INIMIGO - Durch die Augen des Feindes (3) by moth-to-flame
Summary: Fortsetzung von "INIMIGO - Durch die Augen des Feindes (1) und (2)"
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara, Other Character, Own Character, Samantha Carter (SG-1), Teal’c (SG-1)
Genre: Action, Friendship, General, Hurt/Comfort
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 8 Completed: Ja Word count: 9219 Read: 50917 Published: 17.11.11 Updated: 17.11.11

1. Kapitel 1 by moth-to-flame

2. Kapitel 2 by moth-to-flame

3. Kapitel 3 by moth-to-flame

4. Kapitel 4 by moth-to-flame

5. Kapitel 5 by moth-to-flame

6. Kapitel 6 by moth-to-flame

7. Kapitel 7 by moth-to-flame

8. Kapitel 8 by moth-to-flame

Kapitel 1 by moth-to-flame
INIMIGO - Durch die Augen des Feindes (3)


Sam stürzte auf den harten Steinboden und blieb schreiend liegen.

Daniel spürte die Reste der Präsenz von Jolinar und einen unglaublichen Widerstand. Eine Ablehnung, einen Ekel gegen die Larve, die in sie eingedrungen war.

Daniel hätte ihren Körper am liebsten sofort verlassen, aber das hätte sie wahrscheinlich beide umgebracht. Er war schwach und es kostete ihm große Mühe, sich mit ihr zu verbinden. Dann plötzlich hörte ihr Widerstand auf. Sie hatte erkannt, wen sie in sich trug. Ihre Gedanken hatten sich verbunden und Sam wusste auf einen Schlag alles, was ihm in der letzten Woche widerfahren war. Er konnte sie nicht anlügen, das wusste sie. Ein leises 'Oh Gott' kam über ihre Lippen.

Daniel sah mit ihren Augen und hörte mit ihren Ohren. Es war schrecklich zu wissen, was er getan hatte. Er wusste, wie sehr Sam immer noch unter den Erinnerungen an die Blendung mit Jolinar litt. Und nun hatte er ihr dasselbe angetan. Konnte er mit diesem Wissen weiterleben?

***

Déjà-vu...Die Situation war nicht neu für sie. Den gleichen Schmerz, das gleiche Gefühl, die Kontrolle zu verlieren, hatte sie schon einmal gehabt. Es war, als würde ihr das Leben entrissen.

Der Mensch, der Daniel vor ihre als Wirt gedient hatte, und nun tot war, hatte sich laut Daniels Erinnerungen stark gegen ihn gesträubt.

Die Vereinigung ging dieses mal schneller vonstatten, weil Samantha sich nun nicht mehr dagegen wehrte. Sie konnte nicht verlangen, dass Daniel damit aufhörte, sonst wäre er gestorben. Und sie wahrscheinlich mit ihm, weil die Vereinigung schon beinahe abgeschlossen war. Ihr Körper kam schnell wieder zu Kräften und auch Daniel schien sich zu erholen.

Einige Zeit lang lag sie mit dem Gesicht auf dem kalten Steinboden einfach nur so da und versuchte, damit fertig zu werden. Nicht nur damit, einen Goa'uld Symbionten in sich zu haben, sonder auch mit der Tatsache, dass es Daniel war.

Sie wusste, dass er aus der Not heraus gehandelt hatte. Alles, was er in der letzten Woche durchgemacht hatte, war, als ob es ihre eigenen Erinnerungen wären. Sie kannte Shoshana nicht, aber wusste alles, was Daniel über sie und die Konshimen wusste. Es war eine Informationsflut, die sie nicht auf einmal verarbeiten konnte. Sie kannte auch alle Gefühle, Gedanken und Erinnerungen ihres Freundes Daniel Jackson, der im Körper dieser Larve eingeschlossen worden war, weil er einen Fehler begangen hatte. Sie verabscheute die Konshimen, obwohl sie noch nie auf deren Planeten gewesen war. Alles, was Daniel von ihnen wusste, war genug, um sie zu überzeugen. Und trotzdem befand sie sich in einem Zwiespalt. War sie dazu fähig, Daniel zu verzeihen? Carter wusste, dass er sich schwere Vorwürfe machte. Aber sie hasste ihn auch dafür, was er getan hatte. Er hatte allen Grund dafür, sich Vorwürfe zu machen.

***

Zwei Leben in einem Körper vereint. Ein Wesen, das sich in ihr eingenistet und sich sie zum Besitz genommen hatte. Auch wenn es Daniel war, und er keine andere Wahl gehabt hatte, fühlte sie, als hätte er ihr bisheriges Leben brutal an sich gerissen. Wie sah ihre Zukunft aus?

Sie stützte sich mit einer Hand auf den Steinboden und hob ihren Kopf. Daniel hatte ihr die Kontrolle über ihren Körper überlassen. Das war das Mindeste, was er tun konnte. Er hatte starke Schuldgefühle und Sam ahnte, dass dieses Schicksal ihn sehr mitnehmen und sein Leben lang begleiten würde. Trotzdem empfand sie im Moment kein Mitleid mit ihm.

Sie konnte ihm wahrscheinlich in Anbetracht der Tatsache, dass er gestorben wäre, hätte er nicht SO gehandelt, wie er es getan hatte, verzeihen, aber ein gewisser Zorn auf ihn würde ewig in ihrem Herzen bleiben.

Plötzlich hörte sie Schritte. Jack und Teal'c kamen, um sie zu suchen. Was sollte sie ihnen sagen? Würden sie ihre Geschichte glauben?

Shoshana kam näher geschwebt und verweilte neben Sams halb aufgerichteten Körper. Dann konnte sie bereits die Lichter zweier Taschenlampen erkennen, die wie Schwerter durch die Finsternis schnitten.

"Carter?", kam Jacks Stimme als erste.

***

Der Lichtkegel seiner Taschenlampe streifte Nath' toten Körper und ein leiser Fluch entkam seiner Kehle. Was zum Teufel war hier passiert? Warum hatte Carter sich nicht gemeldet? Wo war sie?

Teal'cs Lichtstrahl schwenkte ebenfalls suchend um her. Und dann entdeckte er sie. Sam lag auf einen Ellbogen gestützt am Boden. Sie sah verzweifelt und erschöpft aus. "Hier. Ich bin hier.", sagte sie leise.

Jack sah, dass neben ihr noch jemand stand und richtete sofort seine Waffe auf die Gestalt. "Sie wird uns nichts tun.", erklärte Sam und richtete sich mühsam auf.

Ihre Beine gaben unter ihrem Körper nach und sofort war Teal'c an ihrer Seite, um sie zu stützen. Jack zielte immer noch auf Shoshana. Seine Augen hatten sich zu Schlitzen verengt. Mit einer Hand hielt er die Waffe umklammert, mit der anderen leuchtete er ihren Körper ab. Sie war hübsch anzusehen, aber irgend etwas stimmte nicht. Sie stand nicht auf Füßen, es schien viel mehr so als würde sie engelhaft über dem Boden schweben. Wo kam sie so plötzlich her? Und was hatte die Leiche zu bedeuten? Was war mit Sam passiert? Unzählige Fragen schwirrten durch seinen Kopf und die Antworten darauf schienen sich alle um diese Frau zu drehen.

"Bitte, Sir. Sie hat nichts damit zu tun.", flehte Sam wieder. Ihre Stimme klang immer noch schwach und zerbrechlich. Er warf ihr einen flüchtigen Blick zu. Ihre Gesichtszüge hatten sich irgendwie verändert, waren schlaffer geworden. Und in ihrem Ton Schwang eine Nuance mit, die er nicht einordnen konnte. War es Zorn?

Schließlich richtete er seine Augen wieder auf die Fremde und ließ langsam die Waffe sinken.

"Was ist hier passiert?", fragte er. Sam wusste, dass es eine verdammt lange Story werden würde und holte tief Luft.

***

"Sir, ich weiß nicht, ob Sie glauben werden, was ich Ihnen jetzt sagen werde.", begann sie. Jack trat von einem Fuß auf den anderen. Teal'c hob abwartend eine Augenbraue und Shoshana hob den Kopf.

"Schießen Sie los.", sagte O'Neill kühl. Er hatte keine Ahnung, was er jetzt zu hören kriegen würde. Aber er spürte an ihrem Verhalten, dass es etwas...Wichtiges?..war.

"Daniel ist in mir.", platzte sie schließlich heraus.

Jack musterte sie ungerührt, als hätte sie noch kein Wort verloren.

"Daniel...ist...in...mir!", wiederholte sie und betonte dabei jedes einzelne Wort.

Jetzt legte Jack den Kopf schief und sah sie mit gerunzelter Stirn an. Er öffnete den Mund um etwas zu sagen, aber Teal'c kam ihm zuvor.

"Wie meinst du das, Major Carter?", fragte er.

Jack machte eine zustimmende Geste. Shoshana senkte den Kopf. Sie hatte bis jetzt noch keinen Ton von sich gegeben. Das verwirrte ihn.

"Er ist im Körper einer Goa'uld Larve. Das, was bei uns auf der Krankenstation liegt, ist nur eine Hülle. Die Rasse, von der wir gesprochen haben, hat sein Bewusstsein in das eines Symbionten transferiert.", erklärte Sam stockend, immer noch selbst von der Unglaublichkeit der Wahrheit geschockt.

" Sie meinen, das auf der Erde ist nicht Daniel... Bewusstseinstransfer...das hatten wir doch schon mal!?", äußerte sich Jack.

"Doch, natürlich ist er es. Zumindest ist es sein Körper. Ich kann es auch nicht erklären. Ja, das hatten wir schon mal. Aber Marchello's Maschine hat das Bewusstsein zweier Menschen einfach vertauscht. Die Konshimen, die Rasse, welche Daniel getroffen hat, hat SEIN Bewusstsein in einen Goa'uld übertragen.", sagte sie.

"Und dieser Goa'uld ist jetzt in Ihnen?", fragte Jack ungläubig. Es war ein faszinierender Anblick, Jack O'Neill rat- und wortlos zu erleben.

Sam nickte. "Es ist Daniel. Die Vereinigung ist bereits erfolgt. Wir wissen alles voneinander. Ich würde sofort bemerken, wenn er lügt.", teilte sie ihm mit.

Jack leuchtete ihr ins Gesicht. Er sah ihr in die Augen.

Da war tatsächlich noch etwas anderes darin. "Daniel?", fragte er leise.

Dann sah er, wie sich Sams Kopf in beinahe vertrauter Weise senkte und ihre Augen kurz aufglühten, was in der Dunkelheit einen ziemlich furchteinflößenden Effekt hatte.

Dann sprach sie. "Ja Jack. Ich bin hier. Auch wenn du es nicht glaubst.", sagte sie mit dieser blechernen Stimme, die nur im Entferntesten an Sams oder Daniels Stimme erinnerte. Sie klang eher wie die blecherne Ansage des Tonbandes eines zu oft angewählten Anrufbeantworters.

***

Jack schluckte. Seine Augen waren groß und ungläubig. Das konnte doch nicht wahr sein! Er weigerte sich, zu glauben, dass Daniel im Körper eines Schlangenkopfes steckte und als Goa'uld von Carter Besitz ergriffen hatte. So etwas würde Daniel nicht verkraften. Es müsste furchtbar für ihn sein, so etwas zu erleben.

Und Jack wusste, wie sehr Daniel die Goa'uld verabscheute. Er würde niemals so handeln wie sie und sich einfach einen Wirt nehmen, und schon gar nicht Sam.

Außer...außer Sam hatte es ihm erlaubt, um sein Leben zu retten? Vielleicht war er zuvor in dem Mann gewesen, der nun tot auf dem Steinboden des Tempels lag? Das ergab einen Sinn. Nur so hätte Sam Daniels Leben retten können.

"Haben Sie zugelassen, dass Daniel...", begann Jack. Er konnte es einfach nicht aussprechen. "...in dich eindringt?", führte Teal'c Jacks Satz zuende.

Sam schüttelte den Kopf. Aber es war Daniel, der sprach.

"Nein, das hat sie nicht.", sagte er und trotz der ungewohnt tiefen und verzerrten Stimme konnte O'Neill die Reue darin vernehmen.

"Ich stand vor der Entscheidung, zu sterben oder den Wirt zu nehmen, der sich mir genähert hatte. Ich wusste nicht, dass es Sam war. Ich habe es...einfach getan.", sagte er langsam. Jack schloss kurz die Augen. Das, was er hier zu hören bekam, überstieg ganz einfach sein Denken. Es war unmöglich. Sein Major stand vor ihm, ihre Lippen bewegten sich. Aber das was sie sagte, stammte von Daniel, der ihm Körper einer Goa'uld Larve war und die Kontrolle über ihren Körper übernommen hatte...Ihm wurde plötzlich schwindlig.

***

"Es gibt diese Rasse also tatsächlich.", stellte Teal'c fest. Jack sah ihn an.

"Ja. Aber ich verstehe nicht, warum sie so etwas tun sollten...Daniel...Daniels Bewusstsein zu transferieren...außer sie sind noch grausamer als die Goa'uld. Und dann habe ich ein Problem damit, weil ich einfach mal annehme, dass diese Frau hier zu genau dieser Rasse gehört.", sagte er.

Shoshana nickte. Jack sah sie abwartend an.

"Sie kann nicht sprechen. Die Konshimen verständigen sich durch Telepathie.", erklärte Daniel. Das Ganze wurde immer paranoider. Jack kam es so vor als wäre er in einem Film. Einen ziemlich...schlechten Film. Mit einem äußerst miesen Drehbuch. Und der eindeutig falschen Besetzung.

"Na schön.", murmelte er und fuhr sich über sein Gesicht. "Und was telepathiert sie gerade?", fragte er.

"Shoshana könnte in dein Gehirn eindringen, dann könnte sie auch dir Gedanken schicken. Aber sie will dir diese, hier auf diesem Planeten sehr schmerzhafte Prozedur, ersparen.", begann Daniel.

"Sie kann uns helfen, mich wieder in meinen Körper zu transferieren. Sie hat sich von ihrem Volk abgewandt. Der Bewusstseinstransfer war eine Strafe.", fügte er hinzu. Er wusste von Sam, dass sein Körper auf der Krankenstation im SGC lag und künstlich am Leben erhalten wurde.

"Und das sollen wir glauben? Es könnte genauso gut eine Falle sein, um uns auszuspionieren.", erwiderte der Colonel skeptisch. Er verfolgte, wie Daniel die Kontrolle wieder an Sam übergab.

"Wir sollten auf die Erde zurückkehren. Je schneller Shoshana eingreifen kann, desto schneller...kann Daniel wieder zurück in seinen Körper. Glauben Sie mir, JACK. Er sagt die Wahrheit.", flehte sie. Schließlich gab Jack nach. Misstrauisch löste er Teal'c damit ab, Sam zu stützen und trug diesem auf, ein Auge auf die Fremde zu haben. Jack warf einen letzten Blick auf die Leiche des Mannes in der Ecke des Raumes. Er würde ein anderes SG-Team damit beauftragen, dem Mann ein ordentliches Grab zu besorgen.

weiter: Kapitel 2
Kapitel 2 by moth-to-flame
2. Kapitel

Nach der Rückkehr auf die Erde hatte man sofort versucht, Hammond und Fraiser von dem unglaublichen Schicksal, das Daniel widerfahren war, zu überzeugen. Mit überraschend gutem Erfolg. Nachdem Jack und Teal'c eingehend untersucht und für geistig vollkommen gesund eingestuft wurden, war Hammond bereit gewesen, ihnen zu glauben. Vor allem bestärkt durch die Tatsache, was sie schon von dieser rätselhaften fremden Rasse wussten.

Shoshana hingegen traf es nicht so gut. Sie wurde sofort nach ihrer Ankunft in eine Arrestzelle gesperrt.

Nun saßen Fraiser, Hammond, Jack und Teal'c im Besprechungsraum. Die Ärztin war die erste, die das Wort ergriff.

"Ich habe Sam eingehend untersucht. Sie trägt tatsächlich eine Goa'uld Larve in sich."; begann sie und machte eine theatralische Pause.

"Das wissen wir bereits.", knurrte Jack. Er konnte es immer noch nicht ganz begreifen und sich mit Unwichtigkeiten aufzuhalten würde Sams und Daniels Leiden nur unnötig verlängern.

Fraiser ignorierte ihn völlig. "Ich konnte die Gehirnströme des Wirtes und des Symbionten isolieren.", fuhr sie fort.

"Es sind Sam und Daniel, von denen wir hier reden.", warf Jack grimmig ein. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände über seine momentane Laune. Janet warf ihm einen Blick zu. "Glauben Sie, mir ist das nicht nur allzu gut bewusst?", herrschte sie ihn an.

Jack zuckte nicht einmal mit der Wimper. Janet holte tief Luft und beruhigte sich schnell wieder. Sie hatte durchaus Verständnis für Jacks Laune. Deshalb musste er sie aber nicht an ihr auslassen. Sie versuchte nur, jedem die derzeitige Situation verständlich vor Augen zu führen.

"Fahren Sie fort, Doctor.", forderte Hammond Sie auf.

Jack knetete nervös seine Hände.

"Die Gehirnströme der Larve sind identisch mit Daniels.", sagte sie.

"Sein Bewusstsein befindet sich also wirklich in dem Goa'uld?", fragte Teal'c erstaunt. Die Ärztin nickte.

"Nachdem was Daniel und Sam mir bis jetzt erzählt haben, hat die Fremde, die sie mitgebracht haben, Daniel im Tempel getroffen und ihn mit auf ihren Planeten genommen. Dort hat er der Versuchung nicht widerstehen können, etwas von der fortschrittlichen Technologie der 'Konshimen' zu stehlen. Es handelte sich um eine Substanz, die Wirt und Symbiont voneinander löst, sodass beide Teile überleben. Doch die Konshimen entdeckten seine Tat. Und wie wir selber schon herausgefunden haben, hat Gerechtigkeit und Perfektion einen hohen Stellenwert in deren Kultur. Die Bestrafung fiel dem entsprechend aus. Daniels Bewusstsein wurde in den Körper eines Symbionten übertragen und man zwang ihn, einen Wirt zu nehmen. Daniel und seinem Wirt gelang es, Shoshana zu überzeugen, ihnen zu helfen und sie konnten vom Planeten Konshim flüchten. Sein Wirt wurde dabei tödlich verwundet. Das erklärt die Leiche des Mannes im Tempel. Daniel konnte ihm nicht mehr helfen und war durch den Tod des Wirtes gezwungen, sich auf seine eigenen Empfindungen zu verlassen. Dafür muss man wissen, dass eine Goa'uld Larve nur begrenzte Hör- und Sehfähigkeiten besitzt. Dafür aber spürt, wenn ein potentieller Wirt in der Nähe ist. Sam hatte ihrerseits die Ankunft mitbekommen und hatte sich vorsichtig dem Licht genähert. Daniel stand vor der Entscheidung, zu sterben oder den Körper zu übernehmen, der in greifbare Nähe gekommen war. Er hat sich für das Leben entschieden. Er wusste weder, dass es sich um Sam handelte, noch kann man ihm übel nehmen, um sein Leben zu kämpfen. Es tut ihm unendlich leid. Sam hat ihm teilweise verziehen, aber es ist sehr schwer für sie, ein weiteres Mal mit so einer Situation umzugehen.", beendete Fraiser ihre Ansprache.

"Das kann ich gut verstehen.", murmelte Jack.

"Danke.", sagte Hammond und nickte der Ärztin kurz zu.

"Beide sagen, dass Shoshana nur mitgekommen ist, um ihnen zu helfen.", addierte diese zu ihrem Bericht.

***

"Und wir stehen jetzt vor der Entscheidung, dieser Frau zu vertrauen oder nicht.", fasste O'Neill zusammen und klopfte nervös mit den Fingern auf der Tischplatte.

"Ich werde sie untersuchen. Daniel hat irgendwas von einer schwachen Körperabwehr gesagt. Aber ich glaube nicht, dass ich dadurch etwas herausfinden kann, das uns hilft.", sagte Janet.

"Wir sollten es versuchen.", meldete sich Teal'c.

"Es ist mir schon klar, dass sie dich an dich selbst erinnert, Teal'c. Aber nicht jeder, der sich vom Bösen lossagt, wird automatisch zum Guten.", sagte Jack skeptisch. Teal'c hob eine Augenbraue, sagte aber nichts weiter.

"Sehr gutes Argument, Colonel. Aber ich denke ebenfalls, wir sollten es nicht unversucht lassen.", überlegte der General.

"Ich bin auch dafür. ", sagte Janet

"Okay...dann machen wir's. Ich glaube sowieso nicht, dass irgendwas noch schlimmer werden kann.", sagte Jack schließlich.

"Und was ist, ich meine...wenn es tatsächlich alles funktionieren sollte. Hat Carter dann wie damals bei Jolinar diese schrecklichen Träume und Visionen?", fragte er Sekunden später und versuchte erst gar nicht, seine Besorgnis zu verbergen.

"Damit müssten wir rechnen. Ich glaube jedoch, dass es dieses Mal weniger schlimm wird. Sam weiß schon sehr viel von Daniel und war bei vielen tragischen Erlebnissen in seinem Leben dabei. Auf jeden Fall würde sie jedoch alle Erinnerungen von Daniel in sich tragen. Und er alle die ihren. Es würde sicher sehr schwer für beide werden. Es ist, als würden sie alles voneinander wissen.", antwortete Janet.

"Sie meinen, solche Dinge, die man nur ins Tagebuch schreibt...Sie wissen schon...?", fragte O'Neill und versuchte seine Beunruhigung und Sorge durch Humor zu überspielen. Er scheiterte miserabel. Es war offensichtlich, dass ihn die Situation seiner beiden Freunde sehr mitnahm.

Janet nickte. Daraufhin erhob sich Jack seufzend. Ohne Aufforderung verlies er den Raum. Hammond entlies Teal'c und Janet und atmete tief durch. Es war tatsächlich eine unglaubliche Situation und sehr belastend für sie alle. Er konnte seinem 2IC keinen Vorwurf machen.

***

Hammond ging die Stufen zum Kontrollraum hinunter. "Schicken Sie eine Nachricht an Jacob Carter!", wies er einen Offizier an. Dann sah er mit verlorenem Blick auf das Stargate hinter der Glasscheibe. Was alles schon durch dieses Tor gekommen war. Er hatte immer gewusst, dass eines Tages das Unfassbare geschehen könnte.

Dass einer seiner Leute mit einem Goa'uld in sich heimkommen könnte. Und vor allem SG1, das fast regelmäßig mit dem größten Feind der Menschheit zu tun hatte.

Er hatte die SG-Teams immer bewundert. Die mutigen Männer und Frauen, die jedes Mal, wenn sie durch das Stargate in eine andere Welt gingen, Leben und Gesundheit aufs Spiel setzten. Und nun war diese Befürchtung eingetreten. Nur war sie sogar noch um einiges schlimmer. Ein Mitglied seines besten Teams trug eine Goa'uld Larve in sich.

Und in diesem Symbionten steckte das Bewusstsein eines weiteren Menschen, eines Teammitglieds. Dr. Daniel Jackson.

Es war unglaublich. Unglaublich schrecklich. Alleine den Gedanken, dass ihm so etwas passieren könnte, hielt er für unerträglich.

Indirekt gab er sich einen Teil der Schuld daran. Er wusste, warum sich Daniel vom Team entfernt hatte. Dass er dadurch auf den Tempel gestoßen und in dieses entsetzliche Schicksal geschlittert war.

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Kapitel 3 by moth-to-flame
3. Kapitel

Sam erwachte. Blinzelnd öffnete sie die Augen und sah geblendet in das helle Licht der Neonröhren über ihren Kopf. Eine Sekunde lang dachte sie, alles wäre nur ein Traum gewesen, ein sehr realer, sehr beunruhigender Alptraum. Doch dann spürte sie ganz deutlich die Anwesenheit des Goa'uld in sich. Auch wenn sie wusste, dass es sich um ihren Freund Daniel handelte und er ihr nie absichtlich Schmerzen zufügen würde, beunruhigte sie diese Tatsache. Er hatte ihr die Kontrolle überlassen und dafür war Sam mehr als dankbar. Sie wusste, dass das alles für Daniel genauso schwer war wie für sie. Nein. Noch viel schwerer. Schließlich war sie selbst immer noch in IHREM Körper. Auch wenn sie ihn teilen musste.

Sie konnte sich nicht einmal ausmalen, wie furchtbar Daniel sich fühlen musste. Daniel hatte seit Sha're eine unglaubliche Abneigung, einen abgrundtiefen Zorn gegen die Goa'uld entwickelt. Und nun steckte er selbst in einem. Es musste unglaublich demütigend und ekelerregend sein. Was waren die Konshimen für ein Volk, ihm so etwas anzutun?

Sie fühlte sich erstaunlich gut und setzte sich im Bett auf, um nach Janet Ausschau zu halten. Wie auf Kommando betrat selbige die Krankenstation. Aber sie war nicht allein. Hammond, O'Neill, Teal'c, ihr Vater und Shoshana, die einen Mundschutz trug, waren bei ihr. Sie traten an ihr Bett. Sam lächelte tapfer ihrem Vater zu.

***

Jacob wusste, was seiner Tochter passiert war. Er konnte Daniel aber keinen Vorwurf machen. Er wusste von Selmac, vor welcher Entscheidung ein Symbiont stand, wenn es mit seinem Wirt zu Ende ging. Sie würde es schon überstehen. Seine Tochter war stark, das wusste er.

"Wir werden jetzt versuchen, euch beiden zu helfen. Fühlen Sie sich stark genug?", fragte Jack. Er hatte die Hände tief in seine Hosentaschen geschoben und wirkte äußerst nervös. Sie nickte.

"Und Daniel?", fügte er hinzu. Daniel war mehr als nur bereit. Er wollte endlich in seinen eigenen Körper zurück. Sein Leben weiterleben. SEIN Leben. Und die Geschehnisse der letzten Woche weit hinter sich lassen. Auch wenn ihm das nicht gelingen würde. Es war das einschneidendste Erlebnis, das er je erlebt hatte. Es würde ihn ewig verfolgen. Und vielleicht konnte Shoshana ihm ja gar nicht helfen?

Dann würde er Sam verlassen, auch wenn es seinen Tod bedeutete. Als Parasit in Gestalt seines Feindes wollte er nicht weiterleben.

***

Zwei Pfleger schoben eine weiteres Bett in den Raum. Es war Daniels Körper, der darauf lag. Die Maschinen piepsten ihren unaufhörlichen, monotonen Rhythmus. Sam empfand den Anblick nicht mehr schlimm. Sie wusste, dass es ihrem Freund gut ging. Körperlich. Er war in ihr. Und er bat sie um die Kontrolle ihres Körpers. Sie fügte sich.

"Hi. Ihr habt also beschlossen, uns zu glauben?", fragte er die Umstehenden.

Ein paar Sekunden herrschte Schweigen. Es war immer noch sehr verwirrend, sich vorzustellen, dass nun Daniel sprach. Sams Augen hatten wieder kurz aufgeglüht und keiner im Raum verband dies mit etwas Gutem.

Hammond räusperte sich und antwortete schließlich: "Ja. Aber wir müssen erst noch herausfinden, wie wir es anstellen, Ihnen zu helfen.".

"Wie kannst du uns helfen?", wandte Daniel sich sofort an Shoshana. Schließlich hatte sie ihm Hilfe zugesagt. Diese zauberte plötzlich einen Gegenstand aus einer Innentasche ihrer langen Robe. Sie streckte es ihm mit geschlossener Faust entgegen. Dann öffnete sie die Hand und entblößte ein kleines Fläschchen mit einer rötlichen Flüssigkeit darin. Daniel erkannte es wieder. Es war jenes, das er im Labor auf Konshim gestohlen hatte. Shoshana hatte es behalten.

"Was ist das?", fragte Teal'c.

"Das.", sagte Daniel anstelle von Shoshana. "Ist eine von den Konshimen entwickelte Substanz, die Wirt und Symbiont voneinander trennt, sodass beide die Prozedur lebend überstehen. Sie befindet sich noch in der Testphase und es wird wahrscheinlich sehr schmerzhaft. Sowohl für mich, als auch für Sam. Außerdem wird es einige Stunden dauern.", sprach er und machte eine kleine Pause. Er schluckte. Der Gedanke daran, dass Sam wegen ihm solche Schmerzen haben würde, machte ihn krank. "Das tut mir unendlich leid.", fügte er hinzu.

"Das können die Tok'ra doch auch, oder?", warf Hammond ein und wandte sich an Jacob, der eine Zeit lang einfach nur dagestanden und beobachtet hatte. Auch Jack wollte nicht mal daran denken, welche Komplikationen damit verbunden sein könnten, den beiden zu helfen.

"Ja, aber die Tok'ra sind im Moment sehr geschwächt und es würde einen gewaltigen Aufwand für uns bedeuten. Außerdem haben wir in unserer derzeitigen Situation nicht die Möglichkeiten, einen Symbionten außerhalb eines Wirtskörpers am Leben zu erhalten.", erklärte Jacob.

"Ihr habt noch kein neues Labor errichtet, nach der großen Attacke der Goa'uld?", fragte Teal'c. Es war eher eine Feststellung.

Jacob nickte kurz.

"Wir haben noch den Behälter von damals, als Teal'c von diesem außerirdischen Insekt gebissen wurde und seinen Symbionten entfernt hat. Er muss irgendwo rumstehen.", meldete Janet.

"Funktioniert er noch?", fragte Teal'c ruhig, wenngleich unliebsame Erinnerungen wie Bilderfetzen in seinem Gehirn auftauchten.

"Ich denke schon. Wir haben sogar für eine ausreichende Stromdurchflutung gesorgt, um den menschlichen Herzschlag zu imitieren.", antwortete die Ärztin.

"Okay...was dann. Ich meine...wir bekommen Daniel aus Sams Körper. Und dann? Er ist dann immer noch im Körper dieser...Larve.", stellte Jack die unvermeidbare Frage.

Daniel lauschte weiter auf Shoshanas Worte.

"Sie sagt, sie kann mit geeigneten Mitteln einen Apparat bauen, mit Hilfe dessen sie den Bewusstseinstransfer durchführen könnte.", sagte er.

"Na dann nichts wie los...", forderte er Shoshana mit einem abschätzenden Blick auf. Diese nickte und sah fragend in die Runde.

Kurz darauf verließen Hammond, Shoshana, Jack und Teal'c den Raum.

***

Daniel übergab die Kontrolle wieder an Sam.

"Oh Gott. Ich hasse das.", murmelte sie leise und fuhr sich mit der Hand über ihr ausgelaugt wirkendes Gesicht. Janet beobachtete sie mitleidig. Sie konnte sich nicht einmal vorstellen, was für ein Gefühl das war, und trotzdem würde sie um keinen Preis der Welt tauschen wollen. Das Ganze nahm Sam sehr mit, dass konnte die Ärztin auch ohne die körperlichen Befunde sagen, die auf ihrem Schreibtisch lagen. Auch Daniels Körper in ihr war aufgrund der psychischen Belastung schwach.

"Wie geht es Ihnen, Sam?", fragte Fraiser vorsichtig.

"Es geht schon...wenn ich ehrlich sein soll. Ich hätte gedacht, ich würde so etwas nie wieder erleben.", sagte sie, kaum ein Flüstern. Sam sah ihr nun direkt in die Augen.

Sie schimmerten wässrig. "Und dann muss ich dieses schreckliche Gefühl, einen Goa'uld in mir zu tragen noch mit Daniel verbinden. Wissen Sie, wie es ist, alles von einer Person zu wissen? Auch Dinge, die man gar nicht wissen möchte?", fragte sie und schluchzte. Die erste Träne fand ihren Weg über die Wange der Frau.

Janet wiegte langsam den Kopf. Daniel hörte alles mit an. Seine Schuldgefühle wurden unerträglich. "Es wird alles wieder gut.", flüsterte Fraiser.

Sam war sich bewusst, wie klischeehaft und irreal diese Worte klangen, trotzdem hatten sie eine äußerst beruhigende Wirkung auf sie.

weiter: Kapitel 4
Kapitel 4 by moth-to-flame
4. Kapitel

Hammond, Teal'c, Jack und Jacob standen in einem lockeren Halbkreis um den Tisch, an dem Shoshana arbeitete. Sie befanden sich in Sams Labor - wo sonst hätten sie alles gefunden, was Shoshana für ihr Werk benötigte? Die Männer staunten nicht schlecht, wie schnell, konzentriert und präzise die Frau arbeitete.

Während Hammond abwartend mit vor der Brust verschränkten Armen dastand und beobachtete, unterhielten sich Jacob und Teal'c leise über jedes einzelne Bauteil, das Shoshana verwendete. Jack rieb ungeduldig seine Handflächen gegeneinander. Ihm war es ziemlich egal, was diese fragwürdige Fremde da bastelte. Hauptsache es half Daniel. Ab und zu sprühten Funken. Shoshana machte jedes Mal unbeeindruckt weiter, also lehnte sich auch Jack wieder zurück. Er hätte schwören können, dass diese Funken aus den Händen der Außerirdischen gekommen waren, aber die anderen drei schienen davon nichts mitzubekommen.

Er sah nur ein Gewirr aus Kabeln, Drähten, Metallstreifen...alles mögliche. Weniger als zehn Minuten später war sie fertig. Sie trat einen Schritt zurück und gab den Umstehenden einen Blick auf den Tisch. Neugierig trat Jack näher. Auf der Tischplatte befand sich eigentlich nicht viel. Es sah im Prinzip aus wie ein langes, dünnes Kabel. An beiden Enden befand sich eine Art Saugnapf. Jack fragte sich, wie sie das nur geschafft hatte. Durch einen winzigen Draht, der violett leuchtete, war das ganze auf einer Seite mit einem kubischen Gebilde verbunden, dass ziemlich futuristisch aussah. Shoshana nickte den Männern zu. Zusammen kehrten sie zurück in die Krankenstation.

***

Sam hatte sich wieder einigermaßen beruhigt und starrte mit leerem Blick vor sich hin. Janet saß neben ihrem Bett auf einem Stuhl und ließ ihren Patient...ihre Patienten nicht aus den Augen. Dann betraten die Anderen wieder den Raum.

"Sie ist anscheinend fertig.", kommentierte Jacob. "Ich weiß nicht, was es ist oder wie es funktionieren soll.", fügte er hinzu. Hammond zuckte hilflos die Achseln.

"Wir sollten Daniel Jackson fragen.", schlug Teal'c vor und sah zu Sam. Jack zog eine Grimmasse.

Sam senkte wortlos den Kopf. Ihre Augen blitzten und Daniel beherrschte nun ihren Körper.

Daniel erkannte das Gerät wieder. Es sah aus wie jenes auf Konshim, mit dem sie ihn in den Körper von dem toten Goa'uld Hah transferiert hatten, vielleicht etwas...laienhafter, primitiver, als die Originalversion. Trotzdem lief ihm ein kalter Schauer über den Rücken.

"Ich kenne so ein Gerät von Konshim. Es transferiert...das Bewusstsein...", stammelte er.

***

"Okay. Also wir vertrauen dieser...Person...hier.", stellte Jack fest und zeigte auf Shoshana. Alle Anwesenden nickten. "Und Sie sind einverstanden, es zu versuchen, auch wenn Sie draufgehen könnten.", fragte er und sah zu Daniel. Dieser nickte.

"Zuerst müssen wir Wirt und Symbiont trennen.", erinnerte Jacob.

"Natürlich. Das weiß ich.", erwiderte Jack genervt.

"Ich will jetzt von SAM wissen, ob sie dieses Zeug schlucken will.", sagte er nach einer Weile. Daniel übergab an Sam.

"Ja. Es bleibt uns nichts Anderes übrig.", sagte sie leise. Jack schloss kurz die Augen. Sie hatte recht. Sie hatte praktisch keine Wahl.

Ein Weile zögerte Janet noch. Hammond nickte ihr auffordernd zu. Sie ging zu Sam, befestigte ihre Hände und Füße mit festen Lederschlaufen am Bett und vermied es dabei, ihr in die Augen zu sehen. Sie schnitt mit einer Schere Sams T-Shirt auf und befestigte Elektroden auf ihrem Brustkorb. Nun konnte sie Carters Vitalfunktionen wenigstens überwachen. Dann holte sie das Fläschchen und sah noch einmal in die Runde.

***

"Oral oder intravenös?"; fragte sie.

Jack machte eine wortlose Geste zu Sam.

"Spritzen Sie es mir.", wisperte diese. Janet nickte und zog eine Spritze mit der Flüssigkeit auf. Jack schluckte. Es herrschte Totenstille im Raum. Nur das ewige Piepsen der Herz-Lungen-Maschine, die immer noch Daniels Kreislauf in Gang hielt und des Monitors, auf dem Sams Herzschlag zu sehen war, durchbrachen das betretene Schweigen

Plötzlich beschleunigte sich Sams Puls rasant. Ihr Körper begann unkontrolliert zu zucken. Die geschlossenen Lider öffneten sich und ihre Augen traten weit aus ihren Höhlen hervor. Speichel quoll schaumartig aus ihrem Mund. Sie stöhnte.

"Was ist?", rief Jack aufgebracht. Er konnte gar nicht hinsehen.

"Sie hat einen Anfall.", gab Janet zurück und sah machtlos auf den Körper der jungen Frau hinunter, der sich unter konvulsivischen Zuckungen trotz der Schlaufen immer wieder aufbäumte. Jack wendete seinen Blick ab.

"Tun Sie doch etwas!", warf Jacob ein. Er war näher an das Bett getreten und sah geschockt auf die Szene, die sich vor seinen Augen abspielte.

"Ja...Ich weiß nur nicht WAS!", rief Janet zurück.

Teal'c starrte ebenfalls ungläubig wie fassungslos auf seine Kameradin. Sie schien große Schmerzen zu haben. In ihren Augen konnte man nur noch das Weiße sehen und sie versuchte vergeblich, zu schreien. Hammond hatte die rechte Hand über seine Lippen gelegt und war genauso machtlos wie Janet.

So schnell, wie er sich beschleunigt hatte, verlangsamte sich der Puls im nächsten Augenblick wieder. Ungläubig starrte Fraiser auf den Monitor, auf dem sich wieder ein normaler Sinusrhythmus abzeichnete. Sie seufzte erleichtert uns sah zu den anderen. Die Krämpfe waren abgeebbt, aber Carters Atem ging noch keuchend. Sie schwitzte am ganzen Leib und stöhnte unkontrolliert. Janet leuchtete ihr mit einer Stablampe in die Augen. Man konnte die Pupillen wieder sehen. Das war schon einmal ein gutes Zeichen.

Auch die anderen atmeten auf. Shoshana hatte während der ganzen Zeit nicht einmal mit der Wimper gezuckt. Wahrscheinlich fand sie es also normal, was passiert war. Trotzdem war Carter mittlerweile bewusstlos.

***

Während der nächsten drei Stunden veränderte sich Sams Zustand nicht mehr so dramatisch. Hin und wieder stieg ihr Puls, nur um dann eine halbe Minute später wieder auf normales Level abzusinken. Ihr ohnmächtiger Körper warf sich oft vor Schmerz hin und her und sie stöhnte ab und zu. Janet wagte es nicht, ihr Morphium zu spritzen. Sie kannte die Inhaltsstoffe der Substanz nicht und konnte alles nur noch schlimmer machen. Trotzdem tat es ihr als Medizinerin noch mehr weh, so machtlos zu sein.

Mittlerweile hatten ein paar Airmen den Behälter für die Goa'uld-Larve mit Wasser gefüllt und neben dem Krankenbett bereitgestellt.

Jack lehnte immer noch an der selben Stelle und hatte nicht eine Sekunde an etwas anderes gedacht als seine beiden Freunde. Auch die anderen hatten mit ungebrochener Aufmerksamkeit das Geschehen verfolgt.

Plötzlich beschleunigte sich Carters Puls wieder. Unbeeindruckt starrten die Umstehenden auf den Monitor. Doch ihr Herz schlug immer schneller. Schließlich trat Shoshana vor. Anscheinend war es jetzt soweit, dass Daniel ihren Körper verlassen würde. Die Konshime gab den anderen ein Zeichen, Sam umzudrehen. Janet half ihr, immer bedacht darauf, keine der Elektroden abzureißen. Dann ging alles ganz schnell.

***

Daniel spürte, wie einfach es jetzt war, sich von Sams Körper zu lösen. Er hatte die gleichen Schmerzen gehabt wie sie. Und sein Körper war extrem geschwächt. Er wusste, dass die Zeit jetzt gekommen war, den Versuch zu starten. Es würde der erste und einzige werden.

Er kappte die letzten Verbindungen zwischen seinem Leib und Sams Halswirbelsäule und drang durch ihren Nacken nach draußen. Sofort wurde er von zwei Händen gepackt und Sekunden später befand er sich in dem Behälter.

Einige Momente lang konnte er sich nicht bewegen und fühlte, wie sein Körper auf den Boden sank. Doch dann gewöhnte er sich schnell an die neue Umgebung und neue Vitalität durchströmte ihn.

Was seine Freunde wohl dachten, wenn sie die schwimmende Goa'uld Larve betrachteten, ihn deren Körper seine Seele steckte?

***

Sams Herz war nahe daran, stehen zu bleiben. Doch dann schien sich ihr Körper wieder zu rehabilitieren und ihre Vitalfunktionen stabilisierten sich auf einem annehmbaren Niveau. Sowohl Sam als auch Daniel schienen die Prozedur also einigermaßen gut überstanden haben. Carter war zwar noch bewusstlos, aber das konnte die Regeneration ihres Körpers nur beschleunigen.

Alle Augen waren nun auf Shoshana gerichtet, die sich unaufgefordert dem Behälter mit der Larve darin genähert hatte. In ihrer Hand hielt sie ihre selbstgebaute Maschine.

"Ich glaube, sie will sofort mit dem Transfer beginnen.", stellte Teal'c fest. Jacob nickte. "Glauben Sie, dass das eine gute Idee ist?", fragte Jack zweifelnd.

"Können Sie uns irgend etwas über...Daniels Befinden sagen?", wollte Hammond von Fraiser wissen. Diese starrte einiges Sekunden lang gedankenverloren auf die Larve, die ziemlich rege in der Flüssigkeit schwamm.

Dann wandte sie ihren Kopf wieder ihrem Vorgesetzten zu. "Ich kann nicht sagen, ob er Schmerzen hat. Aber er scheint ganz...vital zu sein.", sagte sie. Hammond runzelte die Stirn. "Ich dachte Shoshana hätte eine gedankliche Verbindung zu Daniel.", überlegte Jack laut und ließ diese Bemerkung im Raum stehen.

"Dann weiß sie auch, ob Daniel in der Verfassung ist, den Transfer mehr oder weniger schadlos zu überstehen.", meinte Jacob.

"Und sie würde ihm doch nicht absichtlich schaden...", addierte Jack mit einer Prise Sarkasmus.

***

Die Konshime hatte unterdessen bereits das Bett mit Daniels Körper näher an den Behälter geschoben. Wild gestikulierend versuchte sie, ihnen irgend etwas mitzuteilen. "Ich glaube, sie will, dass ich die Maschine entferne.", rätselte Janet Fraiser.

"Aber dann stirbt der Körper.", zweifelte Jack. "Nicht, wenn ich die Geräte erst unmittelbar vor dem Transfer entferne.", gab Janet abwesend zurück und beobachtete, wie Shoshana in die Flüssigkeit langte und ein Ende ihrer 'Erfindung' am Kopf der Larve befestigte. Diese zuckte einmal kurz. Jack sah zu, wie die Frau dann das andere Ende an Daniels Schläfe festmachte und dann fragend zu ihm sah. Er wusste nicht, was sie grade von IHM wollte, aber er nickte. Shoshana ihrerseits nickte Janet zu, die sich rasch daran machte, den Beatmungsschlauch aus Daniels Luftröhre zu ziehen. Die Monitore spielten verrückt und piepsten um die Wette, bis Janet auch die Herzmaschine ausstellte und entfernte. "Schnell!", flehte sie. Shoshana machte sich an dem Würfel zu schaffen, der an ihren Kabeln befestigt war.

Sekundenbruchteile später gab das Gerät ein zischendes Geräusch von sich. Ein paar Funken stoben daraus hervor und die Umstehenden Personen traten erschrocken einen Schritt zurück. Jack schirmte mit einer Hand seine Augen ab und versuchte, irgend etwas zu erkennen.

Doch dann war bereits alles vorbei. Der Würfel, den Shoshana immer noch in der Hand hielt, begann zu rauchen und erfüllte die Luft mit einem fremdartigen Geruch.

Jack sah von Daniels reglosen Körper weiter zu Shoshana und dem rauchenden Ding in ihrer Hand und schließlich zu dem Behälter. Der Goa'uld, der noch vor wenigen Momenten vital darin geschwommen war, lag leblos und steif am Grund des kleinen Beckens.

***

"Hat es funktioniert?", fragte Hammond schließlich nach einigen Augenblicken eisiger Stille. Die Ruhe im Raum war fast beängstigend geworden. Janet zuckte die Achseln. "Die Larve ist tot, denke ich.", sagte sie einfach.

Jack stieß die Luft aus, die er seit geraumer Zeit angehalten hatte.

Er räusperte sich. "Dann sollten sie auch mal prüfen...ob, uhm...Daniel am Leben ist.", sagte er bestimmt. Janet schloss kurz die Augen. "Natürlich.", sagte sie. Die Ärztin fürchtete, dass es nicht funktioniert hatte. Langsam ging sie auf Daniel zu und fühlte nach seinem Puls. Schwach, fast nicht feststellbar. Sein Herz schlug. Schnell senkte sie ihren Kopf über seine Lippen. Ein schwacher Hauch streifte ihre Wange. Seine Lungen atmeten selbstständig.

"Er lebt.", sagte sie erleichtert und horchte dann mit ihrem Stethoskop sein Herz ab. Es schlug stetig und kräftig in seiner Brust. Sie befestigte Elektroden auf seinem nackten Oberkörper und schloss den Monitor an. Der Herzschlag des Mannes stabilisierte sich schnell.

Jack horchte auf das gleichmäßige Piepsen des Monitors. Es war ein wunderschönes Geräusch. Auch über die Gesichter der anderen huschte ein Lächeln. "Es wird dauern, bis er aufwacht. Aber es geht ihm anscheinend gut.", teilte sie ihnen schließlich mit.

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Kapitel 5 by moth-to-flame
5. Kapitel

"Ich bringe Ihnen einen Kaffee.", sagte Jack und klopfte Jacob Carter freundschaftlich auf die Schulter. Die beiden hatten sich die letzten Tage an Sams Krankenbett abgewechselt. Bei Daniel konnte man nicht abschätzen, wann er wieder zu Bewusstsein kommen würde. Aber Sam sollte eigentlich schon längst aufgewacht sein. Und nicht nur O'Neill und Carters Vater machten sich Sorgen. Auch Janet wich nur selten von Sams Seite und Teal'c und Hammond waren ebenfalls Dauergäste der Krankenstation. Shoshana hatte man ein Quartier zugewiesen, das sie vorerst nicht verlassen durfte. Nicht solange nicht feststand, dass sowohl Daniel als auch Sam wieder gesund wurden.

***

Jacob hatte seine Tochter in den letzten 24 Stunden nicht eine Minute lang alleine lassen wollen. Jack sorgte dafür, dass er wenigstens aß und trank. Selbst Selmac konnte ihn nicht davon überzeugen, dass er sich ein wenig ausruhen sollte.

Gerade als Jack sich umdrehte und die Krankenstation Richtung Kantine verlassen wollte, flüsterte Jacob leise: "Jack."

Dieser drehte sich um und kam zurück. O'Neill sah, wie Sam die Augen öffnete. Er stellte sich neben sie ans Bett. Jacob war ebenfalls von seinem Stuhl aufgestanden.

Jacob nahm ihre Hand in die seine und drückte sie fest. Sam drückte zurück und öffnete die Lider schließlich vollständig. Sie seufzte.

"Hi.", sagte sie krächzend.

"Hi? Fällt Ihnen nichts besseres ein?", gab Jack glücklich zurück und beugte sich über sie. Sam sah doppelt Zwei Jacks beugten sich über sie. Sie kniff die Augen zusammen und blinzelte heftig. Die zwei Gesichter verflossen zu einem einzigen großen Gesicht.

"Wie geht's dir, Sam?", fragte Jacob und schob Jack zur Seite.

"Besser als ich gedacht hätte. Die Schmerzen waren schlimm. Aber jetzt fühle ich mich ganz gut. Nur ein wenig schwach.", sagte sie leise.

Jacob nickte lächelnd. "Wie geht es Daniel?", fragte sie.

"Der hält noch ein kleines Nickerchen. Aber er wird wieder!", versicherte Jack.

Sam schloss erleichtert die Augen.

***

Nach zwei weiteren Tagen konnte Janet Sam aus der Krankenstation entlassen. Sie schien auch psychisch gesund zu sein. Aber die Langzeitfolgen des Geschehenen konnte man noch nicht abschätzen. Zumindest war sie sichtlich erleichtert, die sterilen Wände der Krankenstation nicht mehr 24 Stunden täglich vor sich haben zu müssen.

Und vor allem war sie froh, nicht mehr rund um die Uhr von ihrem Vater fast mütterlich umsorgt zu werden. Seine Besorgnis war rührend, aber mit der Zeit ziemlich nervend. Sam war regelrecht froh, als er eine Nachricht der Tok'ra bekam, wonach er dringen auf ihrem derzeitigen Heimatplaneten verlangt wurde. Zum Abschied bestand er darauf, dass sie nach Hause fahren und sich ausschlafen sollte. Mit einem Augenrollen verabschiedete sie ihren Vater durch das Stargate.

***

Manchmal hatte sie noch blitzartige Visionen von Dingen, die Daniel auf Konshim widerfahren waren oder sah Szenen aus seinem Leben, bevor er zu SG1 kam. Spürte manchmal die Trauer um seine tote Frau und den unglaublichen Hass gegen die Goa'uld, der nun nur noch stärker geworden war. Aber das war alles halb so schlimm. Sam war unendlich froh, dass es vorbei war. Sie konnte im Unterschied zu damals bei Jolinar wenigstens genau sagen, welche Gedanken und Gefühle ihr, und welche Daniel gehörten. Er war ihr Freund, deshalb kannte sie ihn ziemlich gut und konnte seine Emotionen und Empfindungen unterscheiden und einordnen.

Sie würde nicht nach Hause fahren. Sam wusste, dass sie nicht schlafen können würde, bevor sie nicht wusste, dass Daniel aufgewacht war. So beteiligte sie sich trotz Jacks Einwände an der schichtweisen Überwachung Daniels.

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Kapitel 6 by moth-to-flame
6. Kapitel

Daniel erwachte. Er erinnerte sich daran, dass man versucht hatte, ihn wieder in seinen eigenen Körper zurückzutransferieren. Er versuchte, festzustellen, ob es funktioniert hatte. Er horchte in seinen Körper. Er hörte nur seinen eigenen, kräftigen Herzschlag. Kein lautes zweites Pochen, als würde er zwei Herzen in seiner Brust tragen. Daniel fühlte sich nicht, als wäre er in einem anderen Körper. Das war zwar erfreulich, bedeutete aber noch lange nicht, dass er wieder er selbst war. Er öffnete er die Augen. Er sah verschwommen, aber annehmbar gut. Er konnte Farben und Formen unterscheiden. Es war definitiv das, was ein Mensch mit einer angeborenen Sehschwäche normalerweise erkennen konnte, wenn er morgens aufstand.

Er versuchte, sich zu bewegen. Es fiel sehr schwer. Und er realisierte, dass er nicht mehr im Leib einer Goa'uld Larve war. Es war schwer, seine Gliedmaßen zu kontrollieren, weil er verlernt hatte, einen Menschlichen Körper zu beherrschen. Am liebsten hätte er vor Freude laut aufgeschrieen, aber so weit war er noch nicht. Er fühlte sich wie ein Baby, das erst lernen musste, wozu man Füße und Hände hatte.

Plötzlich schien es ihm, als würde sich sein Gehirn daran erinnern, wie man es anstellte, sich zu bewegen. Langsam und unsicher hob er eine Hand.

Ein unglaubliches Hochgefühl durchströmte seinen Körper. Es war eine menschliche Hand. SEINE Hand. Die Hand von Daniel Jackson. Sie war mit einer Kanüle bestückt und ein wenig blass...aber wunderbar...vertraut.

Er brachte es fertig, sich aufzusetzen und seinen Kopf zu drehen. Er hatte Durst. Sein Speichel schmeckte wie in Säure getauchte Watte.

Wie auf Befehl standen plötzlich Janet, Jack, Teal'c und...SAM neben seinem Bett. Es tat gut, sie alle zu sehen. Aber das schönste war, dass es Sam gut ging. Sie lächelte ihm sogar zu.

Jack grinste und sah ihn forschend an. Daniel atmete tief durch. Es war wunderbar, wieder Luft durch seine eigenen Lungen holen zu können. Unerwartet streckte Jack plötzlich beide Hände nach ihm aus. Eine plötzliche Erinnerung durchzuckte sein Gehirn wie ein Blitz. Er war eine Goa'uld Larve und rundherum nur Flüssigkeit. Ein Konshime stand vor dem Behälter, in dem er sich befand und streckte die Hände nach ihm aus.

"Ganz ruhig, Daniel. Es ist alles in Ordnung.", versuchte Janet ihn zu beruhigen und legte ihm eine Hand auf die Wange. Sie lächelte ihn an.

Langsam wich die rote Farbe aus seinem Gesicht und er hörte auf, ungeschickt um sich zu schlagen. Er hatte sich wieder beruhigt und sah traurig aus. Noch einmal streckte Jack seine Hände aus, diesmal bedacht langsam.

Daniel atmete ruhig weiter. Dieses Mal ließ er seinen Freund gewähren. Jack setzte ihm seine Brille auf. Plötzlich waren die Bilder, die er sah, wieder gestochen scharf. Alle Anspannung wich aus seinem Körper. Das hier waren seine Freunde. Sie würden nichts tun, was ihm schaden würde. Es war vorbei. Es war alles endlich vorbei.

Er war wieder in seinem Körper. Der Tempel, Shoshana, die Konshimen, Nath, Hah...das alles waren verblassende Erinnerungen. Schmerzende Erinnerungen.

Aber sie lagen hinter ihm.

***

Seine Lippen versuchten, ein Wort zu formen. Es war schwer, sich wieder auf mündliche Kommunikation zu berufen. Als er noch in Sam gewesen war, war sie es, die gesprochen hatte, er hatte lediglich bestimmt, welche Worte.

"S...S...", stotterte er lallend. Janet runzelte die Stirn.

"Wollen Sie uns was sagen, Daniel?", fragte sie.

Blöde Frage, natürlich wollte er das!

"S...S...", wiederholte er. Jack legte den Kopf schief.

"Ich glaube, Daniel Jackson will wissen, wie es Major Carter geht.", sagte Teal'c.

Janet und Jack wechselten einen Blick. Daniel schüttelte den Kopf.

Janet lächelte. "Shoshana?", riet sie. Daniel nickte

"Es geht ihr gut. Sie ist noch hier. Sie sollten sich jetzt noch ein wenig ausruhen! Wenn es Ihnen besser geht, werden wir sie herbringen lassen.", befahl Janet. Dann scheuchte sie Jack und Teal'c aus der Krankenstation und folgte ihnen.

Daniel war immer noch überwältigt von den neuen...alten Gefühlen, die sein Gehirn überfluteten.

***

Seine Gedanken schweiften wieder ab. Er fühlte sich gut. Wahrscheinlich würde er körperlich bald wieder fit sein. Und die Erinnerungen an das, was er alles mitgemacht hatte, würden sein Leben lang präsent sein. Er würde sich daran gewöhnen, lernen, damit zu leben. Aber konnte er je wieder mit Sam im gleichen Team zusammenarbeiten? Mit ihr Seite an Seite gegen das kämpfen, was er einige Zeit lang selbst gewesen war...GOA'ULD? Konnte er noch ihr Freund sein? Er wusste alles von ihr. Ihre geheimsten Wünsche, verborgensten Träume, alles wonach sie sich sehnte. Was sie liebte, hasste. Gefühle, für andere Menschen in ihrem Umfeld. Dinge, die nur sie wusste und die keine anderer Mensch je erfahren hätte sollen. Er fühlte sich wie ein Eindringling in ihre Welt. Und das war er auch. Durch den Drang, sein eigenes Leben zu retten, hatte er Sam dazu gezwungen, um seiner Willen ein großes Opfer darzubringen. Nicht die furchtbaren Erinnerungen an Konshim und seine dortige 'Bestrafung', sondern das Bewusstsein, dass Sam für ihn leiden musste, waren am schlimmsten für ihn.

Kein Wort über das, was er alles von Sam wusste, würde je über seine Lippen kommen, das schwor er sich. Das war alles, was er tun konnte. Er konnte das Geschehene nicht ändern. Und er hasste sich dafür. Wenn er heute vor derselben Situation stehen würde, wäre er ohne zu zögern in den Tod gegangen.

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Kapitel 7 by moth-to-flame
7. Kapitel

"Seine Motorik und Sprache sind noch etwas...gestört, aber er macht stündliche Fortschritte. In ein paar Tagen haben wir Daniel wieder...physisch zumindest. Wie weit er geistige Schäden erlitten hat, kann ich erst nach ein paar psychologischen Tests sagen.", eröffnete Janet Fraiser Hammond einige Stunden später. Der General nickte zufrieden. "Sam?", fragte er. "Sie scheint das Ganze ziemlich gut zu verarbeiten. Es liegt wahrscheinlich daran, dass zwischen den Mitgliedern von SG1 ein einzigartiges Band besteht. Sie sind Freunde. Und diese Bindung zu Daniel hilft ihr dabei, die Gedanken und Gefühle, die von ihm noch in ihr vorhanden sind, zu verdrängen. Ich glaube nicht, dass sie irgendwelche bleibende Schäden davontragen wird.", sagte die Ärztin.

"Das klingt vielversprechend. Danke, Doctor. Dann werden wir dem Patienten mal einen kleinen Besuch abstatten. Es gibt da noch einiges, dass ich wissen möchte."; beschloss er und schenkte Fraiser ein Lächeln, bevor er ihr aus dem Besprechungsraum folgte.

***

Inzwischen hatte man Shoshana erlaubt, eine gewisse Zeit bei Daniel zu sein. Sogar Jack hatte seine Zweifel, was sie anbelangte, beinahe abgelegt. Er beobachtete zusammen mit Teal'c und Carter, wie Shoshana und Daniel sich stumm unterhielten. Kein einziges Wort verließ ihre Lippen und doch wussten sie, dass die beiden sich angeregt unterhielten.

***

"Ich habe Angst vor der Zukunft.", gab Shoshana zu und sah Daniel fast ängstlich an.

"Das musst du nicht. Wir bieten dir ein besseres Leben an. Bei einem anderen Volk, dass ebenfalls sehr hochentwickelt ist. Du kannst noch heute dorthin, wenn du es wünscht.", versicherte ihr Daniel. "Bei ihnen bist du geschützt vor irgendwelchen Infektionen und sicher glücklicher als hier auf der Erde.", fügte er hinzu.

"Ich habe euch Menschen zu danken. Vor allem dir, Daniel.", hörte er sie sagen und sie nahm Daniels Hand in ihre. Diese simple Berührung hatte eine unglaubliche Wirkung auf ihn. Es war noch immer wunderschön, wieder mit seinem eigenem Körper spüren zu können. Zu wissen, dass man man selbst war, und niemand anderer.

"Du hast mir die Augen geöffnet. Mich erkennen lassen, wer mein Volk wirklich ist. Dass es außerhalb von Konshim noch so viel mehr gibt, dass es wert ist, zu kennen.", sagte sie lächelnd.

Dann schwebte sie grazil wie immer an seinen Freunden vorbei aus der Krankenstation. Daniel lächelte flüchtig.

Es war das letzte Mal, dass er sie sah.

Trotz allem, was er von Shoshana erfahren und gelernt hatte, war ihre Rasse ein unlösbares Rätsel geblieben. Es würde noch viele Diskussionen geben, wem die Menschen der Erde das Geheimnis der Existenz der Konshimen anvertrauen würden. Vielleicht hatten die Menschen einen neuen Feind gefunden, aber Daniel wusste, dass auch diese scheinbar perfekte Rasse eine Schwäche hatte, dass ihr Immunsystem sehr angreifbar war und wahrscheinlich ein simpler Grippevirus erheblichen Schaden unter ihnen anrichten könnte. Aber niemand sonst wusste davon. Es war wahrscheinlich der einzige Schwachpunkt, den sie hatten.

***

Daniel lehnte sich entspannt zurück. Seine Freunde traten gerade an sein Bett, als Janet und Hammond eintraten.

"Wo ist Shoshana?", war Hammonds erste Frage.

"Sie ist in ihr Quartier gegangen.", erklärte Daniel bestimmt.

Hammond nickte. "Es tut mir leid, dass ich fragen muss. Aber hat Shoshana irgend etwas darüber gesagt, dass die Konshimen uns angreifen könnten?", fragte Hammond vorsichtig.

"Sie haben ein eigenes Netzwerk von Wegen, die von bestimmten Punkten aus zum Zentrum ihrer Kultur, ihrem Heimatplaneten zurückführen. Sie bezeichnen die Sternentore als neu und unausgereift...und sie sind praktisch unsterblich. Ich glaube, wir werden noch von ihnen hören. Irgendwann. Aber für die Konshimen hat Zeit keine Bedeutung. Es kann also noch eine Ewigkeit dauern. Und sie sehen alles, was sich außerhalb ihres Heimatplaneten abspielt, als ziemlich unwichtig an. Sie tarnen sogar ihre Transporter mit Imitaten anderer Kulturen, um nicht aufzufallen. Warum sollten sie also Aufmerksamkeit auf sich lenken, in dem sie die Erde vernichten?", teilte Daniel ihnen mit.

"Ich glaube, es würde einigen auffallen, wenn es uns nicht mehr gibt. Und alle würden wissen wollen, wer es geschafft hat, uns auszulöschen.", überlegte Sam laut.

"Vor allem die Goa'uld.", warf Teal'c ein.

"Ja, die haben das bis jetzt nämlich noch nicht geschafft.", sagte Jack beinahe stolz.

"Obwohl sie unser größter Feind sind.", schloss Daniel.

Zwei Stunden später verfolgten Sam, Jack, Hammond, Teal'c und Janet, wie Shoshana fast engelhaft die Rampe zum Stargate hinaufschwebte. Sie drehte sich ein letztes Mal um und sah zum Kontrollraum auf. Sam winkte kurz, die anderen nickten der Konshime ein letztes Mal zu, bevor diese durch den schimmernden Ereignishorizont verschwand. Die Nox hatten sich freundlicherweise bereit erklärt, sie aufzunehmen. Wie glücklich ihr Leben dort werden würde, konnte keiner sagen. Aber auf alle Fälle war sie bei ihnen besser aufgehoben als auf der 'primitiven' Erde.

***Chapter 29***

In der selben Nacht schlenderte Jack wieder einmal schlaflos durch die Gänge. Trotz der Aufregung der letzten Wochen konnte er nicht schlafen. Irgend etwas versetzte ihn in innere Unruhe. Vielleicht war er auch einfach nur zu müde - um zu schlafen.

Wie so oft in letzter Zeit verschlug es ihn in die Krankenstation. Er wusste, dass Daniel wach war. So wie er wusste, dass er sich um Sam keine allzu großen Sorgen machen musste. Sie hockte schon wieder in ihrem Labor und bastelte an irgend einem Reaktor herum. Es war das erste Mal, dass er es beruhigend fand, dass sie zu so später Stunde noch arbeitete. Er musste nicht in ihr Labor gehen, um sich davon zu überzeugen.

Also betrat er die Krankenstation und setzte sich neben Daniel ans Bett. Dieser grinste ihn an.

"Hi!", sagte Jack.

"Hi Jack.", gab Daniel zurück.

Es geht mir gut, Nein, Se brauchen mir keinen Kaffee bringen und ja, ich kann bald wieder nach Hause.", beantwortete Daniel die Fragen, die Jack in den letzten Tagen immer gestellt hatte, wenn er ihn besuchte.

Jack grinste.

"Ich wollte Sie nur nächste Woche zu mir nach Hause einladen. Einen netten Film schauen. Ein paar Neuigkeiten austauschen...was Freunde eben so machen...", stammelte Jack.

Daniel lächelte gerührt. So etwas war für Jack fast ein Gefühlsausbruch.

"Gerne.", antwortete er sanft. Jack nickte zufrieden.

"Und wann lässt Hammond Sie wieder zum aktiven Dienst zu?", fragte Jack einige Schweigeminuten später. Daniel zuckte die Schultern. "Das hängt von Janets psychologischem Zeugnis ab. Und davon, ob ihr mich überhaupt haben wollt...", sagte der Archäologe.

"Haben wollen?...wissen Sie, Daniel, vielleicht sind mehr Aufklärungsmissionen für SG1 gar nicht so schlecht. Ich meine...man wird ja auch nicht jünger, oder? Und ab und zu braucht man eine Verschnaufpause. Man kann ja nicht jeden Tag die Welt retten. Das, ist ein Job für Superman.", gab Jack zurück und grinste.

Daniel grinste zurück.

Jack hatte seinem Freund zwar immer noch nie gesagt, wie sehr er in schätzte, aber er dachte, er wusste es jetzt. Er tätschelte dem jüngeren Mann brüderlich die Wange und stand dann auf.

***

In ein paar Tagen würde Janet ihn endlich hier raus lassen. Ein paar psychologische Tests waren noch ausständig, aber Daniel hatte genug Selbstvertrauen, um zu glauben, dass er sein Leben weiterleben konnte. Mit Hilfe seiner Freunde. Auch Sam hatte ihm, kurz bevor Jack gekommen war, einen Besuch abgestattet. Sie war hereingekommen, hatte ihm in die Augen gesehen, einfach seine Hand genommen und gedrückt. Mehr war gar nicht nötig gewesen, um ihn wissen zu lassen, dass zwischen ihnen alles in Ordnung war.

Es war vorbei. Er würde immer mit Schrecken an die Ereignisse auf Konshim zurückdenken. Aber sie würden hinter ihm bleiben. Das Leben ging weiter. Es war wie ein Zug. Manchmal versäumte man ihn. Und wenn man dann nicht noch schnell aufsprang, konnte man unter die Gleise kommen.

***

Jack war unendlich müde. In letzter Zeit hatte er kaum eine Nacht durchgeschlafen und er spürte jede einzelne Sekunde seines Alters. Es gab kein Körperteil, das ihm nicht wehtat. Er würde zu Hause seinen Kopf auf das Kissen legen und noch im selben Moment einschlafen. Aber er war glücklich. Erleichtert, dass mit Daniel und Sam alles wieder in Ordnung war. Physisch zumindest. Die psychischen Schäden, die vor allem Daniel erlitten hatte, würden eine ganz andere Therapie benötigen.

Es würde nicht von Heute auf Morgen gehen und speziell Daniel würde wahrscheinlich sein Leben lang gezeichnet bleiben, aber das würde das Team nur noch enger zusammenwachsen lassen. Wenn das überhaupt möglich war. Außerdem...die Zeit...die Zeit heilte bekanntlich alle Wunden.

Narben blieben, aber damit konnte ein Mitglied von SG1 - und ganz besonders Daniel - sehr gut umgehen.

Als ersten Schritt hatte er Daniel, Sam und Teal'c zu sich nach Hause eingeladen. Es würde ein netter Videoabend werden und auch ihm selber gut tun. Er liebte seine Freunde, auch wenn er es ihnen auch nicht offen sagen würde. Sie wussten es.

weiter: Kapitel 8
Kapitel 8 by moth-to-flame
8. Kapitel

Das erste Mal nach dem langen Aufenthalt auf der Krankenstation durfte er wieder durch das Stargate gehen. Zu einer Mission mit seinen Freunden. Es war alles wieder in Ordnung. Sein Hirn war genauso krank wie vor der ganzen Misere. Und Janet hielt ihn für geistig halbwegs gesund. Die Therapie, die er brauchte, würde er im Laufe der Jahre von seinen Freunden bekommen. Sie akzeptierte ihn, so wie er war. Er hatte mehr mitgemacht als die meisten Menschen. Und er wusste, dass er stark war. Stärker als je zuvor. Und er würde sich in dieser Welt beweißen. Er konnte es, wenn er es nur wollte.

***

SG1 war auf einem fremden Planeten. Endlich wieder eine Mission, die es zu erfüllen galt. Eine neue Herausforderung. Es war eine Aufklärungsmission eines bereits von SG-8 besuchten Planeten.

Sie waren den ganzen Tag über Stock und Stein gewandert und waren nun wieder vor dem Stargate angekommen. Nach einer kleinen Pause würden sie nach getaner Arbeit auf die Erde zurückkehren. Teal'c und Jack saßen auf einem umgefallen Baumstamm und nippten an ihren Wasserflaschen. Er selbst saß etwas abseits und beobachtete seine Freunde.

Sam bückte sich gerade zu ihrem Rucksack hinunter und reckte den anderen damit unbewusst ihr Gesäß entgegen. Dabei rutschte ihr T-Shirt ein wenig nach oben und entblößte den unteren Teil ihres Rückens und den Ansatz ihres Hinterns. Jack genoss die delikate Aussicht und starrte Sam ungeniert an. Daniel beobachtete amüsiert, wie sich auf Jacks Gesicht ein genüssliches Grinsen ausbreitete. Ja, es war definitiv wieder alles beim Alten. Er ertappte sich beim Versuch, Jacks Gedanken zu lesen. Diese wären im Moment nämlich ziemlich interessant gewesen.

Daraufhin begann Daniel herzhaft zu lachen und plötzlich waren sämtliche Augen seiner Teamkameraden auf ihn gerichtet. Er lachte weiter und zuckte vor sich hinglucksend die Schultern, bis sich sogar auf Teal'cs Gesicht der Anflug eines Lächelns abzeichnete.

Zeit, dachte Daniel, hatte eine sehr große Bedeutung, vor allem, wenn man mit seinen Freunden zusammen war. Er sah die Goa'uld immer noch als den größten Feind an. Der Hass auf sie war unglaublich. Aber er würde sich nie wieder nur alleine durch dieses Gefühl leiten lassen. Und eines wusste er nun. Nach alldem, was er durchgestanden hatte, würde er sich jetzt, nicht von so weltlichen Dingen unterkriegen lassen. Weltlichen Dingen wie der Zweifel an seiner Wertigkeit in der militärische Hierarchie, die hier herrschte. Aber wenn er eines gelernt hatte, war es, dass seine Freunde immer für ihn da waren. Und DASS er wertvoll war - für sie.

Ende vom Teil (3)


End Notes:


Stawrogin:
In der Apokalypse verkündet der Engel, dass es keine Zeit mehr geben werde...

Kirillow:
Ich weiß, das steht dort sehr nachdrücklich, unmissverständlich und klar. Wenn jeder Mensch glücklich ist, dann wird es auch keine Zeit mehr geben, weil sie dann gar nicht mehr gebraucht wird. Ein sehr richtiger Gedanke.

Stawrogin:
Aber wo wird man sie dann verstecken?

Kirillow:
Man wird sie nirgends verstecken. Die Zeit ist schließlich kein Ding, sondern eine Idee. Sie wird im Verstand erlöschen.

***F. M. Dostojewskij***
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