen wir den Lhari unsere Hilfe anbieten!“
„Gut!“, rief der alte Mann. „Ich werde mit dem obersten Lhari sprechen und euch dann zu einem Gespräch mit ihm einladen! Warten Sie hier!“

Für sein Alter sprang er überraschend schnell auf die Beine und eilte aus dem Zimmer.
Teal’c, Daniel, Carter und Jack schauten sich gegenseitig an.
„Was meintest du damit, dass er Japan wieder sehen wird, Jack?“, fragte Daniel.
„Wenn wir den Lhari geholfen haben, werden wir ihn mit zur Erde nehmen!“, entgegnete Jack entschlossen.
„Das ist nett von Ihnen, Sir, aber glauben Sie nicht, dass das zuviel für den alten Mann sein könnte?“
„Nein, das glaube ich nicht! Er soll seine Heimat wieder sehen können!“

Plötzlich schob sich die Tür zur Seite und ein Helfer schaute hindurch.
„Das Lhari Oberhaupt wird Sie jetzt empfangen!“, sagte er kurz angebunden. „Folgen Sie mir!“

Die bekannte endlose Wanderung begann mal wieder und Jack stellte fest, dass die Entfernungen für die Lhari, die ja offensichtlich sehr schnell gleiten konnten, nichts waren.
Der Raum des Lhari Oberhaupt war so rund wie die Toiletten, in die Jack aus Versehen am ersten Tag geraten war.
Der Lhari saß auf einer großen Sänfte ohne Kontakt zum Boden und schaute sie mit durchdringenden, schwarzen Augen an.
Warumono kniete zu seiner rechten auf dem Boden.
„Kommen Sie näher!“, sagte dieser nun.
SG-1 näherte sich langsam. War es doch das erste Mal für alle drei, dass sie einem Lhari direkt gegenüber standen. Daniel und Teal’c verbeugten sich tief und schauten dann auffordernd zu Jack und Carter, die es ihnen schnell gleich taten.

„Ich habe ihn davon unterrichtet, was ihr zu mir gesagt habt und er ist für Vorschläge offen!“
Nun fing Carter an zu reden und war nicht mehr zu stoppen.
„Zuerst sollten wir die Asgard anrufen und sie um Hilfe bitten. Ich kann dann zusammen mit ihnen einen Plan ausarbeiten. Eine Idee hätte ich schon. Wir könnten die Replikatoren mit einem Trick von dem Planeten weglocken und da sie noch nicht so intelligent sind, wie jene, die wir in der Zeitblase eingeschlossen haben, können wir die „primitiveren“ Replikatoren vielleicht mit in die Zeitblase einschließen!“
Warumono nickte und fing an, dem Lhari zu übersetzen, was Carter gerade vorgeschlagen hatte.

Der Lhari senkte langsam den Kopf, nachdem Warumono aufgehört hatte in der blubbernden Lhari Sprache mit ihm zu reden. Er hob ihn wieder und redete dann zu ihnen.
Jack verstand gar nichts. Das Blubbern erinnerte ihn an jenes Geräusch, dass sein Abfluss im Spülbecken seiner Küche machte, wenn er das Wasser abließ.
Warumono hingegen schien jeden einzelnen Ton zu verstehen. Als der Lhari fertig geblubbert hatte, sprach wieder Warumono zu ihnen.
„Er sagt, dass sie ein Kommunikationsgerät haben, das über sehr weite Entfernungen funktioniert. Wenn es richtig eingestellt würde, dann müsstet ihr die Asgard erreichen können. Ein Helfer wird Sie, Carter, zu dem Raum führen.“
Carter verließ mit dem Helfer das Lhari Zimmer und kam nach einer halben Stunde zurück.
„Sir, ich konnte die Asgard erreichen. Sie werden in einem Tag hier sein!“
„Kommt Thor auch?“, fragte Jack.
„Nein, er ist leider verhindert. Heimdall wird uns einen Besuch abstatten!“, sagte sie lächelnd.

Den Rest des Mondtages verbrachten sie damit sich auszuruhen. Sie hatten ewig nicht mehr geschlafen und besonders Carter sollte sich ausruhen, um fit für die schwierige Aufgabe zu sein.



***



Wie versprochen traf Heimdall am nächsten Tag auf dem Lhari-Mond ein. Sie war quirlig wie immer.
„Hallo Erdlinge!“, rief sie ihnen zu, als sie aus dem Asgard Raumschiff gelaufen kam.
Sie war ganz offensichtlich mit einem alten Modell gekommen, damit den Replikatoren nicht das Wasser im Mund zusammen lief und sie vorzeitig den Lhari Planeten verließen.
Lange hielt sich Heimdall nicht auf dem Mond auf. Sie suchte den Ober-Lhari auf und überbrachte friedliche Grüße vom Hohen Rat.

Der diplomatische Kram langweilte Jack einfach nur und er unternahm mit Teal’c einen Spaziergang durch die Lhari Stadt. Carter flog später mit Heimdall weg, um im Weltraum in Ruhe an einer Lösung experimentieren zu können.

Nach einigen Stunden kontaktierte Carter sie über Asgard Funk.
„Sir, wir haben eine Lösung gefunden, die einfach aber brillant ist!“
„Was ist es?“
„Wir werden eine mit Lhari- und Asgardtechnologie ausgestattete Sonde auf den Planeten schicken. Sie wird Informationen enthalten, die die Replikatoren automatisch absorbieren werden, wenn sie sie fressen. Es werden abgefälschte Infos sein, die den Planeten Halla, wo wir die restlichen Replikatoren eingeschlossen haben, besonders lohnenswert aussehen lassen. Sie werden nicht wissen, dass sie das Innere einer Zeitblase anfliegen, sondern werden denken, dass das nur eine Art Atmosphäre darstellt. Sobald sie in der Zeitblase sind, werden sie nicht mehr entkommen können, da man nur in die eine Richtung fliegen kann.“
Nach einer kurzen Pause, sagte Jack: „Gut gemacht, Major. Dann sorgen sie mal dafür, dass die Sonde besonders lecker für die Replikatoren ist!“
„Ja, Sir!“, er konnte am Tonfall ihrer Stimmer erkennen, dass sie über die Bemerkung lächeln musste.
Jack drehte sich zu Teal’c um, der gerade ein besonders bizarres Bauwerk der Lhari Architektur betrachtete und ein Augebraue bis zum Anschlag hochgezogen hatte.
„Was ist, T?! Lass uns zur Militär Basis zurückkehren! Ich habe genug gesehen!“
„Gut, O’Neill!“, antwortete Teal’c und folgte Jack.

Als sie den Gebäudekomplex erreichten, merkte Jack sofort, dass irgendetwas nicht stimmte. Es herrschte Grabesstille in den Gängen. Zwar war es immer sehr ruhig hier gewesen, aber jetzt hörte man überhaupt nichts mehr. Irgendetwas musste geschehen sein.

Jack und Teal’c rannten zu dem Zimmer, in dem sie Daniel und Warumono zurückgelassen hatten.
Dort war niemand.

Jack und der Jaffa machten sich so schnell wie möglich auf den Weg zu dem großen Zimmer des Ober-Lahri.
Auf dem Weg dorthin hörten sie bekannte Geräusche aus der Richtung in die sie rannten. Etwas krabbelte und kratzte in der Decke über ihnen, so dass es Jack einen Schauer über den Rücken jagte.
Er beschleunigte sein Laufen noch mehr und Teal’c tat es ihm gleich.
Als sie um die nächste Ecke bogen, kam ihnen Daniel in Panik entgegen gelaufen.
„Jack!!!!“, rief er „Schnell, die Basis wird von Replikatoren überrannt. Der Ober-Lhari schwebt in großer Gefahr!“
Sie stürmten in das Zimmer. Ein grauenvoller Anblick bot sich den Dreien. Der Lhari war mit Replikatoren übersät, die ihn bei lebendigem Leibe auffraßen. Warumono versuchte verzweifelt, mit der Sänfte auf die grässlichen Spinnen einzuschlagen. Aber es nützte nichts mehr. Tot fiel der Ober–Lhari zu Boden und rührte sich nicht mehr.
„Scheiße!“, schrie Jack.

Was war passiert? Hatten sich bei ihrer Rückkehr zum Mond einige Spinnen an den Flieger geheftet? Oder war auf dem Planeten nicht mehr genug Nahrung für alle Replikatoren vorhanden?

„Warumono, weißt du, wo man die persönlichen Gegenstände der Auserwählten hingebracht hat? Wir brauchen unsere Waffen!!!“
Warumono, der starr vor Schreck war antwortete: „Sie sind in einer Kammer neben dem Ausbildungsraum der Auserwählten.“
Jack stürmte los, so dass Daniel Mühe hatte, mit zu kommen. Unterwegs kontaktierte er Carter.
„Major! Wir werden von Replikatoren überrannt. Beeilen sie sich mit dem Sondending!“, brüllte er.
„Sir, die Sonde reicht nur für einen Planeten, weil die Replikatoren, sobald sie sich aufteilen ihren jeweils eigenen Instinkten folgen und ein neues Kollektiv sind!“
„Verdammt noch mal, Carter, dann bauen Sie noch eine Sonde! Und beeilen Sie sich!“
„Ja, Sir!“, war die knappe Antwort.

Jack, Teal’c und Daniel hatten die Kammer erreicht und nachdem Teal’c die Tür eingetreten hatte, holten sie ihre Waffen heraus.
„Denk dran, Jack, sobald wir einmal auf die Replikatoren geschossen haben, sind wir ihre Feinde und sie werden uns töten!“
„Weiß ich auch!“, knurrte Jack.

Sie fingen an, die Räume zu durchforsten. Aber wohin sie auch kamen, fanden sie nur noch tote Lhari und einen Haufen Replikatoren, die sich ihre Überreste schmecken ließen.
Schließlich rannten sie aus dem Komplex hinaus Richtung Lhari Stargate.
Wenn Lhari versuchen würden zu entkommen, dann durch das Stargate. Sie mussten über viele tote Lhari steigen und die Replikatoren-Anzahl stieg mit jeder Minute. Krabbelnd hörten sie sie hinter sich ebenfalls Richtung Stargate vorrücken.

Kurz vorm Stargate sahen sie eine kleine Gruppe von Lhari aus einem Turmausgang flüchten.
Die Horde Replikatoren schlugen sofort ihre Richtung ein und jagten die Lhari vor sich her. Als der erste Replikator zum Sprung ansetzte wurde er von einer Maschinenpistolen Kugel zerfetzt.

Damit waren auch Jack, Daniel und Teal’c nun ein Ziel für die grässlichen Biester.
Jack war sich nicht sicher, wie lange die Munition reichen würde.
Die kleine Gruppe Lhari konnte durch SG-1 Feuerschutz durch das Sternentor flüchten. Aber SG-1 hatte es nicht bis zum Tor geschafft. Schon konnte Jack in der Ferne einen riesigen Replikatorkäfer auf sie zu krabbeln sehen.
„Was machen wir jetzt, Jack?“, fragte Daniel verzweifelt und schoss auf einen weiteren Replikator, der sofort in alle Einzelteile zersprang.
„Ich habe keine Ahnung, Daniel! Aber wenn jetzt nicht gleich etwas passiert, dann werden wir wohl von dem dicken Replikator da hinten zerquetscht!“, schrie Jack zurück.
„O’Neill!“, rief Teal’c plötzlich und wies mit seiner Pistole zum Himmel. Dort flogen zwei Objekte direkt auf sie zu.
„Lauft!“ Jack schmiss seine leere P90 den Replikatoren hin und rannte zu den Flugobjekten, die 500m hinter dem Stargate gelandet waren. Teal’c und Daniel ließen sich das nicht zweimal sagen und rannten Jack hinterher.

In den zwei Flugobjekten saßen Warumono und Jaron. Sobald SG-1 eingestiegen war, machten sie einen Blitzstart.
Zum Glück hatte der riesige Replikator keine Flügel, dachte Jack noch, während sie die Atmosphäre verließen.
Nach einer Weile trafen sie auf das Asgard Raumschiff und gingen an Bord.
Sam war gerade dabei die letzte Schraube an der zweiten Sonde zuzudrehen.
„Fertig!“, sagte sie strahlend, wurde aber gleich wieder ernst, als sie sah, wie zerknittert und verstört Jack, Daniel und Teal’c aussahen.
„Ich werde die beiden Sonden sofort losschicken!“, sagte Heimdall lebhaft und verließ mit den für Jacks Vorstellung ein wenig klein geratenen Sonden den Raum.

Nachdem Heimdall die beiden Sonden Richtung Planet und Mond geschickt hatte, flog sie mit dem Raumschiff bis auf einen geringen Sicherheitsabstand heran.
Durch das große Vorderfenster konnten SG-1, Warumono und Jaron beobachten, wie sich die Replikatoren auf dem Mond und dem Planeten an jeweils einem Punkt sammelten.
„Colonel!“, rief Sam. „Sie bauen aus sich selbst gigantische Flugobjekte. Sehen Sie, wie schnell das geht!“
Jack konnte gar nicht so schnell schauen, wie die Replikatoren ihre Schiffe, die ein wenig unterschiedlich aussahen, zusammensetzten.

Nach einer Stunde war der Planet, sowie sein Mond wie leer gefegt. Die Replikatoren-Schiffe starteten und gingen, sobald sie weit genug von der Schwerkraft des Planeten entfernt waren, in den Hyperraum über.

Und jetzt hieß es warten, bis die Asgard, die in der Nähe von Halla auf einer Forschungsstation arbeiteten, ihnen Bescheid gaben.

Sie verbrachten die Zeit damit, zu untersuchen, ob auch alle Replikatoren mit den beiden Schiffen verschwunden waren. Als sie auf dem Mond ankamen, fanden sie nur noch tote Lhari Hüllen und einzelne energielose Replikatorenteilchen vor.
Jack drehte ein weiteres Teilchen mit der Stiefelspitze um.
„Immer noch keine Nachricht von Halla?“
Carter schüttelte den Kopf.
Daniel trat an die beiden heran.
„Jack, ich hatte noch gar keine Gelegenheit gehabt, dir zu danken, dass du uns gerettet hast!“, sagte er verlegen.
Jack lächelte. „Ist doch kein Problem, Daniel…“

In diesem Moment meldete sich Heimdall über den Asgard-Kommunikator:
„Wir haben gerade Nachricht von Halla bekommen. Die Replikatorenschiffe sind soeben etwa zeitgleich in die äußere Hülle der Zeitblase eingedrungen.“
„Danke Heimdall!“, erwiderte Carter in erleichtert klingendem Tonfall.
„Major Carter, die Asgard danken dir, dass du diesen Einfall mit der Sonde gehabt hast. Falls es noch mehr übrig gebliebene Replikatoren-Kolonien geben sollte, wissen wir nun mit ihnen umzugehen. Die Asgard stehen noch mehr in deiner Schuld und in der Colonel O’Neills, Daniel Jacksons und Teal’cs.“
„Immer wieder gerne!“, grinste Jack, wurde dann aber wieder bitter ernst. Den Lhari hatten sie trotz aller Mühe nicht helfen können und mit der kleinen Gruppe, die durch das Stargate entkommen konnten, war die Spezies nicht gerettet. Sie hatten auch kein Zuhause, zu dem sie gehen konnten.
Jack beschloss, die Lhari selbst zu fragen, was sie nun machen wollten. Sie gingen wieder an Bord des Asgard Raumschiffes und flogen zu dem Planeten, da das Tor der Lhari ohne die besonderen Handschuhe nicht bedient werden konnte.

Auf dem Planeten fungierte Warumono wieder als Übersetzter. Bald war klar, dass für Lhari ein Asyl auf der Erde nicht in Frage kam. Sie konnten die Lebensweise der Menschen mit der ihren nicht vereinbaren. Aber sowohl der Mond als auch der Lhari Planet glichen einem Massengrab und dahin wollten sie keinesfalls zurückkehren.

Da kam Jack plötzlich ein Einfall.
„Heimdall?“ sprach er in den Kommunikator. „Habt ihr vielleicht noch Platz auf dem Asgard Schiff? Da ist noch eine kleine Gruppe Lhari, die ein neues Zuhause brauchen. Vielleicht könnt ihr ihnen bei der Suche helfen.“ Wenn einer ein gutes Zuhause für die Lhari finden würden, dann die Asgard…
„Ich werde mich gerne darum kümmern!“, sagte Heimdall in ihrer üblichen freundlichen Stimme. „Lebt wohl!“
Sie sahen, wie die Lhari hoch gebeamt wurden und das riesige Schiff, das zuvor über ihnen geschwebt war, in den Weltraum verschwand.

„So, und jetzt geht es ab nach Hause!“, rief Jack dem Rest von SG-1 zu, als sein Blick auf Warumono und Jaron fiel, die vor dem Lhari Gate auf den Stufen saßen und überhaupt nicht glücklich dreinschauten.
„Okay, vorher schicken wir Jaron durch das Stargate noch auf seinem Heimatplaneten und Warumono nehmen wir mit nach Hause!“
Jaron blickte ihn nach dieser Bemerkung unsicher an.
Daniel verstand, was dieser Blick zu bedeuten hatte
„Keine Angst, Jaron. Du kannst deinen Angehörigen davon erzählen, dass du geholfen hast fünf Lhari und drei Menschen das Leben zu retten. Das wird dir deine Ehre wiedergeben!“
Das schien Jaron überzeugt zu haben, denn er schaute nicht mehr ganz so finster.

Sie flogen mit ein paar der Transportgleitern, die Warumono mit der Hilfe von Carter schneller und leistungsfähiger machte, zum dem Stargate, bei dem ihre aufregende Mission begonnen hatte. Nachdem Daniel Jaron erklärt hatte, dass das Volk auf seinem Planeten das Stargate vergraben müsse, damit keine Goauld hindurch kommen können, schickte er Jaron hindurch und wählte sie dann nach Hause.
Zum ersten Mal nach sechs Jahrzehnten sah der alte Mann seine Heimat wieder.
Es hatte sich so viel verändert und doch war alles gleich. Der Staub unter seinen Füßen und die wild wuchernde Natur waren eine willkommene Abwechslung zu den Spiegelböden der Lhari-Welt gewesen. Trotz seines Alters fühlte er sich mit jedem Tag jünger, nahm sich vor, sein Leben an dem Punkt fortzuführen, an dem es vor fast sechzig Jahren ausgesetzt hatte.
Warumono hieß Regen willkommen, der auf das Dach seiner traditionellen japanischen Behausung fiel, gegen die imprägnierten Papierwände trommelte. Die altertümliche Hütte würde es nie mit den kunstvollen, irisierenden Elfenbeintürmen der Lhari aufnehmen können – diesem Vergleich hielt kaum ein Ort stand. Doch hier vom Fuße des Fujijamas aus konnte er einen Ausblick auf das neue Tokio erhaschen. In seiner langen Abwesenheit waren Glastürme gewachsen, von denen einige fast mit denen auf der anderen Welt wetteifern konnten.

Fast wohlgemerkt.

Er schüttelte den Gedanken ab, war er doch nichts mehr als ein Geist der Vergangenheit, der ihn hin und wieder heimsuchte. Eine Hülle so leer wie die Gebäude auf dieser fernen Welt. Sie würden weiter existieren, aber würden seelenlos sein, weil mit ihren Bewohnern auch deren Geist gegangen war. Das Volk der Lhari würde nur in den wenigen Überlebenden der Spezies noch eine Weile weiter existieren.

Und in Warumono.

Mit sich hatte er ein Stück der Lhari auf die Erde gebracht, und solange dieser Teil seines Herzens lebte, würde er ihrem Vermächtnis Ehre machen. Wie dem seines Bruders. Warumono konnte er sich also keinen besseren Ort vorstellen, um seinen Lebensabend zu verbringen. Indem er sein gesamtes Wissen mit dem SGC geteilt hatte, sicherte er das Andenken der Lhari über seinen Tod hinaus. Und er baute eine Brücke zu denen, gegen die er einst als Soldat in den Krieg gezogen war.

Damit schloss sich der Kreis und seine Schuld war endgültig beglichen.

Ende
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