INIMIGO - Durch die Augen des Feindes (2) by moth-to-flame
Summary: Fortsetzung von "INIMIGO - Durch die Augen des Feindes (1)"
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara, Other Character, Own Character, Samantha Carter (SG-1), Teal’c (SG-1)
Genre: Action, Friendship, General, Hurt/Comfort
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 11 Completed: Ja Word count: 13339 Read: 75946 Published: 17.11.11 Updated: 17.11.11

1. Kapitel 1 by moth-to-flame

2. Kapitel 2 by moth-to-flame

3. Kapitel 3 by moth-to-flame

4. Kapitel 4 by moth-to-flame

5. Kapitel 5 by moth-to-flame

6. Kapitel 6 by moth-to-flame

7. Kapitel 7 by moth-to-flame

8. Kapitel 8 by moth-to-flame

9. Kapitel 9 by moth-to-flame

10. Kapitel 10 by moth-to-flame

11. Kapitel 11 by moth-to-flame

Kapitel 1 by moth-to-flame
INIMIGO - Durch die Augen des Feindes (2)


Die letzten 48 Stunden waren ähnlich abgelaufen, wie seine ersten auf diesem Planeten. Daniel war auf dem Boden in seinem 'Gefängnis' gehockt und hatte stumm vor sich hingestarrt. Er hatte abwechselnd an SG1 und seine kommende Strafe gedacht. In den letzten zehn Minuten hatte sich der Gedanke an seine drohende Bestrafung noch verschlimmert.

Plötzlich öffnete sich der Eingangsbereich und der junge Mann, der ihm gestern das Essen gebracht hatte, trat herein. "Du sollst das hier anziehen.", befahl er kurz und knapp, warf ein Kleidungsstück vor Daniel auf den Boden und verschwand wieder.

Daniel nahm die beigefarbene Robe und tat, wie ihm geheißen. Wenn er kooperierte und die Tat bereute, würde die Strafe vielleicht milder ausfallen.

Wenig Später kam der Mann wieder in sein Gefängnis. "Das Konzil wird jetzt zusammentreten.", informierte er Daniel und machte eine auffordernde Handbewegung.

Daniel nickte und verließ hinter dem Konshimen das Gebäude. Der Fremde führte ihn vorbei an dem Labor, das Daniel bereits bestens auch von innen kannte zu einem der mittelgroßen Kuppeln. Die beiden traten ein. Die Einrichtung bestand aus einem erhöhten Bereich mit einer Art großen Theke und dem Bereich auf Bodenniveau, der etwas kleiner ausgefallen war. Im übrigen bestand der Raum aus den kahlen Wänden, die Daniel bereits allgegenwärtig vorkamen.

Sein Begleiter führte ihn zu dem niederen Bereich und ließ ihn dort einfach stehen.

Fast zeitgleich kamen durch die Tür zwei Konshimen herein, die einen durchsichtigen Glasbehälter trugen. Daniel glaubte, seinen Augen nicht zu trauen. In der trüben Flüssigkeit, die in dem Glas war, bewegte sich eine Goa'uld Larve.

Er würde sich an den Anblick wohl nie gewöhnen. Sah man einen Goa'uld in seiner wahren Gestalt ohne die Fassade des Wirtes, konnte man fast nicht glauben, wozu sie fähig waren. Hätte man ihm vor zehn Jahren gesagt, dass dieses kleine, so verletzlich aussehende Wesen der größte Feind der Menschen werden würde, er hätte es nicht geglaubt.

***

Die beiden Männer stellten den Behälter mit etwas Abstand neben Daniel ab, als die Tür sich erneut öffnete und Shoshana in Begleitung zweier Frauen hereinkam. Shoshana stellte sich wortlos neben Daniel an den Tresen. Unmittelbar hinter ihr folgte ein junger Mann um die 20, den Daniel für einen Menschen hielt und der sich ebenfalls zu ihnen gesellte. Die übrigen Konshimen nahmen ihren Platz einige Meter hinter ihnen ein.

Einige Minuten war es vollkommen still im Raum und Daniel wagte kaum, zu atmen.

"Das Konzil findet für jedem, der Unrecht getan hat, die gerechte Strafe. Jedem widerfährt als Vergeltung für seine Taten das Schicksal, das er am meisten fürchtet.", hörte er plötzlich einen der Männer denken. Es klang so laut und deutlich, dass Daniel schier das Echo der Stimme erwartete. Diese Telepathie musste so was wie eine überall gültige Sprache sein.

Wie auf Kommando betraten fünf Frauen und drei Männer, davon einer dunkel gekleidet, den Raum. Daniel spürte, wie unbändige Furcht in ihm aufstieg. Was hatte er zu erwarten? Würden sie ihn mehr oder weniger als Gefangener auf ihrem Planeten lassen? Oder würden sie ihn ins Exil schicken? Würden sie ihm Schmerzen zufügen und dann wieder zu seinen Freunden zurückkehren lassen? Die Ungewissheit trieb ihn fast in den Wahnsinn.

Er verfolgte, wie die Konshimen langsam auf den erhöhten Bereich zuschwebten und sich nebeneinander aufstellten. Nicht einer der Fremden würdigte Daniel eines Blickes. Seine Furcht steigerte sich ins Unermessliche und er warf wieder einen Blick auf den Goa'uld, der in dem Behälter rechts neben ihm schwamm. Er meinte, sogar durch die Glaswände das schrille Kreischen der ekelerregenden Kreatur hören zu können.

Die Stimmen eines der anwesenden Konshimen riss Daniel aus seinen Überlegungen. Er versuchte, sich auf dessen Gedanken zu konzentrieren, aber es war, als würde er gegen eine Mauer laufen. Irgend etwas hinderte ihn daran, die Gedanken des Mannes oder irgend eines anderen Anwesenden zu lesen.

***

"Das Konzil der Konshimen wird heute über die Bestrafung dieser vier Individuen entscheiden. Joan Oiken, Mensch vom Planeten Selif", dachte der Mann, der ganz in schwarz gekleidet war. Daniel hatte also recht gehabt. Joan war ein Mensch.

"Hah, Goa'uld von Eterna,", fuhr der Richter fort.

Daniel kannte den Namen des Goa'uld sehr bekannt vor. Er wusste nur nicht, in welchem Kontext.

"Shoshana, Konshime von Konshim".

Täuschte er sich oder hatte die Stimme des Mannes gerade einen drohenden Ton angenommen?

"Daniel Jackson, Mensch von der Erde", beendete er die Vorstellung der Angeklagten. Der Goa'uld zählte also auch zu den Angeklagten. Dass hieß, Daniels Befürchtung, die Larve könnte Teil seiner Strafe sein, schien sich nicht zu bestätigen.

Eingeschüchtert richtete er seinen Blick wieder auf das Konzil.

"Joan Oiken. Schuldig des Mordes an einem Konshimen, wird ins Exil geschickt. Solange sein begrenztes Leben dauert, wird er ohne Begleitung auf einem unbewohnten Planeten sein Dasein fristen.", verkündete eine der Frauen, die neben dem Richter standen. Daniel warf dem jungen Mann einen mitleidigen Blick zu. Entsetzen stand auf dessen Gesicht geschrieben. Daniel fragte sich, ob es für den angeblichen Mord, den der Junge begangen hatte, nicht einen guten Grund gab. Wie er ihn so musterte, glaubte er nicht, dass dieser Mann, der sein ganzes Leben noch vor sich hatte, jemanden kaltblütig ermordete. Aber er kannte die Umstände der Tat ja nicht.

Nach den Worten der Versammlung, wonach jeder die Strafe bekam, vor der er sich am meisten fürchtete, hatte Joan unbändige Angst davor, alleine zu sein. Daniel überlegte wieder, was dann wohl seine Strafe sein würde, aber er wurde jäh unterbrochen.

"Hah. Schuldig der versuchten Auslöschung des Volkes der Konshimen, wird zum Tode verurteilt.", beschloss eine andere Frau. Das konnte sich der Wissenschafter gut vorstellen. Das schlimmste für einen Goa'uld war der Tod. Er blickte auf die Larve im Behälter, die jedoch nicht die geringste Reaktion zu zeigen schien. Plötzlich wusste Daniel auch wieder, woher er den Namen 'Hah' kannte. 'Hah' war der ägyptische Gott der Unendlichkeit, der Endlosigkeit der Zeit. In Anlehnung um den Mythos um Hah auf der Erde würde es durchaus erklären, warum dieser Goa'uld das Volk der Konshimen auslöschen wollte. Was konnte für den Stolz des Gott der Unendlichkeit schädlicher und deprimierender sein, als ein Volk, das länger als er selst...nahezu ewig lebte?

Blieb nur die Frage, woher Hah von der Existenz der Konshimen wusste. Aber das Geheimnis um die Existenz der Konshimen schien ein nicht sehr gut gehütetes zu sein. Vielleicht hatte Hah durch einen Jaffa oder irgend einem anderen Informanten davon erfahren, oder er war auf einen ihrer Transporter, getarnt als Goa'uld-Tempel gestoßen. Dann hatte ihn der dortige Wächter als Besucher mit nach Konshim genommen. Natürlich hatte Hah dann diese Situation ausgenutzt.

Aber das waren nur Daniels Annahmen...Theorien ohne Beweiskraft.

"Shoshana. Schuldig, ihr Volk zum wiederholten Male in Gefahr gebracht zu haben, wird ihr Status eines Wächters aberkannt.", urteilte einer der Männer auf dem Podium. Es schien also doch Unterschiede in der Schwere eines Vergehens zu geben. Daniel konnte sich nämlich nicht vorstellen, dass Shoshanas größte Furcht war, ihren Titel als Wächterin zu verlieren. Trotzdem sah er, wie enttäuscht sie war. Daniel empfand kein Mitleid.

"Daniel Jackson.", beim Klang seines Namens riss er den Kopf in die Höhe.

"Schuldig des Diebstahls fremder Technologie und Verrat am Volk der Konshimen...", fuhr nun der oberste Richter, der in Schwarz gekleidet war, fort. Gegen Daniel standen also zwei Anklagepunkte. Sein Herz pochte gegen seinen Brustkorb und er spürte, wie ihm der Angstschweiß aus allen Poren drang.

"...wird zum Goshinu mit einer Goa'uld Larve verurteilt."

Goshinu? Was zur Hölle war Goshinu? Sollte er doch als Wirt enden?

"Was bedeutet Goshinu?", fragte er laut. Seine Stimme war krächzend und heiser.

Der Richter schenkte ihm einen vernichtenden Blick, ignorierte ihn dann aber.

"Bewusstseinstransfer.", hörte er Shoshanas Gedanken, leise und fast unverständlich. Daniel stutzte. Was? Bewusstseinstransfer mit einer Goa'uld Larve?

War es das, wovor er sich am meisten fürchtete? Er verstand nicht, was das heißen sollte. Er hatte Angst, dass sein Herz stehen bleiben würde. Schwindel benebelte seine Sinne und ein starkes Gefühl der Übelkeit machte sich in ihm breit.

Nach der Reihe wurden Joan, der Goa'uld und Shoshana abgeführt. Zum Schluss kamen auch zwei Männer und packten ihn rechts und links unsanft an den Oberarmen.

***

Er ließ sich widerstandslos mitschleifen. Die Konshimen brachten ihn in ein anderes Gebäude. Daniel stöhnte, als er seine Augen dazu bringen konnte, sich darin umzusehen. Der Raum ähnelte allen anderen. Er war kahl. Nur in der Mitte war auf dem Boden eine Markierung. Darauf warfen ihn seine Begleiter. Daniel blickte die beiden fragend an, doch sie verließen den Raum ohne ein Wort.

Daniel versuchte, seine Angst zu unterdrücken, aber er stand Nahe davor, aufzugeben. Noch nie hatte er sich so einsam und verlassen gefühlt. Er kauerte sich in Embryonalstellung zusammen. Sein Körper zitterte noch immer. Die Angst schien ihn zu lähmen. Seine Gliedmaßen fühlten sich seltsam gefühllos an.

Unerwartet kam plötzlich der Oberste Richter samt Gefolgschaft in das Gebäude. Hinter ihnen kehrten die zwei Männer wieder, die ihn hierher gebracht hatten. Diesmal trugen sie den Behälter mit der Goa'uld Larve. Daniel sah auf und die Konshimen blieben vor ihm stehen. Sie stellten den Behälter neben ihm ab. Die Larve in dem Behälter war Tod. Oder gerade dabei, zu sterben. Unregelmäßige Zuckungen gingen durch den schlangenähnlichen Leib, bis auch diese verebbten. Steif und leblos trieb Hah nunmehr in der trüben Flüssigkeit. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Hahs Bestrafung war erfolgt und mit dessen toten Körper würden sie nun Daniels vollziehen.

***

Eine Frau aus der Gefolgschaft des Obersten Richters entfernte die Abdeckung und fasste nach dem Goa'uld. Daniel wandte sich angeekelt ab, er unterdrückte den Drang, sich zu übergeben. Als er wieder hinsah, befestigte die Frau gerade eine Art Leitung am Körper der Larve. Daniel stöhnte leise und kämpfte gegen den erneuten Brechreiz an.

"Dein Bewusstsein wird nun in das des Goa'uld transferiert.", erklärte die Frau.

"Nein.", flehte Daniel leise, wartete aber vergebens auf eine Reaktion der Konshimen, die um ihn herum standen.

"Das könnt ihr nicht machen. Nein! Bitte...! Ihr dürft mir das nicht antun...", flüsterte er. Daniel wollte schreien, um sich treten, verletzen. Aber er spürte wie sein Widerstand immer schwächer wurde.

"Lasst mich sterben! Tötet mich. Aber bitte lasst mich in meinem eigenen Körper.", bettelte er. Er sah dem Obersten Richter in die Augen. Was er sah, erschrak ihn. Unverwandte Kälte, Gleichgültigkeit, blickten ihm entgegen.

Daniel hatte noch nie in seinem Leben solche Angst gehabt. Es gab keine schlimmere Vorstellung, als das, was vor ihm lag.

Hast du noch einen Wunsch, bevor wir den Vorgang initiieren?", fragte der oberste Richter emotionslos.

"Ja.", sagte Daniel und war den Tränen näher als zuvor.

"Sprich!", forderte man ihn auf.

"Tötet mich!", wiederholte er mit dem letzten Rest an Kraft, die er noch hatte.

"Du wirst deine Strafe empfangen.", beschloss der Konshime ungerührt.

"Wenn du keinen letzten Wunsch mehr äußern willst, werde wir jetzt anfangen.", sagte er ruhig.

"Schickt meinen Körper auf den Planeten, von dem ich mit Shoshana gekommen bin, wenn das hier vorbei ist.", sagte er leise und warf einen letzten ekelerfüllten Blick auf den mit Flüssigkeit gefülltem Behälter, der direkt neben ihm stand.

"Dein Wunsch sei dir gewährt.", bestimmte der Richter leichtfertig.

Die Frau kam auf ihn zugeschwebt und befestigte das andere Ende des Kabels an seiner Schläfe. Ihre Augen wirkten leblos. Leblos wie das Wesen in der Flüssigkeit.

Sie nickte dem Richter kurz zu. "Beginnt jetzt, bevor die Larve ihr Gift absondern kann!"; wies dieser die Frau an.

"Ja, Oberster Richter.", antwortete diese unterwürfig und verbeugte sich leicht.

***

Irgend etwas in Daniels Innerstem brach. Er spürte wie er kraftloser wurde. Er begann, zu halluzinieren.

Die Momente in seinem Leben, in denen er gegen die Goa'uld gekämpft hatte, in denen er mit eigenen Augen gesehen hatte, wie grausam und brutal sie waren, zogen an ihm vorbei wie verblassende Erinnerungen. Er sah Sha're, wie sie lachend auf ihn zugelaufen kam. Sie breitete ihre Arme aus und er wollte sie auffangen. Plötzlich glühten ihre Augen und er hatte den unbändigen Willen, sie zu töten. Die Frau die er geliebt hatte, war nun von dem Dämon besessen. Sein größter Feind hatte die Gestalt seiner Frau angenommen.

Die Angst, die seinen Körper nun vollkommen ausfüllte, war unbeschreiblich. Als er fühlte, wie sich ein peinigender Schmerz von seinen Schläfen ausgehend in seinem Schädel ausbreitete, schrie er. Er schrie so laut er konnte und plötzlich sah er einen gleißenden Blitz und verlor die Besinnung.

***

Daniel wachte auf. Er versuchte sich zurückzurufen, was passiert war. Mit einem Schlag traf ihn die Erinnerung. Seine Augen sahen trübe, unscharfe und gänzlich farblose Bilder. Er wollte blinzeln und dem Bild, welches er sah, wieder seine richtige Konsistenz zu geben. Er konnte nicht. Und plötzlich realisierte er, woran es lag. Die Bilder waren, was er als eine Goa'uld Larve zu sehen vermochte. Schemen und Schatten, die ineinander verflossen und einen verklärten Gesamteindruck kreierten. Daniel wollte die Augen schließen und versuchte, seinen Körper zu fühlen.

Ein klares Gefühl des Verlustes durchströmte sein Gehirn. Sein Denken war frei und so, wie es immer war. Aber jetzt, wo ihm klar war, welchen Umfang seine Strafe hatte, wäre er am liebsten tot.

Unscharf erkannte er mehrere Gestalten, die um ihn und dem Behälter, in dem er schwamm, herumstanden.

Er versuchte, sich zu bewegen. Doch der gewohnte Bewegungsablauf war nicht möglich. Das Gehirn schickte Impulse an die falschen Stellen des gliedlosen Körpers.

Daniel spürte, wie der hintere Teil zuckte. Er musste lernen, den fremden Körper zu beherrschen, ob er es wollte oder nicht. Egal welcher Ekel ihn erfüllte, der Wille zu leben war trotz der ausweglosen Situation stärker. Und er hatte das Gefühl, dass sein Körper schon nicht mehr ihm gehörte, seit er diesen Tempel auf PC-8204 betreten hatte.

Er hatte noch seine Seele, auch wenn sie jetzt im Körper des Feindes gefangen war. Er stellte sich vor, wie er vor kurzem noch als Beobachter in den Behälter mit dem Goa'uld gesehen hatte. Beobachtet hatte, wie das kleine Herz des Wesens, das so viel Kälte und Erbarmungslosigkeit in sich trug, gegen die fast durchsichtige Haut geschlagen hatte.

Und er begriff, dass das nun sein Herz war.

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Kapitel 2 by moth-to-flame
2. Kapitel

Sam sah auf zum Himmel. Die Dämmerung hatte eingesetzt. Eine weitere Nacht auf diesem Planeten. Die letzte. Die letzte bevor das Stargate-Kommando Daniel offiziell aufgeben wollte. Sie fragte sich, wo er wohl in diesem Augenblick war. War er überhaupt noch am Leben? Sah er auch gerade in den Himmel? Einen anderen Himmel? Was tat er gerade? Dachte er an seine Freunde?

Sam seufzte. Der Colonel hatte recht. Er, Teal'c und sie würden Daniel nicht aufgeben. Nicht bevor sie den eindeutigen Beweis für seinen Tod hatten. Mit dieser festen Überzeugung stapfte sie mit entschlossenem Gesicht zurück zum Tempel.

***

"Das war die letzte Nachricht. Wir sollen morgen spätestens bis 0900 auf die Erde zurückkehren.", begrüßte sie Jack und Teal'c, die vor dem Miniofen, den sie sich unter anderem von Hammond hatten schicken lassen, saßen. Jack rieb die Handflächen gegeneinander, knetete seine Finger und sah sie ungerührt an.

"Wir werden nicht auf die Erde gehen.", bestimmte er kühl.

"Sir, das...", begann Sam.

"Wenn Sie gehen wollen, dann nur zu, Major!", forderte er sie heraus und drehte ihr damit die Worte im Mund um.

"Darum geht es nicht, Colonel. Ich wollte nur sagen, dass es nichts bringt, hier weiter macht- und tatenlos herumzusitzen. Es gibt keine Anhaltspunkte. Keine Schriftzeichen. Nichts. Wir können auf der Erde genauso viel ausrichten wie hier in diesem Tempel.", erklärte sie gefasst. Jack mied ihren Blick. Teal'c musterte seinen Freund. O'Neill verwunderte ihn immer wieder. Er wusste, dass er im Unrecht lag und trotzdem erlaubte es sein Stolz ihm nicht, diesen Umstand zuzugeben.

"Major Carter hat recht. Ich werde mit ihr zurückkehren.", sagte der Jaffa bestimmt und wusste, dass dies seine Wirkung nicht verfehlen würde.

Kurz sah Jack ihn abschätzend an, richtete seinen Blick dann aber wieder auf seine geballten Fäuste. "Schön.", gab er zurück. "Dann sollten wir früh schlafen gehen und morgen zeitig aufstehen um den ganzen Krempel hier einzupacken.".

Teal'c fühlte sich bestätigt. Doch statt einen Fehler einzugestehen, überspielte Jack ihn lieber entweder mit Sarkasmus, Humor oder beißendem Spott...auf jeden Fall aber emotionslos. Was eine sehr verbreitete Taktik unter den Menschen von der Erde zu sein schien. Wissend drehte er seinem Freund den Rücken zu und bereitete alles für seine Meditation vor. Eine Stunde später waren alle drei bereits in tiefen Schlaf gefallen.

***

Plötzlich schrak Teal'c auf. Irgend etwas hatte ihn geweckt. Er war sich sicher. Seine Sinne täuschten ihn nie. Er riss die Augen auf. In der am weitesten entfernten Ecke des Raumes konnte man ein grünes flackerndes Licht erkennen. Schnell sprang er auf die Füße. O'Neill und Carter waren ebenfalls aufgewacht und sahen auch den grünlichen Schein. So schnell wie das Licht aufgetaucht war, verschwand es auch wieder und tauchte den Tempel wieder in Dunkelheit.

Bevor Sam ihre Taschenlampe im Gewirr von Ausrüstungsgegenständen gefunden hatte, war Jack schon beim Schalter für die Scheinwerfer angekommen und betätigte ihn. Geblendet schützten alle drei ihre Augen vor dem grellen Licht, bis sich ihre Pupillen einigermaßen daran gewöhnt hatten. Teal'c war der erste, der ihn sah.

"Daniel Jackson!", rief er aus und spurtete zum Ort, von wo das grüne Licht ausgegangen war. Jack und Sam trauten ihren Ohren nicht, doch dann sahen sie selbst die leblose Gestalt ihres Freundes auf dem Podest in der Ecke des Raumes liegen.

"Daniel!", entfuhr es Sam und stürzte zu ihrem Kameraden.

Jack gesellte sich zu ihnen. Carter kontrollierte seine Vitalfunktionen.

"Puls und Atmung sind so schwach, dass ich sie fast nicht feststellen kann.", sagte sie leise. "Wir müssen ihn sofort zur Erde bringen.", rief Teal'c.

Jack reagierte schnell. "Teal'c, lauf zum Stargate und gib Doc. Fraiser Bescheid. Sie soll uns sofort mit einem ihrer Trupps entgegen kommen.", befahl er. Noch ehe er fertig gesprochen hatte, war der Krieger bereits mit großen Schritten aus dem Tempel gestürmt.

"Los!", forderte Sam ungeduldig. "Ich nehme ihn.", beschloss Jack und schulterte den reglosen Körper. Er stöhnte unter dem Gewicht des Archäologen, biss aber die Zähne zusammen.

***

Sie kamen nur langsam voran. Auf halber Strecke kamen ihnen bereits Teal'c, der Doc und drei Sanitäter entgegen. Jack ließ seine Last langsam zu Boden gleiten. Sofort war Janet über ihm und riss Daniel die seltsame Robe, die er trug, vom Brustkorb. "Was ist mit ihm passiert?", fragte sie gefasst, während sie feststellte, dass Daniels Atmung und Puls nun ganz ausgesetzt hatten.

"Wir haben ihn so gefunden.", keuchte Jack und rieb sich den Nacken. Sam warf ihm einen kurzen Blick zu und schenkte ihre ganze Aufmerksamkeit dann wieder dem Tumult vor ihr.

Janet begann mit den Wiederbelebungsmaßnahmen, während die Sanitäter den tragbaren Defi vorbereiteten. "Verdammt. Daniel. Das können Sie uns nicht antun. Kommen Sie schon!", rief Janet.

Einer der Sanitäter hatte ihm mittlerweile eine Beatmungsmaske aufgesetzt und pumpte in regelmäßigen Abständen Luft in seine leeren Lungen. Es gab Sam einen Stich mitten ins Herz, ihren Freund so zu sehen.

Jack und Teal'c ging es nicht anders und schockiert beobachteten sie, wie Janet Fraiser um sein Leben kämpfte. "Wir müssen auf die Erde zurück. Hier kann ich nichts für ihn tun. Es sieht nicht gut aus.", sagte sie. Die Sanitäter legten Daniel auf die mitgebrachte Trage. Janet stieß ihre gefalteten Hände immer wieder gegen seinen Brustkorb, während der Sanitäter mit der Beatmung fortfuhr. Langsam setzten sie sich in Bewegung.

Jack verstand. Er nickte Sam und Teal'c zu. Sam sah noch einmal zu ihrem bewegungslosen Kollegen und erschrak, wie farblos sein Gesicht war. Seine Lippen hatten bereits eine bläuliche Färbung angenommen.

Sie liefen voraus zum Stargate und wählten die Adresse der Erde. Sam gab den Zugangscode ein. Wenig später tauchten Janet und ihr Trupp auf und folgten den Dreien durch das Sternentor.

Ohne eine Sekunde der wertvollen Zeit verstreichen zu lassen, die Daniel nicht hatte, lief Janet weiter zur Krankenstation und nahm dort die Trage mit dem Patienten in Empfang. Mit einer abwesenden Handbewegung scheuchte sie Jack und Sam aus dem Raum, die den Sanitätern gefolgt waren.

***

Jack seufzte und kehrte in den Gateroom zurück, wo Teal'c immer noch mit einem verloren wirkenden Gesichtsausdruck auf der Rampe stand. Sam blieb unschlüssig stehen, wo sie war. Das Gesicht ihres Vorgesetzten hatte exakt die Gefühle widergespiegelt, die sie empfand. Der Schock über Daniels plötzliches und tragischen Auftauchen war überwältigend. Am liebsten wäre die Frau jetzt weinend zusammengebrochen. Sie atmete tief durch und folgte dann Jack und Teal'c. Hammond kam ihnen entgegen, doch seine Worte prallten verständnislos an ihr ab.

Selbst das heiße Wasser der Dusche, welches ihre Nackenmuskulatur knetete, konnte das überschüssige Adrenalin in ihrem Körper nicht abbauen. Sie wusste nicht einmal, ob Daniel überleben würde und doch empfand sie so etwas wie Erleichterung.

Als Jack zwei Stunden später in den Besprechungsraum trat, kam er ihm trotz der vier anwesenden Personen irgendwie leer vor.

Er setzte sich neben Janet Fraiser und versuchte dabei, seinen schmerzenden Rücken zu vergessen. "Wie geht es ihm?", fragte er sofort.

Sam und Teal'c sahen auf. Hammond schien die Antwort auf diese Frage bereits zu kennen und seufzte leise.

"Er hängt an einer Herz-Lungen Maschine. Das EEG Amplituden-Modell zeigt keine Gehirnströme. Wenn ich die Maschine abschalte, dann...", begann Fraiser in kurzen abgehackten Sätzen, machte dann eine Pause und ließ den Kopf sinken.

"Sie müssen doch etwas tun können!", widersprach Jack und ließ die rechte Hand auf die Tischplatte fallen. Janet sah ihn einen Augenblick lang an. Dann senkte sie den Kopf. "Er ist klinisch gesehen tot. Ich weiß nicht, warum er in diesem Zustand ist. Er zeigt keine äußeren oder inneren Verletzungen. Abgesehen von einem Abdruck an seiner Schläfe.", sagte die Ärztin.

"Ein Goa'uld Erinnerungsverstärker?", fragte Sam sofort.

Janet wiegte langsam den Kopf. "Nein. Aber das war auch mein erster Gedanke. Es ist keine Verletzung der Haut erfolgt. Es ist mehr wie...eine Art Elektrode.

Carter nickte.

"Was können wir tun?", schaltete sich Hammond ein.

"Solange wir nicht wissen, wodurch Daniels Zustand hervorgerufen wurde, können wir gar nichts tun.", sagte der Doktor.

"Hatte er ein Testament?", fügte sie nach einer Weile leise hinzu. Sam, Jack und Teal'c tauschten Blicke.

"Nein. Nicht das wir wüssten.", antwortete Jack im Namen aller.

"Hat er je etwas darüber gesagt, dass, wenn er in eine solche Situation....", begann Janet wieder, brach dann aber mitten im Satz ab.

Jack musste unvermeidlich gegen die Erinnerung daran ankämpfen, als Sam damals nach dem Zwischenfall mit der Entität im Koma gelegen hatte. Sie hatte ihm gesagt, dass sie keine lebensverlängernden Maßnahmen wünschte. Warum Daniel nicht?

***

"Nein. Das hat er nicht.", meldete sich Teal'c. Jack sah ihn überrascht an, Wahrscheinlich war die Freundschaft zwischen Daniel und Teal'c tiefer gewesen, als er je vermutet hätte. Teal'c redete....nicht gerne darüber. In dieser Beziehung erinnerte er ihn an ein...übertriebenes Selbst.

"Dann wird uns nichts anders übrig bleiben als abzuwarten. SG1, Sie sind bis auf Widerruf vom aktiven Dienst befreit. Nach den medizinischen Untersuchungen können Sie die Basis verlassen.", bestimmte Hammond.

***

Jack seufzte tief und fuhr sich übers Gesicht, als er den Knopf des Aufzuges ungeduldig ein drittes Mal drückte. Endlich kündigte sich der Lift mit dem gewohnten aufdringlichen Geräusch an und der Colonel trat ein.

"Sir!", rief Sam gerade als sich die Türen schlossen. Jack reagierte schnell und hielt die Türen für Sam und Teal'c auf. Sam lächelte flüchtig, doch dann erschien wieder dieser hoffnungslose Ausdruck auf ihrem makellosen Gesicht.

"Teal'c hat darauf bestanden, hier zu bleiben. Aber ich dachte, das wäre keine gute Idee...", begann sie nach einer ganzen Weile unangenehmen Schweigens.

Jack nickte. "Teal'c, du kommst zu mir.", sagte er leichtfertig.

Teal'c hob eine Augenbraue. "Ich könnte solange auch in Daniel Jacksons Appartement wohnen.", merkte er an.

"Ja...das könntest du.", sagte Jack zögernd. Die Aufzugstüren öffneten sich und er trat hinaus.

"Wir treffen uns in zwei Stunden in meinem Wohnzimmer. Nehmen Sie ein paar Bier mit, Carter!", rief er. "Teal'c, komm schon. Oder willst du hier Wurzeln schlagen?", fügte er hinzu. Teal'c beugte den Kopf und folgte dann seinem Freund zu dessen Auto. Sam runzelte die Stirn und ging dann ebenfalls zu ihrem Wagen.

***

Sie hatten über Gott und die Welt geredet. Das Thema Daniel erfolgreich vermieden. Ein wenig Alkohol getrunken, um das zu schaffen. Aber jetzt war es still. Jack saß in seinem Lehnsessel und sah gedankenverloren auf die Bierflasche in seiner Hand. Sam und Teal'c, die auf der großen Couch saßen, waren auch in eigene Gedanken vertieft. Die Stille begann, wieder eisig zu werden. Jack wusste, dass sie alle müde waren. Der Abend war alles andere als lustig gewesen. Sie hatten nicht gelacht, keine blöden Witze gerissen. Aber er hatte sich einigermaßen wohl gefühlt. Wohler, als wenn er alleine hier gesessen und seinen Frust und die Traurigkeit in seinem Inneren mit Alkohol ertränkt hätte. Aber wenigstens hatten Sie Daniel wieder. Wenngleich Jack immer noch das Gefühl hatte, irgend eine ungefundene Antwort gäbe es auf PC-8204 noch zu finden.

"Ich werde jetzt besser gehen.", sagte Sam plötzlich und stellte ihre leere Flasche auf den Tisch. Jack nickte. "Sie wissen, dass mein anderes Gästezimmer noch frei wäre?", fragte er, obwohl er die Antwort auf diese Frage längst kannte.

Sam lächelte. "Ich denke, ich schaffe es noch nach Hause. Aber danke für das Angebot, Sir.", sagte sie. Sie stand auf, warf sich ihre Jacke über und weg war sie.

Nicht lange danach verzog sich Teal'c ins Gästezimmer und Jack in sein Schlafzimmer. Schlafen, konnte er noch lange nicht.

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Kapitel 3 by moth-to-flame
3. Kapitel

Daniel erwachte wieder einmal aus einer Phase der Bewusstlosigkeit. Seine ganze Konzentration war darauf gerichtet, die Körperfunktionen und Bewegungen der Larve beherrschen zu lernen. Es kostete ihm die ganze Kraft. Aber die Besinnungslosigkeiten wurden kürzer. Er spürte, wie er sich langsam daran gewöhnte, Bewegungen auszuführen und mit der Zeit wurde es leichter.

Plötzlich hörte er eine fast vertraute Stimme in seinem Kopf. Es war Shoshana.

"Daniel. Hörst du mich?", fragte sie. Daniel war müde und schwach. Nicht mehr lange, dann würde er wieder ohnmächtig werden. Trotzdem versuchte er, mit Shoshana zu kommunizieren.

"Ich höre dich.", wisperte er. "Wenn du stärker bist, wird man dir einen Wirt geben. Die Flüssigkeit, in der du schwimmst wird mit leichten Stromstößen durchflutet. Sie hält dich am Leben, aber sie wird das nicht mehr sehr lange tun.", sagte sie.

Daniel glaubte, er wäre wieder bewusstlos und alles war nur ein absurder Traum. War das wirklich die gerechte Strafe für das, was er getan hatte? Was war noch grausamer, als im Körper eines Goa'uld zu sein?

Während den vielen Reisen auf andere Planeten war sich Daniel immer des Risikos bewusst gewesen, dass es passieren könnte, eines Tages von einem Goa'uld in Besitz genommen zu werden. In einer Situation, in der man am wenigsten damit rechnete, könnte es geschehen. Er hatte diesen Gedanken immer im Kopf gehabt und war trotzdem meistens mit unbefangener Neugier durch das Sternentor getreten. Aber das Eindringen oder auch Einpflanzen einer Goa'uld Larve war für ihn immer das schlimmste vorstellbare Szenario gewesen. Bis zum heutigen Tag. Bis zum Tag, an dem ihm eine andere Kultur begegnet war, die größten Wert auf Perfektionismus legte und alles, was diesem Fortschritt auch nur im entferntesten gefährlich werden könnte, brutal eliminierte.

Sich selbst als die manifestierte Gerechtigkeit zu bezeichnen zeugte schon von der schieren Besessenheit von dieser Idealvorstellung.

***

Tot...tot...das wollte er sein. Schlimmer als der Tod konnte es nicht werden. Dieser Gedanke war doch recht tröstlich. Aber was lag noch alles zwischen seiner jetzigen Situation und dem Sterben? Sicher, die Konshimen sahen es eher als Erhaltung seines Lebens an, ihm einen Wirt zu geben. Aber Daniel hätte es seinem größten (menschlichen) Feind nicht gegönnt, Opfer einer Goa'uld-Infiltration zu werden. Und nun sollte er selbst von einem Menschen Besitz ergreifen? In der Gestalt des Feindes? Daniel wusste nicht, ob ein Goa'uld Symbiont Übelkeit empfinden konnte, aber es fühlte sich so ähnlich an. Sein Inneres schrie. Aber aus dem Maul des Geschöpfes kam nur jenes schrille Kreischen, das Daniel so verabscheute. Das gab im den Rest und er spürte , wie die vertraute Dunkelheit wieder über ihn kam und er erneut in die Bewusstlosigkeit abdriftete.

***

Minuten? Stunden? Tage? Sie vergingen zu langsam. Er hatte jegliches Zeitgefühl verloren und es war schrecklich, nicht einmal zu wissen, welche Tageszeit war. Sein einziges Bestreben war es, nicht zu viel über seine Situation und seine äußere Gestalt nachzudenken. Lange hatte keiner der Konshimen mehr versucht, Kontakt mit ihm aufzunehmen. Oder kam es ihm nur so vor? Er wusste, dass es nun nicht mehr lange dauern würde, bis sie ihn zwingen würden, einen Wirt zu nehmen. Und dieser Gedanke erschreckte ihn mehr als alles andere.

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Kapitel 4 by moth-to-flame
4. Kapitel

Sam parkte ihren Wagen direkt neben dem vertrauten dunkelgrünen Truck des Colonels. Er und Teal'c waren also schon da. Sie war wirklich spät dran. SG1 wurde um 1000 im Besprechungsraum verlangt. Wenn es um eine Besserung von Daniels Zustand ginge, hätte man ihr es am Telefon bereits gesagt. Sie fragte sich, was es wohl zu besprechen gab, das nicht auch noch ein paar Tage Zeit hatte.

Auf dem Weg zum Besprechungsraum machte sie einen Umweg zur Krankenstation, stoppte aber vor der Tür. Sie war sich nicht sicher, ob sie den Anblick ihres Freundes noch einmal ertragen konnte. Nicht, wenn eine Maschine seinen Herzschlag ersetzte. Nicht, wenn ein Beatmungsschlauch seine Lunge mit Luft füllte. Nicht, wenn sein Körper von Elektroden übersäht und mit Transfusionsnadeln gespickt war. Und nicht, wenn seine Haut bleich und seine Lippen eisblau waren.

Sie seufzte und schloss kurz die Augen, bevor sie sich endlich zum Briefing begab.

Als sie den Raum betrat, bemerkte sie sofort, dass weder Teal'c noch Jack das Thema der heutigen Besprechung kannten und ihre Ankunft sehnsüchtig erwartet wurde. Entschuldigend nickte sie und nahm Platz. Erst jetzt bemerkte sie, dass Janet Fraiser auch anwesend war und bedachte sie kurz mit einem Lächeln. Es musste also doch etwas mit Daniel zu tun haben. War doch ein Testament aufgetaucht, dass es der Ärztin untersagte, sein Leben zu verlängern? Sollte hier und heute etwa entschieden werden, ob man die Maschinen ausschaltete? War er gar tot? Nein...das hätte man ihr ebenfalls am Telefon mitgeteilt. Sie war schließlich Soldatin der USAF und als solche mit dem Tot als ständigen Wegbegleiter bestens vertraut. Als Major musste sie auch den Tod eines nahen Freundes verkraften. Das wurde erwartet.

***

"Da wir nun vollzählig sind. Doctor Fraiser, bitte beginnen Sie.", forderte Hammond die Ärztin auf.

"Aufgrund Daniels aussichtslosen Zustandes haben wir versucht, unsere Verbündeten zu kontaktieren. Mit bedingtem Erfolg. Die Asgard haben nicht auf unseren Hilferuf geantwortet.", begann Janet.

"Wahrscheinlich ist Thor wieder irgendwo in der Galaxis am Streit schlichten...oder die Legospinnen machen ihm mal wieder das Leben schwer.", warf Jack ein.

"So etwas...in der Art haben wir uns auch schon überlegt, Colonel.", stellte Hammond kühl fest. "Aber wenn sie wieder einmal eine blöde Idee bräuchten, hätten sie sich längst wieder bei Carter gemeldet.", gab Jack zurück.

"Nichts für ungut.", fügte er hinzu und sah Sam an. Diese nickte abwesend. Jacks Sarkasmus war jetzt nicht gerade etwas, das sie großartig beschäftigte.

"Genau. Deshalb nehmen wir an, dass sie sich auf einer anderen weit entfernten Mission befinden.", schaltete sich Janet erneut ein.

Jack nickte.

"Was ist mit den Tok'ra?", fragte Teal'c.

"Dazu wollte ich gerade kommen.", antwortete Janet. Teal'c nickte langsam.

"Obwohl sie zur Zeit genügend eigene Probleme haben, schickte Jacob in ihrer Abwesenheit zwei Abgesandte zu uns, um sich Daniels Zustand anzusehen. Sie mussten zwar schon nach kurzer Zeit wieder abreisen, aber sie haben mir einige interessante Dinge mitgeteilt.", sagte Janet.

***

Sam rutschte ungeduldig in ihrem Sessel herum. Auch Jack war seine Nervosität deutlich anzumerken, auch wenn er krampfhaft versuchte, locker zu bleiben. Teal'c hatte da schon mehr Erfolg. Seinem Gesicht war keine Gemütsregung und schon gar nicht Ungeduld anzusehen. Aber Sam wusste es besser und wenn man genau hinsah, sah man auch auf seiner Stirn winzige Schweißtropfen. Sam fragte sich, wann sie damit angefangen hatte, ihre Teammitglieder so genau zu beobachten. Jedenfalls war sie erfolgreich damit. Sie kannte ihre Freunde inzwischen manchmal besser als sich selbst. Sie konnte meistens genau sagen, wie der andere in welcher Situation reagieren würde. Vor allem bei Jack und...Daniel...wusste sie oft sogar den ungefähren Wortlaut des nächsten Satzes, den sie sprachen. Bei Teal'c fiel das schwerer, aber mit der Zeit war sie auch auf die kleinen Hinweise seiner Gestik und Mimik sensibilisiert worden. Es war ein gutes Gefühl, seine Freunde so genau zu kennen.

"Und die wären?", drängte Jack die Ärztin schließlich.

"Einer der Tok'ra hat versucht, Daniel mit dem Handmodul zu helfen. Er konnte mir nur zustimmen, dass weder sein Körper noch sein Gehirn irgend eine Verletzung aufweisen. Trotzdem war am EEG keine Veränderung zu erkennen. Der andere Tok'ra meinte, im Normalfall würde wenigstens eine Verbesserung, wenn schon keine Heilung, eintreten. Er konnte sich Daniels Zustand ebenfalls nicht erklären und fragte mich, wo wir ihn gefunden haben.", fuhr der Doc. fort.

"Und Sie haben ihm von dem Tempel erzählt...", stellte Sam ungeduldig fest.

Janet nickte. "Ich habe ihnen beschrieben, wie seltsam SG1 die Tatsache fand, dass der Tempel auf den ersten Blick zwar wie Goa'uld aussah, sich bei näherer Betrachtung aber als eher schlechte Imitation herausstellte. Der Ältere der beiden Tok'ra horchte auf und sagte, er kenne solche Beschreibungen aus uralten Mythen. Natürlich habe ich da nachgehakt. Angeblich gab es vor Urzeiten eine unsterbliche Rasse, die solche Imitate von fremden Kulturen verwendeten, um die Hinweise auf ihre eigene Spezies zu verstecken. Diese alte Rasse gab es angeblich noch vor allen anderen und sie war nicht auf die Sternentore als Transportwege angewiesen. Die Legenden sprechen auch davon, dass sie einen ausgeprägten Sinn für Gerechtigkeit gegenüber ihres eigenen Volkes hatten. Übertretungen ihres Kodex wurden hart bestraft.", referierte Fraiser fast feierlich.

"Okay, das...ist eine nette Geschichte, aber wie hilft uns das weiter?", warf Jack ein.. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Sam ihn beobachtete. Sie wusste verdammt noch mal genau, dass er sich die ungefähre Richtung vorstellen konnte, sich aber verpflichtet fühlte, irgend etwas zu sagen, das den Vorgang beschleunigte.

"Ich habe noch niemals von etwas Derartigem gehört.", merkte Teal'c an.

Janet ignorierte ihn.

"Ich hab' diesen Ansatz genommen, um weiterzudenken. Ich fragte die Tok'ra, was dagegen sprechen würde, dass die Rasse bis zum heutigen Tage existierte, im Umgang mit anderen Kulturen aber noch vorsichtiger geworden ist..."

"Und was haben sie gesagt?", unterbrach diesmal Sam. Janet schenkte ihr einen beschwichtigenden Blick und fuhr dann fort. "Sie sagten, die Legenden um diese Rasse seien so alt, dass sich selbst die ältesten Tok'ra an nichts Exaktes erinnern könnten.".

"Aber eigentlich würde nichts dagegen sprechen.", dachte Sam laut.

Janet nickte.

"Nehmen wir also nur einmal an, Daniel wäre, wie wir glauben, in diesen Tempel gegangen, hätte irgendwie eine Verbindung zu besagter Rasse hergestellt...", theoretisierte sie.

"Aber wie? Wir haben in diesem Tempel nichts...und ich meine nichts, gefunden.", unterbrach Jack wieder.

"Warum sollte die Rasse gewillt sein, mit Daniel Jackson Kontakt aufzunehmen, wenn sie versucht, das Geheimnis um ihre Existenz zu wahren?", zweifelte auch Teal'c.

Eine Weile herrschte Schweigen. Das war ein ziemlich gutes Argument und eine noch bessere Frage.

"Übergehen wir das mal für einen Augenblick...", sagte Sam nach einer Weile und schien tief in Gedanken.

***

"Das Podest. Es ist uns unwichtig vorgekommen. Aber es ist das einzige, das irgendwie auffällt.", überlegte sie.

"Beschreiben Sie es.", forderte der General. Seine Stirn hatte sich in Falten gelegt und er hörte aufmerksam zu.

"Eine kleine, etwas erhöhte Stelle in der Ecke des Raumes. Eine grüne Fläche befand sich in der Mitte.", sagte Teal'c. Jack und Sam nickten synchron.

"Wir haben es untersucht. Wir konnten nicht feststellen, welchem Zweck es dienlich ist.", sagte Sam.

"Wenn es ein Kommunikations- oder Transportsystem ist, das nur auf eine spezielle Art aktiviert werden kann?", schlug Janet vor.

"Okay...nehmen wir an, Daniel hat Kontakt mit den Aliens aufgenommen...", bestimmte Jack. "Und weiter?", fragte er.

"Tja...dann musste man natürlich anfangen, Theorien zu entwickeln.", rätselte Carter.

"Tun wir das nicht schon die ganze Zeit?", fragte er und seufzte. Er hatte recht. Das ganze bewegte sich an der Grenze zur Fantasterei. Aber war es wirklich gänzlich unmöglich?

Das war es nicht. Der Gedanke war es wert, ihn wenigstens weiterzuspinnen. "Vielleicht hat alleine der Kontakt mit den Außerirdischen seinen Zustand ausgelöst. Oder er hätte den Tempel niemals betreten dürfen, hat damit gegen eines ihrer Gesetze verstoßen und eine Bestrafung erhalten.", sagte Teal'c.

"Gegen den alleinigen Kontakt als Auslöser spricht der Abdruck an der Schläfe und seine...eigenartige Kleidung...Aber stellen wir uns vor, Daniels Zustand wurde allgemein durch die Aliens ausgelöst.", meldete sich wieder Janet.

"Vielleicht gibt es sie. Vielleicht hatte Daniel Kontakt mit ihnen. Vielleicht ist das Podest im Tempel so eine Art Telefon oder Bushaltestelle. Wenn es sie gibt, wissen wir nicht, wie sie leben, ob sie uns ähnlich sind. Vielleicht ist Daniel wegen ihnen krank. Fest steht, wir haben mit dem Podest im Tempel nichts anfangen können, selbst wenn es uns zu denen führen würde. Was sollen wir also tun?", fasste Jack zusammen. Erneut herrschte Schweigen.

***

"Wir sollten das Podest noch einmal untersuchen. Vielleicht haben wir etwas übersehen.", schlug Teal'c schließlich vor.

"Teal'c. Wir haben tagelang nichts anderes getan als in dieser verdammten Gruft rumzuhocken. Wir hatten genug Zeit, das Teil zu untersuchen. Und wir haben nichts gefunden...Das reicht mir.", widersprach O'Neill energisch.

"Haben Sie eine bessere Idee, Colonel?", fragte Hammond.

Jack musste den Kopf schütteln. Natürlich hatte er das nicht.

"Wir sollten uns außerdem noch einmal mit 'Dad' in Verbindung setzen. Vielleicht wissen die anderen Tok'ra ja mehr über diese...Legenden. Vielleicht erklärt sich einer von ihnen bereit, uns noch einmal in diesen Tempel zu begleiten.", unterbreitete Sam.

Hammond nickte. "Ich werde das veranlassen.", sagte er. "SG1. Ich weiß, dass der Zustand ihres Kollegen sehr...", fügte er hinzu.

"Sir. Wir machen es."; unterbrach ihn Jack genervt. Das letzte, was er jetzt brauchte, war Mitleid von Hammond. Es war ganz klar ein Job für sein Team. Schließlich hatten Teal'c, Sam und er die längste Zeit auf dem Planeten verbracht und kannten das Umfeld. Sie alle hatten gelernt, mit solchen Situationen umzugehen. Außerdem taten sie ja etwas, um herauszufinden, warum Daniel an der Grenze zwischen Leben und Tod stand. Und wenn sie erst einmal die Ursache kannten, konnten sie ihm unter Umständen auch helfen. Auch wenn alles, an das sie sich zur Zeit klammerte, ein Strohhalm war. Es war eine Chance.

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Kapitel 5 by moth-to-flame
5. Kapitel

Schließlich war es wirklich so weit. Shoshana hatte wieder mit ihm gesprochen. Er würde noch heute einen Wirt übernehmen müssen. Daniel dachte an all die lächerlichen Situationen zurück, in denen er gedacht hatte, er wüsste, was Furcht war. In denen er gedacht hatte, er hätte Angst und ihm würde etwas Schreckliches passieren. Sie alle waren nahezu erfreulich gewesen, gegen das, was nun mit ihm geschah. Seine Seele gefror, bei dem Gedanken daran, was ihm nun unmittelbar bevorstand.

Kurze Zeit nachdem Shoshana mit ihm geredet hatte und dann wieder gegangen war, traten die Männer und Frauen des Konzils in den Raum. Daniel konnte sie mit seiner schlechten Sehfähigkeit nicht erkennen, aber aus der Anzahl der Personen schloss er, dass es nur der Oberste Richter und sein Gefolge sein konnten.

Verzweifelt schwamm er mit nervösen, eckigen Bewegungen in seinem Behälter herum. Es gab kein Entkommen. Und wenn er sich einfach weigerte, es zu tun?

Plötzlich spürte er, wie eine Hand die Mitte seines Leibes packte und unsanft zudrückte. Er wehrte sich verzweifelt und wand seinem Körper unter dem Griff, der ihn langsam aber sicher aus der Flüssigkeit zog. Doch die Faust, die ihn umschloss gehörte zu einem starken Mann, der neben dem Obersten Richter stand. Shoshana schloss die Augen, als sie das emotionslose Gesicht des Mannes sah. Sie hörte nur mehr das Kreischen der Kreatur in dessen Händen. Sie war hin und hergerissen zwischen der Treue zu ihrem Volk und dem Mitleid gegenüber der Seele, die nun auf so schreckliche Weise gefoltert wurde. Sie hatte Daniel seine Tat längst verziehen. Sie verstand die Ambitionen, die hinter seinem Tun steckten, sehr gut. Schließlich kannte sie alles seine Gedanken.

Auch Shoshana wusste, dass ihr Volk bei weitem nicht so perfekt war, wie es sich hinstellte. Und manchmal, nur manchmal, zweifelte sie an der tatsächlichen Gerechtigkeit der Strafen, die das Konzil verhängte. Doch die Zweifel hegte sie im Stillen, denn niemandem auf dem Planeten Konshim gehörten seine Gedanken ganz alleine.

Sobald ein Angehöriger einer anderen Kultur auch nur den leisesten Fehler im Umgang mit ihnen beging, und so der Perfektion der Konshimen widersprach, wurde der Fremde hart bestraft.

Wie Daniel. Shoshana wusste, was Daniel liebte, was er fürchtete, wovor er Angst hatte. Was er hasste...Er hasste die Goa'uld. Sie hatten ihm seine Frau genommen und immer wieder aufs Neue sein Leben zerstört. Es war eine unvorstellbar grausame Strafe, ihn im Körper eines solchen einzusperren.

Was Daniel am meisten Beschäftigte, war der Glaube daran, gegen die Goa'uld zu kämpfen und sie eines Tages vielleicht besiegen zu können. Sie hatten bereits schwere Niederlagen gegen die Menschen und deren Verbündete einstecken müssen. Trotzdem waren sie immer noch der größte Feind der Welt, von der Daniel kam.

Auch seine Freunde spielten in seinem Leben eine wichtige Rolle. Eine sehr wichtige Rolle. Und Shoshana hoffte, dass die Erinnerung an seine Freunde ihm die Kraft geben würde, das alles ohne bleibende Schäden an seiner Seele zu überstehen.

Den Glauben daran nicht verlieren würde, dass alles irgendwann doch noch ein gutes Ende nehmen würde. Wenngleich auch Shoshana daran zweifelte.

Sie hörte die vorwurfsvolle Stimme des Obersten Richters in ihrem Kopf Sie solle Daniel mitteilen, er müsse nun in den Wirt eindringen...oder er würde noch qualvoller sterben müssen.

***

Daniel hörte ihre Stimme und sie klang so sanft wie damals, als sie ihm das erste Mal einen ihrer Gedanken geschickt hatte. Es schien, als läge das mittlerweile Jahrzehnte zurück. Er spürte, wie sich der Griff um seinen kleinen, so empfindlichen Körper verstärkte, wie, um Shoshanas Worten Nachdruck zu verleihen. Das war für Daniel der erste annehmbare Beweis dafür, dass ein Goa'uld Parasit wirklich Schmerzen empfinden konnte. Bisher hatte er diesen Umstand immer geleugnet. Hatte sich gewehrt, zu glauben, dass ein Geschöpf, das anderen Lebewesen so viel Pein und Leid beibrachte, selbst dazu imstande war, Schmerzen zu empfinden.

Daniel spürte, wie sich die Finger des Konshimen, der ihn immer noch in eisigem Griff hielt, in seine verletzliche Haut gruben. Verschwommen sah er, einige Schritte von sich und seinem Peiniger entfernt, eine andere Gestalt stehen. Shoshana sagte, dies solle sein Wirt sein. Alles in Daniel sträubte sich, als der Konshime die Hand senkte. Er erkannte, dass es sich um einen Menschen handeln musste. Konshimen waren unempfänglich für Goa'uld Larven, das sagte ihm sein Körper.

Der Wirt war männlich und jung. Daniel spürte wie sich der kleiner Körper der Larve nach einer Symbiose mit dieser jugendlichen Lebenskraft sehnte und lehnte sich dagegen auf. Er spürte außerdem, dass der Mann Angst hatte. Er wusste nicht, ob er dies riechen oder schmecken konnte. Er wusste es ganz einfach. Es war wie eine außersinnliche Wahrnehmung, ein Instrument dieser Spezies, um sich einen geeigneten Wirt zu nehmen.

***

Daniel wusste nicht, wie man sich als Goa'uld verhalten musste, um in einen Menschen einzudringen. Und eigentlich wollte er es auch gar nicht wissen. Aber der Druck um seinen Leib wurde immer stärker und er stand vor der Entscheidung, in einem unschuldigen, unfreiwilligen und vor allem am Ganzen unbeteiligten Menschen weiterzuleben oder sein eigenes Leben qualvoll langsam zu lassen.

Die Entscheidung wäre ihm leichter gefalle, wenn mehrere Leben auf dem Spiel gestanden wären. Dann hätte er ohne zu zögern sein eigenes geopfert. Aber so stand ein Leben gegen ein Leben. Auch wenn er seinen momentanen Zustand nicht als Leben bezeichnen wollte, gab es doch immer noch ein kleines Fünkchen Hoffnung darauf, dass irgend jemand ihm helfen konnte, wenn er es schaffte, zu entkommen. Immerhin hatten die Konshimen seinen Körper in seinem Willen zurückgeschickt.

Außerdem konnte das, was er getan hatte, in keinster Weise diese Strafe rechtfertigen.

Manchmal hatte Daniel das Gefühl, die Konshimen wussten nicht, wie grausam diese Bestrafung für ihn war. Aber die Möglichkeit, Gedanken zu lesen, widersprach dieser Theorie. Sie wussten ganz genau, welche Pein sie ihm bereiteten und zeigten keinerlei Mitleid.

Daniel blieben nur noch wenige Sekunden, um seine Entscheidung zu fällen.

Und er traf sie in der Hoffnung, seine Freunde irgendwann einmal wieder zu sehen. In der Überzeugung, sie würden einen Weg finden, ihm zu helfen. Und im Glauben daran, dass er kein Goa'uld, sondern ein Tok'ra war, der den unfreiwilligen Wirt so bald er konnte wieder verlassen würde und ihm während ihrer Symbiose gleiches Recht zukommen lassen würde.

Er konzentrierte sich auf den kleinen Körper und handelte nach dessen Willen. Er ließ sich von einem uralten Instinkt dieser parasitären Rasse leiten und vergrub den fühlenden und verletzlichen Teil seiner Seele tief in seinem Herzen, das noch ihm gehörte.

***

Shoshana beobachtete mit wachsendem Entsetzen, wie sich die Larve mit geöffnetem Maul, und jenem ihr eigenen schrillen Kreischen, dem Genick des ausgesuchten Wirtes näherte. Er war ausgesucht worden aus einer Gruppe Angeklagter, die alle mit dem Tode bestraft worden wären.

Ehe er es sich versah, spürte Daniel, dass er jetzt in seiner natürlichen Umgebung war. Der Herzschlag des Wirtes pochte leise im Hintergrund und er hörte, wie Blut kraftvoll durch die Adern des Mannes gepumpt wurde.

Langsam vereinigte sich sein Körper mit den Gedanken des Wirtes und sein Körper schlang sich um dessen Halswirbelsäule. Er fühlte, wie all das Wissen aus dem Gehirn des Mannes auch in sein Denken überging und umgekehrt. Von einer Sekunde auf die andere wusste er plötzlich alles über den Menschen, dessen Leben er geraubt hatte. Und dieser wusste alles über ihn.

Er spürte, wie der Körper des Mannes versuchte, sich an die neue Situation anzupassen.

Shoshana sah, wie der Mann mit geschlossenen Augen und schmerzverzerrtem Gesicht kurz in die Knie ging, sich dann wieder aufrichtete und leicht schwankte. Plötzlich glühten seine Augen auf und der Körper sackte gänzlich zusammen. Der Mann fiel auf den Boden und blieb dort erschöpft und reglos liegen.

Daniel spürte, wie sein Körper langsam die Kontrolle über alle Körperfunktionen und Bewegungen des Wirtes übernahm. Die Vereinigung war noch nicht ganz abgeschlossen und er spürte einen leichten Widerstand des Mannes, der ihn daran hinderte.

***

Als würde er so etwas jeden Tag tun, kontrollierte Daniel Stoffwechsel, Kreislauf und Immunsystem des Wirtes mit spielender Leichtigkeit.

Trotzdem kostete es ihm Kraft, solange die Vereinigung noch nicht ganz vollzogen war. Erschöpft ließ er den Körper ruhen und gab ihm Kraft, so wie es Goa'uld Larven möglich war. Daniel wünschte sich, er könnte auch die psychische Stärke des Mannes unterstützen.

Im Zustand zwischen Bewusstsein und Schlaf versuchte Daniel, Zwiesprache mit dem Wirt zu halten. Dieser wusste, dass er kein echter Goa'uld war, dass er durch Bestrafung und durch Zwang in seinen Körper eingedrungen war, dass er die Goa'uld eigentlich hasste und dass er diesen Körper sobald es ihm möglich war, wieder verlassen würde.

Das alles änderte am Denken des Wirtes aber ziemlich wenig. Dieser wusste zwar, dass Daniel die Wahrheit sprach, konnte sich aber mit der Situation, ein anderes denkendes Wesen in sich zu haben, nicht abfinden.

Er kämpfte immer noch gegen Daniel um die Herrschaft über den Körper, aber es war ein aussichtsloser Kampf, den Daniel mit Leichtigkeit gewann. Trotzdem war er verzweifelt. Verzweifelter als er es jemals gewesen war.

Was würden sie mit ihm machen. Hatte er die zweifelhafte Ehre, sein restliches Leben hier auf dem Planeten der Konshimen verbringen zu 'dürfen'? Restliches Leben...eine Goa'uld Larve hatte ein langes Leben. Er hatte zwar keinen Sarkophag, aber trotzdem durfte er wahrscheinlich mit einigen hundert Jahren rechnen. War es das, was sich die Menschen immer als Hölle vorgestellt hatten? Den schlimmsten Ort, den es gab? Es gab für ihn nichts schlimmer als das, was ihm widerfahren war.

Was dachten seine Freunde? Hatten sie ihn aufgegeben? War das SGC im Besitz seines Körpers? Suchte SG1 noch nach ihm? Es stellten sich unendlich viele Fragen, und keine konnte beantwortet werden. Daniel fühlte, dass der Wirt, in dem er sich zwangsweise befand, wieder stärker wurde. Er zwang den Körper, aufzustehen und in dem Raum, in dem er sich nun wieder vollkommen alleine befand, nach einem Ausgang zu suchen. Auf wackeligen Beinen und mit zitternden Händen tastete er jeden Zentimeter der Innenwände ab, um den Ausgang zu finden. Keine Reaktion. Erschöpft und resignierend ließ sich Daniel an der Wand entlang nach unten gleiten.

***

Daniel forschte im Gedächtnis seines Wirtes nach, was dieser wohl verbrochen hatte, um so eine Strafe zu bekommen. Er stammte von einem Planeten, dessen Einwohner Forscher waren. Sie hatten nur wenige Stargate-Adressen aus uralten Überlieferungen, aber sie erforschten diese wenigen Welten genau. Einmal war Nath, so der Name des Wirtes, in dessen menschlichen Körper Daniel sich befand, mit einigen seiner Leute auf einen Planeten gekommen, der unbewohnt war und den sie nur selten besuchten. Dieses eine Mal hatten sie sich weiter vom Sternentor entfernt als je zuvor und Nath war auf einen Tempel gestoßen. Nath hatte den dortigen Konshimen Wächter überrascht und aus Notwehr getötet.

Daniel verstand nicht. Es schien also doch öfter zu passieren, dass fremde Rassen einen 'Tempel' der Konshimen fanden. Was taten die Konshimen mit diesen Leuten?

Umbringen? Sie alle als Gäste auf den Planeten bringen? Das erschien Daniel ziemlich leichtsinnig, wenn zudem das Immunsystem der Konshimen nicht gerade unangreifbar war.

Wurden sie alle Verurteilt? War es vielleicht von vornherein der Plan der Konshimen gewesen, ihn in eine Situation zu führen, in der er einen Fehler beging? Um einen Vorwand zu haben, ihn anzuklagen und somit loszuwerden, ohne das Image der 'gerechten' Rasse abzulegen? Das wäre nur logisch. Anders konnte er es sich nicht erklären, warum er bei seinem kleinen 'Ausflug' ganz einfach die Türen zu jedem beliebigen Gebäude öffnen hatte können und nun nicht mehr?

Daniels Nervosität stieg. Er wollte nicht sein ganzes miserables Leben als Goa'uld Larve in einem unschuldigen Wirt verbringen. Er spürte, wie der Zorn ihm neue Lebenskraft schenkte. Mut war jetzt genau das, was er brauchte. Er wusste nicht wie, aber er würde alles versuchen, um den Kampf gegen die Konshimen aufzunehmen.

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Kapitel 6 by moth-to-flame
6. Kapitel

"Es freut mich wirklich sehr, dass SIE mit uns gekommen sind, Jacob. Wirklich. Aber könnten Sie jetzt angenehmerweise aufhören, mir Anweisungen zu geben? Wir sind seit 10 Minuten hier und glauben Sie mir, ich weiß, wo dieser verfluchte Tempel steht!", bestimmte O'Neill energisch. Jacob rollte die Augen. Dieser Mann würde sich wohl nie ändern. Sam grinste bei dem Gedanken daran, dass Jacobs ewige Nörglerei ihrem Vorgesetzten genauso auf die Nerven ging wie ihr früher. "Ich habe es doch nur gut gemeint, Jack.", widersprach dieser. "Und außerdem sind es 15 Minuten."

"ICH bin der Leiter dieses Teams!", herrschte der Colonel. Jacob ignorierte ihn.

"Wir sind gleich da.", gab Sam bekannt. Jack nickte abwesend und versuchte, sich wieder einzukriegen.

***

"Hier befindet sich das Podest. Wir konnten allerdings nicht herausfinden, was es darstellt.", sagte Teal'c und leuchtete mit seiner Taschenlampe darauf.

Jacob seufzte und kniete sich hin um den Sockel in Augenschein zu nehmen, während die anderen ihm Licht spendeten. Wenige Zeit später stand er auf und untersuchte die Wände, die das Podest umgaben. Wie Jack schon einmal, stieg er hinauf und stellte seine Füße mitten auf die grünliche Oberfläche. Wieder passierte nichts.

"Das hab ich auch schon versucht.", merkte Jack an. Jacob schenkte ihm einen genervten Blick. "Ich glaube, dieses Transportsystem...wenn es denn eines ist...kann nur von dieser Rasse selbst in Betrieb genommen werden.", meldete sich Selmac.

"Super. Und was machen wir jetzt?", bemerkte Jack.

"Wir bleiben noch hier. Ich möchte noch ein paar weitere Unersuchungen machen.", beschloss der Tok'ra leichtfertig. Er hatte auf der Erde seine Tok'ra Kleidung gegen eine Uniform getauscht und ließ jetzt seinen Rucksack auf den staubigen Boden des Tempels fallen. Jack stöhnte. Noch ein Tag hier im Tempel. Am liebsten hätte er jetzt laut aufgeschrieen oder seinen Kopf gegen die Wand gestoßen. Er sah einfach nicht ein, wie diese sinnlose Zeitverschwendung hier auch nur im Entferntesten nützlich für Daniel sein konnte.

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Kapitel 7 by moth-to-flame
7. Kapitel

Auch wenn dieser es nicht offen zugeben würde, Daniel wusste, dass Nath ihm längst verziehen hatte. Er kannte alle Gedanken seines Wirtes, genauso wie dieser die seinen kannte. Daniel versuchte, sich in Nath' Lage zu versetzen. Er hätte sich auch verziehen, aber wie Nath hätte er die Tatsache nicht ertragen können, einen Symbionten in sich zu tragen.

Sam hatte sich ähnlich fühlen müssen, damals als Jolinar sie aus Angst um ihr Leben als Wirt genommen hatte.

Es war so grausam, zu fühlen, wie ein anderes Lebewesen, das intelligent war, zum Denken fähig, in einen eindrang und die Kontrolle über den eigenen Körper übernahm.

***

Daniel hatte mittlerweile Nath die Kontrolle übergeben. Er sah durch die sehfehlerfreien Augen des jungen Mannes, hörte mit seinen Ohren, schmeckte mit seiner Zunge, aber fühlte immer noch mit seinem eigenen Herzen. Es war erstaunlich, wie stark die Verbindung zwischen ihnen war. Er teilte die Gefühle, die Nath für seine Frau hegte, die er auf seinem Planeten hatte zurücklassen müssen, obwohl er selbst sie noch nie gesehen hatte. Nath' Gedächtnis beschrieb sie idealisiert. Wunderschön, sanftmütig, fürsorglich und intelligent. Er liebte sie.

Nath teilte seine Angst und sein Widerstreben, im Körper einer Goa'uld Larve zu sein. Teilte die Hoffnung, eines Tages wieder sein Leben zurückzubekommen. Seine Freunde wiederzusehen. Daniel versprach Nath, er würde seine Frau wiedersehen. Aber Nath wusste, dass Daniel dieses Versprechen kaum halten würde können. Nath kontrollierte die Bewegungen ihres Körpers. Unruhig lief er in dem Raum, in den sie gesperrt waren, auf und ab. Daniel sah mit den Augen seines Wirtes die imaginären Gitterstäbe vor sich und fühlte sich wie ein eingesperrtes Tier. Aber er war ein eingesperrtes Tier in einem eingesperrten Tier.

***

Plötzlich tat sich die Öffnung, die als Ein- und Ausgang diente, auf und Shoshana trat ein. Daniel bat Naht, ihm kurz die Kontrolle zu überlassen und Nath kam dem sofort nach. "Das wäre nicht nötig gewesen. Ich kann eure Gedanken gut auseinander halten.", sagte Shoshana und lächelte.

"Was willst du? Habt ihr euch eine neue Strafe für uns ausgedacht?", fragte Nath.

"Ihr habt beide eure gerechte Strafe erhalten.", antwortete Shoshana. Hatte sich Daniel verhört oder war Shoshana über das Wort 'gerechte' gestolpert? Er versuchte seinerseits, ihre Gedanken zu lesen. Aber er scheiterte. Irgendwie schaffte sie es, sich ihm zu widersetzen.

"Warum bist du hier?", fragte er. Es wirkte, als würde sie ihm in die Augen blickte. Aber Daniel wusste, dass es die Augen seines Wirtes waren, die sie sah.

"Ich habe den Auftrag bekommen, nach euch zu sehen.", sagte sie.

Daniel konnte sich das plötzliche Gefühl nicht erklären, aber er wusste, dass sie log.

"Was werden die Konshimen jetzt mit uns machen?", fragte er wieder, bewusst Shoshana nicht mit eingeschlossen.

Das schien ihr aber nicht aufzufallen, oder auffallen zu wollen. "Ihr werdet hier auf Konshim bleiben und euch unter den Konshimen nützlich machen müssen.", erklärte sie. Plötzlich stand sie auf und verließ den Raum ohne ein weiteres Wort.

Daniel lächelte. Er schöpfte unendlich viel Hoffnung aus dieser Unterhaltung. Wenn er sich nicht irrte, hatte er gerade erlebt, wie Shoshana an der Perfektion ihres eigenen Volkes zweifelte.

***

Shoshana versuchte den Weg zu ihrem Haus so schnell wie möglich zurückzulegen. So hatte sie sich die Unterhaltung mit Daniel und seinem neuen Wirt nicht vorgestellt. Der Wirt hatte sie angesehen, aber aus seinem Blick hatten die durchdringenden Gedanken Daniels gesprochen und sie durchbohrt. Sie hatte alle ihre Kräfte aufbringen müssen um seinen Versuchen, in ihr Gehirn einzudringen, widerstehen zu können. Er wusste von ihren Zweifeln. Und wenn er es wusste, dann war es für die anderen Konshimen ein leichtes, es ebenfalls zu erahnen. Die einzige Hoffnung, die sie hatte, war, dass diese keinen Verdacht hegten. Seitdem ihr der Rang eines Wächters aberkannt worden war, hatte sie sich im Hintergrund gehalten. Sie wollte um keinen Preis auffallen.

Es gab in jedem der igluartigen Konshimen-Bauten, die je ein Individuum bewohnte, einen Bereich, einen kleine Abschnitt des Raumes. Dieser war mit Wänden aus einer Substanz errichtet, welche es verhinderte, die Gedanken des sich darin befindlichen Konshimen zu lesen. Shoshana hielt sich immer öfter in dieser 'Kammer' auf. Nur dort hatte sie das Gefühl, nicht belauscht zu werden. Dort konnte sie den Gedanken nachhängen, die sie, von anderen Angehörigen ihres Volkes gehört, wahrscheinlich das Leben gekostet hätten. Sie wusste, dass sie solche Gedanken nicht haben durfte...nicht haben sollte. Doch sie konnte es nicht verhindern. Zeit ihres Lebens, und das würden viele andere Rassen als unendlich bezeichnen, hatte es nicht eine Phase gegeben, in der sie in irgendeiner Weise an der Kultur der Konshimen gezweifelt hätte. Doch dieser selbstbewusste, intelligente, neugierige und scheinbar furchtlose Mensch hatte es tatsächlich geschafft, ihr die Augen für eine andere Denkweise zu öffnen. Eine andere Sichtweise der Dinge. Sie hatte plötzlich realisiert, dass es die Konshimen nicht die beste Rasse, nicht perfekt und fehlerfrei waren. Nur eine Spezies unter tausend anderen. Nicht mehr, aber auch nicht weniger wert als jedes andere Lebewesen. Doch die Konshimen stellten sich über

diese andere Rassen, im Glauben, sie wären die Herrenrasse. Alle anderen Völker waren gleich, egal ob gut oder böse, sie alle waren...minderwertig.

Doch Shoshana glaubte das alles nicht mehr. Nur weil die Konshimen ihrer Meinung nach ein äußerst hoch entwickeltes Volk waren, gab ihnen das noch lange nicht das Recht, über alle anderen zu richten. Und sobald ihnen ein Hindernis in Form eines Angehörigen eines fremden Volkes im Wege stand, diesen so hart zu bestrafen. So wie Daniel und seinen neuen Wirt Nath. Sie wusste aus Daniels Gedanken, dass er die Goa'uld hasste. Und durch sein Denken konnte sie seine Gefühle und seinen Ekel vor dieser Rasse sogar ansatzweise verstehen, selbst wenn in ihrem Inneren immer noch der Grundglaube herrschte, alle Nicht-Konshimen seien gleich primitiv und gleich zu behandeln.

Sie wusste, dass ihr Zwiespalt bald schlimme Folgen haben würde. Irgend etwas musste sie unternehmen.

***

"Hör endlich auf!", rief Daniel schließlich laut aus und erschrak selbst über die Bosheit in seiner Stimme. Er hatte mit Nath besprochen, einen Fluchtversuch zu starten. Es müsste ihnen nur gelingen, aus dem Gebäude zu entwischen. Dann würden sie Shoshana suchen und sie bitten, ihnen zu helfen. Sie würde sie dann zum Transporter führen und schon waren sie wieder auf dem Planeten, von dem aus Daniel in diese grauenhafte Situation gekommen war. Von dort aus war es nur noch ein kleiner Schritt durch das Stargate auf die Erde...und dort würde man alle Hebel in Bewegung setzen, um ihnen zu helfen. Nath hielt die Idee für schwachsinnig. Daniel gab ihm gegenüber zu, dass viele Einzelheiten funktionieren mussten, um den Plan durchziehen zu können. Und er war überzeugt davon, dass Shoshana ihnen helfen würde. Das einzige, worum Daniel sich Sorgen machte, war der Ausbruch aus ihrer 'Zelle', die sich nur durch einen Konshimen öffnen ließ. Nath spürte die Entschlossenheit und die Überzeugung, als wäre er es, die sie empfand. Schließlich gab er nach. Was konnte er schon verlieren? Außer ein Leben in ewiger Gefangenschaft unter arroganten Leuten, die sich für unfehlbar hielten. Zudem noch mit einem nervenden Möchtegernhelden, der sich mit ihm seinen Körper teilte?

Daniel gab seinem Wirt einen gedanklichen Stoß in die Rippen, aber in diesem Moment war die Entscheidung gefällt. Sie würden es versuchen. Auch wenn ihnen bei einem Misslingen der Aktion eine weitere Strafe drohen könnte, würden sie das Risiko in Kauf nehmen. Schließlich war es eine Chance. Welche Strafe konnte noch schlimmer sein als die Zukunft, welche die beiden erwartete, wenn sie sich fügten und auf Konshim blieben?

weiter: Kapitel 8
Kapitel 8 by moth-to-flame
8. Kapitel

Selmac und Jacob hatten ebenfalls nicht herausfinden können, wie sich das Transportsystem auf dem Planeten aktivieren ließ. Zusammen mit SG1 waren sie bereits am nächsten Tag auf die Erde zurückgekehrt. Trotz der im Moment ziemlich angespannten Situation bei den Tok'ra hatte Jacob vor, seiner Tochter ein paar Tage zur Seite zu stehen. Der aussichtlose Zustand ihres Freundes machte ihr mehr zu schaffen, als sie jemals einem anderen Menschen gegenüber zugeben würde. Zudem hatte er sich in den letzten Jahren ziemlich rar gemacht und vermisste den Kontakt zu Sam. Jack und Teal'c gaben ihr zwar kameradschaftlichen Halt, aber er war sicher ihr würde ein wenig Zeit zusammen mit ihrem Vater auch gut tun.

***

In Ermangelung eines Testamentes hatte man beschlossen, Daniel so lange am Leben zu Erhalten, bis eine Nachricht der Asgard eintraf. Solange dies nicht länger als zwei Wochen dauerte. Das war Daniel Jacksons letzte Hoffnung. Und dieser Hoffnungsschimmer war klein, denn die Asgard konnten sonst wo in ihrer Galaxie sein.

Jack verbrachte Stunden am Krankenbett seines Freundes und redete mit ihm.

Er kannte den alten Spruch, dass Menschen im Koma alles um sich herum mitbekamen, nur nicht darauf reagieren konnten.

Aber traf das auch auf klinisch Tote zu?

Nichts desto trotz redete er einfach drauflos. Das ein oder andere Mal, als er gerade eines von SG1s' Abenteuer aus seiner Sichtweise schilderte, erwartete er geradezu einen Widerspruch von Daniel. Einen Einwurf, um ihn dazu zu bringen, bei den Fakten zu bleiben, nicht zu übertreiben. Aber ein Blick auf die blauen, geschwollenen Lippen und das blasse Gesicht des Kameraden riefen es ihm zurück ins Gedächtnis, dass er praktisch ein Selbstgespräch mit einem eigentlich toten Körper führte, dessen Kreislauf nur von piepsenden Geräten aufrecht erhalten wurde.

Trotz dieses Monologes wurde Jack aber nicht müde, bei seinem Freund zu sitzen.

Teal'c war schon mehrmals aufgetaucht und hatte ihm Gesellschaft geleistet. Nur Sam hatte Daniel noch nie besucht. O'Neill wusste warum und konnte es gut verstehen. Auch für ihn war es schwer, in dem leblosen Körper, der übersäht von Schläuchen, Kanülen und Elektroden war, seinen Freund zu erkennen.

Er hätte ihn damals auf dem Planeten nicht einfach zornig wegrennen lassen dürfen. Wenigstens Sam erlauben sollen, ihm zu folgen. Dann würde Daniel jetzt nicht so vor ihm auf dem Krankenbett liegen.

weiter: Kapitel 9
Kapitel 9 by moth-to-flame
9. Kapitel

Die nächsten Tage verbrachte Daniel gemeinsam mit Nath damit, genau zu beobachten, wann einer der Konshimen kam, um ihnen Nahrung oder Wasser zu bringen. Shoshana hatte zwar gesagt, sie würden den Konshimen bald bei ihren täglichen Arbeiten helfen können, aber solange wollte beide nicht warten. Es konnte dauern, bis sie neues Vertrauen in ihren Gefangenen geschöpft hatten und sie aus dem Gebäude ließen.

Unauffällig und bedacht auf ihre Gedanken prägten sie sich das System ein. Die Zeiten waren jeden Tag auf die Minute genau gleich. Das wunderte Daniel, kam der Zeit bei den Konshimen doch ein so niedriger Wert zu. Trotzdem schienen sie sich im Alltag an einen bestimmten Rhythmus zu halten, was ihm und Nath nur nützlich sein konnte.

Geduldig warteten sie noch ein paar Tage, bis sie sicher waren, dass niemand Verdacht geschöpft hatte. Shoshana war zweimal hier gewesen und hatte ziemlich oberflächliche Unterhaltungen geführt. Daniel spürte Instinktiv, welch innerer Zweifel sie plagte.

***

Schließlich beschloss Nath, dass er nicht länger warten wollte. Daniel gab sein Einverständnis. Es war hier auf diesem Planeten äußerst schwierig abzuschätzen, aber Daniel glaubte, dass es nun eine Woche her war, seit er und Nath ein und dieselbe Person waren.

Nach einem ziemlich unruhigen und traumreichen Schlaf warteten die beiden ungeduldig auf das erste Mahl, das ihnen gebracht wurde.

Nochmals achteten sie genau auf jede Bewegung des Konshimen, der das Essen brachte. Sie konnten aber nicht das leiseste Anzeichen erkennen, dass dieser irgendeinen Zweifel an ihrer Kooperation hegte. Ermutigt verging die Zeit danach schneller vorbei als erwartet und schließlich kam der Zeitpunkt, sich vorzubereiten.

Pünktlich wie immer öffnete sich die Tür. Nath befand sich rechts daneben flach an die Wand gedrückt und Daniel stoppte ihre Atmung. Der Konshime, voll beladen mit dem Tablett, blickte sich suchend um, doch noch ehe er etwas dagegen unternehmen konnte, hatte sich Nath auf ihn gestürzt und versuchte ihn zu überwältigen. Daniel hatte seinem Wirt die Kontrolle überlassen und verfolgte die Szene wie in einem Kinofilm aus der letzten Sitzreihe. Sie waren sich beide nicht sicher gewesen, wie stark ein Konshime war. Sie hatten leichtfertig angenommen, es wäre ein leichtes, ihn fertig zu machen.
Anscheinend hatten sie mit dieser wagen Vermutung sogar Recht gehabt. Kraftlos und mit geschlossenen Augen sank der Mann rückwärts zu boden. Daniel hoffte, er konnte seiner Theorie über die Kommunikation der Konshimen, die er bisher entwickelt hatte, vertrauen. Sie besagte, dass sich ein Konshime auf ein anderes Individuum sehr stark konzentrieren musste, um dessen Gedanken lesen zu können. Das wiederum würde bedeuteten, der jetzt bewusstlose Mann zu Naht' Füßen war nicht imstande gewesen, einen 'Hilferuf' an seine Freunde zu schicken.

Nath stimmte seinem Symbionten zu. Wenn die Konshimen davon wüsste, wären sie schon längst hier. Daniel verhinderte weiteres Nachdenken, indem er wieder die Kontrolle übernahm und zur Eile drängte. Ihre Tat würde nicht ewig unentdeckt bleiben.

Schnell verließ er den Raum und versuchte, sich daran zu erinnern, in welches Gebäude Shoshana damals verschwunden war. Zuerst suchte er nach der großen Kuppel, die das Labor darstellte. Er nahm die Stellung wieder ein, die er gehabt hatte, als er damals kurz davor gewesen war, in das Labor einzudringen. Genau dort hatte er sich vor Shoshana versteckt. Er überquerte schnell den unbelebten Platz und stand plötzlich vor einem mittelgroßen der Gebäude.

***

Er legte versuchshalber seine Hand auf die Außenhülle und tatsächlich, die Tür öffnete sich geräuschlos! Wahrscheinloch konnten er und Nath also nur nicht aus dem Gebäude entkommen, in das man sie gesperrt hatte. Oder es war wieder ein Trick der Konshimen? Aber solche Gedanken wollte Daniel jetzt nicht denken...

Zögernd trat er ein und war fast erleichtert, als sich die Tür wieder schloss und das Innere in das fast schon vertraute hellviolette Licht getaucht wurde. Daniel konnte Shoshana nirgendwo entdecken. Nath schlug ihm vor, den relativ großen Raum genauer unter die Lupe zu nehmen, woraufhin Daniel ihm einen gedanklichen Seitenhieb versetzte.

Er entdeckte eine abgeteilte Kammer, die irgendwie von der anderen Ausstattung abwich und versuchte einzutreten. Es funktionierte nicht.

Plötzlich aber öffnete sich eine Tür und im nächsten Augenblick stand Shoshana vor ihm. Sie musterte ihn mit funkelnden Augen.

"Was willst du hier?", zischte sie und zog Nath' Körper mit sich in die Kammer.

"Hilf uns!", flehte Daniel. "Hier kann keiner deine Gedanken lesen, habe ich recht?", fügte er hinzu. Diese Annahme war von Nath gekommen...und er schien damit recht zu haben. Shoshana nickte flüchtig. Dann sah sie ihm wieder direkt in die Augen. Wieder einmal fiel Daniel auf, wie schön sie war. Wie schön alle Konshimen waren. Perfekt...Äußerlich. Shoshana lächelte leicht und er konnte in ihren Augen wieder diese Unsicherheit erkennen.

***

"Wirst du uns helfen?", wiederholte Daniel eindringlicher. Ihre Pupillen flogen nervös hin und her. Auch Nath' Atem ging schwerer und die Anspannung des Moments beanspruchte seine Nerven aufs Stärkste.

"Ich kann nicht.", sagte sie schließlich entgültig. Daniel sah ein Funkeln in ihren Augen und hatte das Bedauern in ihrer Stimme nicht überhört.

"Bitte!", flehte er. "Wir haben nicht mehr viel Zeit!", addierte er leise.

"Sie werden mich bestrafen. Du weißt, wie grausam sie sein können.", flüsterte sie und ließ den Kopf sinken.

"Du hast Angst.", stellte Daniel erstaunt fest.

Shoshana sah kurz auf und schnaubte verächtlich. "Ja. Das habe ich.", gab sie schließlich aber zu.

"Du kannst mit auf die Erde kommen. Wenn du Nath und mir hilfst, unser Leben zurückzubekommen, werden wir auch dir helfen.", versprach er.

"Wie. Wie wollt ihr mir helfen?", fragte Shoshana.

"Bitte. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Bring uns mit dem Transportsystem wieder zurück auf den Planeten, wo wir uns getroffen haben.", bat Daniel ein letztes Mal. Alle seine Hoffnung lag in der Antwort, die sie ihm nun geben würde. Er musterte ihr Gesicht nach Verständnis, nach einem Zeichen für Mitleid. Und das erste Mal fand er dieses, auf dem Gesicht eines Konshimen.

"Kommt!", beschloss sie. Daniel atmete erleichtert aus und ließ sich von der Konshime mitreißen. Shoshana schwebte voraus und Nath hatte Mühe, ihr zu folgen.

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Kapitel 10 by moth-to-flame
10. Kapitel

Sam lief, getrieben von innerer Unruhe, in ihrem Quartier auf und ab. Obwohl die Betonwände des Raumes nur im Entferntesten eine Ähnlichkeit mit Gitterstäben aufwiesen fühlte sie sich wie ein eingesperrtes Tier. Natürlich konnte sie gehen. Die 26 Stockwerke an die Oberfläche fahren. Etwas mit ihrem Vater unternehmen, der sie ohnehin so selten besuchte, dass es ein Wunder war, dass sie ihn überhaupt noch erkannte.

Spaß haben....Spaß haben? Sich vergnügen, wenn im Hinterkopf stets dieser eine Gedanke nagte? Der Gedanke an Daniel, wie er mehr tot als lebendig hier unten in der Krankenstation lag? Sie konnte nicht einfach das SGC verlassen und so tun, als wäre nichts. Und sie brachte es einfach nicht fertig, Jack und Teal'c in die Krankenstation zu begleiten. Also war sie hier in ihrem Quartier und kam sich eingeschlossen vor. Seit Stunden hatte sie ein merkwürdiges Gefühl in der Magengegend. Als würde bald etwas passieren. Etwas, das mit Daniel zu tun hatte. Und eine innere Stimme sagte ihr, dass es nicht hier passieren würde. Sam fuhr sich nervös durch ihr Haar und schnaubte.

Der Planet! Dort würde sich etwas ereignen, das von großer Bedeutung für Daniels Leben war...Sie leckte sich die Lippen. Und was sollte sie jetzt tun? Einfach zu Hammond gehen und ihm sagen, er solle SG1 noch einmal auf den Planeten schicken, weil ihr Gefühl es ihr sagte? Klang nach keinem überzeugenden Argument. Was sollte sie ihrem Vater sagen? Der Vater-Tochter Urlaub war gestrichen, weil eine innere Stimme wollte, dass sie etwas anderes tat?

***

"Sam. Ich hoffe du hast wirklich einen guten Grund für diese Entscheidung...", sagte Jacob vorwurfsvoll. "Dad. Ich kann einfach nicht mit dir nach Florida fliegen wenn mein Freund klinisch tot hier im SGC liegt. In gut 6 Tagen werden wir ihn sterben lassen müssen, wenn die Asgard sich nicht melden. Und ich soll Urlaub machen? So leid es mir tut, ich kann das einfach nicht.", erklärte sie.

Jacob nickte verständnisvoll.

"Aber du solltest nicht hier Stockwerke tief unter der Erde Trübsal blasen. Wenn du nichts mit mir unternehmen willst, dann mach etwas mit deinen Freunden.", schlug er vor. Sam erinnerte sich plötzlich an etwas, das Daniel vor einiger Zeit in einer Unterhaltung erwähnt hatte. Es war darum gegangen, wie man die kalten Wände im SGC ein wenig aufhellen könnte. Jack hatte vorgeschlagen, ein paar Girlanden aufzuhängen und alle hatten gelacht. Nur Daniel war ernst geblieben. Darauf angesprochen hatte er gesagt: 'Wenn ich mal sterbe, braucht man mich gar nicht mehr zu begraben. Ich bin doch schon unter der Erde. Ziemlich weit sogar.'.

Daran dachte Sam, und an die unzähligen Male, an denen ihr wieder einmal bewusst geworden war, wie viele Kubiktonnen Granit sie über ihren Köpfen von der Sorglosigkeit des Lebens eines normalbürgerlichen Amerikaners trennte.

***

"Ja. Das werde ich. Aber sie sind oft stundenlang bei ihm. Der Colonel verbringt mehr Zeit bei Daniel als irgendwer sonst. Janet hat mir erzählt, dass er oft mit ihm spricht. Weißt du. Ich kann so etwas nicht. Ich sehe nicht Daniel, wenn ich diesen Körper anschaue. Ich meine...ich habe in meinem Leben schon viele Sterbende gesehen, Menschen, die im Koma lagen, Dutzende Tote. Aber es ist Daniel.", wich sie aus.

Jacob sah in die wässrigen Augen seiner Tochter und breitete seine Arme aus. Sam kam näher und ließ sich von ihrem Vater umarmen. Endlich ließ sie den Tränen freien Lauf, die sich so lange angestaut hatten und die sie immer zurückgehalten hatte.

Er strich ihr sanft über den Kopf und hielt sie einfach fest.

"Du solltest wirklich mal zu ihm gehen. Du musst ja nicht lange bleiben. Aber wenn du es nicht machst, tut es dir irgendwann leid.", flüsterte er.

Sam schluchzte leise und nickte. Dann wischte sie sich die letzten Tropfen von den Wangen und lächelte mutig. "Danke, Dad.".

"Gern geschehen. Dann werde ich wohl wieder 'nach Hause' gehen.", sagte er.

"Ja. Aber wir holen diesen Urlaub nach...", versicherte sie. Jacob wandte sich zum Gehen und als er außer Hörweite war, murmelte Sam: "Irgendwann...".

***

"Okay. Jetzt sind wir also hier. Sieht immer noch genauso so aus, wie wir ihn verlassen haben.", verkündete Jack, als er den Tempel betrat und ihn mit der Taschenlampe ausleuchtete.

Sam und Teal'c folgten ihm. "Und nun?", fragte er und leuchtete Sam direkt ins Gesicht. Diese zuckte, geblendet blinzelnd, die Achseln. Sie konnte es immer noch nicht glauben, dass Hammond diese Mission genehmigt hatte. Schließlich war alles, was sie an Überzeugungen zu bieten gehabt hatte, ein unbestimmtes Gefühl im Bauch.

Und dieses Gefühl hatte sich verstärkt, seit sie den Fuß auf diesen Planeten gesetzt hatte. "Ich bin mir sicher, dass etwas passieren wird.", sagte sie.

"Ich vertraue auf Major Carters Intuition."; meldete Teal'c sich.

Sam warf ihm einen dankbaren Blick zu, den er aber in der Dunkelheit nicht sehen konnte. Stattdessen begann er seinerseits, den Raum ein weiteres Mal auszuleuchten. O'Neill hatte recht. Es hatte sich nichts verändert.

"Ja. Ich auch. Nur WANN?", sagte Jack. Sam wusste, dass er nicht daran glaubte. Er war nur hier, weil sie ihn praktisch darum gebeten hatte.

"Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein äußerst ungeduldiger Mensch bist?", fragte Teal'c. Jack richtete den Lichtkegel schnell auf Teal'cs Gesicht.

"Nein. Und das bin ich auch nicht. Ich kann stundenlang nur mit einer Angel in der Hand dasitzen und warten, bis ein Fisch anbeißt.", sagte er überzeugend.

"Ich glaube, dass dies eher eine Form von Entspannung für dich ist. Wenn man im Vorhinein weiß, dass man keinen Fisch fangen wird, hat das nichts mit Geduld zu tun. Im See, in dem du immer angelst, existiert kein einziger Fisch.", stellte Teal'c trocken fest. Jack schwieg. Sam hätte jetzt gerne seinen Gesichtsausdruck gesehen. Wahrscheinlich hatte er im Moment selber eine gewisse Ähnlichkeit mit einem Fisch.

"Okay. Wenn ihr mir nicht glaubt. Ich kann geduldig sein.", sagte er trotzig, setzte sich auf den Boden und führ die nächsten 2 Stunden kam keine einzige Silbe über seine Lippen, während Sam und Teal'c in einen anregenden Dialog verwickelt waren.

***

"Kommen Sie, Carter. Hier passiert nichts mehr. Ihr Gefühl hat sie...enttäuscht. Gehen wir nach Hause.", versuchte Jack vorsichtig. Er hatte tatsächlich die letzten Stunden kein einziges Wort gesagt. Trotzdem waren seine Nerven zum Zerreißen gespannt gewesen. Das hier brachte nichts. Sie alle waren traurig über Daniels Schicksal, aber auf diesem Planeten konnte ihm auch nichts mehr helfen. Er war aufgestanden und lief mit der Taschenlampe ein letztes Mal die Wände ab.

Sam reagierte nicht. Teal'c musterte sie.

"Es tut mir leid.", sagte sie leise.

"Was?...Schon gut. Gehen wir einfach!", forderte O'Neill. Sam nickte tapfer.

Zufrieden stapfte der Colonel mit großen Schritten aus dem Tempel, Teal'c heftete sich auf seine Fersen. "Nur noch eine Minute!", rief Sam gedämpft.

"Sie kriegen zwei!", kam es zurück. Sam seufzte. Das Gefühl in ihrem Inneren war stärker als je zuvor. Aber wahrscheinlich hatte O'Neill recht. Es war nur die Verzweiflung über Daniels aussichtslose Situation. Die Unfähigkeit, etwas für ihn tun zu können.

Mit trübem Blick folgte sie dem Lichtkegel ihrer Taschenlampe über die nackten Wände. Sam schloss kurz die Augen und wendete sich dann ebenfalls dem Ausgang zu. Plötzlich wurde sie von einem Geräusch aufgehalten. Es war leise, fast nicht wahrnehmbar. Es klang wie ein Wispern. Dann war auf einmal der ganze Raum in ein grünes Licht getaucht. Sam drehte sich erschrocken um. Ihre Augen folgten dem Licht zu seiner Quelle - dem rätselhaften Podest.

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Kapitel 11 by moth-to-flame
11. Kapitel

Daniel und Nath versuchten, an möglichst wenig zu denken. Bisher schien kein Konshime etwas von ihrem Vorhaben mitbekommen zu haben. Die Pflasterstraßen waren leergefegt wie immer. Bald erreichten sie den Platz mit den Springbrunnen. Wieder fiel Daniel die unnatürliche Bläue des Wassers auf. Doch diesmal hatte er keine Zeit, sich darüber den Kopf zu zerbrechen, was wohl die Ursache dafür war.

Mit wachsender Hoffnung in seinem Herzen erblickte er das Podest. Doch Shoshana schien zu zögern. "Was ist?", fragte Daniel ungeduldig und hoffte inständig, dass sie sich nicht anders entschieden hatte. Auch Nath drängte zur Eile. Beide hatten das Gefühl, sie könnten es schaffen.

Shoshana sah plötzlich fast ängstlich aus. "Sie kommen. Sie wissen es. Wir werden es nicht schaffen.", hörten die beiden sie leise.

"Wir sind so nah dran. Wir werden jetzt nicht aufgeben!", gab Nath anstelle von Daniel zurück. Shoshana musterte ihn eine Sekunde lang. Dann nickte sie langsam und folgte ihm zum Podest. Im selben Moment konnten auch Daniel und Nath die Stimmen hören. Ein leises Wispern, dass zu einem unerträglichen Ton anschwoll. Hunderte von Stimmen, aufgeregt, erbost, zornig. Daniels Angst wuchs. Nath schien relativ ruhig zu bleiben. "Das ist unser Ende.", verkündete Shoshana dunkel.

***

Nun konnte man auch die Umrisse der Konshimen erkenne, die sich mit unglaublicher Zahl und Geschwindigkeit, aus der Stadt kommend, näherten.

Im darauffolgenden Augenblick kam ein zweites Geräusch hinzu. Nath richtete seine Augen gen Himmel. Daniel sah, wie sich der immerblaue Himmel plötzlich grau verfärbte, dann schwarz wurde. Und dann erkannte er, dass es kein Himmel war, der ihm entgegenblickte. Es war eine riesige Kuppel. Schwarz umwölkt traten lange, violette Stäbe daraus hervor.

"Erinnerst du dich daran, was ich darüber gesagt habe, dass unser Volk durchaus weiß, wie es seine Geheimnisse schützen kann?", teilte Shoshana Daniel mit.

Daniel nickte mental. Das war also eine Waffe!

Shoshana trat auf das Podest und zog Nath' Körper mit sich. Mit einer schnellen Handbewegung aktivierte sie das Transportsystem. Doch bevor ihre Körper sich dematerialisieren konnten, kam die Waffe der Konshimen zum Einsatz. Tausende von pfeilartigen Geschossen kamen aus den einzelnen Stäben. Die Geräuschkulisse schwoll an. Plötzlich wurde Nath Leib zur Seite gerissen. Eine Ladung der Pfeile hatte ihn getroffen. Shoshana riss die Augen auf. Dann lösten sich ihre Moleküle auf und die Waffe traf ins leere.

Als sich ihre Körper wieder materialisierten, brach Nath sofort auf dem Podest zusammen.

***

Ein Chaos von Empfindung stürzte über Daniel herein. Er spürte den Schmerz, der den Wirtskörper in heißen Wellen durchströmte, als wären es der seine. Er sah mit Nath' Augen auf sich herunter. Kleine, widerhakenbewehrte Pfeile, aus einem ihm unbekannten und harten Material, spickten den Leib.

Blut strömte aus Dutzenden einzelner Wunden und bildete bereits eine größer werdende Lache auf dem Steinboden. Dort, wo der Körper auf den Boden gesackt war, bohrten sich die Geschosse immer tiefer in die Haut. Die Schmerzen waren unerträglich und Daniel fühlte, wie der Wirt starb. Seine Heilkräfte waren nutzlos. Die Verletzungen der fremden Waffe waren zu gravierend. Verzweifelt sah er sich ein letztes Mal mit den Augen des Wirtes um. Er war wie erwartet zurück im dunklen Tempel, wo er Shoshana getroffen hatte. Sie stand neben ihm. Die Zeit schien stillzustehen.

Nath war nicht einmal fähig, einen letzten Wunsch zu äußern. Sein Herz hörte auf, zu schlagen. Und Daniel würde seinem Wirt bald in den Tod folgen müssen. Ohne ihn war er in der Umgebung des Tempels nicht lebensfähig. Plötzlich konnte er weder sehen noch hören. Der Wirt war tot und er war wieder auf seine eigenen schwach ausgeprägten Sinne angewiesen. Er spürte Shoshanas Nähe, gleichzeitig aber, dass sie ihm nicht helfen konnte. Und er wurde immer schwächer. Unerwartet fühlte er jäh die Anwesenheit einer anderen Person. Sein Herz schlug bereits langsam und seine Kraft schwand immer mehr. Der Wirt, es war ein Mensch, kam immer näher.

Daniel stand wieder vor einer folgenschweren Entscheidung. Er wollte niemandem wehtun, keinen unschuldigen Menschen sein Leben rauben. Konnte es sein, dass es sogar einer seiner Freunde war? Er verdrängte diesen Gedanken schnell wieder. Alles oder Nichts. Leben oder Tod.

Leben! Er hatte so vieles durchgemacht. Gekämpft. Hatte es geschafft, den Konshimen zu entkommen. Und dann hörte er Shoshanas Gedanken in seinem Kopf. Die Konshimen würden ihnen nicht folgen. Aber sie selbst konnte nie wieder auf ihren Heimatplaneten zurückkommen. Man würde sie langsam und qualvoll töten. Was sie getan hatte, war das schlimmste Verbrechen, das man auf Konshim begehen konnte.

Sie wusste, dass er im Sterben lag. Und sie wusste, was Daniel nur spüren konnte.

Ein Mensch näherte sich ihnen langsam und ohne jegliches Geräusch. Daniel bedauerte sehr, dass er nur mit Konshimen in der Lage war, gedanklich zu kommunizieren.

***

"Nimm dir den Mensch zum Wirt. Ich weiß, dass es dir sehr schwer fällt. Aber sonst wirst du sterben. Du kannst ihn verlassen, sobald du wieder deine ursprüngliche Form hast.", teilte sie ihm überzeugend mit.

So sterben? Im Körper seines ärgsten Feindes? Das wollte er nicht. Er wollte einen Sarg in der Größe eines erwachsenen Menschen. Nicht der einer Goa'uld-Larve.

"Das heißt du kannst mir helfen?", fragte er hoffnungsvoll zurück.

"Das wird sich noch herausstellen. Es hängt davon ab, ob dein Körper noch existiert und in welchem Zustand er ist.", kam die Antwort.

Daniel schwieg und dachte darüber nach. Seine Entscheidung war schon längst getroffen. Er hatte sich für das Leben entschieden. Alleine die Aussicht, irgendwann wieder in seinen eigenen Körper zurückkehren zu können, machte ihm Mut. Den Mut, den er brauchte, um den toten Nath zu verlassen und einem anderen Menschen seine Freiheit zu rauben. Jetzt musste alles schnell gehen. Der potentielle Wirt war nahe genug, um einen Versuch zu starten, in ihn einzudringen. Und er tat es. Er löste sich von dem Toten. Die kalte Umgebung des Tempels durchbohrte ihn wie tausend Nadelstiche. Er ignorierte den Schmerz und drang schnell in den Nacken des Menschen ein. Er hörte ein überraschtes Stöhnen, dann einen Aufschrei. Daniel verband sich mit seinem neuen Wirt. Und dann traf ihn die Erkenntnis wie ein Schlag. Es war Sam...



Ende vom Teil (2)
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