Entscheidungen by ManuKu
Summary: Teal’c’s Gedanken während der Meditation.
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Teal’c (SG-1)
Genre: Friendship, General, Missing Scene, PoV, Vignette
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 1483 Read: 2448 Published: 20.11.11 Updated: 20.11.11
Story Notes:
Eine missing scene aus der Folge "Share’s Tod".

1. Kapitel 1 by ManuKu

Kapitel 1 by ManuKu
Entscheidungen


„Für diese Tat bin ich verantwortlich. Ich war gezwungen, auf Sha’re zu schießen und ihr Leben zu beenden. Aber ich versichere dir: Es ist nur geschehen, um dein Leben zu retten.“

 

Teal’c saß während dieser Erinnerung in seinem Zimmer, unbeweglich und mit geschlossenen Augen inmitten eines Halbkreises aus Kerzen. Er nutzte die Meditation, um Stärke und Klarheit zu gewinnen. Doch an diesem Abend gelang es ihm kaum, seine Gedanken zur Ruhe zu bringen. In ihm herrschte ein emotionales Chaos. Die dramatischen Ereignisse der letzten Tage hatten ihn verändert, ihn gezwungen, Stellung zu beziehen. Er tötete die Goa’uld Ammonet, um Daniel Jacksons Leben zu retten. Doch gleichzeitig beendete er damit auch das Leben von Sha’re, Daniels Frau.

 

Teal’c‘s Stirn legte sich in Falten, als er sich zu erinnern versuchte, wie diese wenigen Sekunden im Zelt der Goa‘uld verlaufen waren und was er anders hätte machen können.

 

Das erste, was er sah, als er das Zelt von Ammonet betrat, war das goldene Leuchten, das die beiden Körper vor ihm umgab. Er erkannte Daniel, der vor der Goa’uld kniete und nicht imstande war sich zu wehren. Er sah, wie die Waffe, die Daniel noch vor einigen Sekunden auf Ammonet gerichtet haben musste, langsam aus seiner Hand rutschte und auf den Boden fiel.

Ich war oft genug Zeuge, wenn Menschen von Goa’uld getötet wurden. Wenn ich nicht eingegriffen hätte, wärst du tot gewesen!

 

Daniel Jackson war verloren. Als Teal’c das erkannte, feuerte er seine Waffe ab. Er hatte eine Entscheidung getroffen, die Daniel Jackson das Leben rettete, doch gleichzeitig verlor er damit dessen Freundschaft und Vertrauen.

 

Teal’c konzentrierte sich wieder auf seine Atmung. Es fiel ihm schwer, die Momente zu vergessen, in denen Daniel ihn fast mit Verachtung strafte, ihn ignorierte und kaum mehr als einen Gruß über die Lippen brachte, ohne ihn anzuschauen. Vielleicht hätte er sonst den Hass und die Wut in den Augen des Menschen gesehen.

 

Es tut mir leid, dass Sha’re tot ist. Aber du bist mein Freund. Wenn ich wieder in dieser Situation wäre, würde ich nicht anders handeln!“

 

Hatte es wirklich keinen anderen Weg gegeben? Hätte er sich zwischen beide stellen sollen, um die Macht ihres mentalen Angriffs auf sich selbst zu lenken? Sie hätte ihn wie ein Stück Papier zur Seite geschoben. Hätte er sie weniger tödlich verwunden können? Sie wäre keinen Meter gewichen. Es ging um jede Sekunde.

 

Teal’c fragte sich, wie die anderen seines Teams reagiert hätten, wenn sie es gewesen wären, die das Zelt als erste betreten hätten. Er dachte an den Colonel. O’Neill musste damals auf Apophis’ Schiff auch eine Entscheidung gegen Skaa’ra und für Daniel Jackson treffen. Er entschied sich für sein Team und er lebte mit dieser Entscheidung. Glücklicherweise konnte Skaa’ras Körper durch den Sarkophag widerbelebt werden. Diese Möglichkeit blieb ihnen bei Sha’re verwehrt. Es gab keine Möglichkeit, einen Sarkophag in angemessener Zeit zu finden, ohne noch weitere Leben aufs Spiel zu setzten.

 

Wieso hast du sie getötet?

 

Teal’c würde nie den Schmerz und das Unverständnis vergessen, die in Daniels Augen und Stimme lagen, als ihn Sha’res lebloser Körper mit der Endgültigkeit ihres Todes konfrontierte. Daniels Jackson konnte seinen eigenen Tod akzeptieren, doch nicht den von Sha’re. Er war bereit gewesen zu sterben. Doch Teal’c war es nicht. Er hatte eine starke Bindung zu SG1 aufgebaut und diese Bindung schloss Daniel Jackson mit ein. Es schmerzte ihn, dass diese Freundschaft nun zerstört war.

 

Es gab unter den Tau’ri keine Rituale, wie es sie unter den Kriegern der Jaffa gab. Die Menschen waren emotionaler und umso unerbittlicher in ihren Reaktionen. Teal’c würde durch jedes Feuer gehen, um Daniel Jackson zu beweisen, dass es ihm leid tat, ihm so viel Schmerz zugefügt zu haben.

 

Wieder schweiften Teal’c’s Gedanken in die Vergangenheit.

 

Er selbst war es, der Daniels Frau als neuen Wirt für Ammonet auserwählt hatte. Damals hätte er seinem inneren Drang folgen sollen und das tun müssen, wozu erst O’Neills ihn gebracht hatte - gegen die Tyrannei Apophis’ anzutreten und zu kämpfen, als freier Mann. Jetzt, wo er frei in seinen Handlungen und Entscheidungen war, hatte er wiederholt gegen Sha’re entschieden, doch diesmal würde er es wieder tun, wenn er dazu gezwungen werden würde. Diese Entscheidung war richtig. Er konnte es bedauern, dass er es war, der gezwungen war zu schießen, doch jeder des Teams hätte sicher genauso gehandelt.

 

Teal’c konzentrierte sich wieder auf das schemenhafte Flackern der Flammen, das durch seine Augenlider drang. Endlich gelang es ihm, seiner Atmung einen gleichmäßigen Rhythmus zu verleihen und das emotionale Chaos als eine geordnete Form in die Tiefen seiner Erinnerung zu verbannen.

 

Plötzlich hörte er, wie sich die Tür seines Raumes leise öffnete und jemand eintrat. Langsam öffnete Teal’c die Augen.

 

Daniel Jackson!

 

Als er seinen nächtlichen Gast im Dämmerlicht der Kerzen erkannte, war er innerlich hellwach. Äußerlich ließ er sich jedoch nichts anmerken. Er war immer noch der ruhige und stoische Jaffakrieger, der nichts an die Oberfläche ließ, was dazu dienen könnte, ihn zu verletzen.

 

„Tut mir leid, wenn ich störe!“ Der junge Mann kam zögernd näher.

 

„Es ist schön, dich zu sehen, Daniel Jackson!“

 

Er musterte das ernste Gesicht des jungen Ägyptologen. Daniel Jackson vermied es immer noch, ihm länger als ein paar Sekunden in die Augen zu sehen. Unsicher setzte er sich ihm gegenüber auf den Boden und starrte eine Weile in den Kreis von Kerzen. Dann begann er Fragen zu stellen. Teal’c ließ sich seine Überraschung nicht anmerken. Daniel war nicht gekommen, um ihn anzuklagen oder ihm seine Wut und seinen Hass ins Gesicht zu schleudern. Nein. Vor ihm saß der Wissenschaftler Doktor Jackson, der analytisch versuchte, eine Antwort auf seine Fragen zu finden.

 

Teal’c antwortete nach bestem Wissen und musterte weiterhin den jungen Mann vor sich. Daniel schien erschöpft zu sein. Wahrscheinlich konnte er nachts nicht schlafen und wurde von Alpträumen gequält, die ihm immer wieder den Tod seiner Frau vor Augen hielten. Und er, Teal’c, war Teil dieses Alptraums.

 

Teal’c, du hast richtig gehandelt!

 

Er erinnerte sich an ihre kurze Begegnung gestern vor dem Stargate. Daniel Jackson nahm mit diesem kurzen Zugeständnis einen Teil seiner Schuld von ihm. Sie würde jedoch immer wie ein dunkles Mal auf seiner Seele eingebrannt bleiben.

 

Als Daniel die Antworten von ihm bekommen hatte, die er anscheinend brauchte, sah er ihn kurz an. In seinen Augen spiegelten sich die Flammen der Kerzen und Teal’c glaubte so etwas wie Hoffnung darin zu erkennen. Doch Daniel sah schnell wieder zu Boden und stand auf. Wortlos drehte er sich um und ging zur Tür. Teal’c’s Worte hielten ihn auf.

 

„Daniel Jackson ...“

 

Der junge Mann drehte sich um, die Tür schon einen Spalt breit geöffnet. Teal’c schaute ihm in die Augen und dieses Mal erwiderte Daniel den Blick, ohne sofort wieder wegzuschauen.

 

„Es erfüllt mich mit großer Freude, daß du wieder meinen Rat suchst!“

 

Daniel schaute ihn schweigend an. Fast schien es so, als wollte er etwas sagen.

 

Teal’c, du hast richtig gehandelt!

 

Daniels Worte klangen in ihm nach und jetzt sah Teal’c ihre Bedeutung auch in dessen Augen schimmern. Daniel Jackson hatte ihm vergeben. Als der junge Mann die Tür leise hinter sich zuzog, schloss Teal’c die Augen. Vielleicht würde er die Tau’ri irgendwann verstehen lernen.

Sie konnten mit einer Leidenschaft kämpfen, hassen und lieben, die nur wenigen Lebensformen, die er kannte, eigen war. Und doch war es ihnen möglich, die Dinge immer aus zwei Blickrichtungen zu betrachten. So konnten sie vergeben, wenn andere nur dem eiskalten Gefühl der Rache gefolgt wären.

 

Teal’c wußte nicht, ob er imstande gewesen wäre, zu verzeihen, wenn er an Daniels Stelle gewesen wäre. Doch er konnte und würde lernen. Jeden Tag, den er mit Colonel O‘Neill, Major Carter und Daniel Jackson zusammen war, wurde er ein Stück mehr zu einem Teil eines Ganzen. Sie waren seine Familie. Und um diese Familie würde er bis zum letzten Atemzug kämpfen. Zufrieden versank Teal’c tiefer in seiner Meditation, während das flackernde Licht der Kerzen über seine gelösten Gesichtszüge huschte.


ENDE
Diese Geschichte wurde archiviert am http://stargatefanfic.de/viewstory.php?sid=1224