Bald (D-1) by JolinarJackson
Summary: Und wenn Jacob Daniel doch geheilt hätte?
Prolog zu: Scherben
Categories: Stargate SG-1 Characters: Daniel Jackson (SG-1), Jack O’Neill (SG-1), Multi-Chara
Genre: Friendship, General, post-Epi
Challenges: Keine
Series: Keine
Chapters: 1 Completed: Ja Word count: 2279 Read: 2393 Published: 28.01.13 Updated: 28.01.13
Story Notes:
Die Story ist nicht ganz eindeutig und sie hat ein abruptes Ende. Ich hoffe trotzdem, dass sie euch gefällt. Sie schließt direkt an ’Meridian’ an und ich dachte mir, dass ich mal schreibe, was geschehen wäre, wenn Jacob Daniel geheilt hätte. Die Story ist teilweise wirklich seltsam, aber ich habe mir schon was dabei gedacht, auch bei dem letzten Satz.
Kapitel 1 by JolinarJackson
Bald


“Ich weiß nicht, ob ich ihn retten kann, aber selbst wenn es gelingt, wird er seinen ursprünglichen Gesundheitszustand nicht wieder erlangen.“
(Jacob Carter/Selmak: ’Meridian – Die Entscheidung’)

***

“Vorsichtig, Daniel, gleich haben wir es geschafft.“ Jack bemerkte sehr wohl, dass sein Freund immer schwerer um seine Schultern hing und scheinbar kurz davor war, das Bewusstsein zu verlieren. “Kann nicht mehr“, murmelte der Archäologe und Jack manövrierte ihn mühevoll zur Couch, bevor er sich gemeinsam mit ihm hinsetzte. “Ich war mal fitter“, keuchte Daniel mit einem leichten Lächeln und Jack behielt seinen Arm um die Schultern des jungen Mannes. “Du bist krank. Du wirst gesund“, war seine Antwort.

Er atmete durch und blickte zur offen stehenden Haustür. Daniel lachte leise, erwiderte aber nichts. Alles war durchdiskutiert worden – mehrmals sogar – und Jack hatte seine Meinung offen kundgetan. Er hatte nicht zusehen wollen wie Daniel ging und er hatte Jacob nicht gebeten, aufzuhören, den jungen Mann zu heilen.

Seitdem war ein Monat vergangen. Ein Monat, in dem Daniel immer wieder gefragt hatte, warum Jack ihn nicht hatte gehen lassen. Jack hatte jedes Mal erwidert, dass er es nicht ertragen könnte, wenn Daniel auf diese Art und Weise sterben würde. Er hatte sich gegen eine Heilung ausgesprochen und auch, nachdem er Daniel einen Monat lang zugesehen hatte wie sehr er an den Folgen der Strahlung litt, war er sich sicher, dass er genauso wieder handeln würde.

Genauso! Daniel hatte irgendwann aufgehört, zu fragen. Er war der Diskussionen müde geworden und Janet hatte ihm empfohlen, sich nicht so großem Stress auszusetzen.

Jack ging diesen Debatten nach dieser ärztlichen Empfehlung auch aus dem Weg. Es wurde drüber hinweg geschwiegen und Jack hoffte nur allzu sehr, dass dieses Drüber-Hinweg-Schweigen nicht zu einem Verhängnis werden würde, denn ausdiskutiert war das Thema noch lange nicht. Er drückte seinen Freund etwas enger an seine Seite und dachte darüber nach, dass er ihn für verloren geglaubt hatte. Er sinnierte über das Gespräch auf dieser anderen Ebene und er sah ein, dass Daniel ein Recht gehabt hatte, Jack um den Tod zu bitten, auch, wenn er es nicht einsehen wollte.

Als Janet eine Besserung von Daniels Vitalfunktionen diagnostizierte und die Wunden zu verheilen begannen, war Jack so glücklich gewesen, dass er sofort darum gebeten hatte, Daniel mit zu sich zu nehmen, sobald er aufstehen und die Station verlassen konnte. Er konnte sich an die Tränen erinnern, die Sam geweint hatte, als sie von der Besserung des Gesundheitszustandes ihres Freundes erfuhr.

Sie war so glücklich gewesen und Jack um den Hals gefallen. Jack hatte ihr das Gespräch mit Daniel auf der anderen Ebene verschwiegen. Teal’c hatte breit gegrinst, als er von den größeren Überlebenschancen gehört hatte. Dann hatte er sich umgedreht und war in sein Quartier gegangen, um zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder zu meditieren.

Er sagte, jetzt besäße er genügend Ruhe, um das Kel’No’Reem durchzuführen und Daniels Zustand erfülle sein Herz mit Freude. Jeder wusste, dass das ein emotionsgeladenes Statement des Jaffa war. So emotionsgeladen wie lange nicht mehr. Jack hatte ihm das Gespräch mit Daniel auf der anderen Ebene verschwiegen.

Daniel war noch immer krank, doch inzwischen außer Lebensgefahr. Die Zeit auf der Krankenstation hatte ihn blass gemacht, Janets Medikamente sorgten für eine permanente Müdigkeit und Schwäche und die Folgen der Strahlung waren nicht weniger schlimm: Schwindel- und Schwächeanfälle, wiederholte Bewusstlosigkeit, Schlappheit und Müdigkeit. Janet hatte gesagt, es würde besser werden. Sie hatte gesagt: “Geben Sie ihm Zeit!“ Sie hatte gesagt: “Ich halte es für ausgeschlossen, dass er auf Aufklärungs-Missionen gehen kann – für immer.“

Sie hatte gesagt: “Er kann aber sicher wieder hier arbeiten – am Schreibtisch und vielleicht die eine oder andere, harmlose Forschungsmission.“ Doch Jack wusste, dass sie keine Ahnung hatte, was die Zukunft bringen würde.

Sie war ratlos. Einmal ging es Daniel erstaunlich gut, dann wieder war er schwach und schlief pausenlos. Ein anderes Mal wiederum hatte er Schmerzen und dann war er wieder überdreht und fröhlich. Janet hatte ihm schonend beigebracht was Jacob zu seinem künftigen Gesundheitszustand gesagt hatte. Er hatte nur geschwiegen und genickt. Eine Diskussion hatte er nicht angefangen. SG-1 war im letzten Monat nicht wieder auf Mission gewesen, und hatte sich stattdessen pausenlos um Daniel gekümmert oder hatte Dinge aufgeholt wie fällige Berichte, in Sams Fall Projekte.

Dann war Janet gestern zu Jack gekommen und hatte ihm gesagt, er könne Daniel jetzt mitnehmen.

Daniel seufzte leise. Jack blickte zu ihm hinunter. Er erkannte, dass der junge Mann die Augen geschlossen hatte und ruhig atmete.

“Hey.“ Er stieß den Archäologen leicht an. Daniel schlug die Augen auf.

“Willst du ins Bett oder -“

“Es geht mir gut“, sagte Daniel.

“Wirklich?“ fragte Jack. Daniel nickte leicht.

“Hunger?“ hakte Jack nach.

“Nicht wirklich“, war die Antwort.

“Durst?“

Er schüttelte den Kopf.

“Okay“, machte Jack. Er stand auf und wanderte wieder nach draußen, um die Reisetasche hereinzuholen, die mit dem Zeug gefüllt war, das sich in einem Monat Krankenstation zweifellos anhäufte. Er ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. “Das war’s“, sagte Jack. Daniel blickte ihn müde an, dann nickte er langsam. “Ja, das ... das war’s dann wohl“, murmelte er. Sein Blick haftete auf der Tür. Jack nickte ebenfalls.

***

Er schlief. Warum, zum Teufel noch mal, schlief er schon wieder?

Er hatte doch schon die ganze Nacht geschlafen.

Und jetzt war es 13 Uhr. Jack legte ihm eine Hand auf die Stirn. Er hatte kein Fieber.

Wenigstens etwas! Jack erhob sich aus seiner sitzenden Position am Gästebett und verließ das Zimmer. Hinter sich schloss er die Tür. Von außen lehnte er sich dagegen. Er musste zur Arbeit. Hammond hatte für 1500 eine Besprechung anberaumt.

Jack machte sich keine Sorgen um Daniel. Während sie bei den Asgard gewesen waren, hatte Cassie den ersten Nachmittag auf den Archäologen aufgepasst und dann bei Jack in der Hütte übernachtet. Dann hatte Janet übernommen, Daniel alle fünf Stunden aufgesucht und jede Stunde angerufen.

Die Krankenstation war überfüllt gewesen. Sie hatte keine Zeit gehabt, vollständig bei ihm zu bleiben.

Dann war SG-1 am späten Abend irgendwann zurückgekehrt von ihrer Mission. Thor lag im Koma ... und jetzt, eine Woche später, war Daniel am Abend eingeschlafen wie immer – um 21 Uhr. An seinem Zustand hatte sich seitdem nichts geändert.

Jack duschte, rasierte sich und zog sich an, dann aß er zu Mittag und betrat noch einmal das Schlafzimmer. Daniel schlief noch immer. Jack seufzte stumm und schrieb ihm eine Nachricht. Weder Cassie noch Janet hatten heute Zeit.

Cassie war mit Dominik verreist – die Ferien hatten begonnen – und Janet war auf einer der für sie so seltenen Missionen. Daniel musste alleine klar kommen, denn Jack wollte nicht, dass jemand anderes aus dem Berg den Wachdienst bei ihm übernahm, obwohl MacKenzie sich regelrecht darum zu reißen schien, den jüngeren Mann zu sprechen. Jack versprach schriftlich, anzurufen. Vor und nach der Mission, bei der ein neuer, guter Archäologe aus Daniels Abteilung wahrscheinlich wieder kläglich versagen würde.

Warum fiel es den Probemitgliedern auch so schwer, eine Waffe zu bedienen? Warum war es so abwegig, dass Eingeborene, die mit Speeren nach ihnen warfen, feindlich gesinnt waren? Warum war es so verwunderlich, dass Jack nach den ersten zwei Misserfolgen etwas verstimmt war? Warum ging im SGC das Gerücht um, Daniel, Sam und Teal’c seien die Einzigen, die der Colonel um sich herum duldete?

Alle taten so, als würde er den ’armen Archäologen’ den Kopf abreißen ... so guckten die Ersatzmänner zumindest, wenn sie den Torraum betraten. Er stellte auf einem Beistelltisch Obst und eine Flasche Wasser bereit, legte das Telefon und ein Buch dazu und setzte sich zu Daniel an das Bett. Mit einem Blick auf die Uhr stellte er fest, dass er noch zehn Minuten Zeit hatte, bevor er los musste.

“Daniel?“ flüsterte er. Der Archäologe reagierte nicht, sondern schlief weiter. Jack fuhr ihm vorsichtig über die Stirn. “Hey, Kleiner!“

Daniel gab keinen Laut von sich. Jack seufzte und verließ das Zimmer wieder. Diesmal blieb die Tür offen.

***

“Na, wieder wach?“ fragte Jack und beobachtete wie Daniel die Augen öffnete und in die Abendsonne blinzelte. Hatte er denn wirklich den ganzen Nachmittag nur verschlafen?

Zumindest zeugten die unbeantworteten Anrufe und die Anordnung der bereitgestellten Dinge davon. Alles lag noch am selben Platz wie am Vormittag. Bis auf den einen Apfel, den Jacks Nachbarin wohl hatte ’mitgehen’ lassen, als sie nach dem Archäologen sah. Jack war es am Ende doch zu unsicher geworden, Daniel alleine zu lassen und so hatte er bei der jungen Frau nebenan angerufen.

Die war beruflich Krankenschwester. Jack wusste nicht, warum er nicht schon früher auf diese Idee gekommen war. “Wie fühlst du dich?“ war seine nächste Frage, während er Daniel die Wasserflasche reichte. “Müde“, antwortete der Archäologe. Jack nickte langsam: “Dr. Lang kann man ja in der Pfeife rauchen, Danny. Du wusstest, dass wir sie heute testen. Warum hast du mir nicht gesagt, wie inkompetent -“

“Sie ist die beste auf ihrem Spezialgebiet und hat so viel Kondition wie eine Soldatin. Was passt dir nicht an ihr?“ wurde er unterbrochen. Jack grinste. “Sie gibt Widerworte“, antwortete er dann. Daniel lächelte leicht: “Na ja, wenn ich dich daran erinnern dürfte, dass -“

“Hey! Bei Carter, Teal’c und dir ist das was anderes“, verteidigte Jack sich. Daniel nickte langsam: “Wie konnte ich das vergessen?“

***

“Jack?“

Er blickte vom Fernsehbildschirm zum Archäologen hinüber. Dieser starrte gedankenverloren in sein Wasserglas.

“Was ist denn?“ ermutigte Jack ihn.

“Wann kann ich wieder arbeiten?“ fragte Daniel.

“Bald“, antwortete Jack.

“Was heißt bald? Du sagst schon seit drei Tagen bald. Was soll ich mir darunter vorstellen? Ich bin stark genug dafür. Ich wohne bereits seit einer Woche hier und lasse mich bemuttern. Ich habe keine Lust mehr“, meinte Daniel. Jack blickte wieder auf den Bildschirm: “Bald, Danny.“

***

Jack erschrak. Überall im Haus brannte noch Licht. Schnell hastete er über die Veranda und stieß die unverschlossene Tür auf: “Daniel!“ Er eilte zur Couch und bemerkte beiläufig, dass der Fernseher lief. Daniel wandte ihm seinen Blick zu. In seinen Augen standen Tränen. “Daniel, was ist passiert?“ fragte der Colonel, “Du ... solltest doch abschließen. Du kannst doch laufen. Es ging dir doch heute morgen gut.“ Daniel wischte sich über die Augen: “Ich wollte abschließen.“

“Und weiter?“ fragte Jack.

“Ich konnte plötzlich nicht mehr aufstehen, ohne, dass sich der Raum drehte. Ich konnte mich nicht mehr bewegen. Mir war schlecht“, berichtete Daniel. Jack richtete ihn vorsichtig auf, zog ihn in eine sitzende Position. Dann setzte er sich ihm gegenüber. “Heute morgen ging es dir doch gut“, wiederholte er leiser und ruhiger. Daniel schaute ihn an. Einige Sekunden, dann senkte er den Blick: “Heute morgen ist ewig lang her. Es hat sich viel geändert seit heute morgen.“ Jack zwang ihn mit einer Berührung, ihm ins Gesicht zu sehen.

“Was willst du mir damit sagen?“ fragte er nervös.

“Ich dachte, ich schaffe es, Jack. Aber ich bekomme es nicht hin. Ich kann es nicht alleine. Ich war noch nie so ... abhängig und ich hasse es“, flüsterte Daniel.

“Was meinst du?“ fragte der Colonel, “Was kannst du nicht?“

“Ich habe seit heute morgen nichts mehr gegessen“, war Daniels einzige Antwort. Jack blickte zu der Obstschale auf dem Esszimmer-Tisch, nur wenige Schritte entfernt. Der Weg hin und zurück war eine Sache von fünf Sekunden. “Ich habe dir das Obst hierhin gestellt“, sagte er hohl und warf dem Tisch vor der Couch einen Blick zu.

“Ich habe Joanna gebeten, sie wegzustellen, als sie heute Mittag vorbeikam“, gestand Daniel, “Da war ich noch nicht hungrig. Sie tat es. Ich dachte, ich kriege es hin, aber ich schaffte es nicht. Ich ... ich konnte gerade mal aufstehen und zwei Schritte gehen, Jack.“ Daniel senkte den Blick wieder.

“Warum hast du Joanna nicht angerufen? Sie wohnt gleich nebenan. Es stellt für sie kein Problem dar, nach dir zu sehen“, meinte Jack.

“Sie war nicht da. Sie hat Dienstags Nachmittag Spätdienst“, erklärte Daniel, “Und ich war noch nie so abhängig. Jack, ich ... ich habe das Gefühl, ein Gefangener zu sein.“ Jack zog ihn in eine Umarmung. “Nein, verdammt, das bist du nicht. Das bist du nicht. Nie, Danny. Ich habe dich nie so gesehen“, murmelte er beruhigend. Es wurde still. Daniel brach die Stille: “Jack, würde es dir etwas ausmachen, deine Waffe aus dem Nachttisch zu holen?“ Der Colonel zuckte zusammen: “Aus dem Nachttisch?“

“In meinem Zimmer“, erklärte Daniel.

“Oh Mann, das Ding hatte ich fast vergessen. Die liegt da, weil meine Schwester bei ihren Besuchen hier immer eine will. Sie ist ziemlich -“

“Ich bin heute nacht aufgewacht und hatte sie in der Hand.“

Jack festigte die Umarmung unbewusst.

“Ich ... ich glaube, ich schlafwandle“, flüsterte Daniel. Jack rührte sich nicht. Aber wieso ... er konnte den Gedanken nicht zu Ende bringen.

“Und ich habe geträumt, ich hätte mich erschossen“, fuhr Daniel fort.

“Woher -“

“Du hast mir mal von deiner Schwester erzählt. Von ihrer leichten Paranoia und dem ganzen Zeug“, flüsterte Daniel. Jack festigte seine Umarmung kurz und ließ dann wieder lockerer.

“Ich hatte solche Träume schon früher. Aber noch nie ...“ Daniel brach seine Erklärung ab.

“Schon gut“, tröstete Jack, “Ich räume das Ding weg.“

“Ich bin nicht schwach, oder?“ fragte Daniel. Jack schüttelte den Kopf: “Nur durcheinander. Du hattest ein Nah-Tod- Erlebnis. Das hat dich durcheinander gebracht. Du bist nicht schwach.“

“Und ich komme wieder klar?“ fragte Daniel.

“Ja, Daniel. Irgendwann kommst du wieder klar. MacKenzie hat angedeutet, dass das passieren kann. Keine Sorge. Du kommst wieder klar“, murmelte Jack beruhigend.

“Bald?“ hakte Daniel nach.

“Bald“, war die Antwort.

“So bald wie ich wieder arbeiten kann, Jack?“


ENDE

Fortsetzung: Scherben


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