Engelslächeln by Murdock Freak
Summary: Jack O'Neils Wochenende voller Nachdenken & Erinnerungen.
Categories: Stargate SG-1 Characters: Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara
Genre: Friendship, General, Hurt/Comfort
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 2311 Read: 2540 Published: 28.10.11 Updated: 28.10.11

1. Kapitel 1 by Murdock Freak

Kapitel 1 by Murdock Freak
Engelslächeln


„Verdammt, eine Arschkälte heut Abend!“, brummte Colonel Jack O’Neill und zog den Reisverschluss seiner Jacke bis zum Kinn hoch.
„Ja, Sir, find ich auch“, bestätigte Major Samantha Carter lächelnd, als sie hinter ihm aus der schweren Metalltür des Stargate-Center trat und die aufgeschütteten Schneeberge am Rande des Parkgeländes sah.
„Teal’C hat’s beinah gut, dass er sein Zimmer in Center hat.“
Sie griff in ihrer Manteltasche, um ihren Autoschlüssel zu suchen.
„Ah, Scheiße“, murmelte sie, als sie ihr beim Herausziehen wegen der unpraktischen Handschuhe hinunterfielen.
„Warten Sie, Carter.“
„Oh, machen Sie sich keine Umstände, Sir!“
„Was soll das heißen? Denken Sie, ich bin zu alt und verrostet?“
Jack verschränkte mit gespielten Trotz die Arme vor der Brust.
„Natürlich nicht, Sir. Danke“, erwiderte Sam lachend und strich sich eine Haarsträhne aus den Augen.
„Wo bleibt denn, Daniel? Hat er sich im Torraum eingeschlossen zum Protest: ’Schafft das Wochenende ab’?“, fragte Jack mit gewohnt trockenem Humor, der Sam erneut dazu brachte, lachend den Kopf zu schütteln.
„Die Arbeit ist eben sein Leben.“
Jack richtete sich gerade noch rechtzeitig auf, um ihr Lachen nicht nur zu hören, sondern auch sehen zu können. Und während er ihr den Schlüsselbund übergab, sah er in ihre blauen Augen. Er liebte nichts mehr, als sie zum Lachen zu bringen. Wenn ihre Augen leuchteten, dann fand ihr Licht auch den Weg in sein Herz und verdrängte all die Schuld und den brutalen, nie enden wollenden Schmerz für eine Sekunde. Für eine Sekunde. . .
Der Lichtkegel einer nahen Straßenlaterne fiel auf ihre Haut und ließ sie golden schimmern.
So wunderschön, dachte Jack.
„Sir? Alles in Ordnung?“
Jack räusperte sich und zwang sich, seine Augen von ihren abzuwenden. Sofort brach seine eigene Hölle wieder über ihm zusammen. Wie immer. . .
„Logo.“
Sam wollte eben zum Sprechen ansetzen, als ein abgehetzter Daniel Jackson die schwere Tür aufdrückte und sie somit unterbrach. Jack war dankbar dafür.
„Hey Leute, Moment!“, rief Daniel, lief auf die beiden Offiziere zu und wedelte mit einem Stoß Akten in der Luft herum.
„Vorsicht, Daniel!“, konnte Sam noch rufen, als er auch schon mit einem erschrockenen Aufschrei auf einer Eisschicht ausrutschte und rücklings auf den Boden knallte.
Begleitet von Jacks lautem Lachen segelten duzend lose Blätter aus der Akte zu Boden.
„Autsch! Sehr witzig, Jack!“
„Ja, find ich auch“, lachte der, während er gemeinsam mit Sam die paar Schritte zur Tür zurücklief. Immer noch grinsend, zog der Colonel den jungen Archäologen auf die Beine zurück, während Sam die Blätter einsammelte.
Sam stand auf und wollte die Aufzeichnungen näher betrachten, als Jack zu ihr trat und ihr die Akte einfach aus der Hand nahm.
„Was ist das?“
Daniel, der sich eben den Schnee von der Hose strich, sah auf.
„Oh das. Das sind Fotographien vom Tempel auf P3X4...“
„Daniel!!“
„Was?“ Daniel blickte den älteren Mann wie ein Unschuldslämmchen an.
„Daniel, es ist Samstagabend 19:16 Uhr! Einige Leute die ich kenne, nennen das auch Wochenende!! Schon schlimm genug, dass wir erst heute von dieser Untersuchung zurückgekommen sind!“
Sam beobachtete grinsend das Szenarium.
„Jack, ich finde es nun mal faszinierend diese Texte zu übersetzen. Ein ruhiger Sonntag ist perfekt dazu.“
„Ah ja? Carter, wo ist der geheime Knopf, um ihn abzuschalten?“
„Ich fürchte, dass darf ich Ihnen nicht verraten, Sir“, antwortete die junge Frau lachend.
Licht in seinem Herz . . .
„Wir sehn uns Montagmorgen Punkt 7 Uhr, Jack“, grinste Daniel, wohl wissend, das Colonel O’Neill es hasste, wenn man ihn ans zeitige Aufstehen erinnerte.
„Das war unter die Gürtellinie“, erwiderte Jack grinsend.
Sam nahm ihm die Akte wieder ab.
„Schönes Wochenende, Sir.“
„Danke, Carter“, entgegnete er und gestattete sich einen letzten Blick in diesen unendlichen Ozean ihrer Augen, bevor er sich umdrehte.
„Na dann, gute Nacht, Leute!“, rief Jack O’Neill über die Schulter hinweg und verschwand in der Dunkelheit außerhalb des Lichtkegels.

„Willkommen Daheim, Jack“, sagte er in die leere seines Wohnzimmers. Es sollte witzig klingen, aber es klang erbärmlich.
Er warf die Autoschlüssel aufs Sofa und steuerte zielstrebig auf die Küche zu.
Ein eiskaltes Bier, das war, was er jetzt brauchte. Und dann einen sinnlosen Schinken im Fernsehen.
Heutzutage war so ein Film ja leicht zu finden und so verging die Zeit.
Zu der Bierflasche gesellten sich noch 2 weitere, sowie eine Flasche „Kleiner Feigling“ und nicht zu vergessen das Gläschen Whiskey.
Als der Abspann des Filmes über den Bildschirm lief, hatte Jack schon längst vergessen, worum es in diesem Streifen eigentlich gegangen war und das war verdammt noch mal auch
scheißegal! Die Uhr zeigte kurz nach 2 Uhr morgens und Jacks Schädel fühlte sich etwas dumpf an. Gut. Genau das wollte er erreichen. Jedes Wochenende. . .
Er schaltete den Fernseher aus und ließ die Dosen, das Glas und die Flasche einfach auf dem Tisch stehen.
Außer ihm war ja niemand im Haus, der sich darüber hätte aufregen können. Niemand . . .
Nachdem eine warme Dusche ihm auch nicht wirklich hatte aufmuntern können, zog er sich doch noch einmal seine Lederjacke an und stieg mit einer Likörflasche hinauf aufs Dach.
Die Kälte schlug ihm wie eine Wand entgegen und für einen Moment stockte ihm der Atem.
Dann trat er aus der Tür hinaus und während sie unbeachtet ins Schloss fiel, trat er an den Rand des Daches, den Blick hinauf zu den Sternen.
Schönes Wochenende, Sir. Er hörte ihre Stimme. Diese wunderschöne Stimme.
Krampfhaft versuchte er sich nicht eingestehen zu müssen, wie sehr er sich wünschte, sie wäre bei ihm. Jetzt und hier. Und am besten für immer.
Ohne, dass sie ihm Fragen stellen würde. Fragen, auf die er selbst nie eine Antwort gefunden hatte und wohl nie eine finden wird. Sarah. Charlie.
„Verdammt“, murmelte Jack und nahm einen kleinen Schluck aus der Flasche. Er wollte sich nicht erinnern. Er schloss für ein paar Sekunden die Augen, doch öffnete sie sofort wieder, als ihm davon leicht schwindelig wurde. Das dumpfe Gefühl in seinem Schädel breitete sich erneut wie eine willkommene warme Welle über seinen Verstand aus.
Er betrachtete die Flasche mit einer Mischung aus Hass und Dankbarkeit.
„Das beschissene ist eigentlich nur, dass es auf dieser Welt nichts gibt, was einem wirklich gehört.“ Merkte Jack nicht, dass er laut angefangen hatte, zu sprechen? Vielleicht lag es an seinem alkoholisierten Zustand. Vielleicht spielte es aber für ihn auch einfach keine Rolle mehr.
„Man kann das Glück so festhalten, wie man will. Man kann so stark und entschlossen sein, dass man tatsächlich niemals loslässt. Dann kommt das Schicksal und schlägt dir die Hand ab.
Dann bleiben gottverdammte Erinnerungen, die man wie eine beschissene Blutkrankheit immer mit sich trägt. Ahh, alles Schwachsinn.“
Sichtlich müde und ausgebrannt strich sich Jack über die Augen.
Die Sterne funkelten und zogen seinen Blick erneut an. Und da war es wieder. Dieses Gefühl. Dieses unberechenbare Gefühl, dass ihn immer einholte, so entschlossen er auch dagegen kämpfte. Das Gefühl, der Angst. Angst vor der Kälte des Lebens.

Das Klingeln des Telefons riss Jack aus einem unruhigen Schlaf.
„Was zum Teufel...“ Völlig abgekämpft starrte er auf die Uhr. 1500. Klasse. Jack ließ es Klingeln. Es war ihm egal, wer das war. Doch nach der Ansage des Anrufbeantworters:
„Hier ist Sam. Sir, ich weiß, dass Sie da sind. Gehen Sie bitte ran.“
Jack starrte das Telefon an. Sam. Ihr lachendes Gesicht erschien vor seinem geistigen Auge und Colonel O’Neill musste lächeln. Sam.
Oh, wüsste sie, wie gern er in ihre Arme sinken und seine Vergangenheit einfach loslassen wollte. Er wollte sie lieben! Ja, verdammt, nichts wollte er mehr!
Aber als Charlie durch seine Schuld starb und Sarah ihn verließ, da starb alles in ihm.
Es war damals, als würde er in einen tiefen Brunnen fallen. Unendlich tief. Es schien Jack damals, als würde es kein Ende geben. Der Schmerz und die Leere schienen sich immer tiefer zu fressen und mit jeden Meter, den Jack O’Neill weiter hinabfiel in das kalte Nichts, wurde die Gewissheit größer, dass er niemals wieder hinaufklettern können würde.
Sam ahnte nicht, wie sehr er das Gefühl der Geborgenheit der Liebe vermisste und doch seine Vergangenheit nicht loslassen konnte.
„Gehen Sie doch bitte ran, Colonel.“
Nein, sie wusste nicht, wie sehr er litt.
Seufzend nahm er schließlich den Hörer ab.
„Hey, Carter.“
Er glaubte, ihr Lächeln zu sehen.
„Hey, Colonel.“
„Was gibt’s denn so wichtiges, dass sie mich aus dem Schlaf klingeln?“
„Aus dem Schlaf, Sir?!“
Jack musste grinsen.
„Ja, also Sir, schlechte Neuigkeiten. Das Notfallteam hat General Hammond angerufen, weil eine Nachricht der Tok’Ra heute morgen ankam. Sie haben eine Entdeckung gemacht, bezüglich einer neuen Waffe. General Hammond hat deswegen unsre Besprechung für morgen schon auf 6 Uhr gelegt.“
„Juhu“, kam die trockene Antwort.

Eine halbe Stunde war seit dem Telefonat vergangen. Jack saß in Boxershorts in der Küche und machte sich einen starken Kaffee. Während er die Vorgänge der Kaffeemaschine beobachtete, schoss ihm die alte Illusion durch den Kopf. Sam. Wie er mit ihr reden würde. Ihr alles sagen würde. Wie sehr er sie liebte. Das er mit ihr zusammen sein wollte. Und stimmte das denn nicht? War das denn nicht genau das, was er wollte? Seine Wangenmuskeln verkrampften sich, als Jack die Zähne zusammen biss. Er würde es ihr nie sagen können. Er war einfach nicht gut darin über seine Gefühle zu sprechen. Und auch wenn er und Sam ein glückliches Leben führen würden, was, wenn sie auf einer Außenmission ums Leben kommen würde?
Nein, er könnte das nicht noch einmal ertragen.
Charlie und Sarah waren unwiederbringlich von ihm gegangen und mit ihnen der Mut zu lieben.
Doch einmal über Sam’s Wange streichen. In ihren Armen liegen und nicht der Kämpfer Jack O’Neill sein müssen.
Es war ein Teufelskreis. Es gab kein zurück zu Sarah und Charlie. Doch er selbst war gefangen im Schatten seiner Vergangenheit.
Jack spürte, dass dieser Kampf in seinem Inneren ihn aufzuzehren drohte.
„Verdammt auf ewig zu leiden. DAS IST ALLES VÖLLIG IRRSINNIG!!!!“, schrie Jack in die Leere seiner Küche, als ob dieser Schrei die Dämonen in seinem Herzen vertreiben könnte.
Er zwang sich, sich zu beruhigte und fühlte mit zitternder Hand den brühheißen Kaffee in eine Tasse. Dann stand er auf und holte die kleine Schachtel aus dem Wohnzimmer. Eine kleine Schachtel, voll gefüllt mir duzenden Bildern. Sie öffnend, fiel ihm auch gleich das erste Bild entgegen.
Die Tasse an den Lippen, starrte Jack auf das Photo.
Bilder. Sie waren alles, was ihm geblieben war.
Er starrte geistesabwesend auf Sarahs schönes Gesicht. Das Photo zeigte sie im Urlaub, als er sie früh am Morgen im Schlaf photographiert hatte.
Dieses Photo war sein liebstes. Sie sah darauf so erlöst und so unglaublich friedlich aus.
Als wäre ihr ganzer Körper und all ihre Gedanken und Gefühle ein einzigstes, goldenes Licht, dass alles und jeden um sie herum einhüllte.
Auf diesem Photo existierte kein Schmerz, keine Schuld.
Dieser Gesichtsausdruck war für Jack alles, was ihn an Frieden erinnert und seine Augen fühlten sich mit leisen Tränen. . .
Nein, die Bilder waren nicht alles, was ihm geblieben war. Das stimmte nicht. Viele schöne Erinnerungen an gemeinsame Ausflüge, Sarahs strahlende Augen und Charlies unbeschwertes Lachen. Wie viel und doch wie wenig war ihm geblieben...
Die restlichen Stunden des Sonntags schlichen an Jack O’Neill vorbei. So sinn – und bedeutungslos wie all die unzähligen Sonntage davor.
Sonntagnacht fiel er ins Bett. Mit Jeans und T-Shirt, beinahe noch mit Hausschuhen.
Seine müden Augen waren voller ungeweinter Tränen, die so auch niemals trocknen können.
Und als sich der Schlaf über ihn senkte, kamen die Träume. Goldene Träume, die für ein paar Stunden die Leere in ihm füllten...

Als der Wecker 4 Uhr klingelte, fand Jack sich nur widerwillig in der Gegenwart wieder.
Verschlafen, aber zumindest mit neuen Kräften saß er nach dem Duschen am Küchentisch.
Der Toast schmeckte nach ziemlich gar nichts, aber Jack schob es grinsend auf seine, noch immer schlafenden Geschmacksnerven. Ja, es ging ihm besser.
So war es jeden Morgen. Wenn der Tag mit seinen Nichtigkeiten zurück war, dann konnten seine Gedanken abschweifen. Es war diese Abende, die er fürchtete. Wenn er nicht mehr geblendet war und sie sehen musste – die Wahrheit. Gnadenlos.
Als Jack seinen Wagen 5:45 Uhr durch die Sicherheitssperre hindurch auf das Gelände des Stargate-Centers fuhr, war er bereit.
Er stieg aus dem Wagen, überquerte schnell den Parkplatz und betrat nach einer weiteren Sicherheitskontrolle den unterirdischen Gebäudekomplex.
Er war bereit für einen neuen Tag, voll bittere Ironie, Sarkasmus, schwarzer Leere und Sams engelsgleichen Lächeln.

Diese Geschichte ist wie der Brunnen, in den Jack fiel. Sie hat kein Ende.
Und das ist wohl das Grausamste überhaupt. Gefühle, wie Schmerz und Trauer, wie Einsamkeit und Hilflosigkeit und die schwere Bürde seiner Schuld sind fester Bestandteil seines Seins. Alles, was ihn erfüllt.
Und alles was ihm und mir bleibt, sind die Erinnerungen.
Erinnerungen an Geborgenheit und Liebe.

Ende
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